Der Geschlechterkampf ist überholt

Neue Lösungsansätze sind nötig, um die globalen Probleme zu lösen. Derweil bewirtschaften wir immer noch den «Kampf der Geschlechter». Eine überholte Denkweise, wie Monique R. Siegel findet; ihr Think Tank «Female Shift» wirft diese über Bord.

Zeit für das Ende des „Kampfs der Geschlechter“: Prof. Dr. Gerhard M. Buurman, Rosmarie Michel, Monique R. Siegel vom Kernteam des Think Tanks Female Shift. (Bild: Thomas Berner)

Man merkt es allein schon bei der Lektüre ihrer regelmässigen «Blitzlicht»-Kolumne in der Print-Ausgabe des ORGANISATOR: Monique R. Siegel ist ein Mensch, der nur so von Gedanken sprüht. Schon längst könnte sie ihren Ruhestand geniessen, doch das wäre ihre Sache nicht. Die promovierte Germanistin und Wirtschaftsethikerin reisst lieber neue Projekte an. Ihr neuestes «Baby»: Der Think Tank «Female Shift». Was auf den ersten Blick nach Feminismus in Endlosschlaufe klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als etwas ganz anderes: Nicht Geschlechterkampf und Forderung nach Frauenquoten stehen im Zentrum, sondern explizit die Betonung der Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Female­shift.org will weg von einem Gedankengut weiblicher Emanzipation, das aller Männlichkeit am liebsten den Krieg erklären würde, hin zu einem neuen Denken, das gemeinsam Lösungen für globale Probleme findet. «Noch nie hat es eine solche Dichte und Parallelität von Problemen und Konflikten gegeben. Dafür brauchen wir neue Lösungsan­sätze, gemeinsam erarbeitet von Frauen und Männern auf Augenhöhe», so heisst es auf der Website.

Verantwortung übernehmen

51 Prozent der Menschheit sind Frauen. Erstaunlich also, dass sich eine Mehrheit so lange von einer Minderheit diktieren liess, was sie zu tun oder zu lassen hatte. Denn dies steht ganz im Gegensatz zum Megatrend «Frauen»: Noch nie gab es eine Generation Frauen, die so gut ausgebildet und ambitioniert war wie die heutige. Es findet entsprechend eine Verlagerung von Kompetenzen und Verantwortung weg von den Männern hin zu den Frauen statt. Dennoch werden Frauen immer noch als «förderungswürdige Minderheit» betrachtet, so Monique R. Siegel. «Solches Denken stammt von gestern», hält sie dezidiert fest. Vielmehr müsse es nun darum gehen, dass beide Geschlechter – auch generationenübergreifend – zusammenspannen, um die grossen Krisen bewältigen zu können. Die belegten Voraussetzungen wären vorhanden: Es ist ein Fakt, dass gemischte Teams profitabler arbeiten.

«Wir als Gesellschaft erwarten von Frauen, dass sie Verantwortung übernehmen», so lautet ein Punkt im Credo von Female Shift. Auf der anderen Seite setzt Female Shift aber auch auf die neuen Väter: Diese zeigen eine ganz andere Einstellung gegenüber Frauen und haben selbst ein starkes ­Interesse daran, die Arbeitswelt zu ihren Gunsten zu verändern.

Angebote für KMU

Für ihr Projekt, das im Juni 2017 mit einer Pilotveranstaltung lanciert wurde, hat Monique R. Siegel eine Mitstreiterin gefunden, die sich schon seit Jahrzehnten für die Anliegen von Frauen in der Wirtschaft eingesetzt hat: Rosmarie Michel, geboren 1931, ihres Zeichens langjährige Präsidentin von Business and Professional Women (BPW) Schweiz, lange die erste Verwaltungsrätin der Credit Suisse und heute eine Doyenne der Stadtzürcher Wirtschaft. Gemeinsam mit weiteren – auch jüngeren – Mitstreitern und Mitstreiterinnen wollen die beiden Damen den Think Tank und die Plattform www.femaleshift.org den KMU schmackhaft machen. Als Expertenpool, Informations-Hub und Innovationslaborato­rium steht er Interessierten zur Ver­fügung. Zur Angebotspalette gehören etwa Events zur Entscheidungsfindung, Präsentation von Beispielen für Best Practice und Innovation oder auch Roundtables für den Informations­austausch mit Experten. Auch für die Unterstützung zur Evaluation und ­Umsetzung unternehmenseigener Inklusionsprojekte stellt der Think Tank seine Dienste zur Verfügung.

Veranstaltung am 9. April

Diversity in Action: So lautet das Thema der nächsten Veranstaltung von Female Shift am 9. April 2018 (16 bis 21 Uhr) im Zunfthaus «zur Meisen» in Zürich: Was lässt sich für den persön­lichen Umgang mit Diversity entdecken? Wie gehen andere damit um? Welche Erfolgsbeispiele existieren? Und welche Lehren lassen sich aus dem Scheitern ziehen? An diesem Anlass werden die Mitwirkenden ihre Geschichten erzählen – für Inspiration dürfte gesorgt sein.

Weitere Informationen auf www.femaleshift.org.

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