Sparen bei öffentlichen Dienstleistungen durch Partnerschaften
Partnerschaften sind das Zukunftsmodell für die Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen. Dazu werden sich inskünftig vermehrt unterschiedliche öffentliche und private Partner in agilen Communities zusammenschliessen. Dabei werden sie das Lebenszyklus- und Nachhaltigkeitsdenken verstärken, um Effizienz und Effektivität zu steigern. Zu diesem Schluss kamen verschiedene Projektverantwortliche an einer Informationsveranstaltung des Vereins PPP Schweiz von Ende November 2016 in Bern.
Konzepte wie PPP umfassen die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und privater Wirtschaft und ist ein Lösungsansatz zur optimalen Erfüllung öffentlicher Aufgaben. PPP ist einerseits eine Beschaffungsvariante, die sich am Lebenszyklus orientiert. Darüber hinaus umfasst PPP nach dem allgemeinen Sprachgebrauch aber auch weitere Formen der partnerschaftlichen Aufgabenerfüllung, die sich insbesondere durch Merkmale wie z.B. Erfüllung einer öffentlichen Aufgabe als Ziel, Beteiligung mindestens je eines privaten und öffentlichen Partners, Bereitstellung einer wirtschaftlichen Leistung, Verantwortungsgemeinschaft, Bündelung von Ressourcen (Kapital, Betriebsmittel, Know-how) u.a. auszeichnen.
Seit der Jahrhundertwende stehen die öffentlichen Infrastrukturen im Zentrum der PPP-Diskussion. Dabei kommen den Bereichen Planung, Bau, eventuell Finanzierung und Betrieb (FM) eine wesentliche Bedeutung zu. Insbesondere im Bereich Hochbau bestehen breite, international akzeptierte Standards und Methoden. Ziel ist in jedem Fall die nachhaltige Wirtschaftlichkeit über den Lebenszyklus sowie die Sicherung des Erfolgs durch partnerschaftlichen Umgang.
Entwicklung der Partnerschaftskonzepte
In der Schweiz bestanden schon lange vor dem PPP-Modell verschiedene Partnerschaftskonzepte. Als Beispiele seien hier die Bereiche Meteorologie und Raumentwicklung aber auch gemischtwirtschaftliche Unternehmen genannt.
Angesichts der Herausforderungen und der drohenden Überforderung des Staats bietet sich die PPP-Methodik als ausgezeichnete Möglichkeit an, neue Partnerschaften zu lancieren und partnerschaftliche Zusammenarbeitsformen zu optimieren, wie Urs Bolz, PPP-Experte und Leiter des Expertennetzwerks des Vereins darlegte.
Als Kernelemente des PPP-Modells gelten, dass öffentliche wie private Partner in der Ergebnisverantwortung für das Endprodukt stehen und dass das Projekt auf den Lebenszyklus ausgerichtet wird. Der Private übernimmt dabei explizit wirtschaftliche Risiken, dank geeigneter Anreizsysteme zahlt sich der Erfolg für ihn aus.
Kanton Basel-Landschaft senkt IT-Kosten
Ruedi Hausammann, Gründer und Partner der NOVO Business Consultants AG zeigte die enormen Kosten durch die steigende Komplexität der Informations- und Kommunikationstechnologie ICT nicht nur bei Projekten, sondern insbesondere auch bei der Pflege von IT-Landschaften auf. So setzt der Kanton Basel-Landschaft zur Abwicklung betriebswirtschaftlicher Prozesse eine umfangreiche SAP-Plattform mit rund 50 vernetzten IT-Systemen ein. Dabei müssen der gesamte Betrieb wie auch die Weiterentwicklung nachhaltig sichergestellt sein.
Um die Gesamtsituation sowohl qualitativ als auch wirtschaftlich zu verbessern, erfolgte die komplette Überführung des Betriebs, des Supports und der Weiterentwicklung der gesamten SAP-Plattform und der zugehörigen Drittsysteme in eine schweizweit bislang einzigartige öffentlich-private Partnerschaft mit NOVO. Diese PPP orientiert sich am Lebenszyklus, welcher bei einer SAP-Landschaft deutlich über 10 Jahren liegt. Dabei bilden die beiden Partner eine Verantwortungsgemeinschaft und teilen sich die Risiken und Verantwortlichkeiten entlang ihrer Kernkompetenzen.
Energienetz GSG soll Energieeffizienz steigern
Das energienetz GSG (Gossau SG – St.Gallen – Gaiserwald) ist eine regionale Plattform für Energie- und Ressourceneffizienz, gegründet als einfache Gesellschaft mit 31 lokalen Mitgliedunternehmen, der Gemeinde Gaiserwald, den Energiestädten Gossau und St.Gallen, den lokalen Energieversorgern, den regionalen Handels- und Industrievereinigungen sowie der Energiefachstelle des Kantons St.Gallen.
Wie Koordinator Andreas Schläpfer darlegte, will das energienetz GSG im Industriegebiet Gossau Ost – St.Gallen West die betriebliche Energieeffizienz steigern sowie den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen kontinuierlich senken. Als weiteres Ziel ist der Bau eines Niedrigtemperatur-Wärmenetzes (Anergienetz) vorgesehen, um die überschüssige Abwärme aus den Industrieprozessen für die Wärmeversorgung zu nutzen. Im Oktober 2016 definierten die Projektinitianten einen Initial-Cluster, für welchen anfangs 2017 Rahmenkredite bei den politischen Gemeinden für den Bau beantragt werden.
Wissenschaft: Partnerschaftlich forschen und entwickeln
Zur Spitzenforschung wird eine hervorragende Infrastruktur benötigt, wie Dr. Thomas Brunschwiler von IBM Reserach erläuterte. Gerade in der Nanotechnologie ist mit Investitionen von zweistelligen Millionenbeträgen zu rechnen. Um diese Initialkosten zu teilen und synergetisch die kritische Masse für den Betrieb sicherzustellen, haben sich die langjährigen Forschungspartner IBM und ETH Zürich im Jahre 2007 für ein PPP-Modell in der Umsetzung des «Binnig und Rohrer Nanotechnologie Center (BRNC)» entschieden. Die IBM finanzierte die Gebäudeinfrastruktur, während Kapitalinvestitionen in Geräte zwischen ETH und IBM geteilt wurden und die ETH sich in den Räumlichkeiten einmietet. Dabei wird der Reinraum von IBM Personal betrieben und die ETH trägt zu den operativen Kosten bei.
Das PPP-Modell hat sich seit der Eröffnung des BRNC im Jahre 2011 als sehr erfolgreich und robust erwiesen. Inzwischen sind vier Professuren der ETH Zürich permanent in Rüschlikon angesiedelt und es konnte bereits ein erster Startup gegründet werden. Das BRNC ist ein einmaliger Erfolg im Bereich PPP der Grundlagenforschungsinfrastruktur in der Schweiz. So kann die IBM ihre Forschung von Weltrang im Bereich der Nanotechnologie in Rüschlikon fortsetzen und die ETH hat viele Jahre früher eine Kapazitätserweiterung ihrer Forschungsinfrastruktur sowie Zugang zu einem professionellen Prozessteam bekommen. Weiter, konnte die Position der Schweiz in der internationalen Forschungslandschaft durch diese Kollaboration entscheidend gestärkt werden.
Public Private Development Partnerships (PPDP)
Jean-Christophe Favre, Berater für Partnerschaften mit der Privatwirtschaft bei der DEZA, hat aufgezeigt, wie die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft aussehen kann, um die Ziele der nachhaltigen Entwicklung (SDG) zu erreichen. Die von der internationalen Gemeinschaft im September 2015 beschlossene Agenda 2030 kann nur umgesetzt werden, wenn sich alle Akteure stark engagieren. Die Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit 2017-2020 ermutigt die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit, enger mit Unternehmen zu kooperieren, um die Ziele der nachhaltigen Entwicklung zu erreichen.
Die DEZA engagiert sich in innovativen Partnerschaften mit der Privatwirtschaft. In deren Rahmen bringt jeder Partner seine Kompetenzen und Ressourcen ein, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, auch wenn die jeweiligen Interessen unterschiedlich sein sollten. Ziel ist, Produkte und Dienstleistungen für die am stärksten Benachteiligten zu entwickeln, wie zum Beispiel Mikro-Versicherungen gegen Naturkatastrophen, das Geschäftsmodell von Unternehmen zu beeinflussen, indem zum Beispiel der Wasser-Fussabdruck ihrer Produkte verkleinert wird, und den Dialog über die Grundsätze für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln und die Menschenrechte zu fördern, zum Beispiel im Rahmen des Global Compact. So sollte ein nachhaltiger, weitreichender Beitrag zur Erreichung der Entwicklungsziele und der Armutsbekämpfung geleistet werden können.
Weitere Informationen: Verein PPP Schweiz