Arbeiten, wo man lebt
Die neu gegründete VillageOffice Genossenschaft will das Pendelproblem an der Wurzel packen: Menschen sollen künftig dort arbeiten können, wo sie wohnen. Dafür erstellt die Genossenschaft ein schweizweites Netzwerk an VillageOffices: gemeinschaftlich genutzte Arbeitsorte im Zentrum von Dörfern, kleinen Städten und Vororten.
Der tägliche Strom an Pendlern stammt von einem Muster aus der industriellen Revolution, als die Menschen erstmals zur Arbeit dahin fahren mussten, wo die Maschinen standen: in die Fabrik. Noch heute pendeln wir in diese “Fabriken”, obwohl fast die Hälfte aller Arbeitnehmer ihre Arbeit von irgendwo aus erledigen könnten. Wir können uns diesen Automatismus nicht mehr leisten. Jeden Tag ohne zwingenden Grund ins Büro zu pendeln ist wie im Februar eingeflogene Erdbeeren zu kaufen: ein ökologischer und ökonomischer Unsinn. Der von Bundesrätin Leuthard vorgestellte Konzeptbericht Mobility Pricing schlägt deshalb die vermehrte Nutzung von Home Office vor. Aber wer schon Home Office nutzt, der weiss, dass dies eigene Probleme mit sich bringt: die Vermischung von Privat- und Arbeitsleben, Ablenkung, ungenügende Infrastruktur und schwindende soziale Kontakte.
Arbeitsweg nicht länger als 15 Minuten
Die Genossenschaft VillageOffice will Arbeit dahin zurückbringen, wo wir leben. Damit werden nicht nur CO2-Emissionen reduziert und Infrastrukturen entlastet, sondern auch lokale Gemeinschaften gestärkt und flexible Arbeitsplatzmodelle ermöglicht, welche die Mitarbeiterzufriedenheit und Arbeitgeberattraktivität erhöhen. Der neue Ansatz lautet entsprechend: eine professionelle, gemeinschaftlich genutzte Arbeitsumgebung, die innerhalb von 15 Minuten von zu Hause aus erreicht werden kann. Ein Ort, an dem Menschen arbeiten und sich vernetzen können, ohne zuerst durch die halbe Schweiz zu pendeln.
Aktiver Beitrag zur Agenda 2030
Dieser Wandel benötigt Zeit und ein Ökosystem, das alle nötigen Stakeholder vernetzt. Es ist deshalb das Ziel, als VillageOffice Genossenschaft dieses Ökosystem zu erschaffen. Als Partnerprojekt der UNO Sustainable Development Goals haben sich die Initianten dazu verpflichtet, mit diesem Ansatz einen aktiven Beitrag zur Agenda 2030 zu leisten. Präsidiert wird die Genossenschaft durch David Brühlmeier. „Ich bin neun Jahre lang von Fribourg nach Zürich gependelt und habe mich sehr über den Zeitverlust genervt. Meine Lösung damals? Wir brauchen schnellere Züge!“ erinnert er sich an seine eigene Pendler-Erfahrung. Im Laufe der Zeit habe er dann erkannt, dass wir uns als Gesellschaft fragen müssen, ob die Pendeltätigkeit überhaupt sinnvoll sei. „Mit über 2,4 Mio. Menschen, die ortsunabhängig arbeiten können, ist die Antwort ganz klar: Nein“, so heute sein klares Statement. „Wir erleben momentan einen Umbruch, wie wir ihn zum letzten Mal mit der industriellen Revolution erlebt haben. Ich möchte meinen Beitrag leisten, diese neue Gesellschaft positiv zu prägen. Dafür braucht es neue Arbeitsformen und neue Organisationen. Beides setzen wir mit VillageOffice um.“