Arbeitgeberwahl: Worauf Talente achten
Der Personaldienstleister Randstad befragt seit 20 Jahren regelmässig Arbeitnehmende zu den für sie relevanten Kriterien bei der Arbeitgeberwahl. Die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage bestätigen die hohe Relevanz des Employer Brandings.
Was ist für die heiss umworbene Gruppe der „hochqualifizierten Talente“ am wichtigsten bei der Arbeitgeberwahl? Sind die Arbeitssuchenden wirklich so kritisch und anspruchsvoll? Die Zahlen zeigen gemäss Randstad ein klares Bild: Unternehmen mit einer schwachen Arbeitgebermarke müssen diesen Nachteil über höhere Gehälter (bis zu 10 % höher) kompensieren. Die Hälfte der Befragten sagt allerdings, dass sie selbst für mehr Geld nicht bei einem Unternehmen mit schlechtem Ruf arbeiten wollen. Der Schlüssel zur Zufriedenheit von Mitarbeitenden liegt demnach in der Übereinstimmung von persönlichen Werten mit denjenigen des Unternehmens, wie 96 % der Befragten sagen. Dass allein schöne Worte nicht ausreichen, zeigt sich an folgendem Befund: nur 19 % der Studienteilnehmenden sehen eine starke Übereinstimmung zwischen dem, was ihr Arbeitgeber über sich selbst sagt und ihrer Erfahrung, dort zu arbeiten. Über 80 % sehen die Versprechen nicht oder nur teilweise eingelöst. Kurz: Viele Arbeitgeber scheinen nicht zu halten, was sie ihren Bewerberinnen und Bewerber versprechen.
Die ideale Welt
Was ist denn nun die ideale Welt aus Sicht der Arbeitnehmenden? Was muss ein Arbeitgeber heute bieten? Für die Schweiz sehen die Top-Ten 2021 wie folgt aus (1 bis 10), wie es seitens von Randstad heisst:
- angenehme Arbeitsatmosphäre,
- wettbewerbsfähiges Gehalt und Sozialleistungen,
- Arbeitsplatzsicherheit,
- Work-Life-Balance,
- finanzielle Stabilität,
- Zukunftsperspektiven,
- Möglichkeit von Homeoffice,
- gibt der Gesellschaft etwas zurück,
- COVID-19 sichere Arbeitsumgebung,
- hervorragender Ruf.
Die ersten fünf Kriterien blieben über die letzten drei Jahre stabil. Geändert haben sich nur die Ranglistenplätze.
Wer wählen kann, ist wählerisch
Die Randstad-Studie hat gezeigt, dass die hoch qualifizierten Schweizerinnen 11 von 16 abgefragten Arbeitgeberkriterien eine höhere Bedeutung zumessen, als Personen mit mittlerem oder tieferem Ausbildungsniveau dies tun. Eine Ausnahme war beispielsweise das Kriterium «COVID-sicheres Arbeitsumfeld». Darauf sind vor allem Berufsleute im Bereich Gastronomie, Einzelhandel oder Produktion sensibilisiert, die wiederum tendenziell eher keinen Tertiärabschluss vorweisen. Arbeitssicherheit und finanzielle Stabilität des Arbeitgebers sind bei allen Arbeitnehmenden ähnlich hoch gewichtet.
Wer die Randstad Studie danach auswertet, was Hochqualifizierte in der Schweiz vor allem von Arbeitgebern erwarten, erkennt zwei Cluster. In der Top-Kategorie mit über 70 % der Nennungen, finden sich die eigentlichen Rahmenbedingungen für einen Job: Arbeitsklima, Gehalt und Sozialleistungen und die Work-Life Balance. Bei all diesen Kriterien spiele aber nicht Maximierung eine grosse Rolle, sondern Fairness, so die Analyse von Randstad. Damit gemeint sind Transparenz und Offenheit im Umgang, wettbewerbsfähige Entlohnung sowie eine gute Balance von Leistungsbereitschaft und Raum für persönliche Interessen.
Inhaltliche Kriterien bei der Arbeitgeberwahl
Eine zweite Kategorie mit über 60 % der Nennungen bilden gemäss der Randstad-Studie inhaltliche Themen: gesucht und gefordert werden interessante Aufgaben und Zukunftsperspektiven. Das Kriterium «gibt der Gesellschaft etwas zurück» gehört nicht dazu – ein interessanter Befund, wie Randstad interpretiert. Der Fokus scheine eher bei einer persönlichen Optimierung als bei altruistischen Motiven zu liegen.
Der Ruf der Unternehmung, Diversität und Integration sowie starke Führung werden zwar auch höher gewichtet als bei den Berufsleuten mit mittlerer oder tieferer Bildung, platzieren sich im Kriterienkatalog aber auf den hinteren Rängen.
Fazit: Weiche Faktoren dominieren die Arbeitgeberwahl
Was ist nun das Fazit für einen Arbeitgeber? Hochqualifizierte sind gesucht und darum auch umworben. Weiche Faktoren wie das Arbeitsklima, die Work-Life-Balance oder Perspektiven und Inhalte werden von ihnen sehr hoch gewichtet. Schweizer Arbeitgeber wiederum haben laut Studie das Image, vor allem finanziell stabil zu sein, einen hervorragenden Ruf zu geniessen und sichere Arbeitsplätze zu bieten. Diesen Gap zwischen Image und Erwartungen gilt es zu schliessen, wenn das Profil des Arbeitgebers auch als Köder für Hochqualifizierte genutzt werden soll.
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