Für mehr Homeoffice: Berufstätige nehmen längere Arbeitswege in Kauf
Die Arbeitswelt bleibt für Schweizer Berufstätige eine lokale Angelegenheit. Nur wenige sind bereit, aus beruflichen Gründen den Wohnort zu wechseln und viele suchen ihre nächste Stelle vor der Haustüre. Bietet ein Unternehmen jedoch die Möglichkeit, einen Teil der Arbeit im Homeoffice zu leisten, so wird im Gegenzug häufig ein längerer Arbeitsweg in Kauf genommen.
Im Auftrag des beruflichen Netzwerks XING hat das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Marketagent.com 500 berufstätige Personen in der Deutschschweiz zum Thema flexibles Arbeiten und Arbeitsort befragt. Die Befragten waren zwischen 18 und 65 Jahre alt. Die Stichprobe ist für die erwerbstätige Bevölkerung in der Deutschschweiz repräsentativ.
New Normal Deal: mehr Homeoffice, dafür ein längerer Arbeitsweg
Mehr Homeoffice könnte sich für Unternehmen abseits der Ballungszentren als Chance erweisen, zeigen die Studienresultate. Besteht die Möglichkeit für regelmässiges Arbeiten zuhause, so würde über die Hälfte der Befragten (52 Prozent) an den restlichen Arbeitstagen im Gegenzug einen längeren Arbeitsweg in Kauf nehmen. Ein Drittel (35 Prozent) ist sich noch unschlüssig und nur 13 Prozent würden einen solchen Kompromiss grundsätzlich ausschlagen. Robert Bertschinger, Geschäftsführer von XING Schweiz, kommentiert diesen Befund wie folgt: «Mit der Möglichkeit, einen Teil der Arbeit aus dem Homeoffice zu erledigen, eröffnen sich Arbeitnehmenden neue berufliche Perspektiven. Weiter entfernte Jobs werden jetzt zur Option, ohne dass dafür der Wohnort gewechselt werden muss. Gleichzeitig vergrössern Unternehmen dank mehr Flexibilität ihr Einzugsgebiet für die Rekrutierung neuer Mitarbeitender und verschaffen sich damit Zugang zu einem grösseren Kandidatenpool.»
Nur wenige würden für den Job ihren Wohnort wechseln
Für Unternehmen ist es durchaus interessant, das Einzugsgebiet für neue Mitarbeitende durch das Anbieten von Homeoffice zu vergrössern. Denn nur rund ein Fünftel (21 Prozent) der Befragten ist bereit, für einen neuen Job den Wohnort zu wechseln. Bei Männern ist die Umzugsbereitschaft mit 26 Prozent höher als bei Frauen mit 16 Prozent. Mehr als die Hälfte der Berufstätigen (54 Prozent) kann sich nicht vorstellen, für einen Job an einen neuen Ort zu ziehen und 25 Prozent sind unschlüssig, ob sie zu diesem Schritt bereit wären.
Entsprechend bleibt das Berufsleben trotz globaler Vernetzung und Internationalisierung für die allermeisten eine lokale Angelegenheit. Für ein Drittel (31 Prozent) der Befragten darf der nächste Job nicht mehr als 10 Kilometer vom aktuellen Wohnort entfernt sein. Weitere 41 Prozent würden eine Pendeldistanz von maximal 20 Kilometer in Kauf nehmen. Eine weiter entfernte Arbeitsstelle kommt für die wenigsten in Frage.
Wohnortwechsel: Berufstätige befürchten soziale Isolation
Mit einem Wechsel des Wohnorts sind oft Ängste verbunden. So befürchtet fast ein Drittel (29 Prozent), sich durch einen Umzug sozial zu isolieren. Um dieser Gefahr entgegenzuwirken sagen 27 Prozent, dass sie sich bereits vor einem Umzug aktiv um den Aufbau eines Netzwerks am neuen Ort kümmern würden. Und vier von zehn Befragten (39 Prozent) würden soziale Netzwerke nutzen, um sich mit beruflichen Kontakten in der neuen Region zu vernetzen.
Für knapp die Hälfte (45 Prozent) der Befragten ist ein berufliches soziales Netzwerk auch ausserhalb des eigenen Unternehmens wichtig und 27 Prozent geben an, dass sie dieses Netzwerk in der Corona-Zeit sehr unterstützt hat. 28 Prozent sind zudem seit dem Beginn der Pandemie in Bezug auf ihre digitale Vernetzung aktiver geworden. Robert Bertschinger: «Berufliche Netzwerke sind ein wichtiger Teil des Arbeitslebens und erstrecken sich oft über den eigenen Arbeitgeber hinaus. Im Falle eines Wohnortwechsels, aber auch bei einer beruflichen Neuausrichtung, können diese Netzwerke gezielt ausgebaut werden, um am neuen Ort rasch wieder Fuss zu fassen.»
Quelle: www.xing.com