Geschlechtervielfalt in Führungspositionen macht Firmen widerstandsfähiger

Mitarbeitende orientieren sich in Krisenzeiten an Führungskräften, die engagiert, umsichtig und zuversichtlich agieren. Aber auch Geschlechtervielfalt in Führungspositionen unterstützt die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen, wie eine Studie von Towers Watson feststellt.

Firmen mit höherer Geschlechtervielfalt sind widerstandsfähiger auch in Krisen, weil Mitarbeitende dann mehr Vertrauen zeigen. (Bild: Pixabay.com)

Unternehmen mit einer höheren Geschlechtervielfalt in Führungspositionen und die auch mehr Frauen in hoch bezahlten und umsatzträchtigen Positionen beschäftigen, sorgen für positivere Erfahrungen bei Mitarbeitenden. Dies zeigt eine jüngst veröffentlichte Analyse von Towers Watson. Firmen mit Führungsstrukturen, welche die Vielfalt unterstützen (z.B. mit einem Chief Diversity Officer), würden von den Mitarbeitern als integrativer wahrgenommen, so die Studie. „Unternehmen, die ein starkes Engagement für die Inklusion zeigen, sehen einen Payoff über die gesamte Organisation“, kommentiert Krisztina Csedő, Leiterin der Abteilung Talents & Rewards bei Willis Towers Watson in der Schweiz diesen Befund. „Im derzeit schwierigen Umfeld kann die geschlechtsspezifische Vielfalt in Führungspositionen Unternehmen dabei helfen, den Mitarbeitern die dringend benötigte Erfahrung des Vertrauens, der Unterstützung und der Fähigkeit, eine Stimme zu haben, zu vermitteln“.

Die Schweiz hat Aufholbedarf bei der Geschlechtervielfalt

Die Studie von Willis Towers Watson zeigt, dass es in der Schweiz bei der geschlechterspezifischen Vielfalt noch Aufholbedarf gibt. In verschiedenen Bereichen sind Frauen nach wie vor überrepräsentiert, etwa bei Positionen im Business Support. Dazu gehören zum Beispiel administrative Dienste, HR Services oder Corporate Communication. Unterrepräsentiert sind sie auf der Executive und Manager Ebene, sowie im Verkauf und technischen Support. Besonders sichtbar ist dieser Trend in Hightech-Unternehmen oder solchen des Finanzsektors.

„Wir führen aktuell sehr viele Lohngleichheitsanalysen durch. Zusätzlich braucht es dringend eine Überprüfung der HR-Prozesse, um systematische Bias zu Ungunsten der Frauen auszuschliessen», hält Krisztina Csedő fest. „Zum Beispiel haben Frauen, die bei gleicher Qualifikation zu einem niedrigeren Gehalt als Männer eingestellt werden, grosse Schwierigkeiten, diesen Unterschied später wettzumachen.“

Geschlechterverteilung nach Hierarchie (2020 Willis Towers Watson General Industry Compensation Survey – Schweiz).
Geschlechtervielfalt nach Funktion (2020 Willis Towers Watson General Industry Compensation Survey – Schweiz).

Sichtbare Branchenunterschiede

Zu sehen ist auch eine gewisse Variation der Geschlechterverteilung nach Funktion und nach Branche. Während Verwaltungsdienste, Personal- oder Kommunikationsabteilungen in allen Branchen zu einem großen Teil Frauen beschäftigen, haben Marketing im Hightech-Sektor, Data Science im FS-Sektor oder Finanzpositionen sowohl im Hightech- als auch im FS-Sektor einen noch geringeren Frauenanteil als der typische – ohnehin schon niedrige – Anteil in anderen Branchen.

Geschlechterverteilung nach Funktion und Industrie (2020 Willis Towers Watson High Tech Industry Compensation Survey – Schweiz).

Geschlechtervielfalt fördert Karriereentwicklung

Zu den wichtigsten Ergebnissen der globalen Analyse, die auch für die Schweiz gelten:

  • Unternehmen mit mehr Frauen in Führungs- und Managementpositionen machen positivere Erfahrungen bei den Mitarbeitern in Bezug auf die allgemeine Karriereentwicklung, die faire Bezahlung, den Aufbau von Fähigkeiten, das Vertrauen in die Führungskräfte und die Unterstützung durch das Management. Mitarbeiter in diesen Unternehmen äußern auch ein höheres Engagement und eine größere Wahrscheinlichkeit zu bleiben. Die Vorteile werden besonders deutlich, wenn mindestens ein Drittel der Frauen im Management und ein Fünftel in den Führungsetagen vertreten sind. Unternehmen mit einem Frauenanteil von mindestens einem Fünftel in den Führungsetagen schneiden zum Beispiel bei einer Messung der Karriereentwicklung um 12 Prozentpunkte besser ab als Unternehmen mit weniger Frauen in den Führungsetagen (73% positiv gegenüber 61% positiv). Ebenso schneiden Unternehmen mit mindestens einem Fünftel Frauen in Führungspositionen um 10 Prozentpunkte besser ab, wenn es um faire Bezahlung (62% vs. 52%) und die Wahrscheinlichkeit, im Unternehmen zu bleiben (71% vs. 61%) geht.
  • Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil unter den bestbezahlten Mitarbeitern (Top 10 %) haben mehr Mitarbeiter, die sich als Teil einer innovativen, marktführenden Organisation fühlen und auch ein Mitspracherecht haben. Diese Unternehmen bieten häufiger Gesundheits- und Wohlfühlprogramme für Frauen an und verfolgen die Bindung von weiblichen Kunden, was ein weiterer Beweis für das Engagement des Unternehmens ist, wie die Mitarbeiter das Unternehmen erleben.
  • Unternehmen, die mehr Frauen fördern, erzeugen mehr positive Erfahrungen der Mitarbeiter in Bezug auf die Passung des Arbeitsplatzes, das Vertrauen in die Führungskräfte und die Unterstützung der Inklusion insgesamt. Darüber hinaus bieten diese Unternehmen in der Regel Programme zur finanziellen Bildung und zur Entwicklung von Führungskräften für Frauen an.
  • Unternehmen mit auf Vielfalt ausgerichteten Führungskräften, wie z. B. Chief Diversity Officers, und Aktionsplänen für Frauen in der Führung werden von den Mitarbeitern als effektiver bei der Schaffung eines integrativen Arbeitsumfelds angesehen, das den Mitarbeitern auch ein besseres Verständnis für ihre Ziele und Jobrollen vermittelt. Unternehmen mit einem CDO oder einer gleichwertigen Führungskraft haben einen Vorsprung von 11 Prozentpunkten bei der Inklusion (84% positiv gegenüber 73% positiv) gegenüber Unternehmen ohne diese Funktion.

Quelle: Towers Watson

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