Coronakrise wird die Rekrutierungsprozesse in der Schweiz nachhaltig verändern

Die Coronakrise hat nicht nur das Angebot und die Nachfrage auf dem Schweizer Jobmarkt verändert und dazu geführt, dass Homeoffice mehrheitsfähig geworden ist. Sie hat auch dafür gesorgt, dass die Rekrutierungsprozesse angepasst wurden und viele Unternehmen auch in Zukunft neu eingeführte Prozesse beibehalten möchten.

Wegen der Coronakrise haben bereits viele Schweizer Unternehmen ihre Rekrutierungsprozesse angepasst. (Bild: Pixabay.com)

Abstandsregeln, Homeoffice-Richtlinien und verstärkte gesundheitliche Vorsichtsmassnahmen veränderten die Rekrutierungsprozesse von Schweizer Unternehmen markant. Das zeigen nebst anderem die JobCloud Market Insights, welche in Zusammenarbeit zwischen JobCloud (jobs.ch, jobup.ch) und der ZHAW durchgeführt wurden. Diese digitale Umfrage ergab, dass mehr als die Hälfte aller Organisationen in der Schweiz ihre Prozesse in der Rekrutierung aufgrund der aktuellen Herausforderungen angepasst haben. «Besonders grosse Unternehmen sahen einen Anpassungbedarf. Während kleine und mittelgrosse Unternehmen etwa zur Hälfte angaben, die Rekrutierungsprozesse geändert zu haben, beträgt dieser Anteil bei den Grossunternehmen fast drei Viertel», präzisiert Davide Villa, CEO von JobCloud.

Gut 60% haben auf digitale Vorstellungsgespräche umgestellt

Am deutlichsten zeigen sich die Anpassungen der Rekrutierungsprozesse bei den Vorstellungsgesprächen. So haben bei der Umfrage fast 60% der Unternehmen in der Deutschschweiz angegeben, das erste Vorstellungsgespräch digital abzuhalten, in der Westschweiz sind es 44%. Nur ausgewählte Kandidatinnen und Kandidaten werden danach zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch eingeladen. Sogar gänzlich auf Face-to-Face-Interviews verzichten mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen in der Westschweiz bzw. jedes sechste Unternehmen in der Deutschschweiz. «Da die Westschweiz besonders stark von der Pandemie betroffen ist, wurde hier eher vollständig auf digitalisierte Interviews umgestellt», so Prof. Dr. Frank Hannich von der ZHAW. Eine zunehmende Digitalisierung im Rekrutierungsprozess offenbart sich ausserdem im verstärkten Einsatz von digitalen Tests und Assessments.

Neue Rekrutierungsprozesse sollen bleiben – vor allem bei Grossunternehmen

Die veränderten Rekrutierungsprozesse werden bei vielen Unternehmen über die Coronakrise hinausgehen. Vor allem trifft dies auf grössere Unternehmen zu: Je grösser das Unternehmen ist, desto eher will man die Learnings im Rekrutierungsprozess nutzen und Anpassungen beibehalten, wenn auch nicht alle davon. Nur wenige Grossunternehmen gaben an, zum alten Rekrutierungsprozess zurückkehren zu wollen (6%). Während auch nur wenige mittelgrosse Unternehmen zur alten Handhabe zurückwollen (13%), sind es bei den kleinen Firmen doch ein knappes Viertel. «Die Coronakrise hat bewiesen, dass viele Prozesse erfolgreich digitalisiert werden können, und einen Lernprozess angestossen, der die Rekrutierung nachhaltig verändern wird», ist Davide Villa überzeugt.

Die Grafik zeigt, wie der Rekrutierungsprozess angepasst wurde.

Rekrutierungsbudget bleibt vielfach unverändert

Trotz den aktuellen Herausforderungen blieb das Rekrutierungsbudget in 2020 in vielen Unternehmen unangetastet. So haben knapp 70% der befragten Unternehmen in der Deutschschweiz angegeben, ihr Budget für die Personalbeschaffung habe im Verlauf von 2020 nicht geändert. Bei Unternehmen in der Westschweiz jedoch schien die Krise einen grösseren Einfluss auf das Rekrutierungsbudget zu haben – hier wollten etwa die Hälfte Kürzungen vornehmen. Von Budgetkürzungen waren Kleinbetriebe bis 49 Mitarbeitende sowie Grossunternehmen über 500 Mitarbeitende stärker betroffen als mittlere Betriebe. Mittlere Betriebe haben am wenigsten reagiert auf die Krise und ihr Budget überwiegend beibehalten.

Quelle: Jobcloud

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