Digitale Zukunft: Mehr Chancen für Diversity und Inclusion?

Im Vorfeld des Global Inclusion Seminars in Zürich (22./23. März 2018) trafen sich „lokale“ Expertinnen und Experten sowie weitere Interessierte am 21. März zu einer Tagung, um sich über Chancen und Risiken der Digitalisierung für Diversity und Inclusion auszutauschen.

Zukunftsberater Gerd Leonhard weiss, dass nicht alles digitalisierbar ist – etwa auch Diversity und Inclusion. (Bild: Thomas Berner)

Im Rahmen des Global Inclusion Seminars, an dem sich Experten aus aller Welt über Best Practice und Trends zum Thema Diversity und Inclusion austauschen, hat Helena Trachsel, Leiterin der kantonalzürcherischen Fachstelle für die Gleichstellung von Frau und Mann, einen Tag explizit für lokale und regionale KMU lanciert. Dieser Tag widmete sich neuen Berufsbildern, Arbeitsprozessen, Geschäftsmodellen und Organisationsstrukturen, die die gesellschaftliche Vielfalt und neue technologische Entwicklungen zunutze machen. Als Referenten geladen waren der Zukunftsberater Gerd Leonhard, Bea Knecht, die visionäre Gründerin von Zattoo, und Florian Wieser, Gründer von The Relevent Collective. Die Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr schliesslich vertrat die „politische Sicht“ auf das vielschichtige Thema der Integration und Einbezug sämtlicher Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, sexueller Orientierung Religion etc.

Die Zukunft den Frauen?

Zunächst gab Gerd Leonhard einen Überblick über das, was uns Menschen in Zukunft erwarten könnte. Er warnte davor, Angst vor der Zukunft zu haben. „Die Zukunft ist besser als wir denken. Aber wir müssen uns einig werden, was und wer wir in Zukunft sein wollen“, so der Referent. Die Technologie werde uns noch viel Nutzen bringen, doch: „Die Technologie hat keine Ethik“, warnte er. Deshalb müssten wir Menschen die Technologie so gestalten, dass sie der Chancengleichheit wirklich dienen könne. Da Künstliche Intelligenz immer mehr Routine-Arbeiten übernehmen würde, werde inskünftig vor allem die Ausbildung der Emotionalen Intelligenz eine zentrale Rolle spielen. „Der EQ wird wichtiger als der IQ“, so Gerd Leonhard. Und das hat Folgen für die Diversity und Inclusion: Da Männer etwa viel stärker in Plänen und strukturierten Prozessen denken, seien sie viel einfacher durch Künstliche Intelligenz zu ersetzen. Die Frage sei gestellt: Beginnt nun das Zeitalter der Frauen? „Frauen sind besser für die neue Welt“, meint dazu Gerd Leonhard zustimmend.

Nicht nur eine Geschlechterfrage

Frau vs. Mann, Mann vs. Frau: Diese Diskussion dominiert nach wie vor das Diversity-Thema. Dies wurde auch in den Tischgesprächen immer wieder deutlich. Doch es gab auch andere Beispiele: So zeigte etwa Ann-Kathrin Greutmann von der Zürcher Kantonalbank, wie in ihrem Unternehmen dank des technischen Fortschritts auch Hör- und Sehbehinderte ihre Stärken ausspielen können. Oder Laurenz Uhl erläuterte, wie durch Künstliche Intelligenz unterstützte HR-Prozesse die Diversity und Inclusion fördern kann. Oder Reto Schneider (Swica) appellierte an den Umgang mit Menschen, welche andere Voraussetzungen haben als die meisten von uns. „Diesen Umgang müssen wir noch besser lernen“, meint er dazu. Oder aber Bea Knecht: Die Pionierin in Sachen Internet-Fernsehen und Gründerin von Zattoo hat sich in ihrem Leben viel mit „Anderssein“, dem Schwimmen gegen den Strom und anderem mehr auseinandersetzen müssen. Entsprechend eindrücklich waren denn auch ihre Schilderungen über die Entwicklung ihrer eigenen Resilienz-Fähigkeit.

Weg aus dem Biotop

Bei den Teilnehmenden stiessen die Themen auf offene Ohren. Für die meisten ist klar, dass noch viel Arbeit für die Gleichstellung aller Menschen in der Arbeitswelt besteht. Und mit der Digitalisierung kommen neue Herausforderungen auf die Unternehmen zu: Neue Arbeitsformen, alternative Arbeitszeitmodelle und flexiblere Organisationen sind ein Gebot der Stunde. Die Anwesenden konnten bereits über viel Erreichtes berichten und zeigten die Bereitschaft und die Notwendigkeit, auch mal Neues zu wagen. Nur: Die Tagung trug stark den Anschein eines „Treffens von Gleichgesinnten“. In der Welt ausserhalb dieses „Biotops“, wie sich ein Teilnehmer ausdrückte, muss wohl noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Auf der anderen Seite sind es viele global aufgestellte Unternehmen, die mit vielen guten Beispielen aufwarten – nicht, weil dies nur ihrem Image dient, sondern weil sie aufgrund ihrer internationalen Ausrichtung zu Diversity und Inclusion gleichsam gezwungen sind.

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