HRM ist Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit – und gehört in die Geschäftsleitung

Der Ostschweizer Personaltag zeigte am 8. Juni in St.Gallen auf, wie das HR zum Spielmacher werden kann – indem unter anderem, so der Zukunftsforscher Lars Thomsen, künstliche Intelligenz Arbeiten übernimmt und HR-Mitarbeitende dadurch ihre Produktivität steigern.

HRM als Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen: Hans C. Werner, Marcel Oertig, Moderator Thomas Wipf und Manuela Broz (v.l.n.r.) in der Diskussion am Ostschweizer Personaltag vom 8. Juni 2017. (Foto: Thomas Berner)

Knapp 300 „Personalerinnen und Personaler“ informierten sich am 13. Ostschweizer Personaltag über neue Trends im HRM und deren Auswirkungen auf die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Die Tagung eröffnete die Präsidentin der Freien Erfa-Gruppe Personal Ostschweiz. Ins vielfältige Thema führte Abdullah Redzepi von der Fachhochschule St. Gallen und Mitglied des Programm-Beirates. Er stellte dabei einige Resultate einer jüngst durch die FHS durchgeführte Studie vor und zeigte auf, dass viele Aufgaben des HRM in Wirklichkeit in den Zuständigkeitsbereich von Linienvorgesetzten fallen. In vielen Unternehmen bestehe hier eine Diskrepanz bei der Auffassung.

Manuela Broz, Gründerin Human Ethik Label, zeigte als erste Referentin auf, wie wichtig eine optimale Unternehmenskultur sei. Sie erst fördere das Erreichen der wirtschaftlichen Ziele. Zum Marktleader, so Broz ebenfalls, könne man auch durch Menschlichkeit werden. Leider sei die Ethik im Umgang mit Menschen nach wie vor keine betriebswirtschaftliche Disziplin, bedauerte die Referentin. Immer noch würden zudem Personalinstrumente und Methoden zu wenig nach dem Prinzip der Sinnhaftigkeit genutzt.

Flexibilität, Persönlichkeit, Sozialkompetenz

Den Reigen der Personalprofis eröffnete Marcel Oertig, Partner und Gründer der Avenir Consulting AG, Zürich. Er legte mit dem Begriff «Flexible Workforce» den Fokus auf die Flexibilisierung des Personaleinsatzes und der Beschäftigungsverhältnisse. Im Zeitalter der Digitalisierung werde das HRM zu einer Schlüsselkompetenz für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Derweil vertrat Hans C. Werner, oberster Personalchef bei der Swisscom, die Meinung, nur wer sein Business verstehe, werde auch als vertrauenswürdiger Partner akzeptiert. Er plädierte für vertiefte Aus- und Weiterbildung und befürworte alles, was die Per-sönlichkeit und Sozialkompetenz der Mitarbeitenden schule und reifen lasse. „HRM muss einen Platz am Tisch der Geschäftsleitung haben“, so ein weiteres Votum des Referenten. Aber auf der anderen Seite habe das HRM inzwischen zu viele „Führungsaufgaben akquiriert“. Die Swisscom habe deshalb die Konsequenzen gezogen. So seien etwa Trennungsgespräche Führungsaufgaben, die durch die Linie bewältigt werden müssen und nicht primär durch das HRM.

Künstliche Intelligenz übernimmt Routine

Der kompetente und gewiefte Moderator Matthias Wipf begrüsste nach der Pause den obersten Personaler der Eidg. Zollverwaltung, Martin Weissleder, der am Beispiel des erfolgreichen Projektes „Bien vue“ aufzeigte, wie innovative HR-Prozesse besser interne Akzeptanz erhalten und erfolgreich umgesetzt werden. Indem das HRM Mehrwert schafft und Nutzen bringt werde es erst zum Spielgestalter, so Weissleder.

Martin Weissleder (links) und Lars Thomsen (Mitte) sind überzeugt, dass die Arbeit in Zukunft anders bewertet werden muss. (Foto: Thomas Berner)

Den spannenden Abschluss machte, vor einer kompetenten Zusammenfassung von Rektor Wörwag von der Fachhochschule St. Gallen, der Zukunftsforscher Lars Thomsen. Für den Themenkomplex „Arbeit“ seien es derzeit acht Megatrends, welche Veränderungen, Umbrüche und Paradigmenwechsel der nächsten zehn Jahre treiben: die Digitalisierung, der Kampf um Talente, die neuen Werte und Beziehungen, das Teilen von Wissen, mehr Teams und Task-Forces, das Ende der 40-Stundenwoche und der Präsenzzeit, ein deutlicherer Unterschied zwischen Management und Führung sowie die Neudefinition der Arbeit. Für Thomsen sind wir am Ende der letzten Phase des Industriezeitalters angekommen. Nun gelte es, auf politischer, gesellschaftlicher und auf der Ebene der neuen Ökonomie das Thema Arbeit von Grund auf neu zu definieren. „Arbeit wird neu bewertet werden müssen“, so Thomsen. Er sprach davon, dass es in zehn Jahren wohl keine Kategorisierung mehr zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geben würde, sondern man eher von Wertegemeinschaften sprechen müsse. Unternehmen würden in Zukunft mehr wie „Klubs“ funktionieren, denen man beitrete, weil man deren gemeinsamen Werte teile. Deshalb sei es eine wichtige Aufgabe gerade auch des HRM, Werte zu schaffen. Umso mehr kann als Fazit der Tagung festgehalten werden, dass – vor dem Hintergrund der Zukunftsfähigkeit von Organisationen – das HRM noch mehr zu einem fixen Bestandteil der Geschäftsleitung werden muss.

Weitere Informationen: www.personaltag.ch

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