Stressreduktion: das Potenzial der Sozialen Medien

In den Sozialen Medien wie Instagram und Co. finden Nutzer*innen eine Vielzahl an Verhaltenstipps – auch zu Stressreduktion, beispielsweise durch Meditation und Achtsamkeit. Doch können diese Ratschläge wirklich etwas in Sachen Gesundheitsförderung bewirken? Eine Absolventin der Fachhochschule Münster (Deutschland) hat dazu eine Untersuchung gemacht.

Die Studentin Julia Sandach hat in ihrer Bachelorarbeit an der FH Münster untersucht, wie wirksam Verhaltenstipps von Influencer*innen auf die Stressreduktion tatsächlich sind – mit überraschenden Befunden. (Bild: FH Münster)

Ja, Soziale Medien können durchaus einen positiven Einfluss auf Stressreduktion haben, aber anders, als man vielleicht annehmen könnte. Julia Sandach, Absolventin des Bachelorstudiengangs Lehramt an Berufskollegs mit der Fachrichtung Gesundheitswissenschaften/Pflege, hat in ihrer Abschlussarbeit den Einfluss von Social-Media-Vorbildern auf die Bildung stressreduzierender Gewohnheiten untersucht. Dafür zeichnete die FH Münster sie mit dem Hochschulpreis aus.

Positiver Einfluss durch Influencer*innen?

„Mein Lieblingsfach im Studium war die Gesundheitspsychologie“, erzählt Sandach. Stressreduktion finde sie besonders interessant. Den Social-Media-Aspekt brachte dann ihre Bachelorarbeitsbetreuerin Dr. Jennifer Schmidt, Professorin und Dekanin am Fachbereich Gesundheit, dem Münster Department of Health (MDH), hinzu. „Ich habe mir erhofft, herauszufinden, wovon eine positive Einstellung zu Social Media abhängt, damit die Gesellschaft mehr davon profitieren kann“, erklärt die Hochschulpreisträgerin. Ihre Annahme war es, dass Personen mit hoher Selbstwirksamkeit positiv von Influencer*innen beeinflusst werden und andersherum, dass Personen mit geringer Selbstwirksamkeit durch Bilder und Videos von besonders erfolgreichen Influencer*innen eher eingeschüchtert werden. Selbstwirksamkeit in der Sozialwissenschaft sei der Glaube an die eigene Fähigkeit zur Bewältigung von Umweltanforderungen beziehungsweise daran, durch das eigene Verhalten die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

Wenn das vermeintlich perfekte Social-Media-Vorbild doch nicht passt

„Als ich mit meiner Bachelorarbeit angefangen habe, war ich sehr optimistisch, dass ich meine Hypothese über die Wirkungsweise von Social-Media-Vorbildern auf ihre Follower am Ende bestätigen kann“, so die 22-Jährige. Die Ergebnisse ihrer Online-Befragung hätten sie dann überrascht. 121 junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren nahmen daran teil und gaben Antworten zu ihrer Auffassung von Social-Media-Vorbildern, zu ihrer persönlichen Selbstwirksamkeit und zu ihrem Meditations- und Achtsamkeitsverhalten. Tatsächlich komme es auf andere Aspekte an: die persönliche Einstellung zu Social-Media-Vorbildern im Allgemeinen, die Medienkompetenz der Nutzer*innen und auf einen vergleichbaren Lebenskontext. „Beispielsweise ist ein vermeintlich perfektes Social-Media-Vorbild, das auf Bali lebt und dort am Strand täglich meditiert, viel zu weit weg vom eigenen Lebenskontext, um sich positiv beeinflussen zu lassen – so gaben es die meisten Befragten an“, erklärt die FH-Alumna.

Besonders wichtig: Medienkompetenz

Ihre Thesen hat Sandach in der Arbeit widerlegt. Das Gute daran: „Es zeigt sich, dass Medienkompetenz sehr wichtig ist, um beispielsweise in den Sozialen Medien einschätzen zu können, wer glaubwürdig ist. Medienkompetenz sollten Kinder schon früh lernen“, ist Sandach überzeugt. Dies sei sehr relevant für die Lehrtätigkeit, da diese Kompetenzen direkt in der Schule adressiert werden könnten – auch mit Hinblick auf die steigende Relevanz der Sozialen Medien. „Social Media bietet ein breites Spektrum an Mentorinnen und Mentoren auf verschiedensten Gesundheitsgebieten – und das, ohne lange danach suchen zu müssen.“ Ihre Bachelorarbeit habe ihre Perspektive verändert, so Sandach: Soziale Medien sollten nicht per se mit dem Begriff „fake“ assoziiert werden.

„Frau Sandach hat sich für eine Bachelorarbeit mit einem sehr innovativen und anspruchsvollen Thema und Forschungsdesign entschieden und die Arbeit nach den hohen Standards des wissenschaftlichen Arbeitens perfekt umgesetzt. In der Arbeit konnte sie zeigen, dass auch sehr gut begründete Forschungshypothesen nicht immer durch die Empirie bestätigt werden können, aber gut gemachte wissenschaftliche Studien dennoch zum Erkenntnisgewinn für die Praxis beitragen. Hier zum Beispiel dahingehend, dass wir Soziale Medien nicht nur kritisieren, sondern auch ihr Potenzial und die entsprechend förderlichen Umstände genau ins Auge fassen sollten.“

Quelle: FH Münster

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