Weniger Berufsunfälle wegen Corona
Die neuesten Unfallzahlen der Suva zeigen es deutlich: Weil weniger gearbeitet wurde, gingen die Berufsunfälle zurück. Auch die Freizeitunfälle gingen im letzten Jahr zurück. Weniger gross war allerdings der Rückgang bei den Heilungskosten und den Taggeldern.
Das Pandemie-Jahr 2020 wirkt sich auf die Unfallzahlen aus: Letztes Jahr meldeten die Versicherten der Suva rund 430 000 Unfälle, 10,0 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Berufsunfälle nahm um 9,8 Prozent ab und die Zahl der Freizeitunfälle sogar um 10,9 Prozent. Die Zahl der Unfälle bei den als arbeitslos gemeldeten Personen hat hingegen um 4,9 Prozent zugenommen. Dies ist hauptsächlich auf den Anstieg der Arbeitslosenzahlen während der Corona-Pandemie zurückzuführen.
Bei der Suva in der obligatorischen Unfallversicherung registrierte Fälle:
2020 | 2019 | Differenz | |
---|---|---|---|
Total Unfälle und Berufskrankheiten | 430 286 | 478 094 | – 10,0 % |
davon Berufsunfälle und Berufskrankheiten | 165 609 | 183 690 | – 9,8 % |
davon Nichtberufsunfälle | 248 415 | 278 924 | – 10,9 % |
davon Unfälle und Berufskrankheiten in der Unfallversicherung für Arbeitslose | 16 244 | 15 480 | + 4,9 % |
Lockdown im Frühjahr verringerte Anzahl der Unfälle
Besonders während dem Lockdown ab Mitte März 2020 gingen die Unfallzahlen stark zurück. Die Suva registrierte zeitweise fast nur noch halb so viele Unfälle wie im Vorjahr. Mit dem Abklingen der ersten Pandemie-Welle stiegen die Unfallzahlen in den Monaten Juli bis September 2020 vielerorts wieder auf das Niveau des Vorjahres. Die zweite Welle führte dann ab Oktober 2020 erneut zu einem Rückgang der gemeldeten Unfälle. Die Unfallzahlen verliefen bis zum Jahresende deutlich unter den Werten des Vorjahres.
Weniger Arbeit – weniger Berufsunfälle
Bei den Berufsunfällen zeigt sich gemäss Suva, dass nicht alle bei ihr versicherten Branchen gleich stark von den verordneten Massnahmen betroffen waren. Vielerorts konnte die Arbeit trotz Einschränkungen recht gut weitergeführt werden. In anderen Bereichen wurde stark reduziert gearbeitet, was zu einem entsprechend starken Rückgang der Berufsunfälle geführt hat. Den stärksten Rückgang von Berufsunfällen verzeichnete die Luftfahrt (- 54 Prozent).
Eingeschränkte Freizeitaktivitäten
Bei den Freizeitunfällen zeigt sich ein ähnlicher Verlauf wie bei den Berufsunfällen. Im März 2020 schlossen die Skigebiete, was zu einem frühzeitigen Ende der Skisaison mit schlagartigem Wegfall der Skiunfälle führte (- 22 Prozent). Weil über längere Zeit nicht mehr Fussball gespielt wurde, resultiert auf das ganze Jahr ebenfalls ein markanter Rückgang der Fussballunfälle gegenüber dem Vorjahr (- 37 Prozent). Ähnlich sieht es bei den übrigen Ballsportarten (- 32 Prozent) und beim Eishockey aus (- 42 Prozent).
Starke Zunahme bei Velounfällen
Es gab aber auch Freizeitaktivitäten, die während der Pandemie vermehrt ausgeübt wurden und zu mehr Unfällen geführt haben. Velofahren war uneingeschränkt möglich und wurde bereits ab April 2020 von häufig schönem Wetter begünstigt. Eine Folge davon: Die Velounfälle haben um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Rund die Hälfte dieser Zunahme dürfte auf ein vermehrtes Bewegungsbedürfnis zurückzuführen sein. Auch bei Gartenarbeiten (+ 15 Prozent) und beim Heimwerken (+ 9 Prozent) haben sich mehr Freizeitunfälle ereignet.
Kosten gingen weniger stark zurück als die Berufsunfälle
Die Suva ist eine Sozialversicherung und ist also solche nicht gewinnorientiert. Finanzielle Überschüsse kommen jeweils in Form von tieferen Prämien den Versicherten zu Gute. Der Unfallrückgang während der Corona-Pandemie dürfte in vielen Branchen zu Überschüssen im Rechnungsjahr 2020 führen. Die Versicherten dürfen also auf tiefere Prämien im Jahr 2022 hoffen.
Erste Analysen der Suva zeigen jedoch, dass die Heilkosten und Taggelder der Unfälle aus dem Jahre 2020 weniger stark zurückgegangen sind als die Unfallzahlen. Zu den Rentenkosten können noch keine Angaben gemacht werden, da Renten in der Regel erst etwa drei bis fünf Jahre nach dem Unfall gesprochen werden. «Dass die Heilkosten und Taggelder weniger stark zurückgegangen sind als die Zahl der Fälle, bedeutet gleichzeitig einen Anstieg der durchschnittlichen Kosten pro Fall», erklärt Peter Andermatt, Statistiker bei der Suva. «Die Ursache für diesen Anstieg lässt sich statistisch noch nicht eindeutig eruieren. Hauptsächlich massgebend scheinen aber ein stärkerer Rückgang von leichten Fällen wie beispielsweise Ballsportunfälle und eine Zunahme der Taggeldbezugsdauer pro Fall zu sein.»
Quelle: Suva