94% der Arbeitnehmer wollen nicht mehr ins Büro zurückkehren
Viele Mitarbeitende glauben, dass die aktuelle Gesundheitskrise das Ende der fixen Arbeitszeit im Büro bedeutet und wünschen sich ein hybrides Arbeitsmodell, das bürobasiertes und mobiles Arbeiten verbindet. Dies hat eine internationale Umfrage der ManpowerGroup ergeben.
Die Befragung von mehr als 8’000 Mitarbeitenden durch den Personaldienstleister Manpower in acht Ländern zeigt, dass es, unabhängig vom Land, drei zentrale Bedürfnisse für die neue Normalität in Bezug auf die Arbeitswelt gibt:
- Autonomie und Flexibilität in Bezug auf Präsenzzeit am Arbeitsplatz und im Homeoffice,
- Angebote für virtuelles, auf die Bedürfnisse abgestimmtes Lernen, damit der Fähigkeitsmix den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes entspricht, sowie
- der Wunsch nach einer langfristigen Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben – 80% wünschen sich dies explizit. Rund die Hälfte der Vollzeitangestellten (48%) sind überzeugt, dass dies auch möglich sein wird; bei den Teilzeitmitarbeitenden sind es lediglich 40%.
Sorge um die Gesundheit und Arbeitsplatzsicherheit
«Die Umfrage zeigt, dass die Rückkehr in den Büroalltag die Mitarbeitenden auf zwei Ebenen beschäftigt: Einerseits die Sorge um ihre Gesundheit und ihre Beschäftigungssicherheit, andererseits der Wunsch nach Flexibilität, um Arbeit und Privatleben besser zu vereinbaren. Unternehmen werden sich dieser neuen Situation anpassen müssen», erklärt Gianni Valeri, Country Manager von ManpowerGroup Schweiz. «Diejenigen, die Wohlbefinden und Flexibilität in den Vordergrund stellen und gleichzeitig zeigen, wie sie in schwierigen Zeiten mit den sozialen Auswirkungen umgehen, werden am ehesten in der Lage sein, Talente anzuziehen und zu halten. So stellen sie sicher, dass die Mitarbeitenden zuversichtlich, gesund und produktiv sind.»
Rückkehr ins Büro: gemischte Gefühle, je nach Alter
In unsicheren Zeiten überwiegt der Wunsch nach Sicherheit: für 9 von 10 Mitarbeitende ist das Wichtigste, ihren Arbeitsplatz zu behalten. Dennoch: Ein Grossteil (94%) der Mitarbeitenden hat Bedenken, an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Dabei variieren die Gefühle je nach Alter, Geschlecht und Lebensumständen.
- Generation Z gegenüber Millennials: Angehörige der Generation Z sind am meisten daran interessiert, an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, um sich beruflich weiterzuentwickeln und Kontakte zu knüpfen (51%). Millennials sind diesbezüglich am wenigsten positiv eingestellt (38%). Sie machen sich häufiger Sorgen um ihre Gesundheit und diejenige ihrer Familien und versuchen das Pendeln zu vermeiden. Gleichzeitig sind Millennials am wenigsten bereit, die neu gewonnene Flexibilität der Heimarbeit aufzugeben.
- Generation X gegenüber Baby-Boomer: Mitarbeitende der Generation X wollen an den Arbeitsplatz zurückkehren, um sich zu konzentrieren und abseits der Haushaltspflichten zu arbeiten. Auch die Baby-Boomer wollen zurück ins Büro, aber primär weil sie die Trennung von Arbeit und Privatleben schätzen und die persönliche Zusammenarbeit mit ihren Kollegen bevorzugen (34%).
- Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Fast die Hälfte der Männer (46%) sieht der Rückkehr an den Arbeitsplatz positiv entgegen, während es bei Frauen nur gut ein Drittel (35%) ist. Sowohl Männer als auch Frauen schätzen die Tatsache, dass sie nicht pendeln müssen und die Flexibilität zu arbeiten, wann es passt, zu den grössten Vorteilen der Heimarbeit.
- Arbeitstätige Eltern: Väter führen die Zeit, die sie mit ihrer Familie verbringen, als einen der Hauptvorteile des Homeoffice auf. Frauen haben ein negativeres Gefühl, wenn es darum geht, wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren, wobei die Besorgnis umso grösser ist, je jünger die Kinder sind.
Vertrauen in den Arbeitgeber wichtiger denn je
Mit der Rückkehr an den Arbeitsplatz wollen Mitarbeitende die Gewissheit haben, dass ihr Arbeitgeber ihre Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden an erste Stelle stellt. Vertrauen und Transparenz gewinnen weiter an Bedeutung. Feedback-Kanäle, Beratung und Kommunikation sind in der aktuellen Zeit wichtige Instrumente, um Vertrauen zu schaffen. Denn obwohl viele Mitarbeitende die Flexibilität des Homeoffice schätzen, gehören auch Gefühle von Isolation, Stress und Angst zum Vermächtnis des neuen Coronavirus. Zur Vertrauensbildung gehört auch, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden ermutigen und ihnen ermöglichen, sich laufend fort- und weiterzubilden. So stellen sie sicher, dass die Mitarbeitenden beschäftigungsfähig bleiben. Denn die Fähigkeiten, die Arbeitgeber in Zukunft benötigen, werden sich von denen der Vergangenheit unterscheiden.
Rückkehr ins Büro ist nicht das Einzige: Fünf Strategien zur Schaffung einer besseren neuen Normalität
Um die neue Normalität in Unternehmen zu verbessern, lassen sich aus der jüngsten Manpower-Studie fünf Empfehlungen bzw. Strategien ableiten:
- Die Frage drängt sich auf: Warum zurückkehren? Es wurde über Nacht möglich, Aufgaben, von denen wir dachten, sie könnten nicht von zu Hause aus verrichtet werden, auszuführen – Bilanzabschlüsse, Payrolling, Kundendienste und sogar Informationssicherheit. Jetzt ist also eine gute Zeit, zugunsten der Vorausplanung und Fairness die Frage nach dem Wie zu stellen. Was benötigen Manager, um ein Team aus der Ferne zu führen? Wie können Arbeitnehmende zu Hause produktiver sein? Helfen Sie Führungspersonen, die Bedürfnisse des Einzelnen zu verstehen, so dass keine Vorurteile bei der Umsetzung entstehen.
- Kompetenzen wandeln sich. Bereiten Sie sich auf diese Realität vor: In Zukunft benötigen Arbeitgeber andere Kompetenzen als bisher. Ermutigen Sie die gesamte Belegschaft – nicht nur diejenigen, die sich sowieso weitergebildet hätten –, ihre Kompetenzen auszubauen und immer dazuzulernen. Fördern Sie das online Lernen und unterstützen sie Arbeitnehmende dabei, anstatt zu Pendeln die Zeit für das Lernen zu nutzen, um die Fähigkeiten zu entwickeln, die Ihr Unternehmen braucht.
- Flexibilität und Ausgleich für die vielen und nicht nur für die wenigen: Arbeitnehmenden die Möglichkeit zu bieten, von zu Hause aus zu arbeiten ist nicht der einzige Weg, flexibel den Ausgleich von Arbeit und Privatleben zu ermöglichen: Wenn gewisse Funktionen die Anwesenheit im angestammten Büro erfordern, bieten Sie gestaffelte Anfangs- und Schlusszeiten sowie eine flexiblere Planung an. Versuchen Sie zu verstehen, welche Prioritäten die Mitarbeitenden gegeneinander abwägen müssen, um ihre Arbeit gut zu erledigen.
- Körperliches und emotionales Wohlbefinden = Die neue Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz. Gefühle der Isolation, Stress, Angst und Unbehagen werden uns und unseren persönlichen Stellenwert der Gesundheit, des Wohlbefindens, der Familie und der Gemeinschaft bis über COVID-19 hinaus prägen. Nehmen Sie das emotionale Wohlbefinden genauso ernst wie körperliche und unternehmerische Massnahmen, zum Beispiel Temperaturmessungen und Social Distancing. Stellen Sie so sicher, dass die Menschen zuversichtlich, gesund und produktiv sind.
- Resilienz aufbauen – die der Menschen und des Unternehmens: Unternehmen müssen Vertrauen aufbauen, den Mitarbeitern zuhören, auf ihre Bedürfnisse eingehen sowie den Arbeitnehmenden bei der Prioritätensetzung und der Erholung helfen. Der anfängliche Adrenalinschub von Arbeitnehmenden muss sich langfristig in Resilienz verwandeln und das müssen Arbeitgeber in die Hand nehmen. Sobald Stress aufkommt und sich viele Arbeitnehmende nur noch darüber Gedanken machen, ob sie ihre Stelle verlieren, braucht es unbedingt eine starke Führung, eine transparente und regelmässige Kommunikation, eine Unterstützung des Wohlbefindens sowie eine Kultur, die sich auf das gemischte Arbeitsmodell zwischen Zuhause und Arbeitsplatz eingestellt hat.
Quelle: Manpower