Tibetische Energiearbeit: Möge die Energie fliessen!

Müde? Abgespannt? Oder sonstwie das Gefühl, die «innere Mitte» verloren zu haben? Bei Nicole Flury lässt sich wieder lernen, den eigenen Körper zu spüren und auf seine Zeichen zu achten. Wir haben die Tibetische Energiearbeit ausprobiert.

Tibetische Energiearbeit: So lässt Nicole Flury die Energie wieder fliessen. (Bild: zVg)

Das Leben verläuft nicht immer so, wie man es sich wünscht oder sich vorstellt. Diese Erfahrung hat auch Nicole Flury gemacht. Trotz gutem Job – sie kann auf eine mehr als 25-jährige Karriere im Textil- und Möbeldetailhandel zurückblicken – hat sie wiederholt gespürt, dass sie mehr Kreativität und persönliche Freiheit braucht. Der Wunsch, in ihrem Leben etwas zu verändern, wuchs. Eine Firmenfusion bei ihrem letzten Arbeitgeber erwies sich letztlich als Fügung: Nicole Flury nahm dies als Startpunkt für die ersehnte Veränderung. Sie liess sich zum zertifizierten Integralsowie zum dipl. psych. Mental Coach CIS beim renommierten und international anerkannten Coaching-Institut Living Sense ausbilden. Heute betreibt sie ihre eigene Praxis in Zürich.

Vielfältige Coaching-Methoden

Die Methoden, die Coaches wie Nicole Flury anwenden, sind in etwa so vielfältig wie die Leiden der Menschen, die deren Hilfe in Anspruch nehmen. Differenzierung ist mitunter schwierig. Und Raum für Skepsis gibt es genug, vor allem dann, wenn eine Methode mit der Bezeichnung «Tibetische Energiearbeit» angepriesen wird. Nicole Flury praktiziert diese als eine von wenigen Anbietern in der Schweiz. Es soll sich dabei um aus dem Tibet überliefertes Wissen handeln, das über Umwege nun auch im Westen zunehmend auf Interesse stösst. Die Tibetische Energiearbeit beruft sich auf 24 sog. «Organkreise» bzw. «Energieräume» (siehe Zweittext). Durch die gleichzeitige Berührung bestimmter Punkte am Körper wird ein Kreislauf aus bioelektrischem Strom aktiviert, welcher die energetischen Blockaden im Körper auflöst. Dadurch kann die Energie wieder fliessen. Der Nutzen für den Patienten hört sich vielversprechend an: Burnout, Stress, Hautprobleme, Über-/Untergewicht, Rücken-/Gelenkschmerzen, Schlafstörungen, Depression, Einsamkeit oder Antriebslosigkeit können nachhaltig behandelt werden, aber auch für die Raucherentwöhnung oder bei Beziehungsthemen sei die Methode geeignet, heisst es.

«Entspannungsinsel» im Alltag

Nicht, dass ich selbst unter einem dieser Probleme leiden täte, aber gerne folgte ich der Einladung, die Methode der Tibetischen Energiearbeit mal am eigenen Leib zu erfahren. Also treffe ich Nicole Flury an einem Nachmittag in ihrem kleinen, aber sehr freundlich eingerichteten Therapieraum. Von Anfang fühle ich mich wohl, die Einrichtung strahlt Ruhe und Behaglichkeit aus. Nicole Flury fragt mich, wie es mir gehe, wie ich mich fühle. «Neugierig angespannt» lautete in etwa die Umschreibung meines Gemütszustands. Denn was wird mich in den nächsten rund 60 Minuten erwarten? Nach einem Vorgespräch und der Beantwortung von ein paar Fragen zu meinem Gesundheitszustand bittet mich Nicole Flury, mich auf eine Matte zu legen.

Dann heisst es: entspannen. Das ist gar nicht so einfach. Noch ist mein Kopf voll mit Gedanken und Aufgaben, die ich von meinen vorgängigen Terminen mit mir herumtrage. Und dann auch der Weg von unseren Zürcher Büros quer durch die Stadt, immer mit einem halben Auge auf der Uhr, um ja nicht zu spät zu kommen. Und jetzt soll man da plötzlich «den Schalter umlegen»? Ich versuche es, schliesse die Augen und unternehme alles, meine Gedanken und alles andere auszublenden.

Einheit zwischen Therapeutin und Klient

Ich merke, wie Nicole Flury sachte ihren Fuss unter meinen Körper schiebt und spüre erste Berührungen ihrer Hand. In der Tat fühlt es sich so an, als ob da so etwas wie ein Strom zwischen den Berührungspunkten fliesst – ein nicht unangenehmes Kribbeln. Das sei gerade der erwünschte Effekt, wird mir Nicole Flury später erklären. Sowohl Klient wie auch die Therapeutin sollen in einem Energiefluss eingebunden sein. Beide können während der Behandlung in eine tiefe Entspannung gehen, der Gedankenfluss im Kopf darf aufhören.

Irgendwann glaube ich, von vielen Händen berührt zu werden. Wie macht die Therapeutin das? Was ist es, was ich gleichzeitig an meiner Stirn, an meinem Handgelenk, auf meinem Scheitel spüre? Wie dem auch sei, ich beginne das Ganze zu geniessen… Bei einer Berührung auf dem linken Unterbauch zucke ich leicht zusammen. Hat Nicole Flury hier einen «wunden Punkt» getroffen? Das Schwergewicht der Energiearbeit liegt nun auf meiner linken Körperhälfte. Am Schluss berührt Nicole Flury meine Füsse. Sofort fühle ich von dort eine Wärme heraufströmen. Das Kribbeln erreicht einen weiteren Höhepunkt und strömt sprichwörtlich von der Sohle bis zum Scheitel. Nochmals spüre ich an meinem Kopf alle jene Punkte, die schon einmal berührt worden sind.

Freie Bahn für die Energie

Die Füsse bilden den Schlusspunkt. Ich höre, wie Nicole Flury kurz den Raum verlässt. War’s das also? Kommt noch was Überraschendes? Nicole Flury kehrt zurück und bittet mich, wieder langsam ins «Jetzt» zurückzukommen. Gemächlich richte ich mich auf, muss mich wieder etwas «sortieren» und setze mich mit der Therapeutin an den Tisch. Sie hat inzwischen zwei Gläser Wasser eingeschenkt und weist mich darauf hin, dass es nun wichtig sei, viel zu trinken. «Nur so kann die Energie richtig fliessen», erklärt sie. Das macht Sinn, denn durch die Berührungen sollen die «Knoten» nun ja gelöst sein, und die Energie hat nun freie Bahn. Nicole Flury fragt mich, wie ich mich fühle. Jedenfalls viel entspannter als vorher, lautet meine Antwort. Die Konzentration auf mich selbst, das Ausblenden der Umgebung, einfach mal eine Stunde «zu sein», hat mir gutgetan, wie ich finde. Ob sie denn auch bei mir etwas gespürt habe, möchte ich anderseits wissen. Rechts sei alles sehr ruhig gewesen und gleichmässig, sagt Nicole Flury. Aber als sie mein linkes Handgelenk berührt habe, «hat es gewirbelt und gebrodelt, sodass ich die Energie über den Boden ableiten musste», erzählt sie. Interessant; sollte ich vielleicht mal Ursachenforschung betreiben?

Tibetische Energiearbeit: Eingefahrene Muster «weg-entspannen»

Auch wenn sich mir noch nicht ganz erschlossen hat, was es denn mit diesen «Energieströmen» auf sich hat: Allein das bewusste Entspannen kann schon sehr viel bewirken. Braucht es dazu also eine «Energiearbeit»? Ist die Tibetische Energiearbeit nichts anderes als Esoterik? Nicole Flury verneint klar. Es gehe weder um das Erreichen eines bestimmten spirituellen Zustands noch um eine «höhere Erkenntnis». Vielmehr sei die Tibetische Energiearbeit als Alternative und Ergänzung zu klassischen Therapie- und Coachingmethoden zu sehen. Und sie ersetze keineswegs einen Arztbesuch. «Ich setze die Tibetische Energiearbeit als zusätzliches Mittel ein, um Menschen, die zu mir kommen, in ihrer Entwicklung und auf ihrem persönlichen Weg zu unterstützen», erläutert Nicole Flury. Es gehe dabei vor allem um die Auflösung von Blockaden, alten Glaubenssätzen und Mustern, etwa dem häufig geäusserten Eindruck, nie genügen zu können. Die Energiearbeit könne die Ursache der persönlichen Themen und/oder körperlichen Beschwerden aufdecken und angehen. Sie sei deshalb sehr nachhaltig und ganzheitlich, also keine Symptombekämpfung.

Dürfen, nicht müssen

Das Angenehme an dieser Methode ist, dass man für einen Moment nichts leisten muss; man darf sich hinlegen und entspannen, den Rest macht eigentlich der Körper. Das «Abschalten» und das Abwerfen von Ballast trägt dazu bei, dass Selbstheilungskräfte im Körper aktiviert werden. Mit anderen Worten: Klienten können durch diese Methode wieder Vertrauen in ihren eigenen Körper fassen und der ihm innewohnenden Fähigkeit, sich selbst zu heilen. Um dies zu erleben, reicht wohl eine «Versuchs-Session» nicht aus. Ich jedenfalls nahm als positive Wirkung mit, dass die Methode einen wirksamen Gegenpol zu unserer Leistungsgesellschaft bilden kann – und auch mal eine Stunde echte «Digital Detox».

Nicole Flury ist Personal Coach und bietet verschiedene Therapie- und Coaching-Methoden an. Sie unterstützt ihre Klienten dabei, die Energie für die Bewältigung von Herausforderungen zurückzugewinnen.

Tibetische Energiearbeit
Die Tibetische Energiearbeit beruht auf einem System von 24 Organkreisen. Dieses beruht auf uraltem Wissen tibetischer Mönche. Während Jahrhunderten wurde das Wissen um diese Integrations- und Transformationsmethode von einer Generation zur nächsten mündlich überliefert. In den 1970er-Jahren wurde die Methode vom Amerikaner James Murley, der sich später Shantam Dheeraj nannte, wiederentdeckt. Während einer schweren Erkrankung soll er innerlich Zugang zu diesem Wissen der tibetischen Mönche gefunden haben und konnte durch freiwerdende Selbstheilungskräfte gesunden. Durch seine spätere Arbeit mit dem System der 24 Organkreise wurde die Methode erstmals auch ausserhalb Tibets bekannt und somit für Therapeuten weltweit zugänglich gemacht. Nicole Flury bietet in ihrer Praxis in Zürich neben der Tibetischen Energiearbeit auch Mental-Coaching an.

www.nicoleflury.com

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