Betriebliche Gesundheitsförderung: Ausgleich macht erfolgreich
Gemäss einer Onlinebefragung der Fachhochschule Bern und der Gewerkschaft Travail Suisse bei 1400 Beschäftigten erreichte die durchschnittliche Arbeitszufriedenheit in der Schweiz 2018 insgesamt erfreuliche 7,5 Punkte auf der Skala von 1 bis 10. Gleichzeitig fühlten sich 40% der Arbeitenden häufig gestresst und 30% stark durch Stress belastet, was die Motivation und Produktivität der Mitarbeitenden reduzieren kann.
Die Arbeitszufriedenheit und Stress variieren je nach Person, Qualifikation, Funktion und Betrieb. Arbeitsbedingungen und Arbeitsklima beeinflussen die individuelle Arbeitsmotivation ebenso wie die Wahrnehmung von Vertrauen, Anerkennung und Perspektiven. Auch die Beteiligung an betrieblichen Entwicklungen und Erfolgen sind Motivationsfaktoren für die Mitarbeitenden. Nicht zuletzt beeinflussen ausserbetriebliche Kriterien die Arbeitsstimmung, beispielsweise Gesundheit, Lebensstandard, Gemeinschaftsgefühl und Zeitautonomie.
Mitarbeitende kritisieren Arbeitssituation
Offenbar sind Arbeits- und Lebenszufriedenheit eng miteinander verbunden, oft aber nicht im Gleichgewicht. In den verschiedensten Umfragen sind die Kritiken von Mitarbeitenden über unkoordinierte Zusammenarbeit, ungeplante Arbeitsunterbrechungen, übermässigen Zeitdruck, zu viele Überstunden und reduzierte Vereinbarkeit mit dem Privatleben zahlreich. Auch Gefühle der Ausbeutung, Informationsdefizite und opportunistische Vorgesetzte werden immer wieder beklagt, ebenso wie Konzentrationsprobleme, Angst vor Fehlern, Erschöpfung und Schlaflosigkeit. Zusätzlich belastend für viele Mitarbeitende wirken absehbare Veränderungen der Arbeitswelt: Automatisierung, Digitalisierung und Rationalisierung von Aufgaben und Arbeitsabläufen.
Ausgleichsmassnahmen
Naheliegend, dass solche Arbeitsverhältnisse die Motivation und Produktivität von vielen Mitarbeitenden reduzieren. Institutionen und Unternehmen, die sich für ausgewogenere Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeitenden engagieren, sind im Wettbewerbsvorteil. Eine Voraussetzung für erfolgsorientierte betriebliche Gesundheitsförderung und Stressprävention ist die Kenntnis der betrieblichen Verfassung und persönlichen Bedürfnisse: beispielsweise Selbstentfaltung, Leistung, Entwicklung, Erfolg und Anerkennung, aber auch Gesundheit, soziales Engagement, Familie, Freunde und Lebensgenuss. In Mitarbeiterumfragen lassen sich neben der Betriebsverfassung und den Bedürfnissen auch passende Ausgleichsmassnahmen gegen verschiedene Stressfaktoren validieren.
Die nachfolgende Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:
- Integrierende Projekt- und Terminplanung;
- Prozesse der Terminanpassung und Mitsprache;
- Informationsregeln der Zusammenarbeit;
- Transparentes Schnittstellenmanagement;
- Kürzere Meetings im Stehen statt im Sitzen;
- Abgeschirmte Büroarbeitsplätze;
- Home-Office-Optionen und -Regeln;
- Pendlerfreundliche Arbeitszeiten;
- Einsatz- und Überstundenmanagement u.v.a.m..
Der Einbezug der Mitarbeitenden liefert den Verantwortlichen akzeptierte Grundlagen für wirksame Ausgleichsmassnahmen. Wichtig ist die einfache, transparente Anwendbarkeit in den einzelnen Arbeitsbereichen. Weniger Absenzen und Fluktuation, mehr Fokussierung und Identifikation der Mitarbeitenden werden die Folge sein.
Nachholbedarf
Die Resultate der erwähnten Studie wurden im Oktober 2018 veröffentlicht. Weitere Informationen gibt es hier und hier (inkl. interaktive Grafik). Andere Studien zeichnen zwar ein positiveres Bild der Arbeitszufriedenheit, sehen aber insgesamt in vielen Bereichen ebenfalls Nachholbedarf in Sachen Betriebliche Gesundheitsförderung.
Autor:
Jens Feger ist Inhaber von Feger Marketing, www.fegermarketing.ch