Brauchen wir Sport?

Am 14. September findet in Arosa einmal mehr der Swiss Management Run statt. Sportliche Ambitionen von Führungskräften sind an diesem Anlass durchaus gefragt, stehen aber nicht allein im Mittelpunkt. Denn auch beim Freizeitsport ist alles eine Frage des richtigen Masses.

<li class="artikel_legende">Patrick Stäuble, ehemaliger Radrennfahrer, führt die «fit im job AG» und unterstützt Kunden bei der Um­setzung von BGM.</li>
Patrick Stäuble, ehemaliger Radrennfahrer, führt die «fit im job AG» und unterstützt Kunden bei der Um­setzung von BGM. (Bild: zVg)

Herr Stäuble, ich erreiche Sie gerade in Ihren Sommerferien. Wie sieht da Ihr «Anti-Stress-Programm» aus?

Patrick Stäuble: Ich weile derzeit gemütlich in den Bergen und verbringe die Zeit mit Wandern oder Biken. Rumhängen an einem Flughafen oder mehrstündige Autofahrten an den Ferienort wären für mich zu viel Stress.

Sie waren ja selbst Spitzensportler. Wie viel Sport treiben Sie aktuell?

Ich unterscheide heute stark zwischen Bewegung und Sport an sich. Auf einer Intensitäts-Skala von 1 bis 10 ist «Bewegung» etwa bei 3 bis 5 anzusiedeln, Sport ab ca. 7 aufwärts. Aktuell bewege ich mich regelmässig etwa mit einer Intensität bis zu Stufe fünf. Was darüber ist, geht dann bereits Richtung ambitionierter Hobbysport. Da gilt es zu differenzieren.

Apropos Leistung: Viele Führungskräfte arbeiten in ihrer Funktion häufig leistungsmässig am Limit und gehen zusätzlich als Hobby-Sportler oft an ihre Leistungsgrenzen. Inwiefern ist da Sport als Freizeitbeschäf­-tigung bzw. «Anti-Stress-Programm» noch sinnvoll?

Führungskräfte haben sich diesbezüglich in den letzten Jahrzehnten verändert. Während vor 30 Jahren etwa ein Bank­direktor eher noch nach dem Churchill-Motto «No Sports» unterwegs war, geben heutige Kaderleute überall «Vollgas», eben auch im Sport. Neben beruflichen Höchstleistungen vier Marathons und noch den Ironman absolvieren zu wollen, ist aber aus meiner Sicht des Guten zu viel. Dies führte mich auch zum provokativen Vortragsthema «Brauchen wir Sport? Auf keinen Fall!». Das Thema dahinter lautet aber, das richtige Mass zwischen Anspannung und Entspannung zu finden.

Wann kann denn Sport zur Stressbewältigung dienen, wann eher nicht?

Das hängt von der Häufigkeit und Intensität ab. Sich viermal pro Woche je anderthalb Stunden mit einer Intensität von über 7 zu bewegen, ist kaum entlastend. Gute Erfahrungen mache ich mit körperlicher Aktivität im Umfang von etwa dreimal einer Stunde pro Woche in einer Intensität von 3 bis 5. Ein guter Massstab ist auch, etwa dreimal wöchentlich mit dem Velo zur Arbeit zur fahren. Konkret geht es um die Aktivierung des autonomen Nervensystems: Mit jeder Form von Hochleistung steuert man den sog. Sympathikus-Strang, der Parasympathikus-Strang hingegen dient der Erholung und dem Aufbau körpereigener Reserven. Und dies gelingt nur in einem Entspannungsmodus.

Woran erkennt man nun, dass die Balance zwischen Anspannung und Entspannung nicht mehr stimmt?

Da gibt es verschiedene bekannte Frühwarn-Indikatoren. Körperlich bemerkbar sind dabei etwa Kopfschmerzen, Störungen im Verdauungstrakt oder Schlafstörungen. Dies sind klassische Überlastungssymptome – wäre der Mensch ein Auto, würden jetzt die ersten Warnlämpchen aufleuchten … Hilfreich ist die 3er-Regel: Wenn über einen Monat an drei Tagen die Woche die Symptome auftauchen, dann sollte man den Ursachen auf Grund gehen.

Das setzt allerdings eine hohe Selbstwahr­nehmungskompetenz voraus?

Ja. In der Tat besteht die Schwierigkeit darin, dass diese Frühwarn-Indikatoren häufig ignoriert werden. Viele Burnout-Betroffene berichten denn auch genau dies.

Damit es doch nicht so weit kommt: Wie lautet Ihr wichtigster Tipp für eine wirkungsvolle Balance zwischen Job und sportlicher Betätigung?

Sich zwei- bis dreimal pro Woche moderat zu bewegen, ist ideal. Gut kombinieren lässt sich dies zusätzlich mit etwa 30 bis 40 Minuten Training der Muskulatur, z.B. Pilates. Damit mache ich persönlich sehr gute Erfahrungen. Kurz: Wir brauchen nicht den Fitnessstand eines Marathonläufers, um als Manager gesund zu bleiben.

Swiss Management Run 2018

Beim Swiss Management Run handelt es sich um eine exklusive Plattform zum Sporttreiben und zum Austausch mit anderen Führungskräften. Auf dem Programm stehen das Symposium «Fit for Management» mit Vorträgen rund um das Thema «Gesundheit von Managern» (ab Mittag), ein Lauf mit den Distanzen 1,2 km, 5 km und 10 km (früher Abend) sowie anschliessend die After Run Party zum Networking und Austausch in entspannter Atmosphäre.

www.management-run.ch

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