Damit Gähnen bei der Arbeit nicht gefährlich wird
Chronisches Gähnen und Schnarchen, respektive ein gewisser Mangel an Sauerstoff und Schlaf können nicht nur einen Menschen, sondern ganze Betriebe lahmlegen. Ein Augenschein mit der Firma s: stebler in Oensingen, die "Gähnen" in einem Suva Workshop zu ihrem betrieblichen Qualitätsmanagement erhoben haben.

Gähnen ist gefährlich – auch wenn man selbst gut schläft. Nichtdestorrotz könnte ein Fehlverhalten eines Mitarbeitenden, einer Kollegin chronische Störfälle mit sich ziehen. Zu viel Kaffee am Abend, fernsehen, aber auch permanente Termin-Checks auf dem Handy könnten Schlafstörungen und Erholungsstress auslösen. Es heisst Schlafprobleme sind Indikatoren für Stress- und Burnout-Fragen und ähnliche Probleme.
„Es war für mich eindrücklich zu sehen, dass meine Kollegen die gleichen Problemchen haben“, sagt Markus Portner, zuständig für Qualitätsfragen bei s: stebler. «Eigentlich weiss man ja, dass gewisse Verhaltensmuster nicht gut sind, aber dass sie grosse Auswirkungen auf seine Mitmenschen haben können, das denkt man nicht unbedingt.“
Ernsthafte Probleme kann man oft nur erkennen, wenn man darüber redet. Deshalb hat sich s: stebler für einen Workshop der besonderen Art entschieden.
Schlafmangel ist gefährlich
„Wer sagt schon, er sei müde“, wirft Markus Portner ein. „Aber heute will man immer präsent sein. Zu sagen, man sei müde, damit deklassiert man sich.“
Die Firma s: stebler ist an einen Gesamtarbeitsvertrag angebunden, man arbeitet dort acht Stunden am Tag, in der Werkstatt von sieben Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags, mit den regulären Pausen. „Das ist straff organisiert und das haben wir im Griff“, sagt Markus Portner. „Den Aussendienst haben wir nicht im Griff. Zwar rapportieren diese Mitarbeitenden ihre Stunden, aber wenn sie Gas geben, sind sie omnipräsent und arbeiten überall. Sie checken ihre E-Mails auch über Mittag im Auto und abends zu Hause und wenn sie nicht einschlafen können, schreiben sie noch eine Offerte. Zwar kennen auch Werkstatt-Mitarbeitende diesen Leistungsdruck, aber das Zeitmanagement ist ein anderes. Ich denke deshalb, Verkäufer sind viel stärker gefährdet.“
Für das Unternehmen seien Schlafprobleme natürlich auch ein Thema hinsichtlich der Leistungsfähigkeit, aber noch viel mehr hinsichtlich der Unfallgefährdung. „Wir haben grosse Maschinen, da sollte man nicht unachtsam sein“, sagt Portner. Für Markus Portner kam das Angebot der Suva, einen Schlafworkshop durchzuführen, deshalb sehr gelegen.
„Analysiert man die Beinahe-Unfälle, erkennt man jedoch häufig, dass Unachtsamkeit die Ursache war. Nun stellt sich die Frage: waren diese Mitarbeitenden zu routiniert, standen sie unter Druck, hatten sie einfach einen schlechten Tag, waren sie abgelenkt oder waren sie allenfalls tatsächlich zu müde? Das zu erkennen ist schwierig.“
Schlafprobleme kosten Versicherer über CHF 512 Millionen
Tatsächlich sind die Auswirkungen von zu wenig oder zu schlechtem Schlaf sehr gross. 30 Prozent der Arbeitnehmenden in der Schweiz sind von Schlafproblemen betroffen. Das führt nicht nur zu Erschöpfung sowie seelischen und körperlichen Krankheiten – diese Menschen sind auch weniger leistungsfähig und vor allem viel stärker unfallgefährdet.
Die Suva konnte in einer Studie untermauern, dass bei jedem fünften Berufsunfall Schlafprobleme eine Rolle spielten. „Das sind rund 53 000 Berufsunfälle pro Jahr, die Kosten von schätzungsweise 283 Millionen Schweizer Franken verursachen“, sagt Urs Näpflin, Fachgruppe Beratung Präventionsangebote der Suva.
„Hinzu kommen Freizeitunfälle aufgrund von Schlafproblemen, die weitere 512 Millionen Franken kosten. Oft sind das Sturz- und Stolperunfälle oder Verletzungen mit Maschinen und Werkzeugen. Besonders gefährdet sind dabei Schlechtschläfer, die älter sind als 30 Jahre, pro Nacht weniger als sieben Stunden schlafen und pro Woche mehr als 50 Stunden arbeiten.“
Massgeschneiderter Schlafworkshop:
Der Workshop ist eines von verschiedenen Präventionsmodulen der Suva und kann auf jedes Unternehmen, jede Berufsgruppe und jede Ausgangslage massgeschneidert werden.