International tätige Unternehmen setzen mehr auf weibliche Mitarbeitende
Eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien zeigt, dass international tätige Unternehmen mehr Frauen anstellen, als ausschliesslich national agierende Firmen. Auch der Sitz der Kundschaft spiele dabei eine Rolle. Einzig die Besetzung von Top-Jobs im Management bleibe von der Internationalität eines Unternehmens unbeeinflusst.
Alyssa Schneebaum vom Institut für Heterodoxe Ökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien ging in ihrer Studie gemeinsam mit ihrer Koautorin Carolina Lennon der Frage nach, ob sich die Globalisierung auch auf die Verteilung von weiblichen und männlichen Mitarbeitenden in Unternehmen auswirkt. Hierfür untersuchte die Wissenschaftlerin die Entwicklungen in über 30.000 Firmen in mehr als 100 Entwicklungsländern und Ländern mit mittlerem Einkommen zwischen 2006 und 2014.
International tätige Unternehmen sind weiblicher
Die Ergebnisse belegen deutlich den Zusammenhang zwischen Internationalität und der Verteilung von Mitarbeitenden nach Geschlecht. Alyssa Schneebaum erklärt: „Wir sehen hier einen ‚Race to the top‘, das heißt: Interagieren Unternehmen mit Ländern mit hoher Geschlechtergleichheit, wirkt sich dies auch positiv auf die Geschlechterverteilung im Unternehmen aus. Umgekehrt gibt es aber keinen negativen Effekt, das heißt, dass Geschlechterungleichheit aus anderen Ländern nicht importiert wird.“ Als Länder mit hoher Geschlechtergleichheit werden von den Vereinten Nationen zahlreiche Europäische Länder eingestuft, allen voran u.a. die Schweiz, Schweden und Dänemark. Massive Ungleichheit wurde in zahlreichen Ländern Afrikas wie der Republik Tschad geortet, aber z.B. auch der Jemen sticht negativ hervor.
Übertragung sozialer Normen
Die Studienergebnisse zeigen, dass international tätige Unternehmen generell einen größeren Anteil an weiblichen Mitarbeitern einstellen, als jene, die nur am nationalen Markt aktiv sind. Besonders deutlich zeigt sich dies bei Firmen, deren InvestorInnen oder auch KundInnen in Ländern mit hoher Geschlechtergleichheit sind: Sie stellen 6-7 Prozentpunkte mehr Frauen an als nationale Firmen, die nicht international tätig sind. Aber auch Eigentumsstrukturen spielen eine Rolle. „Unternehmen mit nationalen EigentümerInnen stellen 17-18 Prozentpunkte weniger Frauen ein, als jene mit EigentümerInnen in Ländern mit hoher Geschlechtergleichheit, auch wenn beide auf dem gleichen Markt mit gleichen lokalen Geschlechternormen tätig sind“, so die Studienautorin.
Top-Jobs bleiben vorwiegend männlich
Die positiven Effekte der Globalisierung und Internationalisierung von unternehmerischen Aktivitäten zeigen sich allerdings nicht bei allen Arten und Ebenen von Unternehmen gleichermaßen. Besonders Produktionsjobs profitieren hinsichtlich Geschlechterverteilung von der Entwicklung, an zweiter Stelle stehen Angestellte (in klassischen Büro-Jobs). „Der Anteil von Frauen steigt dabei nur für die unteren und mittleren Ebenen der Organisationsstruktur. Top-Management-Positionen bleiben von der ‚Internationalität‘ ihrer Unternehmen unbeeinflusst“, so Schneebaum, „Wir sehen demnach einerseits, wie die Internationalität als Medium für Geschlechternormen fungiert und Ungleichheit reduzieren kann. Andererseits wird ganz klar deutlich, dass es auch andere Maßnahmen braucht, um Diversität in Management-Positionen zu erreichen und die Geschlechterungleichheit zu reduzieren.“
Quelle: Wirtschaftsuniversität Wien