Integration: Arbeitgeber holen ihr Personal zurück an die Arbeit
Das «Forum.Integration» im Pfalzkeller" beschäftigte sich in St. Gallen zum neunten Mal mit Integration von Personen mit Handicap ins Arbeitsleben. Die Fachorganisationen „drei-schiibe", Obvita, Profil Arbeit&Handicap, Suva und Procap luden ein zum Thema «Eingliederung von Menschen mit Leistungseinschränkungen».
Ein übervoller Pfalzkeller mit einem aktiven Publikum von rund 200 Personen hörte einen Erfahrungsbericht eines Betroffenen, der unter die Haut ging: «Erst nach Thusis kam ich endlich halbwegs zu mir. Am Morgen habe ich alles wie in Trance stehen lassen, bin offenbar ins Auto gestiegen und habe vor dem Bernardino-Tunnel angehalten und wieder umgekehrt. Aber nicht etwa, um mich bei der Arbeit wieder anzumelden, sondern bin wie fremdgelenkt bis Bad Ragaz gefahren, wo ich ein Zimmer genommen und mich abgeschottet habe». Diese ersten Worte eines Betroffenen haben das Publikum hautnah erahnen lassen, was das Thema «Psychische Krise» wohl ausmacht. Wenn nicht Müdigkeit, Überlastung, Nervosität oder Stress Hauptthemen sind, sondern ein «Ausklinken» ansteht.
Firma hat früh reagiert
Nach der einführenden Begrüssung von Dr. Andreas Hartmann, Präsident kantonaler Gewerbeverband St.Gallen, startete die Diskussionsrunde zum diesjährigen Forum.Integration unter der Leitung von Moderator Bruno Schnellmann, Co-Leiter von Profil – Handicap&Arbeit.
Am Beispiel der Firma swissplast AG aus Sargans wurde der Weg einer Arbeitnehmerin zurück in die Firma aufgezeigt. Der Inhaber und der Produktionsleiter von swissplast schilderten eindrücklich, wie wichtig es war, schnell bei der psychischen Krise der bisher sehr zuverlässigen Mitarbeiterin zu reagieren, indem sie mit ihr während der Krankheit in Kontakt geblieben sind.
Zusammenspiel mit Beratern
Gemeinsam wurden künftige Änderungen am Arbeitsplatz besprochen und geplant. Einen wesentlichen Anteil hatte dabei die Zusammenarbeit mit dem Eingliederungsberater der IV. Gemäss Prof. Dr.med. Wolfram Kawohl, Chefarzt Psychiatrische Dienste Aargau ist es trotz psychischer Erkrankung in viel mehr Fällen möglich, weiterzuarbeiten, als man bislang dachte. Der Einsatzbereich lässt sich verändern, um eine bessere Passung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitsplatz zu schaffen. Es zeigt sich, dass ein Job Coaching für alle Beteiligten wichtig ist und Entlastung bei der Prozessgestaltung bringt. Der Job-Coach als Übersetzer zwischen den Beteiligten, als Dreh- und Angelpunkt der unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse ist in vielen Fällen entscheidend.
Integration als Normalfall
Der IV-Eingliederungsberater konnte die staatlichen Mitfinanzierungen aufzeigen und von den Beratungen berichten, die es in der Firma swissplast brauchte, um alle Beteiligten bis hin zu den Mitarbeitenden an einen Tisch zu bringen, bis es schliesslich gelang, die verdiente Mitarbeiterin wieder «zurückzuholen». Zu beachten war, dass es nicht mit einer Sitzung getan war, es brauchte zwei, drei Anläufe bis es für sie und das Team wieder zum Stimmen kam. Am Ende hat es sich gelohnt.
Die anwesenden Experten aus dem medizinischen, juristischen, Sozialversicherungs- und Privatversicherungsbereich und dem Feld Job Coaching beantworteten Fragen, die im Zusammenhang mit der Rückkehr an den Arbeitsplatz bei Arbeitgeber und Arbeitnehmenden auftauchen. Es konnte exemplarisch für die vielen anwesenden Firmenvertreter und -vertreterinnen aufgezeigt werden, wie Wege zurück an die Arbeit erfolgreich sein können. So bildet dieses Forum einen wichtigen Beitrag dazu, dass solche Integrationen «normal» sein können und sich durchaus lohnen – lohnen gegenüber Kündigungen und Neuanstellungen.
Weitere Informationen: www.forumimpfalzkeller.ch