Wie stehen Schweizer Recruiter und Arbeitnehmer zu Quereinsteigern?
Quereinsteiger werden von Arbeitgebern aufgrund ihrer frischen Perspektiven geschätzt, obwohl längere Einarbeitungszeiten und ein möglicher mangelnder Job-Fit oft Herausforderungen darstellen. 58 % der Recruiter behandeln Quereinsteiger bei Neueinstellungen gleichwertig mit Bewerbern eines klassischen Werdegangs. Jeder vierte Arbeitnehmer tendiert selbst zum Branchen-Wechsel (26 %). Das geht aus den Ergebnissen des Xing Arbeitsmarktreports 2024 hervor. Für diesen hat das Marktforschungsinstitut Appinio 150 Recruiter sowie 500 Arbeitnehmende in der deutschsprachigen Schweiz im Rahmen einer Online-Umfrage befragt.
Besonders die Wirtschaft und der Bildungssektor suchen verstärkt nach Quereinsteigern, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und neue Perspektiven in Unternehmen zu bringen. Aber wie sehen die Unternehmen und Arbeitnehmer in der Schweiz den Quereinstieg wirklich?
Recruiter sehen in Quereinsteigern eine potenzielle Abhilfe für Unternehmen
Für Unternehmen steht fest: Quereinsteigern stehen die Türen grundsätzlich offen. Für mehr als die Hälfte der befragten HR-Verantwortlichen haben Quereinsteiger die gleichen Chancen wie Bewerber mit fachlich linearem Werdegang (58 %). Von 6 Prozent der Recruiter werden Menschen, die quereinsteigen, sogar bevorzugt behandelt, wobei allerdings 30 Prozent der Befragten angaben, Quereinsteiger im Bewerbungsprozess nachrangig zu behandeln.
83 Prozent der befragten Recruiter stimmen eher bis voll und ganz zu, dass Quereinsteiger die Vielfalt und Diversität im Unternehmen fördern. Sie sind der Meinung, dass sie frische Perspektiven und Ideen ins Unternehmen tragen (86 %). Ihre unterschiedlichen Erfahrungen tragen zudem zur Innovation bei (84 %). 81 Prozent stimmen der Aussage eher bis voll und ganz zu, dass Quereinsteiger den Fachkräftemangel lösen könnten.
Längere Einarbeitungszeit notwendig und Job-Fit fraglich
Einerseits werden Quereinsteiger von Recruitern als spannende Zielgruppe gesehen, gleichzeitig gibt es Sorge um den Job-Fit im Arbeitsalltag. Denn: Der Erfolg des Quereinstiegs hängt klarerweise damit zusammen, ob die neue Branche Eintrittshürden wie Qualifikationen oder gewisse Abschlüsse voraussetzt. 82 Prozent der Recruiter glauben, dass Quereinsteiger längere Einarbeitungszeiten benötigen, um sich in ihrer neuen Rolle zurechtzufinden. 69 Prozent befürchten, dass sie möglicherweise nicht gut zur Unternehmenskultur oder Team-Dynamik passen. 73 Prozent sind zudem der Meinung, dass es Quereinsteigern an branchenspezifischen Erfahrungen mangelt, die nicht schnell erlernt werden können. Die geringste Zustimmung erhielt die Aussage, dass Unternehmen schlechte Erfahrungen mit Quereinsteigern gemacht hätten, da diesen die notwendigen Fachkenntnisse fehlten (60 %).
„Dass knapp ein Drittel der Recruiter Quereinsteiger nicht bei Neueinstellungen entsprechend beachten, ist überraschend. Denn Quereinsteiger können Unternehmen mit frischen Perspektiven und unkonventionellen Lösungsansätzen bereichern. Sie bringen oft wertvolle Erfahrungen aus anderen Branchen mit, die Innovation und Flexibilität fördern – zwei zentrale Erfolgsfaktoren in einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt“ sagt Sandra Bascha, Leitung Kommunikation Xing Schweiz und New Work Expertin. „In Zeiten, in denen Betriebe händeringend nach guten Arbeitskräften suchen, ist es sinnvoll, Quereinsteiger für Neubesetzungen auf dem Radar zu haben.“
Mehr Geld und eine bessere Jobsicherheit
Und wie stehen die Arbeitnehmenden zum Thema Quereinstieg? Die Befragung unter 500 Angestellten in der deutschsprachigen Schweiz zeigt: 33 Prozent haben bisher nicht darüber nachgedacht, ihren Job für eine andere Branche aufzugeben. 42 Prozent haben schon mit dem Gedanken gespielt – diesen aber doch nicht umgesetzt. Lediglich 26 Prozent haben tatsächlich den Schritt gewagt und sich als Quereinsteiger in einer neuen Branche orientiert.
Von denen, die gewechselt haben, gaben 40 Prozent an, dass finanzielle Vorteile der entscheidende Faktor waren. Für 29 Prozent war es die bessere Jobsicherheit, die in eine neue Branche lockte, und 27 Prozent wechselten aufgrund einer in ihren Augen sinnvolleren Tätigkeit. Weitere 27 Prozent stiegen quer ein, weil sie weitere oder bisher ungenutzte Fähigkeiten und Kenntnisse erlangt bzw. die notwendigen Qualifikationen erworben haben.
Jene Arbeitnehmenden, die in der Befragung angaben, nicht gewechselt zu haben, taten das aus folgenden Gründen: 35 Prozent sagen, es lag an einer schlechteren Bezahlung. 34 Prozent gaben an, es gab weniger Jobsicherheit. Aufgrund mangelnder Fachkenntnisse, fehlender notwendiger Qualifikationen oder längerer Einarbeitungszeiten sind 26 Prozent der Befragten nicht quereingestiegen.
Quelle: www.xing.ch