Studie: Gefühle zeigen erleichtert die Zusammenarbeit
Beim Thema Gefühle am Arbeitsplatz gehen die Emotionen oft hoch: Während für die einen die Faust auf dem Tisch ein ehrlicher Ausdruck von Frustration ist, erachten andere das Teilen persönlicher Befindlichkeiten als unprofessionell. Darf oder soll man bei der Arbeit Gefühle offen zeigen? Und gibt es Gefühle, die stärker akzeptiert sind als andere? Diesen und anderen Fragen geht eine aktuelle Studie im Auftrag des Jobs-Netzwerks XING nach, für die über 1’000 Berufstätige in der Deutsch- und Westschweiz befragt wurden.
Gefühle zeigen erleichtert die Zusammenarbeit und stärkt den Zusammenhalt
87 Prozent der Befragten sagen, dass sie einfacher mit Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten, wenn diese ihre Gefühle zeigen. 82 Prozent sind zudem der Meinung, dass der Zusammenhalt im Team gestärkt wird, wenn Gefühle mitgeteilt werden. Dass das Zeigen von Gefühlen die Karriere ausbremsen könnte, befürchtet nur eine Minderheit (38 Prozent). Gefühle zeigen soll aber nicht bedeuten, sein Handeln daran auszurichten. So finden es zwei Drittel (65 Prozent) problematisch, sich bei der Arbeit von seinen Gefühlen leiten zu lassen.
Sandra Bascha, XING Kommunikationsverantwortliche für die Schweiz, sagt: «Die Resultate deuten auf einen differenzierten Umgang mit dem Thema Gefühle am Arbeitsplatz hin. Einerseits sagt die grosse Mehrheit, dass das Teilen von Gefühlen die Zusammenarbeit fördert. Andererseits stellen Gefühle für die meisten keine verlässliche Basis dar, um im beruflichen Umfeld Entscheide zu fällen.»
Tränen bei der Arbeit: Frauen weinen eher aus Wut und Frust, Männer aus Trauer oder Freude
Der Mehrheit der Befragten (58 Prozent) sind am Arbeitsplatz schon einmal die Tränen gekommen, Frauen mit 71 Prozent häufiger als Männern mit 45 Prozent. Dabei sind es bei den weiblichen Befragten in erster Linie Wut oder Frustration (42 Prozent), gefolgt von Trauer (32 Prozent), die ihnen Tränen in die Augen treiben. Männer weinen vor allem aus Trauer (19 Prozent) oder aus Freude und Rührung (ebenfalls 19 Prozent).
Positive Gefühle können ohne Bedenken gezeigt werden
Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) sagen, dass sie am Arbeitsplatz bedenkenlos Freude zeigen können. Bei Zufriedenheit sind es 55 Prozent, bei Motivation und Fröhlichkeit je 49 Prozent. 44 Prozent geben an, dass sie bedenkenlos Begeisterung zeigen können. Mehr Zurückhaltung herrscht bei negativen Gefühlen: Stress können noch 26 Prozent bedenkenlos zeigen, Ärger 23 Prozent und Enttäuschung 20 Prozent.
Sandra Bascha: «Beim Zeigen von Gefühlen gilt nicht je mehr desto besser. Wertvoll ist vielmehr die Gewissheit, dass ich meine Gefühle äussern darf, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Nur so kann ich am Arbeitsplatz ich selbst sein, was auch ein zentrales Merkmal von New Work ist. Ob das möglich ist, hängt von der Kultur des Unternehmens ab. Deshalb ist der Cultural Fit bei der Wahl des Arbeitgebers entscheidend.»
Gefühle zeigen ist in der Deutschschweiz eher möglich als in der Romandie
Während 61 Prozent der Befragten aus der Deutschschweiz sagen, dass sie ihre Freude am Arbeitsplatz bedenkenlos zeigen können, sind es in der Westschweiz mit 39 Prozent weniger als die Hälfte. Die Unterschiede zeigen sich auch bei den negativen Gefühlen. 27 Prozent der Deutschschweizerinnen und -schweizer können ihren Ärger am Arbeitsplatz ohne Bedenken zeigen, während es in der Westschweiz lediglich 9 Prozent sind. Die Differenz zwischen den Sprachregionen zeigt sich bei fast allen abgefragten Gefühlen.
Stress und Zufriedenheit prägen die Gefühlswelt am Arbeitsplatz
Die Teilnehmenden wurden auch gefragt, welche Gefühle sie bei der Arbeit häufig verspüren. An der Spitze stehen Stress und Zufriedenheit, die jeweils von 49 Prozent der Befragten häufig wahrgenommen werden. Auf den weiteren Rängen folgen Motivation (42 Prozent) und Freude (41 Prozent). Mit Ausnahme von Stress überwiegen im Arbeitsalltag damit klar die positiven Gefühle. 27 Prozent verspüren bei der Arbeit häufig Frustration, 20 Prozent Ärger und 19 Prozent Demotivation.
Generation Z: am meisten gestresst und am motiviertesten
Stress erleben Arbeitnehmende der Generation Z (18- bis 26-Jährige) mit 58 Prozent besonders häufig. Von den Millennials (27- bis 42-Jährige) sagen 50 Prozent, von der Generation X (43- bis 58-Jährige) 47 Prozent und von den Baby Boomers (59- bis 65-Jährige) 39 Prozent, dass sie am Arbeitsplatz häufig Stress verspüren. Befragte der Generation Z verspüren auch häufiger Motivation (51 Prozent) und Freude (48 Prozent) als alle anderen Altersgruppen. Und ein Gefühl von Stolz stellt sich bei jüngeren Berufstätigen der Generation Z mit 34 Prozent und den Millennials mit 31 Prozent häufiger ein als bei den Mitgliedern der Generation X (24 Prozent) und Baby Boomers (19 Prozent).
Im Alter dominiert Zufriedenheit
Bei den Baby Boomers ist Zufriedenheit mit 60 Prozent das am häufigsten wahrgenommene Gefühl am Arbeitsplatz, deutlich vor Stress mit 39 Prozent. Auch Sinnhaftigkeit wird mit zunehmendem Alter häufiger wahrgenommen: Während von den Baby Boomers 28 Prozent häufig Sinnhaftigkeit am Arbeitsplatz erleben, sind es bei der Generation Z 16 Prozent, bei den Millennials 21 Prozent und bei der Generation X 26 Prozent.
Mehr Freude und Fröhlichkeit in der Deutschschweiz, mehr Sinnhaftigkeit in der Romandie
Stress aber auch Freude und Fröhlichkeit nehmen Deutschschweizer bei der Arbeit häufiger wahr als Arbeitnehmende in der Westschweiz. Sinnhaftigkeit erfährt dafür rund ein Drittel (34 Prozent) der Westschweizerinnen und Westschweizer regelmässig, in der Deutschschweiz ist das bei 19 Prozent der Fall.
Quelle: www. new-work.se