Konjunktur und Arbeitskräftemangel belasten Temporärgeschäft der Personaldienstleister
Trotz trüber Konjunkturaussichten bereitet der akute Arbeitskräftemangel Unternehmen Sorgen und verleiht Stellensuchenden grössere Verhandlungsmacht. Zu diesem Befund kommt der jüngste Swiss Staffingindex.
Gemäss dem Swiss Staffingindex rutschte das Temporärgeschäft der Personaldienstleister erstmals nach 2 Jahren mit 3,4 Prozent ins Minus. Das Feststellengeschäft hat mit einem Wachstum von 15,3 Prozent Hochkonjunktur. Der Grund: Arbeitskräftemangel wird zunehmend zum Bremsklotz für das Wachstum von Personaldienstleistern wie Gesamtwirtschaft. Die abflauende Konjunktur und die Normalisierung nach der Corona-Zeit sorgten einerseits bei Unternehmen für weniger kurzfristige Auftragsspitzen, die über Temporärarbeit abgedeckt werden mussten. Andererseits setzen die weiterhin gut ausgelasteten Betriebe zunehmend auf Festanstellungen – weil der Markt planbarer geworden ist und um Personal enger an sich zu binden.
Angespannte Rekrutierungssituation bei Unternehmen
„Die beispiellose Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften zeigt deutlich, dass sich der Fachkräftemangel in der Schweiz weiter zuspitzt.“ stellt Jan Jacob, Country Manager ManpowerGroup Schweiz auf der Basis des Manpower Arbeitsmarktbarometers fest. Drei von vier Unternehmen beklagen Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachkräften. Diese Entwicklung macht sich auf dem Stellenmarkt bemerkbar. Gemäss dem Adecco Group Swiss Job Market Index nahm die Zahl der offenen Stellen im ersten Quartal 2023 nur leicht gegenüber dem historischen Höchststand im Q4 2022 ab.
Marcel Keller, Country President Adecco Group Switzerland, ordnet ein: „Nach fast 3 Jahren Covid-bedingter Unsicherheiten macht sich Zuversicht breit. Firmen investieren wieder in Festanstellungen und stellen mehr und mehr temporäre Mitarbeitende fest an. Zudem hat Covid nicht nur den Fachkräftemangel, sondern gleichzeitig auch die Verhandlungsmacht der Fachkräfte erhöht, sodass Firmen alles tun, um Mitarbeitende ans Unternehmen zu binden – und dies möglichst langfristig.“
Heiss umkämpfte Talente auf dem Arbeitsmarkt
In Anbetracht der angespannten Arbeitsmarktlage müssen Unternehmen neue Wege gehen, um Kandidaten für sich zu gewinnen. Heiss umkämpft ist insbesondere die Generation Z. Das jüngste White Paper des Personalberaters Careerplus zeigt: Werte und Flexibilität sind der Schlüssel zum Erfolg. 64 Prozent der Generation Z träumen davon, etwas Gutes zu tun. Nur 19 Prozent der Befragten würden in einem Unternehmen arbeiten, das ihre Werte nicht teilt. Vier von zehn Kandidaten lehnen Jobangebote ohne Homeoffice-Möglichkeit ab. Flexibilität liegt bei Berufen mit Fachkräftemangel allgemein im Trend. Eine Umfrage der Arbeitsvermittlungsplattform Coople unter Personen mit medizinischem Jobprofil zeigt: 76,4 Prozent schätzen die freie Einteilung ihrer Arbeitszeit als Vorteil. 63,1 % nutzen flexible Arbeit als Zusatzeinkommen und 38,8 Prozent suchen eine ausgeglichenere Work-Life-Balance.
Ausblick: Personaldienstleister weiter besorgt über Arbeitskräftemangel
Die angespannte Arbeitsmarktlage besorgt die Personaldienstleister. Mit Blick auf die kommenden sechs Monate rechnen 46,8 Prozent mit einem Anstieg der Geschäftstätigkeit im Temporärgeschäft. 32,5 Prozent rechnen ebenfalls im Feststellengeschäft mit einem weiteren Anstieg. Zum Vergleich im Q1 2022 lagen diese Werte noch bei 70 bzw. 54 Prozent. Der ausgetrocknete Arbeitsmarkt und die geringe konjunkturelle Dynamik dürften die Hauptgründe für diese Einschätzung der Geschäftsführenden sein. Positiv könnte sich auf die Geschäftsentwicklung auswirken, dass Arbeitnehmende die gute Arbeitsmarktsituation nutzen, um ihre Stelle zu wechseln oder sich bewusst für flexible Arbeitsmodelle wie die Temporärarbeit entscheiden.
Quelle: Swissstaffing