Sind Sie ein Workaholic?

Gemäss einer wissenschaftlich durchgeführten Datenerhebung aus Deutschland ist wohl jede(r) zehnte Arbeitnehmende ein Workaholic. Besonders gefährdet seien Führungskräfte, wie die Forschenden feststellten.

Frühmorgens ins Büro und spätabends wieder raus, zu Hause noch einmal die Mails checken, einfach nicht loslassen können: Suchthaftes Arbeiten ist kein Randphänomen. Ein Workaholic zu sein, betrifft in Deutschland fast jede(n) zehnten Arbeitnehmende(n). (Bild: Pixabay.com)

Rund ein Zehntel der Erwerbstätigen in Deutschland, hauptsächlich Führungskräfte, zeige Zeichen von Arbeitssucht, wie eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie auf Basis repräsentativer Daten von 8.000 Erwerbstätigen in den Jahren 2017 und 2018 zeigt. Von suchthaftem Arbeiten Betroffene würden nicht nur sehr lang, schnell und parallel an unterschiedlichen Aufgaben arbeiten, sie können auch nur mit schlechtem Gewissen einen freien Tag einziehen. Sie würden sich zudem oft unfähig fühlen, am Feierabend abzuschalten und zu entspannen.

33 Prozent arbeiten exzessiv

Gemäss der Studie sind bei 9,8 Prozent der Erwerbstätigen Zeichen von Arbeitssucht auszumachen. Weitere 33 Prozent arbeiten exzessiv – aber nicht zwanghaft. 54,9 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten dagegen „gelassen“. Und eine kleine Gruppe arbeitet zwar nicht viel, aber zwanghaft.

Mit rund zehn Prozent Arbeitssüchtigen erreicht Deutschland einen Wert, der nah an den Ergebnissen ähnlicher Studien aus anderen Ländern liegt. In den USA sind es ebenfalls zehn Prozent und in Norwegen gut acht Prozent. Aus dem Rahmen fällt Südkorea, wo eine Untersuchung einen Anteil von fast 40 Prozent ergeben hat, allerdings mit einer etwas weiter gesteckten Definition von Arbeitssucht.

Schulabschluss unerheblich

Laut den Forschern zeigen Schulabschluss und Familienstatus keine Zusammenhänge mit der Neigung zu Arbeitssucht. Einen signifikanten, wenn auch quantitativ kleinen, Unterschied gibt es zwischen Frauen und Männern, die zu 10,8 beziehungsweise neun Prozent betroffen sind. Deutlichere Unterschiede bestehen zwischen Altersgruppen: Bei den 15- bis 24-Jährigen beträgt die Quote 12,6 Prozent, bei den 55- bis 64-Jährigen 7,9 Prozent.

Wer eine lange vertragliche Wochenarbeitszeit hat, neigt leicht überdurchschnittlich zur Arbeitssucht. Starke Unterschiede zeigen sich in Hinblick auf Selbstständigkeit und Führungsverantwortung. Unter Selbstständigen liegt die Workaholic-Quote bei 13,9 Prozent. Dies könnte auch einer der Gründe für den hohen Anteil in landwirtschaftlichen Berufen sein, denn in dieser Branche sind viele Erwerbstätige selbstständig.

Wer ist am ehesten ein Workaholic?

Führungskräfte sind zu 12,4 Prozent arbeitssüchtig, andere Erwerbstätige nur zu 8,7 Prozent. Die obere Ebene kommt auf einen Anteil von 16,6 Prozent. In vielen Betriebskulturen werden an Führungskräfte wahrscheinlich Anforderungen gestellt, die „Anreize für arbeitssüchtiges Verhalten“ setzen, vermuten die Wissenschaftler. Beispielsweise, wenn erwartet wird, dass sie als Erste kommen und als Letzte gehen.

Einen starken Zusammenhang mit suchthafter Arbeit haben zudem Betriebsgrösse und Mitbestimmung. In Grossbetrieben sei Arbeitssucht weniger verbreitet als in kleinen Betrieben, so eine Erkenntnis der Studie. Bei weniger als zehn Beschäftigten „fallen 12,3 Prozent in die Kategorie der suchthaft Arbeitenden“, bei mehr als 250 Beschäftigten 8,3 Prozent. Dies könnte an einer stärkeren Regulierung liegen. Denn Beschäftigte in Grossunternehmen bekommen unter Umständen schneller Schwierigkeiten mit der Personalabteilung, wenn das Arbeitszeitkonto überquillt.

Woran sich selbst erkennen lässt, ob man ein Workaholic ist oder droht, einer zu werden, zeigt ein Artikel, den wir vor gut einem Jahr hier veröffentlicht haben.

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