In der Unternehmenswelt wird häufig die Vorstellung verbreitet, dass ein Unternehmen wie eine Familie funktionieren sollte. Dieses Bild klingt zunächst attraktiv: Harmonie, Unterstützung und Geborgenheit stehen im Vordergrund. Doch in der Praxis kann diese Metapher erhebliche Nachteile mit sich bringen, vor allem, wenn Leistung und Zielorientierung vernachlässigt werden.
Volkmar Völzke
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27. September 2024
Familienidylle auch im Unternehmen? Empathie und Zusammenhalt sind wichtig, aber nicht zwingend gleichbedeutend mit familiär. (Bild: Pixabay.com)
Familien sind von Zusammenhalt und Beständigkeit geprägt. Diese Werte sind im persönlichen Leben von grosser Bedeutung, können jedoch im geschäftlichen Kontext hinderlich sein.
Warum die Familienmetapher problematisch ist
In Familien hat das Bewahren des Status quo oft Vorrang vor Veränderungen, während Unternehmen auf Flexibilität und Innovation angewiesen sind. In einer dynamischen Wirtschaft müssen Unternehmen ständig Anpassungen vornehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Eine Familie ist auf Stabilität ausgerichtet, in einem Unternehmen jedoch geht es um klare Zielorientierung und messbare Erfolge. Unternehmen sollten daher eher als Leistungsgemeinschaft betrachtet werden, in der Exzellenz und Zielstrebigkeit im Vordergrund stehen. Eine solche Gemeinschaft ermöglicht es, grosse Ziele zu erreichen, indem die Menschen bereit sind, sich den Herausforderungen zu stellen.
Die Merkmale einer Leistungsgemeinschaft
Klare Zielorientierung: Der Fokus liegt auf messbaren Zielen, die den Erfolg des Unternehmens bestimmen. Jeder im Team sollte die Ziele kennen und verstehen, warum sie wichtig sind. Ohne klare Ausrichtung verliert ein Unternehmen schnell an Dynamik.
Flexibilität: Strukturen sollten sich an den Zielen orientieren, nicht an persönlichen Vorlieben. Eine flexible Organisation passt sich schnell an Veränderungen an und nutzt Chancen. In einer Leistungsgemeinschaft ist jeder bereit, sich den Anforderungen anzupassen.
Einhaltung von Standards: Klare Standards und Erwartungen fördern eine Kultur der Exzellenz. Während in Familien oft Nachsicht geübt wird, muss in einem Unternehmen jeder wissen, was akzeptabel ist und was nicht. Das Einhalten von Standards sichert den langfristigen Erfolg.
Anpassungsfähigkeit: Rollen und Verantwortlichkeiten müssen sich kontinuierlich den Anforderungen des Marktes anpassen. Ein erfolgreiches Unternehmen muss sich weiterentwickeln, während starre Strukturen zu Stagnation führen.
Fokussierung auf Ergebnisse: Während Familien nach innen gerichtet sind, müssen Unternehmen nach außen wirken. Der Erfolg wird daran gemessen, welchen Mehrwert das Unternehmen für Kunden und den Markt schafft. Die Leistungsgemeinschaft richtet den Blick nach außen, um echte Resultate zu erzielen.
Fazit
Ein Unternehmen ist keine Familie, und es sollte auch nicht wie eine funktionieren. Als Führungskraft liegt es in Ihrer Verantwortung, ein Umfeld zu schaffen, in dem Exzellenz gefördert wird. Empathie und Zusammenarbeit sind wichtig, doch sie müssen immer den gemeinsamen Zielen dienen.
Zum Autor: Volkmar Völzke ist Erfolgs-Maximierer. Buchautor. Berater. Coach. Speaker. www.volkmarvoelzke.ch
Tränen, Apps und Deals: Highlights der Folge 6/3 von „Die Höhle der Löwen“
Die Folge 3 der aktuellen Staffel hatte es in sich. Es ging um hohe Summen, um Emotionen, aber auch um selbstbewusste Gründer, die auf die «falschen» Löwen setzten und mit einer Enttäuschung den Rückweg antraten.
Thomas Berner
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25. September 2024
Waren die „Gründer des Herzens“ dieser Sendung: Beim Deal mit Dechen Jangma und Anne Riewoldt von House of Momos flossen Tränen. (Bild: Oneplus)
Unicorn-Potenzial, Kulinarisches vom Dach der Welt und anderes mehr prägten die dritte Folge der neuen Staffel von die Höhle der Löwen Schweiz. Und es flossen auch Tränen der Freude.
Unicorn oder nicht?
Jonny Burger und Mehmet Ademi aus Zürich (ZH) wollen mit ihrem Videokreationstool Remotion durchstarten. Ihre Idee: Automatisch personalisierte Videos von Grossanlässen generieren wie z.B. vom Jungfrau-Marathon. Jeder der 4000 Läuferinnen und Läufer sieht sich dann in verschiedenen Etappen und am Ende des Videos wird seine Laufzeit animiert dargestellt. Die Videos werden mit einem eigens entwickelten Editor kreiert. Pro erstelltes Video kassiert Remotion einen halben Rappen an Lizenzgebühren. Bei 4000 Teilnehmenden des Jungfrau-Marathons sind das also 20 Franken. Aber dennoch kamen jährlich schon 100’000 US- an Umsatz zusammen, weil der grösste Kunde von Remotion monatlich rund 400’000 Videos generiert. 80 Kunden setzen schon auf die Lösung, deren Anwendung einiges an Fachkenntnissen voraussetzt. Mit einem Kapitalbedarf von 500’000 Franken gegen 5 % Firmenanteile wollen Jonny und Mehmet nun für «zusätzliche Programmier-Power» sorgen für ihre Idee mit Unicorn-Potenzial. Jürg Schwarzenbach stellte aber gleich schon die hohe Firmenbewertung in Frage. „Da müsst ihr schon ein paar Millionen an Umsatz machen“, stellte er klar. Und Lukas Speiser setzte Fragezeichen hinter der Kundenstruktur: Zumeist Startups. Während Jürg Schwarzenbach, Roland Brack und Lukas Speiser ausstiegen, machten Anja Graf und Felix Bertram ein Gegenangebot: 500’000 gegen 10 Prozent. Doch das entsprach dann doch nicht den Wünschen von Jonny und Mehmet, und sie lehnten das Investment am Schluss ab.
Lehnten Angebot ab: Jonny Burger und Mehmet Ademi mit ihrem Startup „Remotion“. (Bild: Oneplus)
Investment mit Tränen
Dann ging es kulinarisch weiter: Mit House of Momos, einem Lieferdienst für die tibetischen Teigtaschen Momos, wollen die Deutsche Anne Riewoldt und die Tibeterin Dechen Jangma aus Adliswil (ZH) den Markt aufmischen. Dechen Jangma gelangte 2012 als Flüchtling in die Schweiz und traf mit Anna Biewoldt zusammen. Daraus entstand eine innige Freundschaft und 2021 die Gründung des Momos-Lieferdienstes. Die Teigtaschen werden nach tibetischer Tradition selbst von Hand gefertigt. Und das Geschäft scheint zu laufen: 4,2 Millionen Franken Umsatz im Jahr 2023 sorgten bei den Löwen für grosse Augen und offene Ohren. Mit einigen Grosskunden sind beiden Gründerinnen im Gespräch und benötigen für das weitere Wachstum 500’000 Franken. Dafür boten sie 20 Prozent Beteiligung. Die präsentierten Zahlen und auch die Momos-Kostproben mundeten den Löwen und der Löwin sichtlich. Und auf alle typischen Investoren-Fragen wussten Anna Riewoldt und Dechen Jangma eine adäquate Antwort. Aber zunächst konnten sie nur Lukas Speiser überzeugen: Er bot 500’000 Franken gegen eine Beteiligung von 25 Prozent. Er glaubt an das Potenzial, auch wenn er bei den Margen ein paar Herausforderungen sieht. Dann wurde es emotional: Überwältigt von diesem Angebot brach Anna Riewoldt in Tränen aus. Felix Betram liess sich von den Emotionen anstecken und bot ebenfalls 500’000 Franken gegen 25 Prozent. Nach kurzer Besprechung hinter der Bühne entschieden sich die Beiden für Lukas Speiser als Investor. Die übrigen Löwen beglückwünschten den Entscheid. Das waren «die Gründer der Herzen», wie Jürg Schwarzenbach es ausdrückte.
Verhandlungsgeschick zahlt sich aus
In ihrem Startup Studyflash entwickeln Nikola Bulatovic, Dominik Gebhard und Florin Barbisch aus Muri bei Bern KI-generierte Lernkarten, die auf Vorlesungen und Kurse der Lernenden zugeschnitten sind. Sie sollen helfen, dass Studierende in kürzerer Zeit leichter den Lernstoff bewältigen können. Das Konzept ist simpel: Die Studierenden laden ihre Vorlesungsunterlagen auf die Plattform von Studyflash hoch, und innert Kürze erstellt die KI daraus die Lernkarten. Das Angebot scheint bei der Zielgruppe anzukommen: Innert fünf Monaten konnten schon 20’000 Nutzerinnen und Nutzer generiert werden. Mit einem Investment von 250’000 Franken gegen 10 Prozent Unternehmensanteil soll weiteres Marktpotenzial erschlossen werden. Zunächst waren die fünf anwesenden Löwen und die Löwin noch nicht ganz «geflasht» von der Idee. Bedenken äusserten sie hinsichtlich Kopierschutz und der tiefen Marge. Lukas Speiser jedenfalls fand zwar Gefallen am Case, immerhin hatte er zu seinen Studentenzeiten ebenfalls schon ein Business mit Lernkarten lanciert. Als Investor blieb er jedoch draussen. Trotz Vorbehalten gegenüber den präsentierten Zahlen machte Felix Bertram aber ein Angebot: 250’000 Franken gegen 40 Prozent, mit Aussicht auf Reduktion auf 30 Prozent, wenn bis 2027 ein Umsatzziel von 4 Millionen erreicht wird. «Aber gleich ein Tipp: Ich würde es nicht machen», schob er noch nach. Während Jürg Schwarzenbach sich nicht für ein Investment erwärmen konnte, einigten sich Roland Brack und Nicole Buettner darauf, den drei Gründern ein gemeinsames Angebot zu machen: CHF 250’000 gegen 20 Prozent. Für die drei Jungunternehmer kam das Angebot von Felix Bertram nicht in Frage, und dem Angebot von Nicole Büttner und Roland Brack stellten sie einen Gegenvorschlag gegenüber: 250’000 Franken gegen 15 Prozent, was die Löwen dann akzeptierten.
Braucht erfolgreiches Marketing ein Investment?
Robin Horner und Jeffry Dahinden aus Schindellegi SZ betraten mit ihrer Firma Freeways GmbH die Höhle der Löwen. Diese Jungunternehmer sind wahre Marketinggenies: Im Alter von erst 20 und 21 Jahren haben sie über 1 Million Franken Umsatz gemacht – und das mit einem Produkt, das es längst gibt: Nasenpflaster, die das Atmen erleichtern. Damit scheinen sie einen Nerv getroffen zu haben, denn in den sozialen Medien haben die beiden jungen Männer mit ihrem Produkt allein in der Schweiz 80 Millionen Views erzielt, und dies mit einem Startkapital von gerade mal 5000 Franken. Entsprechend selbstbewusst kam dann auch die Forderung der Beiden rüber: 500’000 Franken gegen 10 Prozent der Firma. Um die potenziellen Investoren von ihrem Produkt zu überzeugen, zogen Robin und Jeffry alle Register, auch akrobatische. Und noch mehr Wirkung erzeugten die Zahlen: Die erste Umsatz-Million wurde mit 34’000 Kunden erzielt, die Gewinnmarge bezifferten die Beiden mit 25 Prozent. Braucht es da noch ein Investment? Dieses soll vor allem fürs Marketing verwendet werden. Denn das Produkt an sich ist nicht neu und differenziert sich auch kaum von anderen, ausser in Farbe und Form. Deshalb: «Wer am lautesten ist, wird am meisten gehört», so Robin Horner. Dann aber mussten die Beiden noch eine Bombe platzen lassen: Freeways ist nicht der einzige Brand, den sie vermarkten. Roland Brack stellte klar: «Das ist schlicht uninvestierbar». Alle anderen Löwen folgten dieser Ansicht, und es kam zu keinem Deal. Am Schluss blieben Robin Horner und Jeffry Dahinden ohne Deal, doch sie hinterliessen eine Höhle der Löwen, die von ihrem Marketing-Coup schwer beeindruckt war.
Trotz viel Sympathie haut ihre Geschäftsidee die Löwinnen und Löwen nicht aus den Socken: Ehepaar Marie Jane und Marco Eberle. (Bild: Oneplus)
Ein sympathisches Familienbusiness
Das Ehepaar Marie Jane und Marco Eberle aus dem st.gallischen Unterterzen nutzt den Saft der Zwiebel, um das Immunsystem zu stärken. Die Wunderknolle wirkt entzündungshemmend. Deshalb hat Marie Jane Socken mit Netzen entwickelt, in die sich Zwiebelscheiben schieben lassen. Mit diesen schlafen sie und schwören auf den positiven Effekt. Auch Zwiebel-Pockets für die Anwendung an anderen Körperstellen, z.B. Ohren, stehen inzwischen im Angebot. Auch andere Kräutermischungen haben die Beiden ausgetüftelt, die für eine gute Schlaf-Atmosphäre sorgen sollen. Mit einem Investment von 30’000 Franken gegen 10 Prozent Firmenanteile soll nun der DACH-Markt mit diesen Produkten erobert werden. Die Löwinnen und Löwen stellen viele skeptische Fragen, etwa nach dem Marktpotenzial. Dieses beziffert das Ehepaar mit 1 Prozent der Bevölkerung, da viele die Zwiebeln als Hausmittel schon lange kennen. Felix Bertram zweifelt aber, ob dies ausreicht und sieht das Produkt eher als witzige Geschenkidee. Lukas Speiser hätte gerne noch ein paar wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit gehabt. Das konnten Marie Jane und Marco Eberle aber nicht bieten. Konkreter dann die Antworten zu den Zahlen: 4000 Franken Umsatz wurde mit dem Verkauf der Socken bisher pro Jahr erzielt, ohne Aufwände. Bei Herstellkosten von rund zwei Franken und einem Verkaufspreis von knapp 18 Franken läge da eine erkleckliche Marge drin. Am Schluss blieb es dann trotzdem nur bei viel Sympathie für das Produkt und das Familienbusiness. Auch viel persönliche Überzeugung reicht eben nicht aus für eine Investition.
Wenn Recruiter Investoren rekrutieren
Lebenslauf ade: Die Job-Matching-App Kanbii von René Lehmann und Carlos Müller (die zwei weiteren Mitgründer Robert Onesim und Martina Fornara traten nicht in der Sendung auf) erstellt ein Jobprofil nur aufgrund von Fähigkeiten und blendet gewissermassen Vorurteile aus. So werden keine persönlichen Informationen geteilt, bevor es zu einem Match kommt. Die Idee: Fähigkeiten sind nicht an bestimmte Branchen gebunden, wie die beiden gleich anhand der Profile der anwesenden Löwinnen und Löwen zeigten. Somit würden also alle fünf als Investor/-innen zu Kanbii passen. Auf der App selbst finden sich Jobsuchende und Jobanbietende durch einfaches Wischen nach links oder rechts. Um das Geschäft weiter zum Fliegen zu bringen, benötigt Kanbii eine Investition von 90’000 Franken gegen 20 Prozent Firmenanteile. 1700 User sind inzwischen auf der Plattform, 23 Jobs wurden bisher vermittelt. Nicole Büttner zeigte sich angetan von der Lösung, fühlte die beiden aber noch bezüglich Zahlen auf den Zahn. 60’000 Franken Umsatz wollen sie im ersten Jahr erzielen, eine Verdoppelung im Folgejahr und weitere 30 Prozent mehr im dritten Jahr. Lukas Speiser sah zu wenig Disruptionspotenzial und stieg als Investor aus. Felix Bertram schlug in die gleiche Kerbe verzichtete ebenfalls auf ein Investment. Tom Zimmermann attestierte den Gründern viel Geschäftskenntnis, hielt die App aber nicht für einen grossen Game-Changer und zog sich ebenfalls zurück. Blieben noch Nicole Büttner und Bettina Hein: Während erstere trotz zunächst signalisiertem Interesse ausstieg («zu wenig ambitionierte Umsatzziele»), liess sich Bettina Hein aus der Reserve locken. «Ich glaube, dass das Konzept von ‘No CV’ Zukunft hat», sagte sie und machte ein Angebot: 90’000 Franken, allerdings gegen 25 Prozent Anteile an der Firma. Diesen Deal nahmen die Gründer an – ein «Perfect Match», wie es scheint.
Fazit dieser Sendung: Wieder viele gute Ideen, aber auch die Erkenntnis, dass parallele Projekte oder undurchsichtige Beteilungen «Investorengift» sind. Und ob man wirklich Unicorn-Potenzial hat, ist schneller gerechnet als umgesetzt.
Greenovation Summit: Geglückte Premiere im «Silicon Uzvalley»
Am 12. September 2024 fand in den Räumlichkeiten von Bühler AG in Uzwil der erste Greenovation Summit statt. Rund 150 Besucherinnen und Besucher, darunter viele Entscheidungsträger aus KMU, lauschten den Ausführungen von über einem Dutzend Speakern und tauschten untereinander Erfahrungen zum Thema Nachhaltigkeit aus. Und drei Unternehmen wurden mit dem Greenovation Award ausgezeichnet.
Thomas Berner
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13. September 2024
Diese Zielsetzung wurde sicher erfüllt: Der erste Greenovation Summit vermittelte interessante Impulse für eine nachhaltige Wirtschaft. (Bild: Thomas Berner)
Der Durchführungsort der ersten Ausgabe des Greenovation Summit war gut gewählt: «Cubic», das 2019 eröffnete Innovationszentrum der Bühler Group. In dieser «Keimzelle» wird täglich an Innovationen für die Bereiche Nahrung, Futtermittel und High-End-Materialien getüftelt. Dies verleitete denn auch Moderatorin Mona Vetsch zum Begriff «Silicon Uzvalley» mit Verweis auf die oft unterschätzte Innovationskraft von Ostschweizer Unternehmen allgemein. Und nicht ohne Stolz wies auch Stefan Scheiber, CEO von Bühler AG, in seinem Grusswort auf die Möglichkeiten seines Unternehmens hin, mit neuen technologischen Entwicklungen zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion beizutragen.
Herausforderungen in der Konsumgüter-Industrie
Der Greenovation Summit bot einen Streifzug durch fast alle Branchen. Aus dem Bereich der Konsumgüter-Industrie berichtete Sandra Banholzer, CEO des Kräutershampoo-Herstellers Rausch AG aus Kreuzlingen über die Herausforderung, auf Druck von Grosskunden sich den Standards der Science-Based Targets Initiative (SBTi) verpflichten zu müssen. Auch wenn man bei Rausch schon lange, z.B. in Sachen Packmittel und sparsamer Verbrauch, nachhaltig unterwegs war, geht es nun darum, die Wirkung dieser Massnahmen explizit zu messen. Oder Claude Rieser von Step Zero zeigte den steinigen Weg auf, wie das Problem von Mikroplastik, das durch den Abrieb bei synthetischen Schuhsohlen entsteht, durch neue Materialien angegangen werden kann.
Moderatorin Mona Vetsch im Gespräch mit Christian Klein, The Tschuggen Collection (links) und Thomas Kirchhofer, Direktor von St.Gallen Bodensee Tourismus (rechts). (Bild: Thomas Berner)
Ebenso ging es um Nachhaltigkeit im Tourismus. Weil dort unterschiedlichste Anspruchsgruppen involviert sind, sieht Thomas Kirchhofer, Direktor von St.Gallen Bodensee Tourismus, den stärksten Veränderungshebel im Wissenstransfer. Christian Klein von The Tschuggen Collection, zeigte mit dem Bau eines komplett CO2-neutralen Hotels in Arosa, was technisch möglich ist, um den Gästen den gewohnten Komfort zu bieten – auch wenn es z.B. beim Angebot von aussersaisonalen Früchten auf dem Frühstückbuffets manchmal auch um Kompromisse gehen muss.
Von Mitarbeiter-Einbindung und Bauen für die Zukunft
Weitere Themen wurden in vier Breakout-Sessions abgehandelt. Wie man Mitarbeitende in die nachhaltige Transformation eines Unternehmens einbindet, war eine der Fragen, die dort diskutiert wurden. Florian Hoffmann, CEO von tfy-consult, wies dort auf einen häufig gemachten Fehler hin: Dass Mitarbeitende erst ab der Umsetzung von beschlossenen Massnahmen des Managements involviert werden. Besser sei es deshalb, die Mitarbeitende auch schon bei der Ist-Analyse und der Strategiedefinition einzubinden.
In den anderen drei Breakout-Sessions ging es um die Themen Energie, Compliance und Bauwirtschaft. Andreas Zindel, CEO von Zindel United, sieht den Schlüssel in einer nachhaltigen Materialentwicklung, um «enkeltaugliches» Bauen zu ermöglichen. Sein Unternehmen hat u.a. mit KLARK einen CO2-neutralen Beton entwickelt. Maura Hegi, Gründerin des Beratungsunternehmens Ecoleader GmbH, wies in ihrer Session darauf hin, dass man Nachhaltigkeitsanforderungen nutzen soll, um sie in zukunftsfähige Unternehmensziele umzuwandeln.
Damit weniger Nahrung verloren geht
Einer der wohl grössten Stellhebel zur Erreichung der Klimaziele liegt bei den Nahrungsmitteln, genauer gesagt: In einer nachhaltigeren Produktion derselben und einem bewussteren Konsum. Béatrice Conde-Petit, Sustainability Officer von Bühler AG, erläuterte, wie z.B. über eine verstärkte Nutzung von Nebenprodukten, die bei der Verarbeitung von Getreide anfallen, die Verschwendung von Rohstoffen reduziert werden kann. Bühler arbeitet zudem in Ländern des Globalen Südens mit am Aufbau von sog. «Food Parks». Dabei handelt es sich um Fabrik-Cluster, die grosse Teile der Wertschöpfungsketten der Nahrungsmittelproduktion an einem einzigen Ort konzentrieren, um überflüssige Transportwege zu reduzieren.
Béatrice Conde-Petit sprach über die technologischen Möglichkeiten, mit denen Bühler AG zu einer nachhaltigeren Nahrungsmittelproduktion beitragen kann. (Bild: Thomas Berner)
Besser kein Nachhaltigkeits-Marketing?
Die Finanzbranche vertrat Jacqueline Schmid, Leiterin der Fachstelle Nachhaltigkeit der St.Gallen Kantonalbank. Was dort zuvor auf viel Goodwill und Freiwilligkeit beruhte, hat sich aufgrund des regulatorischen Drucks zu einer Pflicht gewandelt. Umso wichtiger sei es gewesen, von Anbeginn saubere Strukturen geschaffen zu haben, den Fokus auf wesentliche zu setzen und die Verantwortung auf allen Ebenen verankert zu haben, bilanzierte die Referentin.
«Nachhaltigkeit» als Begriff zieht im Marketing nicht – und hat eigentlich auch nie richtig gezogen. Dies ist die Erkenntnis die Johanna Gollnhofer, Direktorin Institut für Marketing und Customer Insight der Universität St.Gallen (HSG), dem Publikum mitgab. Wer ist schon bereit, für ein Produkt mehr zu bezahlen, das mit «Verzicht» oder «Qualitätsverlust» in Verbindung gebracht wird? Denn gerade diese beiden Begriffe sind es, welche einen Grossteil der Konsumentinnen und Konsumenten zu eigentlichen «Nachhaltigkeitsmuffeln» gemacht haben. Zielführender sei es deshalb, einfach den Kundennutzen in den Vordergrund zu stellen, der sich mit Nachhaltigkeit erreichen lässt.
Drei Greenovation Awards für Ostschweizer Unternehmen
Ebenfalls eine Premiere feierte zum Schluss die Verleihung des Greenovation Awards. Diese Auszeichnung wurde für die drei Kategorien «Projekte», «Produkte» und «Dienstleistungen» ausgelobt. Eine Fachjury vergab den Preis an folgende Unternehmen:
Kategorie «Projekte»: Huber Fenster, Herisau, für ihr Projekt von Fertighäusern aus Holz in der Ukraine
Kategorie «Produkte»: Nussbaum Matzingen AG für ihre Dosen aus rezykliertem Aluminium
Kategorie «Dienstleistungen»: originate GmbH, St.Gallen, für Beratungs- und Mess-Dienstleistungen zur Reduzierung des ökologischen Fussabdrucks bei Gebäudetechnik und Maschinen.
Diese drei Preisträger, aber auch die Referierenden zeigten, wie viele Ansätze und konkrete Lösungen heute bereitstehen, um die geforderten Nachhaltigkeitsziele aktiv anzugehen. Zu deren Erreichbarkeit und auch zur Beantwortung der Frage, wer am Schluss den Preis dafür bezahlen muss, wartet aber noch viel Arbeit – nicht nur im «Silicon Uzvalley».
SIZ Care Forum 2024: Aktuelle Trends in Arbeitsrecht, Prävention und Führung
Am 6. September 2024 fand in Brugg die nunmehr 20. Ausgabe des SIZ Care Forums statt. Die Tagung befasste sich mit Themen rund um Gesundheit, Führung und Prävention. Aber auch aktuelle Fälle aus dem Arbeitsrecht wurden erörtert.
Thomas Berner
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10. September 2024
Ihre musikalische Einlage sorgte am SIZ Care Forum 2024 für eine Überraschung: Moderator (und Musiker) Michael Sokoll und Dr. Barbara Studer. (Bild: Thomas Berner)
Seit 20 Jahren führen Kurt Mettler, CEO des auf Gesundheits-, Absenzen- und Case Management spezialisierten Unternehmens SIZ Care AG, und sein Team eine Tagung durch, wo in verschiedenen Referaten auf aktuelle Fragen rund um das betriebliche Gesundheitsmanagement eingegangen wird. Das Unternehmen mit Sitz in Zürich unterstützt und berät seit 25 Jahren Betriebe und Versicherer mit massgeschneiderten Dienstleistungen. So betreut SIZ Care inzwischen in der ganzen Schweiz arbeitsunfähige Personen auf dem Weg zurück in die Arbeitswelt.
„Gehirntraining“ am SIZ Care Forum 2024
In den vergangenen beiden Jahrzehnten hat sich bekanntlich viel verändert in der Arbeitswelt. Gesundheit, Führung und Prävention haben an Stellenwert gewonnen, wie man feststellen darf. Denn gesunde Mitarbeitende sind ein wertvolles Gut in allen Unternehmen. Doch für körperliche und geistige Fitness ist letztlich jeder von uns auch selbst verantwortlich. Ein «Stärkungsprogramm für Gehirn, Körper und Seele» vermittelte in diesem Sinne Barbara Studer, Neurowissenschaftlerin und Hirncoach. Sie legte dem Publikum nahe, Emotionen auch am Arbeitsplatz nicht auszuklammern, sondern sie zuzulassen. «Emotionen bringen Energie, und über Emotionen muss man reden», so Barbara Studer. Wenn man gegenüber den eigenen Emotionen neugieriger werde, könne man dies positiv nutzen. Und auch in der Neugier gegenüber anderen Menschen liegt viel Nutzen: Denn erst in verschiedenartigem Denken, der sog. Neurodiversität, liegt die eigentliche Innovationskraft. Aber bei so viel Gehirnaktivität darf auch die Erholung nicht zu kurz kommen. Multitasking bedeutet Stress fürs Gehirn, deshalb bringt es mehr, sich auf bestimmte Aufgaben zu fokussieren. Und anhand ein paar praktischer Übungen zeigte Barbara Studer, wie man mit durch Achtsamkeit, Bewegung oder auch durch Musik, die Hirnaktivitäten in die richtigen Bahnen zu lenken vermag.
Dauerthema: Psychische Belastungen am Arbeitsplatz
Dennoch: Psychische Belastungen am Arbeitsplatz nehmen zu. Über den konstruktiven Umgang mit psychischen Risiken und Ressourcen im Unternehmen sprach Prof. Dr. Andreas Krause von der FHNW Olten. Er zeigte anhand einer Studienübersicht auf, dass sich psychosoziale Risiken auch körperlich auswirken, z.B. das Risiko für Herz-/Kreislaufkrankheiten signifikant ansteigen lassen. Gemäss Gesundheitsförderung Schweiz berichten 25 Prozent der Arbeitnehmenden über eine kritische Arbeitssituation. Das bedeutet, dass hier Unternehmen immer noch viel zu tun haben, um diese zu verbessern. Andreas Krause stellte drei Punkte in den Raum, wie dies geschehen könnte: Durch das Einrichten eines Frühwarnsystems (z.B. durch das Einholen eines Stimmungsbildes mittels Befragungen), die konkrete Benennung von Gefährdungen und die Stärkung des sozialen Miteinanders.
Diese Fäden spann anschliessend Prof. Dr. med. Matthias Jäger von der Psychiatrie Baselland weiter, und zwar aus medizinischer Sicht. Der Referent betonte, dass Arbeit sich grundsätzlich gesundheitserhaltend auswirkt. Sie sorgt für den Lebensunterhalt und eine Sinngebung, gibt eine Tagesstruktur und kann auch für Status sorgen. Krankheitsfördernd wirkt Arbeit dann, wenn die Ergebnisorientierung überhand nimmt, sich Aufgaben verdichten und entsprechend für Zeitdruck und Stress sorgen. Krankheitssymptome sind dann z.B. Schlafstörungen, Tinnitus, Magen-Darm-Probleme oder Kopfschmerzen bis hin zu affektiven Störungen oder Angstzuständen. Burnout hingegen sei keine psychische Krankheit per se, sondern ein chronischer Stresszustand. Das stellt Ärzte bei der Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit vor grosse Herausforderungen. Denn nicht immer bedeute eine solche die Ermöglichung einer Genesung, sondern könne auch zu einer Chronifizierung des Krankheitsbildes führen.
Kurt Mettler, Referent und Veranstalter des SIZ Care Forums. (Bild: Thomas Berner)
Diskussionspunkte im Arbeitsrecht
Den letzten Referateblock des SIZ Care Forum 2024 führte Kurt Mettler an. Er beleuchtete einige Fälle aus der arbeitsrechtlichen Praxis, die in letzter Zeit für Aufsehen sorgten. Darunter etwa der «Nestlé-Fall»: Nach einem mehr als zehn Jahre dauernden Rechtsstreit zwischen einer ehemaligen ranghohen Mitarbeiterin und dem Nahrungsmittelkonzern wegen systematischen Mobbings hat letztlich ein Berufungsgericht die ehemalige Arbeitgeberin zu einer Entschädigung in der Höhe von 2 Millionen Franken verdonnert. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Mitarbeiterin durch ihren direkten Vorgesetzten systematisch gemobbt worden sei und deshalb gesundheitliche Schäden davontrug. Die Arbeitgeberin habe dabei die Fürsorgepflicht verletzt. Eine solche Fürsorgepflichtsverletzung lag hingegen in einem anderen Gerichtsfall, den Kurt Mettler darlegte, nicht vor. Das Gericht hielt dabei fest, dass der klagende Mitarbeiter es unterlassen hatte, auf Verbesserungsvorschläge seines Arbeitgebers überhaupt einzutreten. Ein weiteres Thema des Referats bildete die arbeitsplatzbezogene Arbeitsunfähigkeit. Ein kürzlich veröffentlichter Bundesgerichtsentscheid hält nun fest, dass bei einer arbeitsplatzbezogenen Arbeitsunfähigkeit keine Sperrfrist besteht und Mitarbeitende demnach sofort gekündigt werden kann. Für Verwirrung in der Berichterstattung gesorgt haben aber einige Missverständnisse. Denn «arbeitsplatzbezogen» ist nicht dasselbe wie «arbeitsplatzbedingt» oder «berufsbezogen». Auch Kurt Mettler findet diese Begrifflichkeiten nicht unbedingt hilfreich. Er würde lieber von «Arbeitsplatzbezogener Arbeitsverhinderung» sprechen. Denn nach seiner Auffassung stelle sich die Frage der Anwendbarkeit der Sperrfrist gar nicht, da weder eine Krankheit noch ein Unfall (Tatbestände gemäss Art. 336c OR) vorliege. Zudem wird in Art. 324a OR betreffend Lohnfortzahlung der Begriff der Arbeitsverhinderung verwendet, und nicht jener der Arbeitsunfähigkeit. Und bezogen auf die Krankentaggeldversicherung wäre bei einer arbeitsplatzbezogenen Arbeitsverhinderung nicht von einer Krankheit die Rede, und somit falle die Grundvoraussetzung für eine Leistungspflicht weg.
Lukas Christen vermittelte dem Publikum Inputs für einen besseren Umgang mit (ungewollten) Veränderungen. (Bild: Thomas Berner)
Mit 4i zu persönlichem und geschäftlichem Erfolg
Den Abschluss der Tagung bildete der Vortrag des ehemaligen Behindertensportlers Lukas Christen. Er verlor durch einen schweren Motorrad-Unfall sein linkes Bein, was ihn aber nicht hinderte, mehrere Siege im Weitsprung an den Paralympics in den Jahren 1992, 1996 und 2000 einzuheimsen. Mit seiner lebensbejahenden Einstellung – trotz vieler erlebter Rückschläge, die er als «Bootcamp für die Seele» bezeichnete – begeisterte er die Zuhörerinnen und Zuhörer. Wir alle seien «Verwaltungsratspräsidenten der Unternehmung Mensch», so sein Vortrags-Motto. Mit ungewohnten Veränderungen umzugehen sei ein «VRP-Dauerauftrag». Lukas Christen verlässt sich dabei auf das «4i-Konzept»: Instinkt (das Urwissen), Intuition (das Bauchwissen, Gespür), die Inspiration (das Herzwissen, Gefühl) und den Intellekt (Kopfwissen, Vernunft). Diese menschliche Kompetenz, sich selbst zu führen, bildet den Anfang einer Wirkungskette, mit der sich letztlich auch ein Team und ein Unternehmen führen lässt. Wichtig sei aber immer der Grundsatz: «Keine Wertschöpfung ohne Wertschätzung». Und darin dürfte auch die Keimzelle einer jeden Kultur liegen, die präventiv gegen jede Art von arbeitsplatzbedingter Krankheit wirken kann.
SGES 2024: Welche Konflikte hinter den vielen guten Absichten lauern
Vom 27. bis 29. August fand in Winterthur das Swiss Green Economy Symposium SGES 2024 statt. Mehrere Hundert Besucherinnen und Besucher wohnten den Keynotes, Podiumsdiskussionen und Innovationsforen bei. Das Motto lautete: «Konflikte gemeinsam lösen».
Thomas Berner
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30. August 2024
Biodiversität im Fokus des SGES 2024: V.l.n.r. Marco Lambertini (Nature Positive Initiative, stehend), Stewart Maginnis (IUCN), Jay O’Nien (Bühler Group), Prof. Dr. Michael Schaepman (Universität Zürich) und Moderator Antonio Hautle (UN Global Compact Network, Moderation). (Bild: Thomas Berner)
Kriege, Klimawandel, Verlust von Biodiversität, aber auch mehr Nachhaltigkeit und Impact: Diese Stichworte waren allgegenwärtig am diesjährigen SGES. Die globalen Probleme, die es zu lösen gilt, sind gewaltig, und allmählich scheint uns die Zeit davonzurennen. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO sind zwar immer noch Richtschnur für politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Akteure, doch bei der Umsetzung zeigen sich immer mehr auch Konfliktherde. Nur schon die Abstimmung über die Biodiversitäts-Initiative vom 22. September 2024 ist ein solches Beispiel. Gegner, wie etwa die Landwirtschaft, und Befürworter aus Wissenschafts- und Naturschutzkreisen überbieten sich mit Argumenten pro oder contra. In einer Podiumsdiskussion zeigte Prof. Dr. Michael Schaepman von der Universität Zürich ein weiteres Beispiel für einen (möglichen) Konflikt hinter der Biodiversitäts-Diskussion auf: Die Agrarpflanze Mais etwa ist nicht einheimisch, gilt aber trotzdem als nicht-invasiv, im Gegensatz etwa zum Kirschlorbeer, der als Gartenpflanze inzwischen mit einem Verkaufsverbot belegt wurde. Den Mais zu verbieten käme hingegen wohl niemandem in den Sinn…
Biodiversität noch mehr in den Fokus rücken
Das Thema Biodiversität lieferte am SGES 2024 neue Aspekte. Aufgezeigt wurde, dass man Klimaschutz und Biodiversität nicht isoliert voneinander betrachten darf. Marco Lambertini von der Nature Positive Initiative forderte die Abkehr von «Net Zero» hin zu «Net Positive». Hinter seiner Initiative steht – wie für die CO2-Neutralität – ein zeitlich definiertes Ziel für die Natur, um den Artenverlust aufzuhalten und umzukehren, um die Klimaschutzmassnahmen und die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Stewart Maginnis von der International Union for Conservation of Nature IUCN nahm dabei vor allem Länder wie die Schweiz in die Pflicht: Denn trotz ihrer Bemühungen für den Erhalt von Biodiversität im eigenen Land bleibt der globale Fussabdruck immer noch gross. Es brauche einen Wechsel im Mindset und man müsse die Natur noch mehr in den Fokus rücken, so die Haltung der Podiums-Teilnehmer. Man müsse zunächst aber noch besser verstehen, welchen Einfluss der Mensch auf die Biodiversität hat und darauf aufbauend einen Plan entwickeln, wie dieser Einfluss gesteuert werden könne. Da mag für den aussenstehenden Betrachter durchaus die Frage aufkommen: Haben wir noch die Zeit dazu? Und welche Konflikte müssen wir da in Kauf nehmen? Denn ebenfalls aufgezeigt wurde in der Diskussion, dass jede Regulierung immer auch Auswirkungen hat, die zu Ungleichheiten in der Gesellschaft führen können.
Werkzeuge für die Agenda 2030
Die Schweiz, die sich gerne als Vorbild sieht, wenn es um die Einhaltung von Menschenrechten oder den Schutz der Natur geht, steht allerdings auf dem Weg zur Erreichung der 17 UNO-Nachhaltigkeitszielen nicht da, wo sie stehen sollte. Dies zeigte Daniel Dubas, Delegierter des Bundesrates für die Agenda 2030. «Die Richtung stimmt, aber die Geschwindigkeit nicht», sagte er. Man habe zwar Fortschritte bei der Armutsbekämpfung gemacht, doch bei anderen Zielen komme es zu Stagnation oder gar Rückschritten, so Dubas weiter. Der Bundesrat verfolgt aber weiter die Schwerpunkte Nachhaltiger Konsum, Biodiversität und Chancengleichheit. Daniel Dubas wies auch auf die wichtige Rolle der Wirtschaft hin. Um den Unternehmen Hilfestellung bei der Umsetzung der Agenda 2030 zu geben, wurde vom Bundesamt für Raumentwicklung zusammen mit Partnern eine Toolbox (https://toolbox-agenda2030.ch/de/) entwickelt. Diese wurde 2023 lanciert und hat zum Ziel, vorhandenes Wissen unter Unternehmen zu teilen. Sie richtet sich in erster Linie an Unternehmen, die konkret mehr für den Klimaschutz tun wollen, dabei aber erst am Anfang stehen.
Noch gar nicht alles im „grünen Bereich“ mit den Nachhaltigkeitszielen: Daniel Dubas, Delegierter des Bundesrates für Agenda 2030. (Bild: Thomas Berner)
Kreislaufwirtschaft: Akzeptiert, doch es bleibt noch viel zu tun
Nicht fehlen durfte am SGES 2024 auch das Thema Kreislaufwirtschaft, etwa im Zusammenhang mit dem Recycling von Batterien aus Elektrofahrzeugen. Julian Proelss von BASF rechnete vor, dass Elektrofahrzeuge – betrachtet über den ganzen Lebenszyklus – 70 Prozent weniger CO2 ausstossen als Verbrenner. Allerdings sind gerade die Batterien in der Herstellung grosse «CO2-Schleudern», weil sie viele aufwändig abzubauende Metalle benötigen. Mit dem Recycling dieser Materialien würde der CO2-Fussabdruck um 60 Prozent kleiner, so Proelss. Die anschliessende Podiumsdiskussion mit Nationalrat Matthias Jauslin, Rahel Galliker (Vizedirektorin BAFU), Pia Guggenbühl (Branchenverband scienceindustries) und Esther Laabs (WWF Deutschland) zeigte, dass die Kreislaufwirtschaft insgesamt wenig umstritten ist. Unter den Schweizer Unternehmen gibt es gemäss einer vom BAFU und Seco in Auftrag gegebenen Studie diverse Pionier-Unternehmen in Sachen zirkulärer Wirtschaft. Bei einem Grossteil der Unternehmen stehe man aber diesbezüglich erst am Anfang. Pia Guggenbühl: «Es ist ein Aufbruch im Gange» – dies allein schon wegen dem wirtschaftlichen Druck infolge schwindender Ressourcen. Und besteht auch regulatorischer Druck? Ja, denn die EU bringt derzeit ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz auf den Weg. Julian Proelss bedauert aber, dass viele Regularien zum Teil technisch unrealistische Forderungen beinhalten. Umso wichtiger sei deshalb der Dialog zwischen den Anspruchsgruppen, so die einhellige Meinung der Podiumsteilnehmenden. «Der Schutz der Umwelt und der Nutzen für Kunden sollen sich nicht ausschliessen», so die Meinung von Matthias Jauslin hinsichtlich der sich häufig abzeichnenden Zielkonflikte.
Lieferketten: Es geht nicht ohne Partnerschaften
Ebenfalls für «Konfliktstoff» sorgt die Frage nach nachhaltigeren Lieferketten. Das Beispiel von Pacific Jeans aus Bangladesh zeigte, verpackt in reichlich PR, dass Textilherstellung ökologisch, sozialverträglich und dabei gleichermassen ökonomisch funktionieren kann. Das Unternehmen beliefert verschiedene bekannte Bekleidungsmarken, die ihrerseits immer mehr daran interessiert sind, der hiesigen Kundschaft nachhaltig produzierte Textilien anzubieten. Transparenz entlang der Lieferketten ist heute ein Schlüsselfaktor. Doch es gibt dabei auch Probleme, worauf etwa Fabian Waldmeier von Max Havelaar Schweiz hinwies: Viele kleine Kaffeebauern könnten die immer grösseren Anforderungen nur schwer erfüllen und laufen damit Gefahr, als Lieferanten nicht mehr berücksichtigt zu werden. Gefordert sei deshalb eine inklusive Umsetzung von neuen Regulierungen. Und es gehe darum, solche Herausforderungen auch transparent zu machen. Für Transparenz sorgen auch Lieferanten-Audits. Pierre Strub von amfori Switzerland, einem Wirtschaftsverband, der nachhaltige Lieferketten fördert, wies darauf hin, dass man diese auch vermehrt untereinander teilen sollte, um Doppelspurigkeiten zu vermeiden. Auch hier war als Fazit der Diskussion zu ziehen: Es geht nicht ohne starke Partnerschaften, und Nachhaltigkeit gibt es nicht zum Nulltarif. Doch hier besteht bis auf weiteres ein grosses Konfliktfeld: Noch sind nicht alle Konsumentinnen und Konsumenten bereit, diesen Preis zu bezahlen – oder sie sind gar nicht in der Lage dazu.
SGES 2024 zeigt die vielen Facetten von Green Economy
In den 17 Innovationsforen und an den Ständen der über 20 ausstellenden Organisationen wurden viele Fragen, die an der Hauptveranstaltung zum Teil nur «angetippt» werden konnten, vertieft erörtert. Da ging es u.a. explizit um Klimaschutz in KMU und wie diese ihre Mitarbeitenden und Zulieferer davon besser überzeugen können. Einen Schwerpunkt bildete auch die Bauwirtschaft. So standen am Donnerstag, 29. August, die Themen «Gesund und nachhaltig bauen und wohnen» sowie Carbon Capture Prozesse, also das Binden von CO2 etwa in Zement, im Fokus. Denn gerade die Baubranche hat viel Potenzial für die Kreislaufwirtschaft. Aber auch die Logistik, der Nahrungsmittelsektor sowie die Mobilität waren Gegenstand angeregter Diskussionen im «kleinen Kreis».
Insgesamt vermochte das SGES 2024 einmal mehr zu zeigen, dass «Green Economy» viele Facetten hat, deren Zusammenhänge zu begreifen aber nicht immer einfach ist. Deshalb besteht immer noch viel Konfliktpotenzial zwischen verschiedenen Anspruchsgruppen und Partikularinteressen. Diese – eben gemeinsam – zu lösen bleibt nach wie vor ein grosses Ziel.
PUBLIREPORTAGE Am 4. Juni veranstaltete Dachser Schweiz in Kooperation mit der A. Vogel AG einen gut besuchten, interaktiven Networking-Event unter dem Motto «Nachhaltigkeit – voneinander lernen» in Roggwil TG.
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27. August 2024
Von links nach rechts: Marc Meier, Managing Director EMEA, Dachser Air & Sea Logistics, Bernhard C. Bärtschi, Head International Markets, Member Executive Management, A. Vogel Group, Jochen Layer, Vice President Corporate Fulfillment, Ricola, Bea Jucker, Moderatorin, Newbury Media & Communications GmbH, und Bukurim Selmani, Compliance Officer, CMS/CSR Project Responsible, A. Vogel AG. (Bild: Marlies Beeler-Thurnheer)
Nachhaltigkeit wird heute weltweit von vielen Kunden erwartet. Sie stärkt die Werthaltigkeit des Markenimages. Um diesem strategischen Ziel näherzukommen, braucht es viele kleine Schritte.
Die Präsentationen der A. Vogel AG und der Ricola Schweiz AG boten den Teilnehmenden Informationen und Beispiele für ein mögliches Vorgehen. Bernhard C. Baertschi, Head International Markets, Member Executive Management, A. Vogel AG (CH), und Jochen Layer, Vice President Corporate Fulfillment, Ricola (CH), erläuterten anhand von Beispielen, welche konkreten Schritte in ihren Firmen bisher unternommen wurden, um umsetzbare und messbare Lösungen zu entwickeln, und welche Ziele für die Zukunft anvisiert werden.
Beide Unternehmen sind bereits in Nachhaltigkeitsinitiativen im Bereich sozialer und ökologischer Verantwortung stark engagiert. Verbesserungen, insbesondere in der Logistik, werden in Kooperation mit Dachser kontinuierlich vorangetrieben, um eine langfristige, nachhaltige Wertschöpfung zu gewährleisten. Ricola prüft auch die ökologischen Standards in der Wertschöpfungskette, um so z.B. mit Lieferanten, Dienstleistern und Partnerunternehmen optimale Lösungen zu finden. Denn um die eigenen strategischen Ziele zu erreichen, braucht es eine interdisziplinäre und betriebsübergreifende Kooperation und eine ähnliche Firmenkultur bei den Partnern. Im Rahmen der Veranstaltung wurde ersichtlich, dass das Unternehmen Ricola in puncto Nachhaltigkeit in der Distribution bereits weit fortgeschritten ist.
Durch mehr Transparenz und Kollaboration entlang der gesamten Lieferkette, einen offenen, intensiven Austausch von Erfahrungen, auch mit Behörden, durch umfassendes, vertrauensvolles Teilen von Daten und bessere Prozessintegration wären auf dem Feld der Nachhaltigkeit noch bedeutendere Fortschritte möglich, erklärte Marc Meier, Managing Director Dachser Air & Sea Logistics EMEA. Aber vielleicht müssten auch manchmal ganz neue Ansätze gefunden werden, um die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit der Firmen über kontinuierliche Verbesserungen hinaus nachhaltig zu steigern. Dachser versuche immer, mit massgeschneiderten, konkreten Massnahmen Kunden bei ihren Nachhaltigkeitsprojekten zu unterstützen.
Mit Networking-Veranstaltungen wie am 4. Juni 2024 bei der A. Vogel AG wollen die Dachser-Niederlassungen in St. Gallen (CH), Baindt (DE) und Steisslingen (DE) den Dialog mit und zwischen ihren Kunden intensivieren. «Voneinander lernen» ist dem Logistikdienstleister ein wichtiges Anliegen. Zudem möchte das Unternehmen kritische Denkanstösse geben und bedankt sich für solche von Kunden.
Über Dachser Schweiz:
Die Dachser Spedition AG (Dachser Schweiz) ist eine Tochtergesellschaft des Transport- und Logistikdienstleisters Dachser mit Hauptsitz in Kempten, Deutschland. Die erste Niederlassung in der Schweiz wurde 1967 eröffnet. Dachser Schweiz ist heute an sechs Standorten präsent, beschäftigt 328 Mitarbeitende und erwirtschaftete im Jahr 2023 einen Nettoumsatz von 115,3 Millionen Schweizer Franken. Im Jahr 2023 transportierte Dachser Schweiz 622 700 Sendungen mit einem Gewicht von 272 900 Tonnen.
Weitere Informationen finden Sie unter dachser.ch.
Über Dachser:
Das Familienunternehmen Dachser mit Hauptsitz in Kempten, Deutschland, bietet Transportlogistik, Warehousing und kundenindividuelle Services innerhalb von zwei Business Fields: Dachser Air & Sea Logistics und Dachser Road Logistics. Letzteres teilt sich in die beiden Business Lines Dachser European Logistics und Dachser Food Logistics auf. Übergreifende Kontraktlogistik-Services sowie branchenspezifische Lösungen ergänzen das Angebot. Ein flächendeckendes europäisches sowie ein interkontinentales Transportnetzwerk und komplett integrierte Informationssysteme sorgen weltweit für intelligente Logistiklösungen.
Wie Sie das Gift der Unverbindlichkeit bekämpfen
Haben Sie sich jemals gefragt, warum es vielen so schwerfällt, sich selbst zu verpflichten und dieses Commitment dann auch tatsächlich einzuhalten? Was bedeutet überhaupt „Commitment“? Es ist eine Zusage an sich selbst, eine Selbstverpflichtung.
Volkmar Völzke
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27. August 2024
Soll ich oder soll ich nicht? Unverbindlichkeit bzw. mangelndes Commitment bremst den Erfolg aus. (Bild: Pixabay.com)
In meinen Workshops sehe ich immer wieder, dass der schwierigste Schritt nicht das Wissen oder die Übungen sind, sondern die Selbstverpflichtung, das Gelernte tatsächlich umzusetzen. Kennen Sie das? Sie sind nicht allein!
Unverbindlichkeit als Teufelskreis
Warum ist Commitment so schwer? Der Grund liegt oft in der Verantwortung für die Resultate – auch, wenn es nicht so gut läuft. Hier entsteht ein „Teufelskreis“: Aus Angst vor Misserfolgen scheut man sich, sich festzulegen. Ohne klare Verpflichtung und volles Engagement steigt jedoch die Wahrscheinlichkeit für unbefriedigende Ergebnisse. Beim nächsten Mal wird dann die Verpflichtung noch weiter vermieden.
Dieser Mechanismus zeigt sich in Unternehmen aller Art und auf allen Führungsebenen. Entscheidungen werden aufgeschoben, Schritte unklar gelassen und Termine nicht eingehalten – alles Anzeichen für mangelndes Commitment. Es gibt jedoch drei einfache, aber wirkungsvolle Schritte, die Ihnen helfen können, Ihr Commitment zu stärken:
1. Klarheit schaffen
Sie müssen genau wissen, wozu Sie sich verpflichten wollen. Es reicht nicht, zu sagen: „Ich will besser im Leadership werden.“ Seien Sie spezifisch, z. B. „Ich will besser zuhören lernen.“ Wann genau? Bei Meetings? Diese Klarheit ist entscheidend für den Erfolg. Ebenso wichtig ist das „Warum“. Warum möchten Sie besser zuhören? Welche Auswirkungen wird dies auf Sie und Ihr Team haben? Ohne Klarheit über das „Was“ und „Warum“ ist es schwierig, das Commitment zu halten.
2. Einen Accountability-Partner finden
Suchen Sie sich jemanden, der Sie „zur Rechenschaft zieht“. Das kann ein Kollege, ein Mentor oder ein Coach sein – jemand, der Sie erinnert und Ihnen ehrlich Feedback gibt. Ein guter Accountability-Partner hilft Ihnen, auf Kurs zu bleiben, auch wenn es schwierig wird. Er erinnert Sie an Ihre Ziele und feiert mit Ihnen die Erfolge.
3. Zeiten einplanen und einhalten
Verpflichten Sie sich nicht nur im Geiste, sondern planen Sie konkret Zeit ein, um Ihr Ziel zu verfolgen. Wenn Sie z. B. besser zuhören möchten, setzen Sie sich für das nächste Meeting das Ziel, Ihr Handy wegzulegen und aktiv zuzuhören. Für grössere Ziele blockieren Sie regelmässige Zeiten in Ihrem Kalender, um daran zu arbeiten. Ohne feste Zeiten bleiben gute Vorsätze oft unerfüllt.
Was jetzt? Jetzt sind Sie dran! Setzen Sie diese drei Schritte um und beobachten Sie, wie sich Ihr Commitment und Ihre Fähigkeit, Ihre Ziele zu erreichen, verbessern. Wenn Sie ein Team führen, wenden Sie diese Prinzipien auch auf Ihre Mitarbeiter an. Das wird nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrem Team helfen, erfolgreicher zu sein.
Autor: Volkmar Völzke ist Erfolgsmaximierer, Buchautor, Berater, Coach, Speaker.www.volkmarvoelzke.ch
Vermögensverwaltung: Markante Kostenunterschiede
Die traditionelle Vermögensverwaltung ist in der Schweiz nach wie vor teuer. Doch die Kostenunterschiede zwischen den Banken sind markant. Dies zeigt eine neue Analyse von moneyland.ch.
Redaktion
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22. August 2024
Ein Bankberater präsentiert einem jungen Paar verschiedene Anlagemöglichkeiten: Doch Vermögensverwaltung kostet – je nach Dienstleister – viel Geld. (Bild: Depositphotos.com)
Kundinnen und Kunden in der Vermögensverwaltung sind begehrt. Das liegt auch daran, dass die Banken mit wohlhabenden Kundinnen und Kunden viel Geld verdienen können. Ein Grund dafür sind die nach wie vor hohen Gebühren im Private Banking. Der Online-Vergleichsdienstleister moneyland.ch hat für eine Analyse die Gebühren in der Schweizer Vermögensverwaltung und Anlageberatung unter die Lupe genommen und zu diesem Zweck drei verschiedene Anlagestrategien und Anlagebeträge untersucht. Fazit: Vermögensverwaltung hat in der Schweiz ihren Preis. Doch die Kostenunterschiede sind gross. «Die teuersten Mandate kosten je nach Strategie mehr als das Dreifache als die günstigsten Banken», sagt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. Ein Gebührenvergleich lohnt sich also. Gut zu wissen: Je nach Vermögen und Bank sind die Gebühren nicht in Stein gemeisselt, Nachfragen oder Verhandeln kann sich lohnen.
Mandatsgebühren im Durchschnitt 1.32 Prozent
Eine traditionelle Vermögensverwaltung mit einer reinen Aktienstrategie für einen Anlagebetrag von 250’000 Franken kostet bei den untersuchten Schweizer Banken durchschnittlich 3289 Franken pro Jahr an Mandatsgebühren. Dies entspricht 1.32 Prozent der Anlagesumme pro Jahr. Dabei sind diverse Zusatzkosten wie Fremdwährungskosten, Steuern, Börsen- und Fondsgebühren noch nicht berücksichtigt. Insbesondere die eingesetzten Fonds sind oft ähnlich teuer wie das Mandat selbst.
Günstiger sind hingegen digitale Anlage-Apps, manchmal auch «Robo Advisor» genannt, die im Durchschnitt weniger als die Hälfte einer traditionellen Vermögensverwaltung kosten, wie verschiedene Vergleiche von moneyland.ch zeigen. Auch hybride Modelle, die digitale Apps mit Beratung kombinieren, sind auf dem Vormarsch.
Kosten variieren mit der Aktienstrategie
Bei vielen Banken gilt immer noch die Regel: Je mehr Aktien eingesetzt werden, desto teurer wird es. So kostet eine Vermögensverwaltung für ein Vermögen von einer Million Franken mit einer reinen Aktienstrategie (80 bis 100 Prozent Aktien) durchschnittlich 12’574 Franken pro Jahr, was rund 1.26 Prozent entspricht. Bei einem durchschnittlichen Aktienanteil von 40 bis 60 Prozent bezahlen Kundinnen und Kunden für die Mandate noch 1.16 Prozent, bei einer Strategie ohne Aktien noch 0.92 Prozent.
Die günstigsten Vermögensverwaltungsmandate
Zwischen den untersuchten Mandaten bestehen grosse Kostenunterschiede bei den Pauschalgebühren. Am günstigsten sind von den untersuchten Anbietern die Sparkasse Schwyz, Alpian, die Basellandschaftliche Kantonalbank und je nach Aktienstrategie und Vermögen weitere Banken.
Ein Beispiel: Bei einem Vermögen von 500’000 Franken und einer reinen Aktienstrategie zahlen Kundinnen und Kunden der Sparkasse Schwyz mit einem ETF-Mandat 3500 Franken pro Jahr. Bei Alpian sind es 3750 Franken, bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank 5000 Franken, gefolgt von der Privatbank Piguet Galland mit 5400 Franken.
Die günstigsten Beratungsmandate
Schweizer Banken bieten neben Vermögensverwaltungsmandaten auch Anlageberatungsmandate an. Bei der Anlageberatung können die Kundinnen und Kunden zwischen verschiedenen Anlageempfehlungen wählen, während sie bei der Vermögensverwaltung nach der Strategiewahl nicht mehr mitbestimmen können.
Für ein reines Aktienportfolio von 500‘000 Franken ist die Anlageberatung der Sparkasse Schwyz mit Kosten von 1500 Franken pro Jahr am günstigsten, gefolgt vom Uno-Mandat der Basellandschaftlichen Kantonalbank mit Kosten von 1750 Franken. Neben den Mandatsgebühren fallen bei den meisten Banken jedoch in der Regel noch Produktgebühren an.
Viele Berufstätige verbringen nicht nur ihre Arbeitszeit weitgehend im Sitzen. Sei es am PC oder Telefon oder im Gespräch mit Kunden oder in firmeninternen Meetings. Deshalb sind Rückenprobleme vorprogrammiert.
Anja Botter
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20. August 2024
Wenn es im Kreuz plötzlich zwickt: Oft sind Rückenschmerzen auf falsche Sitzhaltungen zurückzuführen. (Bild: Arpit/ Pixabay.com)
Rückenbeschwerden sind neben psychischen Erkrankungen die Volkskrankheit Nummer eins. Gemäss verschiedenen Statistiken waren schon mehr als 80 Prozent aller Arbeitnehmer über 40 Jahren einmal wegen des berühmt-berüchtigten Hexenschusses kurzfristig bewegungsunfähig. In Deutschland etwa wird jede zwanzigste Person im Verlauf ihres Lebens wegen eines Rückenleidens operiert. Zudem sind in Deutschland etwa die Hälfte aller Frühverrentungen unter anderem auf Wirbelsäulenprobleme zurückzuführen.
Ursache für Rückenschmerzen: Haltungsfehler und einseitige körperliche Belastung
Diese Zahlen decken sich mit den Befunden in meiner Praxis. Von meinen Klienten klagen mehr als die Hälfte bei ihren Erstbesuchen unter anderem darüber, dass sie mehr oder minder regelmäßig Rückenschmerzen haben. Diese sind meist nicht organisch bedingt. Vielmehr liegt die Ursache in Haltungsfehlern und einer einseitigen körperlichen Belastung. Hinzu kommen psychische Faktoren wie Stress. Auch er kann Schmerzen erzeugende Verspannungen hervorrufen.
Entwicklungsgeschichtlich liegt die Ursache für „unser Kreuz mit dem Kreuz“ vor vielen Millionen Jahren. Damals lernte der Mensch den „aufrechten Gang“. Er ermöglichte unseren Urahnen, ihre Hände frei zu benutzen und Werkzeuge herzustellen und zu gebrauchen. Zugleich führte er aber zu einer stärkeren Belastung der Wirbelsäule sowie Hüft- und Kniegelenke. Folglich schleppt der Mensch das Gesundheitsproblem „Rückenschmerzen“ seit Millionen Jahren mit sich herum.
Dafür, dass dieses in unserer Gesellschaft gehäuft auftritt, gibt es viele Gründe. Eine zentrale Ursache ist unsere verlängerte Lebensdauer. Sie erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich an unserem Halte- und Bewegungsapparat Verschleisssymptome zeigen.
Die Belastung der Wirbelsäule hat sich geändert
Hinzu kommt: Unsere körperliche Belastung ist heute eine andere als vor 100 Jahren. Zum einen lastet auf unserer Wirbelsäule, wenn wir zum Beispiel stundenlang sitzen und Texte in den PC oder ins Laptop tippen eine Dauerbelastung, von der sie sich nur selten entspannen kann, zum anderen beanspruchen wir dabei nur wenige Muskelpartien. Dies führt auf die Dauer dazu, dass sich bestimmte Muskelgruppen zurückbilden oder verkürzen. Dann bieten sie unserer Wirbelsäule nicht mehr genügend Halt. Die Folge sind schmerzhafte Verspannungen z.B. im Bereich des Nackens (Halswirbel-Syndrom) oder im Bereich der Lendenwirbel (Lendenwirbel-Syndrom).
Eine wichtige Rolle spielen hierbei die sogenannten Bandscheiben. Sie bilden gleichsam einen Puffer zwischen den einzelnen Wirbelknochen. Sie verhindern, dass die einzelnen Knochen aneinander reiben und sich so abnutzen. Durch eine häufige Fehlbelastung können die Bandscheiben überstrapaziert und in ihrer Pufferfunktion eingeschränkt werden. Die Folge: der gefürchtete Bandscheibenvorfall.
Durch Vorbeugung kann man Rückenschmerzen vermeiden
Solchen Problemen kann man vorbeugen. Am wenigsten belastet werden die Bandscheiben im Liegen. Auch im Sitzen und im Stehen (eine gerade Sitz-/Stehhaltung vorausgesetzt) werden die Bandscheiben nur leicht gefordert. Dazu zwei Beispiele: Eine Sitzhaltung mit leicht vorgebeugtem Oberkörper belastet die Bandscheibe doppelt so stark wie eine „bandscheibenfreundliche“ gerade Haltung. Die Belastung der Bandscheibe im Stehen mit vorgebeugtem Oberkörper ist um mehr als 50 Prozent höher als bei einer geraden Stehhaltung. Ebenso fordert ein „falsches Heben“ mit gekrümmter Wirbelsäule die Bandscheiben sehr stark. Richtig ist es, beim Heben in die Knie zu gehen und den Rücken in gerader Position zu belassen.
Kräftige Hüft-, Oberschenkel-, Rücken-, Brust- und Bauchmuskeln geben der Wirbelsäule den nötigen Halt. Gerade Büroarbeiter sollten deshalb auf einen sportlichen Ausgleich nach Feierabend und am Wochenende achten. Neben speziellen auf diese Muskelgruppen bezogenen Kraft- und Dehnübungen, wie sie zum Beispiel beim Yoga oft praktiziert werden, sind insbesondere Sportarten wie Schwimmen, Joggen, Radfahren oder Wandern zum Ausgleich des arbeitsbedingten Bewegungsmangels geeignet. Diese Ausdauersportarten haben neben dem Muskelaufbau weitere gesundheitsfördernde Effekte. Sie beugen regelmässig betrieben Herzkreislauferkrankungen vor, sie helfen, Stress abzubauen und fördern einen gesunden erholsamen Schlaf.
Tipps für den Berufs- und Arbeitsalltag
Doch was kann man tun, wenn bei der alltäglichen Büroarbeit Rückenprobleme auftreten? Dann sollten Sie zunächst überprüfen, ob Ihr Schreibtisch und Ihr Stuhl eine Ihrer Körpergrösse angemessene Höhe haben; außerdem ob Ihr Bildschirm so steht, dass Sie, ohne zu verkrampfen, auf die Mattscheibe blicken können. Treten anschliessend immer noch Probleme auf, helfen Dehnübungen, die Sie auch am Schreibtisch machen können. Meist hilft es bereits, mehrere Minuten aufzustehen, umherzugehen und sich zu recken, damit sich die Verspannungen lösen. Nach Möglichkeit sollten Sie Ihre Sitzposition am Tag mehrfach wechseln; zum Beispiel, indem Sie Ihren Schreibtischstuhl `mal gegen einen Sitzball eintauschen. Oder: Verkürzen Sie die langen Sitzperioden am Schreibtisch doch einfach dadurch, dass Sie bestimmte Arbeiten an einem Stehpult erledigen.
Und noch ein Tipp: Telefonieren Sie – sofern möglich – im Stehen und laufen Sie dabei in Ihrem Büro hin und her. Das mit den tragbaren Telefonen heute kein Problem.
Zur Autorin:
Anja Botter ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und Yogalehrerin. Sie leitet in Welle in der Nordheide ein Yoga-Studio, in dem sie u.a. Yoga-Kurse und -Personaltrainings anbietet; außerdem eine Praxis für Psychotherapie für psychologische Beratungen (www.bewegte-leichtigkeit.de).
Rückenschmerzen vorbeugen
Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden von Büroarbeitern. 10 Tipps, wie Sie diese vermeiden.
Ergonomische Sitzhaltung: Stellen Sie Ihren Stuhl so ein, dass Ihre Füße flach auf dem Boden stehen und Ihre Knie einen 90-Grad-Winkel bilden. Die Rückenlehne sollte Ihren Rücken stützen und Ihre Arme sollten im rechten Winkel auf der Tischplatte ruhen.
Höhenverstellbarer Schreibtisch: Ein höhenverstellbarer Schreibtisch ermöglicht es Ihnen, zwischen Sitzen und Stehen zu wechseln. Dieser Wechsel entlastet den Rücken und fördert die Durchblutung.
Bildschirmhöhe anpassen: Platzieren Sie den Monitor so, dass die oberste Zeile des Bildschirms auf Augenhöhe ist. Das verhindert, dass Sie den Kopf nach unten neigen und so die Nacken- und Rückenmuskulatur überlasten.
Regelmässig Pausen machen: Machen Sie jede Stunde eine Pause von etwa 5 Minuten. Nutzen Sie diese Zeit, um aufzustehen, sich zu strecken oder einige Schritte zu gehen.
Sitzalternativen nutzen: Ein Gymnastikball oder ein ergonomischer Hocker können temporäre Sitzalternativen sein. Sie fördern eine aktive Sitzhaltung, die die Rückenmuskulatur stärkt.
Die Rückenmuskulatur stärken: Stärken Sie Ihre Rumpfmuskulatur zudem durch Übungen wie ein Rumpfbeugen. Bereits 10 Minuten Training täglich bewirken einen grossen Unterschied.
Bewusstes Atmen: Auch ein falsches Atmen kann Verspannungen bewirken. Atmen Sie tief in den Bauch anstatt flach in die Brust. Das verbessert die Sauerstoffversorgung Ihrer Muskulatur.
Ausreichend Wasser trinken: Auch ein Dehydrieren kann zu Muskelverspannungen und Rückenschmerzen führen. Trinken Sie über den Tag verteilt ausreichend Wasser – etwa zwei, drei Liter.
Entspannungs- und Dehnübungen: Machen Sie täglich Dehn- und Entspannungsübungen (z. B. Yoga oder Progressive Muskelentspannung). Das steigert Ihre Beweglichkeit und mindert Verspannungen.
Bewusster Umgang mit Stress: Auch Dauerstress bewirkt oft Rückenprobleme. Identifizieren Sie die Stressfaktoren und entwickeln Sie Strategien zur Stressbewältigung. Meditations- und Atemübungen helfen, körperlich und geistig zu entspannen.
Anja Botter
Anm. d. Red.: Weitere Tipps und Übungen für „Vielsitzer“ gibt es auch von der Suva, nämlich hier.
Schweizer Brauereien sind Weltklasse
Die World Beer Awards sind eine jährliche Preisverleihung, bei der die besten Biere aus der ganzen Welt ausgezeichnet werden. Dieses Jahr fand der Wettbewerb im englischen Norwich statt. Es ist eine international renommierte Auszeichnung, die von einer unabhängigen Jury vergeben wird. Schweizer Brauereien – ihres Zeichens alles KMU – schnitten sehr gut ab, allein die Brauerei Locher heimste 13 Auszeichnungen ein.
Redaktion
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12. August 2024
Max Bürki, Braumeister der Brauerei Locher (Bild: zVg / Brauerei Locher)
Appenzell dürfte so etwas wie die Bierhauptstadt der Schweiz sein: Die dort ansässige Brauerei Locher hat bei den World Beer Awards 2024 in Norwich 13 Auszeichnungen für ihre Bierkreationen erhalten – davon fünfmal Gold, fünfmal Silber und dreimal Bronze. Zudem wurden fünf Kreationen der Appenzeller Brauerei zu den besten Bieren der Schweiz erkoren – dazu zählen Quöllfrisch hell, Bschorle, Schwarzer Kristall, IPA und Locher-Craft Freefall. Max Bürki, Braumeister der Brauerei Locher, betont: „Wir sind stolz darauf, dass wir als traditionsreiche und innovative Schweizer Brauerei mit unseren Bierkreationen auch international auf Begeisterung stossen.“
Chopfab Boxer: Die meistprämierte Brauerei der Schweiz
Doch auch andere heimische Brauereien haben in Norwich beweisen, dass Schweizer Biere im internationalen Vergleich in der obersten Liga spielen. So wurde die Brauerei Chopfab Boxer dieses Jahr für das weltbeste hopfige Weizenbier ausgezeichnet. Zusätzlich erhielt Chopfab Boxer insgesamt ebenfalls 13 Auszeichnungen für ihre Bierkreationen, darunter zweimal Gold für das Chopfab Selection White IPA und das Boxer Pale Ale. Mit sieben Silber- und vier Bronzemedaillen sowie Designpreisen festigt die Craft-Brauerei mit Standorten in Winterthur und Yverdon-les-Bains ihren Ruf als meistprämierte Brauerei der Schweiz.
Berner Brauerei als „Switzerland Winner“
Doch wo wird nun das wirklich beste Bier der Schweiz gebraut? Geht es nach der Jury der World Beer Awards 2024 geschieht dies im bernischen Worb. Die Brauerei Egger Bier hat fünf Auszeichnungen für ihre Bierkreationen erhalten. Mit Hopfer und Rammbock gewinnt Egger zweimal Gold und damit auch den Titel Switzerland Winner. Ihr Lager wurde mit Silber prämiert. Die Sorten Maximus und Toujou erhielten Bronze.
Pilatus optimiert Mobilgeräte-Management mit Nomasis
Nomasis, der Anbieter von Lösungen und Services für den sicheren geschäftlichen Einsatz von mobilen Geräten, wurde von der Pilatus Flugzeugwerke AG mit sämtlichen Mobilgeräte-Management-Services betraut. Ziel war es, den internen Aufwand zu reduzieren und den eigenen IT-Teams mehr Zeit für wichtige Aufgaben zu verschaffen.
Redaktion
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9. August 2024
Der Businessjet PC-24 kann auch auf unbefestigten Pisten starten und landen. Für das Management von Mobilgeräten setzt der Flugzeughersteller Pilatus auf Nomasis. (Bild: Pilatus Flugzeugwerke AG)
Der Schweizer Flugzeughersteller Pilatus, bekannt für die Flugzeugtypen PC-12, PC-7 oder den Businessjet PC-24 (Bild), hatte bisher einen internen Verwaltungs- und Supportprozess für die von ihm bereitgestellten Mobilgeräte. Mit der steigenden Anzahl von Mitarbeitenden, die Smartphones nutzten, entstand ein zunehmender Verwaltungsaufwand. Dies führte zu längeren Wartezeiten und Überlastungen des internen Helpdesks. Pilatus entschied deshalb, über die Bereitstellung von VIP-Services sämtliche Services aller Mobilgeräte an Nomasis auszulagern. Dazu wurde das bisher genutzte Endpoint-Management-System Mobileiron durch Microsoft EM+S, inklusive Microsoft Intune und Microsoft 365 aus der Cloud ersetzt. Der Übergang erfolgte in vier Schritten: Analyse der Situation, Vorbereitung der Migration, Migration der Geräte und Benutzer in das neue System sowie die Einführung standardisierter Prozesse.
Mit der neuen Lösung erreichte Pilatus ausserdem eine erhöhte Sicherheit der Daten und Systeme, effizientere Prozesse, kürzere Reaktionszeiten und damit eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit. „Wir pflegten bereits vor der Auslagerung sämtlicher Mobilgeräte-Services eine langjährige Partnerschaft mit Nomasis und schätzen besonders, dass man sich unseren Strukturen und Prozessen angleicht und diese auch voll und ganz versteht. Von der neuen Lösung und der Konzentration der Ressourcen auf einen Partner profitiert das ganze Unternehmen“, sagt Chan Huynh, Teamleiter IT Services bei Pilatus. Huynh plant, die Zusammenarbeit mit Nomasis weiter auszubauen, insbesondere im Bereich der Unterstützung von BYOD-Mobilgeräten und weiteren Massnahmen zur Verbesserung der Endgerätesicherheit und Benutzerfreundlichkeit.
Der gemeinsame Campus der Empa und der Eawag in Dübendorf ist von 2021 bis 2024 um drei moderne Gebäude angewachsen. Diese bieten Mitarbeitenden und Gästen mehr Raum für Forschung und Innovation. Beim Bau sind auch Innovationen aus den Labors der Empa und der Eawag realisiert worden.
Redaktion
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9. August 2024
Der Forschungscampus «co-operate» wurde im Juni 2024 eröffnet. (Bild: Empa)
Der neue Forschungscampus mit der Bezeichnung «co-operate» Platz für neue Ideen bieten: Die Weiterentwicklung des Campus in Dübendorf sei wichtig, um in der Forschung vorne mit dabei zu bleiben, wie es in der Mitteilung an die Medien heisst. Mit Eröffnung im Juli 2024 ist der Ausbau vorerst abgeschlossen.
Modern, grün und nahezu verkehrsfrei
Zum Campus gehören ein neues, topmodernes Laborgebäude sowie ein Multifunktionsgebäude und ein Parkhaus. Die Neubauten erlauben nun die Sanierung des bestehenden Laborgebäudes aus den 1960er-Jahren ohne dabei grosse Unterbrüche im Tagesgeschäft in Kauf nehmen zu müssen. Das neue Laborgebäude beherbergt rund 30 neue Labors und ebenso viele Büros in einem kompakten Bau. Das Gebäudevolumen beträgt inklusive der Multifunktionsflächen im Erdgeschoss nach Angaben der Empa knapp 40‘000 Kubikmeter. Das neue Parkhaus bietet 260 Parkplätze für Mitarbeitende und Besucher/-innen, im Gegenzug wurden die auf dem ganzen Gelände verteilten Parkplätze nach und nach aufgehoben, was den Autoverkehr auf dem Gelände reduziert. Das neue Multifunktionsgebäude wiederum bietet rund 1‘000 Quadratmeter Bürofläche. Im Erdgeschoss befindet sich das Bistro «Flair» mit einer zum Campus-Platz gewandten Loggia. Alle Neubauten sind Minergie-P-Eco zertifiziert.
Innovationen aus den Empa-Labors für die Praxis
Im neuen Campus wurden auch Entwicklungen und Innovationen aus den Empa-Labors realisiert, vor allem im Energie- und Gebäudebereich. Von nun an wird also nicht nur in, sondern auch an und mit den neuen Gebäuden geforscht. So speichert etwa ein Feld mit 144 Erdsonden, die bis 100 Meter in die Tiefe reichen, die Abwärme der Gebäude. Im Winter wird diese Wärme dem Erdreich wieder entzogen und über eine Wärmepumpe angehoben, um sie zum Heizen zu nutzen.
Doch damit nicht genug: anstelle eines «konventionellen» Niedertemperatur-Erdsondenfelds ist ein neuartiger, experimenteller Hochtemperatur-Erdsondenspeicher gebaut worden. Die Abwärme der Kältemaschinen wird im Sommer über die Erdsonden ins Erdreich geleitet. Der saisonale Erdwärmespeicher wird so «geladen». Im Winter wird die Energie dem Erdreich zum Heizen wieder entzogen; der saisonale Erdwärmespeicher wird «entladen». Dieser saisonale Zyklus wiederholt sich dann immer wieder. Im Rahmen eines Forschungsprojektes wird diese Innovation in den nächsten Jahren nun eingehend untersucht, um zu erfahren, wie sie die Energieversorgung des Campus, den Betrieb und die Versorgungssicherheit beeinflusst.
Die Eawag untersucht ausserdem, wie sich der Einsatz von Hochtemperatur-Erdsonden-Wärmespeichern auf das umliegende Erdreich, das Grundwasser und die darin lebenden Mikroorganismen auswirkt. Die Schweiz verfügt heute schon über die höchste Dichte an Erdwärmesonden in ganz Europa, daher stösst das Projekt bei Bund und Kantonen auf reges Interesse. Zudem wird im neuen Laborgebäude dank spezieller Trenntoiletten der Urin gesammelt und zum «Water Hub» der Eawag im NEST geleitet. Im dortigen Labor wird er zu Pflanzendünger verarbeitet.