HWZ: Sunnie Groeneveld wird Direktorin des Institute for Digital Business

Die HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich hat die Ernennung von Sunnie Groeneveld zur neuen Direktorin des Institute for Digital Business bekanntgegeben. Sunnie Groeneveld folgt auf Manuel P. Nappo, der nach 14 Jahren auf eigenen Wunsch die Hochschule verlässt, um neue berufliche Herausforderungen anzunehmen.

Sunnie Groeneveld, neue Direktorin des Institute for Digital Business an der HWZ. (Bild: HWZ)

Sunnie Groeneveld hat als Unternehmerin und als Mitglied mehrerer Verwaltungsräte mittelgrosser Schweizer Unternehmen eine beeindruckende Karriere in der digitalen Wirtschaft vorzuweisen. Ihre breit gefächerte und branchenübergreifende Erfahrung wird von der Hochschulleitung als sehr wertvoll eingeschätzt, um das Institute for Digital Business weiterhin an der Spitze technologischer Innovation und Weiterbildung zu positionieren. «Wir freuen uns sehr, dass Sunnie Groeneveld die Leitung des Institute for Digital Business übernimmt. Ihre langjährige Expertise in Schlüsselbereichen wie digitale Transformation und strategische Entwicklung, kombiniert mit ihrer starken Führungskompetenz, macht sie zur ersten Wahl als neue Institutsleiterin», sagt entsprechend Prof. Matthias Rüegg, Rektor der HWZ. Unter der Leitung von Sunnie Groeneveld wird das Institut seine Mission fortsetzen, innovative und praxisorientierte Bildungsprogramme zu entwickeln. Zusätzlich zum Institut wird die neue Direktorin weiterhin den EMBA Digital Leadership leiten, der darauf abzielt, die nächste Generation von Führungskräften für die digitale Welt fit zu machen.

Nachfolge von Manuel P. Nappo

Nach 14 Jahren verlässt Manuel P. Nappo die HWZ. Er hat das Institute for Digital Business gegründet. «Wir danken Manuel P. Nappo für seine visionäre Führung und seinen wertvollen Beitrag zur Stärkung der HWZ. Unter seiner Leitung hat sich das Institute for Digital Business zum anerkannten Kompetenzzentrum für digitale Transformation etabliert und zahlreiche innovative Pionier-Programme eingeführt wie z. B. der erste MAS in Digital Business Europas im Jahr 2014 oder den kürzlich lancierten und hochaktuellen MAS in AI Leadership», fügt Prof. Matthias Rüegg hinzu.

«Sunnie Groeneveld ist seit fast zehn Jahren ein sehr geschätztes Mitglied der HWZ-Fakultät und hat mit mir zusammen den Executive MBA Digital Leadership seit 2019 – trotz aller Herausforderungen der COVID-19-Pandemie – erfolgreich konzipiert, aufgebaut und dieses Jahr nun bereits zum fünften Mal durchgeführt. Ihre umfassende Erfahrung als Studiengangsleiterin und ihr grosses Engagement für Leadership, Technologie und Innovation sind genau das, was das Institut benötigt, um auch zukünftig erfolgreich zu sein», betont Manuel P. Nappo, nun scheidender Direktor des Institute for Digital Business der HWZ.

Quelle: HWZ

„KI ist kein Qualitätsmerkmal“

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde und soll viele Arbeitsbereiche zum Positiven verändern. Doch: Nicht überall, wo KI draufsteht, ist auch KI drin. Das Thema KI werde derzeit vor allem im Marketing gehypt, meint der deutsche Projekt- und Interim Manager Thomas Pförtner.

Projekt- und Interim-Manager Thomas Pförtner sieht KI nicht als Qualitätsmerkmal. (Bild: zVg / pfoertner-net.de)

ChatGPT und andere Tools haben einen Hype um das Thema KI ausgelöst. Die Werbeversprechen in Sachen Künstliche Intelligenz sind inzwischen allgegenwärtig. Überall ist KI drin, dran oder zumindest beteiligt. KI ist zum Marketingrenner geworden. Dabei ist KI aber keineswegs ein Qualitätsmerkmal. Zwar ist es gut, dass durch ChatGPT und Co. das Thema nun grosse Aufmerksamkeit bekommt, aber die grossen Sprachmodelle sind nur ein kleiner Teil möglicher Anwendungen. Wer nicht aufpasst und nicht entsprechend vorbereitet ist, kann wegen der vielen Werbeversprechen „auf die Nase fallen“.

Nicht überall ist KI wirklich nötig

„Nicht überall, wo KI draufsteht, ist auch KI drin“, weiss Thomas Pförtner. Er ist Interim und Projektmanager sowie Experte rund um die Themen IT, Business Development und neue Geschäftsmodelle. „Hier spielt KI natürlich eine grosse Rolle. Aber: Nicht alles braucht wirklich KI. Unternehmen sollten sich hier nicht blenden lassen.“ ChatGPT und andere Anwendungen sind nur ein kleiner Teil der Möglichkeiten generativer KI. Der weitaus grössere Teil von KI befasst sich schon heute mit dem Verarbeiten strukturierter Daten. Und hier sind viele Unternehmen noch sehr mangelhaft aufgestellt. „Da nutzt auch kein Werbeversprechen. Profitieren kann nur, wer seine Daten sauber und seine Prozesse digitalisiert hat“, so Thomas Pförtner. Wo dies nicht der Fall ist, drohten teure Fehlentscheidungen und Fehlinvestitionen.

„Weder Chatbots noch Dokumenten-Management-Prozesse benötigen zwingend Künstliche Intelligenz. Viele Lösungen funktionieren einfach regelbasiert. Nicht jeder Algorithmus ist auch eine KI. Da findet derzeit viel Irreführung statt“, ist Pförtner überzeugt. Zwar könne KI viele Anwendungen besser machen, zwingend sei sie aber für viele Anwendungsfälle nicht.

KI: Sich selbst verbessernde Statistik

„KI ist Statistik“, erklärt Pförtner. „Statistik, die sich selbst verbessert, in dem sie immer bessere Schlüsse aus den gewonnenen Erkenntnissen zieht. Algorithmen hingegen sind Regeln, basierend auf ‚einfachen‘ Wenn-Dann-Prozessen, wobei ‚einfach‘ auch bedeuten kann, dass tausende Formeln und Berechnungen stattfinden.“ KI habe immer ein selbstoptimierendes, erkennendes und lernendes Element. Für viele Anwendungen sei das aber eben gar nicht nötig. Online-Banking, Call-Center-Steuerungen, Fahrkartenautomaten, Bestellterminals und Suchmaschinen kamen schließlich bislang auch ohne KI aus. Nicht alles, was digital abgebildet wird oder das Leben leichter macht, sei KI, so Pförtner. Aber: „Wir werden erleben, dass immer KI auch in solche Prozesse Einzug hält.“ Da komme noch viel auf die Menschen und die Unternehmen zu.

Es sei wichtig zu verstehen, wo der Einsatz von Künstlicher Intelligenz tatsächlich Sinn habe, so der IT- und Infrastrukturexperte. Auch die Frage, welche Art von KI, müsse geklärt werden. So bringen Sprachmodelle wie ChatGPT im Rahmen von Berechnungen, Formeln und deren Verknüpfungen kaum einen relevanten Nutzen, wohl aber im Kontext von Textverarbeitungen. „KI ist da sinnvoll, wo Service verbessert wird. Service erfordert heute Daten. Liegen diese digital und strukturiert vor, kann eine KI helfen, diese zu verwerten und in Leistungen umzuwandeln sowie die Daten selbst und die Leistungen selbstlernend zu optimieren.“ Unternehmen sollten sich auf das konzentrieren, was derzeit möglich und für sie sinnvoll ist. Der KI-Hype ist grundsätzlich berechtigt, aber er darf niemanden blenden. Versprechen allein lösen keine Probleme.

Weitere Informationen rund um die Themen Business Development, Digitalisierung und Technologie-Infrastruktur gibt es unter https://pfoertner-net.de.

Womit KMU am meisten kämpfen – und wo Digitalisierung hilft

Obwohl die Schweizer Wirtschaftsdaten im internationalen Vergleich relativ gut aussehen, sind mehr Betriebe als früher von sinkenden Margen und hohen Rohstoffpreisen betroffen und sie nehmen Entwicklungen wie den Fachkräftemangel mit Sorge wahr. Das Beratungsunternehmen CNT Management Consulting hat sich angesehen, welchen Risiken KMU derzeit besonders ausgesetzt sind und warum Prozessoptimierung und Digitalisierung auch für kleinere Unternehmen eine sinnvolle Strategie sind.

Prozessoptimierung und Digitalisierung sind auch für kleinere Unternehmen eine sinnvolle Strategie, um gegen aktuelle Herausforderungen zu kämpfen. (Bild: Scott Graham / Unsplash.com)

Die Erwartungshaltung im Hinblick auf das Wirtschaftswachstum der Schweiz bleibt für dieses Jahr unverändert verhalten: Mitte März ging die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes von einem deutlich unterdurchschnittlichen Wachstum um 1,1 Prozent aus[1]. »Die konjunkturellen Herausforderungen machen Schweizer Unternehmen definitiv zu schaffen. Das betrifft auch den Aussenhandel, wo sich die schwächelnde Wirtschaft in Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz, bemerkbar macht«, erklärt Wilhelm Heckmann, Managing Director bei CNT Management Consulting in Zürich.    

Verfügbarkeit und Preise von Rohstoffen bereiten Sorgen

Einblicke in den wirtschaftlichen Alltag und die Gefühlswelt der Schweizer KMU gewährt die Mittelstandstudie 2023. Diese zeigt, dass steigende Rohstoffkosten sowie die Verfügbarkeit von Rohstoffen Themen sind, die den Schweizer Mittelstand derzeit am stärksten beschäftigen[2]. »Um Preisnachteile ausgleichen zu können, ist es unerlässlich, die Innovationskraft möglichst hochzuhalten«, betont Heckmann. Konkret sieht er Digitalisierung in der Beschaffung, das bedeutet den Anschluss an entsprechend grosse Beschaffungsnetzwerke sowie aktives Risikomonitoring mit Unterstützung datenbasierter Tools und Plattformen als geeignetes Mittel, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Auch ein aktives Lieferantenmanagement sowie die Verbesserung der internen Planung und Disposition führt Heckmann ins Treffen.  

State-of-the-art IT gegen den Fachkräftemangel

Ebenfalls ein Aspekt, der Schweizer KMU vor Herausforderungen stellt, ist die Suche nach geeignetem Personal. In diesem Zusammenhang verweist Heckmann darauf, dass die Gen Z, also zwischen 1997 und 2012 geborene Personen, in fünf Jahren die Mehrheit in der arbeitenden Gesellschaft darstellen wird. Im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte gehe es darum, den Wünschen und Anforderungen der jungen Generation gerecht zu werden. »Diese wünscht sich state-of-the-art IT-Lösungen, die ihre Art zu arbeiten unterstützt. Also etwa mobile Lösungen und solche, die ortsunabhängiges Arbeiten unterstützen, einen hohen Grad an Automatisierung und schlanke Prozesse«, führt Heckmann aus. All das bieten zu können, erfordere innovative ERP-Systeme wie beispielsweise SAP Public Cloud.

Wilhelm Heckmann: „Die konjunkturellen Herausforderungen machen Schweizer Unternehmen definitiv zu schaffen.“ (Bild: CNT Management Consulting)

Cloud-Lösungen auch für KMU das Mittel der Wahl

Wird über Digitalisierung und Prozessoptimierung gesprochen, kommt man in der Diskussion an Cloud-Lösungen kaum vorbei. Doch speziell in kleineren Betrieben gibt es mitunter noch Vorbehalte – etwa aus Angst, die Kontrolle über sensible Daten dann nicht mehr selbst in der Hand haben. Dabei ist gerade das Security-Thema, etwa Hacker-Angriffe, ein Argument für die Cloud, erklärt Heckmann: »Da es für KMU schwierig ist, die Sicherheitsstandards selbst hoch zu halten, sind sie bei Cloud-Anbietern definitiv besser aufgehoben, da sie hier auch das Risiko an einen externen Profi auslagern.« Der Experte ortet bereits einen Mind-shift in Richtung Cloud, weil die Produkte wie SAP Public Cloud immer besser werden würden. Dass auch Schweizer Behörden schon in die Cloud gehen habe eine positive Aussenwirkung. Mehr Digitalisierung, davon ist Heckmann überzeugt, würde nicht nur die Sicherheit in Betrieben erhöhen, sondern auch die Nutzung von Best Practice Prozessen und neuer Features und Funktionen wie die Integration von Business AI Funktionen, sobald diese verfügbar sind, ermöglichen. »Schweizer KMU sind sehr innovativ, es gibt viele Produkte und Services, bei denen Schweizer Unternehmen Weltmarktführer sind. Potential besteht noch hinsichtlich mehr Digitalisierung und verstärkter Nutzung der Cloud«, hält Heckmann abschliessend fest.

[1] https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-100449.html

[2] https://www.raiffeisen.ch/content/dam/www/rch/firmenkunden/unternehmerthemen/mittelstandstudie/2023/kmu-mittelstandstudie-2023.pdf

Quelle und weitere Informationen: CNT Management Consulting

 

Innovationsförderung: FemTech weiter im Hoch

Mit einem erneuten Rekord an Bewerbungen geht der einzige FemTech-Accelerator der Schweiz, Tech4Eva, in seine vierte Runde. Das Start-up-Beschleunigungsprogramm der Groupe Mutuel und des EPFL Innovation Park unterstützt in seiner Ausgabe 2024 17 Start-ups aus vielfältigen Bereichen für die Gesundheit der Frau. Darunter sind auch zwei Start-ups aus der Schweiz.

Junge FemTech-Unternehmen finden bei Tech4Eva finanzielle und beratende Unterstützung (Symbolbild; Christina @ wocintechchat.com / Unsplash.com)

Für die vierte Ausgabe des einzigen FemTech-Beschleunigungsprogramm für Start-ups in der Schweiz haben sich 189 Unternehmen aus 45 Ländern beworben – ein neuer Rekord und knapp 29% mehr als im Vorjahr. Aus den innovativen Firmen, die Lösungen für die Frauengesundheit anbieten, wurden 17 Teilnehmende aus elf Ländern ausgewählt.

FemTech: Bedeutung nimmt zu

«Wir sind sehr stolz, bereits die vierte Ausgabe von Tech4Eva mitausrichten zu können. Die Bedeutung des FemTech-Sektors nimmt zu, aber in vielen Bereichen ist die Frauengesundheit nach wie vor unterschätzt oder unterforscht», erklärt Jérôme Mariéthoz, Leiter Gesundheit und Vorsorge Privatkunden der Groupe Mutuel. «Durch Partnerschaften mit immer mehr dieser innovativen Unternehmen unterstreichen wir unser Engagement, Mehrwert für unsere Kundinnen zu schaffen und die Aufmerksamkeit für das Thema zu erhöhen.»

Die teilnehmenden Firmen folgen dem Equity-freien Programm während sechs Monaten und werden von über 40 Mentoren eng begleitet, die sie unterstützen, ihren Business-Plan sowie ihre Go-to-Market-Strategie zu entwickeln und Investoren zu treffen. Ausserdem werden sie Teil der wachsenden Tech4Eva-FemTech-Community. «Dieses Jahr haben wir uns dafür entschieden, mehr ausgereifte Hightech-FemTech-Start-ups aus entwickelten Gesundheitssystemen zu fördern und dabei auf das umfangreiche Unternehmensnetzwerk und das industrielle Know-how des EPFL Innovation Park zurückzugreifen. Wir ermutigen mehr zukunftsorientierte Unternehmen und Stiftungen, sich unserer Initiative als Partner anzuschliessen, um zahlreiche Projekte mit grossem Potenzial aus Ländern des globalen Südens zu unterstützen und so einen globalen Einfluss auf das Gesundheitswesen zu nehmen», sagt Lan Zuo Gillet, Direktorin von Tech4Eva und stellvertretende Geschäftsführerin des EPFL Innovation Park.

Zwei Schweizer Start-ups – und eine Premiere

Die diesjährigen Teilnehmenden präsentieren Lösungen der allgemeinen Frauengesundheit, der reproduktiven Medizin, zu Schwangerschaft, Postpartum, Menopause und Menstruation. Zwei davon stammen aus der Schweiz, die beide im Bereich der Onkologie/Prävention für Frauen tätig sind:

  • Calico Biosystems ist eine Plattform für Medikamententests, die zuverlässig die Wirksamkeit von Krebsmedikamenten im vorklinischen Stadium bei Krebspatienten vorhersagt. Das Ziel ist es, Frauen mit Krebs wirksame und erschwingliche Medikamente zur Verfügung zu stellen.
  • HeroSupport SA treibt die Behandlung in der Strahlentherapie durch die Integration von 3D-Druck und Oberflächenscan-Technologie voran, einem schnell wachsenden neuen Markt. Das Unternehmen bietet umfassende Lösungen für Fachleute in der Radioonkologie, die präzise und personalisierte Behandlungen ermöglichen und gleichzeitig die Patientenerfahrung verbessern.

An der diesjährigen Ausgabe gibt es ausserdem eine Neuheit: Debiotech, neuer Partner von Tech4Eva, offeriert technische Unterstützung in Form von Sachleistungen im Wert von CHF 100’000 für ein Tech4Eva-Start-up-Unternehmen, damit dieses seine Lösung gemeinsam mit dem Unternehmen entwickeln kann. Der Preis wurde an Ablatus Therapeutics – Luna vergeben. «Am Projekt von Ablatus hat uns insbesondere die Eleganz der Lösung und der konkrete Nutzen für Patienten beeindruckt, die an einer sehr belastenden Krankheit leiden. Dieses Projekt entspricht genau dem, was uns seit über 30 Jahren antreibt: patientenzentrierte Innovation. Es war schwierig, uns für ein Projekt zu entscheiden, da die diesjährigen Tech4Eva-Start-ups eine hohe Qualität aufweisen», sagt Laurent-Dominique Piveteau von Debiotech.

Innovationsförderung dank strategischer Partnerschaften

Am 13. Mai beginnt die vierte Ausgabe von Tech4Eva mit einem öffentlichen Event in Bern unter dem Thema «Innovation mit Impact». Die Keynote wird von Laura Santos Carreras gehalten, Team Section Lead in der Medizintechnik bei Helbling. Sie erklärt, warum strategische Partnerschaften und die Erstellung einer Entwicklungs-Roadmap entscheidend sind, um FemTech-Projekte von der Forschung zur Markteinführung zu bringen.

Quellen: Groupe Mutuel und EPFL Innovation Park. Mehr über Tech4Eva: www.tech4eva.ch

Einzigartige Einblicke in Leuchtturmprojekte am 39. Zürcher Logistik-Kolloquium

Wegweisende Entwicklungen sind auch in der Logistik nötig – und möglich! Das zeigte am 23. April 2024 das 39. Zürcher Logistik-Kolloquium der Dr. Acél & Partner AG in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich, Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigung (IWF), mit seinen Leuchtturmprojekten «Agil & Nachhaltig».

Jedes Jahr im Frühling findet das traditionelle Zürcher Logistik-Kolloquium statt. Bei diesem Anlass stellen jeweils drei oder mehr Manager der Schweizer Wirtschaft ihre Leuchtturmprojekte vor. (Bild: Dr. Acél & Partner)

Das Zürcher Logistik-Kolloquium im Dozentenfoyer der ETH Zürich mit drei inspirierenden Praxis-Referaten und rund 60 Gästen aus Industrie und Wirtschaft war gemäss Angaben der Veranstalter wiederum ein voller Erfolg.

Nachhaltige Logistik in der Stahl-Industrie

Nach der Begrüssung durch Dr. Peter Acél und Prof. Dr. Konrad Wegener startete Fabian Gerdes, Leiter der Outbound Logistik bei der Salzgitter Flachstahl GmbH, in die Vortragsreihe. Unter dem Titel «Logistics for Circular Solutions» referierte er über die Ziele, Stahl und Rohstoffe nachhaltig in Kreisläufen zu transportieren und den Beitrag der Stahlherstellung für das Erreichen der Klimaziele.

Nach einer kurzen Vorstellung des Salzgitter-Konzerns ging Gerdes auf ihre Massnahmen ein, die zur Treibhausgasneutralität führen sollen. Hierbei konzentrierte er sich auf eine eigens entwickelte Lösung. Dank dem Konzept Salzgitter Low CO2 Steelmaking (SALCOS®) soll mit dem sog. Carbon-Direct-Avoidance-Verfahren (CDA) und der Verwendung von Wasserstoff anstelle von Kohlenstoff als Reduktionsmittel nahezu CO2-frei Stahl produziert und bis 2033 über 95% des CO2-Ausstosses reduziert werden.

Die nächste Herausforderung liegt darin, die grünen Produkte auch grün zu transportieren. Inbound sind jährlich ca. 11.5 Mio. Tonnen Material, Outbound ca. 3.25 Mio. auf Schienen, mit LKWs oder Binnenschiffen unterwegs. Die Transporte steigen, während die allgemeine Infrastruktur stagniert. Die Salzgitter Flachstahl hat es daher selbst in die Hand genommen, nachhaltige und innovative Lösungen zu entwickeln. Dazu gehören u. a. das neue Zugprüfkonzept «Ontrail», Kamerabrücken, die mit KI an Zügen erkennen, wie beschädigt die Abdeckungen sind und ob die Ware trocken bei den Kunden ankommen kann. Weiter berichtete Fabian Gerdes über die Entwicklung eines elektrisch angetriebenen Binnenschiffs, das auch bei niedrigem Wasserstand noch fährt.

Mehrfache Aufbereitung verwendeter Werkzeuge

Den zweiten Vortrag hielt Rico von Burg, Produkt Manager bei der Fraisa SA in Bellach, über die Logistik bei der Aufbereitung bereits verwendeter Werkzeuge. Die Fraisa hat sich auf die Herstellung von Präzisionswerkzeugen spezialisiert inkl. Sonderanfertigungen und die Auffrischung von verschlissenem Werkzeug.

Damit leitete von Burg über zur Kernkompetenz der Fraisa: FRAISA ReTool®. Dieser Service umfasst die schnelle Aufbereitung bereits verwendeter Werkzeuge, damit diese wieder für die gleiche Arbeit eingesetzt werden können – mit 100% Leistungsgarantie. Dies hebt die Fraisa wesentlich von ihrer Konkurrenz ab, die die verschlissenen Werkzeuge lediglich downcylcen. Im Schnitt können so Werkzeuge 2.3mal neu aufbereitet werden. Damit der One Piece Flow bei rund 350’000 Aufbereitungen pro Jahr funktioniert und auch einzigartige und komplexe Werkzeuggeometrien oder individuelle Kundenwünsche berücksichtigt werden können, hilft ein DataMatrix-Code, der alle Information über das Produkt enthält. Aufträge können so zusammengefasst, Werkzeuge aber dennoch einzeln durch die vollautomatisierte Produktion gesteuert werden.

Dank digitalen Prozessen, autonomen Maschinenbetrieb werden Mitarbeitende viel effizienter eingesetzt. Und natürlich wird durch die Verwendung frisch aufbereiteter Werkzeuge anstatt neu produzierter über 50% CO2 eingespart.

Wenn ein Händler zum Hersteller wird…

Das dritte und letzte Thema an diesem Logistik-Kolloquium stellte Dr. Peter Rutishauser, Gründer der Equatis AG, vor. Mit dem Titel «Vom Grosshändler zum Markenhersteller» ging es bei ihm um den Neuaufbau einer europaweiten Lieferkette, nachdem der bisherige Lieferant durch Insolvenz ausgefallen ist. Seine Präsentation machte Rutishauser am Beispiel der Firma Trisport fest. Trisport vertrieb Fitnessgeräte der Marke Kettler. Das Problem: Kettler musste dreimal Insolvenz anmelden. Schon bei den ersten beiden Vorfällen hat Rutishauser zusammen mit der Trisport einen Plan B geschmiedet, der dann bei der dritten Insolvenz zum Zuge kam. Trisport erwarb die Markenrechte von Kettler Sportgeräten. Sie stand nun allerdings vor der enormen Herausforderung, die Aktivitäten ohne Betriebsübergang und ohne deren Altlasten neu aufzubauen und möglichst unterbruchsfrei die Marktversorgung sicherzustellen.

Um das zu schaffen, mussten neue Konzepte her: Straffung des Sortiments, angepasste Mengenplanung und die Stärkung des Vertrauens der Händler in die Firma einerseits, aber auch des chinesischen Produzenten der Geräte. Beim Aufbau der neuen Logistikkette vom Produzenten in China nach Europa hat die Dr. Acél & Partner AG massgeblich mitgeholfen, in 6 Wochen die europaweite Verteilung aufzubauen. Das Fazit, das Rutishauser aus dem Projekt zieht, ist, dass dieses ganze Unterfangen ohne starkes persönliches Netzwerk innerhalb und ausserhalb des Unternehmens wohl kaum so erfolgreich gewesen wäre.

Nach einer abschliessenden Diskussionsrunde und einem Schlusswort von Prof. Dr. Konrad Wegener nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit zum Ideenaustausch und Networking bei einem köstlichen Apéro und trotz tristem Wetter mit beeindruckender Aussicht auf die Stadt Zürich und den See.

Quelle und weitere Informationen zum nächsten Zürcher Logistik-Kolloquium: Dr. Acél & Partner AG

Bauen Sie Pipelines oder tragen Sie Wasser?

Kennen Sie das Gefühl, ständig gegen die Zeit zu rennen, getrieben von einer endlosen To-do-Liste, und doch das Wesentliche Ihrer Rolle als Führungsperson zu vernachlässigen? Falls ja, fehlt Ihnen vielleicht ein Pipeline-System.

Leader sind nicht dazu da, selber die Wassereimer zu tragen. Ihre Aufgabe ist es, Pipelines zu bauen. (Bild: Pixabay.com)

Dieses Gefühl, ständig beschäftigt zu sein, ohne wirkliche Führung zu praktizieren, ist ein weit verbreitetes Phänomen. Was tun?

Stellen Sie sich vor, Leadership wäre nicht eine weitere Aufgabe auf Ihrer Liste, sondern eine Art zu denken, eine Perspektive, die Sie in jede Handlung einfliessen lassen. Eine nützliche Analogie hierfür ist: Sie sind als Leader nicht dazu da, selber die Wassereimer zu tragen. Ihre Aufgabe ist es, Pipelines zu bauen.

Viele von uns verbringen den Grossteil ihrer Zeit mit kurzfristigen Aufgaben und verlieren dabei die langfristige Perspektive und die nachhaltige Entwicklung ihres Teams aus den Augen. Die Lösung? Anstatt sich von der täglichen Flut an Aufgaben überwältigen zu lassen, fokussieren Sie sich auf den Aufbau von Systemen, die es Ihrem Team ermöglichen, effizienter und selbstständiger zu agieren.

Beispiele für nachhaltige Systeme

Hier sind drei Beispiele für solche nachhaltigen Systeme, die jeder Leader haben sollte:

  • System 1: Laufende Verbesserung der Teamperformance: Eigentlich ist das ein alter Hut, der aber nur selten systematisch angegangen wird. Man kennt es aus den Werkstätten als KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess), findet es aber eher selten in den Büros. Natürlich gehört dazu das laufende Hinterfragen und Verbessern von Prozessen und einzelnen Schritten. Aber nicht nur. Es braucht auch ein System zum laufenden Verbessern der Zusammenarbeit untereinander. Die meisten überlassen das eher dem Zufall. Ein weiterer Punkt ist ein System, das den Leuten hilft, laufend ihre persönliche Produktivität zu steigern. Dazu gehören nicht nur Taktiken, sondern auch Hilfestellungen zur Entwicklung des Mindset.
  • System 2: Entwicklung der Leute: Ein starkes Team basiert auf starken Individuen. Stellen Sie sicher, dass Sie ein System haben, das die persönliche und berufliche Entwicklung Ihrer Teammitglieder fördert. Dazu gehören natürlich laufende Schulungen, Workshops und Online-Lernprogramme zum persönlichen Wachstum. Fast noch wichtiger ist aber das gelebte Empowerment, also den Leuten volle Verantwortung für anspruchsvolle Aufgaben zu geben (anstatt ihnen zu helfen, „Wassereimer zu tragen“). Ein weiteres System sollte man für das grosszügige Abgeben von Aufgaben haben, damit die Leute daran wachsen können.
  • System 3: Laufende Priorisierung: Klarheit über die Ziele und Visionen Ihres Teams hilft, laufend die richtigen Prioritäten zu setzen. Was ist das Wichtigste, was Sie bis zum Ende des Quartals erreichen wollen? Arbeiten Sie daran, dass jedes Teammitglied diese Frage beantworten kann. Darüber hinaus braucht es solche Elemente wie eine klare Team-Vision („wo wollen wir hin?“) und die Team-Mission („wofür gibt es uns?“).

Fazit: Indem Sie diese Systeme implementieren und pflegen, bauen Sie Pipelines anstatt Wassereimer zu tragen.

Zum Autor:
Volkmar Völzke ist Erfolgs-Maximierer. Buchautor. Berater. Coach. Speaker. www.volkmarvoelzke.ch

Wie die Stiftung Procom den Turnaround schaffte

Vor einem Jahr hat die Stiftung Procom, die Dolmetsch-Dienstleistungen zwischen hörenden und hörgeschädigten Menschen anbietet, mit Roman Probst einen neuen Geschäftsführer engagiert. Dieser Entscheid war insofern mutig, als es sich bei Roman Probst um einen Vollblut-Unternehmer ohne nennenswerte Erfahrung im NGO-Bereich handelte. Ein Jahr später zeigt sich: Der Mut wurde belohnt. Procom hat unter der neuen Geschäftsführung erfolgreich den Turnaround geschafft und auf die Erfolgsspur zurückgefunden.

Überall, wo Kommunikation zwischen Hörenden und Nicht-Hörenden notwendig ist, stellt die Stiftung Procom Dolmetscher-Dienste in Gebärdensprache zur Verfügung. (Bild: Procom)

Im Winter 2022/2023 stand die Stiftung Procom kurz vor dem Kollaps, dies aufgrund verschiedenster, in der Vergangenheit entstandener Probleme. Unstimmigkeiten und Wechsel in der Geschäftsleitung sorgten für interne Spannungen und Vertrauensverluste bei Partnerorganisationen und -institutionen. Zahlreiche Abgänge von langjährigen Mitarbeitern waren die Folge. Die Stimmung war angespannt. Gefährdet waren über 150 Arbeitsplätze an fünf Standorten in der Schweiz.

Procom wusste, es geht um alles oder nichts. Es musste also dringend eine Veränderung passieren, damit die Stiftung sowie die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Der Stiftungsrat entschied sich zu handeln: Roman Probst wurde angefragt, ob er in dieser schwierigen Situation die Geschäftsführung übernehmen könne. Probst sagte zu und übernahm am 1. April 2023 die Leitung der Procom. Die grosse Frage war: Gelingt dem Unternehmer der Sprung von der kompetitiven Selbständigkeit ins NGO-Feld und schafft er mit der Stiftung den Turnaround?

Innert einem Jahr den Turnaround geschafft

Heute, ein Jahr nach dem Stellenantritt von Roman Probst, lässt sich eine erste Bilanz ziehen. Und zwar eine erfreuliche: Procom schaffte erfolgreich den Turnaround und ist auf Erfolgskurs. Namentlich konnte die Stiftung ein gefestigtes positives Resultat erzielen. Daneben steigerte die Stiftung die Leistung um fast 15%, was insbesondere auf die verbesserte Online-Präsenz zurückzuführen ist. Und dies trotz einigen grösseren, längst fälligen Änderungen in der Organisationsstruktur und Investitionen.

Procom hat zudem eine neue barrierefreie Website aufgebaut, die sogar von der Zeitschrift „Netzwoche“ als Musterbeispiel präsentiert und gelobt wurde. Daneben wurden Social-Media-Kanäle praktisch von Null auf implementiert. Das Wachstum war aber auch zurückzuführen auf verstärkte Präsenz an Messen, im Radio, an Fernsehen, durch Kooperationen und anderen Initiativen.

Geschäftsführung im Interview: Es bleibt noch viel zu tun

Selbstredend gingen diese positiven Entwicklungen auch mit verschiedenen Herausforderungen einher. Wir haben Roman Probst zum Interview getroffen und über sein erstes Jahr als Geschäftsführer von Procom gesprochen. Wie sich zeigt, hat der Unternehmer grosse Freude an seiner neuen NGO-Tätigkeit.

Roman Probst, Geschäftsführer von Procom, zieht nach einem Jahr Tätigkeit eine erste Bilanz. (Bild: zVg / Procom)

War die Umstellung für Sie gross vom Unternehmer zum Geschäftsführer eines NGO?

Roman Probst: Die eigene Firma zu führen, die man selbst gegründet und aufgebaut hat, ist natürlich komplett anders als eine 35-jährige Stiftung mit über 150 Mitarbeitern zu leiten. Das ist schon eine andere Hausnummer und ich hatte grossen Respekt vor dieser Aufgabe. Logischerweise ist es auch so, dass Entscheide in einem NGO breiter abgestützt sein müssen, gerade bei Procom aufgrund des Stiftungszweckes. Als Team-Player finde ich diesen Aspekt meiner Arbeit spannend und bereichernd.

Was waren die grössten Schwierigkeiten beim Einstieg?

Als Newcomer in diesem Bereich hatte ich mir vorgenommen, die ersten zwei, drei Monate vor allem zuzuhören und zuzuschauen – und erst danach zu handeln. Es war schwierig, meinen Umsetzungsdrang im Zaum zu halten, da es einfach so viele Dinge mit hoher Priorität zu tun gab. Im Gegensatz zu meinem eigenen Unternehmen, wo manchmal alles sehr schnell gehen konnte, musste ich bei Procom mehr Geduld aufbringen.  

Was waren und sind die grössten Herausforderungen?

Rückblickend mussten wir vor allem in drei Bereichen vorwärts machen. Zunächst haben wir bei Procom erstmals eine richtige Digitalisierungsstrategie implementiert, um die Stiftung für die neuen digitalen Herausforderungen zu rüsten. Hier sind wir weiterhin mit voller Kraft bei der Umsetzung. Sodann haben wir die Organisation angepasst und optimiert. Ein wichtiger Schritt, um die Effizienz für die Zukunft zu sichern und zu steigern. Last but not least haben wir auch unseren Auftritt, sowohl nach innen als auch nach aussen, modernisiert. Dazu gehört nicht nur das überarbeitete Logo, sondern neue Impulse für die Unternehmenskultur und unsere Aussenwahrnehmung.

Würden Sie das Job-Angebot wieder annehmen?

Ja, zu 200%. Denn die Arbeit bei Procom mache ich aus tiefster Überzeugung. Zum einen habe ich durch meinen Background einen hohen Bezug zum Anliegen der Stiftung (Anmerkung der Redaktion: Die Eltern von Roman Probst sind gehörlos). Brücken zu bauen zwischen gehörlosen, schwerhörigen und hörenden Menschen ist für mich eine absolute Herzensangelegenheit. Zum andern kann ich mit meiner unternehmerischen Erfahrung einiges zum Erfolg von Procom beitragen. Besser könnte es also für die Stiftung und für mich nicht passen.

 

Die Stiftung Procom

Seit ihrer Gründung im Jahr 1988 bietet die Stiftung Procom Textvermittlungsdienste für hörgeschädigte Menschen an. Die Dienstleistungen umfassen zum einen den Dolmetschdienst zwischen Gebärdensprache und Lautsprache – vor Ort, online und am Telefon. Die Gebärdensprachdolmetscher/-innen von PROCOM dolmetschen zum anderen auch Informations- und Unterhaltungssendungen am Schweizer Fernsehen wie die Tagesschau etc. Seit dem Jahr 1998 garantiert das Fernmeldegesetz gehörlosen und schwerhörigen Menschen die gleichen Bedingungen für die Nutzung des Telefonnetzes, wie Hörenden. Procom betreibt hierfür den Textvermittlungsdienst und VideoCom für die Swisscom (BAKOM). Die Stiftung investiert in eine moderne Infrastruktur, sucht laufend nach neuen und besseren Kommunikationslösungen und unterstützt Projekte, die Kommunikationsbarrieren auflösen.

Der neue Geschäftsführer Roman Probst hatte 2005 sein eigenes Unternehmen, die Translation-Probst AG gegründet. Dieses hat er während zwölf Jahren zu einem führenden Übersetzungsdienstleister der Schweiz aufgebaut und geleitet. 2016 verkaufte Roman sein Unternehmen an den französischen Marktführer. Nach einem „Wanderjahr“ kehrte Roman Probst in die Schweiz zurück und war sieben Jahre als selbständiger Berater und Dozent für ZHAW und BBZ in den Bereichen Unternehmertum, Marketing und PR tätig, bis zum Stellenantritt bei Procom im letzten Jahr. Roman Probst ist heute 52 Jahre alt und glücklicher Familienvater.

Weitere Informationen

Langfristige Customer-Experience-Strategie gegen sinkende Kundenloyalität

In der Schweiz sind 71% der Kunden heute weniger markentreu als noch vor zwei Jahren. Dies zeigt eine Untersuchung von ServiceNow. Besonders hoch im Kurs stehen bei Schweizer Konsumierenden Problemlösungskompetenz (93%), nahtloser Service (93%) und schnelle Reaktionszeiten (90%). Diese Punkte sollten Teil einer langfristigen Customer-Experience-Strategie sein, so eine Empfehlung der Studie.

Über 70 Prozent von Schweizer Kunden drehen Marken den Rücken zu, wenn der Service nicht mehr stimmt. (Bild: Christian Gertenbach / Unsplash.com)

Die Lösungsanbieterin für digitale Workflows ServiceNow hat ihren Consumer Voice Report 2024 veröffentlicht. Die Studie, die bereits zum zweiten Mal durchgeführt wurde, zeigt deutlich: Die sich kontinuierlich ändernden Kundenerwartungen und die wirtschaftliche Instabilität sind treibende Faktoren für die sinkende Loyalität von Konsumierenden gegenüber ihren Marken. In diesem Umfeld erweise sich eine herausragende Customer Experience (CX), die menschliche Interaktion und den Einsatz von Technologie optimal ausbalanciert, als entscheidender Faktor, wie es dazu heisst. Im Rahmen dieses ServiceNow Consumer Voice Reports 2024 wurden 15‘000 Erwachsene aus zehn Ländern in Europa, dem Nahen Osten und Afrika – davon 1‘000 in der Schweiz – zu ihren Ansichten zum Thema Customer Experience befragt. Wie bereits im vergangenen Jahr, macht die Studie deutlich, dass die Markentreue abnimmt: 71% aller Befragten geben an, dass sie Unternehmen gegenüber weniger loyal sind als noch vor zwei Jahren. Ausschlaggebend hierfür sind finanzielle Aspekte, wie gestiegene Lebenshaltungskosten (35%) sowie ein wachsender Wettbewerb und damit eine grössere Auswahl (19%). Aber auch enttäuschende Erfahrungen mit bestimmten Marken und Unternehmen (15%) spielen eine Rolle.

Optimierte Customer Experience für mehr Markentreue

Die Ergebnisse belegen: Unternehmen müssen weg von reaktiven Massnahmen hin zu einer langfristigen CX-Strategie. Danach gefragt, was Unternehmen machen sollten, um die Markenloyalität wieder zu erhöhen, sagen 28% sie sollten nach Möglichkeiten suchen, einen besseren Service anzubieten, ohne mehr Kundendaten zu verwenden, 26% wünschen sich, dass Webseiten und Apps nutzerfreundlicher gestaltet werden und 32% verlangen einen besseren After Service.

Technologie spielt dabei eine entscheidende Rolle. Die signifikante Mehrheit der Befragten gibt an, dass für sie eine hohe Problemlösekompetenz (93%), nahtlose Serviceleistungen (93%), schnelle Reaktionszeiten (90%) und die Möglichkeit den für sie passenden Kommunikationskanal zu wählen (77%) sowie Self-Service-Optionen (64%) beim Thema Kundenservice besonders wichtig sind. Viele dieser Aspekte können beispielsweise durch den Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI) optimiert werden.

Die richtige Balance zwischen Mensch und Technologie

Jedoch zeigt der ServiceNow Customer Voice Report 2024 auch, dass Verbraucher nach wie vor zurückhaltend sind, wenn es darum geht mit KI zu interagieren. Gerade wenn es um eine Beschwerde oder die Lösung eines spezifischen Problems geht, ziehen Kunden die persönliche Interaktion mit einem Servicemitarbeiter der KI vor. Technologische Lösungen wie Chatbots (53%), intelligente Suchmaschinen (29%) oder automatisierte Telefongespräche (20%) werden eher genutzt, wenn es darum geht allgemeine Informationen zu erhalten.

„Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Kundenerlebnis liegt darin, wie gut ein Unternehmen versteht, wann eine Interaktion durch Technologie gesteuert werden kann und wann ein menschliches Eingreifen erforderlich ist“, sagt Dino Minichiello, Country Manager Switzerland  bei ServiceNow. „Die Bereitstellung alternativer Interaktionspunkte in verschiedenen Phasen der Customer Journey ist ein wichtiger Bestandteil dieser Balance. Eine Reihe von Optionen, die einfach zu navigieren sind, entlastet und motivieren die Mitarbeitenden und ermöglicht gleichzeitig das von den Kunden erwartete optimierte Erlebnis.“

Die Zukunft der Customer Experience

Die Studie hat die Teilnehmer zusätzlich nach ihren Einschätzungen und Wünschen zum künftigen Einsatz von Technologien im Kundenservice befragt. 47% der Befragten geben an, dass sie auch in Zukunft keinen Customer Service möchten, der vollständig auf KI basiert. Zusätzlich sagen 52%, dass sie automatisierte Prozesse reduzieren und zu einem mitarbeiter-basierten Service zurückkehren möchten. Jedoch sehen viele Verbraucher auch, dass Technologie die Customer Experience verbessern kann. Diese können sich vorstellen, dass beispielsweise bis 2025 Virtual Reality (VR) eingesetzt wird, um Produkte zu testen, bevor sie gekauft werden (34%), das Beschwerdemanagement über smarte Assistenten wie Amazon oder Alexa abgewickelt wird (23%) oder die KI präzise personalisierte Produktempfehlungen gibt (22%).

Beispiel: Die Stadt Genf

„Wir optimieren kontinuierlich das Kundenerlebnis, um den Benutzern eine möglichst intuitive, effiziente und angenehme Plattform zu bieten, damit wir die Technologie nutzen können, um ihre Kommunikation mit der Stadt zu erleichtern“, sagt Tom Royston, Head of IT, bei der Stadt Genf. Seit dem Jahr 2000 nutzt die IT-Abteilung der Stadt Genf Service Now für das ITSM-Management. Und seit 2021 wird Service Now auch für die betriebswirtschaftliche Verwaltung verschiedener Unternehmensdienstleistungen eingesetzt, etwa im öffentlichen Raum, im Sport, im Sozialwesen, bei der Stadtpolizei, im Einkauf und sogar im Finanzmanagement. Auf diese Weise wurde eine Reihe spezifischer Geschäftsanwendungen entwickelt, die auf wiederverwendbaren Funktionsblöcken basieren. Dank des CSM-Moduls kann die breite Öffentlichkeit (Bürger und Vereine) neuerdings 100 % papierlose Online-Verfahren für diese spezifischen Dienstleistungen durchführen. Das Ziel sei es, mit diesem Verfahren möglichst viele unterschiedliche Arten von Anfragen abzudecken. Dies sei eine wirksame und moderne Strategie, die darauf abzielt, die Kommunikation der Bürger mit der Stadt durch Technologie zu erleichtern.

Quelle und weitere Informationen: ServiceNow

Neue Führung bei EXPERTsuisse

Stefanie Specker übernimmt die Gesamtleitung von EXPERTsuisse, dem Verband für Wirtschaftsprüfung, Steuern und Treuhand. Als Direktor den Verband nach aussen vertreten wird Sergio Ceresola, bisheriger Leiter Regulatorisches & Fachliches. Diese Neuorganisation stellt ein nahtloses Weiterführen der Anliegen des Verbands und der Bildungsorganisation sicher.

Bilden die neue Führung bei EXPERTsuisse: Stefanie Specker und Sergio Ceresola. (Bild: EXPERTsuisse)

Der Verwaltungsrat von EXPERTsuisse beruft Stefanie Specker, seit 2023 neue CEO der Bildungsorganisation EXPERTsuisse AG, per 1. April 2024 zur Gesamtleiterin der Organisation. In dieser Funktion verantwortet sie fortan die Gestaltung und Umsetzung der strategischen Ausrichtung sowie die Führung des 45-köpfigen Kernteams des Unternehmens, das sich aus Verein und Bildungsorganisation (AG) zusammensetzt. Die Interessensvertretung sowie die Betreuung der wichtigen politischen und regulatorischen Dossiers werden von Sergio Ceresola als Direktor wahrgenommen. Marius Klauser, der EXPERTsuisse über zehn Jahre geführt hat, hat sich entschieden, sich beruflich neu zu orientieren. Der Verwaltungsrat dankt ihm für sein Engagement und wünscht ihm für die Zukunft alles Gute.

«Die Geschäftsführung in die Hände erfahrener Führungskräfte aus den eigenen Reihen legen zu können, ist Beweis für die Stärke unseres Verbandes und unserer Bildungsorganisation», sagt Peter Ritter, Präsident von EXPERTsuisse. «Die ausgezeichnete Zusammenarbeit in der Geschäftsleitung erlaubt sowohl eine den Kompetenzprofilen entsprechende Verteilung der Verantwortlichkeiten als auch die gegenseitige Unterstützung, um die Transformation des Verbands weiterzutreiben und unseren Berufsstand sichtbar zu machen.»

EXPERTsuisse vertritt die Branche in wichtigen politischen Themen und verfügt über attraktive Angebote für Mitglieder sowie Modernität und Marktrelevanz in der Kompetenzentwicklung und -zertifizierung. Der Verband feiert im nächsten Jahr sein 100-Jahr-Jubiläum.

Quelle: EXPERTsuisse

Fast 90% aller Arbeitnehmenden sind von ihrem Job gestresst

Laut der neuen Candidate Pulse Studie 2024 von Michael Page sind 89% der Stellensuchenden in der Schweiz von ihrem Job gestresst. Trotzdem hat weniger als ein Drittel der Arbeitgebenden (27%) Massnahmen ergriffen, um dieses Problem zu lösen. Infolgedessen verpassen Arbeitgebende eine Möglichkeit, Talente anzuziehen und zu halten sowie die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden zu steigern.

Gestresst im Job? Fast 90 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bejahen dies und erwägen einen Wechsel. (Symbolbild; Steve DiMatteo / Pixabay.com)

Die Candidate Pulse Studie 2024 von Michael Page ergab, dass zwei Hauptfaktoren den meisten Arbeitsstress bei den Arbeitnehmenden verursachen: Mangelnde Anerkennung (38%) und zu viel Arbeit (31%). Eine von fünf Personen (20%) hat ihre frühere Stelle aufgrund von Stress am Arbeitsplatz verlassen. Weitere 30 Prozent gaben an, dass sie trotz Stress in ihrem Job blieben, aber offen für neue Möglichkeiten ausserhalb des Unternehmens sind.

Lediglich 27 Prozent der Arbeitgebenden haben Massnahmen zur Unterstützung ihrer Mitarbeitenden ergriffen. Die häufigsten Massnahmen sind Unterstützungsprogramme für Mitarbeitende (EAP), telefonische Unterstützung durch externe Fachpersonen (44%) und die Erleichterung von Gesprächen mit dem Management (44%).

Wohlbefinden am Arbeitsplatz als zentraler Faktor

Bei der Wahl des Arbeitgebers ist das Wohlbefinden der Angestellten ein wichtiger Faktor. Ein angenehmes Arbeitsumfeld war für 97 Prozent der Arbeitssuchenden entweder «wichtig» oder «sehr wichtig». Dahinter folgen Angebote für das psychische Wohlbefinden (79%) und flexible Arbeitsbedingungen in Bezug auf Zeit und Ort (74%).

Bei mangelnden Unterstützungsangeboten besprachen die meisten Mitarbeitenden ihre Probleme mit dem Stress am Arbeitsplatz zuerst mit Familie und Freunden und nicht mit Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten. Werden Probleme nicht angesprochen, besteht die Gefahr, dass diese ausserhalb des Unternehmens über Bewertungsportale oder soziale Medien bekannt werden. Dies kann die Herausforderungen verstärken, vor denen Unternehmen bei der Rekrutierung stehen.

Loyalität gegenüber Arbeitgebenden sinkt

Diese Ergebnisse werden durch andere Untersuchungen von Michael Page bestätigt. Sie zeigen, dass die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber an Bedeutung verloren hat. Gemäss der Ende 2023 veröffentlichten Studie «Talent Trends and Social Media» sind 9 von 10 Schweizer Angestellten, die im letzten Jahr eine neue Stelle angetreten haben, offen für neue Möglichkeiten. Remotearbeit und der Zugang zu sozialen Medien tragen zu diesem Trend bei. 80 Prozent der Befragten gaben an, LinkedIn für die Stellensuche zu nutzen. Die Hälfte der Befragten besucht diese Kanäle täglich, oft sogar mehrmals.

«Die Mitarbeiterbindung ist in den Unternehmen am stärksten, in denen sich Führungskräfte Zeit nehmen, mit ihren Teammitgliedern zu sprechen. Dies gibt ihnen die Möglichkeit, die wichtigsten Probleme anzusprechen und die Leistungen von Mitarbeitenden anzuerkennen», sagt Yannick Coulange, Managing Director, PageGroup Schweiz.

Quelle: Michael Page

Das Coaching-Business wird digital

Die gestiegene Akzeptanz von Digitalcoachings hat den Coachingmarkt verändert, und er wird sich durch das wachsende Angebot KI-gestützter Coaching-Apps weiter wandeln.

Das Coaching-Business wird sich dank KI-gestützter Apps weiter wandeln, ist Bernhard Kuntz überzeugt. (Bild: zVg / Die PRofilBerater)

Bernhard Kuntz ist Inhaber der Marketingagentur Die PRofilBerater in Darmstadt (www.die-profilberater.de). Er ist u.a. Autor der beiden Marketing-Klassiker „Die Katze im Sack verkaufen“ und „Fette Beute für Trainer und Berater“.

Herr Kuntz, Sie behaupten, das Coaching-Business habe sich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie fundamental verändert.

Bernhard Kuntz: Ja. Durch die gestiegene Akzeptanz des Digitalcoachings hat sich das Coaching-Business, das zuvor primär ein lokales bzw. regionales war, unter anderem internationalisiert.

Inwiefern?

Da beim Online- und Telefoncoaching die beim Präsenzcoaching erforderlichen An- und Abreise-Zeiten entfallen, ist es bei ihm eigentlich egal, wo der Coach wohnt. Die Coachees können sich auch von Coaches, die in den USA oder sonst wo leben, coachen lassen, ohne, dass die Kosten steigen. Die Digitaltechnik ermöglicht heute zudem Coachings, die zuvor aus betriebswirtschaftlichen oder organisatorischen Gründen nicht realisierbar waren.

Digitaltechnik macht viele Coachings erst möglich

Nennen Sie hierfür ein Beispiel?

Zum Beispiel Coachings von Teams, deren Mitglieder an verschiedenen Orten oder gar in verschiedenen Ländern arbeiten.

Also Coachings von sogenannten virtuellen oder hybriden Teams, die durch das vermehrte Arbeiten im Homeoffice sowie in bereichs-, standort- oder gar unternehmensübergreifenden Teams an Bedeutung gewonnen haben.

Ja, doch nicht nur deshalb bin ich überzeugt: Der prozentuale Anteil des Digitalcoachings am im Coachingmarkt erzielten Umsatz, der heute etwa 40 Prozent beträgt, wird noch stark steigen.

Warum noch?

Weil den Coaches mit den sogenannten Coaching-Apps gerade eine sehr mächtige Konkurrenz erwächst – speziell den im B2C-Bereich tätigen Coaches bzw. Life-Coaches.

Coaching-Apps machen den Coaches Konkurrenz

Wieso gerade den Life-Coaches?

Weil es aus Sicht der meisten Selbstzahler sehr teuer ist, für eine Coachingsitzung 100, 150 oder gar mehr Euro aus eigener Tasche zu bezahlen. Diesen Luxus wollen oder können sich viele nur selten leisten – zumindest dann, wenn es zugleich Coaching-Apps gibt, die ihnen versprechen: „Wir helfen Dir für 20 oder 30 Euro im Monat Dein Problem zu lösen.“ Dann versuchen insbesondere die jüngeren potenziellen Kunden, zunächst ihr Glück mal dort, denn sie sind es bereits gewohnt, sich zum Beispiel beim Sport-Treiben, Abnehmen oder Meditieren von einer App coachen zu lassen. Wohin die Reise geht, zeigt sich im Gesundheits- und Wellness-Bereich. Heute übernehmen (in Deutschland, Anm. d. Red.) bereits viele Krankenkassen die Kosten für die Nutzung von Apps zu solchen Themen wie Stress- und Gesundheitsmanagement, was manchen Anruf bei einem Coach erspart.

Sie sehen also eher schwarz für die Coaches, deren Kunden primär Selbstzahler sind?

Ja, sofern sie sich nicht im Markt teilweise neu positionieren und ihr Geschäftsfeld neu definieren.

Und wie sieht es im Business- bzw. B2B-Bereich aus, also bei den Coaches deren Klienten primär Unternehmen und Unternehmer sind?

Bei allen Coaches deren Klienten die Coachings als Betriebskosten verbuchen können, ist die Situation eine andere – weshalb ich auch im B2C-Bereich tätigen Coaches oft empfehle: Fokussiert euer Marketing auf Unternehmer und Freiberufler,, die selbst einen hohen Tagessatz haben, weshalb sie weniger preissensibel sind.

Coaching-Apps werden auch im B2B-Bereich genutzt

Und im klassischen Business-Bereich?

Auch dort erwarte ich, dass die Klienten, also Unternehmen, künftig verstärkt auf Coaching-Apps setzen – allein schon aus Kostengründen – und zwar nicht nur bei solch soften Themen wie Stressmanagement, sondern auch, wenn es zum Beispiel um das Vermitteln der erforderlichen Grundeinstellungen und -kompetenzen im Bereich Führung und Projektmanagement geht. Hier werden die Coaching-Apps jedoch primär ein Tool sein, um die Personalentwicklungsmaßnahmen effektiver und den Bedürfnissen der nachrückenden Mitarbeiter angemessener zu gestalten.

Inwiefern Letzteres?

Nun, die Angehörigen der Generation Y und Z, die heute schon oft zu den Leistungsträgern in den Unternehmen zählen, sind es gewohnt, netzgestützt zu arbeiten, zu kommunizieren, zu lernen usw. Deshalb erwarten sie geradezu, dass die Digitaltechnik auch bei der Personalentwicklung zum Einsatz kommt – allein schon, weil ihnen dies ein zeit- und ortsunabhängigeres Lernen ermöglicht. Diese App-Nutzung wird jedoch zumindest, wenn es um die Entwicklung der Leistungsträger in den Kernbereichen der Unternehmen geht, stets in umfassendere Coaching- und Personalentwicklungskonzepte eingebunden sein.

Gefragt sind hybride Coaching-Konzepte

Was heißt das?

Die Coaching-Maßnahmen werden zunehmend einen hybriden Charakter haben.

Was heißt das wiederum?

Nun, dass der Coach sich zum Beispiel zu Beginn einer Coaching- oder Entwicklungsmaßnahme zunächst einmal persönlich mit den Teilnehmern trifft, um zu ihnen eine Beziehung aufzubauen und sich mit ihnen auf Entwicklungsziele zu verständigen. Danach finden Online-Coachings und -Trainings statt, zwischen denen die Teilnehmer wiederum das Gelernte unter anderem mit Coaching- oder Selbstlern-Apps einüben und vertiefen. Dann findet erneut ein persönliches Treffen statt, bevor …

Was heißt das für die Business-Coaches?

Eine hohe Digitalkompetenz wird für sie, ebenso wie für die HR-Bereiche, zunehmend unverzichtbar, damit sie solche komplexen Coaching- bzw. Blended-Learning-Konzepte überhaupt schmieden und realisieren können, denn diese haben für die Unternehmen viele Vorteile.

Welche?

Unter anderem, dass die Coachees, wenn sie ein akutes Problem haben, dieses unmittelbar mit dem Coach erörtern können, statt wochen- oder gar monatelang auf das nächste Präsenzcoaching zu warten.

Business-Coaches müssen rollen-flexibler werden

Das klingt so, als müssten die Business-Coaches künftig auch verstärkt als Berater und Trainer agieren?

Das haben gute Coaches auch in der Vergangenheit schon getan, weil es beim Business-Coaching eigentlich immer darum geht, dass der Coachee seinen Job anschließend besser macht. Deshalb schlüpften gute Coaches schon immer situations- und bedarfsabhängig auch mal in die Rolle des Trainers oder Beraters. Das erwarten die Unternehmen von einem Business-Coach auch, wenn dies der Zielerreichung dient. Deshalb achten sie bei der Auswahl der Business-Coaches auch stark auf deren fachliche Expertise und Felderfahrung.

Das heißt, Beratung und Coaching verschmelzen zumindest im Betriebsalltag.

Aus meiner Warte war diese Trennung schon immer eine künstliche. Meine These laut: Reine Coaches haben es im Business-Bereich künftig zunehmend schwer – auch weil solche Coaching-Themen wie Selbstführung, bei denen die Wurzeln des Problems primär in der Persönlichkeit des Coachees liegen, zunehmend von KI-gestützten Coaching-Apps abgedeckt werden.

Business-Coaches sind auch künftig gefragt

Das dürfte die meisten Coaches nicht freuen…

Zumindest die Life-Coaches nicht. Anders sieht es bei den Themen aus, bei denen es darum geht, die Wirksamkeit einer Person oder Personengruppe in der Organisation zu erhöhen, was beim Business-Coaching der Regelfall ist. Hier müssen die Coaches teilweise ihr Selbstverständnis überdenken, damit sie unter Nutzung der Digitaltechnik für die Unternehmen und ihre Mitarbeiter attraktive Personalentwicklungs- und Coachingdesigns entwickeln und realisieren können. Wenn ihnen dies gelingt, werden sie auch künftig erfolgreich sein – egal ob auf ihrer Visitenkarte nun Coach, Berater, Trainer oder sonst etwas steht.

Gegen den globalen Trend: Schweizer Firmen sind pessimistischer

Global ist wieder von einer wirtschaftlichen Stimmungsaufhellung – angetrieben von der Industrie – die Rede. Allerdings machen Schweizer Unternehmen bei diesem Optimismus (noch) nicht mit: Die Investitionszurückhaltung hierzulande ist ausgeprägter als in anderen Ländern, stellt der jüngste Geschäftsklima-Index von Dun & Bradstreet fest.

Erfolg in Sicht? Schweizer Unternehmen sind diesbezüglich noch pessimistisch und bei Investitionen zurückhaltend. (Bild: geralt / Pixabay.com)

Die Stimmung unter Schweizer Unternehmen hat sich laut dem aktuellen Global Business Optimism Insights Report von Dun & Bradstreet (D&B) im zweiten Quartal 2024 weiter eingetrübt. Der D&B Global Business Optimism-Index für die Schweiz sank um sechs Prozent auf 60,8 Punkte, nach 64,8 Punkten im Vorquartal. Damit lag er zwar weiterhin leicht über dem globalen Durchschnitt von 60,2 Punkten (Anstieg um fünf Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2024 mit 57,1 Punkten), zeigt jedoch eine leichte negative Tedenz. Weltweit verbesserte sich die Stimmung insbesondere in der Industrie. Zentraler Treiber ist das Ende der geldpolitischen Straffung durch die Zentralbanken der Industrieländer. Erstmals seit 2023 schätzen Unternehmen zudem ihre Inputkosten optimistisch ein, was die Produktion begünstigt und die Stimmung in der Fertigungsindustrie deutlich aufhellt.

Für den vierteljährlich erscheinenden Report befragte D&B rund 10.000 Unternehmen aus 32 Ländern zu ihren Erwartungen für das zweite Quartal 2024 hinsichtlich Wachstums, laufendem Geschäft und geplanten Investitionen. Die wichtigsten Ergebnisse der fünf Dun & Bradstreet-Indizes in Bezug auf die Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz im Überblick:

  • Globale Lieferkettenprobleme belasten weiterhin die Stimmung. Der Global Supply Chain Continuity Index von Dun & Bradstreet fiel weltweit um acht Prozent von 47,9 im ersten Quartal 2024 auf 44,1 Punkte. In der Schweiz ging er um fünf Prozent von 46,5 auf 44,3 Punkte zurück. Geopolitische Spannungen beeinträchtigen weltweit die Lieferkette jedes siebten Unternehmens. Am stärksten betroffen sind Firmen in den USA, Frankreich, Italien, Grossbritannien und Ungarn.
  • Die finanzielle Zuversicht von Schweizer Unternehmen erreichte laut dem D&B Global Business Financial Confidence Index 60,4 Punkte. Im Vergleich zum Vorquartal (61,1 Punkte) ist dies ein moderater Rückgang eines Prozents. Damit liegt die finanzielle Zuversicht aber weiterhin leicht über dem globalen Durchschnitt von nahezu unveränderten 59,7 Punkten (erstes Quartal 2024: 59,9 Punkte). Dies zeigt, dass die Unternehmen ihre Finanzlage trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds als stabil einschätzen.
  • Der D&B Global Business Investment Confidence Index für die Schweiz sank deutlich um zehn Prozent von 53,9 im ersten Quartal 2024 auf 48,3 Punkte – der niedrigste Wert aller untersuchten Volkswirtschaften. Weltweit fiel der Index um fünf Prozent von 58,7 auf 55,6 Punkte. Dies spiegelt die Erwartung einer Lockerung der Geldpolitik durch die grossen Zentralbanken Mitte des Jahres und damit verzögerte Investitionsentscheidungen wider.
  • Das Engagement von Schweizer Unternehmen bei der Umsetzung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards (ESG) erreichte laut dem D&B Global Business ESG Index 61,2 Punkte. Dies ist eine Steigerung von zwei Prozent gegenüber dem Vorquartal, als der Index 60,2 Punkte betrug. Weltweit ging der ESG-Index um drei Prozent von 61,9 auf 60,0 Punkte zurück. Trotz dieses Rückgangs bleibt Nachhaltigkeit für die Unternehmen ein wichtiges Thema.

«Der ausgeprägte Rückgang des D&B Global Business Investment Confidence Index in der Schweiz überrascht angesichts der robusten Wirtschaft, » sagt Macario Juan, Managing Director von Dun & Bradstreet «Offenbar wirken sich die geopolitischen Unsicherheiten und die anhaltenden Lieferengpässe hier stärker auf die Investitionsplanung der Unternehmen aus. Dies könnte ein Anzeichen für eine verhaltene Konjunkturentwicklung in der Schweiz sein.»

Quelle: Dun & Bradstreet

get_footer();