Grenzen (erfahren) – Schweiz 4.0: Thema am KMU Swiss Symposium

Vor 20 Jahren, im August 2002, wurde die Idee von KMU Swiss geboren. Was mit einem Anlass in Kloten begann, hat sich zu einer anschaulichen Plattform mit zwei Symposien, 15 StammTreff, 10 InsideTreff und 25 GolfAnlass mit nahezu 3000 Teilnehmer pro Jahr entwickelt.

Impressionen vom KMU Swiss Symposium 2021. Dieses Jahr geht es um die „Schweiz 4.0“ und das Erfahren von Grenzen. (Bild: KMU Swiss)
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Am KMU Swiss Symposium referieren erfolgreiche Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen und Branchen deren Erfahrungen praxis- und zeitnah. Sie beleuchten und diskutieren das Thema aus verschiedenen Perspektiven zu Stichworten wie unter anderem Industrie, Handel, Strom, Innovation, Nachfolge, etc.

Schweiz 4.0: Stösst sie an Grenzen?

Nach dem ersten erfolgreichen Anlass vom 17. März 2022 (eigentlich die Ausgabe von 2021) findet am Donnerstag, 8. September 2022 im CAMPUSSAAL Kultur + Kongresse in Brugg ein zweites KMU Swiss Symposium statt, die „eigentliche“ Ausgabe dieses Jahres. Der Anlass befasst sich im weitesten Sinn mit Wahrnehmungen und Realitäten in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Sind wir nach so gut wie wir denken? Stossen wir an Grenzen? Sind wir in einem Umbruch und schaffen wir Veränderungen mit wahrscheinlich Einschränkungen? Fragen über Fragen, welche am Symposium ansatzmässig teilweise beantwortet werden sollten. Dies auch mit Einbezug der Aktualitäten der auf uns zukommende Energiekrise, weltpolitischen Spannungen und Verfügbarkeiten von Produktionsgütern. Es werden 250-300 Teilnehmer erwartet mit illustren Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik. «Die Teilnehmer schätzen nebst dem familiären Ambiente den hohen Praxisbezug der Referate», so Armin Baumann, Initiant von KMU Swiss

Lieferengpässe, Energieproblematik und weltpolitische Lage im Umbruch

Ist die Schweiz so gut aufgestellt, wie wir meinen? Was ist zu tun, damit wir auch den Morgen meistern? Dies in einem Umfeld von Fachkräftemangel, Lieferproblematiken, erwarteten Energieengpässen und bei kriegerischen Konflikten. Aktuell werden Probleme und Krisen von weiteren abgelöst und dennoch wird es weitergehen. Aber wie? Fakten sind und bleiben, dass Veränderungen laufend passieren und Krisen immer Schwachpunkte aufzeigen. Diese bedingen Weitsichtigkeit und Entscheidungsfreudigkeit! Akteure, die agieren statt reagieren sind gefragt. Aber leider versinken Menschen in solchen Situationen zu oft in der Lethargie. Nach wie vor wird versucht Probleme zu lösen, statt Ursachen zu erkennen und Neues daraus abzuleiten.

Selbstverantwortung anstelle von Egoismus und Narzissmus sind gefragt, um die Zukunft zu meistern. Was alle angeht können nur alle lösen. Dazu kommt noch, dass politische Mühlen langsamer arbeiten als die wirtschaftlichen und zum Teil leider gegeneinander.

Namhafte Persönlichkeiten

Für bleibende Eindrücke sorgen folgende unternehmerisch denkenden Persönlichkeiten:

  • Natalie Spross, Spross Gruppe
  • Carla Kaufmann, companymarket
  • Raphael Gilgen, Vitra
  • Dr. Christian Schaffner, ETH Zürich
  • Christoph Brand, Axpo
  • Dr. Thomas Borer, Dr. Borer Consulting
  • Guio Honegger, Unternehmer
  • Beat Flach, Nationalrat
  • Thomas Först, Switzerland Global Enterprise
  • Moderator: Michael Sokoll

Weitere Informationen zu den Referenten finden Sie unter www.kmuswiss.ch/symposium

Auch historische Gebäude lassen sich erfolgreich energetisch sanieren

Anfang August 2022 wurde an der Empa zum zweiten Mal der «Aerogel Architecture Award» verliehen. Mit diesem Preis ausgezeichnet werden Architekturprojekte, welche die energetische Sanierung von historischen Gebäuden zum Ziel haben. Der erste Preis ging dieses Jahr nach Deutschland, zwei Projekte aus dem Kanton Zürich landeten auf den Plätzen zwei und drei.

Preisverleihung des «Aerogel Architecture Awards» im August 2022 im NEST: (v.l.n.r.) Organisator Michal Ganobjak (Empa), Architektin Astrid Wuttke (schneider+schumacher), Architektenteam Christoph Allenbach, Maren Zinke und Beat Kämpfen (Kämpfen Zinke + Partner) mit dem Vertreter der Bauherrschaft Paul Ott, Jury-Mitglied Michael O’Connor (Advapor, vorne), Marco Biondi (Agitec), Jury-Mitglied Matthias Koebel (Siloxene AG), Co-Organisator Samuel Brunner (Empa). Bild: Empa

Der «Aerogel Architecture Award» wurde 2020 von der Empa und den Industriepartnern Fixit, Agitec, Haga AG Naturbaustoffe, Hasit und dem Verband AdvaPor ins Leben gerufen. Für die Ausscheidung 2022 hatten acht Büros aus Deutschland, China und der Schweiz ihre Projekte eingereicht. Eine Jury bestehend aus den fünf Experten Matthias Koebel (Schweiz), Ralf Kilian (Deutschland), Michael O’Connor (Frankreich), Volker Herzog (Deutschland) und Manfred Wehdorn (Österreich) bewertete die eingereichten Projekte in Hinblick auf den denkmalschützerischen Wert, die Energieeffizienz und die Originalität der gewählten Lösung. Bei der Sanierung eingesetzt werden jeweils sog. Aerogele, hochporöse Festkörper, bei denen bis zu 99,98 % des Volumens aus Poren bestehen. Sie benötigen wenig Platz und sind sehr flexibel. Deshalb kommen Aerogele dort um Einsatz, wo herkömmliche Dämmstoffe nicht möglich sind, etwa bei denkmalgeschützten Bauten.

Erster Preis für ein UNESCO-Welterbe

Die Preisverleihung fand im NEST, dem Forschungs- und Innovationsgebäude von Empa und Eawag, statt. Gewonnen hat ein eindrückliches Projekt aus Darmstadt, welches vom Architekturbüro schneider+schumacher realisiert wird. Es handelt sich um die Sanierung des einzigartigen Ausstellungsgebäudes auf der Mathildenhöhe, die seit 2021 zum UNESCO-Welterbe zählt. Neben modernen Gläsern, die einen kontrollierten Einsatz von Tageslicht erlauben, kommt in der Aussenhülle dieses historischen Gebäudes ein neuartiger, leistungsfähiger mineralischer Dämmputz aus Aerogel-Granulat zum Einsatz. Dies wird die energetische Qualität der Fassade erheblich verbessern, wie es heisst. Künftig werden auch die Gegebenheiten des Ortes besser genutzt, etwa indem das historische Wasserreservoir unter dem Ausstellungshaus als Energiespeicher fungiert.

Das Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe in Darmstadt gehört zum UNESCO-Welterbe. Bild: Jörg Hempel

Energieverbrauch Schritt für Schritt reduzieren

Auf dem zweiten Platz landete die Pfarrei Heilig Geist in Zürich. Das Zentrum umfasst eine Kirche, Gemeinschaftsräume, Büros und Apartments und wurde 1973 eröffnet. Dass damals kaum auf die Isolation von Gebäuden geachtet wurde, zeigte sich am hohen Energieverbrauch der Pfarrei. Im Laufe der Jahre setzte der Architekt Beat Kämpfen von Kämpfen Zinke + Partner deshalb verschiedene Massnahmen um, mit denen das Gebäude energetisch optimiert wurde. Dazu gehören unter anderem mehrere Solaranlagen auf dem gesamten Gelände, der Einsatz von Aerogel in der Fassade sowie ein Ersatz der Gasheizung durch ein Wärmepumpen-System inklusive Erdsonden. Wichtig dabei war immer, dass das äussere Erscheinungsbild der Pfarrei möglichst unverändert bleibt. Dank der Neuerungen erhielt das Zentrum 2020 das Minergie-Zertifikat.

Die Pfarrei Heilig Geist in Zürich umfasst unterschiedlich genutzte Räume und Gebäude. Bild: Kämpfen Zinke + Partner

Historische Gebäude energetisch sanieren unter Wahrung des Erscheinungsbilds

Den dritten Podestplatz belegt ein Gebäude in Winterthur. Das Haus am Lindberg wurde 1963 gebaut und im Laufe der Jahre gezielt weiterentwickelt, ohne dass die Grundstruktur dabei verändert wurde. Diese Anforderung stellte die Bauherrschaft auch bei der Sanierung der Aussenhülle an das Team um die Architektin Anne-Kathrin Halt. Das bedeutete, dass unter anderem das Volumen des Gebäudes nicht verändert werden durfte und verschiedene Elemente, wie zum Beispiel ein keramisches Relief an der Hauswand, erhalten bleiben mussten. Aus diesem Grund entschied man sich dazu, die Villa mittels Aerogel-Platten zu dämmen. Dazu wurde zunächst der bestehende Kellenwurf inklusive Grundputz bis auf das Mauerwerk abgestemmt. Das freigelegte Volumen wurde mit 20 mm breiten Aerogel-Platten aufgefüllt, der Kellenwurf neu aufgetragen und die ursprüngliche Sichtbetonstruktur rekonstruiert.

Das Haus am Lindberg in Winterthur wurde seit seiner Fertigstellung stetig weiterentwickelt. Bild: Anne-Kathrin Halt

Quelle und weitere Informationen: Empa

Neue Rezepte gegen unbesetzte Lehrstellen

Ausbildungsbetriebe tun sich immer schwerer bei der Lehrlingssuche. So waren Mitte August noch Tausende Lehrstellen offen. Karriere-Lehre unterstützt Unternehmen mit kostengünstigem Coaching oder massgeschneiderten Projekten. So finden Firmen die für sie richtigen Lernenden.

Traumberufe gibt es viele. Dennoch haben viele Unternehmen Mühe, ihre Lehrstellen zu besetzen. Ein neues Projekt bietet Unterstützung. (Bild: Pixabay.com)

Tausende Ausbildungsbetriebe bieten jedes Jahr rund 250 Lehrberufe an. Immer weniger Firmen finden jedoch die engagierten Lernenden, die sie sich wünschen. Mit der Pensionierung der Babyboomer werden die bestehenden Lücken in der Nachwuchsrekrutierung nun noch deutlicher. Etwas Mund-zu-Mund-Propaganda, behelfsmässige Werbung, ein Referat in der lokalen Schule oder ein Video auf einer Online-Plattform reichen heute nicht mehr aus. Die engagierten und talentierten Lernenden, also die dringend benötigten Fach- und Führungskräfte von morgen, werden die Ausbildungsbetriebe so nur selten finden.

Nachwuchs fordert Ausbildungsbetriebe heraus

Die Nachwuchstalente wollen heute professionell angesprochen werden. Sie haben Erwartungen an Stil und Auftritt des Arbeitgebers. Sie suchen Ausbildner, denen sie vertrauen können. Sie haben Vorstellungen, wie die Firma sie während der Lehre unterstützen sollte. Sie möchten Perspektiven erkennen, wie sie nach der Lehre Karriere machen können. Auch ihre Eltern und ihr Umfeld sind zu überzeugen, dass eine Lehre der richtige Weg in ein erfolgreiches Leben und keine Sackgasse ist.

Denn Eltern, Familie und Freunde sind die wichtigsten Mitentscheider bei der Berufswahl. Das hat die Studie «Berufswahl heute» deutlich gemacht. Die insgesamt 1’400 qualitativen Interviews unter Jugendlichen, Eltern, Lehrpersonen, Experten, Berufsbildnern, Ausbildnern, Lernenden, Politikern und Medien haben gezeigt, dass ein Drittel der Jugendlichen Interesse an handwerklich-technischen Berufen hat. Doch nur 1 % der Befragten waren der Auffassung, dass auf diesem Weg Erfolg möglich ist. Erfolg wurde dabei als Work-Life-Balance definiert. Auch sind die guten Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Karrierechancen der handwerklichen Berufe bei Jugendlichen, Eltern und Lehrpersonen noch viel zu wenig bekannt. Deshalb unterstützt das Projekt Karriere-Lehre Ausbildungsbetriebe bei der Rekrutierung.

Lehrstellen besetzen: Projekt bietet Unterstützung bei der Rekrutierung

Jeremias Wirz, Projektleiter von Karriere-Lehre erklärt: «Viele Ausbildungsbetriebe möchten am liebsten die Suche nach Lernenden an ihren Branchenverband delegieren. Doch so sinnvoll solche Kampagnen auch sind, sie können die konkrete Rekrutierung der einzelnen Firma nicht ersetzen. Ideal ist es, wenn das Unternehmen an die Branchenkommunikation anknüpfen kann. Das gelingt vielen KMU nicht, denn Mitarbeitermarketing zählt nur selten zu ihren Stärken. Wer alle drei Jahre auf die gleiche Art und Weise eine Lernende sucht, verkennt vielleicht, wie Jugendliche, Eltern und Lehrpersonen inzwischen ticken. Hier können wir von Karriere-Lehre konkret helfen. Wir beginnen mit Interviews im Ausbildungsbetrieb und lernen die Firma gut kennen. Auf Wunsch coachen wir die Verantwortlichen im Betrieb, die sich so Know-how und Erfahrung aneignen. Je nach Bedarf führen wir auch massgeschneiderte Projekte mit dem Ausbildungsbetrieb durch.»

Hinter dem Projekt Karriere-Lehre steht ein Team, das über 30 Jahre Erfahrung in der Kommunikation für Bildungsthemen verfügt. Das Spektrum reicht von Seminaren für internationale Führungskräfte über ein Schulprojekt für Umwelt und Gesundheit, Sommerkurse für Kinder sowie eine lohnrelevante Weiterbildung für Ungelernte bis hin zu Diplomfeiern, Tagen der Offenen Tür, SwissSkills und Nachwuchskampagnen für ganze Branchen. Karriere-Lehre ist ein Schwesterprojekt von Bausinn, einer schon länger bestehenden Initiative, die auf die Attraktivität von Bauberufen aufmerksam macht.

Quelle und weitere Informationen: Karriere-Lehre
In einem weiteren Artikel (für Nicht-Abonnenten kostenpflichtig) haben wir Unternehmen nach ihren Erfahrungen mit schwer zu besetzenden Lehrstellen befragt.

SAP-ERP: Es muss nicht immer S/4HANA sein

Der grösste Marktanteil von SAP liegt beim Mittelstand. Insbesondere seine ERP-Services aus der Cloud bieten schnell wachsenden KMU eine skalierbare Alternative zu den für On-Premises entwickelten Lösungen.

Bei SAP-ERP muss es nicht immer S/4HANA sein. (Bild: Depositphotos.com)

Früher wurde SAP im Wesentlichen als Anbieter für Grossunternehmen und den gehobenen Mittelstand wahrgenommen. Die vielen, im heterogenen Schweizer ERP-Markt erhältlichen Systeme seien für den typischen KMU-Kunden besser geeignet, hiess es allenthalben. Insbesondere durch den Einsatz von SAP-Cloud-Lösungen hat sich in den letzten Jahren das Bild aber geändert. Eines ist jedenfalls sicher richtig: Es gibt eine stattliche Anzahl Schweizer ERP-Lösungen, die nach wie vor lokal eingesetzt werden. Sie sind in grosser Zahl installiert und haben auf dem Markt durchaus ihre Berechtigung. Im Gegenzug haben SAP und seine Partner, deren Rolle für KMU noch thematisiert wird, mehr im Portfolio als das mächtige S/4HANA. SAP bietet aber drei ERP-Suiten für unterschiedliche Bedürfnisse und Unternehmensgrössen an:

  • SAP S/4HANA Public Cloud: Die Lösung ist ideal für Unternehmen mit einer sehr umfassenden Prozesstiefe geeignet. Unternehmen mit bis zu exponentiellem Unternehmens- und Datenwachstum setzen nach wie vor von Anbeginn auf diese Lösung.
  • SAP Business ByDesign: Dieses einheitliche Cloud-ERP ist für mittelständische Firmen entwickelt und zeichnet sich durch seine Einfachheit und Durchgängigkeit in der Bedienung aus. Es ist seit mehr als 10 Jahren am Markt verfügbar, wurde von Grund auf für die Public Cloud entwickelt und bringt entsprechend alle Vorteile einer Software-asa- Service-Lösung (SaaS) mit sich. Dazu gehört etwa eine einfache Skalierbarkeit, die für schnell national oder international wachsende Firmen entscheidend ist. Geeignet für Firmen ab fünf bis nach oben offener Zahl Nutzer, verbindet der Service sämtliche, auch globale Geschäftsbereiche eines Unternehmens auf Basis bewährter Best Practices und einer integrierten durchgängigen Analytics-Engine.
  • SAP Business One Cloud: Das gehostete (private Cloud) ERP ist für Kleinstfirmen von 1 bis ca. 10 Mitarbeitenden, die sich von Excel oder nicht durchgängig integrierten Lösungen verabschieden und alle Geschäftsbereiche mit einer Lösung und einheitlichen, durchgängigen Abläufen verwalten wollen.

Geprüfte Industrieprozesse und Best Practices

Während nun also S/4HANA für die meisten global agierenden Schweizer Unternehmen zu mächtig ist, ist Business One Cloud für viele zu wenig ausbaufähig. Denn es lässt sich damit ohne Migration auf die nächst höhere Stufe nicht skalieren. Die Lösung setzt zwar konsequent auf Standardprozesse – eine wichtige Voraussetzung für Skalierbarkeit. Doch ausser den SAP-Daten lässt sich nichts in ein neues System übernehmen. Deshalb kommt ein Wechsel von Business One auf Business ByDesign einer Neuimplementierung mit dem entsprechenden Migrationsaufwand gleich. Business ByDesign hingegen bietet einen der entscheidenden Vorteile einer SaaS: Ein Unternehmen kann von fünf auf mehrere hundert oder tausend Nutzer skalieren, ohne ein neues System einführen zu müssen. Ausserdem verleiht die Standardisierung Transparenz, arbeitet man doch mit weltweit geprüften Industrieprozessen. Unternehmen, die wachsen und neue Geschäftsmodelle abbilden wollen, können hingegen bei SAP Business One Cloud nicht einfach zusätzliche Funktionen freischalten, wie dies bei der echten Public-Cloud- Lösung mit moderner Architektur der Fall ist. Darüber hinaus gibt es für SAP Business ByDesign eine grosse Zahl an nützlichen Zusatzentwicklungen. Der mittelständische Kunde kann seine Geschäftsprozesse jederzeit im Standard erweitern oder über den Standard hinaus mittels Add-ons weiter digitalisieren, um zusätzliche Geschäftsbereiche oder Kundensegmente aufzutun. Das kann beispielsweise für Produktionsunternehmen entscheidend sein, wenn sie zunächst Serviceprozesse auslagern und zu einem späteren Zeitpunkt selbst anbieten wollen. Die Prozesse sind in der Lösung bereits angelegt und müssen nur aktiviert werden. Das ERP-System wächst mit dem Unternehmen mit und stellt damit ein wesentliches Fundament für das Unternehmenswachstum dar. Die «Time to Value» wird auf ein Minimum reduziert.

Abgrenzung zu für On-Premises entwickelte ERP

In diesem Punkt unterscheidet sich der Service massgeblich von den meisten Schweizer ERP-Lösungen. Sie sind mehrheitlich um oder nach der Jahrtausendwende entstanden und für On-Premises entwickelt worden. Entsprechend hemmen schon der Architektur wegen kundenspezifische Anpassungen den Weg in die echte Cloud. Um neue Geschäftsmodelle umzusetzen, braucht es dann teilweise die Anbindung von Drittlösungen an die Basis – Schnittstellenproblematik inklusive. Dabei kann Business byDesign weit mehr als bloss generische Prozesse wie für Marketing, Vertrieb oder Finanzen und Controlling. In ihr ist das meiste, was in S/4HANA drin ist, schon angelegt. Das ist für Projektdienstleister, die Life-Science-Branche, den Einzelhandel, aber auch für Fertigungsunternehmen mit Einkauf, Fertigung und Lagerverwaltung wichtig.

SAP bietet drei ERP-Suiten für unterschiedliche Bedürfnisse und Unternehmensgrössen. (Bild: All4Cloud)

Interessant für international tätige KMU

Die Lösung ist insbesondere für Schweizer KMU, die trotz ihrer Kleinheit international tätig sind oder sein wollen, interessant. Diese innovativen Unternehmen müssen nebst dem Schweizer Hauptsitz weitere Gesellschaften, Betriebstätten oder Lager anbinden. Schweizer ERP-Lösungen decken in der Regel nur Schweizer Bedürfnisse – etwa in Sachen Prozesse oder Finanzbuchhaltung – ab. Bei Intercompany-Abrechnungen, verteilten Kassenbüchern und internationaler Rechnungslegung nach IFRS (International Financial Reporting Standard) stossen sie aber an ihre Grenzen. Ebenfalls interessant für internationale Schweizer KMU: SAP Business ByDesign lässt sich in lokalen Niederlassungen oder Fertigungsstandorten in den Verbund der SAP S/4HANA Cloud im Mutterhaus einbinden. Denn an vielen Orten benötigen die Unternehmen nicht den vollen Funktionsumfang des Stammhauses, haben aber dennoch Zugriff auf die vollintegrierten und damit technisch harmonisierten ERP-Daten der Zentrale. In den Niederlassungen können denn auch beim operativen Arbeiten sämtliche Geschäftsobjekte und -prozesse einfach mittels Hyperlinks erreicht werden. Die Lösung wird überwiegend durch Partner vertrieben und nur durch Partner implementiert. Innerhalb eines weltweiten Netzwerkes unterstützen sich die Partner mit ihren lokalen Kenntnissen und Industrie-Skills gegenseitig. Der Fokus auf Partner ist für viele KMU ein entscheidendes Auswahlkriterium, arbeiten sie doch mit einem Lieferanten auf Augenhöhe.

Partizipation an weltweiter Innovation

Lange Zeit hat die Mehrheit der mittelständischen Unternehmen für sich beansprucht, in ihren Prozessen einzigartig zu sein. Entsprechend herrschte auch in der Schweiz bis vor nicht allzu langer Zeit die Meinung vor, ein ERP müsse sämtliche Eigenheiten und über viele Jahre eingespielte Gewohnheiten des Unternehmens abbilden. Anfragen aus dem Markt zeigen hingegen mittlerweile einen deutlichen Meinungswechsel: Während bis vor zwei, drei Jahren erst rund 20 Prozent ein Cloud-ERP nachfragten, sind es gemäss eigenen Beobachtungen mittlerweile 70 bis 80 Prozent. Diese Unternehmen haben die Vorteile von Standardprozessen für ihre Produkte, Prozesse und IT erkannt. Auch Schweizer KMU wollen heute von der Innovationskraft der Cloud-Anbieter, die ihre Lösungen ständig weiterentwickeln, profitieren. Und sie schätzen den Wert von Industriestandards, die sich weltweit etabliert haben. Viele haben erkannt, dass sie die Geschäftsentscheidungen bei der Beschaffung von Software nicht mehr von Individualitätswünschen leiten lassen sollten. SaaS-Anbieter liefern vollständige Prozesse aus, die nach Wunsch übernommen und aktiviert werden können. Anwender von echten Cloud-ERP bekommen Ressourcen in der IT frei für neue Anwendungen wie Maschinenintegration, künstliche Intelligenz und vieles mehr. So bleiben KMU innovativ in ihrem eigenen Geschäftsfeld und profitieren in Sachen ERP von der Innovationskraft des Anbieters und Herstellers.

Autor:
Wolfgang Kröner ist CEO und Verwaltungsrat von all4cloud Schweiz. Er begleitet KMU seit mehr als 20 Jahren auf dem Weg zum Cloud-ERP. www.all4cloudgroup.com/

Business Transformationen: Relevanz erkannt, aber Potenzial nicht ausgeschöpft

Obwohl Schweizer Unternehmen die Relevanz von Business Transformationen als hoch einschätzen, haben viele von ihnen grosses Optimierungspotenzial beim Verändern ihrer Geschäftsbereiche. Das zeigt eine erstmals durchgeführte Studie der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Organisation und Management SGO.

Nur 9 Prozent der Schweizer Unternehmen schöpfen das volle Potenzial von Business Transformationen aus. (Bild: Unsplash.com)

Business Transformationen sind Prozesse, bei denen die Art und Weise, wie ein Geschäftsbereich oder ein gesamtes Unternehmen sein Geschäft betreibt, wesentlich verändert wird. Diese Veränderungen umfassen in der Regel mehrere Elemente und betreffen beispielsweise das Angebot eines Unternehmens, deren Prozesse, notwendige Kompetenzen bzw. Qualifikation der Mitarbeitenden. Diese Veränderungen sind für den künftigen Unternehmenserfolg entscheidend. Primäre Auslöser für solche Business Transformationen sind technologischer Wandel, Veränderung der Kundenbedürfnisse und Intensivierung des Wettbewerbs, wie der Business Transformation Survey 2022 der Hochschule Luzern zeigt. Im Rahmen der Studie wurden 338 Fragebögen ausgewertet. Die Studie deckt einen vergleichbaren Querschnitt an Branchen in der Schweiz und unterschiedlicher Unternehmensgrössen ab. 38 Prozent der Teilnehmenden kommen aus Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitenden, 36 Prozent aus Unternehmen mit 10 bis 249 Mitarbeitenden.

Veränderungen gehen langsam vor sich

Die Zusammenfassung der Resultate zeigt: Schweizer Unternehmen schätzen Business Transformationen als wichtiges Tätigkeitsfeld ein. Die befragten Unternehmen haben die Relevanz von Business Transformationen für den künftigen Erfolg durchschnittlich mit 5.5 bewertet (1=gar nicht wichtig, 6=sehr wichtig). Zufrieden mit dem Fortschritt sind die Befragten aber noch nicht (durchschnittlicher Zufriedenheitswert von 3.9). «Besonders deutlich wird das Verbesserungspotenzial bei der Geschwindigkeit von Business Transformationen», so Jan Schlüchter, Studienautor und Co-Programmleiter des CAS Business Transformation Management an der Hochschule Luzern. Knapp 64 Prozent aller Befragten empfinden das Transformationsvorhaben als zu langsam, bei den nicht erfolgreichen Transformationen sind es sogar über 88 Prozent. Entscheidende Unterschiede zwischen erfolgreichen und nicht erfolgreichen Business Transformationen machen zudem Arbeit der Geschäftsleitung und Führungskräfte sowie eine hohe Fehlertoleranz aus (siehe Abbildung 1).

Abb. 1: Neun erfolgsversprechende Treiber von Business Transformationen. (Grafik: HSLU)

Drei Erfolgsfaktoren für Business Transformationen

Das Forschungsteam hat aus den Ergebnissen zehn Handlungsempfehlungen abgeleitet, von welchen drei essenziell sind. «Den Führungspersonen kommt bei erfolgreichen Business Transformationen eine besondere Bedeutung zu. Alle Führungspersonen, allen voran die Geschäfts- und Bereichsleitung, sollten sich persönlich und authentisch für das Transformationsvorhaben engagieren», so Jan Schlüchter. Als zweites ist vor dem Start einer Business Transformation sicherzustellen, dass im Unternehmen oder Bereich eine positive Fehler- und Lernkultur existiert. Als drittes ist Schnelligkeit in der gesamten Transformation die beste Strategie, sei es beim Entwickeln, Entscheiden oder Umsetzen neuer Geschäftsmodelle oder Strategien. «Im Zweifel sollte lieber ein engerer Takt vorgegeben werden, nachjustieren ist immer noch möglich», präzisiert Schlüchter. Im Rahmen der Studie haben die Studienautoren detaillierte Empfehlungen für eine ganzheitliche Gestaltung und Orchestrierung der Transformationsprozesse erarbeitet. «Diese Ergebnisse bestärken uns in unserer Arbeit», sagt André Riedel, Leiter Community of Practice Business Transformation der Schweizerischen Gesellschaft für Organisation und Entwicklung SGO, welche die Studie unterstützt hat.

Abb. 2: Gruppierung der Business Transformation. (Grafik: HSLU)

Business Transformation Champions: Nur jedes zehnte Unternehmen gehört dazu

In der Studie haben die Teilnehmenden aus den Unternehmen neben einer allgemeinen Einschätzung verschiedene Aspekte ihrer eigenen Business Transformation beurteilt. Aus dieser Beurteilung hat das Forschungsteam einen Business Transformation Maturity Score (BTMS) ermittelt. Dieser deckt den Vorbereitungsgrad, den eigentlichen Transformationsprozess und die dazu notwendigen Fähigkeiten ab. Die Resultate der Studie zeigen, dass lediglich neun Prozent der teilnehmenden Unternehmen in die Gruppe der Champions fallen (mit einem BTMS von durchschnittlich 4.8 von 6 und einer Zufriedenheit mit dem Transformationsfortschritt von durchschnittlich 4.7 von 6). 47 Prozent gehören in die Gruppe der Anfänger (mit einem BTMS von 2.9 im Mittel und einer durchschnittlichen Zufriedenheit von 3.2). «Diese Resultate verdeutlichen das noch zu realisierende Potenziale solcher Transformationen, selbst bei der Gruppe der Champions», so Schlüchter (siehe Abbildung 2). Zwar seien einige Branchen etwas weiter fortgeschritten (z. B. Finanz- und Versicherungsdienstleister mit einem BTMS von rund 3.8 gegenüber öffentlicher Verwaltung mit einem Score von ungefähr 3.2). «Insgesamt besteht jedoch noch ein grosser Handlungsbedarf beim Management von Business Transformationen und zwar für alle Wirtschaftszweige, wie der Abstand der aktuellen Maturity Scores zum Maximalwert zeigt», ergänzt der HSLU-Experte. Dass bisher lediglich 33 Prozent der Befragten eine Verbesserung der Marktposition ihres Unternehmens aufgrund der Transformation wahrnehmen, unterstreiche dies.

Quelle und weitere Informationen: Hochschule Luzern

iWay als Testsieger in unabhängigem Qualitätsvergleich

Bereits zum zweiten Mal ist iWay Testsieger der Studie «Internetanbieter» des Schweizer Instituts für Qualitätstests SIQT. Dieses führt anbieterunabhängige und objektive Tests von Dienstleistungen und Produkten durch.

Freut sich über den Sieg im unabhängigen Qualitätsvergleich von SIQT: Markus Vetterli, CEO von iWay. (Bild: zVg / iWay)

Der mittelständische Schweizer Internet Service Provider iWay setzt sich in einem unabhängigen Qualitätsvergleich des Schweizer Instituts für Qualitätstests SIQT gegen 12 namhafte Konkurrenten durch. iWay hatte schon 2020 das Rennen gemacht.

In der aktuellen SIQT-Studie «Internetanbieter 2022» wurde zum einen durch unabhängige Experten eine Analyse der Tarife, Angebotsbreite sowie von Transparenz und Komfort durchgeführt. Zum anderen erfolgten Tests des iWay-Kundendienstes durch qualifizierte Testpersonen. iWay erreichte dabei die beste Gesamtnote von 5,3 Punkten. Das entspricht einer Zielerreichung von 85,3 Prozent der massgeblichen Kriterien. Das heisst konkret: Bei iWay kennen Kunden keine Warteschlaufen bei der Support-Hotline und haben immer sofort einen direkten Ansprechpartner am Telefon. Darüber hinaus gibt iWay im Gegensatz zu den meisten anderen Anbietern Preissenkungen immer auch automatisch an Bestandskunden weiter.

«Dass wir bereits zum zweiten Mal in dieser unabhängigen Studie des renommierten Qualitätsinstituts SIQT von unabhängiger Seite zum besten Internetanbieter gewählt wurden, ist für unser Team eine tolle Bestätigung unserer Bemühungen, Kunden transparente und faire Angebote und einen hervorragenden Service zu liefern», sagt iWay-CEO Markus Vetterli. «Faire Angebote und ein unkomplizierter und schneller Support zahlen sich bei der Kundenzufriedenheit eindeutig aus. Dass dies nun auch von unabhängiger Seite erneut bestätigt wird, freut uns besonders.»

Quelle: iWay

Ukraine-Flüchtlinge: Mehr Planungssicherheit gefordert

Eine vom Schweizerischen Arbeitgeberverband in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass bereits jedes zehnte Unternehmen in der Schweiz Geflüchtete aus der Ukraine angestellt hat und die Zufriedenheit mit deren Leistung hoch ist. Die Unternehmen sehen sich aber auch mit Herausforderungen konfrontiert.

Ukraine-Flüchtlinge: Jedes zehnte Schweizer Unternehmen bietet Hand für Beschäftigung. (Bild: Unsplash.com)

Kurz nach dem Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine hat der Bundesrat entschieden, den Geflüchteten den Schutzstatus S zu gewähren. Dieser Entscheid fand breite Unterstützung in der Wirtschaft, auch vom Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV). Inzwischen sind rund 60’000 Ukraine-Flüchtlinge registriert. Etwas mehr als die Hälfte, etwa 33’000, befinden sich im erwerbsfähigen Alter. Gemäss Staatssekretariat für Migration gehen inzwischen etwa 10 Prozent der erwerbsfähigen Personen einer Arbeit nach. An einer Medienkonferenz vom 18. August 2022 begrüsste es der Schweizerische Arbeitgeberverband, dass die Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Integration der Personen aus der Ukraine in der Schweiz leisten. Die Erwerbstätigkeit ermöglicht einen strukturierten Alltag, finanzielle Unabhängigkeit und die Teilnahme am sozialen Leben während des Aufenthalts in der Schweiz. Um mehr über das Interesse, aber auch über die Herausforderungen und Bedürfnisse der Schweizer Unternehmen in Bezug auf die Anstellung von Ukraine-Geflüchteten zu erfahren, beauftragte der SAV das Forschungsinstitut Sotomo mit einer repräsentativen Unternehmensbefragung.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen wollen Ukraine-Flüchtlinge anstellen

Die Befragung zeigt, dass 56 Prozent der Unternehmen grundsätzlich ein Interesse an einer Anstellung haben und beinahe jedes zehnte Unternehmen bereits Personen mit Schutzstatus S angestellt hat. Betriebe, welche Ukraine-Flüchtlinge eingestellt haben, sind mit deren Leistungen zufrieden. Laut Umfrage bekunden die Firmen mit der Anstellung von Personen aus der Ukraine ihre Absicht, einen solidarischen Beitrag zu leisten. Als bedeutende Faktoren werden zudem die Qualität der ukrainischen Arbeitskräfte sowie deren hohe Motivation genannt.

Gleichzeitig gibt es Faktoren, die eine Anstellung erschweren. Ungenügende Sprachkenntnisse werden in diesem Zusammenhang besonders häufig genannt – besonders bei Gastrounternehmen sowie Unternehmen im Gesundheits- und Sozialwesen sind sie ein gewichtiger Grund für eine Nichtanstellung. Dies sind zugleich jene Branchen, die grundsätzlich am meisten Potenzial bei der Anstellung von ukrainischen Flüchtlingen erkennen. 62 Prozent der Unternehmen fordern auch ein höheres Engagement und verstärkte Anstrengungen von Bund und Kantonen in Bezug auf Sprachkursangebote.

Verlängerung des Aufenthaltsrechts erwünscht

Das Aufenthaltsrecht von Personen mit Schutzstatus S ist gegenwärtig auf ein Jahr befristet – die Aufenthaltserlaubnis läuft somit bei den ersten Personen bereits in rund einem halben Jahr aus. Diese Unklarheiten über das weitere Vorgehen beim Schutzstatus S verunsichern viele Unternehmen. So würden 81 Prozent der befragten Unternehmen, die bereits Anstellungen getätigt haben, eine Verlängerung des Aufenthaltsrechts für die Dauer der Anstellung begrüssen. SAV-Präsident Valentin Vogt hob anlässlich der Medienkonferenz die Relevanz der Planungssicherheit hervor: «Eine Perspektive bezüglich Aufenthalt der ukrainischen Geflüchteten in der Schweiz würde die Unternehmen dazu animieren, die Integration mittels Praktika und Lehrstellen weiter voranzutreiben oder gar zu intensivieren.»

Teilweise geben die Befragten allerdings auch an, dass es ihnen gegenwärtig schlicht an Bewerbungen von Personen aus der Ukraine mangelt. Sie fordern deshalb eine aktivere Rolle der RAV bei der Registrierung und Vermittlung von Personen mit Schutzstatus S. Dass es bei der Rekrutierung Schwierigkeiten gibt, konnte auch Judith Bellaiche, Direktorin von Swico, aus der ICT-Branche berichten. Demnach sei es für die Unternehmen ausgesprochen schwierig, direkt an die Geflüchteten zu gelangen, wobei dieser Umstand durch dezentrale und kleinräumige Verantwortlichkeiten zusätzlich erschwert werde. Teilweise hätten die Flüchtlinge auch mangelnde Kenntnisse des Schweizer Arbeitsmarktes, was es ihnen erschwere, sich auf dem Markt zu positionieren. «Hierbei wäre eine Unterstützung durch die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren RAV sehr zu begrüssen. Sie könnten dank ihren Strukturen und den Kenntnissen des Arbeitsmarkts bei der Stellensuche Hand bieten», so Bellaiche.

Arbeitskräftemangel: Ein Tropfen auf den heissen Stein

Und vermögen Ukraine-Flüchtlinge den Fachkräftemangel etwas zu dämpfen? Es scheint, dass die Zuwanderung von Geflüchteten aus der Ukraine nur einen Tropfen auf den heissen Stein bedeutet. Nach Ansicht von gut jedem zweiten befragten Unternehmen können Personen aus der Ukraine mit Schutzstatus S aber zumindest partiell dem Arbeitskräftemangel entgegenwirken. Unternehmen, die seit März dieses Jahres einen Bedarf an Arbeitskräften hatten oder noch immer haben, sehen in Personen mit Schutzstatus S häufiger eine Möglichkeit, den derzeitigen Arbeitskräftemangel in der jeweiligen Branche zu mindern. Etwas weniger Potential gegen den Arbeitskräftemangel als z.B. in der Gastro- und Gesundheitsbranche sehen dagegen Unternehmen aus der Industrie.

Quelle: Schweizerischer Arbeitgeberverband

Kampagne gegen hohes Unfallrisiko von Lernenden

Viele Schnittwunden an Händen oder Splitter in den Augen: Das Unfallrisiko von Lernenden ist fast doppelt so hoch wie jenes von ausgelernten Arbeitnehmenden. Drei Körperbereiche sind besonders gefährdet. Eine Suva-Kampagne macht auf die Gefahren bei der Berufsausbildung aufmerksam.

Unfallrisiko von Lernenden: Hände, Augen und Beine sind besonders gefährdet. (Bild: Suva)

Tausende von jungen Menschen haben Anfang August ihre Lehrzeit begonnen. Dass der Berufseinstieg nicht nur interessant, sondern auch gefährlich sein kann, zeigen die aktuellen Unfallzahlen der Suva: Bei der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit verletzen sich Lernende mit Abstand am häufigsten an den Händen (42 Prozent). Diese Unfälle passieren oft bei klassischen handwerklichen Tätigkeiten wie Schneiden, Hobeln oder Bohren. Bei diesen Fällen werden die Lernenden mehrheitlich geschnitten, gestochen, gekratzt oder geschürft. Am zweithäufigsten sind Verletzungen, welche die Augen betreffen (16 Prozent), wobei die Lernenden meist während der Arbeit mit Maschinen von Splittern oder Spänen aus Metall oder Holz im Auge getroffen werden. Am drittmeisten von Verletzungen betroffen sind Unterschenkel, Knöchel und Füsse (13 Prozent). Bei fast der Hälfte dieser Fälle handelt es sich um Stolper- und Sturzunfälle. Auffallend viele dieser Unfälle passieren aufgrund von Fehltritten oder Stürzen auf Treppen, weiss die Suva.

Jeder achte Lernende erleidet jährlich einen Berufsunfall

Jedes Jahr kommt es zu rund 25 000 Berufsunfällen von Lernenden, zwei davon enden tödlich. «Jährlich erleidet jeder achte Lernende einen Berufsunfall. Somit ist das Risiko zu verunfallen von Lernenden fast doppelt so hoch, wie jenes von ausgelernten Arbeitnehmenden», erklärt Reto Kellerhals. Er betreut bei der Suva die Präventionskampagne «Sichere und gesunde Lehrzeit», die auf die Unfallgefahren von Lernenden hinweist. Die Gründe für das erhöhte Unfallrisiko von Lernenden liegen auf der Hand. Meist sind sie noch unerfahren, was den Umgang mit Maschinen und Werkzeugen betrifft und unterschätzen die Gefahren am Arbeitsplatz aufgrund ihrer fehlenden Berufserfahrung. Zudem mangelt es ihnen an der Routine und einer systematischen Arbeitsweise.

Berufsbildende und Vorgesetzte haben entscheidenden Einfluss

Berufsbildende und Vorgesetzte haben spielen gemäss Suva eine entscheidende Rolle. Zum einen sind sie für die Instruktion zuständig und haben gegenüber den Lernenden eine Aufsichtspflicht. Beispielsweise indem sie darauf hinweisen, dass bei der Arbeit an Maschinen eine Schutzbrillen-Pflicht gilt. «Auch in den ersten Jahren nach dem Lehrabschluss weisen Arbeitnehmende ein erhöhtes Unfallrisiko aus. Denn auch junge Arbeitnehmende haben nach der Lehre generell noch wenig Routine in den Arbeitsabläufen und sind immer wieder mit neuen Tätigkeiten konfrontiert. Ausserdem sind ihnen teilweise die Verletzungsgefahren nicht bewusst. Darum ist es wichtig, junge Arbeitnehmende auch nach dem Lehrabschluss im Berufsalltag zu begleiten», so Kellerhals.

Zum anderen haben Berufsbildende und Vorgesetzte eine wichtige Vorbildfunktion, um aufzuzeigen wo die Gefahren am Arbeitsplatz lauern und wie man mit diesen umgeht. «Die Präventionskultur im Unternehmen hat entscheidenden Einfluss darauf, ob Lernende sich trauen bei Unsicherheiten nachzufragen oder im Gefahrenmoment Stopp zu sagen», sagt Kellerhals. Gerade Letzteres sei sehr entscheidend, um Unfälle zu verhindern.

Quelle: www.suva.ch

Unfallrisiko von Lernenden senken

SwissSkills – Gefahren hautnah erleben:
Vom 7. bis 11. September 2022 finden in Bern die Berufsmeisterschaften «SwissSkills» statt, bei denen man jungen Berufsleuten bei der Arbeit über die Schulter schauen und viele Berufe sogar selbst ausprobieren kann. Die Suva ist ebenfalls vertreten und macht mit einem Erlebnis-Parcours auf interaktive Weise Unfallgefahren live erlebbar. www.swiss-skills2022.ch 

Kampagne „Sichere und gesunde Lehrzeit“ mit folgenden Zielen:

  • Die Lernenden sagen bei Gefahr und in unsicheren Situationen STOPP und klären gemeinsam mit den Vorgesetzten die Situation.
  • Die Vorgesetzten und Berufsbildner führen alle Lernenden systematisch in die Sicherheitsregeln ihres Berufs und Betriebs ein und vertiefen dieses Wissen mit Wiederholungen der Regeln.
  • Lernende erkennen, dass ein zu hohes Risiko bei Freizeitaktivitäten zu schweren Unfällen führen kann. Mit einem angepassten Verhalten können sie sich davor schützen.
  • Alle Lernenden setzen sich im Berufsschulunterricht mit dem Thema Risiko auseinander und verbessern aktiv ihre Risikokompetenz.
  • Alle Lernenden tragen konsequent ab dem ersten Tag die Persönliche Schutzausrüstung.
  • Alle Mitarbeitenden im Lehrbetrieb sind sich ihrer Vorbildfunktion bewusst und leben sicheres Arbeiten vor – während der gesamten Lehrzeit.

Arbeitgeber Mittelthurgau übernimmt Wirtschaftsforum-Patronat

Der Verband Arbeitgeber Mittelthurgau wird in Zukunft das Patronat des Wirtschaftsforum Thurgau übernehmen.

Dominik Hasler (links), Präsident Arbeitgeber Mittelthurgau, und Reinhard Frei, Leiter WFT, haben die Patronats-Vereinbarung für das Wirtschaftsforum Thurgau abgeschlossen. (Bild: Wirtschaftsforum Thurgau)

Das Wirtschaftsforum Thurgau (WFT) ist seit 25 Jahren eine der bedeutendsten und grössten Wirtschafts- und Polit-Tagungen im Thurgau. Mit der Neuausrichtung nach dem Jubiläums-Event im vergangenen Jahr konnte die Thurgauer Kantonalbank als neuen Hauptsponsor gewonnen werden. Und nun ist auch das Patronat wieder besetzt worden: Der Verband Arbeitgeber Mittelthurgau hat sich entschlossen, als Wirtschaftsverband des Bezirkes das WFT, welches in Weinfelden durchgeführt wird, zu unterstützen.

Arbeitgeber Mittelthurgau: Wichtige Wirtschaftsvertretung im Thurgau

Der Verband Arbeitgeber Mittelthurgau vertritt die Wirtschaft im Zentrum des Kantons Thurgau und verbindet 144 Firmen des Bezirks Weinfelden mit rund 7200 Mitarbeitenden. Im Zentrum steht für den Verein die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Region und Kanton. Er äussert sich auch überall dort, wo die Freiheit des unternehmerischen Handelns tangiert wird. Arbeitgeber Mittelthurgau ist auch ein wichtiger Ansprechpartner für die öffentliche Hand, namentlich der Gemeindebehörden. Der Verband ist 2014 aus der Fusion des Handels- und Industrievereins Bischofszell sowie des Arbeitgeberverbands Mittelthurgau entstanden.

Gleiche Ziele wie das WFT

Die Wahrung der Interessen, insbesondere der Verbesserung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen im Kanton, Orientierung über aktuelle Themen aus Politik und Wirtschaft, Förderung des Erfahrungsaustausches und der Netzwerk-Pflege stehen – neben anderen Zielen – im Vordergrund der Arbeitgeber Mittelthurgau. Dies sind auch Ziele des WFT, an dem kompetenten Rednerinnen und Redner immer wieder zu aktuellen wirtschafts-politischen Themen referieren.

WFT mit Bundesrat Maurer und Hans-Werner Sinn

Das 26. Wirtschaftsforum Thurgau wird bundesrätlichen Besuch bekommen: mit dem Finanzminister Ueli Maurer tritt erstmals ein Bundesrat am WFT auf. Mit den Professoren Hans-Werner Sinn, Monika Bütler und der RAUSCH CEO, Sandra Banholzer, hat das WFT weitere kompetente und prominente Referentinnen und Referenten verpflichten können. Sie werden zum Thema «Finanzen & Weltwirtschaft im Kontext von Krisen» den Teilnehmenden wertvolle Impulse vermitteln.

Anmeldungen und weitere Informationen: www.wft.ch

Kunststoffwerk Silac feiert 80-jähriges Jubiläum

Die Silac AG, ein Schweizer Kunststoffwerk mit Sitz in Euthal SZ, feiert das 80-jährige Jubiläum. Das inhabergeführte Familienunternehmen wird heute in dritter Generation von Peter Birchler geführt. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Entwicklung, Konstruktion und den Bau von Werkzeugen sowie auf die Herstellung, Veredelung und Montage von Kunststoffspritzguss- und Duroplast-Artikeln.

Ein guter Berufsnachwuchs und motivierte, hochqualifizierte Mitarbeiter bilden das Fundament des langfristigen Erfolgs der Silac AG, die dieses Jahr das 80-Jahr-Jubiläum feiert. (Bild: zVg / Silac)

Im Frühjahr 1942 startete die Silac mit der Produktion von Kunststoffknöpfen in einem alten Schulhaus in Oberiberg. Nur zwei Jahre nach der Gründung benötigte das Unternehmen mehr Platz und zog nach Euthal um. Nach Kriegsende erweiterte das Unternehmen sein Angebot mit hydraulischen Pressen, Pressautomaten und leistungsstarken Thermoplast-Spritzmaschinen. Fortan konnten gefragte Duroplast- und Thermoplast-Erzeugnisse wie Dosen, Deckel, Schraub-, Flaschenverschlüsse und Möbelgriffe produziert werden. Silac entwickelte sich so rasch zu einem wichtigen regionalen Arbeitgeber.

Vom Produzent von Kunststoffknöpfen zum Hightech-Betrieb

Die Firma erkannte früh das Potenzial gut ausgebildeter Mitarbeiter und war von Anfang an bestrebt, auch junge Leute anzuwerben. Bereits 1960 konnten die ersten Mechaniker-Lehrlinge im Betrieb aufgenommen werden. Dies war für die dauerhafte Qualitätssicherung ein wichtiger und logischer Schritt. Die Lehrlingsausbildung ist auch heute noch ein wichtiger Grundsatz in der Firmenphilosophie. Viel Zeit und Energie wird in eine vorbildliche Lehrlingsausbildung investiert. Silac bildet heute nicht nur angehende Produktionsmechaniker, sondern auch Kunststofftechnologen, Polymechaniker und Kaufleute aus.

Unter der zweiten Generation entwickelte sich das Familienunternehmen in eine fortschrittliche Firma mit hervorragendem Ruf. Herbert Birchler setzte den Schwerpunkt bewusst auf modernste Technologie. Er investierte laufend in den Maschinenpark, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Das Vorantreiben der Automatisierung war notwendig, um den Fortbestand der Firma und damit den Erhalt der Arbeitsplätze langfristig zu garantieren. Ende der 1980er-Jahre wagte Silac den Schritt nach vorne und nahm die Planung eines kompletten Neubaus in Angriff. 1990 erfolgte der Umzug in den Neubau am heutigen Sitz in Euthal.

Drei Generationen des Familienunternehmens: Peter Birchler, Luca Birchler, Herbert Birchler und Olivier Birchler (v.l.n.r.). (Bild: zVg / Silac AG)

Erweiterung des Firmengebäudes im Jahr 2020

1998 zog es Peter Birchler ins Familienunternehmen. Der damals 27-jährige Geschäftsführer stellte geschickt die Weichen und entwickelte Silac zu einem modernen Hightech-Betrieb, der trotz internationalem Preisdruck weiterhin bewusst auf Schweizer Qualität setzt. Peter Birchler war und ist überzeugt, dass Silac mit Schnelligkeit, Flexibilität und Qualität bei seinen Kunden punktet. Mit dem Fokus, stets höchste Qualität dem Kunden zu garantieren, betreibt Silac, im Gegensatz zu vielen anderen Spritzgussbetrieben, auch heute noch einen eigenen Werkzeugbau. Hier werden von eigens ausgebildeten Polymechanikern Spritzgussformen plangetreu und präzise gebaut. Denn wie bereits seine Vorgänger weiss Peter Birchler, dass hinter dem Silac-Erfolg der Mensch steckt. Ein guter Berufsnachwuchs und motivierte, hochqualifizierte Mitarbeiter bilden das Fundament des langfristigen Erfolgs.

Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte der Silac erfolgte im 2020 mit der Eröffnung der neuen Fertigungshalle. Mit neu insgesamt 3’000 Quadratmetern Produktionsfläche ist das Unternehmen für die Zukunft gewappnet. Die neue Halle ist mit modernsten, voll automatisierten Produktionsanlagen bestückt. Hochwertige Kunststoff-Lösungen werden hier unter maximalen Hygienestandards für die Lebensmittelbranche hergestellt. Überdies wurden die Lagerkapazitäten ausgebaut, so dass Silac den steigenden Kundenbedürfnissen auch künftig gerecht werden kann.

Silac verbindet zwei Kunststoff-Welten

Silac kombiniert auf nach eigener Darstellung einzigartige Weise die Welt der Verpackung und die Welt der Technik. Stabile und hochwertige Formen, die im eigenen Werkzeugbau erstellt werden, ermöglichen grosse Produktionsvolumen für anspruchsvolle Verpackungslösungen. Eines der Top-Produkte ist das Flex-Spring-Scharnier für Klappverschlüsse mit einer überdurchschnittlichen Belastbarkeit bei grösstem Öffnungswinkel. Das Unternehmen ist führend bei der Produktion von raffinierten Kunststoff-Verschlüssen. Auch komplexe Teile für die Elektrobranche oder den Maschinen- und Apparatebau werden nach den Wünschen der Kunden dank modernster Technik und langjährigem Know-how schnell und in kleinen oder grossen Volumen produziert. Mittels innovativer 2-Komponenten-Technik kann Silac zudem feste und weiche Materialien in einem einzigen Arbeitsschritt verarbeiten. Das Resultat sind dichtere Verpackungen, neue Gestaltungsmöglichkeiten, kürzere Produktionszeiten und tiefere Herstellungskosten. Ein weiterer Pluspunkt des Unternehmens sind die vielfältigen Druckmöglichkeiten der Kunststoffteile, die den Kunden einen individuellen Auftritt ermöglichen.

Gerüstet für die Zukunft

Das Unternehmen engagiert sich auch für einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Werkstoffen. Gerade als Familienunternehmen ist sich Silac der Verantwortung gegenüber der nächsten Generation bewusst. Sie setzt sich im eigenen Betrieb für einen geschlossenen, umweltfreundlichen Kunststoffkreislauf ein und verwertet den eigenen Kunststoffabfall. Des Weiteren verfügt Silac über folgende Zertifizierungen, die den hohen Qualitätsanspruch des Unternehmens festigen: FSSC 22000 (Version 5.1), ISO 9001:2015 und ISO 14001:2015.

«Die kürzlich erfolgte FSSC 22000 Zertifizierung, der stetige Ausbau des Technologie- und Druckangebotes sowie der innovative Einsatz von biobasierten Kunststoffen sind weitere Etappen in der 80-jährigen Erfolgsgeschichte der Silac AG. Ausserdem ist mit Luca und Olivier Birchler bereits die vierte Generation im Betrieb tätig. Ich bin sehr glücklich, dass wir mit ihnen die Familientradition fortsetzen und unseren Kunden auch in Zukunft herausragende Kunststofflösungen anbieten können», ergänzt Geschäftsführer Peter Birchler.

Am Samstag, 10. September 2022, lädt die Silac Interessierte zum Tag der offenen Tür ein. Von 10 bis 16 Uhr können die Besucher bei einem Rundgang einen Blick hinter die Kulissen werfen und in die faszinierende Kunststoffwelt eintauchen. Auch kulinarisch werden die Gäste an diesem Tag verwöhnt. www.silac.ch

Wenn Arbeitnehmende am Unternehmen Rache üben

Nicht eingehaltene Versprechen, Vertrauensbruch am Arbeitsplatz, der Eindruck, stetig übergangen zu werden: Manche Arbeitnehmende sehen sich dann veranlasst, mit "gleicher Münze zurückzuzahlen": Sie rächen sich am Unternehmen.

Aus Wut auf den Arbeitgeber greifen Mitarbeitende zuweilen auch anderen Mitteln: Sie über durch böswilliges Verhalten Rache. (Bild: Depositphotos.com)

Verspätetes Erscheinen im Büro, absichtlich langsames Arbeiten oder die Abgabe minderwertiger Arbeit: Die Möglichkeiten für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sich an ihrem Arbeitgeber für einen Vertrauensbruch und nicht gehaltene Versprechen zu rächen, sind vielfältig. Tatsächlich nutzt ein Grossteil der Angestellten von Zeit zu Zeit die Gelegenheit, am Arbeitgeber Rache zu üben. Eine neue Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management, der Universität Liverpool, der Singapur Management Universität und dem Indian Institute of Management Ahmedabad konnte zeigen, dass Unternehmen diesem Verhalten mithilfe von Achtsamkeitstrainings entgegenwirken können.

Wenn Arbeitnehmende sich rächen

Es sind erstaunliche 90 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den USA, die zugeben, sich hin und wieder am Arbeitgeber zu rächen. Die Autoren der Studie „Mindfulness attenuates both emotional and behavioral reactions following psychological contract breach: A two-stage moderated mediation model“ gehen davon aus, dass sich diese Grössenordnung auch auf den europäischen und deutschsprachigen Raum übertragen lässt. Als Auslöser gelten Vertrauensbrüche des Arbeitsgebers in Form von nicht eingehaltenen Versprechen, die im modernen Arbeitsalltag leider immer wieder vorkommen. Sie zeigen sich beispielsweise, wenn ein Arbeitgeber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versprochene berufliche Entwicklungsmöglichkeiten (zum Beispiel interessante Aufgaben, Beförderungen), Arbeitsregelungen (zum Beispiel Gleitzeit oder Homeoffice) oder Vergütungen (zum Beispiel Gehaltserhöhungen oder Prämien) vorenthält. Dies führt zu feindseligem Verhalten der Angestellten gegenüber ihrer Firma, welches bei den Unternehmen jährlich Schäden in Milliardenhöhe verursacht. Die Arbeitnehmer möchten es dem Unternehmen „heimzahlen“ und zeigen weniger Engagement, lassen sich deutlich mehr Zeit für ihre Aufgaben oder folgen Anweisungen von Vorgesetzten nicht mehr. Wie die Studie zeigt, kann dieser Effekt aber verhindert oder zumindest stark abgemildert werden: Die Lösung lautet Achtsamkeit.

Achtsamkeit beugt Rache vor

Etwa 22 Prozent aller Arbeitgeber in den Vereinigten Staaten bieten ihren Angestellten heute schon Achtsamkeitstrainings an – mit sehr guten Ergebnissen und einer Rückläufigkeit feindseligen Verhaltens nach einem Vertrauensbruch. Achtsamkeit ist eine Form der Konzentration, bei der es darum geht, Gedanken und Gefühle bewusst wahrzunehmen, ohne sie zu beurteilen. Durch die Methode lernen Menschen, sich selbst besser zu kontrollieren und weniger emotional zu reagieren. Zwei Achtsamkeitsprozesse sind entscheidend, um sowohl auf emotionaler als auch auf Verhaltensebene flexibler zu reagieren: die Entkopplung gemachter Erfahrungen von der eigenen Person und weniger Automatismus in den Reaktionen. Durch die Entkopplung ist das Ich in der eigenen Wahrnehmung weniger stark involviert und die Person in der Lage, mental Abstand zu den Ereignissen und Erfahrungen zu nehmen. Achtsame Menschen können mit negativen Erfahrungen daher neutraler umgehen und ihre emotionale Wirkung enttarnen. Sie reagieren dadurch bewusster und weniger impulsiv. So gelingt es ihnen, ein nicht erfülltes Versprechen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, mildernde Faktoren zu berücksichtigen und für Alternativen zur Beilegung des Konflikts offen zu sein. Achtsamkeitstrainings sind also für Angestellte und Unternehmen gleichermaßen sinnvoll und helfen dabei, hohen wirtschaftlichen Schaden von den Firmen abzuwenden.

Tipps für Praktiker

  • Böswilliges Verhalten von Mitarbeitenden kann sich finanziell auf Ihr Unternehmen auswirken. Als Manager sollten Sie deshalb wissen, wie Sie die Wahrscheinlichkeit verringern, dass Mitarbeitende auf einen Vertrauensbruch derart reagieren, dass sie Ihrem Unternehmen schaden. Dies ist heute besonders wichtig, da die Erwartungen der Angestellten aufgrund der zunehmenden Globalisierung, des Wettbewerbs, der Volatilität und der Unsicherheiten immer häufiger nicht erfüllt werden.
  • Denken Sie daran, dass achtsame Mitarbeitende in der Regel wahrscheinlich weniger böswillig auf einen Vertrauensbruch reagieren. Da Achtsamkeit durch Übungen erlernt werden kann, sollten Unternehmen entsprechende Schulungen anbieten, um Mitarbeiter bei der Selbstregulierung zu unterstützen. Dies kann ihnen helfen, mit negativen Arbeitserfahrungen besser umzugehen.
  • Beachten Sie, dass Achtsamkeitstrainings nicht dazu dienen sollten, Mitarbeitende zu beschwichtigen, damit Sie oder Ihr Unternehmen weiterhin Vertrauensbrüche begehen können, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Angestellte können nach einem Vertrauensbruch zu Recht verärgert sein. Es ist nicht immer möglich, negative Erfahrungen bei der Arbeit zu verhindern. Dennoch können Achtsamkeitspraktiken Mitarbeitenden helfen, mit negativen Erfahrungen produktiv umzugehen. Dies sollten Sie ihnen ermöglichen – zum Nutzen aller Beteiligten.

Quelle: www.whu.edu

Rekord bei KMU-Firmentransaktionen im ersten Halbjahr 2022

Die Zahl der Fusionen und Übernahmen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) aus der Schweiz hat im ersten Halbjahr 2022 erneut einen Rekord erzielt. 133 KMU haben gemäss der neuen Deloitte MidCap-M&A-Studie andere Firmen gekauft oder wurden selbst übernommen, verglichen mit 117 im ersten und 116 im zweiten Halbjahr 2021. Die weltweite wirtschaftliche und geopolitische Instabilität wirkt sich allerdings negativ auf das Transaktionsgeschäft aus und könnte den Appetit der Schweizer KMU auf Übernahmen in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 etwas dämpfen.

KMU-Firmentransaktionen erreichten im ersten Halbjahr 2022 neue Höchststände. (Bild: Depositphotos.com)

Die Schweiz hat im ersten Halbjahr 2022 einen historischen Anstieg bei KMU-Firmentransaktionen erlebt. Es wurden insgesamt 133 Transaktionen durchgeführt – die klar höchste Halbjahreszahl seit Erstpublikation der Deloitte MidCap-M&A-Studie 2013, die jeweils halbjährlich durchgeführt wird. Die in die Schweiz gerichteten M&A-Aktivitäten legten um einen Viertel zu auf einen neuen Höchstwert von 59 Transaktionen. Und die Zahl aller grenzüberschreitenden Aktivitäten (99 Transaktionen) entspricht ebenfalls dem höchsten Wert seit Beginn der Studien. Schon vor Jahresfrist wurde ein Höchststand bei KMU-Firmentransaktionen vermeldet.

Für die regen M&A-Aktivitäten gibt es einige Gründe: «Tiefere Börsenbewertungen für Akquisitionskandidaten, in der Schweiz nach wie vor günstige Finanzierungskosten und der starke Franken haben die Übernahme ausländischer Unternehmen attraktiv gemacht und das Transaktionsfieber bei den Schweizer KMU angeheizt», erklärt Anthony West, Partner und Leiter Corporate Finance Schweiz bei Deloitte. Rein inländische Transaktionen nahmen mit einem Minus von knapp 11 Prozent hingegen wieder leicht ab.

Käuferschaft von Schweizer KMU stammt vor allem aus Europa

In der Schweiz wurden im ersten Halbjahr insgesamt 93 KMU gekauft. Der Grossteil der ausländischen Käuferschaft waren europäische (61%) und nordamerikanische (29%) Firmen. Die USA und Deutschland sind schon seit längerer Zeit die wichtigsten in der Schweiz investierenden Länder; aus den Nachbarstaaten kommen zahlenmässig 34 Prozent der Investitionen. Deloitte M&A-Experte Anthony West sieht die robuste Schweizer Wirtschaft sowie die starke Spezialisierung von Schweizer KMU als Hauptgründe für diese Entwicklung.

(Grafik: Deloitte)

Gleichzeitig übernahmen Schweizer KMU am häufigsten Betriebe in Europa (85%). Die übrigen Transaktionen umfassen vorwiegend nordamerikanische Firmen. Rund 40 Prozent der Akquisitionen betreffen Unternehmen in den Nachbarländern, wobei allein Deutschland für 27 Prozent der Transaktionen steht. Viele Schweizer KMU bevorzugen ausländische Firmen im Industriesektor. Ebenfalls sehr beliebt sind weiterhin Unternehmen im Gesundheitswesen und in den TMT-Branchen, die beide von der COVID-19-Krise profitiert haben.

M&A-Aktivitäten halten trotz Gegenwind an

Die globalen M&A-Aktivitäten haben sich aufgrund der grassierenden Inflation und der steigenden Zinsen, der höheren Finanzierungskosten, des Ukraine-Kriegs und der wachsenden Angst vor einer Rezession bereits im laufenden Jahr stark verlangsamt. Global gesehen sei der grosse Optimismus daher verflogen, wie Anthony West klarstellt.

Für die Schweiz schätzt er die allgemeinen Aussichten durchweg positiver ein, wenn auch weniger optimistisch als noch zu Jahresbeginn. Neu hinzugekommen seien seither viele Risiken rund um den Ukraine-Krieg und dessen vielfältige Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. «Unsicherheit ist Gift für Unternehmenstransaktionen: Aktienmarkteinbrüche, Lieferkettenengpässe und der Kostenanstieg für Rohstoffe, Primärgüter und Dienstleistungen belasten viele Unternehmen – weltweit noch stärker als in der Schweiz. Das sind alles Gründe für eine geringere globale M&A-Aktivität und einen auch etwas schwächeren Appetit von Schweizer KMU auf Akquisitionen in der zweiten Jahreshälfte», erläutert Anthony West.

Tiefere Firmenbewertungen als günstige Voraussetzung für KMU-Firmentransaktionen

Nachdem viele Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation die Zinsen angehoben haben, ist die Finanzierung von Akquisitionen grundsätzlich teurer und riskanter geworden. Durch die steigenden Kapitalkosten sind aber auch viele Firmenbewertungen gesunken: Das sind spannende Übernahmegelegenheiten sowohl für Investmentfonds mit grossem Bargeldreserven als auch für finanzstarke Unternehmen mit einem strategischen Fokus. Der Wertverfall vieler Währungen wie des Euro oder des britischen Pfunds gegenüber dem Schweizer Franken macht ausländische Firmen für Schweizer Unternehmen zusätzlich attraktiv.

Quelle und weitere Informationen: Deloitte

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