Nachhaltigkeits-Leitfaden für KMU

In Sachen Nachhaltigkeit können auch KMU viel bewirken - mehr, als ihnen vielleicht bewusst ist und auch bereits mit wenigen Mitteln. Dies zeigt ein neuer Nachhaltigkeits-Leitfaden, den das Wirtschaftsprüfungsunternehmen OBT zusammen mit der HSG St.Gallen erstellt hat.

OBT und die HSG St.Gallen haben einen neuen Nachhaltigkeits-Leitfaden für KMU veröffentlicht. (Bild: OBT)

KMU können auch mit begrenztem Budget, begrenzter Zeit und begrenztem Einfluss mehr bewirken, als sie glauben. Nachhaltigkeit wird dabei oft als stetiger Veränderungsprozess angesehen. Aufgrund sich ständig verändernder Rahmenbedingungen gilt es, in bestimmten Abständen weitere Massnahmen und die Zielerreichung zu überprüfen. Konkrete Anleitungen dazu und praktische Beispiele zeigt ein neuer Nachhaltigkeits-Leitfaden für KMU von OBT und HSG St.Gallen.

Ein Thema, das alle betrifft

Fakt ist: Das Thema Nachhaltigkeit betrifft uns inzwischen alle, egal ob persönlich oder als Unternehmen unabhängig von Grösse und Branche. Die Praxis zeigt aber, dass es noch viel zu tun gibt und die Unterschiede zwischen Unternehmen noch sehr gross sind: Auf der einen Seite stehen KMU, die schon heute als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit gelten, auf der anderen Seite jene Firmen, die sich erst fragen, welche Massnahmen überhaupt sinnvoll sein könnten. Und da ist noch eine weitere Gruppe: Jene KMU, welche ihre Möglichkeiten für einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit unterschätzen bzw. den Aufwand überschätzen. „Denn schon mit vermeintlich kleinen Massnahmen könnte mit der Zeit viel erreicht werden. Es fehlt unseres Erachtens an Überblick und Inspiration – vor allem an Beispielen von KMU für KMU“, schreiben die Herausgeber des neuen KMU-Leitfadens für Nachhaltigkeit. Zu oft finde der Nachhaltigkeitsdiskurs auf Ebene der Grossunternehmen statt, obwohl zwei Drittel der Beschäftigten in der Schweiz in KMU tätig sind. Der Hebel, etwas zu bewirken, wäre also gross, heisst es dazu weiter.

Nachhaltigkeits-Leitfaden mit breit abgestütztem Wissen

Das war Motivation genug, um einen Nachhaltigkeitsleitfaden speziell für KMU zu entwickeln. Die Herausgeber wollen damit nach eigener Darstellung einen kleinen Beitrag zu einem noch nachhaltigeren Geschäftsgebaren in der Schweizer KMU-Landschaft und darüber hinaus zu leisten. Der Nachhaltigkeits-Leitfaden gibt zunächst einen Überblick über den Begriff der Nachhaltigkeit und erläutert Nachhaltigkeitsstandards und Zertifizierungen. Danach werden Wege aufgezeigt, wie der Handlungsbedarf erkannt und Massnahmen umgesetzt werden können – pragmatisch und/oder mit einem systematischen Ansatz. Auch wie Nachhaltigkeit kommuniziert und kontinuierlich weiterentwickelt werden kann, wird erläutert, und es werden auch Ressourcen genannt, wo man sich als KMU externe Unterstützung holen kann.

Der Nachhaltigkeits-Leitfaden für KMU ist breit abgestützt und bringt die Sichtweisen aus Theorie und Praxis zusammen. Interviewpartner wie z.B. Stefan Aerni (Quality & Sustainability Manager bei Dolder Hotel AG), Olmar Albers (Geschäftsleiter öbu – Verband für nachhaltiges Wirtschaften), Josephine Herzig (Co-Director Engagement Programs, B Lab Schweiz) oder Stephen Neff (CEO, Foundation myclimate) haben ihr Wissen eingebracht. Der KMU-Leitfaden kann direkt auf der Website von OBT bezogen werden und steht auch als Kurzauszug zur Verfügung.

Schweizer IT-Firma ist bester Arbeitgeber Europas

Die IT-Dienstleisterin UMB wurde von Great Place to Work als beste Arbeitgeberin Europas in der Kategorie der Unternehmen mit zwischen 50 und 499 Mitarbeitenden ausgezeichnet. Damit führt zum ersten Mal ein Schweizer Unternehmen die Liste der Top 50 Unternehmen Europas an.

Die Schweizer IT-Firma UMB ist beste Arbeitgeberin Europas. CEO Martin Gartmann präsentiert stolz die Auszeichnung. (Bild: UMB)

Schon in der Vergangenheit konnte die Schweizer IT-Firma UMB von den Experten für Arbeitsplatzkultur Ehrungen entgegennehmen, wurde das Unternehmen doch bereits fünf Mal von Great Place to Work zur besten Schweizer Arbeitgeberin in ihrer Kategorie gewählt. Dazu Martin Gartmann, CEO von UMB: «Begonnen hat alles mit einer klaren Vision, beste Arbeitgeberin Europas zu werden. Jetzt haben wir dieses Ziel erreicht, und wir sind als Team unglaublich stolz darauf. Wir werden alles daransetzen, auch in Zukunft die erste Adresse für ambitionierte IT-Talente zu sein.»

Die UMB-Unternehmenskultur

Die Unternehmenskultur ist bei UMB seit jeher ein bedeutender Faktor der Unternehmensentwicklung. Dies zeigt sich darin, dass Kolleginnen und Kollegen jederzeit ernst genommen und in Entscheidungen eingebunden werden. So können sich bei UMB alle in den Strategieprozess einbringen. Darüber hinaus betreibt das Unternehmen eine offene Informationspolitik. Es wird regelmässig offen und ehrlich über Zahlen, Strategien oder Personalveränderungen informiert – auch negative Themen werden auf Augenhöhe kommuniziert. UMB unterhält überdies nicht nur grosszügige Weiterbildungsfonds, sondern auch einen eigenen Sicherheitsfonds, aus dem Kolleginnen und Kollegen in Notlagen finanziell unterstützt werden. Dieser Fonds wurde in den vergangenen Jahren schon mehrfach beansprucht.

Das Great Place to Work Trust Model™

Great Place to Work arbeitet mit einem strengen, datenbasierten Modell zur Quantifizierung von Mitarbeitererfahrungen, dem Great Place to Work Trust Model™. Seit 1992 wurden mit diesem Vertrauensmodell mehr als 100 Millionen Mitarbeiter auf der ganzen Welt befragt und diese tiefen Einblicke genutzt, um zu definieren, was einen grossartigen Arbeitsplatz ausmacht: Vertrauen. Mitarbeiter eines grossartigen Arbeitsplatzes vertrauen den Menschen, für die sie arbeiten, sind stolz auf ihre Arbeit und arbeiten gerne mit ihnen zusammen. Weiter baut die For-All-Methodik von Grat Place to Work auf dem Vertrauensmodell auf, indem sie sicherstellt, dass jeder einzelne Mitarbeitende, unabhängig davon, wer er ist oder was er für sein Unternehmen tut, eine durchweg positive Erfahrung am Arbeitsplatz macht. Die For-All-Methodik wird zur Bewertung aller Best-Workplace-Listen™ verwendet.

Quelle und weitere Informationen: UMB 

Rolf G. Schmid wird neuer Verwaltungsratspräsident von Revendo

Revendo konnte Rolf G. Schmid als Verwaltungsratspräsidenten gewinnen. Der ehemalige CEO des Bergsportunternehmens Mammut hat ausserdem Mandate im Verwaltungsrat bei Brack, Mobiliar und anderen namhaften Firmen. Revendo erweiterte zudem sein operatives Management auf sieben Personen.

Revendo baut sein Wachstum in der DACH-Region (hier ein Blick in die Filiale in Wien) aus und verstärkt Verwaltungsrat und Management. (Bild: Revendo.ch

Revendo hat grosse Pläne für die Zukunft. In der Schweiz konnte das Unternehmen sein Refurbished-Konzept bereits etablieren und wurde nach eigenen Angaben zum Marktführer in diesem Bereich. Erst kürzlich ist das Unternehmen eine Partnerschaft mit einem grossen Telekom-Dienstleister eingegangen.

Neuer Verwaltungsratspräsident von Revendo: Rolf G. Schmid

Nun will Revendo die kommenden Jahre nutzen, um die Präsenz in der Schweiz weiter auszubauen und sich in Österreich und Deutschland als Marke zu etablieren. Dies mit dem grossen Ziel, bis 2025 jährlich einer Million Geräte ein zweites Leben zu schenken. Auf dem Weg zu diesem grossen Ziel braucht es viel Know-how. Dieses hat das Unternehmen nun in Form von Rolf G. Schmid an Bord geholt und ihn zum VR-Präsidenten ernannt. Der ehemalige Geschäftsführer des Bergsportunternehmens Mammut Sportsgroup AG bringt 20 Jahre Erfahrung im Bereich der Internationalisierung und im Retail mit. Rolf G. Schmid, der neue Verwaltungsratspräsident von Revendo, hat die Marke Mammut international etabliert und den Umsatz verzehnfacht. Somit verfügt er über jene strategische Erfahrung, die Revendo für die nächsten unternehmerischen Entwicklungsschritte benötigt. Heute ist Rolf G. Schmid als Vollzeit-Verwaltungsrat in verschiedenen Unternehmungen wie u.a. Competec AG / Brack, Die Mobiliar, Mobility sowie Fenix Outdoor International AG tätig.

Mit breiterem Management den Wachstumskurs fortsetzen

Zudem hat Revendo Anfang des Jahres sein operatives Management-Team neu strukturiert und die einzelnen Verantwortungsbereiche breiter aufgestellt. Durch den Kompetenzzuwachs konnten gewisse Positionen gestärkt und andere ergänzt werden. Mit diesen Veränderungen sieht sich Revendo für ein nachhaltiges Wachstum in der DACH-Region gewappnet. Das Management setzt sich nun wie folgt zusammen: Für die Finanzen konnte Revendo Daniela Leipert als CFO gewinnen, die zuvor in der Pharmabranche in leitenden Funktionen in der Finanz- und Controllingabteilung tätig war. Das Marketing wird neu von Mirco Helbling als CMO besetzt. Er hat zuvor als
Marketingleiter bei der PCP Gruppe und bei Mobilezone gearbeitet. Für die Leitung der Human Resources Abteilung konnte Revendo Franziska Buser als CHRO gewinnen. Sie war viele Jahre als Schulleiterin tätig. Roman Holzweber leitet die Operations als COO und war zuvor im Servicebereich bei Sony und bei der Firma Bachmann tätig. Christian Rickenbacher konnte intern als CTO gewonnen werden. Laurenz Ginat, Co-Gründer und Geschäftsleiter übernimmt die Position vom Chief Retail Officer, um das Retailgeschäft länderübergreifend auszubauen und Aurel Greiner, Gründer und Geschäftsleiter übernimmt die Position des CEO.

Quelle: Revendo

Rückblick SGES 2022: «Versäumtes nachholen»

Am 7. und 8. September 2022 fand in Winterthur das Swiss Green Economy Symposium statt. Mehrere hundert Teilnehmende trafen sich an dieser Fachtagung zum Austausch über nachhaltige Wirtschaft. Die Themen des diesjährigen Anlasses konnten aktueller nicht sein.

Nationalrat Jürg Grossen äusserte am SGES 2022 deutliche Kritik an der Klimapolitik des Bundesrats. (Bild; Thomas Berner)

Green Economy gehört zu den wichtigsten Zukunftstrends. In naher Zukunft werden wohl immer mehr Unternehmen sich in irgendeiner Form konkret mit nachhaltigen Produkten beschäftigen – und für alle anderen dürften allein schon Regulierungen und andere Sachzwänge wie Klimawandel und Energiekrise zu einer verstärkten Beschäftigung mit nachhaltiger Wirtschaft führen. Die aktuelle Situation bei der Energieversorgung zeige deutlich, dass wir nun «Versäumtes nachholen» müssen. «Wir stehen nicht vor, sondern in der Energiekrise», so der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried in seiner Grussbotschaft am ersten Tag des Swiss Green Economy Symposiums SGES, und er bekannte: «Wir müssen jetzt handeln».

SGES: Seit 2013 der „grüne“ Wirtschaftsgipfel

Das Swiss Green Economy Symposium (SGES) zeigt seit 2013 an konkreten Beispielen, wie Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und NGO gemeinsam zu mehr Wohlstand, zum Schutz der Umwelt und zu einem friedlicheren Zusammenleben beitragen können. Der diesjährige Anlass stand unter dem Motto «Verantwortungsvoll und mutig zusammenarbeiten». An den beiden Symposiumstagen vom 7. und 8. September 2022 wurden in Plenumsveranstaltungen und diversen sog. Innovationsforen aktuelle Fragen rund um Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und gesellschaftliche Verantwortung diskutiert. Ein Höhepunkt war die Keynote von Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ehrenpräsident des Club of Rome, der vor 50 Jahren erstmals auf die Grenzen des Wachstums hingewiesen hat. Heute muss man konstatieren, dass die Appelle von 1972 leider an Dringlichkeit zugenommen haben – weltweit, aber auch in der Schweiz.

Klimaschutz: Haben wir noch genügend Zeit?

Am ersten Tag des SGES 2022 vermittelte etwa Katrin Schneeberger, Direktorin des Bundesamts für Umwelt BAFU, einen Überblick über den Status der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz. Obwohl schon viel getan wird, bestehe noch viel Luft nach oben: So hätten erst 12 Prozent aller Schweizer Unternehmen eigene zirkuläre Aktivitäten in ihrem Geschäft. Erst 9 Prozent investieren mehr als 10 Prozent in die Kreislaufwirtschaft. Und ebenfalls erst 12 Prozent der Schweizer Unternehmen erwirtschaften über 10 Prozent Umsatz mit zirkulärer Wirtschaft. Beim Thema Klimaschutz feuerte Nationalrat Jürg Grossen eine Breitseite gegen den Bundesrat ab. Dieser habe es verpasst, die Weichen rechtzeitig zu stellen und müsse nun laufend mit Notmassnahmen agieren. Jürg Grossen sieht gerade in der Digitalisierung die grössten Chancen: Dank smarter Technologie lässt sich bis zu 80 Prozent Energie einsparen, wie er anhand seines eigenen Firmengebäudes darlegte. «Darüber muss man reden, nicht über mehr Energieproduktion», so Grossen. Ein Zeichen dafür, wie sprichwörtlich aufgeheizt die Diskussion derzeit ist, war wohl auch die Aktion einiger Klima-Aktivisten. Sie stürmten kurzerhand die Bühne und forderten den Diskussionsteilnehmer Juan Beer, CEO der Zürich Versicherung, auf, dass sein Unternehmen sämtliche Investitionen in Öl und Gas auf der Stelle aufgeben soll. «Wir befinden uns in einer Transition, und diese braucht Zeit», so Beers Replik, wobei er betonte, dass erste Schritte für einen Ausstieg aus Öl und Gas bereits erfolgt seien.

Bestehende Narrative funktionieren nicht mehr, wie David Schärer von Rod Kommunikation ebenfalls am ersten Tag des Symposiums betonte. Unternehmen müssen sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung noch bewusster werden. Beispiele dafür gibt es immer mehr. Eine Pionierin auf diesem Gebiet ist etwa die Migros, die mit ihrem Kulturprozent jedes Jahr beträchtliche Summen in das gesellschaftliche und kulturelle Leben investiert.

Klimaschutz in Unternehmen: Noch viel zu tun

Wie viel Mut und Verantwortung für sichere und nachhaltige Energien notwendig sind, wurde am zweiten Veranstaltungstag vertieft. Auch die Frage, wie eine globale und nachhaltige Schweiz durch mehr Zusammenarbeit erreicht werden kann, wurde erörtert. Wie auch am ersten Tag fanden diverse Innovationsforen statt, welche Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und gesellschaftliche Verantwortung mit Fokus auf einzelne Branchen behandelten. So ging es etwa um Energiemanagement in Gebäuden, um urbane Logistik, um nachhaltige Finanzierungsinstrumente, um Nachhaltigkeitskommunikation oder um konkreten Klimaschutz in Unternehmen. In diesem Zusammenhang wurde die Swiss Climate Action Initiative (SCAI) vorgestellt. Diese hat zum Ziel, u.a. einen Leitfaden für KMU zu entwickeln, anhand dessen diese ihre eigene Roadmap zur Erreichung der Klimaziele erarbeiten können. Auch ein Klima-Informations-Cockpit sowie die Umsetzung von Klimaschutz entlang der gesamten Lieferketten stehen im Fokus der Initiative.

Nächstes SGES: 6./7. September 2023

Neben den Referaten und den Innovationsforen fand eine kleine Ausstellung statt mit 16 teilnehmenden Organisationen. Dabei ging es um unterschiedliche Innovationen für den Weg, einzelne der 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO zu erreichen. So wurden z.B. Lösungen aus Biokunststoff gezeigt, nachhaltige Baustoffe sowie Beratungs- und Weiterbildungsangebote. Mit insgesamt 250 Referierenden, 16 Innovationsforen und 11 Keynotes wurde das SGES dem Anspruch, der umfassendste Wirtschaftsgipfel der Schweiz in Sachen Green Economy zu sein, durchaus gerecht. Dennoch konnte man zuweilen immer noch den Eindruck erhalten, sich in einer «Blase von Gleichgesinnten» zu bewegen, für die die Richtung klar ist: Den Worten müssen jetzt Taten folgen. Ideologisch gefärbte Blitzaktionen oder konsequente Obstruktionspolitik sind da aber wenig zielführend. Dennoch stimmte an den beiden Symposiumstagen die Richtung des Ziels Nr. 17 der UNO-Agenda 2030: «Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben füllen». Das nächste Swiss Green Economy Symposium findet am 6./7. September 2023 statt.

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Entrepreneurship: Das sind die ersten Schweizermeister

Vom 7. bis 10. September stellten 8 Teams, insgesamt 19 junge Personen aus der Berufsbildung, ihre unternehmerischen Kompetenzen an den SwissSkills unter Beweis. Raymond Tea und Ralf Boltshauser haben mit ihrer Idee – einer App zur Förderung von gesunden Gewohnheiten – die Jury überzeugt und damit die erste Schweizermeisterschaft in Entrepreneurship gewonnen.

Siegerehrung an den SwissSkills 2022 in der Disziplin Entrepreneurship: Raymond Tea, Ralf Boltshauser (Gold); Maria Näf, Julia Koch (Silber); Gian Wyss, Yannick Tschuor (Bronze). Foto: © SwissSkills / Michael Zanghellini)

Kann man Unternehmertum lernen? Spätestens seit den SwissSkills 2022 kennen wir die Antwort: Ja, es geht. Denn zum ersten Mal in der Geschichte wurde vom 7. bis 10. September der Wettbewerb in der Disziplin Entrepreneurship an den Schweizer Berufsmeisterschaften durchgeführt. Raymond Tea und Ralf Boltshauser sind am 10. September 2022 zu den ersten Schweizermeistern gekürt worden. Sie haben vor Kurzem die Berufsbildung als Applikationsentwickler abgeschlossen. Ralf Boltshauser kommt aus Fehraltorf und Raymond Tea aus Gundetswil. Den zweiten Rang erkämpften sich die beiden Thurgauerinnen Julia Koch und Maria Näf und die Bronzemedaille ging an Gian Wyss aus Willisau und Yannick Tschuor aus Adligenswil. Das Gewinnerteam wird die Schweiz 2023 an den EuroSkills in Danzig und 2024 an den WorldSkills in Lyon vertreten.

Grosses Interesse und Ideen mit Potenzial

Rund 150 junge Menschen aus der Berufsbildung haben sich letzten Winter für die erste Meisterschaft in Entrepreneurship beworben. Acht Teams aus den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz, insgesamt 19 Personen, schafften es ins Finale an die SwissSkills 2022. Während vier Tagen stellten sie ihre unternehmerischen Kompetenzen unter Beweis. Zu Beginn der SwissSkills erhielten sie die Aufgabenstellung: Innert drei Tagen mussten die Finalistinnen und Finalisten eine Geschäftsidee entwickeln, welche zur Erreichung des Sustainable Development Goal 3 der Vereinten Nationen beitragen soll. Dieses Ziel will ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern. Die Geschäftsidee des Siegerteams war eine App, die Gewohnheiten fördert, welche die physische und mentale Gesundheit stärkt.

Während den Vorbereitungen wurden die Teams von sieben Coaches aus der Startup-Szene begleitet. Diese bewerteten währenddessen ihre Leistungen. Die Finalpräsentationen am Samstag wurden von drei externen Jurymitgliedern (Michael Koch, Sandra Schnyder und Matthias Peterhans) bewertet. Insgesamt setzte sich die finale Note aus 24 Kriterien zusammen. Unter anderem musste die Realisierbarkeit und die Finanzierung gewährleistet werden sowie die Businessidee überzeugend präsentiert werden.

«Wir haben unglaublich viel gelernt während des Wettkampfes»

«Es war sehr inspirierend mit sieben anderen innovativen, motivierten Teams an dem SDG 3, bei dem es um globale Gesundheit geht, zu arbeiten. Und es war ein unglaubliches Gefühl, eine Disziplin zu gewinnen, die zum ersten Mal durchgeführt wird», so der Gewinner Ralf Boltshauser. Sein Teamkollege Raymond Tea ergänzt: «Wir haben unglaublich viel gelernt während des Wettkampfes. Der Sieg ist toll, aber teilzunehmen und die Coaches kennenzulernen, war das Allerschönste». Thomas Heimann, Geschäftsleiter der IG EntrepreneurSkills, ist sehr zufrieden mit den ersten EntrepreneurSkills: «Ich bin stolz, dass wir die ersten Schweizermeisterschaften in Entrepreneurship an den SwissSkills 2022 durchführen konnten». Nationalrat und Unternehmer Andri Silberschmidt ist der Präsident der IG EntrepreneurSkills. Das unternehmerische Denken und Handeln sind für ihn zentrale Kompetenzen, um die Zukunft der Schweiz aktiv, verantwortungsbewusst und innovativ zu gestalten: «Die erstmalige Durchführung der EntrepreneurSkills ist ein voller Erfolg. Endlich konnten sich junge Berufsleute im Unternehmertum messen und wir haben eine Zukunftsdisziplin geschaffen, welche an den Euro- und Worldskills um die Medaillen kämpfen wird».

Die Entstehung von EntrepreneurSkills

Vor eineinhalb Jahren beschlossen verschiedene Organisationen – darunter die Schweizerische Direktorinnen- und Direktorenkonferenz der Berufsfachschulen, welche das Projekt UDH verantwortet (dieses hat die systematische Verankerung des unternehmerischen Denkens und Handelns in der beruflichen Grundbildung zum Ziel), und FH Schweiz, der Dachverband der FH-Absolventinnen und -Absolventen – den Wettkampf in Entrepreneurship zu organisieren. Alle beteiligen Organisationen möchten mit den EntrepreneurSkills das unternehmerische Denken und Handeln in der Berufsbildung fördern und sichtbar machen.

Quelle und weitere Informationen: www.entrepreneurskills.ch/

SwissSkills 2022: Ganz viele Siegerinnen und Sieger

279 Teilnehmende durften an den SwissSkills 2022 in Bern eine Medaille und die Glückwünsche von Bundesrat Guy Parmelin entgegennehmen. Für den Wirtschaftsminister gehören die Teilnehmenden der Berufsmeisterschaft zur «Elite der Schweizer Berufsbildung».

Die Schweizer Berufsmeisterschaften SwissSkills 2022 gingen am 11. September 2022 in Bern zu Ende. (Bild: Tatjana Schnalzger / SwissSkills)

Mehr als 1000 junge Fachkräfte haben seit dem Mittwoch, 7. September 2022, an 87 Berufswettkämpfen die Schweizermeisterinnen und Schweizermeister erkoren. An der dreistündigen, von vielen Emotionen geprägten Siegerehrung am Samstagabend konnten die drei Erstplatzierten pro Beruf eine Medaille in Empfang nehmen. Die Debrunner Acifer Trophy für den besten Schweizermeister ging an Matthias Baumann. Er erhält einen Personenwagen mit Hybridantrieb während eines Jahres zur freien Verfügung.

Rekordmässige SwissSkills 2022

Es hat sich schon im Vorfeld abgezeichnet: Die SwissSkills 2022 wird mit mehreren Rekorden in die Geschichte eingehen. Über 1000 junge Berufstalente nahmen an 87 Wettkämpfen und 65 Berufsdemonstrationen teil, die Organisatoren zählten 120’000 Besucherinnen und Besucher, davon 64’000 Schülerinnen und Schüler. Für die Anreise der Schulklassen setzten die SBB 40 Extrazüge ein. Die Wettkämpfe und Darbietungen fanden an zirka 250 Ständen statt, das Gelände rund um die Bernexpo umfasste 100’000 Quadratmeter. Mehr als 10’000 Personen waren an der Vorbereitung und Durchführung des Anlasses beteiligt. Sehr zufrieden und glücklich äussert sich OK-Präsident Daniel Arn: „Ich bin absolut happy, dass alles ohne grössere Zwischenfälle über die Bühne gegangen ist. Die SwissSkills 2022 werden mir als wunderbarer Event in Erinnerung bleiben.“

Stolzer Bundesrat

Bundesrat Guy Parmelin gratulierte jeder Gewinnerin und jedem Gewinner persönlich. Er zeigte sich in seiner Ansprache stolz auf die Teilnehmenden der SwissSkills 2022. Sie hätten ihr Bestes gegeben und ein aussergewöhnliches Schlaglicht auf die enorme Vielfalt der Berufsbildung in unserem Land, ihre Qualität und Effizienz geworfen.

Bundesrat Guy Parmelin beglückwünscht die Gewinnerinnen bei den Coiffeur/Coiffeusen: Lara Alyssia Wyss (Gold), Valentina Bircher (Silber), Fatime Useini (Bronze) (Bild:  © Manu Friederich / SwissSkills)

«Sie gehören zur Elite der Schweizer Berufsbildung», rief der begeisterte Wirtschaftsminister den Berufstalenten zu. Parmelin gab sich überzeugt, dass jene Gewinnerinnen und Gewinner, die an den internationalen Wettkämpfen EuroSkills 2023 und WorldSkills 2024 teilnehmen, die Schweiz würdig vertreten würden. Zudem wünschte er dem SwissSkills National Team viel Erfolg für die anstehenden World Skills Competition 2022. Das dezentrale Wettkampfformat findet in 15 Ländern statt, darunter auch in sechs Schweizer Städten.

Familientag letzter Höhepunkt

Am Sonntag, 11. September 2022 gingen die SwissSkills 2022 mit einem letzten Höhepunkt zu Ende. Unter dem Titel «Best of SwissSkills» bot sich den Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit, die meisten der 150 präsentierten Berufe selber auszuprobieren. Zudem standen die frisch gekürten Berufs-Champions für Gespräche zur Verfügung.

Dass die Schweizer Berufsmeisterschaften auf derart grosses Interesse gestossen sind, freut den OK-Präsidenten Daniel Arn enorm. Vor allem beeindruckte ihn das Interesse von Schülerinnen und Schülern, die ihre Berufsausbildung erst noch vor sich haben: „An den Wochentagen sind bei Türöffnung Zehntausende Schülerinnen und Schüler auf das Gelände geströmt. Die meisten von ihnen interessierten sich für die Berufe, gingen an die Stände, informierten sich und schlugen nicht irgendwo in einer Ecke die Zeit tot. Die Jugendlichen waren im wahrsten Sinne des Wortes unterwegs zu ihrer beruflichen Zukunft.“

Nächste SwissSkills in drei Jahren

Die Ausrichtung der Schweizer Berufsmeisterschaften bedeutet jedes Mal einen grossen Aufwand. Ohne Unterstützung durch den Messestandort Bernexpo, die öffentliche Hand und Sponsoren gehe es nicht, so Daniel Arn. Auch die Berufsverbände und ihre Mitwirkenden hätten mit ihren Einrichtungen und Vorführungen das Leben an die Stände gebracht. Daniel Arn: „Ohne sie gäbe es keine SwissSkills!“

Kann man die diesjährige Ausgabe der SwissSkills noch toppen? Kaum, räumt Daniel Arn ein. „Wir haben die Kapazitätsgrenze erreicht. Dennoch wird es immer wieder Möglichkeiten geben, am einen oder anderen Ort ein paar Quadratmeter zu gewinnen, etwa wenn ein neuer Verband an den SwissSkills teilnehmen möchte. Wir wollen uns aber nicht einfach über die Grösse definieren. In der Qualität zu wachsen ist uns viel wichtiger.“ Mit diesen Voraussetzungen geht man nun an die Planung der nächsten SwissSkills, die 2025 wiederum in Bern stattfinden soll.

Quelle: www.swiss-skills.ch; die kompletten Ranglisten gibt es hier: swiss-skills2022.ch/de/wettkampf/resultate 

Business Day Swissmechanic 2022: Lösungswege gefragt, nicht Schlagwörter

Erwartet uns im Winter eine Mangellage? Droht ein Blackout? Brechen astronomische Energiepreise unseren KMU das Genick und leiten eine Rezession ein? Wie bereitet sich die Schweiz vor? Die Unsicherheit ist gross, die Fragen zahlreich.

Thierry Burkart im Polit-Talk mit Claudia Steinmann am Swissmechanic Business Day: «Ihr Swissmechaniker seid systemrelevant, Ihr seid too many to fail!» (Bild: Swissmechanic)

Swissmechanic, der Arbeitgeberverband der KMU in der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie, ging am 6. September am traditionellen Business Day vertieft aufs topaktuelle Thema «ENERGIE – Geht der Schweiz der Strom aus?» ein. Hochkarätige Fachleute – erfahrene Koryphäen auf ihrem Gebiet – nahmen das Thema Energie und Umwelt aus ihrem ganz spezifischen Blickwinkel unter die Lupe. «Im Moment überhäufen sich Politik, Parteien und Verbände mit Vorwürfen, Schuldzuweisungen und wilden Forderungen. Es wird heiss gestritten, wer zu opportunistisch oder allzu leichtfertig gewesen ist und wem der Sündenbock zugewiesen werden kann. Wir brauchen jetzt aber keine Schlagwörter, die zwar ein mediales Echo auslösen, aber kaum Wissen vermitteln und kaum Lösungswege aufzeigen. Wir brauchen klare Fakten, damit wir Lösungen finden, die in der Realität funktionieren», monierte Jürg Marti, Direktor von Swissmechanic, in seiner Begrüssungsrede.

Kritik an Europas Klimapolitik

Nationalökonom und Finanzwissenschaftler Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, einer der wichtigsten Köpfe Deutschlands und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, referierte über das Klimaproblem und die Schweizer Energiewende. Sein Fazit: «Das Klima kann man nicht schützen, ohne bindende weltweite Abkommen zu schliessen und zu kontrollieren. Europas Unilateralismus bei der Klimapolitik wird die Wettbewerbsfähigkeit seiner Industrien unterminieren, den wirtschaftlichen Niedergang einleiten und andere Länder abhalten, dem europäischen, speziell dem deutschen Weg zu folgen.»

Prof. Dr. Hans-Werner Sinn: «Das Klima kann man nicht schützen, ohne bindende weltweite Abkommen zu schliessen und zu kontrollieren.» (Bild: Swissmechanic)

Was im Krisenfall geschehen soll

Werner Meier, diplomierter Elektroingenieur ETH, schon für mehrere Unternehmungen im Energiebereich tätig und seit 2016 Delegierter für wirtschaftliche Landesversorgung, erläuterte, bei welchen Gefährdungen und auf welche Weise die wirtschaftliche Landesversorgung einschreitet.

Dr. Suzanne Thoma, diplomierte Chemieingenieurin (ETH Zürich), Doktorin der technischen Wissenschaften, Verwaltungsratspräsidentin der Sulzer AG und zuvor neun Jahre CEO der BKW AG mahnte: Die Energieversorgung der Schweiz sei zu mehr als 60 Prozent vom Ausland abhängig (Erdöl und Gas), die Abkehr von fossilen Energieträgern führe zu weiterem Bedarf an Elektrizität. Jederzeit genügend Strom über den Tagesverlauf benötige weitere Stromquellen bzw. Stromimport. Zeitweise bestünden bis zu 7 GW Unterdeckung. Thoma sprach von einem «Trilemma» der Schweizer Strompolitik. Diese habe drei Hauptprobleme: einen limitierten Import (stark reduzierte Kapazität Frankreichs, Gasmangel für deutsche Gaskraftwerke, kein EU-Stromabkommen), den steigenden Stromverbrauch und begrenzte Ausbaumöglichkeiten. Ein massiver Ausbau der Solarenergie löse das Problem nicht genügend. Steuerbare Gaskraftwerke als Übergangslösung seien ein «must». Man müsse Investitionsanreize setzen, die Blockade-Mentalität für Ausbauprojekte überwinden und die Situation mit Europa klären, denn Energie sei sicherheitsrelevant. «Den Fünfer und das Weggli gibt es mit keiner Energiestrategie», erklärte Thoma in der Diskussionsrunde.

Polit-Talk am Business Day von Swissmechanic

Die Sichtweise einer liberalen Energiepolitik vertrat Thierry Burkart, Rechtsanwalt und Parteipräsident der FDP, an einem Polit-Talk mit Moderatorin Claudia Steinmann, Chefredaktorin von Tele Z. Im Hinblick auf einen allfälligen Ausstieg aus der Atomenergie propagierte Burkart ein sequenzielles Vorgehen: zuerst die Gewährleistung der kurzfristigen Stromversorgungssicherheit, mittelfristig eine Dekarbonisierung und erst langfristig die Atomenergie-Diskussion. Weiter gab Burkart zu bedenken, dass die Schweiz ihre eigenen Hausaufgaben erledigen müsse, im Sinn einer vollständigen Liberalisierung des Strommarktes, bevor an ein Stromabkommen mit der EU zu denken sei. Burkart schloss die anschliessende Diskussion mit dem Swissmechanic-Publikum mit der Aussage: «Ihr seid systemrelevant, Ihr seid too many to fail!»

Sichere moderne Kernkraftwerke

Dr. Marc Kenzelmann, seit 2020 Direktor des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (ENSI), stellte den Anwesenden die Kernkraftwerke der aktuell vier Generationen und ihre Sicherheitssysteme vor. Während bei Kraftwerken der aktuell vorherrschenden Generation zwei (bei 500 Reaktoren weltweit) ein schwerer Unfall statistisch alle 200 bis 2’000 Jahre eintritt, sind Reaktoren der Generation drei vor allem dank passiver Sicherheitssysteme zehnmal sicherer (ein schwerer Unfall alle 20’000 Jahre). Angesprochen auf die Strahlenbelastung, erklärte Kenzelmann als Walliser, dass die natürliche Strahlung in seinem Heimatkanton gleich hoch sei wie die aktuelle Strahlenbelastung in heute noch gesperrten Gebieten um Fukushima.

Internationale Abstimmung fehlt

Daniel Büchel, Vizedirektor des Bundesamtes für Energie (BFE) und Programmleiter von EnergieSchweiz, gab einen Überblick über die aktuelle Energiesituation und kurz- und längerfristige Massnahmen für die Bewältigung einer Strom- und Gasmangellage. Die Herausforderung in Europa sei, so Büchel, dass sich zwar alle Länder gleichzeitig in der Energiewende befinden, aber sich dabei untereinander nicht abstimmen. Abschliessend ging Büchel auf Energiethemen ein, die KMU der MEM-Branche betreffen, und zeigte auf, in welchen Bereichen der Bund die Betriebe bei der Umsetzung von Energiesparmassnahmen unterstützt.

Umrahmt wurde der Business Day von zahlreichen Ausstellern, die ihre neuesten Entwicklungen präsentierten, vorab zum Thema Energie. Die anwesenden Unternehmer nutzten die Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und den Referenten kritische Fragen zu stellen.

Quelle und weitere Informationen: Swissmechanic

Zehnder Investment AG übernimmt ALAN Software AG

Die ALAN Software AG und ihre ERP-Lösung ALAN, eine Kanzleisoftware zur Bearbeitung aller administrativen Abläufe von Anwaltsbüros und Notariaten, haben seit dem 1. September 2022 eine neue Besitzerin, die Zehnder Investment AG.

Sebastian Hurter, Udo Schneider und Michael Zehnder (v.l.n.r.), das Team hinter der Übernahme von ALAN Software durch Zehnder Investments. (Bild: zVg)

Das Unternehmen ALAN Software AG war seit 2012 Teil der FIVE-Gruppe aus Schönbühl BE, welche seit 1988 IT- und Softwarelösungen anbietet, integriert und entwickelt. Am 1. September 2022 hat die Zehnder Investment AG aus Dübendorf ZH dieses Softwareunternehmen mit über 150 Kunden in sein Portfolio aufgenommen und alle Aktien der ALAN Software AG erworben. «Vor 10 Jahren haben wir die ALAN Software AG unter das Dach von FIVE genommen. Das FIVE Management hat sich bei ALAN finanziell und entwicklungstechnisch engagiert und der ERP-Lösung eine neue Perspektive gegeben.», erzählt Ulrich Tschanz, CEO und Verwaltungsratsmitglied der FIVE Gruppe. «ALAN hat sich seitdem erfolgreich im Markt weiterentwickelt und behauptet.»

Mit der Zehnder Investment AG wurde nach eigener Darstellung ein Partner gefunden, welcher die Kanzleisoftware ALAN technologisch und funktionell verbessern werde. Der Besitzerwechsel an sich wird für die ALAN-Kunden im Support qualitativ nicht zu spüren sein, teilen die beteiligten Unternehmen mit. Auch der Erhalt des technischen und branchenspezifischen Wissens sei garantiert, da Udo Schneider ALAN weiterhin in seiner Funktion als Produktmanager und Projektleiter erhalten bleibt. «Das oberste Ziel ist und bleibt, die Kundenzufriedenheit hoch zu halten und die Zukunftssicherheit weiterhin zu gewährleisten.», erklären Michael Zehnder, Inhaber der Zehnder Investment AG und Sebastian Hurter, neuer CEO der ALAN Software AG. «Wir freuen uns, konnten wir ALAN für uns gewinnen und schätzen die bisher geleistete Arbeit der FIVE sowie die langjährige Kundentreue der Kanzleien. Die Skalierung von ALAN ist uns sehr wichtig, um den Kundennutzen zu maximieren und die Weiterführung und Weiterentwicklung von ALAN sicherzustellen.»

Quellen und weitere Informationen: FIVE-Gruppe / Zehnder Investment

Schweiz 4.0 am KMU Swiss Symposium: Haben wir genug Energie?

Am 8. September 2022 lud die KMU Swiss zu ihrem traditionellen Symposium, dieses Mal in Brugg. Das Thema lautete «Grenzen (erfahren) – Schweiz 4.0». Gesprächsthema Nr. 1 war die drohende Versorgungskrise bei der Energie.

Geht uns für eine Schweiz 4.0 die Luft aus? Podium am KMU Swiss Symposium vom 8. September 2022 in Brugg: Moderator Michael Sokoll im Gespräch mit Christian Schaffner, Beat Flach und Christoph Brand (v.l.n.r.). Bild: Thomas Berner.

Er hat immer wieder ein glückliches Händchen bei der Aktualität der Themen: Als Armin Baumann, Gründer und CEO von KMU Swiss, vor etwa neun Monaten das Motto für das KMU Swiss Symposium 2022 festlegte, ahnte er wohl noch nicht, wie aktuell es dannzumal sein wird. In der Tat erfahren wir derzeit unsere Grenzen in vielerlei Hinsicht – am sichtbarsten wohl bei der Energieversorgung, die für die nahe Zukunft alles andere als selbstverständlich zu sein scheint. Stossen wir hier für eine Schweiz 4.0 also an unsere Grenzen?

Arbeit 4.0 – Unternehmen 4.0 – Schweiz 4.0?

Grenzenlos scheinen aber zunächst die Möglichkeiten, mit denen sich die Arbeit verändert. «Die Wissensarbeit steht in der grössten Transformation ihrer Geschichte», sagte Zukunftsforscher Raphael Gielgen, der für die Möbelherstellerin Vitra AG als «Trendscout» unterwegs ist. Was bringt also die Zukunft der Arbeit? Und wie können Unternehmen diese antizipieren? Zu diesem Zweck empfahl Gielgen den anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmer, immer mal wieder für sich selbst «Was wäre, wenn…»-Fragen zu stellen. Denn in Zukunft werden wir an Produkten arbeiten, die es heute noch gar nicht gibt. Und auch die Art der Arbeit wird sich weiter verändern, wozu man die Mitarbeitenden laufend neu befähigen muss – und dies dürfte wohl inskünftig einfacher sein, als immer wieder neue Fachkräfte rekrutieren zu müssen. Was aber gemäss Raphael Gielgen bleiben und wieder wichtiger werden wird: Die Welt mit allen Sinnen wahrzunehmen. Denn dies kann die Digitalisierung nicht ersetzen.

Ebenfalls um Zukunft ging es in der Präsentation von Carla Kaufmann, nämlich um jene von Unternehmen, die ihre Nachfolge regeln müssen. «Erfolgreiche Unternehmensnachfolge bedeutet Grenzen zu überwinden» lautete der Titel ihres Input-Referats. Dabei fokussierte die Nachfolge-Expertin und Mitgründerin des Schweizer Dachverbands für Unternehmensnachfolge CHDU auf den gesamten Lebenszyklus von Unternehmen in Verbindung mit langfristigem Unternehmertum, was nur mittels erfolgreicher Nachfolgeregelungen möglich ist. Dies illustrierte sie u.a. am Beispiel der Glockengiesserei H. Rüetschi AG, die mit heute 655 Jahren eines der ältesten Schweizer Unternehmen ist. Im Livetalk mit Natalie Spross, CEO der Spross Holding AG, vertiefte sie die Thematik und zeigte auf, wie entscheidend auch der Kulturwandel in einem familiengeführten Unternehmen ist. Natalie Spross führt das 130-jährige Gartenbau-Unternehmen erfolgreich in fünfter Generation.

Energie: Vom Verlassen der Komfortzone

Im nächsten Referateblock ging es dann um das Thema Energie. Christian Schaffner zeigte auf, wie steinig der Weg weg von fossilen Energieträgern noch ist. Aber nur damit werden wir es schaffen, bis 2050 das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Die bisher getroffenen und aufgegleisten Massnahmen würden zwar in die richtige Richtung gehen, sollten aber beschleunigt werden. In der anschliessenden Podiumsdiskussion mit Nationalrat Beat Flach und Axpo-Chef Christoph erläuterte letzterer zunächst, worum es beim kürzlich beschlossenen 4-Milliarden-Rettungsschirm für diesen Energieversorger geht: Nicht um die Rettung des Unternehmens, sondern um einen «Notnagel», um für genügend Liquidität zu sorgen, damit die an der Strombörse notwendigen Sicherheiten geleistet werden können. Dieser Vorgang sei vergleichbar mit dem Leisten einer Mietkaution, erläuterte Christoph Brand und betonte, dass dieser Kredit bisher noch nicht in Anspruch genommen werden musste. Bezüglich Erreichung der Klimaziele stellte Christoph Brand ebenfalls klar, dass man einige Illusionen zerstören müsse: «Man kann nicht gleichzeitig einen maximalen Komfort haben, Versorgungssicherheit, maximalen Umweltschutz und minimale Preise.» Er bedauerte – zusammen mit den Mitdiskutierenden des Panels – die teilweise langwierigen Planungs- und Bewilligungsverfahren etwa für Windkraftwerke. Nationalrat Beat Flach warf zudem der Politik vor, «zu lange geschlafen» zu haben. In diesem Zusammenhang zeigte er einen Prospekt von 2009, wo es schon damals um die Förderung alternativer Energie gegangen ist. Christian Schaffner rief dazu auf, dass man die jetzige Krise nun als Chance nutzen soll, um endlich voranzugehen.

Ideen erhalten und wiederbeleben

Im letzten Block sprach Guido Honegger von tracker.ch AG über das Wiederbeleben von Firmen. Dabei ging es weniger um persönliche Nachfolge, sondern um den Erhalt von an sich zukunftsfähigen Geschäftsideen. Als Beispiel führte er die PubliBike AG an, die er Anfang 2022 von der Schweizerischen Post in einem MBO mit übernommen hat und die nun wieder dabei ist, durchzustarten. Auch mit der Firma Adon Production AG besetzt Guido Honegger derzeit eine erfolgreiche Nische: Die totgesagte Vinyl-LP wird in dieser Firma in wachsender Anzahl produziert und erhält somit ebenfalls eine Wiederbelebung.

Zum Schluss zeichnete der ehemalige Spitzendiplomat Dr. Thomas Borer ein Zukunftsbild der Schweiz, das eher durchzogen ist: Unser Land dürfte zwar dank seiner Wirtschaftskraft und dem – inzwischen gemäss UNO bestätigten – höchsten Lebensstandard die Krise besser überstehen als andere Länder. Dennoch wird sich die Schweiz nicht mehr so einfach aus den geopolitischen Krisen heraushalten können, wie dies vielleicht in der Vergangenheit noch möglich war.

Als Fazit der Tagung konnte man mitnehmen: Eine «Schweiz 4.0» ist sehr wohl möglich, doch damit wir damit nicht an Grenzen stossen wollen, ist eine Rückkehr zur gut-schweizerischen Kompromissfähigkeit notwendig und eine Abkehr von derzeit noch zu dogmatisch geführten Diskussionen. Oder wie es Christian Schaffner in seinem Referat forderte: «Wir müssen jetzt entscheiden, wo wir in 20 bis 30 Jahren sein möchten.»

Weitere Informationen: www.kmuswiss.ch

Schweizer Dachverband für Unternehmensnachfolge offiziell vorgestellt

Am 8. September 2022 stellte sich der Schweizer Dachverband für Unternehmensnachfolge erstmals einem grösseren Publikum vor: Am KMU Swiss Symposium in Brugg referierte Mitgründerin und Vizepräsidentin des Verbands, der sich für langfristiges Unternehmertum engagiert, zum Thema der Unternehmensnachfolge. Jedes Jahr stehen zehntausende von Unternehmen vor dieser Herausforderung.

Carla Kaufmann präsentiert am KMU Swiss Symposium vom 8. September 2022 den Schweizer Dachverband für Unternehmensnachfolge CHDU. (Bild: zVg)

Für rund 93’000 Schweizer KMU wird die Unternehmensnachfolge in den nächsten fünf Jahren zum Thema. Damit möglichst viele davon zu einer erfolgreichen Lösung finden, engagiert sich der am 10. Dezember 2021 gegründete Schweizer Dachverband für Unternehmensnachfolge CHDU aktiv in Politik, Forschung, Profession und Praxis. Hinter dem Verband steht ein Team von rund 15 hochqualifizierten Nachfolge-Expertinnen und -Experten, die sich als ExpertenCircle mit einheitlichem Marktauftritt zusammengeschlossen haben. Der Devise «Weitergeben statt aufgeben» folgend, rief der ExpertenCircle 2018 die Initiative Nachfolgebus.ch ins Leben. Dies in der Absicht, über die gezielte Förderung der Unternehmensnachfolge den Fortbestand von KMU und damit von Wirtschaftssubstanz und Arbeitsplätzen in der Schweiz nachhaltig zu sichern. ​Dafür tourte der ExpertenCircle mit einem Infomobil durch 14 Städte der Deutschschweiz und informierten KMU-Unternehmer/-innen in kostenlosen persönlichen Gesprächen rund um die Unternehmensnachfolge. Dank umfassender Digitalisierung und steter Weiterentwicklung des Angebots dehnte sich die Reichweite der Initiative bis 2021 stetig aus. Die Aufmerksamkeit für die hohe Bedeutung der Unternehmensnachfolge resp. der eigenen Nachfolgeregelung ist bei den Unternehmern und Unternehmerinnen spürbar gestiegen. Doch die hohe gesellschaftliche, volkswirtschaftliche und politische Relevanz und Akzeptanz ist noch nicht erreicht. Die Gründung des CHDU, um in diesem Format und in Kooperation mit Organisationen, die die gleichen Interessen verfolgen, dieses Ziel zu erlangen, ist demzufolge ein nächster konsequenter Schritt. In einer ersten Phase konzentrieren sich die Verbandsaktivitäten auf die Deutschschweiz. Der Ausbau in die Romandie sowie das Tessin folgen im Verlauf von 2023.

KMU-Diversität erhalten

Die Dynamik der Unternehmen in der Schweiz – von der Gründung bis zur Übergabe an eine nächste Generation, oder ihrem Untergang – ist immer noch zu wenig bekannt. Dabei ist ihre Tragweite enorm: Mehr als drei Millionen Arbeitnehmende, zwei Drittel der berufstätigen Bevölkerung, arbeiten bei einem KMU. «Wir können es uns nicht leisten, die Schweizer KMUs mit ihrer Unternehmensnachfolge allein zu lassen. Die Schweiz basiert auf einer nachhaltigen KMU-Diversität. Dort liegt auch der Nährboden für unsere Innovationskraft, deren Wertschöpfung jedoch über Generationen aufgebaut werden muss. Der ‘Preis’, den wir bei nicht gelingenden Nachfolgeregelungen in Form von Verlusten an Arbeitsplätzen, Knowhow und eben Innovationskraft zahlen, ist daher einfach zu hoch und verlangt dringend nach Gegenmassnahmen», resümiert Carla Kaufmann, Vizepräsidentin des CHDU und Partnerin der Companymarket AG.

Das Verbandslogo. (Quelle: CHDU)

Schweizer Dachverband für Unternehmensnachfolge mit vier Aktionsfeldern

Der CHDU fokussiert daher auf die Sensibilisierung von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft für die Marktdynamik der Unternehmensnachfolge und will zudem aktiv zur positiven Entwicklung erfolgreicher KMU-Nachfolgen beitragen. Dafür setzt sich der Verband in diesen vier Bereichen ein:

  • In der Politik, um die volkswirtschaftliche Bedeutung und Relevanz von Unternehmensnachfolgen und langfristigem Unternehmertum im nationalen und politischen Bewusstsein zu stärken, z.B. für die unternehmens- und nachfolgefreundlichere Gestaltung gesetzlicher Rahmenbedingungen.
  • In der Forschung, um die Grundlagen und Wirkungsprinzipien des Lebenszyklus von Unternehmen sowie langfristigem Unternehmertum besser zu verstehen und diese Erkenntnisse allen Unternehmen für ihren Nachfolgeprozess nutzbar zu machen.
  • In der Professionalisierung der Nachfolgeberatung, mittels eines ganzheitlichen Aus- und Weiterbildungsangebots, das einen definierten Qualitätsstandard für die beratende Begleitung von Unternehmensnachfolgen sicherstellt. Dieses Angebot entwickelt der CHDU in Kooperation mit EXPERTsuisse. Den Auftakt macht das Tagesseminar «Big Picture erfolgreicher KMU-Nachfolge».
  • In der Praxis, dank der gezielten Förderung der KMU-Nachfolge für Unternehmer*innen, beispielsweise durch einen einfachen und transparenten Zugang zum Nachfolgemarkt, diverse kostenlose Informations- und Vernetzungsangebote etc.

Das Mitgliederangebot des CHDU richtet sich an KMU-Unternehmerinnen und -Unternehmer, die ihre Firma verkaufen oder ein Unternehmen kaufen wollen, sowie Nachfolgeberatende, Treuhänder/-innen, Steuerberater/-innen, Wirtschaftsprüfer/-innen, Juristen, Unternehmens-/Organisationsberater/-innen, Coaches sowie weitere Fachleute und/oder Quereinsteiger/-innen auf dem Gebiet der Nachfolgeplanung.

Kanton mit an Bord

Die Standortförderung im Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) des Kantons Zürich unterstützt den Auf- und Ausbau des Verbands als Partnerorganisation. Dazu die stellvertretende Leiterin der Standortförderung im AWA und Mitglied des CHDU-Beirats, Anita Martinecz Fehér: «Eine gelungene Unternehmensnachfolge bietet die Chance auf erarbeiteten Werten aufzubauen und diese weiterzuentwickeln: Ganz im Sinne von ‘Zukunft hat Herkunft’. Die Standortförderung begrüsst es sehr, dass der CHDU Vernetzungsarbeit leistet, Daten aufbereitet sowie darauf hinwirkt, mehr Unternehmensnachfolgen zum Erfolg zu verhelfen und das Bewusstsein für die wesentlichen Entscheidungen bei den beteiligten Parteien zu schärfen.

Quelle und weitere Informationen: www.chdu.ch

Exportaussichten trüben sich ein

Der neueste Allianz Trade Export Forecast fällt deutlich: Aufgrund der verschiedenen Unsicherheiten durch den Ukraine-Konflikt, Inflationssorgen und Leitzinserhöhungen trüben sich die Exportaussichten ein.

Im dritten Quartal 2022 beginnen sich die Exportaussichten in der Schweiz einzutrüben. (Bild: Pixabay.com)

Der Allianz Trade Export Forecast steht im dritten Quartal auf -1.13 Punkten (Mai: +0.33 Punkte). Damit unterschreitet der Indikator das langfristige Trendwachstum erheblich. In den nächsten sechs bis zwölf Monaten ist bei den Exporten mit negativen jährlichen Wachstumsraten zu rechnen. Die Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft wurden erneut nach unten korrigiert. Entsprechend entwickeln sich die Exportaussichten nicht mehr so positiv.

Unsicherheiten trüben Exportaussichten

«Trotz temporärer Aufhellungen an den Finanzmärkten zeigen die meisten Früh- und Stimmungsindikatoren weiter klar nach unten», erläutert Allianz Trade Europa-Ökonomin Katharina Utermöhl die Situation. «Der Ukraine-Krieg, Inflationssorgen und Leitzinserhöhungen belasten die Märkte.» Aktuell findet am Devisenmarkt eine Flucht in sichere Währungen wie dem Schweizer Franken statt. Der Euro befindet sich seit Anfang Juli unterhalb der Ein-Franken-Marke. Durch die Unsicherheiten vielerorts hat die Stimmung der Schweizer Konsumenten und Investoren massiv gelitten. So liegt die SECO-Konsumentenstimmung mit -42 Punkten auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1972. Positiv stimmt jedoch, dass das Rezessionsrisiko für die Schweizer Wirtschaft auf kurze Sicht deutlich geringer als für die europäischen Nachbarländer ist, da der Inflationsschub sowie die Abhängigkeit von russischem Gas weniger ausgeprägt sind. Doch auch die Schweizer Wirtschaft ist nicht immun gegen die globale Konjunkturabkühlung.

BIP-Korrekturen nach unten

Für die Schweiz rechnet Allianz Trade für 2022 mit einem Wachstum des BIP von 2.4 % (2023: +0.7 %), einer Inflation von 2.8 % (2023: +1.6 %) und einem Exportzuwachs von nur noch 2% (2023: +4.0 %). Das Welt-BIP wurde weiter nach unten korrigiert. Für 2022 wird noch mit einem realen, teuerungsbereinigten Wachstum von 3% gerechnet (Mittelwert der internationalen Prognosen). Anfang Jahr lag der Durchschnittswert noch bei 4.3 %, vor drei Monaten bei 3.3 %.

Tourismus Treiber in den Sommermonaten, Industrie hofft auf Herbst

Insbesondere in den Sommermonaten dürften die Corona-Wiedereröffnungseffekte im Dienstleistungssektor dank der Erholung des Tourismus stark zu spüren sein. Die Industrie hofft auf den Herbst, denn es gibt Anzeichen, dass die globalen Lieferkettenengpässe ihren Höhepunkt erreicht haben, was gepaart mit der zunehmenden Abkühlung der Weltwirtschaft in den kommenden Monaten eine Linderung der Produktionsengpässe zulassen dürfte. Sobald die Industrieunternehmen ihre Produktion hochfahren können, kann sich die Schweizer Wirtschaft zumindest kurzfristig wieder auf etwas kräftigeren konjunkturellen Rückenwindausgehend von der Industrie freuen. Dieser Ausblick setzt jedoch voraus, dass es zu keiner Unterbrechung der Energieversorgung – weder bei Gas noch Strom – kommt.

Fahrzeugmarkt eingebrochen

Der schweizerische Aussenhandel legte auch im zweiten Quartal 2022 zu und wies für beide Handelsrichtungen nominal neue Höchstwerte aus. Die Exporte stiegen gegenüber dem Vorquartal um 0.9 %. Real sanken sie um 0.5 %. Die Importe stiegen nominal um 2.4 % kräftig, real resultierte ein Plus von 0.6 %. In der Handelsbilanz resultierte ein Quartalsüberschuss von CHF 7.6 Mrd. Der nominale Exportanstieg im zweiten Quartal 2022 basierte auf den drei Warengruppen Maschinen und Elektronik (CHF +420 Mio.), Bijouterie und Juwelierwaren (CHF +334 Mio.) sowie Metallen (CHF +223 Mio.). Der Versand von Präzisionsinstrumenten legte gegenüber dem Vorquartal leicht zu, jener von Uhren stagnierte auf hohem Niveau. Die Exporte von chemisch pharmazeutischen Produkten verringerten sich um 1.2 % (CHF -403 Mio.). Der Rückgang betraf besonders deutlich die immunologischen Produkte (CHF −1.3 Mrd.). Der Fahrzeugmarkt ist sowohl bei Personenwagen wie bei den Nutzfahrzeugen eingebrochen. Im ersten Halbjahr 2022 sind 17.7 % weniger neue Nutzfahrzeuge auf Schweizer Strassen gekommen als vor einem Jahr. Die Lieferkettenprobleme wirken sich gemäss der Importorganisation Auto-Schweiz nun auch auf Wohnmobile aus.

Exportaussichten erhalten Dämpfer

«Wir erwarten für die nächsten sechs bis zwölf Monate einen deutlichen Dämpfer für das Schweizer Exportwachstum», kommentiert Jan Möllmann, Co-CEO ad interim Allianz Trade Switzerland. «Gründe dafür sind nach wie vor Lieferkettenprobleme, die sich aber zum Glück langsam auflösen sollten, eine Nachfrageschwäche, verursacht durch hohe Preise, welche Konsumenten und Investoren verunsichern und Rezessions-Risiken. Das Rezessionswahrscheinlichkeit in wichtigen Exportmärkten wie Nordamerika und dem Euroraum notiert auf sehr hohem Niveau. Der schwache Wirtschaftsausblick hat eine erhebliche Korrektur auf den Rohstoffmärkten zur Folge – abgesehen von den Energieträgern. Dies hilft, die Inflation in den Griff zu kriegen und das Vertrauen von Konsumenten und Investoren wiederherzustellen. Chinas Nulltoleranz-Politik bei der Bekämpfung von COVID-19 führt in diesem Land zu historisch tiefen Wachstumsraten.»

Quelle: Allianz Trade Switzerland 

TOP 100 Swiss Startup Award: Die besten Startups des Jahres 2022

Am 7. September wurde zum 12. Mal der TOP 100 Swiss Startup Award verliehen. Mit diesem Preis werden jeweils die besten Startups der Schweiz ausgezeichnet. Ein ausgewähltes Publikum von Startups, Investoren und TOP 100 Partnern war bei der Award Zeremonie im startup space in Schlieren anwesend. Die Preisverleihung wurde zudem für ein weltweites Publikum live übertragen.

Belegt den ersten Platz für den TOP 100 Swiss Startup Award 2022: Das Fintech-Startup Yokoi. (Bild: top100startups.swiss)

Was im Jahr 2011 als Ranking und Event zur Auszeichnung der besten Schweizer Startups ins Leben gerufen wurde, hat sich inzwischen als „TOP 100 Swiss Startup“ zu einem Benchmark in der Schweiz entwickelt. Heute bietet TOP 100 einen Investor Summit, mehrere Matchmaking Veranstaltungen im Laufe des Jahres, das einzige Startup-Magazin, das in fünf Sprachen übersetzt wird, und die Referenzveranstaltung TOP 100 Swiss Startup Award, der oft als „Schweizer Oscar für Startups“ bezeichnet wird. Dieses Ökosystem bietet eine Plattform, die vielversprechende Schweizer Startup-CEOs, Führungskräfte, Investoren und Journalisten miteinander zu verbinden, um Einblicke in die neuesten Konzepte zu gewinnen, Netzwerke zu stärken und neue Geschäftsbeziehungen zu knüpfen. Die 512 Schweizer Deeptech-Startups, die in den letzten 12 Jahren in das TOP 100 Ranking aufgenommen wurden, haben 16’149 Arbeitsplätze geschaffen und 11,1 Milliarden CHF eingesammelt. 71 Exits und acht IPOs runden die Leistungen dieser Innovatoren ab.

Mit dem TOP 100 Swiss Startup Award ausgezeichnet: Yokoy, Planted Foods und Ledgy

Zum ersten Mal seit Bestehen des TOP 100 Rankings hat ein Fintech Startup den ersten Platz belegt, was das rasante Wachstum dieses Bereichs in den letzten Jahren verdeutlicht. Mit mehr als 40 neuen Nominierten bietet das Ranking 2022 einen einzigartigen Überblick über dieses innovative Ökosystem, das international zu den Besten gehört. Die drei erstplatzierten Startups aus den Bereichen Fintech und Foodtech Yokoy, Planted Foods und Ledgy repräsentieren die Vielfalt und das Potenzial der Schweizer Startups: Sie sind im Durchschnitt dreieinhalb Jahre alt, haben bereits über 420 neue Arbeitsplätze geschaffen und insgesamt 153 Millionen Franken von Investoren eingesammelt. Hier die drei Top-Startups im Kurzportrait:

  1. Yokoy (www.yokoy.ai): Dieses Fintech-Unternehmen nutzt künstliche Intelligenz, um den gesamten Prozess für Firmenausgaben und Firmenkreditkarten zu automatisieren. Das Zürcher Startup wurde 2019 von Melanie Gabriel, Devis Lussi, Thomas Inhelder, Philippe Sahli und Lars Mangelsdorf gegründet und landete 2021 auf Platz 20.
  2. Planted Foods (www.eatplanted.com): Aus Pflanzen wird „Fleisch“: Planted Foods revolutioniert die Lebensmittelindustrie, indem es pflanzliches Protein aus 100% tierproduktfreien Zutaten herstellt. Die veganen Fleischalternativen enthalten keine Zusatzstoffe. Planted Foods wurde 2019 von Christoph Jenny, Eric Stirnemann, Lukas Böni und Pascal Bieri gegründet und rangierte 2020 auf Platz 37.
  3. Ledgy (www.ledgy.com): Ledgy ist eine Plattform für Eigenkapitalmanagement, die Startups bei der Verwaltung ihrer Kapitalbeteiligungen, Mitarbeiterbeteiligungspläne, Finanzierungsrunden und Investor Relations unterstützt. Das Fintech Startup wurde 2017 von den ETH-Physik-Absolventen Yoko Spirig, Ben-Elias Brandt und Timo Horstschäfer gegründet und belegte 2021 Platz 13.

Investoren entdecken Schweizer Startup Perlen am TOP 100 Investor Summit

100 handverlesene Schweizer und internationale Super-Angels, Risikokapitalgeber, Unternehmensinvestoren und Family-Office-Vertreter, die ein Investitionspotenzial von mehr als 20 Milliarden Schweizer Franken repräsentieren, nahmen am TOP 100 Investor Summit 2022 teil, der vor der Preisverleihung stattfand. Diese Veranstaltung, zu der nur akkreditierte Investoren Zutritt haben, bot den Anwesenden eine nach eigener Darstellung einzigartige Plattform, um die zukünftigen Perlen zu identifizieren, die das Zeug dazu haben, zu den Besten der Schweiz zu gehören. Zu den TOP 100 Alumni gehören mehrere Unicorns – wie Climeworks, GetYourGuide, MindMaze oder wefox.

Entlang der Wachstumskurve

Da sich das Ranking der TOP 100 Startups auf Startups bis zu fünf Jahren nach der Gründung beschränkt, wurde eine Wachstumsjury gebeten, die besten 25 Scale-ups auszuwählen. Diese Unternehmen, die zwischen fünf und zehn Jahren alt sind, schaffen Tausende von hochqualifizierten Arbeitsplätzen und haben die Schweiz zu einem Hotspot auf der globalen Innovationskarte gemacht. Die Scale-ups weisen das grösste Potenzial auf und treten in die Fussstapfen von TOP 100-Alumni wie Bcomp, Doodle, Insphero, Kandou Bus, On, Optotune oder Sophia Genetics. „Das diesjährige Ranking spiegelt die Stärke des Schweizer Ökosystems wider“, sagt TOP 100 Programmdirektor Stefan Steiner. „Mit einem Rekord von 2,6 Milliarden Franken an Risikokapital, die in der ersten Jahreshälfte bereits in Startups geflossen sind, sind wir unterwegs zu neuen Höhen, und wir wollen diesen Weg trotz der aktuellen Krisen in der Weltwirtschaft fortsetzen“.

Hier geht es zu den TOP 100 Rankings

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