Das Ostschweizer Softwareunternehmen Abacus Research AG präsentiert strategische Weiterentwicklungen sowie zentrale Neuerungen in der Abacus Business Software. Gleichzeitig werden in der Geschäftsleitung die Weichen gestellt für die Zukunft.
Redaktion
-
16. November 2022
Die Geschäftsleitung der Abacus Research AG in neuer Zusammensetzung. (Bild: zVg / Abacus)
An der 28. Abacus Partner Conference, die vergangene Woche stattfand, standen strategische Weiterentwicklungen und zentrale Neuerungen in der Abacus Business Software im Zentrum. Claudio Hintermann, CEO der Abacus Research AG, legte dabei den Fokus auf die neuen Deep-Technologien. Mit diesen Technologien werden Prozesse weitgehend digitalisiert, was eine vollständig papierlose Buchhaltung ermöglicht. Dazu Claudio Hintermann: «Wir haben eine universelle, webbasierte Plattform geschaffen, über die sich der Dokumentenaustausch global abwickeln und in einen Gesamtprozess einbinden lässt.»
Neue Kommunikationsplattform für Unternehmen
Auf grosses Interesse stiessen bei den über 800 Teilnehmenden der Konferenz diverse Neuerungen der Standardsoftware, so auch im Bereich Human Resources. Eine neu entwickelte Unternehmens-Kommunikationsplattform ermöglicht die unmittelbare Vermittlung von Neuigkeiten an die Mitarbeitenden oder den Informationsaustausch zwischen Mitarbeitenden selbst, was die Unternehmenskultur fördert.
Bewährte Kräfte ergänzen die Abacus-Geschäftsleitung
Auch innerhalb des Unternehmens werden die Weichen gestellt für die Zukunft. Dabei wird gezielt auf Kontinuität gesetzt. Ab dem 1. Juni 2023 teilen sich Claudio Hintermann und Christian Huber die Aufgabe als CEO. Christian Huber bleibt dabei weiterhin auch CFO (Chief Financial Officer), Claudio Hintermann übernimmt zusätzlich die Funktion des CRO (Chief Research Officer). Die Geschäftsleitung wird ausserdem mit langjährigen Abacus-Mitarbeitenden ergänzt und präsentiert sich ab 2023 wie folgt: Claudio Hintermann (Co-CEO, CRO), Christian Huber (Co-CEO, CFO), Alexander Vetter (CTO, Chief Technology Officer), Raffaelle Grillo (COO, Chief Operating Officer) und Yvonne Seitz (CHRO, Chief HR Officer). Ein Wechsel zeichnet sich auch im Verwaltungsrat ab: Daniel Senn, heute COO, soll Nachfolger von Rainer Kaczmarczyk werden, welcher als Verwaltungsratspräsident per 24. Mai 2023 zurücktritt.
Mecaplast SA gewinnt den zehnten Prix SVC Suisse Romande 2022
Das in Botterens ansässige Familienunternehmen Mecaplast SA, das im Bereich Kunststoffspritzguss tätig ist, ist der Gewinner des Prix SVC Suisse Romande 2022, vor Crevoisier SA (Les Genevez) und Baccinex SA (Courroux). Mecaplast bietet Engineering, Formenbau, Herstellung von Kunststoffteilen im Spritzgussverfahren, Thermoformen, Montage von Komponenten und lieferfertigen medizinischen Geräten an.
Redaktion
-
16. November 2022
Jean-Marc Jaccottet, Inhaber und CEO von Mecaplast SA, mit der der Siegertrophäe des Prix SVC Suisse Romande 2022. (Bild: SVC/Manuel Lopez)
Die Preisverleihung und die Vorstellung der Finalisten dieser 10. Ausgabe des Prix SVC Suisse Romande fand am 15. November 2022 im SwissTech Convention Center der EPFL vor rund 1000 Gästen aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien statt.
Mecaplast SA triumphiert bei der Jubiläumsausgabe
Die 1971 in Botterens gegründete Mecaplast SA ist davon überzeugt, dass die Kunststofftechnik im medizinischen Bereich umweltverträgliche Lösungen bieten kann, indem sie innovative technische Vorteile gegenüber den aktuellen Verfahren bietet. Dank ihrer großen Flexibilität kann sie auf maßgeschneiderte Produktionsanforderungen von einigen wenigen Stücken bis zu mehreren Millionen reagieren. Neben der wachsenden Produktion von chirurgischen Instrumenten ist Mecaplast auch im Bereich der Uhrmacherei und verschiedener technischer Teile tätig. Wie die Vorsitzende der Jury, Isabelle Harsch, gerne betonte: „Die Stärke von Mecaplast besteht darin, dass sie den Großteil ihrer Prozesse internalisiert hat, was ihr eine große Flexibilität und damit die Möglichkeit gibt, ihren Kunden nach ihren Anforderungen personalisierte Produkte in Mengen von wenigen Stücken bis zu mehreren Millionen anzubieten.“
Crevoisier SA und Baccinex SA ebenfalls auf dem Siegertreppchen
Der zweite Preis ging an die Crevoisier SA. Das 1966 gegründete Unternehmen mit Sitz in Les Genevez stellte ursprünglich Spannhebel her. Seit 1974 entwickelt und produziert das Unternehmen Werkzeugmaschinen, die auf die Bearbeitung, das Schleifen von harten Materialien, das Polieren und die Automatisierung spezialisiert sind. Jede Crevoisier-Maschine ist ein einzigartiges Werk, das von einem unnachahmlichen Charakter geprägt ist, wie es heisst.
Der dritte Preisträger ist Baccinex, ein pharmazeutisches Zulieferlabor, das sich auf die Entwicklung und Herstellung von injizierbaren, flüssigen oder gefriergetrockneten (bio)pharmazeutischen Produkten spezialisiert hat. Das Unternehmen aus dem Jura ist ein entscheidendes Glied in der Entwicklung von bahnbrechenden Behandlungen wie z. B. bei fünf Medikamenten zur Bekämpfung von Covid-19.
Diplome für E.M.S. Electro Medical System S.A., La Fabrique Cornu SA und Planair SA
Drei weitere Nominierte erhielten ex aequo den vierten Preis: EMS wurde 1981 im Vallée de Joux gegründet und ist heute in seinen drei Geschäftsbereichen – Entwicklung modernster Lösungen und Geräte für die Zahnprophylaxe, die Behandlung von Nierensteinen und die Stoßwellenbehandlung muskuloskelettaler Erkrankungen – weltweit führend. Das Waadtländer Unternehmen Cornu SA ist auf die Herstellung von Feinbackwaren spezialisiert und verarbeitet jährlich das Äquivalent von über 1000 Hektar Weizen, und sein Butterverbrauch entspricht der Milchproduktion von rund 16’000 Kühen. Und schliesslich die Planair SA, die seit ihrer Gründung ein engagierter Förderer von Energiesparsamkeit und Energieeffizienz ist, die für Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit und für öffentliche Körperschaften und Privatpersonen die finanzielle Gesundheit steigern.
Die Schweizer Berufsbildung – Potenziale und Herausforderungen
Europaweit absolviert in keinem anderen Land ein so hoher Anteil an Jugendlichen eine duale Berufsbildung wie in der Schweiz. Dieser Sonderweg ist angesichts des raschen Wandels von Arbeitsmarkt und Gesellschaft herausfordernd. Neue Kompetenzen sind gefragt. Forschende der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung EHB plädieren im neuen Trendbericht dafür, die Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Allgemeinbildung zu optimieren und die Weiterbildungskompetenzen von Berufslernenden zu fördern.
Redaktion
-
15. November 2022
Wohin geht die Reise? Die Schweizer Berufsbildung bietet verschiedene Wege. (Bild: Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung EHB)
Die Schweiz geht mit ihrem Berufsbildungssystem in Europa zunehmend einen Sonderweg und unterscheidet sich immer deutlicher auch von ihren Nachbarländern Deutschland und Österreich. Nirgendwo sonst ist die duale Berufsbildung so stark geblieben und die Trennung zwischen beruflicher und akademischer Bildung so klar, wie der neue Trendbericht des Schweizerischen Observatoriums für die Berufsbildung OBS EHB aufzeigt. Das bietet Vorteile, bringt aber auch Herausforderungen mit sich.
Allgemeinbildung gewinnt an Bedeutung
Zu den Stärken der Schweizer Berufsbildung zählen bis heute die hohe Praxis- und Arbeitsmarktnähe und die tiefe Jugendarbeitslosigkeit. Rund 60 Prozent der Jugendlichen absolvieren eine duale Berufsbildung – so viele wie in keinem anderen europäischen Land. 91 Prozent der Jugendlichen haben zudem in der Schweiz mit 25 Jahren einen Abschluss auf der Sekundarstufe II, ein im internationalen Vergleich sehr hoher Anteil.
Dennoch ist es nötig, auf technologische, wirtschaftliche und soziale Veränderungen zu reagieren. Im Zentrum steht dabei die Frage nach dem idealen Verhältnis von Berufs- und Allgemeinbildung. Sie stellt sich, wenn es um den Entscheid zwischen einem gymnasialen/allgemeinbildenden Weg oder einem berufsbildenden Weg geht. Und sie stellt sich ebenso innerhalb der Berufsbildung, wo manche Berufslehren doppelt so hohe schulische Anteile vorsehen als andere. Zudem ist die Berufsmaturität (BM) je nach Beruf und Kanton sehr unterschiedlich verbreitet.
Die Anforderungen steigen
Der strukturelle Wandel der Berufswelt führt dazu, dass das lebenslange Lernen in schulischen und betrieblichen Kontexten noch wichtiger wird. Die Fähigkeit, sich an neue berufliche Gegebenheiten anpassen zu können, gewinnt an Bedeutung. Der Wandel zeigt sich auch darin, dass es mehr Lernende in dualen Berufslehren mit einem höheren Schulanteil gibt. Steigende Berufsfachschulanteile in der dualen Grundbildung führen aber auch zu einem Zielkonflikt: Gehen Lernende mehr zur Schule, fehlen sie in den Unternehmen, wodurch sich das betriebliche Kosten-Nutzen-Verhältnis verschlechtert.
Die EHB-Forschenden sprechen sich für eine offene Debatte über die Zukunft und das Optimierungspotenzial des schweizerischen Bildungssystems aus. Insbesondere auch über dessen faktische Durchlässigkeit, die sich noch erhöhen liesse, wie ein Blick in Nachbarländer zeigt. Dabei gilt es auch über zusätzliche Bildungsangebote auf der Sekundarstufe II nachzudenken, die Jugendlichen eine Alternative bieten, wenn sie in der beruflichen Grundbildung nicht reüssiert haben.
Insbesondere für den Verkauf von Investitionsgütern und komplexen Dienstleistungen gilt: Ein guter (After-Sales-)Service ist der Schlüssel zu einer hohen Kundenbindung und kann lukrative Folgeaufträge nach sich ziehen.
Peter Schreiber
-
15. November 2022
Verkaufsgespräche an einer Fachmesse: Doch erst mit einem Top-Service nach dem Verkauf lassen sich Folgeaufträge gewinnen. (Bild: Depositphotos.com)
Vertriebsalltag. Intensiv umwirbt der Verkäufer den Neukunden. Alles tut er für den „sehr geehrten Kunden“. Doch kaum ist der Vertrag unter Dach und Fach, erlahmt sein Interesse. Plötzlich ist alles „nicht so einfach“ und „kostet extra“. Dies registriert auch der Kunde. Deshalb geht er innerlich auf Distanz zum Verkäufer und dessen Unternehmen. Und entsprechend schnell ist er zu einem Lieferantenwechsel bereit, wenn ein anderer Anbieter ihm ein attraktives Angebot unterbreitet – selbst wenn er mit dem (Kern-)Produkt zufrieden ist.
Eine Ursache hierfür ist: Vielen Verkäufern ist nicht ausreichend bewusst, dass sich komplexe (technische) Investitionsgüter heute ohne ein gewisses Mass an Service vor und nach dem Verkauf nicht mehr verkaufen lassen; ausserdem, dass die Kunden bei ihrem Kauf stets Erwartungen hegen, die über das Kernprodukt hinausgehen. Denn was nutzt einem Betrieb die tollste Maschine oder Computeranlage, wenn die Servicetechniker des Herstellers bei einem Defekt tagelang unerreichbar sind? Wenig. Deshalb ist der (After-Sales-)Service für die meisten Kunden ein Teil des gekauften Produkts. Also erwarten sie ganz selbstverständlich, dass er wie gewünscht erbracht wird.
Den kostenlosen Service gibt es nicht
Wie viel Service aus Kundensicht das versprochene Leistungspaket enthält, hängt unter anderem davon ab, ob der Anbieter sich als „Kistenschieber“ oder „Full-Service-Anbieter“ präsentiert; ausserdem davon, ob er im niedrig- oder hochpreisigen Bereich angesiedelt ist. Wie viel Service es seinen Kunden bietet, muss folglich jedes Unternehmen selbst entscheiden. Wurde ein Serviceversprechen jedoch gegeben, dann müssen die entsprechenden Leistungen erbracht werden. Also müssen sie auch bei der Preiskalkulation berücksichtigt werden, denn im Gegensatz zur Erwartung mancher Kunden gilt: Den kostenlosen Service gibt es nicht. Entweder ist er schon im Preis des Kernprodukts enthalten oder er wird zu einem späteren Zeitpunkt berechnet.
Vielen Verkäufern ist zudem nicht ausreichend bewusst, dass ihr Unternehmen mit seinen Kunden, wenn es ihnen zum Beispiel eine Computer- oder Maschinenanlage verkauft, sozusagen eine Partnerschaft für die Lebensdauer des Systems eingeht. Sie erachten ihren Job als beendet, wenn die Bestellung ausgeliefert ist. Für den Kunden beginnt jedoch jetzt erst die Zusammenarbeit. Denn nur, wenn die Anlage im Alltag seine Erwartungen erfüllt, ist er mit seiner Investition zufrieden. Und nur dann entsteht bei ihm allmählich neben der technischen eine emotionale Bindung an den Lieferanten. Die Kundenbindung schlägt also in Kundenloyalität um. Das heißt, die Mitarbeiter des Kunden versuchen selbst dann die Beziehung zum Lieferanten aufrechtzuerhalten, wenn ihnen ein anderer Anbieter ein scheinbar günstigeres Angebot unterbreitet, weil sie wissen: Viele Leistungen unseres aktuellen Lieferanten sind nicht selbstverständlich. Deshalb wäre ein Lieferantenwechsel mit Unsicherheit und Mehrarbeit verbunden.
Vertrieb und Service müssen kooperieren
Damit eine solche Kundenbindung entsteht, müssen Vertrieb und Service eng miteinander kooperieren. Hier liegt eine Schwachstelle vieler Unternehmen. Oft geben zum Beispiel die Verkäufer den Kunden (Service-)Versprechen, die die Techniker nicht erfüllen können. Umgekehrt verunsichern die Servicetechniker die Kunden in ihrer Kaufentscheidung häufig eher als sie zu bestätigen. Zum Beispiel indem sie während des Installierens der Maschine zum Kunden sagen: „Wer hat Ihnen denn das verkauft? Hat Ihnen denn niemand gesagt, dass….“. Um solche Pannen zu vermeiden, sollten Service und Verkauf bereits in der Verkaufsphase kooperieren – zum Beispiel, indem sie sich, wenn die Kundenanforderungen vorliegen, darüber verständigen, was möglich ist. Von einer solchen Zusammenarbeit lernen beide Seiten. Sie schafft zudem die Voraussetzungen, um die Kundenerwartungen zuverlässig zu erfüllen.
Im Verkaufsalltag bewährt es sich zudem immer wieder, wenn erfahrene Servicetechniker die Verkäufer zu den abschließenden Verkaufsgesprächen begleiten. Schließlich bügeln sie im Arbeitsalltag die Pannen und Probleme aus. Also entscheidet sich der Kunde leichter zum Kauf, wenn er die Servicetechniker kennt und von ihnen einen kompetenten Eindruck hat. Ein guter Kontakt zwischen Verkauf und Service ist auch nötig, weil die Servicetechniker meist als Erste registrieren, wo beim Kunden in absehbarer Zeit Probleme auftreten könnten; außerdem, wo bei ihm weiterer Bedarf besteht. Gelangen diese Infos zum Verkäufer, kann er sich als Partner, der mitdenkt, profilieren und Folgeaufträge generieren.
Dies setzt jedoch voraus, dass die Bereiche die Arbeit des jeweils anderen wertschätzen. Eine solche Beziehung zwischen Service und Vertrieb sollte von der Unternehmens- oder Vertriebsleitung gezielt gefördert werden – zum Beispiel durch regelmässige gemeinsame Meetings. Sie sollte zudem Regeln für das Miteinander definieren – zum Beispiel, dass alle grösseren Angebote des Vertriebs vom Service nochmals gecheckt werden.
Autor
Peter Schreiber ist Inhaber des auf den Vertrieb von Industriegütern und -dienstleistungen spezialisierten Trainings- und Beratungsunternehmens Peter Schreiber & Partner in Ilsfeld, Deutschland. www.schreiber-training.de
Schweiz stürzt im Klimaschutz-Ländervergleich ab
Beim Climate Change Performance Index (CCPI), dem Klimaschutz-Ländervergleich, belegt die Schweiz nur noch Platz 22. Mit dem Ausscheiden aus den Top 20 gehört die Schweiz nicht mehr zu jenen Ländern, die im Kampf gegen die Klimaerhitzung als effizient gelten.
Redaktion
-
14. November 2022
Drohen Klimaschutz-Massnahmen zerschlagen zu werden? Die Schweiz jedenfalls hat im Klimaschutz-Ländervergleich sieben Plätze verloren. (Bild: Pixabay.com)
Überall belegt die Schweiz Spitzenplätze: Bei der Innovationskraft, bei der steuerlichen Belastung, bei der Wettbewerbsfähigkeit usw. Eher unrühmlich wirkt dagegen die Klassierung, welche unser Land beim Klimaschutz belegt: Innerhalb eines Jahres verliert die Schweiz beim Climate Change Performance Index (CCPI) sieben Plätze. Die EU oder auch Länder wie Ägypten oder Malta rangieren inzwischen weiter vorne. Der von der Umweltorganisation Germanwatch, dem NewClimate Institute und dem Climate Action Network herausgegebene Climate Change Performance Index (CCPI) bewertet die Klimaschutzbemühungen von 59 Ländern und der gesamten Europäischen Union. Sie alle gehören zu den grössten Emittenten weltweit. Eine aktuelle Rangliste wird jedes Jahr zum Zeitpunkt der UN-Klimakonferenz vorgestellt. Dieses Jahr belegen Dänemark, Schweden und Chile die vordersten Ränge 4, 5 und 6. Die ersten drei Plätze werden nicht vergeben, da keines der berücksichtigten Länder die notwendigen Anstrengungen unternimmt, um die globale Erwärmung maximal auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Greenpeace: Schweiz drückt sich vor Klimaschutz
Das wenig berauschende Abschneiden der Schweiz ist Wasser auf die Mühlen von Umweltorganisationen. «Der Absturz der Schweiz überrascht mich nicht», sagt Georg Klingler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace Schweiz. «Die Schweiz kommt den mit dem Pariser Übereinkommen eingegangenen Verpflichtungen nicht nach und tut nicht genug, um ihre Emissionen im In- und Ausland zu reduzieren. Unser Land befindet sich auf einem Pfad, der zu einer globalen Erwärmung von 3 Grad führt. Das hat schwerwiegende Folgen, denn bereits eine globale Erwärmung von mehr als 1,5 Grad gefährdet die Grundrechte aller Menschen im Land. Ich hoffe, dass dies ein Weckruf für den Bundesrat ist, damit er die Bemühungen um den Klimaschutz in allen Aspekten rasch verstärkt. Das Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit (indirekter Gegenentwurf zur Gletscher-Initiative) muss es uns ermöglichen, unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern unverzüglich zu verringern.»
Politik betreibt Greenwashing
Greenpeace kann der Schweizer Umwelt- und Klimapolitik derzeit wenig Gutes abgewinnen, wie schon unmittelbar im Vorfeld der laufenden COP27-Konferenz in Sharm El-Sheik kommuniziert wurde. Besonders schockierend sei die Logik des Bundesrates, die Klimaschutzbemühungen in der Schweiz mit im Ausland durchgeführten Massnahmen zu beschönigen, so Greenpeace. «Die Schweiz hat in Vergangenheit bereits sehr viele Treibhausgase ausgestossen. Unser Land hat aufgrund unserer Konsumgewohnheiten einen sehr hohen Pro-Kopf-Ausstoss, und unser Finanzplatz investiert weiterhin weltweit in Kohle, Öl und Gas. Wir müssen daher klar dafür sorgen, dass die Emissionen im Ausland reduziert werden. Diese Reduktionen dürfen aber keinesfalls die in der Schweiz nötigen Massnahmen ersetzen. Die aktuelle Politik ist nichts anderes als Greenwashing.»
Bisher enttäuschende COP27
Stellt man das Ranking in Bezug zur Klimakonferenz COP27, passt das Abschneiden der Schweiz gut ins Gesamtbild. Bisher hat die Konferenz nämlich noch wenig Zählbares gebracht. Als Bremser zeigen sich immer wieder auch die Industrienationen. Laut dem UN-Emissionslückenbericht werden die globalen Emissionen im Jahr 2022 voraussichtlich einen neuen Rekordwert erreichen, nachdem sie 2021 aufgrund der Pandemie kurzzeitig gesunken waren. Im Climate Action Tracker-Bericht wird hervorgehoben, dass der Anstieg des Flüssiggasverbrauchs infolge der Energiekrise, die durch den Ukraine-Krieg noch verschärft wurde, sich wahrscheinlich negativ auf den Übergang zur Klimaneutralität auswirken dürfte. Hinzu kommt, dass mangels strengerer Vorschriften und formaler Kohlenstoffpreise öffentliche und private Akteure verstärkt auf Kompensationsmassnahmen und freiwillige Initiativen zum Kohlenstoffhandel setzen. Eine Reihe afrikanischer Länder rief etwa die African Carbon Markets Initiative ins Leben, die bis 2030 jährlich 300 Millionen Emissionsgutschriften im Wert von 6 Milliarden Dollar produzieren soll. Und mit grossem Aufsehen verkündete Vella auf der COP27 den einmilliardsten Kohlenstoffkredit. Diese Initiativen mögen viel guten Willen zeigen, lenken aber von der eigentlichen Dekarbonisierung ab.
Frauenanteil in Schweizer Verwaltungsräten steigt langsam
Innert 18 Jahren stieg der Frauenanteil in Schweizer Verwaltungsräten von 9 Prozent im Jahr 2004 nur um 20,1 Prozent. So lautet die Beobachtung des Personalberatungsunternehmens Egon Zehnder. Das Fazit für die Geschlechterbalance in Schweizer Verwaltungsräten von 2004 bis heute: die Richtung stimmt, das Tempo ist zu langsam.
Redaktion
-
14. November 2022
Zu echter Diversity in Schweizer Verwaltungsräten ist es laut einer Analyse noch ein weiter Weg: So ist etwa der Frauenanteil seit 2004 weniger schnell angestiegen als in anderen westeuropäischen Ländern. (Bild: Depositphotos.com)
Das Personalberatungsunternehmen Egon Zehnder hat die Ergebnisse des Global Board Diversity Trackers 2022 veröffentlicht. Die Studie analysiert bereits seit 2004, wie divers Verwaltungsräte in Bezug auf Geschlecht, Alter und Internationalität auf globaler Ebene aufgestellt sind. Die Ergebnisse zeigen, dass der Anteil diverser Verwaltungsräte nur sehr langsam steigt. Insbesondere die Schweiz hinkt bei der diversen Besetzung von Führungspositionen immer noch hinterher. So beträgt der Frauenanteil in Schweizer Verwaltungsräten seit der ersten Studie vor 18 Jahren nur 29,1 Prozent. Das liegt unter dem westeuropäischen Durchschnitt von 35,5 Prozent. Frankreich erhöhte seinen Frauenanteil seit 2004 von sechs Prozent auf insgesamt 45,3 Prozent und führt damit die westeuropäischen Staaten an.
Frauenanteil erhöhen: Das Tempo in der Schweiz ist zu langsam
Sämtliche der analysierten Schweizer Unternehmen haben mindestens eine Frau im Verwaltungsrat: 100 Prozent der analysierten Schweizer Unternehmen haben jetzt mindestens eine weibliche Verwaltungsrätin im Gremium. 2020 waren es noch 97,6 Prozent. Das wäre zwar erfreulich, doch: „Die Ergebnisse sollten ein Weckruf für Manager und Managerinnen in der Schweiz sein. Bei der Besetzung von Spitzenpositionen muss ein Umdenken stattfinden“, sagt Dominik Schaller, Managing Partner von Egon Zehnder Schweiz. „Denn der Wandel muss an der Unternehmensspitze beginnen. Nur so können Führungspersönlichkeiten mit unterschiedlichen Hintergründen als Vorbilder für die gesamte Organisation fungieren und eine inklusive Kultur gestalten.“
Mit Blick auf ganz Westeuropa hat sich der Frauenanteil in den vergangenen zwei Jahren in den Verwaltungsräten schneller als in den vergangenen zehn Jahren zuvor gesteigert. Heute sind deutlich mehr Frauen Teil eines Verwaltungsrats als im weltweiten Durchschnitt. Dies trifft auch auf die Schweiz zu, jedoch muss auch bemerkt werden, dass von den insgesamt 10,6 Prozent neuer Verwaltungsratssitze 6,8 Prozent auf Männer und nur 3,8 Prozent auf Frauen entfielen. Die durchschnittliche Verwaltungsratsgrösse in der Schweiz umfasst dabei 9,7 Sitze.
Verwaltungsratsgremien internationalisieren sich global nur schleppend
Unabhängig vom Geschlecht liegt der durchschnittliche Anteil von Verwaltungsratsmitgliedern mit internationalem Hintergrund auf globaler Ebene bei etwa einem Viertel – und sinkt seit 2012 in fast allen Weltregionen. Westeuropa verzeichnet mit einem Durchschnitt von fast 39 Prozent als einzige Region einen kontinuierlichen, wenn auch eher langsamen Aufwärtstrend. Die Schweiz ist hier eine Ausnahme und liegt in diesem Bereich mit einem Anteil von 63,5 Prozent deutlich über dem westeuropäischen Durchschnitt. Bemerkenswert ist dabei der sehr hohe Anteil weiblicher Verwaltungsratsmitglieder mit internationalem Hintergrund, der in der Schweiz gar bei 75,8 Prozent liegt.
„Dass der Talent-Pool für weibliche Verwaltungsratsmitglieder in der Schweiz hauptsächlich im Ausland liegt, gibt zu denken“, sagt Simone Stebler, Beraterin und Leiterin Diversity & Inclusion bei Egon Zehnder Schweiz. „Es gilt diverse Talent-Pipelines aufzubauen, gerade für CFO und CEO Rollen. Diverse Teams sind nicht nur wirtschaftlich erfolgreicher, sondern auch innovativer in der Produktentwicklung, resilienter in Krisen und kreativer in Problemsituationen. Der Aufbau einer inklusiven Unternehmenskultur ist unabdingbar, um diese diversen Talente anzuziehen und weiterzuentwickeln – bis hin in die höchsten Führungsetagen.“
Digitaler Arbeitsplatz: Was die grössten Bremser für Produktivität sind
Eine Studie hat untersucht, was die Produktivität an einem digitalen Arbeitsplatz am meisten einschränkt. Die grössten Frustrationsquellen sind demnach Probleme mit der Konnektivität, die Performance von Anwendungen, Ablenkungen durch Kollegen und die Anforderung, sich für konzentriertes Arbeiten abschotten zu müssen – letzteres bringt mehr als die Hälfte der Mitarbeiter dazu, im Homeoffice ihre Arbeit zu erledigen.
Redaktion
-
11. November 2022
Und wieder funktioniert etwas nicht: Ein digitaler Arbeitsplatz ist häufig Quelle für Frustrationen. (Symbolbild; Unsplash.com)
Ein digitaler Arbeitsplatz ist heute weitgehend Standard. Doch je mehr Technologie, desto grösser zuweilen auch der Ärger. Der Software-Hersteller Nexthink hat nun Ergebnisse seines jüngsten Reports „The Drivers of Digital Employee Experience (DEX)“ vorgestellt. Untersucht wurde, mit welchen Störungen und Problemen im IT-Erlebnis Arbeitnehmer konfrontiert sind. Klar wurde, dass zumeist IT und Kollegen frustrierende Unterbrechungen im Arbeitsablauf verursachen.
Digitaler Arbeitsplatz und menschliche Ablenkungen
93 Prozent von über 1.000 Arbeitnehmern gaben an, dass Technologie am Arbeitsplatz die Produktivität in der einen oder anderen Weise beeinträchtigt. Das am häufigsten genannte „technische Problem“, das die Produktivität und konzentriertes Arbeiten stört, sind „menschliche Ablenkungen“. Dies ist der Grund, Arbeit zuhause zu erledigen (laut 55 Prozent der Befragten, die angaben, dass zu wenig Raum für konzentriertes Arbeiten bleibt), oder sich für konzentriertes Arbeiten abzuschotten, wie z. B. das Telefon auszuschalten oder Scheinbesprechungen einzutragen (33 Prozent gaben an, diese digitale Selbstverteidigung anzuwenden).
„Was wir im Laufe der Jahre durch unsere Forschung und einzelne Erfahrung herausgefunden haben, ist, dass Technologie oft sowohl die Lösung als auch das Problem ist“, sagt Yassine Zaied, Chief Strategy & Marketing Officer, Nexthink. „Die Frage, die sich Unternehmen stellen sollten, ist, wie IT-Teams diese häufigen Probleme lösen und gleichzeitig die Bedürfnisse der einzelnen Teams mit den berechtigten Interessen des Unternehmens in Einklang bringen können. Technologie ist unser grösstes Kapital, aber ein echtes Verständnis ihrer Schwächen und ihres Potenzials ist entscheidend, um positive digitale Erfahrungen für Mitarbeiter zu gewährleisten.“
Technologie ist nicht alles
Der erwähnte Report hat die Frustrationen anhand einer Umfrage mit mehr als 1.000 Teilnehmern, 20 Einzelinterviews und 86 Tagebucheinträgen einer Untergruppe von Mitarbeitern untersucht, die ihre Probleme mit Technologie dokumentieren. Die Untersuchung ergab auch, dass nur die Hälfte der Befragten der Meinung war, dass die Technologie ein wesentlicher Faktor für mehr Effizienz ist. Von den genannten Störungen waren die Konnektivität und die Performance der Anwendungen die grössten technischen Hindernisse, und diese Beschwerden wurden gleichermassen von Mitarbeitern im Homeoffice oder im Büro genannt. Selbst kurze Unterbrechungen (unter fünf Minuten und zwischen fünf und zehn Minuten) führen laut den Tagebucheinträgen zu hohen Frustrationsraten bei den Mitarbeitern – ein harter Kampf für die IT-Abteilung, um das Vertrauen und die Wertschätzung der Mitarbeiter zu gewinnen. Auf die Frage, warum Mitarbeiter zögern, sich mit einem Problem an die IT-Abteilung zu wenden, lauteten die vier häufigsten Antworten:
Angst vor einem langwierigen Support-Prozess
Ungewissheit, ob das technische Problem nur sie selbst betrifft oder ob es auch ein eigener Fehler sein könnte
Befürchtung, dass das Problem zu geringfügig ist, trotz der Frustration, die es verursacht
Annahme, dass die IT-Abteilung sowieso nicht helfen kann.
Wenig überraschend stellt der Bericht fest, dass die Mitarbeiter umso zufriedener waren, je besser Technologie ihre Produktivität unterstützt.
(Grafik: Nexthink)
Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass 20 Prozent der Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz wegen einer schlechten IT-Erfahrung aufgeben würden. Da Technologie und wie sie erlebt wird sowohl für die Produktivität als auch für die allgemeine Zufriedenheit der Mitarbeiter und den Return-on-Investment entscheidend seien, sei es für die IT-Abteilung unerlässlich, hier einen Fokus zu setzen, so eine Erkenntnis der vorliegenden Untersuchung.
IT-Führungskräfte: Tempo des digitalen Wandels verschärft Fachkräftemangel
Der Mangel an Bewerbern mit ausreichenden IT-, Cloud-Computing- oder KI-Kenntnissen verschärft die Probleme bei der Personalbeschaffung weiter, da die digitalen Anforderungen weiter steigen und die Unternehmen nach alternativen Talentpools suchen müssen. Dies zeigte eine unabhängige Studie unter 2900 IT-Führungskräften weltweit.
Redaktion
-
11. November 2022
IT-Führungskräfte stellen fest: Die schnell fortschreitende digitale Transformation verschärft den Fachkräftemangel weiter. Umschulungsprogramme sollen Lücken schliessen. (Bild: Equinix)
Eine von Equinix, einem globalen Unternehmen für digitale Infrastruktur, in Auftrag gegebene Umfrage hat ergeben, dass sich IT-Führungskräfte weltweit ernsthafte Sorgen um die Bindung und Einstellung von Mitarbeitenden machen. Laut der Equinix 2022 Global Tech Trends Survey sehen 62 % der IT-Entscheidungsträger weltweit (54 % in der Schweiz) den Mangel an IT-Fachkräften als eine der grössten Bedrohungen für ihr Unternehmen an. Organisationen – darunter auch Equinix – versuchen, den Talentpool zu erweitern und durch alternative Rekrutierungsmassnahmen eine grössere Vielfalt an Kandidaten zu gewinnen. Die 2’900 Befragten – darunter 100 aus der Schweiz – räumten ein, dass die Geschwindigkeit, mit der sich die Technologiebranche wandelt, die Unternehmen vor die Schwierigkeit stellt, Mitarbeitende mit den richtigen Qualifikationen zu finden, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu meistern.
Viele Bewerber mit falschen Qualifikationen
Die häufigsten Bedenken waren, dass sich Kandidaten mit falschen Qualifikationen auf Stellen bewerben (44 % weltweit und in der Schweiz) und dass die derzeitigen Talente gehalten werden müssen (44 % weltweit und 47 % in der Schweiz). Dabei sind IT-Fachleute (27 % global / 25 % in der Schweiz), Cloud-Computing-Spezialisten (26 % global / 17 % in der Schweiz) sowie KI- und Machine-Learning-Fachkräfte (26 % weltweit und in der Schweiz) die am meisten gefragten Fachkräfte. Weiterer Mangel besteht in den Bereichen Datenanalyse (21 % global / 17 % lokal), Datenschutz (21 % global / 19 % lokal), Entwicklung von Sicherheitssoftware (19 % global / 9 % in der Schweiz) sowie Sicherheitsanalyse (18 % global / 21 % lokal). IT-Führungskräfte gehen davon aus, dass die Lücken bei den technischen Fähigkeiten in Zukunft ähnlich bleiben werden, wobei KI und maschinelles Lernen noch stärker in den Vordergrund rücken wird.
Keri Gilder, CEO Colt Technology Services, erläutert: «Die Suche nach den richtigen Qualifikationen ist ein echtes Problem in der Technologiebranche, insbesondere im Softwarebereich. Die Realität ist, dass mit der Softwarization von Dienstleistungen alle Branchen die gleichen Fachkräfte suchen. Eine der Herausforderungen ist das mangelnde Bewusstsein junger Talente für die Möglichkeiten, die der Technologiesektor bietet. Konnektivitäts-Anbieter kommen in vielen Anwendungsfällen nicht vor – auch nicht auf Universitätsebene –, obwohl in Bereichen wie Unterwasser-, Satelliten- und Glasfasertechnik viel getan wird. Wir müssen gemeinsam über Talente nachdenken und als Branche daran arbeiten, all jene, die auf eine Chance warten, auch einzubeziehen.»
Mit Umschulungen gegen den Fachkräftemangel
Als Reaktion auf den Fachkräftemangel bemühen sich viele Unternehmen intensiv um die Umschulung von Mitarbeitenden aus anderen Bereichen. So gaben 62 % (39 % in der Schweiz) an, dass sie Arbeitnehmende aus ähnlichen Branchen umschulen, während 34 % (21 % lokal) versuchen, ihre Belegschaft mit Mitarbeitenden aus branchenfremden Bereichen aufzustocken. In Anbetracht jüngster Entlassungen und Freistellungen, die Arbeitnehmende dazu veranlassen können, nach Möglichkeiten zu suchen, ihre Fähigkeiten oder ihre Karriere zu verbessern, könnten Technologieunternehmen, die Schulungs- und Entwicklungsmöglichkeiten anbieten, besser positioniert sein, um Talente anzuziehen.
Die häufigsten Quellen für umgeschulte Arbeitskräfte sind Verwaltung und Unternehmensunterstützung (36 % global / 21 % in der Schweiz), Finanz- und Versicherungswesen (33 % global / 25 % lokal) sowie Personen, die nach einer Abwesenheit in den Beruf zurückkehren (30 % global / 13 % lokal). Diese umgeschulten Arbeitskräfte können Unternehmen helfen, Lücken im technischen Bereich zu schliessen, indem sie als IT-Fachleute (51 % global / 48 % lokal), im Bereich Cloud Computing (36 % global / 30 % lokal) und in der Datenanalyse (35 % global / 24 % lokal) arbeiten. Auch der Studien-Auftraggeber Equinix bietet im Rahmen seines Career-Pathways-Portfolios eine Reihe von Programmen für den beruflichen Übergang oder Karrierewechsel an.
IT-Führungskräfte: „Investitionen in Talente zahlen sich aus“
Unternehmen versuchen auch, über Hochschul- und Ausbildungsprogramme neue Mitarbeitende zu gewinnen. IT-Führungskräfte auf der ganzen Welt gaben an, dass ihre Unternehmen bei der Zusammenarbeit mit Hochschuleinrichtungen vor allem Praktika für Studenten anbieten (42 % / 38 % in der Schweiz), gemeinsame Schulungsprogramme mit Hochschuleinrichtungen durchführen (41 % global / 25 % lokal), an Karrieremessen von Hochschulen teilnehmen (37 % / 24 % lokal) und Partnerschaften für Ausbildungsprogramme eingehen (34 % / 26 % lokal).
Roger Semprini von Equinix Schweiz ist überzeugt, dass Investitionen in Talente sich auszahlen. (Bild: Equinix)
Roger Semprini, Managing Director, Equinix, Schweiz: «In Menschen und Talente zu investieren, zahlt sich immer aus, besonders in ungewissen Zeiten. Jetzt, wo sich wirtschaftliche Unsicherheiten abzeichnen, ist der erste Instinkt mancher Unternehmensleiter, an Dingen zu sparen, die nicht ‹überlebenswichtig› sind, wie die Einstellung neuer Mitarbeitenden oder Investitionen in ihre berufliche Entwicklung. Aus unserer Sicht ist diese Mentalität kurzsichtig. Wir investieren in grossem Umfang in Talente.» Brandi Galvin Morandi, Chief Legal and HR Officer bei Equinix: «Die Umfrage zeigt, dass unangepasste Qualifikationen die Talentakquise in technologieorientierten Teams weltweit behindern. Es besteht ein allgemeiner Mangel an Verständnis für die spezifischen Fähigkeiten, die für bestimmte Rollen erforderlich sind, und potenzielle Kandidaten benötigen eine bessere Anleitung in Bezug auf Ausbildung, Vorbereitung und Beschäftigungsmöglichkeiten. Diese Herausforderung gibt unserer Branche die Möglichkeit, Talente auf andere Art und Weise zu rekrutieren und zu entwickeln, und das ist etwas, an dem wir in den letzten Jahren gearbeitet haben. Wir sind der Meinung, dass Unternehmen einen progressiven Talententwicklungsplan für Positionen im technischen Bereich fördern sollten, der sowohl unerfahrene als auch ausgebildete Kandidaten anspricht.»
Ukraine-Krieg, steigende Rohstoffpreise und mögliche Energieengpässe – der Aussenhandel der Schweizer Handelsbranchen ist zu 77 bis 93 Prozent von diesen parallelen Krisen betroffen. Trotzdem konnten in den vergangenen Monaten die Hälfte der Handelsbranchen den Umsatz im Aussenhandel steigern.
Redaktion
-
10. November 2022
Der Schweizer Aussenhandel befindet sich quasi in einem dauernden Ausnahmezustand. Doch viele Handelsunternehmen sind dank Agilität erfolgreich unterwegs. (Symbolbild; Pixabay.com)
Schweizer Händler sind im Krisensog: So in etwa lassen sich die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Dachverbands Handel Schweiz unter seinen 33 Mitgliedsverbänden zusammenfassen. In der Tat stehe der weltweite Handel auf dem Prüfstand, heisst es dazu in einer Mitteilung des Verbands: Ukraine-Krieg, Covid-Strategie der Chinesen, Sanktionen im russischen Wirtschaftsraum, die Bestrebungen der USA, die technologische Abhängigkeit von China zu reduzieren, die geplante weitere Digitalisierung der chinesischen Wirtschaft und Gesellschaft sowie der Aufbau neuer Energie-Infrastrukturen in Europa – all diese Entwicklungen würden parallel die Transformation des globalen Handels vorantreiben. Rudolf O. Schmid, seit Juni 2022 Präsident von Handel Schweiz, betonte am Mediengespräch des Dachverbands des Schweizer Handels: «Die Schweiz und ihre Händler sind aufgefordert, sich in den veränderten Handelsstrukturen zu bewegen und anzupassen. Als kleines Land profitiert die Schweiz vom grossen Vorteil, den Abschottungen nur teilweise zu unterliegen.» Das zeigen auch die aktuellen Zahlen. Für das dritte Quartal 2022 stiegen die Exporte insgesamt um 1,3 Prozent. So wurden 4,9 Prozent mehr Uhren exportiert. Während im Export nach Europa ein Minus von 4,4 Prozent verzeichnet wurde, stieg jener nach China um 19,3 Prozent. Auch die Prognosen lassen die Schweizer Händler hoffen. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich erwartet für das Jahr 2022 eine Steigerung des BIP um 2,3 Prozent sowie eine sinkende Inflation ab Mitte 2023; diese sollte bis zum Jahresende 2023 nur noch bei 2 Prozent liegen. Kaspar Engeli, Direktor von Handel Schweiz, erklärte die trotz «Ausnahmezustand» relativ stabile Lage im Schweizer Aussenhandel: «Der Krisenmodus ist für viele im globalen Handel tätigen Firmen bis zu einem gewissen Grad der Normalfall.»
Umfrage unter 33 Mitgliederverbänden im Handel
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass in den vergangenen Monaten die Hälfte der Handelsbranchen den Umsatz im Aussenhandel um bis zu 50 Prozent erhöhen konnte. Knapp ein Drittel beklagt einen Einbruch von bis zu 20 Prozent. Die durch den Ukraine-Krieg, steigende Rohstoffpreise und mögliche Energieengpässe ausgelösten Krisen wirkten sich unterschiedlich stark auf den Aussenhandel aus. 93 Prozent der Handelsbranchen waren mit den Auswirkungen der höheren Rohstoffpreise konfrontiert. Der Ukraine-Krieg und die zukünftigen Energieengpässe verändern den Aussenhandel jeweils in 77 Prozent der Firmen. Knapp ein Drittel der Händler spart bereits Energie ein oder baut alternative Energielösungen auf. Die drei Krisenbereiche führen vor allem zu Mehraufwand in den Handelsfirmen und zu Problemen auf den Lieferketten. Dem wirken die Händler nach wie vor mit grösseren Lagern entgegen, was den Liquiditätsbedarf in der ohnehin kapitalintensiven Handelsbranche weiter erhöht.
Trotz Ausnahmezustand im weltweiten Handel sind Schweizer Handelsunternehmen recht gut unterwegs. (Grafik: Handel Schweiz)Als weitere Herausforderung kommt die Energieknappheit hinzu. (Grafik: Handel Schweiz)
Mehrere Rollen im weltweiten Handel
Der dauernde Ausnahmezustand zwingt Händler zu Agilität. Dies weiss auch Hans Christian von der Crone. Der Inhaber und CEO der 10-köpfigen Nimex AG in Adliswil ist ein Vollbluthändler mit globalem Netzwerk. Er erklärt die Robustheit des krisenerprobten Schweizer Handels auch mit den eingespielten Strukturen: «Im Handel sind sehr viele inhabergeführte Familienunternehmen unterwegs. Sie geben die Erfahrungen von Generation zu Generation weiter. Langjährige Kontakte zu Handelspartnern in aller Welt sind ein zweiter Erfolgsfaktor, der auch in unsicheren Zeiten zu mehr Resilienz verhilft. Nimex tauscht sich ständig global aus. So finden wir neue Produkte und landen immer wieder echte Verkaufshits. Was gleich bleibt, ist eine gewisse Vorsicht. Schweizer Händler können im Ausland nicht mit Grösse trumpfen. Aber wir sind bekannt dafür, dass wir uns in die Mentalität des anderen hineinfühlen können und einen respektvollen Umgang pflegen.» Zu den Kerngeschäften von Nimex zählen Uhren und Schmuck sowie Spielzeug. In den beiden Kerngeschäften ist Nimex insgesamt weltweit mit über 100 Partnern in Kontakt. Die Modeuhren sowie der Schmuck werden an mehreren Orten produziert wie in Thailand, Taiwan oder China. Traditionelle Spielzeuge wie Autos, Puppen und Zubehör, Sammelartikel und Plüsch machen rund 70 Prozent des Spielwaren-Sortiments aus. Hier kommen rund 70 Prozent der Waren aus China. Nimex stellt auch selbst Produkte her bzw. lässt sie produzieren; sei es in Europa wie zum Beispiel in Portugal oder in Fernost. So lanciert das Unternehmen seit Jahren Swiss Made-Uhren mit lokalen Produzenten. Die Swiss Made-Uhren werden dann zu 95 Prozent weltweit verkauft. Die Preise liegen im Bereich von CHF 150 bis 500. Der Inhaber von Nimex erklärt: «Unsere Uhren stehen, wenn Swiss Made, für Schweizer Qualität, doch sind sie trotzdem ‘Massenprodukte’. Sehr viele Menschen in zahlreichen Ländern sind stolz, sie sich leisten zu können.» Zudem besitzt Nimex Lizenzen für Merchandising-Produkte. Eines der prominentesten ist die inzwischen 90-jährige Marke Globi. Globi oder zum Beispiel die Disney-Prinzessinnenpuppe sind Dauerbrenner, die seit Jahren gut verkauft werden. Angesichts des Wechsels in den Märkten, den knappen Rohstoffen und der Energiekrise plant Nimex heute noch vorausschauender. Bestellt wird früher. Die geopolitischen Veränderungen haben bei Nimex zu keinen Umsatzeinbussen geführt. Die höheren Transportkosten vor allem bei den grösseren Produkten wie Trampoline schlagen zu Buche. Beim Schmuck sind die Mehrkosten unerheblich. Bei z.B. 10’000 Plüschtieren in 20 Containern können die Mehrkosten mit minimen bis gar keinen Preiserhöhungen aufgefangen werden.
Sitz in Hongkong, Produktion in China, Europalager in Grossbritannien
Einer der langjährigen Handelspartner von Nimex ist Herald Holdings mit Sitz in Hongkong. Das Unternehmen wurde Mitte der 1950er Jahre durch die Familie des heutigen Verwaltungsratspräsidenten Robert Dorfman und einer zweiten Familie aus Hongkong-China gegründet. Dorfman war am Online-Mediengespräch aus Hongkong zugeschaltet, Er erläuterte das Zusammenspiel der beiden Familien: «Wir bringen westliche Management- und Marketingtechniken mit, und sie ein grosses Wissen über China und die Produktionsbasis.» Für den grössten Kunden, den US-amerikanischen Spielwarenhersteller Hasbro werden Actionfiguren wie Star Wars und Avengers produziert. Während Herald zu Beginn in Hongkong produzierte, wurde in den 1980er Jahren die Herstellung in das kostengünstigere China verlagert, zunächst über Subunternehmen, später in eigene Fabriken. Obwohl China längst nicht mehr das günstigste Land ist, kommt für Herald die Abwanderung nach Indonesien, Indien oder Vietnam nicht in Frage, wie Robert Dorfman erläuterte: «Die Nähe zu Hongkong sowie die kulturelle und sprachliche Nähe machen es möglich, Fabriken in China einigermassen gut zu betreiben. Ein fast unbegrenztes Angebot an Arbeitskräften, leicht verfügbares Land und die vielleicht beste Infrastruktur aller Produktionsländer der Welt verschafft China einen grossen Vorteil. Herald hat die Verlagerung der Produktion geprüft, doch sich für den Verbleib in China und die möglichst grosse Automatisierung des Herstellungsprozesses entschieden.» Der Handel mit europäischen Partnern läuft über eine Tochtergesellschaft in Grossbritannien, die auch ein grosses Lager unterhält. So kann zum Beispiel Nimex AG kurzfristig Waren liefern lassen.
Die Herausforderungen von Herald ähneln jenen der Schweizer Händler: gestörte Lieferketten, steigende Kosten für Rohstoffe und der Mangel an Chips. Entspannung zeigt sich beim Strommangel. Zudem hat Herald das Lager an Rohstoffen und Waren ausgebaut, was dank der gesunden Finanzlage möglich ist, trotz der nun längeren Zahlungsfristen. Der Verwaltungsratspräsident der Herald Holdings stellt fest: «Die Welt ist im Moment einfach ein Chaos; Beziehungen sind überall brüchig. Auch wenn das politische Geschrei zwischen den Ländern immer lauter wird, geht der Handel weiter. Der Handel ist eine Notwendigkeit.» Nachhaltigkeit ist der Unternehmensgruppe wichtig. Man setzt auf recycelbare Rohstoffe, sei es Kunststoff oder Metall. Viel Arbeit wurde in umweltfreundliche Verpackungen investiert. Robert Dorfman betont: «Wir sind ein verantwortungsvoller Hersteller und sorgen für faire Arbeitsbedingungen, was zum Beispiel Belüftung, Unterkünfte und Essen angeht. Wären wir nicht diese Art von Unternehmen, könnten wir einfach nicht mehr im Geschäft sein.»
80 Prozent der Neukunden kennen sich mit Freihandelsabkommen nicht aus
In der Nord-Transport AG aus Arlesheim kümmern sich 35 Mitarbeitende um Transporte innerhalb von Europa und nach Übersee sowie um Zoll und Logistik. Pro Jahr werden bis zu 25’000 Aufträge abgewickelt. Dabei geht es zum Beispiel um Spielwaren, Sportartikel wie Trampoline oder Tretroller, aber auch um Steine, Marmor für Bankengebäude, Holzplatten für Tische – das ganze Spektrum an Handelswaren. Mit Nimex AG arbeitet Nord-Transport AG seit bald 30 Jahren zusammen. Pascal Felten ist Geschäftsleitungsmitglied von Nord-Transport und erklärt: «Nimex ist für mich ein Beispiel für einen Kunden, der mittel- und langfristig plant und vorausschauend zusammenarbeitet.»
Freihandelsabkommen sind für Handelsunternehmen ein «absoluter Enabler», weiss Pascal Felten aus täglicher Erfahrung. Für Nord-Transport sind sie ein administrativer Vorteil, denn die Zollprozesse werden vereinfacht. Zudem sind sie ein Marketing-Instrument. Pascal Felten: «Anhand der Seco-Statistiken sehen wir, dass immer noch bis zu CHF 400 Mio. für Zölle auf Waren aus Ländern mit Freihandelsabkommen erhoben wurden. Das liegt zum Teil an den komplizierten und ständig wechselnden Bestimmungen. Unsere Fachkräfte sind speziell aus- und weitergebildet. Trotzdem brauchen sie eine gewisse Zeit, um sich in die formalen Anforderungen der Freihandelsabkommen einzuarbeiten. 80 Prozent unserer Neukunden – meistens KMU – kennen sich in den Freihandelsabkommen nicht aus. Hier können wir wertvolle Unterstützung bieten.» Für Nord-Transport bestimmen Probleme auf den Lieferketten den Alltag. Pascal Felten gibt Beispiele: «Die Verzögerungn werden durch Servicestörungen in den Reederei-Liniendiensten ausgelöst. Bis Juni dieses Jahres ist nur eines von zehn Schiffen pünktlich angekommen; die restlichen 90 Prozent hatten mindestens drei Tage Verzögerung. Ein weiteres Problem sind die hohen Seefrachtraten, die sich zeitweise verzehnfacht hatten.» Beim Diesel oder anderen ölbasierten Betriebsmitteln betrifft die Energiekrise Nord-Transport direkt. Wenn immer möglich, setzt die Firma auf erneuerbare Energien sowie langfristige Kooperationen mit Subunternehmen und sucht nicht nur den günstigsten Preis. Pascal Felten: «Wir arbeiten nach Möglichkeit mit Partnern zusammen, die auch alternative Treibstoffe bzw. Elektroantriebe und Wasserstoffantriebe einsetzen. Auf der Seite der Reedereien bevorzugen wir Partner, die ihre Flotte nachhaltig betreiben und zukunftsorientiert planen.»
Weltweiter Handel mit Medizinaltechnik
Jil Bachmann hat in diesem Jahr als beste Lernende bei 7S Medical International eine verkürzte Lehre KV-Branche Handel abgeschlossen. Für die Lehre hat sie sich nach dem Bachelor in Politikwissenschaften und Geographie entschieden, da sie sich nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch mit dem Aussenhandel auseinandersetzen wollte. 7S Medical International ist ein Subunternehmen der Stöckli Group. und ein Medizinaltechnik-Unternehmen, welches sich auf die Orthopädie spezialisiert hat. Weltweit wird mit Implantaten wie Platten, Schrauben, Nägeln und Knochenersatzprodukten gehandelt. Diese werden zusammen mit dem passenden Instrumentenset bei der Versorgung von Frakturen eingesetzt. Ein typisches Produkt ist Herakles – ein Oberschenkelhals-Nagel, der vom Lieferanten ausschließlich für 7S produziert wird. Oberschenkelhalsfrakturen gehören weltweit zu den häufigsten Indikationen. Die von 7S vertriebenen Produkte werden unter anderem in China und Portugal hergestellt. Vom Standort der Hersteller gelangen sie in das zentrale Lager in Belgien. Die Bestellungen bei den Lieferanten und die Auslieferungen an die Kunden werden von der Schweiz aus in Oberkirch koordiniert. Jil Bachmann erklärt, warum das Lager in Belgien angesiedelt ist: «Einer der Gründe ist, dass in Belgien weitaus weniger Medizinprodukte patentiert sind als in anderen Staaten der EU. Von Belgien aus liefern wir unsere Produkte zum Beispiel nach Ungarn, Serbien, Slowenien, Kroatien, Malaysia, Panama oder auch Saudi-Arabien.» In den vergangenen Jahren haben die stockenden oder zusammengebrochenen Lieferketten 7S immer wieder stark beschäftigt. So brachte beispielsweise Stromknappheit in den Produktionsstätten in China ganze Abläufe durcheinander. Kunden hatten für Auslieferungsverzögerungen wenig bis kein Verständnis. Denn die Spitäler hatten Operationen geplant und waren auf die entsprechenden Produkte angewiesen. In den vergangenen Monaten kam es zudem zu Preiserhöhungen, die ab 2023 an die Kundschaft weitergegeben werden. Mit allen Distributoren hat 7S das direkte Gespräch gesucht und eine Vereinbarung treffen können.
Produktion in der Schweiz, Export nach China
Der 18-jährige Thomas Stjelja hat ebenfalls als einer der besten diesjährigen Lernenden die KV Lehre Branche Handel abgeschlossen. Sein Arbeitgeber ist die SFS Group in Heerbrugg, ein weltweit führender Anbieter von Präzisionsformteilen, mechanischen Befestigungssystemen, Qualitätswerkzeugen sowie Logistiksystemen. Die Produkte erfüllen oft unsichtbar erfolgskritische Funktionen in technischen Geräten wie Autos, Smartphones oder Flugzeugen. Während der Lehre gewann der angehende Betriebswirtschaftler auch einen Einblick in den Aussenhandel. So hat er im Export persönlich miterlebt, was unterbrochene Lieferketten im Alltag bedeuten. Er erklärt: «Wir exportieren von unseren Schweizer Produktionsstandorten aus rund 70 Prozent in europäische Länder. Nach China liefern wir zum Beispiel die weltweit kleinsten gewindefurchenden Miniaturschrauben für Hörgeräte mit einem Durchmesser von 0,5 mm. Während der Covid-Pandemie kamen wegen des geschlossenen Hafens in Shanghai und diversen Lockdowns in China unsere Schrauben nicht rechtzeitig an und konnten nicht ausgeliefert werden. Beim chinesischen Produzenten wurde die Produktion stark verzögert, was zu verspäteten Auslieferungen an die Endverbraucher führte. Zeitweise standen die Maschinen still; dies bei mehreren Kunden.»
Eine wiederum vielfältige Sendung war die 6. Folge von «Die Höhle der Löwen Schweiz» vom 8. November 2022. Während zwei Unternehmen aus dem Food-Bereich und eine eigentlich tolle Energie-Lösung keinen Deal fanden, liessen sich die Löwinnen und Löwen dafür von alternativen Anlagen begeistern.
Thomas Berner
-
9. November 2022
Mario von Bergen, Robin Muster und Aurelio Perucca präsentieren ihre Investmentplattform für alternative Anlagen und holten dafür ein Investment von 500’000 Franken ab. (Bild: Filip Stropek / CH Media)
Haben Sie auch schon überlegt, ob Sie Ihr Geld nicht alternativ anlegen möchten? Falls ja, dann wäre wohl «Splint Invest» ein Thema. «Splint Invest» ist eine App, mit der jeder und jede in Luxusartikel oder Sammelobjekte investieren kann, z.B. in Uhren, exklusive Weine oder limitierte Whiskey-Flaschen. Das Mindest-Investment beträgt 50.- Franken, der Investitionszeitraum drei bis zwölf Jahre. Verkauft ein Kunde ein Objekt gewinnbringend, profitieren auch die Gründer davon, welche sich davon tiefe Löhne auszahlen. Die drei Firmengründer Mario von Bergen, Robin Muster und Aurelio Perucca aus Zug sehen in ihrer App eine Alternative zu konventionellen Geldanlagen, wo derzeit die Renditen eher klein ausfallen. Alternative Anlagen in wertbeständige Dinge wie eben exklusive Luxusgüter sollen nicht mehr nur den Reichen vorbehalten sein, so die Idee. 10 bis 12 Prozent Renditen sollen möglich sein. Mit 200’000 Franken Kapitalbedarf gegen 2 Prozent Firmenanteile stiegen die drei ins Rennen. Dann folgten wie gewohnt die kritischen Fragen der Löwinnen und Löwen, etwa nach der Verwaltung und Lagerung dieser Vermögenswerte. Und auch die Anzahl Kunden und Assets interessierte natürlich die potenziellen Investoren. Nur: Die App war bei Aufzeichnung der Sendung erst sechs Monate live, aber immerhin waren schon 4000 Downloads zu verzeichnen. Etwa 250 User haben insgesamt 250’000 Franken investiert, im anschliessenden Quartal soll das angelegte Vermögen auf 2 Millionen anwachsen, so die Prognosen. Auch wenn Mario, Robin und Aurelio auf alle Fragen eine nachvollziehbare Antwort parat hatten, blieben die Löwen zurückhaltend. Roland Brack stieg als erster aus. Lukas Speiser fand den Gedanken spannend, Anja Graf würde aber das Geschäftsmodell anders aufziehen: Besser die Luxusgüter selbst einkaufen. Sie stieg dann aus dem Bieterrennen aus. Lukas Speiser, Jürg Schwarzenbach und Patrick Mollet besprachen sich zu dritt, fanden die Bewertung von 10 Millionen aber zu hoch. Sie erklärten sich aber für einen «Kickstart» von 500’000 Franken gegen 7,5 Prozent bereit. Es folgte dann sofort das Gegenangebot der Firmengründer: 500’000 gegen 6 Prozent. Lukas Speiser beharrte aber auf den 7,5 Prozent. Nach kurzem Zögern stiegen Mario, Robin und Aurelio dann doch noch ein. Einmal mehr zeigte sich, dass interessante Finanz-Anlagelösungen in der Höhle der Löwen auf Anklang stossen. Roland Brack ist bekanntlich in mehrere solcher Finanz-Startups investiert, u.a. auch in «Findependent» aus der letzten Staffel. Darüber wurde in der aktuellen Sendung ebenfalls noch kurz berichtet, auch darüber, dass auch Lukas Speiser nachträglich noch in den Verwaltungsrat berufen wurde.
Vegane Schokolade als zu schwere Kost für Investments
CAROPHA – Schokolade, die keine ist. Damit gingen Philipp Kern, Rebecca Reichertz und Nora Zejnullahu-Maliqi aus Rorschach (SG) in die Höhle der Löwen. Das Produkt, das sie präsentierten, sieht zwar aus wie wie Schokolade und schmeckt genauso – zum Erstaunen der Löwinnen und Löwen; «faszinierend», so etwa Tobias Reichmuth. Eine Tafel Caropha besteht aus den Früchten des Johannisbrotbaums und ist vegan. Sie enthält weder Allergene noch Koffein, Theobromin, Kristallzucker oder Cholesterin. 40 Jahre lang habe die Rezeptur in der Schublade des gelernten Bäcker-Konditors und Confiseurs Philipp Kern gelagert, wie er erzählte. Zehn Prozent Firmenanteile boten die Drei gegen ein Investment der Löwinnen und Löwen – ohne zunächst eine Summe zu nennen. 400’000 Franken wurde dann als Information noch nachgeliefert. «Das ist eine Hausnummer», konstatierte Bettina Hein launig. Jürg Schwarzenbach fragte dann nach den weiteren Plänen. Derzeit habe man eine Kapazität von 300 Tafeln pro Tag, die Herstellung koste 7.30 Franken, verkauft werde sie zum Preis von 11.50 Franken im Online-Shop, so Philipp Kern. Mit dem Investment von 400’000 Franken wolle man sich eine Produktionsanlage leisten für einen Ausstoss von 800’000 Tafeln pro Jahr. Tobias Reichmuth stellte die Frage in den Raum, ob man mit Caropha nicht auch mit bestehenden Chocolatiers zusammenarbeiten könnte. In der Tat stosse man dort, so Philipp Kern, auf Interesse. Doch Tobias Reichmuth bohrte noch etwas weiter und wollte wissen, wie man die hohe Firmenbewertung von 4 Millionen begründe. Die Antwort überzeugte dann vor allem Bettina Hein nicht: Zu hoch für das bereits Geleistete und zu stark auf Prognosen basierend. Sie verzichtete deshalb auf ein Investment. Jürg Schwarzenbach stieg ebenfalls aus, weil ihm die Firma noch zu wenig weit gediehen schien. Das Problem von Roland Brack war seine fehlende Kenntnis der Foodbranche, auch er stieg deshalb aus. Lukas Speiser würde das Produkt zwar gerne kaufen, doch befand die Firmenbewertung ebenfalls zu hoch. Blieb noch Tobias Reichmuth, seines Zeichens immer interessiert in nachhaltige Produkte. Für ein Investment war er aber ebenfalls nicht bereit, bot aber an, bei der strategischen Entwicklung der Firma Unterstützung zu leisten. Wieder einmal zeigte es sich: Mit einem guten Produkt lässt sich zwar die Herzen der Löwinnen und Löwen gewinnen, doch wenn die Firmenstruktur dahinter (noch) nicht ganz stimmt, ist ein positives Feedback dann halt doch das Einzige, was als «Investment» bleibt. Philipp Kern und seine beiden Mitstreiterinnen waren jedenfalls nicht enttäuscht vom Verdikt.
Produkt mit guten Ansätzen, aber noch zu wenig zu Ende gedacht
VE COOK! – hinter dieser Bezeichnung stehen vegane Cooking Kits, die von Niklas Bubori und Adriana Bubori aus Oberengstringen (ZH) präsentiert wurden. Worum es dabei geht: Um das vegane Kochen zu erleichtern, hat das Start-Up diese Kits für verschiedene Gerichte entwickelt, bestehend aus dem richtigen Fleischersatz, passenden Gewürzen und einer Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Zubereitung. Ohne Geschmacksverstärker, ausschliesslich mit natürlichen Zutaten. Wäre eigentlich ganz im Sinne des bekennenden Veganers Tobias Reichmuth, der – wie er erzählte – gerne auch selbst kocht. 200’000 Franken gegen 10 Prozent müsste er investieren, so jedenfalls lautete das Angebot der beiden Jungunternehmer. Doch zunächst ging es ums Probieren, die Löwinnen und Löwen erhielten denn auch eine Kostprobe von Sauce Bolognese (mit Soja-Granulat) und «Chili sans Carne» (mit Erbsen-Bohnen-Granulat als Fleischersatz). Es schien allen zu munden. Allerdings: für die servierten Gerichte mussten diverse frische Zutaten noch extra hinzugefügt werden. Das war ein Umstand, an dem sich vor allem Lukas Speiser etwas störte. Dann ging es aber wie immer auch um Kennzahlen: Das Produkt ist im Handel zum Preis von 5.20 Franken erhältlich. Produziert wird in Deutschland, was Tobias Reichmuth gleich zur Frage veranlasste: Weshalb hat man den wesentlich kleineren Schweizer Markt im Visier? Ohne die Antwort abzuwarten, fällte schon mal Jürg Schwarzenbach sein Verdikt: «Das ist nichts für mich». Bettina Hein fand das Produkt zwar spannend, aber sah sich ebenfalls nicht als Investorin. Auch Tobias Reichmuths Interesse als Investor wäre nur dann da gewesen, wenn sich Ve Cook! auf den grösseren Markt Deutschland konzentrieren würde und stieg deshalb aus. Lukas Speiser erachtete das Marktpotenzial als zu wenig hoch und vermisste einen eindeutigen USP. Er wollte ebenfalls nicht investieren. Roland Brack schliesslich bot seine Zusammenarbeit zwar an, eine Investition kam auch für ihn nicht in Frage. Somit mussten auch die zwei jungen Entrepreneure ohne Deal aus dem Studio.
Überzeugten mit einer sympathischen Idee und einem unkonventionellen Angebot zwei Löwen: Jonas Trachsel und Stefan Christiani mit Nevio. (Bild: Filip Stropek / CH Media)
Sympathische Idee findet Gefallen
Storylino, vertreten durch Jonas Trachsel und Stefan Christiani, bietet personalisierte Hörgeschichten für Kinder im Alter von 3-9 Jahren. Nach der Eingabe von ein paar Stichworten wird anschliessend aus vorgängig aufgenommenen Story-Bruchstücken eine individuelle Geschichte zusammengefügt – ähnlich, wie das heute bei Bahnhof-Durchsagen passiert. Als «grössten Fan» haben sie für ihren Pitch noch den siebenjährigen Nevio mitgebracht, der die Funktionsweise gleich demonstrieren durfte. Die Idee scheint bereits auch bei anderen Kindern beliebt zu sein – aber das Unternehmen steckt noch in den Kinderschuhen. Doch die beiden Jungunternehmer agieren in einem Wachstumsmarkt: Der Markt für Hörgeschichten wachse jährlich um 15 Prozent, erläuterten sie der Investorenrunde. Und bei der Personalisierung handle es sich um einen Megatrend. Gesucht sei nun ein Mentor, der ihnen helfe, das Unternehmen weiter aufzubauen. 1 Franken für 4 Prozent Anteil, aber gekoppelt an ein Vorkaufsrecht für weitere 8 Prozent der Firma für 120’000 Franken, so lautete das innovative Angebot der beiden Unternehmer. In den weiteren Ausführungen verrieten Jonas und Christian, dass sie sich vor allem auf den deutschen Markt (erkennbar allein schon durch die Website storyline.de) fokussieren möchten und dabei auch den Schweizer Markt als mitabgedeckt betrachten. Engagiert sind derzeit verschiedene Autorinnen, Autoren und Sprecher, die jeweils mit einem Prozentsatz pro verkaufter Geschichte honoriert werden. Kürzere Geschichte kosten 6 Euro, längere 8 Euro. In zwei Jahren wollen die Gründer einen Umsatz von 1,7 Millionen erreichen. Jürg Schwarzenbach fand die Idee faszinierend und zeigte sich begeistert. Lukas Speiser war als erster bereit, diesen einen Franken für 4 Prozent zu bieten und sein Marketing- und Branding-Knowhow einzubringen. Auch Roland Brack schloss sich an, während Anja Graf und Patrick Mollet ausstiegen. Nun darf man gespannt sein, wie sich Storylino weiter entwickelt.
Zu viel Gegenwind für Wind-Solar-Kleinkraftwerke
Der Gründer von NewGreenTec, Frido Stutz aus Dübendorf, hat kleine Wind-Solar-Kleinkraftwerke entwickelt, die auf dem Dach oder im Garten platziert werden können und mindestens die Hälfte des jährlichen Strombedarfs eines Haushalts produzieren. Die Geräte machen keinen Lärm und haben alle notwendige Technik (Steuerung, Wechselrichter, Speicher) integriert. 300’000 Franken gegen 15 Prozent Firmenbeteiligung wollte Frido Stutz mit seinem Team als Deal. Zwölf Produkte seien inzwischen verkauft worden, war weiter zu erfahren. Das Potenzial sei aber gross, denn es gebe in der Schweiz rund 1,7 Millionen Dächer, worauf dieses Gerät platziert werden könnte. Erhältlich sind die Geräte in zwei Versionen zu 9000 oder 15000 Franken. Erzeugt werden können etwa 3500 kW/h. Anja Graf fand dies zu wenig wirtschaftlich. Und ob die Geräte ohne Bewilligung aufgestellt werden dürfte, fragte sie nach. Das hänge von den Baubehörden ab, so die Antwort von Frido Stutz. Man bewege sich da etwas in einer Grauzone. «Was nicht explizit erlaubt ist, ist verboten», konterte aber Roland Brack. Die ungeklärten regulatorischen Hintergründe veranlassten Lukas Speiser denn auch, als Investor nicht einzusteigen. Auch Anja Graf sah noch zu viele Unsicherheiten und stieg aus. Roland Brack, obwohl Befürworter von nachhaltigen Technologien, machte ebenfalls nicht mit. Jürg Schwarzenbach bot ebenfalls keinen Deal. Blieb noch Patrick Mollet: Aber auch er stieg aus. Es herrschte also etwas viel Gegenwind in der Höhle der Löwen.
Löwin Bettina Hein verstand wohl als einzige das Geschäftsmodell von Aathavan Chiwacumar und Sarankan Ravendran. Für die anderen Investoren war „memoria“ zu schwere Kost. (Bild: Filip Stropek / CH Media)
Nochmals schwere Kost, aber dieses Mal mit Happy End
Aathavan Chiwacumar und Sarankan Ravendran aus Villmergen (AG) stiegen mit Memoria, Softwarelösungen für das papierlose Büro, ins Rennen. 200’000 Franken gegen 2,5 Prozent Firmenbeteiligung, so lautete der Kapitalbedarf. Es zeigte sich: Das Produkt ist komplex und bietet sehr viele Funktionen. Die Präsentation des Produktes war eher verwirrend als klärend. Einzig die Technologieunternehmerin Bettina Hein verstand, was die beiden Gründer eigentlich anbieten. Bei drei von fünf Investorinnen und Investoren wurden nicht die richtigen Knöpfe gedrückt. Auch auf wiederholte Nachfragen betreffend Abomodelle, Pricing und zu einzelnen Module waren die Antworten zu wenig befriedigend. und die Gründer mussten sich mit Absagen zurechtfinden. Bettina Hein wartete mit ihrem Verdikt am längsten zu: Als Person, die schon ihr Leben lang Geschäfte mit Software-Lösungen tätigt, behielt sie den Durchblick. Sie machte ein Angebot von 200’000 Franken gegen 10 Prozent Beteiligung. Aathavan Chiwacumar und Sarankan Ravendran nahmen dieses Angebot an. Software-as-a-Service ist nun mal nicht ganz einfach, um es verständlich rüberzubringen. Umso schöner war es wohl für die beiden, die richtige Investorin doch noch gefunden zu haben, die sie nun unterstützt, die Lösung noch marktfähiger zu machen.
Klimaneutralität ist dem Rheintaler Wirtschaftsforum (Wifo) ein Anliegen. Es hat deshalb seinen CO2-Ausstoss berechnen lassen und investiert in ein Schutzprojekt in Kolumbien.
Redaktion
-
8. November 2022
Das Rheintaler Wirtschaftsforum unterstützt ein Klimaschutzprojekt im Amazonas-Regenwald. (Bild: Pixabay.com)
Mit seinem Partner ClimatePartner hat das Rheintaler Wirtschaftsforum alle CO2-Emissionen berechnen lassen, die in Zusammenhang mit dem Anlass anfallen: Von der Anreise der Gäste und der Zahl der Übernachtungen über die Veranstaltungstechnik und Energie bis hin zu den Speisen und Getränken. Nun ist das Wifo klimaneutral. Bereits im Vorfeld wurde darauf geachtet, wo immer möglich Emissionen zu vermeiden. So achtet das Wifo bei der Cateringwahl stehts auf regionale und saisonale Produkte. Neu bietet das Wifo in Kooperation mit der RTB Rheintal einen Shuttle-Service an, um die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln noch attraktiver zu gestalten.
Sinnvolle Kompensation
Der Ausgleich von CO2-Emissionen ist neben deren Vermeidung und Reduktion ein wichtiges Puzzle im ganzheitlichen Klimaschutz. Treibhausgase wie CO2 verteilen sich gleichmäßig in der Atmosphäre, die Treibhausgaskonzentration ist damit überall auf der Erde etwa gleich hoch. Mit Blick auf die globale Treibhausgaskonzentration und den Treibhauseffekt ist es deshalb unerheblich, an welchem Ort Emissionen verursacht oder vermieden werden. Emissionen, die lokal nicht vermeidbar sind, lassen sich durch Klimaschutzprojekte an einem anderen Ort ausgleichen.
Projekt im Amazonasgebiet
Das Rheintaler Wirtschaftsforum gleicht seine auf 9908 Kilo CO2 berechneten Emissionen neu über ein hochwertiges, international anerkanntes Projekt aus. Konkret investiert das Wifo in ein Klimaschutzprojekt für Waldschutz in Mataven in Kolumbien. Die Region befindet sich im Bereich der Flüsse Amazonas und Orinoco. Das Projekt schützt 1,15 Millionen Hektar tropischen Regenwald und bewahrt dessen Biodiversität. Zudem bietet es Bildung, Gesundheitsversorgung, sanitäre Einrichtung, Ernährungssicherheit und weitere soziale Leistungen für 16’000 Indigene. Es arbeitet Hand in Hand mit den Gemeinden vor Ort.
Anmeldungen zum 28. Rheintaler Wirtschaftsforum vom 20. Januar 2023 sind online (www.wifo.ch) möglich.
Greenpeace: Schweiz wird immer unglaubwürdiger
Am 6. November 2022 ist die 27. Klimakonferenz in Sharm El Sheikh gestartet. Gemäss Greenpeace stehe die Konferenz im Zeichen der Ignoranz von Ländern wie der Schweiz, die mitverantwortlich seien, dass nach 27 Klimakonferenzen die Emissionen, die das Klima destabilisieren, immer noch ansteigen.
Redaktion
-
7. November 2022
Es gibt keinen „Planet B“: Laut Greenpeace gilt das auch für die Schweiz, die den Klimazielen weit hinterherhinke. (Bild: Unsplash.com)
Damit die COP27 tatsächlich dazu beiträgt, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, müssen gemäss Greenpeace die Schweiz und die anderen reichen Länder ihre weitgehend unzureichenden Klimastrategien dringend verbessern und Verantwortung übernehmen. Sie müssten sich verpflichten, die Bewältigung von Verlusten und Schäden durch Klimakatastrophen ausreichend zu finanzieren, fordert die Umweltorganisation weiter. Es brauche zudem Zusagen zur finanziellen Unterstützung von Niedriglohnländern bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels und zur Stärkung ihrer Widerstandsfähigkeit.
«Trotz der Klimaextreme der vergangenen Monate, die Tod und Zerstörung brachten, trotz neuerer Erkenntnisse, die klar zeigen, dass gefährliche Kipppunkte wahrscheinlich schon ab einer globalen Erhitzung von 1.5°C ausgelöst werden, verharrt die Schweiz auf ihrer weitgehend unzureichenden Position», sagt Georg Klingler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace Schweiz.
Greenpeace stellt die Schweiz an den Pranger
Internationale Analysen, die die Klimaschutzbemühungen einzelner Länder vergleichen, würden die Mängel der Schweizer Klimapolitik deutlich aufzeigen, schreibt Greenpeace in einer Medienmitteilung. Insbesondere werden folgende Punkte angeprangert:
Die Schweiz habe die Klimaschutzverpflichtungen für 2020 verfehlt und stehe für 2030 nicht besser da: Würden sich alle Länder an den Ambitionen der Schweiz orientieren, dann würde sich der Planet gegenüber dem vorindustriellen Niveau um bis zu 3°C aufheizen. Damit wäre die Zukunft der Menschheit gefährdet.
Statt einer Reduktion der Treibhausgasemissionen von 50 Prozent bis 2030 müsste die Schweiz im Inland mindestens 61 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 erreichen. Dies ohne Gegenrechnung von Emissionsreduktionen, die in anderen Ländern erzielt werden. Solche Reduktionen müssten zusätzlich zum Inlandziel erbracht werden und in der Summe dazu führen, dass die Schweiz bis 2030 mehr Emissionen reduziert als 1990 insgesamt ausgestossen wurden.
Die Regulierung der Finanzflüsse bleibt ein riesiges Problem. Auch sieben Jahre nach Verabschiedung des Übereinkommens von Paris würden in der Schweiz verbindliche Vorgaben zur Reduktion der durch den Finanzplatz und damit auch die Schweizerische Nationalbank verursachten weltweiten Klimaschäden fehlen. Der Schweizer Finanzplatz befeuere derzeit eine globale Erhitzung von 4°C. Hier müsse rasch korrigierend eingegriffen werden, der Schweizer Finanzplatz sei der grösste Klimaschutz-Hebel der Schweiz, heisst es seitens der Umweltorganisation.
Die Position der Schweiz bezüglich der Finanzierung einer klimafreundlichen Entwicklung sowie von Klimaschäden in Ländern, welche in der Vergangenheit vergleichsweise wenig zur Klimaerhitzung beigetragen haben, lasse ebenso zu wünschen übrig. Statt neue Gelder bereitzustellen, um das global bedrohende Problem zu lösen und Leid zu mindern, würden Gelder aus der Entwicklungszusammenarbeit umgewidmet und mit privaten Krediten schön gerechnet.
COP27 mit geringen Erwartungen
Die Umweltorganisation Greenpeace selbst ist mit einer internationalen Delegation an der Konferenz anwesend. Ihre Vertreterinnen und Vertreter setzen sich dafür ein, dass bezüglich Klimagerechtigkeit sowie der Wahrung einer maximalen globalen Erwärmung von 1.5°C Fortschritte erzielt werden. Gemäss Einschätzung von Experten dürften die Ergebnisse der COP27 aber wiederum gering ausfallen. Es scheint, dass die Agenda vieler Industrieländer derzeit mehr vom Ukraine-Krieg diktiert wird als von einer globalen Klimakrise.