Konjunktureller Boom noch nicht in Sicht – Industrie leidet unter „Investitionsloch“
Ein kleiner Aufschwung ist noch kein konjunktureller Boom. Die Frankeninsel ist weiterhin durch die Euroflut gefährdet. Der langjährige Margenkampf und das dadurch entstandene Investitionsloch können die KMU-MEM nicht binnen Monaten wettmachen.
PD Swissmechanic / thb
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24. August 2017
Ein konjunktureller Boom ist für den Verband Swissmechanic noch nicht in Sicht. (Foto: Marc-Steffen Unger)
Ein Aufatmen geht durch die Schweiz: Der Franken hat sich entspannt, der Schweizer Export steigt, ein konjunktureller Boom ist international wieder eingekehrt und die Erwartungen der Schweizer Industrie sind über alle Massen gut. „Der Schweizer Wirtschaft geht es wieder gut“, so die allgemeine Meinung. Doch bekanntlich macht eine Schwalbe noch keinen Sommer, denn es werden einige Dinge nicht berücksichtigt, wie der Verband Swissmechanic in einer neuen Medienmitteilung schreibt: Erstens sei überhaupt nicht gesichert, ob der EURO-Höhenflug weitergeht (Gefahr eines neuen Frankenschocks) und zweitens seien die wirtschaftlichen Folgen der Frankenstärke noch längst nicht überwunden (Rekonvaleszenz der KMU). Drittens, so die Mitteilung weiter, sei der aktuelle Höhenflug des Euro teilweise künstlich geschaffen worden. Laut den Daten der Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission wetten gerade Grossanleger auf eine anhaltende Eurostärke gegenüber dem Dollar. Aus den jüngsten Zahlen lässt sich ablesen, dass diese spekulativen Positionen auf einen stärkeren Euro seit mindestens Anfang 2015 nie mehr so hoch waren wie jetzt.
Die Frankeninsel und die Euroflut
Der Wert des Schweizer Frankens ist also erst seit kurzem etwas geringer und kann schnell wieder steigen. Sollte sich eine Krise nur andeuten, so stände den Schweizer Firmen das Wasser gleich wieder bis zum Hals. Internationale Entwicklungen bzw. die Bewertung des Euros stellen ein ständiges Risiko dar. Nichtsdestotrotz bleibt der Franken für Anleger aus aller Welt ein Fluchtort in Krisenzeiten. Das resultiert in einen konstanten Aufwertungsdruck. Zurzeit werden die negativen Auswirkungen durch den momentanen wirtschaftlichen Aufschwung kaschiert. Im Zusammenhang mit den niedrigen Zinsen und den an Wert gewinnenden Franken sollten diese jedoch jeden zur Sorge veranlassen. Möchte man in naher Zukunft kein «Massensterben» der Schweizer KMU-MEM, so ist – in Anbetracht des Risikos eines neuen Frankenschocks – die Zeit zum Handeln gekommen.
Aufbäumen versus Aufschwung
Schon seit der Finanzkrise 2008 und dann verstärkt im Jahr 2015 hatte die Industrie mit dem starken Franken zu kämpfen. Seitdem gibt es ein Margenproblem für exportorientierte KMU, da sie zum Weltmarktpreis verkaufen müssen. Für viele bedeutete dies: Der Maschinenpark wurde zwar nicht erneuert, die Kapitalreserven allerdings dennoch abgebaut und somit auch keine neuen Investitionsreserven aufgebaut. Das ist gerade für viele kleine Firmen kein gewollter Investitionsaufschub, sondern ein Investitionsloch und ein Riesenproblem. Auch der Negativzins schlägt bisher nicht positiv auf die Investitionen in der verarbeitenden Industrie durch. Es braucht einen langfristigen Aufschwung für die Rekonvaleszenz der KMU. Gerade mal sechs Monate Aufschwung, der jedoch längst nicht in allen Branchen und Unternehmensgrössen ankommt, reicht nicht. Jetzt zu preisen, der Schweizer Wirtschaft ginge es wieder gut, wäre illusionistisch und realitätsfern.
Konjunktureller Boom wird durch Investitionsloch und Kreditdürre verhindert
Eine neue Umfrage der Swissmechanic zeigt, dass über 70% der Befragten in die Industrie 4.0 investieren möchten. Allerdings zeigt sich hinsichtlich der Finanzierung international ein gespaltenes Bild. Über die Hälfte der etablierten Schweizer KMU-MEM behilft sich ohne Bankkredit. Der Anteil der Unternehmen mit Bankfinanzierung ist in der Schweiz (35 %) dementsprechend deutlich tiefer als in den Nachbarländern: Italien (52%), Frankreich (49%), Österreich (48%), Deutschland (45 %). Ein erfolgreicher Kreditantrag braucht einen längerfristigen Aufschwung: Er verlangt nämlich langjährig gute Geschäftsberichte, moderne Infrastruktur, Sicherheiten und zukunftsorientierte Geschäftsmodelle. Über 27% der Unternehmen kriegen deshalb keine Kredite mehr und über 26% möchten sich dazu nicht äussern. Die an dieser Umfrage ebenfalls beteiligten grösseren Unternehmen haben andere Geldbeschaffungsmöglichkeiten bzw. verlagern Teile der Produktion einfach ins Ausland.
Swissmechanic hat dieses Investitionsloch als ein wichtiges Problem der Schweizer KMU erkannt und wird es am 14.September auf dem Business Day mit über zwanzig Experten aus Politik, Technik, Forschung und Wirtschaft diskutieren. Unter anderem dabei sind: Gerhard Pfister, Ruedi Noser, Prof. Dr. Peter Jaeschke, Otto Hofstetter u.v.a. Mehr dazu unter www.swissmechanic-businessday.ch.
Hub für Innovation: pom+ errichtet Innovations-Labor
pom+Consulting AG, ein für Immobilien, Infrastrukturen und Organisationen tätiges Schweizer Beratungsunternehmen, errichtet in der Europaallee ein neues „Innovation Lab“. In Kooperation mit der SBB und weiteren Partnern wie Swiss Life Lab, SwissPropTech, HWZ, Opera und Eyekon entsteht an zentraler Lage mitten in Zürich ein Know How- und Innovations-HUB für Unternehmen.
PD / thb
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24. August 2017
So präsentiert sich das neue Innovations-Labor auf der Website www.lab100.ch. (Bild: Screenshot)
Das Zürcher Beratungsunternehmen pom+Consulting AG wartet mit einer neuen Dienstleistung auf: An der Europaallee gleich beim Hauptbahnhof Zürich wird in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern ein „Innovations-Labor“ errichtet. Die als LAB100 bezeichnete Lokalität bietet an attraktiver Lage eine innovative Umgebung, die anspornt zu neuen Ideen, Kreativität und Lösungen für die Welt von morgen, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Der Raum ist auf das Thema „Digitalisierung“ ausgerichtet und mit modernsten Technologien ausgerüstet. Er soll gleichzeitig als Ausstellungs-, Arbeits- und Denkort dienen, wo die Nutzerinnen und Nutzer experimentieren und ihre eigene Zukunft vorausdenken können. Startups etwa haben die Möglichkeit, ihre Innovationen zu präsentieren und einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Dank seiner flexiblen Konzeption eignet sich der Raum für Innovations- & Kreativworkshops ebenso wie für Aus- & Weiterbildungen, Meetings, Präsentationen und Apéros. «Mit dem LAB100 schaffen wir einen Raum, der Arbeiten, Denken und Innovieren gleichzeitig ermöglicht. Er macht die Digitalisierung greifbar. Alle ausgestellten Produkte können getestet werden. Das LAB100 ist ein weiterer Schritt in Richtung Digital Real Estate», erklärt Dr. Peter Staub, CEO pom+Consulting AG und Initiator des LAB100. Das LAB100 ist ab sofort unter www.lab100.ch buchbar.
Fünf Todsünden bei der Planung von Grossraumbüros
Immer mehr Unternehmen setzen auf die Einrichtung von Grossraumbüros. Davon sind nicht alle Mitarbeiter begeistert. Denn die Beliebtheit offener Arbeitswelten ist oft auch eine Generationenfrage.
PD / thb
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22. August 2017
„Einzelzelle“ oder „Open Space“? Immer mehr Firmen tendieren zur Einrichtung von Grossraumbüros. (Bild: Fotolia.com)
Eine offene Bürolandschaft soll die geistige Freiheit der Mitarbeitenden unterstützen. Dieser Meinung sind inzwischen viele Büroberater. Damit dies gelingt, benötigt es eine gute Planung und Umsetzung. Folgende gravierende Fehler sollten bei der Einführung von Arbeitswelten in Grossraumbüros vermieden werden:
Planungsfehler 1: Platzsparen im Fokus
Hauptmotiv von Unternehmern, zunehmend auf Grossraumbüros zu setzen, ist nach wie vor das Einsparen kostenintensiver Quadratmeter. Timo Brehme, Berater bei conceptsued in München: „Unter dem Deckmantel offenerer Kommunikation werden Arbeitsflächen eng belegt. Dabei vergessen viele Unternehmer, wie wichtig in einem solchen Konzept Angebote von Mehrwert- und Kollaborationsflächen sind. Nur mit ihnen lassen sich tatsächlich Arbeitsabläufe optimieren und Kommunikation beschleunigen. Wer nicht in Rückzugsinseln und durchdachte Begegnungsorte investiert, verhindert Teamarbeit statt sie zu fördern. Dabei sollte Unternehmern auch bewusst sein: Häufig sind Raumkosten wesentlich niedriger als Personalkosten. Der Mehrwert durch die Investitionen in das Wohlbefinden der Mitarbeiter aber ist wesentlich nachhaltiger, als durch die Flächeneinsparung erreicht werden könnte.“
Planungsfehler 2: Der Mitarbeiter hat im Veränderungsprozess keine Stimme
Um die 1990er Jahre geborene Generationen sind in einer globalisierten und digitalisierten Welt aufgewachsen. Sie haben oft schon im Grundschulalter gelernt, flexibel, mobil und im Team zu arbeiten. Best Ager hingegen haben ihr Berufsleben weitestgehend in kleinen Büroeinheiten und mit Sacharbeit am PC verbracht. Daher birgt es viel Zündstoff, wenn Unternehmer plötzlich Open-Space-Büros planen. Viele Chefs stellen ihr Team trotzdem vor vollendete Tatsachen, anstatt sie in den Change-Management-Prozess einzubinden. Damit ist das Scheitern der Akzeptanz vorprogrammiert. „Seinen Mitarbeitern zu sagen: ‚Hier ist Euer neues Grossraumbüro, kommt damit klar.‘ funktioniert nicht. Jeder Angestellte ist ein Mensch mit Bedürfnissen, Gewohnheiten und Angst vor Veränderung. Mitarbeiter müssen deshalb frühzeitig in den Change-Prozess einbezogen werden – und zwar innerhalb eines von der Geschäftsleitung abgesteckten Rahmens“, sagt Brehme.
Angestellte wollen und müssen heute nicht mehr physisch auf einem festen Platz sitzen, um effektiv zu arbeiten. Statt auf die Arbeitszeit vor Ort zu achten, setzen viele Unternehmer daher längst auf Zielvereinbarungen. Damit die Ziele aber auch erreicht werden können und Mitarbeiter sowohl im Open Space Office wie auch im Homeoffice jederzeit für Kollegen und Kunden erreichbar sind, müssen Unternehmer in die entsprechende Technik investieren. So ist eine Ausstattung mit mobilen Endgeräten erforderlich. Weitere Möglichkeiten eröffnet cloudbasiertes Arbeiten. Daten müssen von überall auf der Welt zugänglich sein. Verschiedene Mitarbeiter müssen in Echtzeit an einer Datei arbeiten können. Digitale Unterschriften sollten ebenso ermöglicht werden wie der Online-Zugang zu Geschäftsabschlüssen. Nur so lässt sich eine flexible Bürostruktur schaffen, zugleich Ablagefläche reduzieren und der gesellschaftliche Wandel in die Bürokultur integrieren. Das heisst: Raum, Organisation und Technik müssen zusammenpassen.
Planungsfehler 4: Fehlende Rückzugsmöglichkeiten
Wer im Open Space arbeitet, benötigt Rückzugsorte für konzentriertes Arbeiten. Diese in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen, vergessen Unternehmer häufig. „Firmenchefs müssen dafür sorgen, dass das Verhältnis zwischen kommunikativem und konzentriertem Arbeiten ausgeglichen ist. Sonst werden Mitarbeiter sehr schnell unzufrieden“, sagt Timo Brehme. Eine Faustformel für die Verteilung der Flächen gibt es dabei laut dem Experten nicht, weil diese stark von der vorgesehenen Nutzung und den Räumlichkeiten selbst abhängt. Allerdings müssen Rückzugsorte nicht zwangsläufig einzelne schliessbare Räume sein. Auch Think Tanks, Telefonzellen oder intelligente Möblierungen schaffen Rückzugszonen, Mobilität und unterschiedliche Arbeitsatmosphären innerhalb von Grossraumbüros.
Planungsfehler 5: Zu viele Störfaktoren
Lärm ist der erste Faktor, der Unternehmern und Angestellten einfällt, wenn sie an Störquellen im Grossraumbüro denken. Tatsächlich aber ist es nicht nur notwendig, die Akustik in der Bürolandschaft zu planen. Timo Brehme: „Wenn es um einen optimalen Workflow und Wohlbefinden am Arbeitsplatz geht, müssen Raumplaner neben Geräuschpegel oder Raumhall auch visuelle Reize im Blick haben. Dabei spielen Verkehrswege eine wichtige Rolle. Wo werden beispielsweise Sofalandschaften aufgebaut, wo eine Lounge eingerichtet? Brehme: „Ein schickes Sofa neben Arbeitsplätzen aufzustellen ist optisch vielleicht ansprechend, funktionell aber Nonsens. Denn, wer soll sich hier hinsetzen, um mit Kunden zu telefonieren, während die Kollegen nebenan arbeiten? Zudem muss auch der Kundenverkehr zwingend beachtet werden. Externe Personen wie Klienten oder Getränkelieferanten sollten Grossraumbüros nicht durchschreiten müssen. Das lenkt die Mitarbeiter unnötig ab.“
Anstrengungen der Mitarbeitenden sollen belohnt werden: Lohnerhöhung für KV-Angestellte gefordert
Der Kaufmännische Verband fordert für 2018 je nach Branche zwischen 0.75% und 1.5% mehr Lohn. Die Schweizer Wirtschaft erhole sich weiter und die meisten Branchen entwickeln sich positiv. Zudem würden die Konsumentenpreise seit Jahren erstmals wieder steigen, heisst es in einer Mitteilung des KFMV.
PD / thb
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22. August 2017
Der Kaufmännische Verband fordert in den meisten Branchen eine Lohnerhöhung. (Bild: Paul-Georg Meister – pixelio.de)
Für den Kaufmännischen Verband sind für das kommende Jahr Lohnerhöhungen von mindestens 0.75% in allen Branchen gerechtfertigt – vereinzelt auch bis 1.5%, etwa in der Versicherungsbranche, der Pharmaindustrie oder in der IT-Branche. Die Schweizer Wirtschaft nehme weiter Fahrt auf und Konjunkturprognosen würden hinsichtlich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung Positives erwarten lassen, begründet der Verband seine Forderung. Unternehmen, die unter der Aufwertung des Schweizer Frankens besonders litten, hätten sich weitgehend an die neuen Rahmenbedingungen angepasst. Auch zeigten die jüngsten Arbeitsmarktprognosen die besten gesamtschweizerischen Beschäftigungserwartungen seit drei Jahren. Der private Konsum sei im vergangenen Jahr gewachsen; einen noch deutlicheren Zuwachs zeigten der Staatskonsum und die Investitionen. Die Schweizer Exportwirtschaft profitiere zudem vom globalen Aufschwung und der weiterhin expandierenden gesamtwirtschaftlichen Produktion im Euroraum, heisst es beim KFMV weiter.
Robuste und wettbewerbsfähige Unternehmen
In den vergangen anspruchsvollen Jahren hätten die Schweizer Unternehmen bewiesen, dass sie robust und wettbewerbsfähig sind. „Dies ist zum grossen Teil dem tatkräftigen Einsatz der Mitarbeitenden zu verdanken“, schreibt der Kaufmännische Verband. Die meisten Branchen hätten im vergangenen Jahr noch einmal zugelegt. Insbesondere die exportorientierte MEM-Industrie profitiere massgeblich von der Abwertung des Schweizer Frankens sowie von der positiven internationalen Konjunktur. Noch stärker habe die Pharma- und Chemieindustrie zugelegt. Die tiefen Zinsen sowie mangelnde Anlagealternativen führen auch im Baugewerbe zu einem anhaltenden Aufwärtstrend. Der Detailhandel verzeichne seit Jahresbeginn wieder steigende Umsätze. Trotz grossem Margendruck zeigen Sparmassnahmen in der Banken- und Versicherungsbranche zunehmend erfreuliche Ergebnisse. In der Telekommunikation/Informatik führen langfristige Nachfragetrends und die fortschreitende Digitalisierung weiterhin zu sehr positiven Ergebnissen.
Mit Lohnerhöhung steigende Preise abfedern
Seit mehreren Jahren hat es keinen Preiszuwachs mehr gegeben, so der KFMV. Nun werde in diesem und im kommenden Jahr erstmals wieder eine positive Teuerung von bis zu 0.5% erwartet. Auch dies rechtfertige eine Lohnerhöhung. Und eine weitere klare Forderung: Die nicht erklärbaren Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau sind auszugleichen. Der sich im Wandel befindende Arbeitsmarkt stelle höhere Anforderungen an die Kompetenzen der Mitarbeitenden. Die Unternehmen seien daher angehalten, in ihren Investitionsplänen Beträge für die Aus- und Weiterbildung ihrer Angestellten angemessen zu berücksichtigen.
Krankheits- oder unfallbedingte Absenzen sind ein organisatorischer und finanzieller Aufwand für Unternehmen. Wer sich jedoch dafür interessiert, warum jemand krank war, reduziert nicht nur die Absenzen, sondern handelt auch präventiv.
Marianne Rupp
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18. August 2017
Rückkehrgespräche sind ein hilfreiches Mittel, Absenzen zu reduzieren. (Bild: Gina Sanders – Fotolia.com)
Hans ist zum dritten Mal krank innerhalb von zwei Monaten. Wie üblich schreibt er seinem Arbeitskollegen eine SMS mit der Bitte, ihn beim Vorgesetzten krank zu melden. Wenn er nach drei Tagen wieder zur Arbeit erscheint, begrüsst ihn der Chef kurz und jeder geht seinen Pflichten nach. Ähnlich wie in diesem fiktiven Beispiel spielen sich in vielen Firmen Absenzen ab, wie Daniel Angst weiss. Er ist Abteilungsleiter Präventionsmanagement bei der Kranken- und Unfallversicherung Swica und unterstützt Firmen dabei, ein Absenzenmanagement aufzubauen und zu implementieren. Als Erstes sei es wichtig, dass sich jeder persönlich beim Vorgesetzten krank melde. «Das erhöht die Verbindlichkeit», weiss Angst. «Auch wenn es als Detail erscheint, es wirkt sich auf die Abmeldungen aus.» Jede Absenz zieht neben den direkten Kosten wie Lohnausfall auch indirekte Kosten nach sich, etwa die Suche und Einarbeitung temporärer Mitarbeitender. «Diese indirekten Kosten können zweibis dreimal höher sein als die direkten», sagt Angst. Ein erfolgreiches Absenzmanagement könne die Kosten bis zu 20 Prozent reduzieren.
Rückkehrgespräche als Basis
Zum Absenzmanagement gehören laut Angst einerseits die Zahlen und Auswertungen von Absenzerfassungssystemen oder auch bestimmten Tools wie etwa das S-Tool. «Das Online-Befragungsinstrument wurde vom Swica-Partner Gesundheitsförderung Schweiz entwickelt und erfasst Stressoren, Ressourcen und Befinden von Mitarbeitenden wie auch auf Team- und Abteilungsebene», erläutert Angst. «Solche Instrumente machen Problembereiche sichtbar.»
Andererseits sei das Rückkehrgespräch, auch Absenz- oder Fehlzeitengespräch genannt, fundamental. «Ein Vorgesetzter sollte bereits nach einem Fehltag das Gespräch mit dem Mitarbeitenden suchen, ihn angemessen begrüssen und fragen, wie es ihm geht», sagt Angst. Dabei gehe es nicht um Kontrolle, sondern um Wertschätzung, dem Mitarbeitenden zu zeigen, dass seine Abwesenheit bemerkt wurde. Bei wiederholten oder längeren Absenzen, beispielsweise nach der dritten Absenz oder nach zehn Fehltagen am Stück, sollte ein standardisiertes Formular, ein Gesprächsleitfaden, beigezogen werden. «Bei diesen Gesprächen wird unter anderem festgelegt, was der Mitarbeitende, der Vorgesetzte oder auch der Betrieb tun kann, um die Absenzen zu reduzieren», sagt Angst. Als Beispiel erzählt Angst von einer Produktionsfirma, bei der die Mitarbeitenden oft wegen der Zugluft erkrankten. Da aber keine Gespräche stattfanden, wussten dies die Vorgesetzten nicht. «In Rückkehrgesprächen sollen sich mögliche Gründe für die Absenz herauskristallisieren, damit entsprechend gehandelt werden kann», erläutert Angst. Beim genannten Beispiel etwa wurden Schutzwände installiert. Weiter bilden die Rückkehrgespräche die Basis für gesundheitsfördernde Massnahmen. «Wenn sich herausstellt, dass viele Mitarbeitende an Rückenbeschwerden oder an Stoffwechselerkrankungen leiden, sollte die Unternehmensleitung reagieren und Massnahmen definieren», sagt Angst. Das könne eine verbesserte Ergonomie sein oder Angebote im Sport- oder Ernährungsbereich.
Daniel Angst von Swica: „Absenz- oder Fehlzeitengespräch ist fundamental“. (Bild: zVg)
Angst weist darauf hin, dass in Rückkehrgesprächen nicht nach der medizinischen Diagnose gefragt werden dürfe – das sei gesetzlich verboten. Allerdings habe der Mitarbeitende eine gewisse Kooperationspflicht. «Zur Lösungsfindung wäre es sinnvoll, wenn der Chef mehr oder weniger weiss, was los ist.» Je nach Konstellation – etwa bei zwischenmenschlichen Unstimmigkeiten – sei es empfehlenswert, zum Gespräch eine neutrale Person hinzuzuziehen, beispielsweise einen HR-Berater. «Rückkehrgespräche bilden die Basis für jedes Absenzmanagement», sagt Angst. «Dank ihnen können Absenzen effektiv reduziert werden, und zudem haben sie eine präventive Wirkung.»
Früherkennung dank Warnzeichen
«Rückkehrgespräche tangieren oft die Privatsphäre der Mitarbeitenden. Aber viele Führungskräfte haben Hemmungen, Privates anzusprechen», weiss Angst. Deshalb seien Schulungen enorm wichtig. «Wir zeigen den Führungsverantwortlichen, wie sie die Gespräche beginnen und durchführen sollen. Sie erhalten eine Checkliste, nach der sie vorgehen können, und lernen in Rollenspielen die unterschiedlichen Positionen kennen.»
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Schulungen betrifft die Warnzeichen. Sie helfen, mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Krisenmerkmale können sein: verändertes Verhalten, Leistungsabfall, äusserliche Veränderungen, negative Äusserungen zur eigenen Gesundheit. «Bei solchen Auffälligkeiten lohnt es sich für den Vorgesetzten, genau hinzuschauen und das Gespräch zu suchen», sagt Angst. «Nur so wird es möglich, präventiv einzuschreiten.» Gerade bei psychischen Erkrankungen helfe die Früherkennung, schnell zu reagieren und allenfalls Langzeiterkrankungen oder eine Arbeitsunfähigkeit zu verhindern. «Führungskräfte sollen aber keine Diagnosen stellen, sondern an Fachkräfte und geeignete Fachstellen verweisen», stellt Angst klar. In grösseren Firmen könnten dies Sozialdienste sein oder auch Anlaufstellen auf kantonaler oder Gemeindeebene.
Bis neue Prozesse wie das Rückkehrgespräch und Veränderungen richtig greifen, brauche es oft Jahre, weiss Angst. «Es wäre daher sinnvoll, Schulungen zu wiederholen. Einerseits lernen dann auch die neuen Führungskräfte, was Absenzmanagement bedeutet, andererseits brauchen solche Konzepte eine gewisse Regelmässigkeit, sonst versanden sie.»
Interview
«Führungskräfte sind viel wachsamer geworden»
SwissPrimePack AG ist im Bereich Kunststoff-Lebensmittelverpackung tätig und beschäftigt 170 Mitarbeitende im Drei-Schicht-Betrieb. Das Unternehmen hatte eine Absenzquote von 5,5 Prozent. Die Firmenleitung hat deshalb beschlossen, ein Absenzmanagement einzuführen und ihre Führungskräfte in Rückkehrgesprächen zu schulen. Unterstützt wurden sie dabei von ihrer Krankentaggeldversicherung Swica. Marco Schaffner, Leiter Personal bei SwissPrimePack, ist Verantwortlicher für das Projekt und weiss, wie erfolgreich es ist.
Marco Schaffner: „Unseren Führungskräften wurde aufgezeigt, was alles Gründe für Absenzen sein können.“ (Bild: zVg)
Warum haben Sie Rückkehrgespräche eingeführt?
Marco Schaffner: Einerseits wollten wir den Mitarbeitenden zeigen, dass es uns interessiert, wie es ihnen geht und wie wir sie unterstützen können. Andererseits wollten wir den Führungskräften ein Instrument geben, mit dem sie ihrer Verantwortung für ihr Team nachkommen können. Die Gesprächsschulung ist gleichzeitig eine Entwicklung der Führungskräfte.
Wie haben die Führungskräfte auf das Projekt Rückkehrgespräche reagiert?
Zuerst verhalten. Sie dachten, es sei so eine «gspürschmi-Sache». Als wir ihnen aber zahlenbasiert belegen konnten, dass bei uns permanent 10 Mitarbeitende krank sind, hat ihnen das die Augen geöffnet.
Wie lief die Schulung ab?
Die Schulung bestand aus Vorträgen und Informationsübermittlung während eines Vormittags. Für die Rollenspiele reichte die Zeit leider nicht mehr. Ich denke, die werden wir nachholen. Wenn ich die Schulung noch einmal planen müsste, würde ich einen ganzen Tag investieren.
Wie war das Feedback auf die Schulung?
Sehr gut. Unseren Führungskräften wurde aufgezeigt, was alles Gründe für Absenzen sein können und wie man diese frühzeitig erkennt. Bei einigen hat das zu «Aha-Erlebnissen» geführt.
Welche Auswirkungen hat die Schulung auf den Arbeitsalltag?
Die Führungskräfte sind viel wachsamer geworden und interessierter, was in ihrem Team passiert. Wenn ein Mitarbeitender völlig übermüdet zur Arbeit kommt, nehmen sie das wahr und fragen nach – früher wurde das gar nicht so beachtet. Ihr Interesse ist grösser, auch was das soziale Umfeld oder die Lebensweisen ihrer Mitarbeitender betrifft.
Haben die Vorgesetzten keine Hemmungen, in den Gesprächen Privates anzusprechen?
Das ist immer wieder ein Thema. Aber wir haben einen Gesprächsleitfaden erarbeitet mit dem sie sich vorbereiten können. Sie können den Leitfaden auch direkt ins Gespräch mitnehmen und anhand von ihm die zu klärenden Punkte abfragen. Ausserdem ist es Aufgabe einer Führungskraft, Vertrauen schaffen zu können. Je grösser dieses ist, desto freier werden Mitarbeitende erzählen.
Wo ist die Grenze zwischen nachfragen und ausfragen?
Es geht nicht um Neugierde. Alles was die Arbeit tangiert, kann von Interesse sein. Wenn beispielsweise ein Mitarbeiter immer übermüdet zur Frühschicht erscheint und daher anfällig ist für Krankheiten ist es hilfreich zu wissen, dass er zwei kleine Kinder hat und seine Frau Nachtschicht arbeitet. Wenn man solche Umstände in den Gesprächen erfährt, ist es möglich, geeignete Massnahmen zu ergreifen, etwa ein anderes Zeitmodell in der Schicht einführen.
Muss nach jeder Absenz ein Gespräch geführt werden?
Ja, auch wenn es nur ein Tag war. Aber erst nach dem dritten Tag muss konkret, also mit Gesprächsleitfaden, nachgefragt und eventuell Massnahmen vereinbart werden. Diese Gespräche werden schriftlich festgehalten und kommen zu mir in die HR-Abteilung.
Wie haben die Mitarbeitenden auf die Rückkehrgespräche reagiert?
Wir haben sie zwar über die Erneuerung informiert, ihnen gesagt, dass es alle betrifft und niemand Angst haben muss – etwa vor einer Kündigung. Aber als die ersten Gespräche stattfanden, waren sie doch wie vor den Kopf gestossen. Viele wunderten sich, warum sie über ihre Absenz sprechen sollten. Sie sehen den Sinn der Gespräche noch nicht.
Welche Schwierigkeiten gibt es in der Praxis mit den Rückkehrgesprächen?
Wir müssen daran arbeiten, dass die Gespräche wirklich geführt und in der Hektik des Alltags nicht vergessen werden.
Wie machen Sie das?
Ich sehe, wer in welcher Abteilung wie oft krank ist. Es ist meine Aufgabe, bei den Vorgesetzten nachzufragen, ob sie das Gespräch durchgeführt haben und ob Massnahmen definiert wurden. Bisher funktionieren diese Rückkehrgespräche noch nicht automatisch, man muss sie vorantreiben, damit sie nicht versanden.
Würden Sie die Einführung von Rückkehrgesprächen anderen KMU empfehlen?
Für den Aufbau eines betrieblichen Gesundheitsmanagements wie auch für die Aus-und Weiterbildung der Führungskräfte halte ich es für sehr sinnvoll. Auch die Schulung von Swica war sehr gut vorbereitet, mit vielen anschaulichen Beispielen.
(Interview: Marianne Rupp. Marianne Rupp ist freie Journalistin)
Swisscom ist mit ihren Geschäften auf Kurs
Stabiler Umsatz im Vorjahresvergleich, höherer EBITDA, anhaltender Trend zu Bündelprodukten, stabiles Lösungsgeschäft mit Grosskunden und anhaltend hohe Investitionen in das Netz der Zukunft: Dies sind in aller Kürze die Fakten des jüngsten Halbjahresberichts der Swisscom.
PD / thb
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17. August 2017
Die Swisscom kann auf ein gutes erstes Halbjahr zurückblicken. (Bild: Swisscom)
Die Swisscom hat eben ihre aktuellen Halbjahreszahlen veröffentlicht. CEO Urs Schaeppi kommentiert das Halbjahresergebnis wie folgt: “Swisscom hat im zweiten Quartal eine sehr solide Leistung am Markt gezeigt. Wir haben inOne erfolgreich eingeführt, wachsen bei Bündelangeboten und im TV-Geschäft. Auch Fastweb ist gut unterwegs und steigerte den Beitrag am EBITDA von Swisscom. Fortgesetzt hat sich der Rückgang bei der Festnetztelefonie, was zusammen mit dem intensiven, stark promotionsgetriebenen Wettbewerb zu einem leicht tieferen Umsatz mit Telekommunikationsdiensten führt.“
Insgesamt liegt der Nettoumsatz des grössten Schweizer Telekom-Dienstleisters im ersten Halbjahr 2017 mit CHF 5’690 Mio. (CHF -79 Mio. oder -1,4%) praktisch auf Vorjahresniveau. Dabei ist der Umsatz mit Telekommunikationsdiensten in der Schweiz leicht rückläufig. Er sank gemäss Angaben von Swisscom wegen intensivem Wettbewerb und zunehmender Marktsättigung um CHF 76 Mio. (-2,3%), rund die Hälfte dieses Rückgangs sei auf den sinkenden Teilnehmerbestand in der Festnetztelefonie zurückzuführen. Der EBITDA stieg hingegen um 1,5% oder CHF 33 Mio. auf CHF 2’260 Mio. Das Wachstum beim EBITDA ist insbesondere auch von Fastweb geprägt (+20,3%). Der EBITDA von Fastweb beinhaltet Entschädigungen aus Rechtsverfahren in der Höhe von CHF 102 Mio. Der Reingewinn von Swisscom stieg gegenüber der Vorjahresperiode um CHF 51 Mio. oder 6,5% auf CHF 839 Mio. Swisscom erwartet für 2017 unverändert einen Nettoumsatz von rund CHF 11,6 Mrd. und Investitionen von rund CHF 2,4 Mrd. Beim EBITDA wird die Prognose aufgrund der im zweiten Quartal erfassten Entschädigungen aus Rechtsverfahren bei Fastweb von rund CHF 4,2 Mrd. auf rund CHF 4,3 Mrd. erhöht. Bei Erreichen der Ziele plant Swisscom, der Generalversammlung 2018 für das Geschäftsjahr 2017 eine unveränderte Dividende von CHF 22 pro Aktie vorzuschlagen.
Umsatzrückgang im Schweizer Kerngeschäft kompensiert
Dank umsichtiger Planung sei es gelungen, im Schweizer Kerngeschäft den grössten Teil des Umsatzrückgangs zu kompensieren, teilt das Unternehmen weiter mit. Wie angekündigt werde Swisscom ihre Kostenbasis in der Schweiz von 2015 bis 2020 um über CHF 300 Mio. reduzieren.
Unterm Strich sank der Personalbestand im Konzern im ersten Halbjahr um 1,7% auf 20’775 Stellen. Per Ende Juni verzeichnete Swisscom in der Schweiz einen Personalbestand von 17’974 Stellen. Das sind 398 Stellen oder 2,2% weniger als Ende 2016. Mehr als die Hälfte der Reduktion konnte über natürliche Fluktuation und interne Stellenvermittlung aufgefangen werden. Im Verlauf des Sommers 2017 haben 222 Lernende ihre Lehre bei Swisscom abgeschlossen. 278 Jugendliche haben im August ihre Berufslehre bei Swisscom begonnen, hauptsächlich in den Lehrberufen Detailhandel, Mediamatik, Informatik und KV. Insgesamt befinden sich über 900 Lernende in Ausbildung bei Swisscom.
Netz der Zukunft: Ausbau des Ultrabreitbandnetzes geht weiter, Umstellung auf All-IP nach Plan
Der Telekom-Dienstleister arbeitet derzeit mit voller Kraft an Generationenprojekten und modernisiert die Infrastruktur in der Schweiz weiter. Die konzernweiten Investitionen nahmen zwar als Folge von zeitlichen Verschiebungen beim Netzausbau ab (-11,4%), liegen aber mit CHF 1’057 Mio. weiterhin auf einem hohen Niveau. In der Schweiz lagen diese bei CHF 728 Mio. resp. 16.9% unter Vorjahr. Per Ende Juni sind über 2,7 Mio. Anschlüsse mit neusten Glasfasertechnologien ausgerüstet. Insgesamt hat Swisscom rund 3,7 Mio. Wohnungen und Geschäfte mit Ultrabreitband (mehr als 50 Mbit/s) erschlossen. Bis Ende 2021 erschliesst Swisscom alle Schweizer Gemeinden mit Glasfasertechnologien und ermöglicht so auch abgelegen Ortschaften Zugang zum Ultrabreitband.
Ebenfalls nach Plan verläuft die zukunftsträchtige Digitalisierung des Festnetzes (All-IP-Technologie). So profitieren bereits heute über 1,7 Mio. Kunden, das entspricht drei Viertel aller Anschlüsse, von HD Sprachqualität, persönlichen Sperrlisten, Namensanzeige und automatischem Spam-Filter zur Sperrung unerwünschter Werbeanrufe. Pro Monat kommen bis zu 40’000 weitere Anschlüsse dazu. Ab Anfang 2018 erfolgt in grösseren Regionen der Schweiz die vollständige Umstellung der Kundenanschlüsse auf IP, so dass dort der Rückbau der alten Infrastruktur vorangetrieben werden kann.
Öffentlichkeitsprinzip bei IT-Beschaffungen: Wie fördert man Wettbewerb statt Korruption?
Die sechste IT-Beschaffungskonferenz bot Raum für eine brisante Debatte auf der Grundlage des bundesrätlichen Vorschlags zur laufenden Revision des Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen BöB. Vor über 350 Teilnehmenden sprach u.a. Nationalrätin Regula Rytz (Bild) über die politischen Kontroversen des BöB.
PD / thb
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16. August 2017
Öffentlichkeitsprinzip oder Geschäftsgeheimnisse? Nationalrätin Regula Rytz sprach an der IT-Beschaffungskonferenz über die politischen Kontroversen des BöB. (Bild: regularytz.ch / Alexander Egger)
Die diesjährige IT-Beschaffungskonferenz zählte einen Besucherrekord mit über 350 Teilnehmenden aus dem Beschaffungswesen, aus Beratung und Informatik. Die Konferenz wurde durch die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern, das Informatiksteuerungsorgan Bund ISB, die Schweizerische Informatikkonferenz SIK, den swissICT und die CH Open veranstaltet. Die hochrangigen Referierenden widmeten sich den IT-Aspekten der Gesetzesrevision und der Transparenz der Beschaffungsprozesse aus öffentlicher Hand.
IT-Beschaffungen des Bundes vor Paradigmenwechsel?
Im Vorfeld sorgte der bundesrätliche Vorschlag für Diskussionen, wie Nationalrätin Regula Rytz aufzeigt. Der Bund ist einer der grössten IT-Beschaffer der Schweiz und setzt die neuen WTO Regelungen voraussichtlich 2019 in Schweizer Recht um. Bis dahin gäbe es im Parlament noch viel zu diskutieren, unter anderem die anvisierte Ausdehnung der Freihandvergabe, die Entziehung aus dem Öffentlichkeitsprinzip und die Nachhaltigkeit der IT-Lösungen. „Absolute Transparenz und absolutes Vertrauen“, sei laut Rytz und BBL Direktor Pierre Broye die Basis, die die Revision des Beschaffungsrechts begründe. Dank der sauberen Grundlage sei mehr Spielraum für flexible Instrumente, wie das Dialogverfahren, anvisiert. Um der Korruption entgegenzuwirken und den Wettbewerb zu fördern seien funktionale und konkrete Ausschreibungen und ein genügend transparentes Bewertungssystem nötig. Andreas Amsler der IT-Firma Liip plädiert für eine Übersetzung des Micro-Services-Ansatzes aus der IT-Branche: analog zu den Kommunikationsprotokollen des Internets, könnten kollektiv geregelte Prinzipien und die Interoperabilität kleiner IT-Bausteine die staatlichen Grossprojekte ersetzen. Dies käme einem Paradigmenwechsel in der Vergabe von IT-Beschaffungen gleich.
Transparenz als höchstes Prinzip
Im Anschluss an den Fachsessions diskutierte der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB) Adrian Lobsiger auf dem Podium mit Regula Rytz, mit Beschaffungsexpertin Anja Nyffenegger sowie mit Thomas Fischer, Leiter der Beschaffungskonferenz des Kantons Bern, über die kontroversen Punkte des bundesrätlichen Gesetzesvorschlags. Wenn das Öffentlichkeitsprinzip ausgehöhlt werde, sei das erklärte Ziel der Transparenz ins Gegenteil verkehrt, kritisert Lobsiger. Fischer unterstrich die Bedeutung der Transparenz betreffend den Tätigkeiten des Staates, wies aber darauf hin, dass die Anbieter für einen wirksamen Wettbewerb auch Vertrauen in die Geheimhaltung ihrer Geschäftsgeheimnisse haben müssten.
Industrie-4.0: Wie die Schweizer Wirtschaft Chancen und Risiken sieht
100 Schweizer Industrie-Manager wurden zu den Chancen und Risiken der smarten Fabrik der Zukunft befragt. Branchenschwerpunkte der Studie bildeten die Automobil-Industrie mit Zulieferern, Maschinenbau, Elektro-Industrie, Produzierendes Gewerbe, Transport & Logistik sowie die Bau-Industrie.
PD / thb
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15. August 2017
Schweizer Industriemanager sehen zwar die Wichtigkeit von Industrie-4.0, nutzen aber Chancen für neue Geschäftsmodelle zu wenig. (Bild: Fotolia.com)
DXC Technology, ein börsennotierter unabhängiger End-to-End IT-Dienstleister, hat im Juli 100 Industrie-Manager in der Schweiz zu den Chancen und Risiken der smarten Fabrik der Zukunft befragt. 70 Prozent der Schweizer Industrie-Manager halten demnach die Transformation zur Industrie-4.0 für wichtig, um künftig nicht vom Markt verdrängt zu werden. Auf dem Weg in die digitale Praxis zeigen sich jedoch Schwächen: Die Betriebe halten stark an traditionellen Denkmustern fest und vernachlässigen dabei, neue Geschäftsmodelle konsequent zu entwickeln.
Chancen auf neue Geschäftsmodelle zu wenig genutzt
Dies sind – zusammengefasst – die wichtigsten Befunde der Studie. „Die digitale Transformation in der Industrie fordert neue Strategien abseits der klassischen Entscheidungen im Management“, sagt dazu Liliana Scheck, General Manager von DXC Technology Schweiz. „Wie unsere jüngste Industrie-4.0-Studie zeigt, wollen die eidgenössischen Unternehmen digitale Innovationen in erster Linie nutzen, um damit Wertschöpfung ganz herkömmlich zu optimieren. Die Chancen, wirklich neue Geschäftsmodelle zu entwickeln kommen dabei zu kurz.“
DXC Industrie-4.0- Umfrage-Ergebnisse in der Schweiz
Vor diesem Hintergrund steht Kosten zu optimieren an erster Stelle, wenn es den Industrie-Managern um den internen Einsatz digitaler Technologien geht (65 Prozent). Gleichzeitig steht derzeit nicht einmal bei acht Prozent der strategische Ansatz auf der Agenda, mit Industrie-4.0 innerhalb der Firma eine Start-Up-Mentalität zu entwickeln. Das steht in deutlichem Gegensatz zu digital nativen Firmen. Strategen aus dem Silicon Valley haben sich beispielsweise das disruptive Credo auf die Fahnen geschrieben und revolutionieren damit systematisch Zulieferung, Kundenservice und andere Geschäftsbereiche.
Eine ähnliche Zurückhaltung in der digitalen Umsetzung zeigen die Schweizer Manager an den Schnittstellen zu externen Partnern, die es für Industrie-4.0 aufzubauen gilt: Nur eine Minderheit denkt bereits konkret darüber nach, an automatisierten Lieferketten teilzunehmen zu können(24 Prozent), den eigenen Einkauf und Vertrieb zu automatisieren (33 Prozent) oder in Roboter und Maschinen zu investieren (31 Prozent).
DXC Technology begleitet Unternehmen auf der digitalen Reise
„Die rasanten digitalen Entwicklungen, die wir derzeit im Bereich der Industrie erleben, sind tiefgreifender und schneller als vieles, was wir in der Welt der Informationstechnologie bis jetzt gesehen haben“, sagt Liliana Scheck weiter. Die vernetzte Industrie mit der großen Verfügbarkeit von Daten in Echtzeit bietet den Unternehmen viele Chancen. Eine Mission von DXC sei es nun, Unternehmen mit Hilfe der digitalen Transformation weltweit fit für neue Wertschöpfungsnetzwerke zu machen, betont die Unternehmenssprecherin abschliessend.
Ali Mahlodji: Vom Flüchtling und Schulabbrecher zum internationalen Unternehmer
Wie findet man heute seinen Platz im Leben – erst recht, wenn man anders ist als die Anderen? Ali Mahlodji startete nicht mit den besten Voraussetzungen ins Leben: Flüchtling, schwer erziehbar, mit ADHS-Diagnose. Er stotterte, brach die Schule ab und probierte über vierzig verschiedene Jobs aus. Wie er dennoch seinen Weg fand, zum erfolgreichen Unternehmer wurde, und was andere daraus lernen können, erzählt er in seinem Buch „Und was machst Du so?“, das am 11. August bei Econ erschienen ist.
Thomas Berner / PD
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11. August 2017
Ali Mahlodji erzählt in diesem Buch seine eigene „Tellerwäscher-Karriere“. (Bild: Econ Ullstein Verlag)
Ali Mahlodji wurde im Iran geboren und wuchs in einem österreichischen Flüchtlingsheim auf. Er stotterte, schmiss das Abitur und probierte über vierzig verschiedene Jobs aus. Dabei lernte er auch, wie unglücklich der falsche Beruf machen kann. Schon als 14-jähriger hatte er sich ein „Handbuch der Lebensgeschichten« gewünscht – ein Buch, in dem man sich von den Lebenswegen anderer inspirieren lassen könnte.
2012 gründete er das StartUp whatchado, eine Internet-Videoplattform, auf der Menschen von ihrem Leben, ihrer Karriere und ihren Träumen erzählen. Damit will er Mut machen und Perspektiven bieten. Tausende – vom Auszubildenden bis zum österreichischen Bundespräsidenten – geben dort mittlerweile Einblick in ihren Beruf und in ihr Leben. In einem Interview mit dem ORGANISATOR sprach Ali Mahlodji bereits über seine Plattform, das Bildungssystem an sich und das Buchprojekt, das nun abgeschlossen ist.
„Ich habe dieses Buch für all die Menschen geschrieben, die in der heutigen Zeit zu wenig an sich selbst glauben und doch ihren Weg gehen wollen“, schreibt der Autor in einer persönlichen E-Mail an Mitglieder seines Netzwerks. „Es ist sowohl für junge als auch erwachsene Menschen, die nur vergessen haben, welches Potential in ihnen steckt. Aber auch für Menschen im Bildungswesen und für Führungskräfte, die Menschen durch ihr Leben begleiten“, so Ali Mahlodji weiter. „Es ist eine Mischung aus meiner Lebensgeschichte (Flüchtling, Schulabbrecher, 40 Jobs, Burnout, Unternehmer), der Entstehung meines internationalen Unternehmens whatchado, aber auch den Erfahrungen aus über 6000 Lebensgeschichten aus über 100 Nationen und meiner Arbeit als EU Jugendbotschafter mit über 50.000 Jugendlichen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.“
Und was machst Du so? Vom Flüchtling und Schulabbrecher zum internationalen Unternehmer 320 Seiten ISBN: 978-3-430-20234-3 Ullstein Verlag
Irene Frei wird VR-Präsidentin der Schulverlag plus AG
Die Schulverlag plus AG ist einer der führenden Lehrmittelverlage und je zur Hälfte im Besitz der Kantone Aargau und Zürich. Seit Juli ist der Verwaltungsrat neu besetzt. Verwaltungsratspräsidentin ist neu Irene Frei.
PD / thb
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10. August 2017
Irene Frei, neue VR-Präsidentin der Schulverlag plus AG. (Bild: zVg)
Irene Frei (Bild), selbständige Interim Managerin und Beraterin, präsidiert neu den Verwaltungsrat der Schulverlag plus AG. Sie löst damit Dr. Robert Abt ab, der sein Amt nach 14 Jahren abgibt. Er hat den Schulverlag plus von einer öffentlich-rechtlichen Organisation zur heutigen AG transformiert und das erfolgreich am Markt operierende Unternehmen entscheidend mitgeprägt. Dieses ist zur Hälfte im Besitz der Kantone Aargau und Bern.
Das Ziel der neuen VR-Präsidentin sei es, die Digitalisierung der Lehrmittelproduktion und des Vertriebs weiter voranzutreiben und das Unternehmen in die digitale Zukunft zu führen, wie es in einer Mitteilung des Schulverlags heisst. Dafür bringe sie profunde Erfahrung aus ihrer Tätigkeit bei verschiedenen Medienhäusern und Verlagen mit.
Ebenfalls neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde Martin Hitz, UTA Communova AG. Der Verwaltungsrat setzt sich damit neu zusammen aus (alphabetische Reihenfolge):
Seit Ende Juli 2017 sind die beiden langjährigen Manager Urs R. Tschudin und Roger Hegglin die Eigentümer der Infoniqa SQL AG. Durch einen Management-Buyout haben sie die Mehrheitsbeteiligung des deutschen Inverstors CornerstoneCapital erworben.
PD / thb
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9. August 2017
Roger Hegglin (links) und Urs R. Tschudin sind nun durch einen Management-Buyout vollständig im Besitz der Infoniqa SQL AG in Baar. (Bild: PD / zVg)
Seit 1988 verfolgt Infoniqa im Schweizer IT-Markt eine auf Kontinuität ausgerichtete Geschäftspolitik, die qualitatives und quantitatives Wachstum ermöglicht. Mit ihren 70 Mitarbeitern ist sie im Schweizer Markt mit den Geschäftsstellen Baar/ZG, Zürich und Bussigny-près-Lausanne vertreten und will ihr Wachstum als IT System Integrator für Data Center Lösungen, Managed-Services, sowie als Cloud- und Informations-Management-Lösung Anbieter in den nächsten Jahren weiterhin fortsetzen.
Nun vollständig in den Händen von Urs R. Tschudin und Roger Hegglin
Die gesamte Geschichte der Infoniqa SQL AG lässt sich getrost als bewegt bezeichnen: Mitte 2007 wurde die ehemalige SQL AG an die Infoniqa Holding GmbH in Wien verkauft. Bereits im März 2008 folgte der Kauf der T-Systems Romandie sowie die anschliessende Fusion mit der Infoniqa Schweiz. Anfang 2012 haben die beiden Minderheitsaktionäre Urs R. Tschudin und Roger Hegglin, mit Unterstützung des deutschen Private Equity-Unternehmens CornerstoneCapital, die Infoniqa Schweiz aus der Infoniqa Holding ausgekauft und machten den Systemintegrator damit wieder zu einem selbständigen Schweizer Unternehmen. Nun haben Tschudin und Hegglin mittels Management-Buyout sämtliche Anteile der CornerstoneCapital erworben und sind damit zu 100 Prozent die Eigentümer des erfolgreichen Unternehmens.
Erfolgsgeschichte Infoniqa SQL AG
Zwischen 2012 und heute konnten Hegglin und Tschudin zusammen mit ihrem Team den Umsatz der Infoniqa SQL AG von damals rund 20 Mio. Franken auf rund 45 Mio. Franken steigern, wobei über die Hälfte des Wachstums organisch ist. In die Zeit der deutschen Beteiligung fielen auch die beiden Akquisitionen der GlassHouse Technologies AG (Ende 2013) sowie der Hirt Informatik AG (Ende 2016).
Urs Tschudin, Delegierter des Verwaltungsrates sowie VRP der Infoniqa SQL AG kommentiert den Management-Buyout wie folgt: „Da die Beteiligung der CornerstoneCapital auf fünf Jahre beschränkt war, haben Roger Hegglin und ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und das Unternehmen vollständig übernommen. Als Unternehmer und nicht ‚nur’ Manager haben wir bedeutend mehr Entscheidungsfreiheit bezüglich kommender Investitionen und der geschäftlichen Ausrichtung. Als Eigentümer können wir uns noch besser auf künftige Herausforderungen fokussieren und den Ausbau der Kundenbasis im Cloud-Business sowie unserer Angebote und Services weiter vorantreiben.“
Am 6. Oktober führt das Institut für Facility Management IFM der zhaw das zweite IFM-Symposium durch. Internationale Referenten sprechen über Innovationen im Facility Management.
Thomas Berner
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9. August 2017
Facility Management – Innovationen im FM für gesunde Lebens- und Arbeitsräume: So lautet das Thema des 2. IFM Symposiums vom 6. Oktober 2017. (Bild: zhaw)
Nach dem erfolgreich durchgeführten IFM Symposium im Herbst 2016 führt das Institut für Facility Management am 6. Oktober 2017 das 2. IFM Symposium im Auditorium des Technoparks in Zürich durch. Das Thema der diesjährigen Ausgabe lautet: Facility Management – Innovationen im FM für gesunde Lebens- und Arbeitsräume. Erörtert wird dieses Thema mit spannenden Präsentationen von internen Referenten wie auch von Gastvortragenden aus führenden internationalen Universitäten, darunter etwa Prof. Vivian Loftness, Carnegie Mellon University (USA), Dr. Forest Flager, Center for Integrated Facility Engineering (CIFE), Stanford University (USA) oder Dr. Suvi Nenonen, Tampere University of Technology (Finland). Das IFM Symposium richtet sich an Fach- und Führungskräfte der Wirtschaft und öffentlichen Hand, Akademiker sowie Masterstudierende und Doktoranden im FM und darüber hinaus.