EasyGov.swiss bietet für Unternehmen noch mehr digitale Services

Der vom SECO lancierte Online-Schalter EasyGov.swiss wird ausgebaut. Seit dem 6. November bietet EasyGov.swiss für bestehende Unternehmen neu die Möglichkeit, die gefragtesten Änderungen im Handelsregister vorzunehmen.

Seit 6. November sind beim Online-Schalter EasyGov.swiss noch mehr digitale Services erhältlich. (Bild: easyGov.swiss)

EasyGov.swiss bietet seit dem 6. November 2018 noch mehr digitale Services für neue und bestehende Unternehmen. Bereits seit einem Jahr können Unternehmerinnen und Unternehmer ihre neue Firma direkt bei den zuständigen Behörden für das Handelsregister, die AHV, die Mehrwertsteuer oder die Unfallversicherung online anmelden. Neu können auch Handelsregister-Mutationen mit kantonsübergreifenden Sitzverlegungen und öffentlichen Beurkundungen online vorgenommen werden. Insgesamt geht es um folgende zehn Neuerungen:

  1. Firmenänderung (Unternehmensbezeichnung)
  2. Zweckänderung
  3. Sitzänderung
  4. Hinzufügen, Löschen und Mutieren von Gesellschaftern bei einer GmbH
  5. Änderung der Zusammensetzung des Verwaltungsrats einer AG
  6. Änderung der Zusammensetzung der Geschäftsführung einer GmbH
  7. Allgemeine Statutenänderungen
  8. Beglaubigte oder unbeglaubigte Handelsregister-Auszüge bestellen
  9. Löschen von Unternehmen aus dem Handelsregister
  10. Wechsel der Revisionsstelle

EasyGov.swiss Version 1.2

EasyGov.swiss startete vor einem Jahr mit den Dienstleistungen, die für die Gründung einer Firma benötigt werden. Mit dem heutigen Ausbauschritt wird das Angebot auch für bestehende Unternehmen attraktiver. So können in der Version 1.2 neu die zehn gefragtesten Handelsregister-Mutationen online abgewickelt werden. Beispielsweise können kantonsübergreifende Sitzverlegungen mit öffentlichen Beurkundungen, Personalmutationen oder Statutenänderungen erstellt werden.

Weitere elektronische Behördenleistungen von Bund, Kantonen und Gemeinden werden schrittweise integriert und das Portal laufend optimiert. Die Federführung liegt beim SECO. Bis Ende 2019 sollen die meistgefragten Behördengänge für Unternehmen auf EasyGov.swiss verfügbar sein.

Weniger Bürokratie, mehr Zeit fürs Kerngeschäft

EasyGov.swiss ist Teil der E-Government-Strategie Schweiz. Bund, Kantone und Gemeinden setzen sich gemeinsam dafür ein, die administrative Belastung der Unternehmen zu reduzieren. Der Online-Schalter EasyGov.swiss nutzt die Möglichkeiten der Digitalisierung und vereinfacht den Austausch zwischen Unternehmen und Behörden. Mit EasyGov.swiss können die Unternehmen diverse Behördengänge effizient und sicher auf einer einzigen Online-Plattform abwickeln. Das spart bei den Unternehmen Zeit und Geld und vereinfacht den Datenaustausch innerhalb der Verwaltung.

www.easygov.swiss

Ein Erklärvideo finden Sie hier.

Konjunkturaussichten: Schweizer Wirtschaft muss sich wärmer anziehen

Die Konjunkturaussichten der Schweizer CFOs sind erstmals seit über drei Jahren rückläufig. Diese Anzeichen müssen auch im internationalen Kontext nachdenklich stimmen. Drohende internationale Spannungen und Respekt vor der Aufwertung des Schweizer Frankens sind die Gründe hierfür. Dies und mehr liefert die bereits 35. Durchführung der bekannten halbjährlichen CFO-Umfrage von Deloitte.

Die Konjunkturaussichten werden von Schweizer CFOs nicht mehr so optimistisch beurteilt wie auch schon. (Bild: Fotolia.com)

Die Konjunkturstimmung unter den Schweizer CFOs trübt sich erstmals seit über drei Jahren ein. Dies ist eines zentralen Ergebnisse der seit 2009 von Deloitte halbjährlich durchgeführten CFO-Umfrage. An der aktuellen Befragung, die zwischen dem 29. August und 24. September 2018 durchgeführt wurde, nahmen insgesamt 109 CFOs sowohl aus börsenkotierten Unternehmen als auch von privat gehaltenen Gesellschaften teil.

Der grosse Boom ist zu Ende

Noch 77% der über 100 befragten Finanzchefs sind hierzulande positiv gestimmt, was die Konjunkturaussichten angeht. Dies entspricht einer Abnahme von 8 Prozentpunkten gegenüber dem ersten Halbjahr 2018. Es ist Vorsicht geboten. Nach den letzten drei ähnlichen Stimmungsumschwüngen ging es zwei Mal steil bergab, zeigt die Studie. Dass der Wachstumshöhepunkt überschritten scheint, lässt sich auch daran ablesen, dass in den letzten drei Monaten der Optimismus der CFOs hinsichtlich der finanziellen Aussichten des eigenen Unternehmens deutlich geschrumpft ist. Der Nettosaldo (optimistische abzüglich pessimistischer Nennungen) ist von 24% auf tiefe, aber immer noch positive 9% zurückgegangen. «Die Schweizer Wirtschaft ist zwar immer noch robust, doch der grosse Boom ist vorbei. Die anhaltenden internationalen Handelsstreitereien färben erstmals auch auf die Schweiz ab. Das protektionistische Getue, das insbesondere von den beiden Grossmächten USA und China ausgeht, schürt die Verunsicherung unserer exportorientierten Unternehmen.» kommentiert Michael Grampp, Chefökonom bei Deloitte Schweiz, die Resultate der CFO-Umfrage.

Nettosaldo der CFOs, die die Konjunkturaussichten für die Schweiz in den nächsten 12 Monaten positiv/negativ beurteilen. (Grafik: Deloitte)

Handelspartner signalisieren vermehrt Unzuverlässigkeit

Insgesamt schätzen zwar nur 40% der CFOs das Niveau der ökonomischen und finanziellen Unsicherheiten hierzulande als hoch ein. Dieses Resultat darf als optimistisch gewertet werden. Doch für die Verunsicherung der CFOs verantwortlich sind die Entwicklungen im Ausland. Knapp die Hälfte der exportorientierten Schweizer Unternehmen (48%) sehen grosse Unsicherheiten auf sich zukommen. Die Konjunkturaussichten trüben vor allem zunehmende politische Unsicherheiten bei den traditionellen Handelspartnern. Gegenüber dem ersten Halbjahr steigen im aktuellen Halbjahr die Risikowahrnehmung gegenüber den etablierten Partnern USA (plus 26% auf 77%), Italien (plus 20% auf 64%) und China (plus 15% auf 30%) drastisch an. Das Brexit-geplagte Grossbritannien wird wenig überraschend ebenfalls von hohen 64% der CFOs als risikobehafteter Handelspartner eingestuft. Erfreulicher werden die Beziehungen zu den beiden traditionell wichtigsten Partnern Deutschland (11%) und Frankreich (7%) gesehen. Bei beiden hat das Mass an Unsicherheit gegenüber dem ersten Halbjahr abgenommen. Indes: Viele Schweizer Unternehmen haben derzeit andere Prioritäten. «Geopolitische Unsicherheiten und Protektionismus sind in der Risikowahrnehmung der Schweizer CFOs zwar sehr relevant, zuoberst stehen jedoch unternehmensinterne Prozesse: Mögliche hausgemachte Probleme sind erstmals das Top-Risiko. Viele Unternehmen sind zurzeit stark mit sich selbst beschäftigt und konzentrieren sich nicht mit vollem Elan auf die Herausforderungen von aussen. Dies wäre jedoch genau nötig», analysiert Alessandro Miolo, Verantwortlicher Partner CFO-Programm bei Deloitte, das Spannungsfeld, in dem CFOs aktuell agieren.

Wechselkurs EUR/CHF: 1.07 als Schmerzgrenze

Im Hinblick auf das herausfordernde internationale Geschäft steht für die Schweizer Unternehmen der Wechselkurs CHF/EUR besonders im Fokus. Für knapp 60 Prozent der befragten CFOs hätte ein stärkerer Franken direkte negative Auswirkungen für ihr Unternehmen. Als Durchschnitt geben die befragten CFOs einen Wechselkurs von EUR/CHF von 1.07 als Schmerzgrenze an.
Alessandro Miolo ordnet dieses Ergebnis wie folgt ein: «Nach der Aufhebung des Mindestkurses im Januar 2015 und dem anfänglichen Schock haben sich die Unternehmen zwar mit der Wechselkurssituation arrangiert. Doch der CHF/EUR Wechselkurs hängt heute wie ein Damoklesschwert über den Unternehmen. Es ist überraschend, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Schweizer Finanzchefs mittels Risikoeinschätzungen oder finanziellem Hedging das Wechselkursrisiko begrenzen. Man darf bei diesem Thema nicht untätig sein.»

Fachkräftemangel hält Unternehmen auf Trab

Trotz abnehmenden Tendenzen bei den positiven Aussichten, bleiben die Unternehmen sowohl bezüglich Investitionen als auch Einstellungen europaweit ausgabefreudig. 39% der Schweizer CFOs rechnen im 12-Monate-Ausblick immer noch mit einem Anstieg der Investionen. Dies deckt sich weitgehend mit dem Eindruck, der auch die ORGANISATOR-Umfrage „KMU-Monitor“ aufgezeigt hat. In Sachen Investitionsfreudigkeit liegt die Schweiz gemäss Deloitte im europäischen Durchschnitt.

42% der Schweizer CFOs sind zuversichtlich, dass sie die Anzahl Mitarbeitende in den nächsten 12 Monaten erhöhen werden. Jedoch sehen sie den Zugang zu qualifiziertem Personal als grösser werdendes Risiko. Diese Bedenken teilen sie fast ausnahmslos mit den CFOs der anderen europäischen Ländern. Bei unseren Nachbarn Deutschland und Österreich ist der Fachkräftemangel sogar das am häufigsten genannte Risiko. Auch vor dem Hintergrund des schweizerischen Inländervorrangs ist gut möglich, dass der «War for Talent» innerhalb der deutschsprachigen Ländern weiter zunimmt. Besonders gesucht sind Personen mit angemessenem technischen Wissen und Berufserfahrung.

Stärker als der europäische Durchschnitt setzt die Schweiz auf Auslandsrekrutierung (33%) und nicht ganz so häufig auf die Aktivierung alternativer Gruppen von Arbeitnehmern (z.B. Wiedereinsteiger oder ältere Arbeitnehmer, 20%). Der Inländer-Vorrang, der seit Juli 2018 in Kraft ist, scheint in dieser Studie also keinen Effekt aufzuzeigen, zumal es sich bei den für den Inländer-Vorrang meldepflichtigen Berufsbilder grösstenteils nicht um hoch qualifizierte Fachkräfte handelt.

Quelle und weitere Informationen: Deloitte

Acht Billionen USD weniger Umsatz wegen Fachkräftemangel

Der Mangel an qualifizierten Fachkräften nimmt global zu. Reagieren Unternehmen nicht rechtzeitig, kann dies zu Einbussen in Billionenhöhe aufgrund entgangener Umsätze führen. Dies zeigt eine aktuelle Studie von Korn Ferry (NYSE:KFY), dem weltweit führenden Personalberatungsunternehmen für die Rekrutierung und Entwicklung von Führungskräften.

Fachkräftemangel wird zusehends zu einem globalen Problem, so Stefan Steger, Chairman von Korn Ferry Schweiz und Österreich. (Bild: zVg / Korn Ferry)

Über 1’500 Geschäftsführer der weltweit grössten Unternehmen wurden für die  Korn Ferry-Studie «The Talent Shift» befragt. Die überwiegende Mehrheit ist sich bewusst, dass es in Zukunft zu einem Mangel an talentierten Fachkräften kommen wird. Trotzdem sind die Unternehmen zuversichtlich: 95 % sind sich sicher, dass ihr Unternehmen den Fachkräftemangel in Zukunft decken kann. Fast 75 % gehen zudem davon aus, dass die Technologie viele Fachkräfte ersetzen wird.

Ein Strukturwandel mit Folgen

Laut Experten kann diese Denkweise Unternehmen teuer zu stehen kommen. Der Fachkräftemangel ist kein vorübergehendes Phänomen, sondern ein Strukturwandel, der Unternehmen bis 2030 fast 8,5 Billionen USD an entgangenen Umsätzen kosten könnte. «Fachkräfte, die für die Umsetzung der Geschäftsstrategie erforderlich sind und die in Zukunft fehlen werden, könnten zum entscheidenden Thema des Zeitalters werden und das BIP der Nationen sowie die Rentabilität der Unternehmen gefährden», sagt Stefan Steger, Chairman von Korn Ferry Schweiz und Österreich.

Personalplanung muss zur Priorität werden

Die zu erwartenden Engpässe sind nicht auf eine bestimmte Region beschränkt. So könnte beispielsweise in China bis 2030 ein Defizit von 6,7 Millionen hochqualifizierten Arbeitnehmern entstehen, ebenso in den USA mit 6,6 Millionen oder in Deutschland mit einer Lücke von 2,5 Millionen Fachkräften. Da die Mehrheit der befragten Führungskräfte diese Engpässe nicht in ihren eigenen Unternehmen verorten, befürchten Experten, dass sie in Zukunft zu wenig in interne Talentförderungsprogramme oder in die allgemeine Talentstrategie investieren werden. «Es ist notwendig, dass die Unternehmen die zukünftige Personalplanung zu ihrer Priorität machen, wenn sie verhindern wollen, dass sie in Zukunft  durch einen Mangel an notwendigen Kompetenzen in ihrer Arbeit eingeschränkt sein werden», sagt Stefan Steger. Der Fachkräftemangel werde sich auf die Gehälter auswirken. Korn Ferry schätzt, dass der globale Fachkräftemangel die Gehälter um 2,5 Billionen USD in die Höhe treiben könnte.

Weitere Informationen: Korn Ferry

Export Award 2019: Erfolgreiche KMU gesucht

Schweizer und Liechtensteiner Unternehmen können sich ab sofort für den Export Award 2019 bewerben. Anmeldeschluss ist der 15. Januar 2019.

Für den Export Award 2019 werden wiederum erfolgreiche KMU gesucht. (Bild: Switzerland Global Enterprise)

Mit dem Export Award werden international tätige Unternehmen gewürdigt, die mit ihrer Internationalisierungsstrategie überzeugen. Der Preis wird am 26. März 2019 von Ruth Metzler-Arnold, VR-Präsidentin von Switzerland Global Enterprise anlässlich des Aussenwirtschaftsforums in Zürich verliehen.

Chance für KMU

«Wir suchen Schweizer Unternehmen, die durch eine überzeugende Anbindung an die internationale Wertschöpfungskette nachhaltig Wert schaffen. Wir bewerten die Qualität, Originalität und Überzeugungskraft der Internationalisierungsstrategie», erklärt Jury-Präsident Ralph Siegl. Aus allen Bewerben wählt die Jury drei Finalisten aus. «Der Export Award bietet KMU die Chance, die öffentliche Anerkennung zu bekommen, die ihnen und ihren Mitarbeitenden zusteht. Der Preis verschafft zudem Ansehen bei Kunden und Partnern.»

Die drei Finalisten sowie der Gewinner werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt. Die Jury setzt sich aus Persönlichkeiten der Schweizer Wirtschaft, Wissenschaft und Medienwelt zusammen, die seit 2018 von Ralph Siegl, Managing Partner von Experts for Leaders AG, präsidiert wird.

Bewerbung bis 15. Januar 2019

Alle Schweizer und Liechtensteiner Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen international vertreiben, können sich ab sofort für den Export Award 2019 bewerben. Die Bewerbung ist einfach und erfolgt am schnellsten via Website von S-GE. Einsendeschluss ist der 15. Januar 2019

Die drei Finalisten dürfen mit einer erhöhten Medienaufmerksamkeit und Beiträgen in Wirtschafts-, Fach- und Regionalpresse rechnen.

Google Schweiz und Switzerland Global Enterprise lancieren den „Market Finder“

Eine gemeinsame Initiative von Google Schweiz und Switzerland Global Enterprise (S-GE) soll KMU unterstützen, den Weg in attraktive Exportmärkte zu finden. Die neue Online-Plattform „Market Finder“ bietet digitale Werkzeuge und praktisches Know-How gestützt auf umfangreiches Datenmaterial. Die Plattform wurde am 7. November 2018 lanciert.

Daniel Küng (links) von S-GE und Tobias Wittmann von Google anlässlich der Lancierung der neuen Plattform „Market Finder“ (Bild: Thomas Berner)

Spätestens seit dem „Frankenschock“ wurde vielen exportorientierten KMU klar: Es ist an der Zeit, die Fühler nach neuen internationalen Märkten auszustrecken. Und auch für alle anderen KMU gilt: Aufgrund der Digitalisierung ist es heute notwendiger denn je, auch eine Internationalisierungs-Strategie zu erwägen. Denn heute sind etwa 2,5 Milliarden Menschen weltweit online. „In den nächsten drei Jahren werden es 4 Milliarden sein – die Hälfte der Weltbevölkerung“, sagte Elisabete Ramalho, Industry Leader–Luxury, Finance, CPG bei Google Inc., anlässlich des Launch-Anlasses am 7. November 2018 in Zürich. Das bedeutet: Über digitale Kanäle bieten sich neue Chancen für den Export – gerade auch für KMU.

„Trial and Error“ als riskantes Spiel

Doch wie erschliesst man neue Märkte im Ausland? Marktanalysen stehen in der Regel am Anfang jeder Exportstrategie. KMUs verfügen häufig über zu wenige Ressourcen für umfangreiche Abklärungen. Das kann kostspielige Folgen haben – „Trial and Error“ ist da ein riskantes Spiel und kann dann letztlich jede Exportbemühung im Keim ersticken. Ein Exportprojekt lässt sich deshalb einfacher über digitale Kanäle vorantreiben – beginnend bei der Analyse der Nachfrage nach den eigenen Produkten in potenziellen Zielmärkten, dem Erfassen des Kundenpotenzials bis hin zum Online-Marketing und dem Vertrieb über E-Commerce – dies zunehmend auch via mobile Geräte. So ist der Einsatz von digitalen Kanälen für Schweizer Unternehmen heute unerlässlich, wenn sie Konsumenten im Ausland ansprechen und neu gewinnen möchten, unabhängig davon ob im B2B- oder B2C-Bereich.

Market Finder: Daten und Know-How in Kooperation

Vor diesem Hintergrund entschlossen sich Google und Switzerland Global Enterprise (S-GE) als Partner, den „Market Finder“ zu lancieren, ein Tool, das auf umfangreiches Datenmaterial zugreifen kann und darauf aufbauend praktisches Know-How zur Verfügung stellt. „Unser Ziel ist, mehr KMU an internationale Wertschöpfungsketten heranzuführen und ihnen diesen Weg mit digitalen Werkzeugen zu erleichtern“, sagt dazu Daniel Küng, CEO von S-GE. Digitale Kanäle seien in vielen Ländern inzwischen unabdingbare Bestandteile einer Markteintrittsstrategie, so Küng weiter.

Google kann aufgrund täglicher Suchanfragen nach Produkten und Dienstleistungen inzwischen auf einen eindrücklichen Datenbestand zurückgreifen und so umfangreiches Wissen über regionale Märkte und Konsumverhalten aggregieren. Über digitale Kanäle hinaus braucht es im Zielmarkt aber gleichwohl ein gutes Partnernetzwerk und weitere Marketing- und Vertriebskanäle. Nicht zu unterschätzen sind ausserdem kulturelle und regulatorische Unterschiede. Dass dies nicht ganz trivial ist, musste etwa ein Küchenbauer im Hochpreissegment erfahren, der aufgrund von Analysen globaler Immobilien-Investitionen zum Schluss kam, dass die Golfregion ein lukrativer Absatzmarkt sein könnte. Da allerdings Küchen dort nicht den gleichen Stellenwert geniessen wie etwa in Europa, waren die Exportbemühungen letztlich nicht von Erfolg gekrönt. «Neue Märkte zu erschliessen, bleibt weiterhin eine Herausforderung. Doch digitale Werkzeuge können einen Markteintritt erheblich erleichtern. Sie müssen deshalb als Teil einer gesamten Exportstrategie angesehen werden», so Daniel Küng.

Niederschwellige Unterstützung für Exportstrategien

Zusammenfassend: Der Market Finder vermag mit vergleichsweise kleinem Aufwand – zunächst genügt die Eingabe der eigenen Firmen-URL für erste Informationen – KMU eine ausreichende Grundlage für den Start einer Exportstrategie zu bieten. Das Tool ist zudem kostenlos; für die Anmeldung ist lediglich ein Gmail-Konto erforderlich. Der Market Finder ist in die drei Kategorien “Neue Absatzmärkte finden”, “Betriebsabläufe planen” und “Unternehmen vermarkten” unterteilt. Nach Eingabe der Firmen-URL wird die Kategorie der vom Unternehmen angebotenen Produkte oder Dienstleistungen ermittelt. Auf dieser Grundlage wählt Market Finder anschliessend die empfohlenen Märkte aus. Berücksichtigt werden dabei etwa die die durchschnittliche Anzahl der monatlichen Google-Suchanfragen pro Produkt oder Dienst, der Cost-per-Click, den Werbetreibende für Keywords bezahlen, und das BIP-Wachstum pro Jahr und Wirtschaft. Es werden weitere Daten erfasst, um einen Eindruck von den Geschäftsaussichten in den einzelnen Ländern zu vermitteln. Sobald die Nutzer aufgrund des Datenmaterials ihre Exportstrategie konkret umsetzen wollen, stehen Berater von Google und S-GE für weitere Unterstützung zur Verfügung.

Gleich nach Eingabe der Firmen-URL zeigt die Plattform erste Marktvorschläge an. (Bild: Google Schweiz)

„Sofort loslegen mit Eingabe der Firmen-URL“

Fragen an Tobias Wittmann, Director bei Google für International Growth Strategy & Sales:

KMU sollen von digitalen Kanälen profitieren und die Internationalisierung vorantreiben. Worin besteht der Ansatz von Google, die KMU darin zu unterstützen?

Wir möchten es KMU so einfach wie möglich machen, internationale Wachstumspotenziale zu nutzen. Das ist gut für Google und gut für die KMU – im Prinzip eine Win-Win-Situation. Market Finder ist ein Kern der Infrastruktur, die wir dafür geschaffen haben. Die Reise beginnt in der Regel mit der Frage: Wohin wollen wir exportieren?

Salopp formuliert: Am Anfang jeder Internationalisierungs-Strategie eines KMU steht eine Google-Suche?

Ja. Auf der digitalen Seite ist es um vieles leichter, neue Märkte auszuprobieren. Zum einen haben wir Daten. Damit lassen sich datenbasierte Entscheide treffen, die offline so nicht möglich sind und mit viel mehr Trial and Error verbunden sind. Zum anderen lässt sich auf digitale Weise leichter testen. So kann ich mit einem kleinen Test-Budget schon mal in einem Markt anfangen.

Wie lauten Ihre digitalen Tipps und No-Go’s für die „digitale Internationalisierung“?

Es geht im Wesentlichen um drei Schritte. Zum ersten muss ich die Opportunitäten identifizieren: Wo geht die Reise hin? Wo möchte ich als Unternehmen wachsen? Ich muss die Kunden verstehen und mich über sie erst schlau machen: Wie muss ich sie ansprechen? Wie sieht die Konkurrenzsituation aus? Das kann alles datenbasiert erfolgen. Zum zweiten muss ich die Umsetzung möglichst geschickt anpacken. Hier kann ich über den Market Finder erfahren, welche Hilfeleistungen möglich sind und welche Unterstützung etwa Google in Kooperation mit Switzerland Global Enterprise leisten kann. Damit vermeide ich, dass ich unnötig viele Ressourcen einsetze. Zum dritten ist da dann die digitale Advertising Strategy, und da können wir von Google aus dem Vollen schöpfen. Das ist unser Kerngeschäft. Zusammenfassend: Ich schaue, welche Daten und Informationen von Google ich nutzen kann, um einen echten strategischen Entscheid zu fällen an Stelle von Trial and Error. Operativ geht es dann etwa um die Frage, ob ich meine Website übersetzen muss – für manche Märkte macht das mehr Sinn als für andere. Wenn ich eine englischsprachige Website habe, kann ich für einige Produkte schon sehr schnell loslegen. Ich muss aber noch wissen, welche Payment-Kanäle ich benötige und wie das Customer Care aussehen soll. Für solche Fragen bietet Google mit dem Market Finder jede Menge Hilfestellungen.

Wie funktioniert die Partnerschaft zwischen Google und S-GE?

S-GE ist ein Partner, der einen ganzheitlichen Ansatz fährt. Sie arbeiten weltweit mit ähnlichen Organisationen zusammen und nehmen Unternehmen bei der Hand, um mit ihnen Themen wie Zölle oder Steuern zu besprechen. Dazu ziehen sie die richtigen Partner bei. Wir von Google unterstützen S-GE stark von der Daten-Seite her, d.h. wir stellen die Daten zur Verfügung.

Der Market Finder ist explizit auf Schweizer KMU ausgerichtet?

Die Version, die wir heute live schalten, ist auf Schweizer Nutzer ausgelegt. Wir haben den Market Finder als globale Plattform entwickelt und sind damit auch in anderen Märkten aktiv. Vor kurzem haben wir sie auch in Italien gelauncht.

Wie einfach und intuitiv ist der Market Finder zu nutzen? Für KMU muss ja vieles möglichst unbürokratisch sein.

Die Bedienung ist wirklich sehr einfach. Im Prinzip kann ich sofort loslegen, sobald ich meine URL eingegeben habe. Die Plattform liest aus, in welchen Geschäftsfeldern ich mich bewege und macht Vorschläge, wie sich die Anfrage nachjustieren lässt. Darauf basierend wird dann die Analyse gefahren. So wird ermittelt, in welchen Ländern am meisten Suchanfragen zum Produkt gestellt werden, auch die Konkurrenzsituation wird berücksichtigt. Wenn sich ein Unternehmen dann für einen Markt entschieden hat, können wir dann auch von operativer Seite her Hilfestellung geben. So finden sich auf der Plattform Erklärungen, wie man über Payment oder Customer Care in diesem Zielmarkt umgehen kann.

 

Der Link zur Plattform: g.co/marketfinder

Wer ins Ausland liefert, behält als Gerichtsstand die Schweiz

Der Onlinehandel wird zunehmend international. Bei Bestellungen aus dem Ausland ist besonders wichtig, dass der Kunde den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) zustimmt. Diese müssen klar und eindeutig formuliert sein, insbesondere, was den Gerichtsstand betrifft: Es ist in jedem Fall die Schweiz.

Raoul Egeli: Das Ausformulieren der AGB ist kompliziert und meistens eine Sache für spezialisierte Anwälte, damit eine Auslegung zulasten des Ausstellers ausgeschlossen werden kann. (Bild: zVg)

Betrachten Sie es als ehernes Gesetz bei jedem Geschäftsabschluss mit einem ausländischen Kunden: Der Gerichtsstand liegt in der Schweiz. Das gilt uneingeschränkt auch im Onlinehandel, der in rasantem Tempo an Bedeutung gewinnt. In den Vereinigen Staaten ist es beispielsweise bereits jetzt gängige Praxis, einen Gerichtsstand in den USA vorzusehen, unabhängig davon, wo der Kunde seinen Sitz hat. Daneben sollte auch eine Unterstellung unter das hiesige Recht vorgesehen sein, und schliesslich sollte die Anwendung des so genannten Wiener Kaufrechtes ausgeschlossen werden. Dieser völkerrechtliche Vertrag, dem die meisten Industriestaaten, darunter auch die Schweiz, beigetreten sind, definiert die Regeln bei internationalen Warenkäufen und weicht teilweise vom nationalen Recht ab. Klauseln, die dessen Anwendbarkeit wegbedingen, sind zulässig. In Einzelfällen wäre zu prüfen, ob das Wiener Kaufrecht allenfalls Vorteile für den Verkäufer erwarten lässt. Dann wäre auf eine Ausschlussklausel zu verzichten.

Allgemeine Geschäftsbedingungen: Immer Kopie aufbewahren

Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind nur gültig, wenn sie von beiden Parteien anerkannt werden. Im Onlinehandel ist es üblich, dass im Webshop vor der Ausführung der Bestellung ein Kontrollkästchen mit dem Vermerk «Ich habe die Allgemeinen Geschäftsbedingungen gelesen und akzeptiert» eingeblendet wird. Diese müssen bei dieser Gelegenheit natürlich auch zum Lesen verfügbar gemacht werden. Dabei gilt die Regel: Je expliziter die Willenserklärung des Kunden ausfällt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gericht im Streitfall die Annahme der Geschäftsbedingungen bejaht. Die AGB werden in der Regel immer wieder aktualisiert. Deshalb empfiehlt es sich, von jeder Version eine Kopie aufzubewahren.

Was in jede AGB gehört

Das Ausformulieren der AGB ist kompliziert und meistens eine Sache für spezialisierte Anwälte, damit eine Auslegung zulasten des Ausstellers ausgeschlossen werden kann. In jede AGB gehören:

  • Gewährleistung
  • Garantie
  • Datenschutz
  • Bestellungen
  • Rechnungs- und Zahlungsbedingungen
  • Mehrwertsteuer
  • Lieferung und Lieferfristen
  • Versandgebiete
  • Haftung
  • anwendbares Recht und Gerichtsstand

Missbräuchliche Erklärungen wie «Das Versandrisiko trägt der Käufer» sind unzulässig. Klauseln, die für die Besteller ein erhöhtes Risiko bedeuten, sind klar hervorzuheben.

 

Autor: Raoul Egeli ist seit 2008 Präsident des Schweizerischen Verbands Creditreform und seit 2014 Präsident von Creditreform International sowie Mitglied der Gewerbekammer des SGV. Zudem ist er Geschäftsführer der Creditreform Egeli Gesellschaften in Basel, St. Gallen und Zürich. 2009 bis 2013 war er Zentralpräsident von TREUHAND|SUISSE. Raoul Egeli ist Autor mehrerer Fachbücher rund um das Thema Kredit und Forderungsmanagement. www.creditreform.ch

Wirtschaftsforum „ErfolgsSignale“: Innovation, Kommunikation und Transformation

Am 25. Oktober fand zum 17. Mal das Wirtschaftsforum "ErfolgsSignale" in Rheinfelden AG statt. Referenten wie Matthias Baumann (Möbel Pfister AG) oder die Skiakrobatin Evelyne Leu trafen auf interessierte Zuhörer.

Matthias Baumann, CEO der Möbel Pfister AG, sprach über die Digitalisierung im Möbelhandel. (Foto: Fabrice Müller)

Unter dem Motto «Innovation, Kommunikation und Transformation» überbrachten an lässlich der 17. Ausgabe des Wirtschaftsforums «ErfolgsSignale» vom 25. Oktober im Hotel Schützen in Rheinfelden wertvolle Impulse, Erfahrungen und Ratschläge aus der Welt der Wirtschaft, Kommunikation und des Sports.

Mentale Einstellung und digitaler Wandel

Die ehemalige Skiakrobatin und Olympiasiegerin Evelyne Leu beispielsweise unterstrich in ihrem Vortrag die Bedeutung der mentalen Einstellung für den Erfolg. Matthias Baumann, CEO der Möbel Pfister AG, gab einen spannenden Einblick in die Digitalisierung des Möbelhandels. «Die Digitalisierung wird den Möbelhandel in Zukunft noch stärker verändern und vieles, was einst galt, in Frage stellen», sagte Matthias Baumann.

«Beseelte Unternehmerinnen»

Die Unternehmensberaterin und Buchautorin Christel Maurer sprach über «beseelte Unternehmerinnen und Unternehmer», die sich mit Leib und Seele für ihr Unternehmen engagieren. Zu den weiteren Referenten zählten der Kommunikationscoach Marcus Knill sowie der Energieunternehmer Alexandr Medici aus Laufenburg, Gewinner des Axpo Energy Award 2014. (fm)

www.erfolgssignale.ch

Cyber-Angriffe können alle treffen – auch das sicherste KMU

Die IT-Infrastruktur von KMU kann noch so modern sein – wenn deren Schutz nicht sichergestellt ist, öffnet sie Cyber-Kriminellen Tür und Tor. Am KMU Event von GGA Maur haben rund 90 KMU-Vertreter von renommierten Experten wie Marc Henauer, Leiter der Melde- und Analysestelle Informationssicherung des Bundes und ETH Professor Jürg Leuthold erfahren, wie sie damit umgehen können und was mit dem technologischen Wandel auf sie zukommt.

Experten informierten die Teilnehmenden, was KMU gegen Cyber-Angriffe tun können. (Bild: zVg / GGA Maur)

Am Freitag, 2. November lud das Kommunikationsunternehmen GGA Maur zusammen mit dem ewz und Studerus AG zu einem Weiterbildungs- und Networking-Event im Kraftwerk in Zürich ein. Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft präsentierten den über 90 Teilnehmenden Fakten, Trends und Best Practices zu den Themen Kommunikation der Zukunft und Cybersecurity.

Technologischer Wandel bietet mehr Chancen als Probleme

Den Anfang machte Jürg Leuthold. Mit eindrücklichen Zahlen und Fakten zeigte der Professor für Photonik und Kommunikation der ETH Zürich auf, wie sich Informationstechnologien in Zukunft entwickeln werden. «Im Jahr 2000 waren wir mit einer Übertragungsrate von 128 kbit/Sekunde zufrieden. Heute benötigen wir 1 Gbit/Sekunde und bis 2030 wird mehr als das Zehnfache davon der Standard sein.» Die Anwendungsfälle für neue Technologien sind fast grenzenlos – von individueller Bekleidung aus dem 3D-Drucker und zahlreichen medizinischen Anwendungen anhand von Machine Learning über das autonome Fahren bis hin zu Cyborgs. «Informationstechnologien werden unseren Lebensstandard nachhaltig verbessern. Jedoch ist dazu der kontinuierliche Ausbau der bestehenden Infrastruktur nötig», so Leuthold.

Die Physik ist kein Problem, soviel steht fest. Laut dem ETH Professor können im Labor bereits heute in einer einzigen Glasfaser Geschwindigkeiten von bis zu 1.01 Petabyte pro Sekunde erreicht werden. Auch bei mobilen Daten ist das Potenzial bezüglich Kapazität noch längst nicht ausgeschöpft. Herausforderungen beim Energieverbrauch, der Prozessorenleistung und den optischen Komponenten sind lösbar, ist sich Leuthold sicher. Schwieriger gestalten sich gesellschaftliche Herausforderungen, die sich aus dem technologischen Wandel ergeben – etwa mögliche gesundheitliche Belastungen durch Strahlung, Sicherheitsaspekte und der Wandel im Arbeitsmarkt und Bildungssystem. «Der technologische Wandel hält mehr Chancen als Probleme für uns bereit. Wir müssen aber bereit sein, uns den Begebenheiten und Realitäten anzupassen. Mit alten Zöpfen bestreiten wir die Zukunft nicht.»

Wie viel Sicherheit ist möglich?

Marc Henauer von der Melde- und Analysestelle Informationssicherung des Bundes – kurz MELANI – ging in seinem Referat auf die Cyber-Risiken und Herausforderungen ein. «Cyber-Risiken ergeben sich durch den Einsatz von IT zur Unterstützung von Prozessen und zur Effizienzsteigerung. Sie bedrohen jedes Unternehmen unabhängig von Branche und Grösse.» Mit der zunehmenden Bedeutung von Informationstechnologien für Unternehmen steigen laut Henauer die Vernetzung und der Wert des Informationszugangs. Gleichzeitig nimmt damit auch die Möglichkeit für Betrug, Spionage, Erpressung, Sabotage und andere Cyber-Angriffe zu. Dies veranschaulichte Henauer anhand von unterschiedlichen Beispielen, wie etwa dem WannaCry-Angriff, der 2017 weltweit zahlreiche Computersysteme lahmgelegt hatte. «Die Cyberkriminellen arbeiten in organisierten dezentralen Gruppen, entwickeln ihre Methoden laufend weiter und gehen dabei sowohl virtuell wie auch physisch gegen ihre Opfer vor. Eine komplette Absicherung ist deshalb unmöglich.»

Die Lösung sieht Henauer für Unternehmen auf einer anderen Ebene. Cyber-Risiken sind nur ein Teil der Informationssicherheit eines Unternehmens, denn auch physische und personelle Risiken können zu entsprechenden Attacken führen. «Eine technologische Lösung macht als Sicherheitsmassnahme für die IT Sinn. Für einen gesamtheitlichen Informationsschutz benötigen Unternehmen jedoch einen übergeordneten Sicherheitsansatz, der auf Ebene Geschäftsleitung ins Risikomanagement integriert werden sollte.»

Aus Sicht des Gegners

Einen Perspektivenwechsel bot im Anschluss Ivan Bütler, CEO von Compass Security AG. Im Dezember 2017 konnte sich Bütler im Auftrag des SRF trotz Ankündigung erfolgreich in das Netzwerk des Energieversorgungsunternehmens EBL im Kanton Baselland hacken und einen Teil der Weihnachtsbeleuchtung ausschalten. «Die Achillesferse des Internets sind die Menschen, die auf die Geschichten der Hacker hereinfallen und ihnen so Zugang gewähren.» Dies geschieht normalerweise etwa über eine Fake-Bewerbung auf einem USB-Stick oder über einen Mailanhang. Im Falle des EBL funktionierten diese Ansätze jedoch nicht, deshalb setzte Bütler auf einen weiteren Trick.

Ein einfaches Ablenkungsmanöver am Empfang des EBL reichte, um einen fremden Techniker ins Unternehmen einzuschleusen, der ungestört ein Schadprogramm auf dem System installieren konnte. «Man sollte keine Geschenke verteilen – ein unbedachter Umgang mit E-Mail-Anhängen, Links oder Passwörtern ist eine Einladung für Hacker. Ein gesundes Mass an Skepsis ist angebracht», fasst Bütler zusammen.

Tipps gegen Cyber-Angriffe

Abgerundet wurde das Thema Cybersecurity von Hugo Bossard, CIO von Studerus AG. Er erläuterte wie KMU mit Schadprogrammen umgehen können und stellte konkrete Firewall-Dienste von Studerus AG wie GeoIP oder Content Filter zum Schutz vor. Weniger effektiv sind laut Bossard Anti-Virus und Anti-Spam-Dienste auf der Firewall.

In einem zweiten Teil gab Bossard den Anwesenden fünf Tipps zur Ransomware Prävention:

  1. Als solide erste Abwehr sollten KMU eine Firewall installieren.
  2. KMU sollten regelmässige Backups machen, die ausserhalb des Gebäudes und des Netzwerks abgelegt werden und im Notfall wiederhergestellt werden können.
  3. Das verwendete Betriebssystem sollte auf allen verwendeten Computern immer auf dem neusten Stand sein. Sicherheitsupdates verringern die Möglichkeiten für Cyberkriminelle.
  4. E-Mail-Anhänge und unbekannte Links sollten vorsichtig behandelt und im Zweifelsfall nicht geöffnet werden.
  5. Auf jeden Rechner des Unternehmens gehört ein aktuelles Anti-Virus Programm.

Weitere Informationen: GGA Maur

 

Einkaufen auf Geschäftsreisen: Mit privater oder firmeneigener Kreditkarte?

Eine Studie von zeigt: Vier von zehn Geschäftsreisenden nutzen Firmenkreditkarten auch für persönliche Einkäufe. Virtuelle Kreditkarten könnten eine Alternative sein und für mehr Transparenz sorgen.

Eine neue Studie zeigt, wie oft Geschäftsreisende die Kreditkarte ihrer Firma auch für private Einkäufe nutzen. (Grafik: CWT)

Vier von zehn Geschäftsreisenden geben zu, Firmenkreditkarten für persönliche Einkäufe zu nutzen – 46 Prozent der europäischen und amerikanischen Reisenden und 38 Prozent der Reisenden im asiatisch-pazifischen Raum. Das ist das Ergebnis einer Studie des weltweiten Geschäftsreiseanbieters Carlson Wagonlit Travel (CWT). „Travel Manager müssen sich um den Missbrauch von Firmenkreditkarten kümmern und außerdem herausfinden, warum Reisende die Regeln nicht befolgen“, sagt Christophe Renard, Vice President der CWT Solutions Group, der Beratungssparte von Carlson Wagonlit Travel.

Klare Regelungen für die Nutzung der geschäftlichen Kreditkarte

Die Praxis ist weit verbreitet, obwohl 58 Prozent der Europäer und 63 Prozent der Amerikaner angeben, die Richtlinien ihres Unternehmens untersagten die Nutzung von Firmenkreditkarten für Privatkäufe – mit einer Umsetzungsquote von 85 Prozent in beiden Regionen. Von den asiatisch-pazifischen Reisenden sagen 69 Prozent, ihr Unternehmen verbiete die private Nutzung, die Umsetzungsquote liege bei 87 Prozent. Insgesamt erhalten sechs von zehn globalen Geschäftsreisenden von ihren Arbeitgebern eine Firmenkreditkarte – am ehesten in der Region Asien/Pazifik (67 Prozent), gefolgt von Amerika (61 Prozent) und Europa (56 Prozent).

Private Kreditkarte wird auch geschäftlich genutzt

Die Ergebnisse der CWT-Studie zeigen aber auch das umgekehrte Ergebnis: Reisende wickeln geschäftliche Reiseausgaben oft über ihre persönlichen Kreditkarten ab. Weltweit betrachtet, nutzen 49 Prozent der Geschäftsreisenden stets ihre persönliche Kreditkarte. Reisende aus dem asiatisch-pazifischen Raum neigen deutlich eher dazu (55 Prozent) als Reisende aus Amerika (48 Prozent) oder Europa (44 Prozent). „Die Nutzung persönlicher Kreditkarten für Geschäftsausgaben bedeutet, dass es für die Unternehmen kompliziert wird, die Ausgaben nachzuverfolgen – und das macht es um einiges schwieriger, Richtlinien durchzusetzen“, sagt Christophe Renard von der CWT Solutions Group. „Falls Unternehmen nicht allen Mitarbeitern Kreditkarten ausstellen wollen – was verständlich ist –, sind virtuelle Kreditkarten ein guter Kompromiss. Reisende müssen ihre persönlichen Kreditkarten nicht für Geschäftsausgaben nutzen und Unternehmen wissen genau, wofür ihr Geld verwendet wird.“

Quelle: Carlson Wagonlit Travel

 

Ältere Mitarbeitende: Talente ohne Ende

Viele Unternehmen haben als oberste Priorität festgelegt, junge Talente zu finden und zu binden. Das hat Auswirkungen auf die wachsende Anzahl Mitarbeitende im Alter von 50+. Generationenfreundliches Talent Management lohnt sich – eine spannende Aufgabe für Arbeitgeber, wie auch Arbeitnehmende.

Ältere Mitarbeitende sind durchaus noch neugierig, innovativ und experimentierfreudig, wie Studien belegen. (Quelle: Neustarter-Stiftung)

Mitte der 40er-Jahre und im Spitzenjahr 1963, als 109.993 Babys das Licht der Welt erblickten, verzeichnete die Schweiz historisch einmalige Höchststände der Geburtenrate. Inzwischen haben die Babyboomer das 50. Lebensjahr deutlich überschritten – einen massiven demografischen Wandel im Schlepptau. Das Durchschnittsalter in Unternehmen steigt; ab 2020 werden jährlich viele Menschen «altersbedingt» aus dem Erwerbsleben ausscheiden, wenn es so weiter geht, sehr viele (58%) sogar vor Erreichen des regulären Pensionierungsalters. Zugleich beklagen Personaler den Mangel an jüngeren Fachkräften, das Recruiting und auch die Aufrechterhaltung langfristiger Beziehungen werden immer schwieriger. Doch selbst für Unternehmen, welche noch (u. a. dank Zuwanderung) aus dem Vollen schöpfen können, dürfte es sich lohnen, ältere Mitarbeitende zu fragen: «Müsst ihr noch oder wollt ihr schon (arbeiten) – und wenn ja, wie lange? » Vielleicht, um darauffolgend der Motivation und dem Einsatz Langjähriger mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Unserer Erfahrung nach ist es nicht getan mit dem Fazit: «Alte gibt es genug, Young Talents zu wenig, dann muss ich doch einfach nur meine Haltung ändern, ein paar Kompetenzen bei den Älteren nachrüsten und zack, Chance genutzt.» Erst recht nicht in Unternehmen, in denen es seit Jahren als «für alle am besten» gilt, sich ab 60 in den Ruhestand zu verabschieden und schlimmstenfalls noch früher in den innerlichen. Ich denke nicht, dass ein Unternehmen automatisch besser wird, wenn es mehr auf Ältere setzt – aber die, die schon mal da sind, gegebenenfalls neu zu begeistern, lohnt sich mit Sicherheit.

Selbsterfüllende Prophezeiung

Die Negativbilder aus der Arbeitswelt schaffen eine negative Realität; die selbsterfüllende Prophezeiung bildet sich im Verhalten ab. Wenn wir uns für alt und mässig nützlich halten, agieren wir auch so. Eine beständige Abwärtsspirale, wie viele ältere Arbeitnehmer bestätigen. Statt persönlicher Weiterentwicklung wird oft Stagnation empfunden. Dies geschieht nicht selten in Kombination mit erlebtem, stetig steigendem Druck und wachsendem Arbeitspensum, das nicht mehr so leicht weggesteckt werden kann wie in jungen Jahren. Eine altersspezifische Anpassung des Performance- Managements fehlt. Was also tun? Finden Sie heraus, welche Ihrer älteren Mitarbeitenden sich etwa aus Angst vor Arbeitslosigkeit durch die tägliche Routine quälen und wer noch das Gefühl hat, gebraucht zu sein und zu gestalten. Fragt man Vorruheständler, unter welchen Umständen sie länger geblieben wären, dann antworten viele: «Wenn sie mich gebraucht hätten.»

Apropos altersgemischte Teams

In einer aktuellen Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften in Kooperation mit der Zürcher Kantonalbank und uns (Neustarter-Stiftung, siehe Kasten) geht es um die Integration Älterer im Arbeitsmarkt und die Frage nach dem fälligen Kulturwandel. Bei den Personalern reichen die Aussagen bezüglich altersgemischter Teams von «Das Alter spielt bei uns keine Rolle» bis zu «Konflikte sind bei uns immer Generationenkonflikte». Fabiola Gerpott (Universität Amsterdam) fand in einer Feldstudie heraus: «Je mehr Diversity, desto mehr braucht es Psychological Safety, um die Teamintelligenz zu nutzen.» Das bedeutet, die einzelnen Teammitglieder benötigen neben der Sicherheit, gebraucht zu werden, ein gutes Gefühl beim Äussern ihrer Ideen und Gedanken. Dieses gute Gefühl hat man naturgemäss eher gegenüber Personen ähnlicher Hintergründe (Alter, Geschlecht, Herkunft, Bildungsniveau usw.). Steigende Altersdiversität erfordert also eine noch diffizilere Führung, die Sicherheit in verschiedenen Dimensionen fördert.

Arbeitsbedingungen in der Schweiz

Dass in puncto Zufriedenheit im Job generell Handlungsbedarf herrscht, zeigen Umfragen des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO zu den Arbeitsbedingungen in der Schweiz 2005 und 2015: «Eintönige Aufgaben» beklagten 2005 rund ein Fünftel der Beschäftigten; zehn Jahre später waren es bereits mehr als ein Drittel. Die Möglichkeiten, «Neues zu lernen» und «eigene Ideen umzusetzen» gingen den Antworten zufolge von 2005 bis 2015 um jeweils rund 15 Prozent zurück. Diese Signale gehen klar in die falsche Richtung, insofern sich die Ökonomie von der Natur des menschlichen Wesens zu entkoppeln droht. Doch wirtschaftliche und menschliche Interessen müssen kein Widerspruch sein. Zu den deutlichsten Schnittmengen zählen die Neugier, die Suche nach Innovation und Experimentierfreude. Deshalb: Unternehmen, erlaubt und fördert Experimente! Entwickelt verschiedene Modelle, wie man in euren Unternehmen arbeiten kann, und macht sie transparent – für alle Altersgruppen.

Alt und agil

Viele ältere Mitarbeitende sagen: «Ja, ich möchte gerne ohne starre Altersgrenze arbeiten, aber nicht wie bisher.» Das passt gut zu neuen Organisationsformen und immer agiler werdenden Arbeitswelten. Als Beispiel, ein Credo der agilen Entwicklungsmethode Scrum lautet immer wieder, Dinge zu ändern, selbst jene, die vermeintlich gut laufen, um neue und bessere Arbeitsweisen zu entdecken. Kostet erst mal (Führungs-) Zeit, bringt Selbstverantwortung, Spass, Motivation und am Ende auch mehr Innovation und Outcome – oder? «Man muss einem alten Elefanten teilweise neue Tricks beibringen», sagt auch Olmar Albers. Er war mit 55 verzweifelt auf Jobsuche, als ihm ein Praktikum unter Digital Natives zurück ins Spiel brachte.

Mehr Transparenz

Darüber hinaus spielen weitere eingefahrene Faktoren eine wichtige Rolle für die demografiefeste Personalarbeit, etwa die Besoldung. Ist die mancherorts immer noch stark auf das (Dienst-)Alter ausgerichtete Lohnstruktur tatsächlich noch angemessen und fair? Wenn jüngere Arbeitnehmer für ein Unternehmen grundsätzlich günstiger sind als die älteren, verschärft dies das gefühlte Gefälle zwischen Leistung und Anerkennung zusätzlich. Demgegenüber sind Modelle denkbar wie etwa eine «Bogenkarriere» (Glückwunsch, wer ein besseres Wort findet!) mit abnehmender (häufig Personal-) Verantwortung oder Teilzeitarbeit bei entsprechend sinkendem Lohn. Viele ältere Mitarbeitende sind offen für Gespräche dazu oder suchen diese explizit und sind bereit, im Schnitt ca. 10% Lohneinbussen hinzunehmen. Erstrebenswert erscheinen generell eine stärkere Transparenz und weniger Ungleichheiten bezüglich der Gehälter. Das passt wiederum zur logischen Entwicklung, weniger in Jobtiteln als in Rollen innerhalb verschiedener Projekte zu denken.

Ältere Mitarbeitende: Learning by Doing funktioniert in jedem Alter

Viel wurde geforscht über die Alten, doch der Dschungel der Vorurteile hat sich wenig gelichtet. Die Forschung zum Zusammenhang zwischen Alter und Leistungsfähigkeit lässt immerhin grob den Schluss zu, dass 55-Jährige nicht per se weniger stemmen als 30-Jährige. Die meisten Defizite, wie etwa längere Reaktionszeiten, werden kompensiert – zum Beispiel durch Übung und Erfahrung. Für die Leistung sind letztlich statt dem Alter vielmehr Arbeitsbedingungen, Lebensverhältnisse, Bildung und Motivation entscheidend. Es kommt also eher darauf an, ob das Aufgabengebiet zur Person oder Persönlichkeit passt. Spannend bleibt das Thema Digitalisierung. Welche Altersgruppe nutzt sie wie? – Tools einsetzen, sich informieren, kommunizieren und konsumieren können bald 100% der Erwerbstätigen in entsprechenden Berufen. Nur, wer vernetzt sich wirklich sinnvoll, gestaltet, produziert Inhalte und Software? Generationenfreundliches Talent-Management würde sagen: Gründet Startups in den Unternehmen. Learning by Doing funktioniert in jedem Alter.

Reden ist Gold

Das Gros der älteren Arbeitnehmer ist sich seiner Fähigkeiten und Vorzüge häufig nicht bewusst. Und umgekehrt kennen die Vorgesetzten deren Potenziale nicht oder allenfalls sehr vage. Es gilt also, mit den Leuten zu reden, Tätigkeiten zu hinterfragen, erstarrte Strukturen aufzubrechen. Zum Beispiel in Form ehrlicher Mitarbeiterbeurteilungen, in denen Defizite offen angesprochen werden, und zwar von beiden Seiten. Wenn es nicht auf den Tisch kommt, bleibt’s beim diffusen Hoffen und Bangen. Und dann den Gesprächen Massnahmen folgen lassen – von Weiterbildung bis hin zum völlig neuen Aufgabengebiet, das die Beschäftigten idealerweise gleich selbst mitgestalten. Aktiv Verantwortung zu übernehmen, die eigenen Möglichkeiten kreativ auszuschöpfen statt Rädchen im Getriebe zu sein – das motiviert. Was allerdings auch den gemeinsamen Gestaltungswillen voraussetzt, über betriebsinterne Hierarchien hinweg. Generationenfreundliches Talent-Management definiert sich idealerweise so, dass alle Beteiligten, also Mitarbeiter, Vorgesetzte und HR-Abteilung, gemeinsame Gestalter eines transparenten Prozesses sind. Wäre doch klasse, wenn in Zukunft alle Altersgruppen die Kompetenzen und die Motivation haben, um in der Arbeitswelt 4.0 mitzugestalten und ohne starre Altersgrenze arbeiten wollen, vielleicht in Kombination mit Familien- und Freiwilligenarbeit – je nach Lebensphase.

Zur Autorin:

Seit September 2016 ist Bernadette Höller (36) als studierte Gerontologin (Altersforscherin) Geschäftsführerin der Neustarter-Stiftung und bringt neben ihrer Fachkenntnis auch umfassende unternehmerische Erfahrung ein.

Die gemeinnützige Neustarter-Stiftung wurde 1999 als Tertianum-Stiftung gegründet. Sie verfolgt seit 2017 das Ziel, Menschen ab 49 Jahren für den beruflichen Neustart zu inspirieren und zu ermutigen. Auch Unternehmen im demografischen Wandel und bei gleichzeitig zunehmender Digitalisierung unterstützt Neustarter, um langjährige und ältere Mitarbeitende mit passenden Modellen und Methoden, z. B. Design Thinking, für zukünftige Arbeitswelten zu begeistern.

www.neustarter.com

CNO Panel 2018: Die Schweiz ist noch zu stark „Back“ für die Zukunft

Das CNO Panel ist seit 18 Jahren die Schweizer Plattform für das Top-Management mit Schwerpunktreferaten, Workshops und viel Raum für persönliches Networking. Es bietet relevante Statements aus Wissenschaft, Politik und Praxis in der entspannten Atmosphäre eines Gala-Abends. Am 30. Oktober war es wieder einmal so weit.

Blicken wir so in die Zukunft? Internet-Unternehmer Jörg Eugster sprach am CNO Panel 2018 über wichtige Megatrends. (Bild: Lindholm Fotografie, www.lindholmfoto.ch)

„Back to the Future – Utopie oder Realität?” lautete das diesjährige Thema der Veranstaltungsreihe von sieber & partners. Damit forderte das CNO Panel 2018 die rund 400 Teilnehmenden auf, sich teils heiklen aber hochinteressanten Fragen zu stellen, wie etwa: „Wie werden wir uns von Zürich nach Ostermundigen bewegen?“, „Werden wir von Robotern gepflegt?“, „Ist es noch notwendig, Sprachen zu lernen?“, „Wer macht meinen Job?“, „Was wäre, wenn es selbstfahrende Autos gäbe?“ In Workshops, Präsentationen und Meetingspoints näherten sich Experten und Teilnehmende gemeinsam solchen akuten Zukunftsfragen – und Lösungen – an.

Zu stark „organisiert“ an Stelle von offenen Plattformen

Pascal Sieber, Gründer und Veranstalter des CNO Panels, zieht auf die Frage, wie „zukunftsfähig“ die Schweiz aufgestellt ist, ein eher durchzogenes Fazit: „Der Staat und staatsnahe Betriebe hinken den aktuellen Entwicklungen zehn bis zwanzig Jahre hinterher. In der Privatwirtschaft liegen wir etwa im Durchschnitt.“ Mit anderen Worten: „Back to the Future“ scheint für unser Land also geradezu programmatisch zu gelten. Pascal Sieber nennt aber einige Schweizer Unternehmen, die für die Digitalisierung sehr weit fortgeschrittene Lösungen bieten. „Ein Beispiel ist etwa Landis + Gyr: Das Unternehmen ist führend bei Lösungen für Energy-as-a-Service. Doch genau dies ist in der Schweiz derzeit nicht realisierbar, da viele staatsnahe Energieversorger ihre Pfründe sichern wollen“, bedauert Sieber. Insgesamt sieht er die Schweiz nach wie vor zu stark dominiert von staatsnahen Betrieben – etwa in der Telekommunikation – und Monopolen. Wo in anderen Ländern offene Plattformen entstehen, ist die Schweiz in vielerlei Hinsicht noch zu stark „organisiert“ und setzt lieber auf träge proprietäre Lösungen.

Über digitale Geschäftsmodelle nicht nur reden, sondern handeln

Wie die digitale Zukunft tatsächlich einmal aussehen könnte, darüber sprach am Abend Jörg Eugster in seiner Keynote. Der erfolgreiche Internet-Unternehmer und Zukunftsmissionar brachte am CNO Panel 2018 die digitalen Megatrends auf informative und unterhaltsame Art näher, indem er direkt aus seinem digitalen Leben erzählte. In der anschliessenden Gesprächsrunde „Drei Schweizer im globalen Markt“ wurde aufgezeigt, dass es viele Schweizer Unternehmer/innen gibt, die sich mit ihrer Software im internationalen und sogar globalen Markt behaupten – obwohl die Schweizer Software-Szene oft als Forschungs- und Entwicklungsszene bezeichnet wird. Drei Unternehmer gaben Einblick in ihre Erfahrung: Dorian Selz, CEO und Gründer von Squirro, Jens Thuesen, VR-Präsident von BSI Software und Cristian Grossmann, CEO und Co-Gründer von Beekeeper. Dieses Unternehmen hat eine Mitarbeiter-App entwickelt, mit der sich z.B. Blue-Collar-Arbeitskräfte ohne eigenen PC-Arbeitsplatz besser vernetzen können. Der Informationsaustausch wird damit vereinfacht – Software resp. IT dient hier „nur“ noch als Mittel zum Zweck. Mit solchen Lösungen wird die Digitalisierung die Arbeitswelt der Zukunft immer stärker durchdringen. Pascal Sieber wünscht sich denn auch, dass Veranstaltungen wie das CNO Panel zu einer Art „Melting Point“ werden können, wo über die Möglichkeiten von digitalen Geschäftsmodellen nicht nur geredet, sondern auch aktiv gehandelt wird.

Weitere Informationen und Impressionen

Was macht eigentlich der 3D-Druck?

Additive Manufacturing (metallischer 3D-Druck) ist für viele Unternehmen nach wie vor eine Nischentechnologie. Der mediale Hype scheint derzeit etwas verflogen zu sein. Dennoch wird fleissig weiter geforscht. Neue Technologien sollen dem dem 3D-Druck zum Durchbruch verhelfen.

Neue Technologien sollen dem 3D-Druck zum Durchbruch verhelfen. (Bild: jean song – Fotolia.com)

Der 3D-Druck, also die additive Fertigung, ist ein teures Verfahren. Es kommt vor allem beim Erstellen von Prototypen, speziellen Komponenten in der Luft- und Raumfahrt oder Medizintechnik zum Einsatz. Neue Verfahren versprechen nun deutlich niedrigere Kosten und damit das Vordringen in die Massenproduktion. In der Studie „Advancements in Metal 3D-Printing“ erläutert das Beratungsunternehmen Roland Berger das Innovationspotenzial im Bereich des metallischen 3D-Drucks.“Additive Manufacturing ist derzeit im Vergleich zu konventionellen Fertigungsmethoden in der Massenproduktion immer noch nicht konkurrenzfähig“, erklärt Bernhard Langefeld, Partner von Roland Berger. „Von den etablierten 3D-Drucktechnologien können wir keine grossen Fortschritte erwarten: Der Markt wartet auf den nächsten, grossen Innovationssprung.“

3D-Druck: Wo steht die Schweiz?

„In der Schweiz sitzen einige etablierte und neue Spieler in den Startlöchern, um vom Trend der additiven Fertigung zu profitieren. Aber Geduld ist derzeit noch angesagt, was gerade bei börsenkotierten Unternehmen nicht immer gegeben ist“, sagt Sven Siepen, Senior Partner und Industrieexperte von Roland Berger in Zürich.

Das derzeit meist verbreitete Verfahren ist „Powder Bed Fusion by Laser“ (PBF-L). Dafür wird ein 3D-Teil schichtweise mit einem feinen Pulver als Druckmedium erzeugt. Anwendung findet PBF-L beispielsweise bei komplexen Teilen in der Luftfahrtindustrie oder Prototypen. Die Preise für diese Technologie sind in den vergangenen Jahren gefallen und bis 2020 werden weitere Effizienzsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich erwartet. Dennoch liegen die Kosten im Vergleich zum klassischen Bau identischer Teile immer noch 15- bis 60-Mal so hoch.

Viele neue Technologien stehen in den Startlöchern

In ihrer Studie fokussieren sich die Experten von Roland Berger vor allem auf neue, additive Fertigungsmethoden wie „Direct Energy Deposition“ (DED), „Material Jetting“, „Material Extrusion“ oder „Binder Jetting“. Bei DED werden dreidimensionale Bauteile durch Auftragsschweissen per Draht oder Pulver erzeugt. DED ist beispielsweise ein gängiges Verfahren bei Reparaturen. „Material Jetting“ erzeugt metallische Objekte ähnlich einem Tintenstrahldrucker durch das Aufragen von flüssigen Metalltropfen. Beim „Material Extrusion“-Verfahren wird Metallpulver in Bindermaterial eingebunden, so dass ein Stab oder eine Art Draht entsteht. Dieser wird in einer Düse erhitzt und dann Schicht für Schicht abgeschieden. Beim „Binder Jetting“ wird Bindemittel jeweils in die oberste Schicht des Pulverbettes gegeben, sodass über den Schichtaufbau ein Bauteil entsteht. In den letzten beiden Verfahren entsteht jeweils ein sogenannter „Grünling“, der weiterbearbeitet werden muss.

Viele dieser neuen Verfahren sind noch in der Entwicklungsphase, werden aber in den kommenden Jahren Schritt für Schritt relevanter und für Marktwachstum bei additiven Fertigungslösungen sorgen, da sie unter anderem Produktionen mit grösseren Stückzahlen ermöglichen. Die daraus resultierenden Kostenvorteile gegenüber dem PBF-L können je nach Verfahren bei einem Faktor von zehn liegen. „Derzeit komplementieren solche innovativen Verfahren die etablierten 3D-Druck-Techniken, aber langfristig können sie diese auch ersetzen“, prognostiziert Langefeld. „Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass sich eine Technologie komplett durchsetzen und alle anderen Lösungen verdrängen wird. Wie wir in der Studie beschreiben, gehört die Zukunft einem Mix aus unterschiedlichen Verfahren, die jeweils spezifische Anforderungsprofile hinsichtlich Materialeigenschaften, Produktionsvolumen und Kosten adressieren.“

Die richtigen Strategien für die passenden Technologien

Die grosse Vielfalt an innovativen Lösungen verschafft produzierenden Unternehmen neue Optionen, stellt sie gleichzeitig aber auch vor Herausforderungen. Um das volle Spektrum an Möglichkeiten zu analysieren und im Anschluss gezielt zu nutzen, hat sich folgender Projektansatz bewährt:

  1. Verständnis für Lösungen entwickeln: Angesichts des komplexen Umfelds sollten Firmen zunächst ein detailliertes Verständnis für die Technologielandschaft aufbauen.
  2. Identifizieren von Anwendungsfeldern: Mit diesem Wissen können Unternehmen ihr eigenes Produktportfolio analysieren und prüfen, ob sie von 3D-Druck-Verfahren profitieren können.
  3. Gruppieren einzelner Einsatzfelder: Um eine systematische Übersicht zu erhalten, lassen sich die einzelnen Anwendungen verschiedenen Gruppen zuordnen. Für jeden dieser Cluster sollten Firmen im Anschluss spezifische Szenarien entwickelten.
  4. Institutionalisieren des Prozesses: Die geschilderte Analyse darf keine einmalige Übung sein, sondern ist als Kreislauf konzipiert. Nur so ist es möglich, technische Verbesserungen und Neuerungen einzubeziehen.

„Der mediale Hype um das Thema 3D-Druck scheint etwas verflogen, Forschung und Entwicklung gehen aber rapide voran. Gerade die neuen Technologien fachen den Innovationswettbewerb unter den verschiedenen Verfahren weiter an. Daher sollten die Maschinen- und Anlagenhersteller Additive Manufacturing ganz oben auf ihre Agenda setzen“, fasst Bernhard Langefeld zusammen.

Quelle: www.rolandberger.com

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