Informationssysteme: Warum es gut sein kann, Informationen bei der Arbeit zu vergessen
Informationssysteme unterstützen Mitarbeitende bei Routinetätigkeiten dahingehend, dass sie bestimmte Informationen getrost vergessen dürfen. Dies fand eine Studie von Psychologen und Wirtschaftsinformatikern heraus.
Redaktion
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7. Februar 2019
Univ. Prof. Dr. Guido Hertel von der WWU Münster und sein Team haben erforscht, dass die Fähigkeit, Dinge zu vergessen, Menschen erst handlungsfähig macht. Informationssysteme wirken sich diesbezüglich sogar positiv aus. (Bild: Uni Münster / Organisations- und Wirtschaftspsychologie)
Die Menge an Informationen und Daten, mit denen viele Menschen an ihrem Arbeitsplatz täglich konfrontiert sind, hat in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Globalisierung und Digitalisierung lassen die Komplexität von Geschäfts- und Arbeitsprozessen stetig ansteigen: Was heute aktuell ist, kann morgen schon wieder überholt sein. Das hat zur Folge, dass Entscheidungsträger permanent relevante von irrelevanten Informationen unterscheiden müssen.
Vergessen macht handlungsfähig
Dabei erhalten sie häufig Unterstützung durch digitale Informationssysteme. Moderne Organisationen, Betriebe und Verwaltungen nutzen diese Systeme beispielsweise für Geschäftskalkulationen und -analytiken, Produktentwicklungen und Marketingkonzepte. Doch wie wirken sich diese Hilfsmittel auf den Anwender aus? Und: Machen Informationssysteme „dumm“, weil die Nutzer nicht mehr gefordert werden? Im Gegenteil, sagen Psychologen und Wirtschaftsinformatiker der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU): Die Fähigkeit, Dinge zu vergessen, macht Menschen erst handlungsfähig – den Einzelnen sowie ganze Organisationen. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Ergonomics“ veröffentlicht.
Informationssysteme führen zu besseren Entscheidungen
Das Team um Guido Hertel, Professor für Organisations- und Wirtschaftspsychologie, Prof. Dr. Jörg Becker vom Institut für Wirtschaftsinformatik der WWU simulierte typische Geschäftsprozesse in Produktionsunternehmen, bei denen Personen wiederholt entscheiden mussten, in welche fiktiven Länder die Produkte ihres Unternehmens zum Verkauf verschickt werden sollten. Die Ergebnisse zeigten: Die Verfügbarkeit unterstützender Informationssysteme führte nicht nur zu ökonomisch besseren Entscheidungen, sondern setzte auch kognitive Kapazitäten der Nutzer frei. Die Untersuchungsteilnehmer behielten Details zu anderen Produkten des Unternehmens besser im Gedächtnis als Personen in der Kontrollgruppe, die ohne Systemunterstützung Entscheidungen trafen – und deshalb mehr Informationen im Gedächtnis behalten mussten. Außerdem berichteten die Teilnehmer, die das Informationssystem nutzen konnten, weniger Stress bei der Bearbeitung der schwierigen Aufgaben verspürt zu haben.
Vertrauen in Informationssysteme notwendig
Das Vergessen fällt jedoch vielen Entscheidern nicht immer leicht. „Zentrale Voraussetzung dieser positiven Effekte war, dass die Versuchspersonen dem Informationssystem vertrauten – nur dann waren deutliche Leistungsgewinne zu beobachten“, betont Guido Hertel. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die technische Zuverlässigkeit und die Qualität der bereitgestellten Informationsinhalte essentiell für das Vertrauen in Informationssysteme zu sein scheinen. Zudem spielten aber auch die wahrgenommene Kompetenz und Erfahrungen der jeweiligen Nutzer sowie die vorhandenen Unterstützungsstrukturen eine wichtige Rolle. „Überraschend war für uns, dass das Vertrauen in Informationssysteme durch viele verschiedene Einflussfaktoren bestimmt wurde, für das Entstehen von Misstrauen dagegen bereits eine Kleinigkeit ausreichte, zum Beispiel ein einmaliges technisches Problem“, erläutert Guido Hertel.
Forschung wird weitergeführt
Die Ergebnisse der Studien liefern ein erstes Modell für die Gestaltung vertrauenswürdiger und damit effektiver Informationssysteme, damit Nutzer und Entscheider in Organisationen überflüssige Informationen „getrost“ vergessen können. Relevant sind die Befunde für alle Arbeitsbereiche, in denen Computersysteme umfangreiche Daten kontinuierlich für Entscheidungen aufbereiten. Hier können gut gestaltete Informationssysteme Leistung verbessern, Nutzer entlasten und Ressourcen für weitere Aufgaben freisetzen. In Folgestudien untersucht das Forscherteam nun weitere Einflussfaktoren auf gezieltes Vergessen, wie beispielsweise die Kosten etwaiger Fehlentscheidungen oder die persönliche Sicherheitsorientierung eines Entscheiders. Ziel dabei ist es, Informationssysteme möglichst gut an unterschiedliche Rahmenbedingungen anpassen zu können.
Darknet als Shopping-Mall: Wie Cyberkriminelle Kasse machen
Wer auf kriminelle Machenschaften aus ist, besorgt sich die dazu notwendige Ausrüstung im Darknet. Dort hat sich inzwischen eine Infrastruktur entwickelt, die in Sachen "Service-Angebot" den Vergleich mit legalen E-Commerce-Dienstleistungen nicht zu scheuen braucht. Pikant: Komplette Hackerangriffe kosten zum Teil weniger als ein Kurzurlaub...
Redaktion
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7. Februar 2019
So preisen Anbieter im Darknet Tools für kriminelle Aktivitäten an. (Bild: ESET)
Drogen, Waffen, Schwerstkriminalität: Das Darknet gilt zurecht als internationaler Umschlagsplatz illegaler Aktivitäten. Auch Hacker und Cyberkriminelle nutzen den digitalen Schwarzmarkt immer stärker als Kauf- und Verkaufsplattform. Zu diesem Ergebnis kommt der Security-Hersteller ESET, der das Darknet nach aktuellen Trends durchforstet hat «Malware an sich ist schon ein lukratives Geschäft», sagt Sicherheitsspezialist Thomas Uhlemann. «Aber jetzt kassieren Kriminelle gleicht doppelt, indem sie nach ihren Attacken die erfolgreichen Werkzeuge auch noch verkaufen oder vermieten.» Selbst ungeübte Kriminelle sind damit in der Lage, gefährliche Angriffe durchzuführen.
Malware mit Full-Service-Dienstleistungen
Der Verkauf von Schadcode aller Art ist nicht Neues im Darknet. Mit kompletten Full-Service-Dienstleistungen von der Malware-Verbreitung über illegale Vermietung von Infrastruktur bis hin zur Finanzabwicklung bleibt neuerdings kein Hackerwunsch unerfüllt. Letztlich muss der «Kunde» nur noch entscheiden, welchen Service-Level er sich leisten kann. Selbst für den schmalen Geldbeutel gibt es genug Möglichkeiten, als Kleinstkrimineller in den Markt einzusteigen. «Die Zeiten sind endgültig vorbei, wo Teenagerstreiche das Internet bedrohten. Cyberkriminalität ist ein bestens organisiertes Geschäft – mit Service, Marketing, Werbung und detaillierten Bedienungsanleitungen agieren viele Banden professioneller als so manches legales Unternehmen», sagt Uhlemann. Dahinter stehen internationale mafiöse Grossbanden, die den Übergang von der analogen Welt in das Darknet erfolgreich vollzogen haben.
Ransomware dient dafür als ideales Beispiel. Eine breite Palette von Erpressersoftware-Paketen ist im Darknet erhältlich, als ob es sich um den Verkauf von legaler Software handeln würde. Updates, technischer Support, Zugriff auf C&C-Server und eine Reihe von Zahlungsoptionen sind nur einige der angebotenen Features. Vom simplen Einmalkauf bis hin zum Abonnement ist alles möglich. So bietet beispielsweise «Ranion» Bezugs-Pläne zu unterschiedlichen Preisen und Laufzeiten an. Sie beginnen bei 120 US-Dollar für nur einen Monat und enden im Jahres-Abo für 900 US-Dollar pro Jahr – das Luxuspaket kostet 1’900 US-Dollar.
Infrastruktur mieten statt kaufen
Für die Malware-Verbreitung benötigen Kriminelle zwangsläufig Server, um das Business ins Rollen zu bringen. Selbstverständlich kann man sich diese auch mieten – bei Kriminellen, die den rechtmässgen Eigentümer sicher nicht um Erlaubnis gefragt haben. Es gibt verschiedene Dienste im Darknet, die Anmeldeinformationen auf Server in allen Teilen der Welt über das Remote Desktop Protocol (RDP) liefern. Die Preise liegen im moderaten Bereich von 8-15 US-Dollar pro Server. Bedienerfreundlich lassen sich die angebotenen Server nach Land, Betriebssystem und sogar nach Zahlungsseiten filtern, auf die Benutzer von diesem Server aus zugegriffen haben. Dem Versand von Ransomware oder Malware wie Bankingtrojaner und Spyware steht dann nichts mehr im Wege.
Ebenfalls im Angebot sind Denial-of-Service-Angriffe. Bei ihnen variiert der Preis: je nachdem, wie lange der Angriff dauern soll (zwischen ein und 24 Stunden) und wie viel Datenverkehr das Botnetz während dieser Zeit erzeugen kann. Eine dreistündige Attacke ist bei manchen Anbietern für 60 US-Dollar erhältlich.
Oldie but Goldie: Verkauf von PayPal- und Kreditkartenkonten
Cyberkriminelle, die bereits erfolgreiche Phishing-Angriffe durchführten, gehen in der Regel nicht das Risiko ein, die gestohlenen Konten selbst zu nutzen. Es ist profitabel genug und viel sicherer für sie, die Konten an andere Kriminelle weiterzuverkaufen. Für diesen Service berechnen sie in der Regel etwa 10% des gesamten verfügbaren Guthabens auf dem gestohlenen Konto. Einige Verkäufer zeigen obendrein gerne die Tools und gefälschten Websites, mit denen sie ihre Phishing-Aktivitäten betreiben. «Durch die weitgehende Anonymisierung und Bezahlung per Bitcoin haben es Strafverfolgungsbehörden schwer, Cyberkriminelle festzusetzen», bilanziert Thomas Uhlemann von ESET. «Das heisst im Klartext: Wegen der neuen Möglichkeiten rechnen wir mit immer mehr Digital-Gangstern und noch mehr Angriffen. Denn der Anreiz, Porsche zu fahren ohne arbeiten zu müssen und quasi kaum erwischt zu werden, lockt sie gerade zu an.»
Lea von Bidder neu als CEO an der Spitze des Startups Ava
An der Spitze des Schweizer Femtech- Startups Ava, Herstellerin des ersten Fruchtbarkeits-Trackers für das Handgelenk, kommt es zu einem Führungswechsel: Lea von Bidder, Mitgründerin und aktuell VP Marketing, wird von Pascal Koenig die Rolle des CEO übernehmen.
Redaktion
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6. Februar 2019
Lea von Bidder wird ab 1. Januar 2020 neue CEO von Ava AG. (Bild: zVg / Pressedienst Ava)
In der Führung des mehrfach ausgezeichneten Schweizer Medtech-Startups Ava kommt es zu einer Rochade. Mitgründerin Lea von Bidder wird per 1. Januar 2020 die Funktion des CEO von Pascal Koenig übernehmen. Koenig soll dagegen vollamtliches Mitglied des Vorstands werden und in dieser Rolle als Vertreter der Gründer agieren. Die 29-jährige Lea von Bidder wird sich zwischenzeitlich auf ihre neue Rolle vorbereiten können. Dazu gehört auch die Verlegung ihres aktuellen Wohn- und Arbeitsorts San Francisco zurück an den Hauptsitz in Zürich. Renate Schreiber, Vorstandsvorsitzende der Ava AG, freut sich: „Lea hat als Marketing-Verantwortliche massgeblich zum rasanten Wachstum des Unternehmens beigetragen. Sie bringt die Erfahrung und das nötige Know-how mit, um Ava auf seiner Mission weiterzubringen.“ Dazu gehört unter anderem das Bestreben, das Ava Armband für die nicht-hormonelle Empfängnisverhütung und die verbesserte Schwangerschaftsüberwachung aufzurüsten. „Ich fühle mich geehrt und freue mich ausserordentlich, als CEO von Ava Frauen durch ihre gesamte reproduktive Phase hindurch zu begleiten“, so von Bidder. „Zu beweisen, dass Frauen keine Nischengruppe sind, ist und bleibt meine Leidenschaft“, fügt sie hinzu.
Mitgründer neu in den Verwaltungsrat
Pascal Koenig (44), Ava-Mitgründer und aktuell CEO des Unternehmens, wird von seiner angestammten Position zurücktreten und der Generalversammlung zur Wahl als vollamtliches Vorstandsmitglied und Vertreter des Gründerteams vorgeschlagen. „Ava von der Gründung zum global erfolgreichen Unternehmen zu begleiten, war die befriedigendste Arbeit meiner Karriere“, meint Koenig. „Meine künftige Funktion als Vorstandsmitglied würde es mir ermöglichen, mich stärker auf die strategische Arbeit zu konzentrieren – einschliesslich der Etablierung von Kooperationen, die nicht nur Ava, sondern dem Femtech-Bereich insgesamt dienlich wären.“
Naemi Benz wird Teil des Führungsteams
Neben der Ernennung von Lea von Bidder zum CEO kommt es bei Ava zu einer weiteren Personal-Rochade: Naemi Benz (34) wird per sofort VP Operations und neues Mitglied des Führungsteams. Benz, von Haus aus Juristin, hat während der letzten zwei Jahre erfolgreich das Produktteam von Ava geleitet und wird Erfahrung in den Bereichen Unternehmensführung und -wachstum einbringen.
Von Anne M. Schüller und Alex T. Steffen ist im Gabal-Verlag ein neues Buch erschienen mit dem Titel "Die Orbit-Organisation". Darin zeigen die Autoren, wie man in 9 Schritten zum Unternehmensmodell für die digitale Zukunft gelangt.
Redaktion
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5. Februar 2019
Um bahnbrechend neue Geschäftsideen zu entwickeln, braucht es eine passende organisationale Struktur. Neben permanenter Wandlungsbereitschaft ist Tempo ein Muss, um für unsere Hochgeschwindigkeitszukunft gerüstet zu sein. Doch zahllose Unternehmen bleiben, visualisiert durch ein übliches Organigramm, einem Organisationsmodell verhaftet, das statisch ist und aus dem tiefsten letzten Jahrhundert stammt. Hier setzt das Orbit-Modell an. Es propagiert den Übergang von einer aus der Zeit gefallenen pyramidalen zu einer zukunftsweisenden zirkulären Unternehmensorganisation. Von Anne M. Schüller und Alex T. Steffen, beide Experten für Business und Transformation, entwickelt, zeigt es den Weg zu einer lebendigen Innovationskultur, die sich adaptiv, antizipativ und agil auf die Erfordernisse der neuen Zeit einstellen kann. Neun Aktionsfelder werden dabei bespielt. Praxisorientiert, mit frischen Ideen und anhand zahlreicher Beispiele beschreiben die beiden Autoren in „Die Orbit-Organisation“ die positiven Effekte, die ihr Modell auf sämtliche Unternehmensbereiche hat. Damit ist ihnen eine umfassende Gebrauchsanleitung gelungen, mit deren Hilfe die nötigen Veränderungsprozesse zügig zu schaffen sind. Das Ergebnis? Eine Organisation, die für die digitale Zukunft hervorragend aufgestellt ist: zugleich hochrentierlich und zutiefst human.
Neben dem Corporate Purpose, dem Daseinssinn eines Unternehmens, spielt Kundenzentrierung in der Orbit-Organisation eine herausragende Rolle. Sie wird zur Nummer eins der künftigen Unternehmensaufgaben. Denn wer durchstarten will, braucht nicht nur neue Führungskonzepte. Er muss sich auch radikal auf die Seite des Kunden schlagen. So stellen die Autoren das erste Organisationsmodell vor, das den Kunden tatsächlich und auch optisch sichtbar in den Mittelpunkt rückt. Es ist zudem das erste Modell, das die zunehmend notwendigen Brückenbauer-Funktionen gezielt integriert. Denn Transformation bedeutet immer auch Transition, also Übergang. Hierfür werden Menschen gebraucht, die Wege ins Neuland ebnen und Verbindungen schaffen zwischen Drinnen und Draußen sowie zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz. Zudem müssen neuartige Partnerschaften zwischen Alt- und Jungunternehmen zusammengekoppelt werden. So erzeugen Orbit-Organisationen eine unwiderstehliche Anziehungskraft. „Sie sind ein Heimathafen für Mitarbeitertalente – und ein Sehnsuchtsort für die Kunden“, sagen die beiden Autoren.
Die Autoren
Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Sie zählt zu den gefragtesten Rednern im deutschsprachigen Raum. Vom BusinessNetzwerk LinkedIn wurde sie zur Top-Voice 2017/2018 und von XING zum XING-Spitzenwriter 2018 gekürt. Weitere Infos: www.anneschueller.de
Alex T. Steffen ist Vortragsredner, Leadership-Trainer und Unternehmer. In seiner Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen und Ministerien hilft er, das Digitale und das Menschliche besser zu einen, um die digitale Kompetenz und die unternehmerische Denkweise zu fördern. Weitere Infos: www.alextsteffen.com
Das Buch
(Bild: Gabal Verlag)
Anne M. Schüller / Alex T. Steffen: Die Orbit-Organisation. In 9 Schritten zum Unternehmensmodell für die digitale Zukunft. 312 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-86936-899-3, GABAL Verlag, Offenbach 2019.
Ostschweizer IT-KMU wird die digitale Arbeitsplattform der Bundesversammlung aufbauen
Erfolg für den IT-Standort Ostschweiz: Im Rahmen der öffentlichen Ausschreibung durch die Parlamentsdienste erhielt das Herisauer Softwareunternehmen clavis IT den Zuschlag über CHF 9.95 Mio. für den Aufbau der digitalen Arbeitsplattform für die Bundesversammlung.
Redaktion
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5. Februar 2019
Die neue digitale Arbeitsplattform für die Bundesverwaltung wird von der Herisauer clavis IT aufgebaut. (Bild: bern.com)
Die in Herisau ansässige clavis IT ag wird die Parlamentsdienste in den nächsten Jahren bei der Umsetzung deren Digitalisierungsstrategie begleiten und die digitale Arbeitsplattform für die Bundesversammlung – basierend auf der Liferay Digital Experience Platform (DXP) – aufbauen. Die Parlamentsdienste unterstützen die Bundesversammlung bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Sie
erbringen eine umfassende Dienstleistung und ermöglichen damit den Parlamentarierinnen und Parlamentariern eine vertiefte und kreative gesetzgeberische Arbeit. Als Stabstelle des Parlaments erfüllen sie vorwiegend Aufgaben in den Bereichen Planung, Organisation, Beratung und Information; im Bereich der Infrastruktur stellen sie die für den Parlamentsbetrieb notwendigen Ressourcen und Dienstleistungen zur Verfügung (Finanzfragen, Humanressourcen, Sicherheit, Informatik, Logistik usw.).
„Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit den Parlamentsdiensten und unseren Partnern die digitale Arbeitsplattform für die Bundesversammlung aufzubauen und sind stolz darauf, dass uns die
Parlamentsdienste für deren Digitalisierungsstrategie als den richtigen Partner sieht und schauen mit Freude auf die gemeinsame Umsetzung“, teilt das von CEO Raphael Crivelli geführte Unternehmen mit. Dessen Leistungsangebot umfasst die Beratung und Konzeption ebenso wie die Realisation und den Betrieb von integrierten Softwarelösungen.
Die Zürcher Kantonalbank hat am 31. Januar 2019 in der Umwelt Arena Schweiz in Spreitenbach den KMUPreis für nachhaltige Unternehmen mit einer Preissumme von insgesamt 150‘000 Schweizer Franken vergeben. Den Hauptpreis gewann 2019 die Türenfabrik Brunegg AG aus Brunegg (AG).
Redaktion
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1. Februar 2019
Am 31. Januar 2019 zeichnete die Zürcher Kantonalbank besonders nachhaltige KMU aus. (Bild: ZKB)
Mit dem ZKB KMU-Preis prämiert die Zürcher Kantonalbank zum nun zehnten Mal kleine und mittlere Unternehmen, die im Rahmen ihrer unternehmerischen Tätigkeit einen herausragenden und vorbildlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten. Aus rund 50 Bewerbungen hatten es dieses Jahr zehn nachhaltige KMU ins Finale des mit insgesamt CHF 150‘000.- dotierten Preises geschafft; fünf davon wurden ausgezeichnet. Die Jury, die sich aus Repräsentanten der Zürcher Kantonalbank, den Partnern CCRS (Center for Corporate Responsibility and Sustainability) und öbu (Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften) sowie namhaften KMU-Vertretern zusammensetzt, beurteilte die teilnehmenden Firmen im Hinblick auf aktuelle und zukunftsweisende Aspekte aus den Bereichen Wirtschaft, Management, Umwelt und Gesellschaft.
Kleine, innovative und nachhaltige KMU
Zur feierlichen Preisverleihung am 31. Januar 2019 in der Umwelt Arena Schweiz in Spreitenbach begrüsste Martin Scholl, Vorsitzender der Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank, die nominierten Finalisten sowie die mehr als 650 geladenen Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Gastgeber des Abends waren Heinz Kunz, Leiter Firmenkunden Zürcher Kantonalbank, sowie Christoph Weber, Leiter Private Banking der Zürcher Kantonalbank. Durch den Anlass führte Moderatorin Sandra Studer. Heinz Kunz kommentierte: «Im Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre der Preisverleihung bin ich immer wieder aufs Neue beeindruckt von den innovativen und nachhaltigen Engagements, welche die KMU mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln unternehmen.»
Erster Platz für die Türenfabrik Brunegg AG
Den Hauptpreis gewann dieses Jahr die Türenfabrik Brunegg AG. In seiner über 60-jährigen Erfolgsgeschichte hat es das 1954 gegründete Unternehmen zum heimischen Marktführer geschafft. Die Marke BRUNEX ist heute bei Architekten, Planern und Verarbeitern der Inbegriff für Türen und VKF anerkannte EI30-Systemlösungen aus Holz und Glas. Die Türenfabrik Brunegg AG versteht sich als System- und Lösungspartner und produziert heute am Standort in Brunegg im Kanton Aargau eine breite Produktpalette für den Innen – und Aussentürbereich sowie verschiedenste Spezialanwendungen (u.a. Schallschutz, Brandschutz, Einbruchschutz, Hochwasserschutz, Minergie, Hygiene). «Die Türenfabrik Brunegg AG hat sich dank Forschung und Innovation erfolgreich zum Hersteller kompletter Türsysteme weiterentwickelt. Auch setzt sie Industriestandards mit der Deklaration von Umweltfaktoren für all ihre Produkte. Das hat die Jury beeindruckt, und darum ist die Türenfabrik Brunegg Trägerin des ZKB KMU-Preis 2019», erklärte Bruno Dobler, Vizepräsident Bankrat der Zürcher Kantonalbank und Präsident der Jury, in seiner Laudatio für das Siegerunternehmen.
Silber und Bronze gehen an Diebold & Zgraggen Gartenbau AG und Wyon AG
Auf Platz zwei wählte die Jury die Diebold & Zgraggen Gartenbau AG aus Fislisbach (AG), ein führendes Gartenbau-Unternehmen im Kanton Aargau mit Kernkompetenz Gartenplanung, Gartenbau und Gartenpflege. Die Jury betonte in ihrer Begründung die sehr breite und nachhaltige Palette an Dienstleistungen, die das Unternehmen mitbringt. Das Gartenunternehmen setzt auf gezielte und nachhaltige Produktinnovationen wie z.B. Vertikalbegrünungen und hat schweizweit erstmalig eine ökologisch unbedenkliche biologische Unkrautbekämpfung mit Biothermie einge-führt. Grossen Wert legt Alain Diebold auch auf die Nachwuchsförderung mittels Ausbildungsmodell mit Vor-Lehre. Bis heute hat der Gartenbauspezialist erfolgreich 49 Lehrlinge ausgebildet. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 55 Mitarbeitende, davon 8 als Lehrlinge.
Den dritten Platz sicherte sich das Technologie-Unternehmen Wyon AG aus Appenzell Steinegg (AI). Das Schweizer Familienunternehmen ist heute weltweit führend in der Technologie von Klein- und Kleinstgrössen von aufladbaren Lithium-Ionen-Batterien. «Die wiederaufladbaren Mikrobatterien von Wyon leisten einen bedeutenden Nachhaltigkeitsbeitrag. Überzeugt haben auch die starke regionale Verankerung, die Förderung von Bildung, die Zusammenarbeit mit Schweizer Lieferanten und die konsequente Umsetzung von Gebäudenachhaltigkeit», wie Christoph Weber die Wahl erläuterte.
Sonderpreise für die Zürcher Unternehmen Nanovis GmbH und Webrepublic AG
Neben den drei Hauptpreisen für nachhaltige KMU wurden wiederum zwei Sonderpreise vergeben: Mit dem Sonderpreis für vorbildliches Kleinunternehmen prämierte die Zürcher Kantonalbank die Nanovis GmbH aus Illnau-Effretikon (ZH). Das Zürcher Unternehmen ist Pionierin in der Herstellung von umweltschonenden Reinigungssystemen und rezyklierbaren Reinigungsmittel für die Druckindustrie und bedient ein breit diversifiziertes Kundenportfolio mit internationalen Grosskunden. Der Sonderpreis für aussergewöhnliche Leistungen ging an die Webrepublic AG aus Zürich. Die führende Agentur im Bereich Digital Marketing bewegt sich in einer zukunftsorientierten, sich rasch wandelnden und wettbewerbsintensiven Branche und hat Kunden in der ganzen Welt. Im Hauptsitz in Zürich wird kulturelle Vielfalt gelebt und in den Büroräumen Kreativität und Austausch gefördert.
Siegertrophäe von ZHdK gestaltet
Der Gestalter der Trophäe für die Verleihung des ZKB KMU-Preis 2019 heisst Leo Hess. Das eigens für den ZKB KMU-Preis designte Kunstwerk steht symbolisch für die drei Werte ökonomische Effizienz, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit und wird jeweils im Rahmen einer Ausschreibung der Zürcher Kantonalbank von Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) entworfen. Mit der Umsetzung gewann der Design-Student ein Preisgeld in Höhe von CHF 10‘000.-.
Fünf Thesen zur Zusammenarbeit von Mensch und Maschine
Bis 2030 könnten 20-25 Prozent aller Arbeitsplätze in der Schweiz bereits automatisiert sein, so eine Studie des McKinsey Global Institute. Doch durch die neuen Technologien entstehen auch neue Jobs – vorausgesetzt Unternehmen sind bereit, über den Tellerrand zu schauen und sich grundlegende Gedanken über das Zusammenwirken von Mensch und Maschine zu machen.
Redaktion
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31. Januar 2019
Die technologische Entwicklung macht neue Gedanken über das Zusammenwirken von Mensch und Maschine nötig. (Bild: Atos)
Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz verändern die Arbeitswelt rasant. Verändern wird sich auch das HR-Management – und sind neue Denk-Ansätze über das Zusammenwirken von Mensch und Maschine notwendig. Jan Krans, Director Enterprise Collaboration von Atos, hat kürzlich auf dem World Web Forum 2019 in Zürich seine Thesen für ein neues HR-Management dargelegt. Diese Thesen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1. Erfolgsentscheidend: Die Beziehung von Mensch und Maschine
Wie Mensch und Maschine zusammenarbeiten, wird mehr und mehr über den Erfolg von Unternehmen entscheiden. Als Konsequenz muss sich das Personalmanagement neu erfinden: Im Fokus steht künftig nicht mehr ausschliesslich die persönliche Entwicklung der Mitarbeiter. Eine ebenso grosse Rolle spielen neue Technologien, die einen immensen Beitrag für die Entwicklung des Unternehmens bedeuten können.
2. Klassisches Human Resource Management reicht nicht mehr
Zum Human Resource Management – kurz HRM – muss ein weiteres „M“ hinzukommen. Dieses steht für „Maschine“. Die neue Formel für die Personalabteilung lautet also: Human and Machine Resource Management, HMRM. Gefordert ist nicht nur der Fokus auf eine ausgeglichene Beziehung zwischen Angestellten und Arbeitgeber. Entscheidend ist, dass das HMRM der Geschäftsführung entscheidende Impulse verleiht, über den Tellerrand zu blicken und sich vom ausschliesslichen Fokus auf Effizienz und Gewinnstreben zu verabschieden. Geschieht dies nicht, wird die Organisation über kurz oder lang zu einem unattraktiven Arbeitgeber.
3. Maschinen schaffen Freiräume für persönliche Entwicklung
Neue Technologien sind nicht die Feinde der Mitarbeiter. Automatisierung und kontinuierliche Optimierung von Geschäftsprozessen entlasten Mitarbeiter. Aufgrund dieser freigewordenen Kapazitäten können sie sich auf neue Aufgaben und Fragestellungen konzentrieren, die nicht nur das Unternehmen voranbringen, sondern auch ihren eigenen Horizont erweitern und sie selbst beruflich voranbringen.
4. Arbeiten in selbstständigen Teams / Die neue Rolle des Vorgesetzen
Das selbstständige Arbeiten in Teams ist eine wichtige Komponente der Arbeitswelt der Zukunft. Im Vordergrund steht, die Verantwortlichkeiten möglichst weit auf die einzelnen Teams und Mitarbeiter zu übertragen. In einer solchen Umgebung, in der das Team grösstenteils unabhängig agiert, kommt auch dem Vorgesetzten eine neue Rolle zu. Er fungiert als beratender Begleiter des Teams, der Themen priorisiert, Probleme löst und Entscheidungen von grösserer Tragweite trifft. Über das Team-Dashboard verfolgt er die Ergebnisse und die Aktivitäten seines Teams. Die Notwendigkeit persönlicher Treffen reduziert sich enorm, zum Beispiel auf ein einziges Meeting im Quartal.
5. Neues Arbeiten erfordert neue Tools
Die Zukunft der Arbeit ist nicht nur von selbstständigen Teams geprägt, sondern auch vom Agieren in Netzwerken – mit anderen Teams oder externen Partnern. Dies erfordert neue technische Plattformen: Gefragt sind Infrastrukturen für Social Collaboration. So lassen sich gemeinsam – unternehmens-, team- und länderübergreifend – Probleme lösen, Geschäftsprozesse optimieren, Best-Practices definieren und neue Geschäftsfelder erschliessen.
Liquiditätsengpässe aufgrund zu spät beglichener Rechnungen
Das Geschäft läuft gut. Die Kunden stehen Schlange. Doch plötzlich fehlt das Geld. Häufige Ursache sind zu spät beglichene Rechnungen. Wie KMU ihre Rechnungen schneller ausstellen und mit schlechter Zahlungsmoral von Kunden umgehen.
Redaktion
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31. Januar 2019
Liquiditätsengpässe lassen sich vermeiden, wenn Rechnungen zügig ausgestellt werden. (Bild: pixabay.com)
Ganze neun von zehn Konkursen werden durch Liquiditätsengpässe verursacht (gemäss SECO). Viele kleine und mittlere Unternehmen kennen das Problem: Plötzlich fehlt das Geld und man gerät in Zahlungsschwierigkeiten. Zahlungsforderungen können nicht rechtzeitig beglichen werden und es fehlen die Mittel, um Wachstum zu finanzieren.
Das trifft sogar KMU, bei denen das Geschäft eigentlich ganz gut läuft. Es mangelt nicht an Kunden und die Auftragslage ist gut – und trotzdem leidet die Liquidität. Die Ursache der Liquiditätsengpässe sind häufig zu spät bezahlte Rechnungen und schlechte Zahlungsmoral von Kunden. Dabei lassen sich Liquiditätsengpässe oft in den Griff bekommen, indem Rechnungen zügig gestellt und Anreize gesetzt werden, die Kunden dazu bewegen, Rechnungen frühzeitiger zu begleichen.
Rechnungen schneller stellen und Zahlungsengpässe vermeiden
In der Theorie ist es simpel: Wer seine Rechnungen schneller stellt, wird auch schneller bezahlt. In der Praxis stellt eine Optimierung des Rechnungsprozesses aber für viele KMU ein notwendiges Übel dar, das lieber hinten angestellt wird.
Insbesondere in kleineren Unternehmen können jedoch bereits mittels einfacher Änderungen grosse Erfolge erzielt werden. Unternehmen, die viel Zeit mit dem Erstellen von Rechnungen verbringen, profitieren beispielsweise vom Einsatz eines Rechnungsprogrammes – für grössere Unternehmen eine Selbstverständlichkeit. Aber sogar geeignete Rechnungsvorlagen, wie sie online zu finden sind, sind bereits eine willkommene Arbeitserleichterung.
Unternehmen sollten weiterhin kritisch hinterfragen, ob Prozesse effizient sind: Wer ist für die Erstellung von Rechnungen verantwortlich? Wissen alle MItarbeiter, an wen sie sich wenden müssen? Sind Zahlungsfristen angemessen oder vielleicht zu lang? Werden Rechnungen zügig ausgestellt? Und wenn nein, warum nicht?
Für eine bessere Zahlungsmoral beim Kunden sorgen
Nicht immer liegt das Problem beim Rechnungssteller. Häufig trägt auch der Kunde die Schuld. Rechnungen bleiben liegen, werden vergessen oder ignoriert. Aufgrund dieser schlechten Zahlungsmoral werden Rechnungen erst nach Ablauf der Zahlungsfrist oder sogar überhaupt nicht bezahlt.
Aber sogar dann sind Unternehmen nicht die Hände gebunden. Skonti, beispielsweise, bieten einen attraktiven Anreiz für Kunden, Rechnungen frühzeitig zu begleichen: Wird die Rechnung innerhalb einer vom Rechnungssteller festgelegten Frist beglichen, so erhält der Kunde einen Preisnachlass auf den Rechnungsbetrag. Trifft die Zahlung nichtsdestotrotz auch nach Ablauf der Zahlungsfrist nicht ein, so dürfte eine freundliche Zahlungserinnerung dem Kunden auf die Sprünge helfen. Führt auch das nicht zum Erfolg, so bleibt nur noch das Mahnverfahren und anschliessend die Betreibung einzuleiten.
Letztendlich kennt jedes Unternehmen den einen Kunden, der nur Ärger bereitet. Deshalb gilt: Wer hauptsächlich mit vertrauenswürdigen Kunden zusammenarbeitet und langfristige Kundenbeziehungen pflegt, hat weniger Probleme mit unbezahlten Rechnungen.
Karriereplanung findet in der Schweiz vor der Haustüre statt
Das berufliche Online-Netzwerk XING wollte wissen, wie die reale Arbeitswelt der Schweizerinnen und Schweizer im Spannungsfeld zwischen Internationalisierung und lokaler Verwurzelung tatsächlich aussieht. Die Haupterkenntnis: Für Schweizer Berufstätige spielt sich das Arbeitsleben vor der Haustüre ab – und das obwohl erstaunlich viele von ihnen angeben, dass ihr Job gar nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist. Die Wenigsten haben bisher Berufserfahrung im Ausland gesammelt und die grosse Mehrheit wünscht sich auch für die Zukunft eine Arbeitsstelle nahe am Wohnort.
Redaktion
-
31. Januar 2019
43 Prozent der Befragten sagen, dass sie ihren Job von überall in der Welt her ausüben könnten. Trotzdem setzen sie auf eine „lokale“ Karriereplanung. (Bild: Fotolia.com)
Keine Frage, die Schweiz ist eine global vernetzte Nation und zieht als attraktiver Wirtschaftsstandort zahlreiche internationale Unternehmen an. Unser Bildungssystem fördert die Vielsprachigkeit, und eine leistungsfähige digitale Infrastruktur lässt den Wirtschaftsraum Schweiz und den Rest der Welt immer näher zusammenrücken. Dessen ungeachtet tickt die Schweizer Arbeitswelt in vielerlei Hinsicht lokal. Dass entsprechend die Karriereplanung quasi vor der Haustüre stattfindet, belegt eine repräsentative Befragung unter 1’002 Deutschschweizer Berufstätigen zum Thema lokale Verwurzelung der Arbeitswelt, welche das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Marketagent.com im Auftrag von XING Schweiz durchgeführt hat.
Sesshafte Schweizer in mobilen Jobs
43 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass sie ihren Job von jedem Ort der Welt aus machen könnten. Besonders hoch ist die Zustimmung mit 47 Prozent bei Personen mit höherer Ausbildung. Zudem stimmen Frauen der Aussage mit 45 Prozent eher zu als Männer mit 42 Prozent. Diese örtliche Entkoppelung der Arbeit schlägt sich allerdings nicht im tatsächlichen beruflichen Mobilitätsverhalten nieder. Ein Viertel der Berufstätigen (25 Prozent) hat noch nie ausserhalb des eigenen Kantons gearbeitet. 59 Prozent geben an, bereits einmal ausserhalb des eigenen Kantons innerhalb der Deutschschweiz gearbeitet zu haben. Nur 14 Prozent haben Berufserfahrung in anderen Sprachregionen der Schweiz gesammelt – ausserhalb Europas sind es dann gerade noch 8 Prozent.
Stellensuche vor der Haustüre
Obschon dank der Digitalisierung Jobs mobiler werden, sehen Deutschschweizer Berufstätige ihre berufliche Zukunft nahe der Heimat: Fast jeder dritte Berufstätige (31 Prozent) würde den nächsten Job unmittelbar am aktuellen Wohnort suchen. Für knapp die Hälfte (47 Prozent) der Befragten darf die nächste Stelle maximal 50 Kilometer von zuhause entfernt sein. Nur gerade 4 Prozent gaben an, für die nächste Stelle auch einen Job ausserhalb Europas in Betracht zu ziehen. Deutliche Unterschiede zeigen sich zwischen den Geschlechtern: Vier von zehn Frauen (41 Prozent) suchen ihre nächste Stelle direkt am Wohnort. Bei den Männern sind es lediglich 23 Prozent. Die starke Ortsgebundenheit zeigt sich quer durch alle Altersgruppen. Selbst bei den 18- bis 24-Jährigen wünschen sich 21 Prozent die nächste Stelle am aktuellen Wohnort. Weitere 54 Prozent der jungen Berufstätigen würden maximal einen Weg von 50 Kilometern in Kauf nehmen.
Auch berufliche Netzwerke sind stark ortsgebunden
Die meisten Erwerbstätigen (52 Prozent) haben ihre beruflichen Kontakte vorwiegend in der eigenen Region. Weitere 31 Prozent haben ihre beruflichen Kontakte hauptsächlich innerhalb der Schweiz und bei 10 Prozent verteilen sich die beruflichen Kontakte mehrheitlich im deutschsprachigen Raum. Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten in diesen drei Gruppen (59 Prozent) gibt zudem an, gar keine beruflichen Kontakte ausserhalb des deutschen Sprachraums zu haben.
Knapp zwei von drei Schweizer Berufstätigen (62 Prozent) glauben, dass der Nutzen ihres beruflichen Netzwerks in den kommenden fünf Jahren steigen wird. Und trotz immer ausgefeilteren Algorithmen, maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz: Fast drei Viertel der Berufstätigen (72 Prozent) rechnen damit, dass persönliche Kontakte für die Karriereplanung mit der fortschreitenden Digitalisierung wichtiger werden.
XING Schweiz Geschäftsführer Yves Schneuwly sagt zum Report: «Unsere Ergebnisse zeigen, dass in der Schweizer Arbeitswelt Digitalisierung und ein starker regionaler Fokus Hand in Hand gehen. Die Berufstätigen wünschen sich einen Arbeitsplatz nahe dem eigenen Wohnort und stützen sich bei der Stellensuche auf stark lokal verortete persönliche Netzwerke. Die fortschreitende Digitalisierung bietet Unternehmen Chancen, diesem Bedürfnis nach geographischer Nähe in Zukunft noch besser gerecht zu werden.» Laut Yves Schneuwly zudem bemerkenswert: «Die Berufswelt der Frauen ist deutlich stärker lokal verortet als die der Männer. Ein Ergebnis, das es zu beachten gilt, wenn es darum geht, für Chancengleichheit zu sorgen und gut ausgebildete Frauen gezielt im Berufsleben zu engagieren.»
Vorschau Ostschweizer Personaltag 2019: Arbeitgeber auf der Bewerberbank
Beim Ostschweizer Personaltag 2019 wird die Attraktivität des Arbeitgebers in Zeiten des Fachkräftemangels thematisiert. Die Referentinnen und Referenten werden aus unterschiedlicher Perspektive darlegen, wie Arbeitgeber heute auftreten müssen, damit sie im «Kampf der Talente» die richtigen Fachkräfte gewinnen.
Redaktion
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31. Januar 2019
Die Referentinnen und Referenten am Ostschweizer Personaltag 2019 (v. l. n. r.): Bastian Schneider, Florian Wassel, Katharina Lehmann, Patricia Leventis, Dr. Oliver Haas, Matthias Wipf. (Bild: personaltag.ch
Google, Nestlé, Swisscom, Migros, UBS – sind alles attraktive Arbeitgeber, bei denen viele arbeiten wollen. Selbst wenn sie gar nicht wissen, wie sie als ihr persönlicher Arbeitgeber dann wirklich sind. Die Ausstrahlung ist es, die Strahlkraft der Marke, die die Bewerber anzieht. Wenn diese Marke diffus ist, hat es der Arbeitgeber schwer, zu Fachkräften zu kommen. Die Pflege dieser Marke ist daher äusserst wichtig. Um diesen Themenkomplex drehen sich die Referate am Ostschweizer Personaltag 2019 am 6. Juni in St.Gallen. Gegen vierhundert Teilnehmende werden erwartet.
Kampf der Talente
«Im Kampf um die gesuchten Talente müssen Unternehmen Strategien aus Marketing und Markenführung zu Hilfe nehmen, um sich von den Wettbewerbern im Arbeitsmarkt positiv abzuheben», meint der Employer-Branding-Experte Christoph Jordi. Es sind also nicht nur die Arbeitnehmer, die sich bewerben müssen – zunehmend ist es auch der Arbeitgeber, der auf der Bewerberbank sitzt. Der Arbeitgeber muss aufzeigen, welche Werte seine Unternehmung verkörpert, was ihn unverwechselbar macht. Dies bedarf einer eigentlichen Employer-Recruiting-Strategie. Die Referentinnen und Referenten am 15. Ostschweizer Personaltag werden aufzeigen, wie solche Strategien aussehen könnten – aus praktischer und theoretischer Sicht.
Theorie und Praxis – Online und Offline
Mit Bastian Schneider wird am Ostschweizer Personaltag 2019 ein Brand-Experte, der seit vielen Jahren Unternehmen im Bereich der strategischen und operativen Markenführung in der Schweiz, in Deutschland und Österreich berät und betreut, über die «Arbeitgeber-Marke als unternehmerisches Führungsinstrument» referieren. Wie wichtig heute der Online-Auftritt eines Unternehmens ist, wird Florian Wassel, Gründer und CEO der TOWA Digitalagentur in Bregenz und Wien, aufzeigen. Wassel ist zertifizierter Google-Analytics- und Google-AdWords-Experte und ausserdem seit April 2016 im Vorstand der Jungen Wirtschaft Vorarlberg. Katharina Lehmann, Inhaberin und CEO der Blumer-Lehmann Gruppe, Gossau, weiss aus praktischer Sicht, was es heisst, in einem umkämpften Fachkräftemarkt die besten Talente zu verpflichten. In ihrem Referat «Ein Holzweg zwischen Tradition und Innovation» wird sie aufzeigen, wie man sich als Arbeitgeber attraktiv und fit hält.
Transformieren und wertschätzen
Wenn eine Firma in einen Skandal verwickelt wurde, wie es bei der Post mit dem Postauto-Subventionsbetrug der Fall war, dann ist auch das HR besonders gefordert. Über die Bedeutung von Employer-Branding in so einem Fall und zudem in einem transformativen Umfeld wird Patricia Leventis, Leiterin HR-Marketing bei der Post AG, Bern, berichten. Zum Abschluss der Tagung steht «Glücklichsein» im Mittelpunkt: Oliver Haas, Autor und Keynote-Speaker aus München, hat bezüglich Arbeitgeber-Attraktivität eine klare Erkenntnis: Langfristig erfolgreich seien nur Betriebe, deren Mitarbeiter einen Sinn in ihrer Arbeit sähen, ihre Stärken einbringen und ihre Potentiale entfalten könnten und begeistert seien! Dafür sei ein Führungssystem nötig, das die Positive Psychologie auf Betriebsebene anwendet – und so eine wertebasierte Unternehmenskultur schafft. Um Firmen zu helfen, dieses Führungssystem zu etablieren, gründete Oliver Haas «Corporate Happiness».
Reto Savoia wurde zum neuen Chief Executive Officer von Deloitte Schweiz gewählt – er tritt sein Amt am 1. Juni 2019 an. Er folgt auf Simon Owen, der diese Position seit Anfang 2016 inne hat.
Redaktion
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30. Januar 2019
Am 1. Juni wird Reto Savoia seine Aufgaben als neuer CEO von Deloitte übernehmen. (Bild: Deloitte)
Reto Savoia ist derzeit stellvertretender CEO sowie Managing Partner Clients & Industries. Er hat zusammen mit Simon Owen und dem gesamten Führungsteam das Beratungs- und Prüfungsgeschäft von Deloitte in der Schweiz transformiert und ausgebaut. Reto Savoia ist Schweizer Staatsbürger und arbeitet seit mehr als 20 Jahren in der Prüfungs- und Beratungsbranche in der Schweiz und international. Er stiess 2005 zu Deloitte Schweiz, um das M&A-Steuer-Team zu leiten. Im Jahr 2011 wurde er zum Managing Partner des Geschäftsbereichs Tax & Legal ernannt und trat in die Geschäftsleitung ein. Anfang 2016 wurde er zum stellvertretenden CEO und Managing Partner Clients & Industries ernannt. In diesen Funktionen trieb er die starke Expansion des Unternehmens auf dem Schweizer Markt voran. Reto Savoia ist ebenfalls Mitglied des Verwaltungsrats von Deloitte North West Europe (NWE) und vertritt das Unternehmen in verschiedenen Verbänden wie economiesuisse und ExpertSuisse. Er hat je einen Master-Abschluss in Betriebswirtschaft und Recht der Universität St. Gallen.
Die Schweizerische Normen-Vereinigung SNV feiert 2019 ihr 100-jähriges Bestehen. Normen prägen heute unsere Industrie - doch dem war nicht immer so. Der vorliegende Artikel zeichnet das "Gründungskapitel" der Geschichte der SNV nach.
Redaktion
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29. Januar 2019
Die Gründungsurkunde der Schweizerischen Normen-Vereinigung SNV, die 2019 ihr 100-jähriges Jubiläum feiert. (Bild: zVg / SNV)
Bereits zwanzig Jahre vor der Gründung einer Normenorganisation in der Schweiz finden erste Bemühungen statt, um allgemein gültige Regeln zu definieren. So verhandeln 1898 in Zürich Vertreter mehrerer Länder über die Normung für ein metrisches Schraubengewinde.
Branchenübergreifendes Bedürfnis nach Standards
Im Juli 1919 wird in Baden der Schweizerische Normalien-Bund gegründet, dessen Namen einige Jahre später auf die noch heute gültige Bezeichnung Schweizerische Normen-Vereinigung (SNV) geändert wird. Die erste Zusammenkunft erfolgt auf Initiative des Vereins Schweizerischer Maschinenindustrieller (VSM) mit dem Ziel, sich über das Bedürfnis einer gemeinsamen Normungsarbeit auszutauschen.
Wichtige Rolle auf dem internationalen Parkett
Auch auf internationaler Ebene kommt der Schweizer Normungstätigkeit schon früh eine grosse Bedeutung zu. Bereits 1926 sind Normenfachleute aus der Schweiz bei der Gründung der International Federation of National Standardizing Associations (ISA) involviert. Mit Curt Hoenig stellt die Schweiz von 1928 bis 1931 den ersten Präsidenten der ISA, aus der rund 20 Jahre später die heutige International Organization for Standardization (ISO) hervorgeht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Schweiz Gründungsmitglied der ISO, die ihren Sitz in Genf ansiedelt. Im Jahr 1947 berichtet die Neue Zürcher Zeitung, dass «… diese Beschlüsse die Wertschätzung bezeugen, die unserem Land und im Besonderen der schweizerischen Normung in internationalen Kreisen entgegengebracht wird.» Auch als 1961 das Europäische Komitee für Normung unter dem Namen Comité Européen de Normalisation (CEN) gegründet wird, erfolgt die Grundsteinlegung in Zürich.
Organisation nach fachspezifischen Normen
Im Jahr 1962 wird die SNV als Verein konstituiert, und rund zehn Jahre später entspricht ihre Struktur und Arbeitsweise der heutigen Organisation nach Fachbereichen. Heute gliedert sich die SNV in die folgenden sieben Fachbereiche
Interdisziplinärer Normenbereich (INB)
Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (SWISSMEM)
Bauwesen (SIA)
Strassen- und Verkehrswesen (VSS)
Uhrenindustrie (FH)
Elektrotechnik (Electrosuisse)
Telekommunikation (asut)
SNV: Alte Dame mit jungen Anliegen
Wer glaubt, die 100-jährige SNV sei in die Jahre gekommen, kennt ihre neuesten Aufgaben nicht. Sie hat in den letzten zehn Jahrzehnten stets mit den Anforderungen der verschiedenen Branchen Schritt gehalten und sieht auch heute ihre Hauptaufgabe in der Normung. Schweizerische, europäische und internationale Normen werden in direkter Zusammenarbeit mit den Anwendern erarbeitet. So ist gewährleistet, dass die Richtlinien für Wirtschaft und Gesellschaft, für Produzenten und Konsumenten dauerhaften Nutzen generieren sowie Sicherheit geben. Dieser für alle zugängliche Normungsprozess eignet sich für sämtliche Lebensbereiche. Und da sich unsere Welt ununterbrochen weiterentwickelt, bleibt auch die SNV absolut jung im Geist und beschäftigt sich beispielsweise aktuell mit Themen wie Industrie 4.0, Smart-Technologien, Blockchain, Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Die SNV gewährleistet als Informationsdrehscheibe und unabhängiges Kompetenzzentrum den effizienten Zugang zu nationalen und internationalen Normen. Sie ermöglicht und fördert die Erarbeitung und Harmonisierung neuer Normen durch die aktive Einflussnahme ihrer Mitglieder als Expertinnen und Experten in nationalen und internationalen Normengremien.
Das wohl prominenteste Beispiel für Normen: Die Papierformate nach DIN. (Bild: zVg / SNV)
DIN A4 – Die Norm aller Normen
Jedes Schulkind kennt heute das Papierformat A4, das in jeden Drucker, jedes Couvert und jeden Ordner passt. Dass dahinter eine längere Entwicklungsgeschichte steckt, ist wenig bekannt.
Vor hundert Jahren ist die Frage zum Format von Briefpapier weltweit ungelöst. Der Ruf nach einem einheitlichen Papierformat wird lauter, aber die Vielzahl an bestehenden Formaten erschwert eine Vereinheitlichung. Im Gründungsprotokoll des Schweizerischen Normalien-Bundes von 1919 ist festgehalten, dass «… das am meisten vorkommende und überall in die Registratoren passende Briefformat 220 mm × 280 mm gewählt wird.»
Der entscheidende Schritt erfolgt 1922 in Deutschland, als der Ingenieur Walter Porstmann die Idee des konstant bleibenden Seitenverhältnisses verbreitet und schliesslich als DIN-Norm durchsetzt. Ausgangsmass für die Papierformate ist DIN A0 mit einer Fläche von einem Quadratmeter. Alle anderen Formate leiten sich davon durch Halbieren oder Verdoppeln der Fläche ab, sodass ein konstantes Seitenverhältnis von 1 : √2 entsteht. Daraus ergibt sich schliesslich auch das DIN-A4-Format 210 mm × 297 mm.
Der VSM folgt dem deutschen Beispiel und übernimmt das Format A4 für Geschäftspapiere unter der Bezeichnung «VSM-Briefformat». Die Post vereinheitlicht ebenfalls ihre Papierformate, und 1924 entscheidet der Bundesrat, die neuen Formate in der Bundesverwaltung als Standard einzuführen. Die Übergangszeit, bis die bestehenden Vorräte und Formulare aufgebraucht sind, dauert zwölf Jahre. Als Anfang 1941 die Rohstoffe wegen des Krieges knapp werden, erlässt das Kriegsindustrie- und Arbeitsamt des Bundes eine Verfügung zur ausschliesslichen Produktion von Fertigpapieren aus der A-Reihe. Mit diesem Beschluss etabliert sich das DIN-Format in der Schweiz endgültig als Normalformat. (Quelle: Philipp Messner, Die Normung der Papierformate in der Schweiz)
Dr. Hans Zürrer, Direktor der SNV von 1987 bis 1999. (Bild: zVg / SNV)
«Do it once, do it right, do it internationally!»
Dr. Hans Zürrer war von 1987 bis 1999 Direktor der SNV. In einem kurzen Gespräch, das wir mit ihm im Rahmen unseres Jubiläumsjahres führten, erinnert er sich an einige Höhepunkte und Episoden aus seiner Amtszeit.
Herr Zürrer, welches war für Sie die speziellste Norm, an der die SNV während Ihrer Zeit als Direktor arbeitete?
Die 9000-er Normen der ISO zur Qualitätssicherung und anschliessenden Prüfung und Zertifizierung wurden in dieser Zeit erarbeitet. Diese neue wichtige Normenserie, die einen grossen Einfluss auf das Qualitätsmanagement in allen Branchen hatte, ist heute nicht mehr wegzudenken. Alle, die damals daran gearbeitet haben, waren sehr engagiert und gefordert. Nicht zuletzt, weil zahlreiche neue Begriffe in die drei ISO-Sprachen übersetzt werden mussten und für die Übernahme in der damaligen EG zusätzlich ins Deutsche.
War es für Sie jeweils einfach, Aussenstehenden die Aufgaben der SNV zu erklären?
Nein, das war und ist immer noch nicht einfach. Besonders herausfordernd ist es, wenn diese «Aussenstehenden» die Vorgesetzten der Normenschaffenden sind. Denn für die Normungsarbeit braucht es vor allem auch Verständnis für die Freistellung und Finanzierung der ehrenamtlich tätigen Experten. Zudem werden auch für die Infrastruktur, also für die Organisationen SNV, CEN und ISO, finanzielle Mittel benötigt. Besonders schwierig ist es dann, wenn der Abbau technischer Handelshemmnisse für gewisse Produkte und Branchen nicht offensichtlich ist. Für Vermittlungs-Gespräche wurde oft der Direktor beigezogen.
Auch brauchte es grosse Anstrengungen, bis der Schweizer Staat durch das damalige BAWI (heute SECO) den Abbau technischer Handelshemmnisse für die Schweizer Exportindustrie als wichtig erkannte und die SNV mit einem Mandat unterstützte. Die Schweiz war bis dahin das einzige Mitglied der ISO, das nicht staatlich mitfinanziert wurde.
Wie war die Haltung der Normen-Fachleute zum Schweizer EWR-Nein?
Wenige Jahre davor war ich Mitglied der Präsidenten-Gruppe von CEN, CENELEC und ETSI und hatte regen Kontakt mit Kaderleuten der EU und Regierungsvertretern. Das EWR-Nein kam unerwartet und wurde allgemein als Absage der Schweiz an Europa verstanden. Auf die Normungsarbeit in Europäischen Gremien hatte es allerdings wenig Einfluss. Der Abbau technischer Handelshemmnisse behielt für die Schweiz als EFTA-Mitglied unverändert hohe Priorität. Für die exportorientierte Wirtschaft und diverse politische Instanzen wäre allerdings vieles einfacher geworden.
Was haben Sie an der internationalen Zusammenarbeit am meisten geschätzt?
Den Direktoren der nationalen Normen-Organisationen blieb vorwiegend der Einsatz in Lenkungsgremien vorbehalten. Internationale Konferenzen ermöglichten das Zusammentreffen nicht nur der Normenchefs untereinander, sondern auch mit den Regierungsdelegierten und den Repräsentanten von Industrie und Wirtschaft. Aus persönlichen Bekanntschaften entstanden viele nützliche Beziehungen und auch Freundschaften, die über die Pensionierung andauern. Damit verbunden waren natürlich auch Reisen, mit den bekannten Vor- und Nachteilen.
Das gemeinsame Engagement von Technik, Wirtschaft und Politik und die Erarbeitung von Konsens haben mich immer wieder beeindruckt. Es galt der Grundsatz, dass zum gegebenen Zeitpunkt zwar nicht immer alle dafür sein konnten, aber keiner dagegen.
Hatten alle Länder das gleiche Verständnis für die Bedürfnisse der internationalen Normung?
Grosse Länder verfügen meist über ein umfangreiches Normenwerk und entsprechende Ressourcen. Sie sind auch tonangebend in der Normungsarbeit und versuchen, ihre nationalen Interessen auf regionaler und internationaler Ebene durchzusetzen. Das Streben nach dem grösstmöglichen gemeinsamen Nenner stärkt aber auch die internationale Normungsarbeit nach dem Motto «Do it once, do it right, do it internationally!».
Eine weitere Besonderheit auf europäischer Ebene war der von der EU-Kommission geschaffene «New Approach», die «Neue Konzeption». Sie hat zum Ziel, die technische Harmonisierung sowohl bei der Normung als auch bei den behördlichen Vorschriften zu koordinieren. Behördliche Verordnungen enthalten nur noch grundlegende Anforderungen bezüglich Gesundheit, Umwelt und Sicherheit und verweisen dafür auf Normen, in welchen die technischen Details durch die bewährte privatwirtschaftliche Normung festgelegt werden. Nach erfolgter Verabschiedung durch qualifizierten Mehrheitsentscheid sind die Mitgliedsländer der EU und der EFTA verpflichtet, widersprüchliche nationale Vorschriften oder Normen zurückzuziehen. Der Verweis auf internationale Normen bestärkte wiederum die Devise: «Do it once, do it right, do it internationally!».
Weitere ISO-Mitglieder haben sich für die Idee des «New Approach» interessiert und durch Mandate der EG-Kommission wurden Experten delegiert. In totalitären Staaten bedeutete die neue Konzeption eine völlige Abkehr vom Status quo, indem dort auch die Normung nicht privatwirtschaftlich organisiert war. Ich erinnere mich an entsprechende ISO-Missionen in Russland, China, Kolumbien sowie bei den osteuropäischen Kandidaten zur EU-Mitgliedschaft. Besonders beeindruckend war der Besuch in Moskau beim sowjetischen ISO-Mitglied. Mein russischer Kollege war Chef eines Ministeriums und hatte die Verantwortung über mehrere Tausend Angestellte. Abgesehen vom riesigen Land mit zahlreichen Zweigstellen, waren dort alle relevanten Amtsstellen, alle Fachbereiche der Normung, der Zertifizierung, der Prüfung, der Metrologie, der Telekommunikation etc. unter einem Hut.
Gibt es eine Episode oder Anekdote aus Ihrer Zeit als Direktor, die Sie besonders gerne erzählen?
Unmittelbar nach dem EWR-Nein fand eine CEN-Sitzung in Brüssel statt. Da mein Flug verzögert war, kam ich etwas zu spät an die Sitzung und der Vorsitzende hänselte: «Wir haben gedacht, du kommst nun gar nicht mehr!» Natürlich wurde in der Pause rege darüber diskutiert und besonders das Ständemehr musste immer wieder erläutert werden. Auch der damalige EG Kommissions-Präsident Bangemann hat sich sehr dafür interessiert, vor allem, weil ich ihm vorher meiner Überzeugung Ausdruck gab, dass der EWR sicher angenommen werde.