Franken-Abwertung: Ende des „sicheren Hafens“?

Seit einiger Zeit verliert der Schweizer Franken gegenüber dem Euro an Wert. Ist das eine Trendwende? Was bedeutet die Franken-Abwertung für das angelaufene Jahr? Im Interview verrät Fabio Comminot, Head of Dealing bei Ebury, welche Zukunft er für den Schweizer Franken sieht und gibt Tipps für Unternehmen.

Die Franken-Abwertung kann sich positiv auswirken. Firmen können von Währungsschwankungen profitieren. (Bild: pixabay.com)

Stimmungsumschwünge der globalen Märkte werden auch 2021 die Währungskurse beeinflussen. Insbesondere Unternehmen, die im Ausland tätig sind, sollten Währungsschwankungen nicht ausser Acht lassen, da bei mangelnder Absicherung die Kosten rasch in die Höhe schnellen. Das Fintech-Unternehmen Ebury mit Sitz in Zürich unterstützt seine Kunden dabei, sich optimal gegen Währungsverluste abzusichern und belegt bei Bloomberg aufgrund seiner exakten Kursprognosen im vierten Quartal 2020 erneut Platz 1 der besten Forecaster für den Euro/US-Dollar-Kurs.

Franken-Abwertung und weitere Aussichten

Seit einiger Zeit ist eine Franken-Abwertung zu beobachten. Dies, nachdem im letztjährigen Ausnahmezustand rund um COVID-19 der Schweizer Franken seinem Ruf als „sicherer Hafen“ gerecht wurde. Wie es mit dem Schweizer Franken dieses Jahr weitergehen wird, und welche Haltung die Schweizerische Nationalbank (SNB) einnehmen wird, verrät Fabio Comminot, Head of Dealing bei Ebury.

Die wirtschaftliche und politische Stabilität der Schweiz macht den Schweizer Franken international zu einer begehrten Anlage. Zeigt sich dies auch in der aktuell unsicheren Lage aufgrund der Corona-Pandemie?
Fabio Comminot: Währungen, die in Krisenzeiten als sichere Häfen gelten, profitierten nach dem Ausbruch des Coronavirus im ersten Quartal 2020 am stärksten von der herrschenden Unsicherheit. Insbesondere zu Beginn der Krise stieg der Schweizer Franken stark an und wertete sich gegenüber dem Euro und dem US-Dollar auf. Dies, obwohl die Schweizerische Nationalbank (SNB) stark intervenierte, um die Aufwertung des Schweizer Frankens zu bremsen. Als sich die politische Lage nach dem ersten Lockdown im März etwas normalisierte, befand sich das Währungspaar EUR/CHF im Mai auf seinem Tiefpunkt. Denn je geringer die Unsicherheit, desto weniger suchen Anleger weltweit Schutz in der Schweizer Währung.

Die Abwärtsbewegung des Schweizer Frankens hat sich im November 2020 weiter beschleunigt und dies trotz nach wie vor hoher Infektionszahlen. Wieso führte die anhaltende unsichere wirtschaftliche Lage hier nicht wieder zu einer Aufwertung des Frankens?
Fabio Comminot: Realwirtschaftliche Bedingungen sind immer wichtig für die Entwicklung von Währungskursen. Allerdings ist dabei weniger der tatsächliche Zustand einer Volkswirtschaft ausschlaggebend, sondern die Erwartungen der Marktteilnehmer. So verlor der Schweizer Franken nach dem Ausgang der US-Wahlen und den Nachrichten über Fortschritte bei der Entwicklung mehrerer Impfstoffe zusehends an Attraktivität, da viele Anleger vorsichtig optimistisch und somit auch risikofreudiger agierten.

Unsicherheit und Hoffnung prägten auch unseren Start ins Jahr 2021. Wie wird es mit dem Schweizer Franken in diesem Jahr weitergehen?
Fabio Comminot: Da die Schweizer Regierung im internationalen Vergleich im Hinblick auf Pandemie-Eindämmungsmassnahmen eher nachsichtig agiert hat, rechnen wir damit, dass die Schweizer Wirtschaft 2021 weniger von den Lockerungen der Corona-Massnahmen profitieren kann, als andere Länder. Der Schweizer Franken wird sich daher gegenüber dem Euro weiterhin graduell abwerten. Die Rückkehr zu einem “normaleren” Niveau der globalen Wirschaftsakitvität dürfte die Attraktivität von ”sicheren Anlagen” weiter verringern.

Wie zuvor erwähnt, hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) in den früheren Phasen der Corona-Krise stark interveniert und versucht, den Franken zu schwächen. Welche Strategie wird die SNB 2021 verfolgen?
Fabio Comminot: Allein in der ersten Hälfte letzten Jahres hat die SNB schätzungsweise 90 Milliarden Franken ausgegeben, um die Landeswährung zu schwächen. Denn die starke Abhängigkeit der Schweiz vom Export bedeutet, dass eine starke Währung für die Nationalbank ein Problem darstellt. Somit bleibt die Verhinderung einer starken Aufwertung des Frankens das wichtigste politische Instrument der SNB. Wir bei Ebury sind daher der Meinung, dass die SNB weiterhin im Devisenmarkt intervenieren und eine nennenswerte Aufwertung des Frankens verhindern wird. Die optimistische Sicht auf Impfungen und die Weltwirtschaft sorgt zudem dafür, dass Interventionen unserer Meinung nach zunehmend weniger notwendig werden, da die Anleger stattdessen risikoreiche Währungen bevorzugen werden. Wir rechnen bis Ende 2021 damit, dass der Franken gegenüber dem Euro weiter an Wert verlieren wird.

Unterstützung durch Experten

Für Schweizer Unternehmen kann es schwierig sein, für das kommende Jahr im Voraus zu budgetieren, wenn sich die Wechselkurse zwischen dem Zeitpunkt, an dem sie eine Rechnung stellen oder erhalten, und ihrem Fälligkeitsdatum ändern. Experten für Risikolösungen, wie jene von Ebury, können Unternehmen bei der Ausarbeitung eines Plans zum Management von Risiken unterstützen, der auf die jeweiligen Geschäftsziele des Kunden abgestimmt ist, sodass auch künftige Währungsschwankungen ihnen nichts anhaben können. Allgemein hilft aber die Franken-Abwertung der Schweizer Exportwirtschaft.

Weitere Informationen: Ebury

Umfrage zeigt: Jedes dritte Härtefallgesuch wird abgelehnt

Ein Jahr Lockdowns und einschränkende Massnahmen: Eine Umfrage des Offertenportals gryps.ch bei kleinen und mittleren Unternehmen zeigt: Jedes dritte Härtefallgesuch wurde abgelehnt – ein weiteres Drittel ist noch pendent.

Die Grafik zeigt: Jedes dritte Härtefallgesuch wurde abgelehnt. (Bild: Gryps.ch)

Nach einem Jahr der Lockdowns und Einschränkungen sind KMU noch immer besonders von den Auswirkungen betroffen. Das Offertenportal Gryps.ch, eine Beschaffungsplattform für KMU, hat nachgefragt: Welche Unterstützungsleistungen haben KMU beantragt? Wie sieht es finanziell aus? Welche Entwicklungen erwarten sie im Jahr 2021? An der Umfrage teil nahmen 150 KMU. Sie wurde zwischen dem 4. und 11. März 2021 durchgeführt.

Härtefallgesuch? Abgelehnt!

Besonders ein Befund der Umfrage lässt aufhorchen: Viele KMU fallen beim Härtefallprogramm durchs Raster. Zwar hat  jedes dritte KMU Unterstützung aus dem Härtefallprogramm beantragt. Davon hat ein Drittel bereits eine Absage für ein Härtefallgesuch erhalten, ein weiteres Drittel wartet auf den Entscheid. Das kommt für viele in ihrer Existenz bedrohten KMU zu spät. 45% der KMU verzeichnen gemäss der Umfrage im Corona-Jahr einen Umsatzrückgang von mehr als 25% und die Unterstützung durch Bund und Kantone fliesst, wenn überhaupt, zu langsam. Die persönlichen Statements der Teilnehmer zeigen eine deutliche Unzufriedenheit: 85% erachten die Abwicklung als zu aufwendig oder zu langsam. Viele KMU fühlen sich durch Bund und Kantone noch immer zu wenig unterstützt.

Viele Entlassungen

Auch andere Resultate der Umfrage zeigen die mitunter schwierige Situation der KMU: So hat die Hälfte der Befragten in den letzten 12 Monaten einen Einstellungsstopp verfügt. In 60 Prozent der Fälle gilt dieser immer noch. Jedes fünfte KMU musste zudem bereits Mitarbeitende entlassen – das ist mehr, als man noch vor einem Jahr befürchten musste. Auch direkt von Corona-Infektionen betroffen sind viele KMU: Rund ein Drittel der befragten Unternehmen verzeichnen unter ihren Angestellten Corona-Fälle.

Folgen für die KMU-Landschaft

Indes: KMU vertrauen dem Homeoffice und schätzen die Effizienz ihrer Mitarbeitenden als gleichwertig oder sogar höher ein, wie die Umfrage feststellt. Dies täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Prognosen für viele KMU düster sind: Zu erwarten sind weitere Umsatzverluste und Konkurse. Andere rechnen aber mit einem Aufschwung nach der Krise.

Die Schweizer KMU-Landschaft habe sich noch längst nicht erholt, so das Fazit der Umfrage von Gryps.ch. Die Auswirkungen der grossen Umsatzrückgänge und der langen Einstellungsstopps auf den Arbeitsmarkt würden in den nächsten Jahren zu spüren sein.

Quelle: Gryps.ch

Maler Höhn: Ein Familienbetrieb wird 100-jährig

Es gibt sie noch: Traditionelle Familienunternehmen, die mehrere Generationen überdauern. Ein solches ist der Malerbetrieb Höhn AG im zürcherischen Birmensdorf. Das Unternehmen feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Maler Höhn wird 100-jährig: Das ganze Team der Höhn AG unter der Leitung von Monika Höhn, Marcellino Meggiolaro und Darko Bosiokovic freuen sich über das Jubiläum. (Bild: zVg)

Dass ein Familienbetrieb wie Maler Höhn 100 Jahre feiern kann, ist nicht selbstverständlich. In diesem Fall ist es ein besonderes Verdienst und eine Hommage an den 2019 auf tragische Weise verunfallten Chef Silvio Höhn. Er hatte den Betrieb über 35 Jahre mit viel Einsatz und Fachkompetenz geführt und geprägt. Seine seriöse Berufsauffassung schätzten Kunden, Mitarbeitende und Lieferanten gleichermassen. Das Jubiläum kann auch als Belohnung für die neue Crew gesehen werden, welche unter der Leitung von Monika Höhn erfolgreich durch schwierige Zeiten navigiert. Ob und wann die Feierlichkeiten im 2021 stattfinden können, hängt von der Pandemiesituation ab. Ein Leistungsausweis, dem grosse Anerkennung gebührt, ist das Jubiläum alleweil.

Und so begann die nunmehr 100-jährige Geschichte von Maler Höhn: Johannes Muschel gründete 1921 inmitten der Industrialisierung sein Malergeschäft in Rüti/ZH. Schon bald zog er in das ländlich geprägte Schlieren, welches jedoch durch die Spanisch-Brötlibahn und das „Lisbethli“ aufgemischt wurde. Von dort aus wirkten Muschel, sein Stiefsohn Silvio Höhn sen. und später Silvio Höhn jun. als Familienunternehmen insgesamt 92 Jahre lang. 2018 zügelte Malermeister Silvio Höhn jun. sein florierendes Geschäft nach Birmensdorf. Die Höhn AG umschiffte in den hundert Jahren viele Klippen, überstand einige Wirtschaftskrisen und schaffte sich dank Professionalität und Wendigkeit seiner „Macher“ einen Namen als seriöser und zuverlässiger regionaler Partner. Höhn stand schon immer für hochwertige Malerarbeit mit Herz.

Zum Dienstleistungsangebot von Höhn AG gehören sowohl Malerarbeiten aussen (Fassadensanierungen, Beton- und Holzschutz, Beschriftungen) als auch innen. Das reicht von Tapeten und Wandbelägen über Verputze bis hin zu Gipserarbeiten. Auch dekorative Techniken und Spachtelungen kommen zum Einsatz. Farb- und Fachberatungen und Arbeiten an denkmalgeschützen Objekten sowie das Auftragen von Spezialfarben (Magnet-, Whiteboard- oder Leuchtfarben oder Schutzanstriche gegen Elektrosmog) gehören zum vielseitigen Portfolio des Familienunternehmens.

Quelle und weitere Informationen

Innovatives Lüftungssystem schützt vor Infektionen in Innenräumen

Aerosole in der Atemluft bergen ein hohes Infektionsrisiko. Dies kann die Arbeit in Innenräumen wie z.B. Grossraumbüros zu einer ungesunden Angelegenheit machen, wenn nicht regelmässig gelüftet wird. Ein innovatives Lüftungssystem verspricht Abhilfe.

Vitovent P-200 ist ein innovatives Lüftungssystem, das die Luft in Innenräumen wirksam von virenbelasteten Aerosolen reinigt. (Bild: Viessmann)

Überall dort, wo sich viele Personen in Innenräumen aufhalten, etwa in Grossraumbüros oder auch in Schulzimmern, droht die Gefahr von schlechter Luft: Eine Studie des BAG brachte bereits 2019 an den Tag, dass in rund zwei Dritteln aller Schulzimmern die Luftqualität ungenügend ist. Inzwischen – wir wissen es – hat sich diese Situation durch Corona verschärft. Denn mit Viren belastete Aerosole aus der Atemluft bergen ein grosses Infektionsrisiko. Regelmässiges Lüften kann dieses Risiko verringern, hat allerdings den Nachteil, dass dabei gerade in der kalten Jahreszeit viel Heiz-Energie verpufft wird.

Innovatives Lüftungssystem, das Infektionsrisiko senkt

Eine Lösung für dieses Dilemma verspricht ein innovatives Lüftungssystem: Vitovent P-200. Dieses Lüftungssystem wurde von Viessmann entwickelt, einem der führenden Anbieter von Lösungen im Bereich Heizung, Lüftung und Klima in der Schweiz. Vitovent 200-P funktioniert nach dem Quellluft-Prinzip (siehe Erklärvideo). Dabei leitet das Lüftungssystem Frischluft in den Raum, wo sich diese über dem Boden verteilt. Danach nutzt Vitovent 200-P die Körperwärme der anwesenden Personen. Diese reicht aus, um eine Luftzirkulation in Gang zu setzen. Die reine Luft am Boden steigt auf und wird eingeatmet. Die verbrauchte ausgeatmete Luft – darunter Aerosole potenziell mit Covid infizierter Personen – steigt ebenfalls auf und gelangt an der Decke mit dem Luftstrom zum Vitovent 200-P. Dort filtert der so genannte HEPA-Schwebstoff-Filter (High Efficency Particulate Air) mehr als 99,995 Prozent aller Aerosole aus der Abluft. Danach fliesst diese, gereinigt und mit Frischluft von draussen angereichert, am Boden in den Raum zurück.

Sofort verfügbar und energieeffizent

Vitovent 200-P eignet sich für die Nachrüstung von Innenräumen, ist sofort verfügbar und kann innerhalb eines halben Arbeitstages in Betrieb genommen werden, wie der Hersteller schreibt. Während beim Stosslüften, welches in Corona-Zeiten zur Reduzierung des Infektionsrisikos empfohlen wird, viel Energie verpufft und damit zum Klimawandel beiträgt, gewinnt das Viessmann-Lüftungssystem bis zu 96% der Energie aus der warmen, verbrauchten Innenluft zurück, heisst es weiter.

Weitere Informationen: Viessmann (Schweiz) AG

Nachfolgeplanung in KMU: 8 Regeln

"Wenn die Zeit reif ist, werde ich mir schon Gedanken über meine Nachfolge machen." Im KMU-Land Schweiz gehören solche Aussagen zum Alltag. Doch nicht der Stichtag ist bei einer Nachfolge entscheidend, sondern der vorgelagerte Prozess. Eine geglückte Nachfolgelösung fordert in der Regel einen mehrjährigen Umsetzungsplan - die Faustregel sagt fünf Jahre. Für Unternehmerfamilien geht es dabei um die Zukunft ihres Lebenswerkes. Da lohnt es sich, acht wichtige Regeln frühzeitig zu beachten.

Die erfolgreiche Nachfolgeplanung in KMU hängt massgeblich von einer frühzeitigen Vorbereitung ab. (Bild: obs/Raiffeisen Unternehmerzentrum/Kzenon)

75’000 Schweizer Unternehmen stehen in den kommenden fünf Jahren vor einer Nachfolgeregelung. Rund 40 Prozent werden innerhalb der Familie übertragen, bei 20 Prozent erfolgt die Übergabe innerhalb des Unternehmens und bei rund 40 Prozent wird das betroffene Unternehmen an Dritte verkauft. Unabhängig von der Art der Übergabe ist ein frühzeitiger Start des Projekts ‚Nachfolge‘ von grösster Wichtigkeit: „Fünf Jahre vorher ist der ideale Zeitpunkt“, sagt Thomas Zimmermann, erfahrener Nachfolge-Experte im Raiffeisen Unternehmerzentrum. Bei einer Firmenübergabe lautet der wichtigste Leitsatz: „Es ist zu wichtig, um es dem Zufall zu überlassen.“ Der ehemalige Metallbau-Unternehmer Zimmermann erklärt, welche acht Regeln zu einer erfolgreichen Nachfolgeplanung in KMU gehören.

Regel 1: Entrümpeln und das Unternehmen schlank machen.

Eine Nachfolge ist ähnlich wie ein Umzug. Es ist die Gelegenheit, sich von Nichtnotwendigem zu trennen. Das Unternehmen muss am Tag X in optimal verkaufsfähigem Zustand sein. Verkaufsfähig bedeutet fit und schlank. Fit im Sinne einer internen, organisatorischen Entrümpelung, schlank im Sinn der Befreiung von nicht Betriebsnotwendigem: nicht-betriebsnotwendige Liegenschaften, Beteiligungen, Kooperationen an anderen Firmen oder Familienmitglieder auf Lohnlisten, die gar nicht arbeiten. Der Käufer will normalerweise keinen Gemischtwarenladen, sondern eine Firma mit dem klaren Fokus auf das Kerngeschäft. Schliesslich muss man sich auch frühzeitig mit dem Thema Liquidität befassen. Viele Firmen haben zu viel Liquidität. Der künftige Käufer will kein Geld kaufen. Alle erwähnten Dimensionen der Entrümpelung haben steuerliche Auswirkungen. Fünf Jahre vor der geplanten Übergabe kann diese Problematik gezielt angegangen werden.

Regel 2: Die Vorsorgeplanung steuern.

Mit der AHV, Pensionskasse und dem freien Vermögen soll in der Rente der bisherige Lebensstandard gehalten werden können. Kann ich mir diesen mit dem Verkauf meines Unternehmens langfristig überhaupt leisten? Diese Frage tönt für viele absurd, aber die wenigsten befassen sich frühzeitig mit der neutralen Vorsorgeanalyse. Durch eine mangelnde Vorsorgeplanung kann es kurz vor dem eigentlichen Verkauf zu negativen Überraschungen kommen und das Geld für den Ruhestand fehlt. Es geht darum, dass die Unternehmerin ihre Vorsorge analysiert, mögliche Deckungslücken frühzeitig erschliesst und überschüssige Liquidität ihres Unternehmens steuerfrei in die Pensionskasse einzahlt.

Regel 3: Mitarbeitende und Technik auf dem neuesten Stand halten.

Das Unternehmertum ist in ständigem Wandel – ein Fakt, der bei Firmenübergabe eine zentrale Rolle spielt. Manche Unternehmerinnen und Unternehmer sind schon Jahre vor der eigentlichen Nachfolge bzgl. Investitionen sehr zurückhaltend. Dies schmälert nicht nur den Verkaufswert, sondern noch fast wichtiger die Anzahl von potentiellen Übernehmenden. Gewisse Branchen werden sich in fünf Jahren in einer komplett veränderten Realität wiederfinden. Darauf muss man sich heute vorbereiten. Künftige Übernehmende wollen ein modernes Unternehmen kaufen, einen zeit- und zweckmässigen Maschinenpark und geschultes Personal. Die Weiterbildung der Mitarbeitenden ist ein permanentes Thema – die Digitalisierung im Unternehmen unbedingte Pflicht und nicht etwa notwendiges Übel. Erfolgreiche Innovationsprojekte sind für die Verkaufsfähigkeit höchst relevant. Schliesslich müssen auch Markenwert und Markenbekanntheit präzise unter die Lupe genommen werden.

Regel 4: Potentielle Nachfolgerin finden, binden und befähigen.

Früher oder später kommt die Gretchenfrage: Wer soll mein Unternehmen weiterführen? Sind es meine Mitarbeitenden, sind es ehemalige Lernende, sind es Familienmitglieder oder muss die Firma an Dritte verkauft werden? Jede Form der Nachfolge hat eigene Gesetze. Klar jedoch ist: Keine Nachfolge ohne Emotionen. Man muss sich rechtzeitig mit dieser zentralen Frage befassen und alle Interessierten, Beteiligten und Betroffenen möglichst früh ins Boot zu holen. Auch beim Management Buyout (MBO) geht es um das frühzeitige Binden von potentiell Übernehmenden an das Unternehmen. Sei es mit einer Integration in die Geschäftsleitung, durch Einblick in die Zahlen oder mit einem attraktiven Aktienmodell. Mit dem Entscheid bzgl. Nachfolge beginnt auch die unternehmerische Weiterbildung. Warum? Denn gute Fachkräfte sind in den seltensten Fällen auch ausgebildete Führungskräfte.

Regel 5: Von der steueroptimierten zur transparenten Jahresrechnung.

Grundsätzlich ist es erfreulich, wenn ein Unternehmen Gewinnsteuern zahlen muss. Das bedeutet, dass es fit und zukunftsorientiert aufgestellt ist. Allerdings neigen die meisten Unternehmen dazu, im Rahmen des steuerrechtlichen Interpretations-Spielraums, die Jahresrechnung steueroptimiert auszuweisen. Spätestens fünf Jahre vorher sollte damit Schluss sein, und der Wandel zu einer transparenten Jahresrechnung vollzogen werden. Der Grund ist simpel: Für die Unternehmensbewertung zählt in erster Linie eine gesunde Ertragslage. Stille Reserven zu plausibilisieren ist immer Auslegesache und führt zu unnötigen Diskussionen.

Regel 6: Finanzierungsmodelle erarbeiten.

Die Finanzierung einer Unternehmensübernahme ist für Nachfolgerinnen und Nachfolger eine Herausforderung, denn in den wenigsten Fällen kann der Kaufpreis vollständig aus eigenen Mitteln aufbracht werden. Diese Tatsache bedingt eine vorzeitige Planung und eine Abwägung der Möglichkeiten.

  • Klassischer Bankkredit: Ist vereinfacht gesagt abhängig vom plausiblen, fairen Preis und der Kompetenz des Nachfolgers. Die Bank finanziert in der Regel 50 – 60% des Kaufpreises. Als Faustregel gilt, dass die Rückzahlung des Kredits über einen Zeitraum von vier bis sieben Jahren aus dem freien Cashflow möglich sein sollte.
  • Nicht immer reichen Eigenkapital und Bankkredit. In solchen Fällen kann eine Verkäuferin die Finanzierung mit einem Verkäuferinnendarlehen erleichtern: Dabei bezahlt der Käufer üblicherweise einen wesentlichen Teil des Preises sofort. Für den Rest gewährt ihm die Verkäuferin ein vertraglich festgelegtes Darlehen, das kombiniert mit einer Bankfinanzierung zumeist nachrangig gewährt wird.

Regel 7. Ziehen Sie Fachleute bei.

Der Verkaufsprozess ist für die meisten gestandenen Unternehmer Neuland: Es empfiehlt sich, externe Begleitung für den gesamten Nachfolgeprozess zu holen – weil der Prozess von der externen Fachperson zielgerichtet und unabhängig geführt werden kann. Bei unprofessioneller Vorbereitung und Durchführung entstehen viele Risiken. Auf der emotionalen Seite kann es soweit gehen, dass die Familie am Ende zerstritten ist. Und auf der technischen Ebene übernimmt möglicherweise ein Familienmitglied das Geschäft, der es entweder gar nicht will oder die Fähigkeiten dazu nicht besitzt. Auch die unterschiedlichen Wertvorstellungen und Lebensweisen erschweren eine reibungslose Nachfolgeregelung. Man muss sich früh mit den psychologisch wichtigsten Etappenzielen auseinandersetzen. In fast allen Fällen, bei denen der Nachfolgeprozess scheiterte, fehlte der entsprechende Prozessablauf. Hier bietet eine neutrale, externe Fachperson sehr wertvolle Unterstützung.

Regel 8: Die Gesellschaftsform analysieren.

Am Ende spielt bei der Unternehmensnachfolge natürlich auch das Gesellschaftsrecht eine wesentliche Rolle. Verkauf oder Nachfolge einer Personen- oder Kollektivgesellschaft hat meist steuerliche folgen, weil stille Reserven aufgelöst werden müssen. Auch hier gilt: Die frühzeitige Planung einer allfälligen Umwandlung ist entscheidend. Nach der Umwandlung einer Personengesellschaft in eine juristische Gesellschaft kann eine Firma erst nach fünf Jahren steuerfrei verkauft werden. Dieselbe Sperrfrist von fünf Jahren gilt für eine Abspaltung eines Geschäftszweiges einer juristischen Person in eine neue Kapitalgesellschaft. (z.B. Betriebsgesellschaft / Immobiliengesellschaft).

Nachfolgeplanung in KMU rechtzeitig angehen

Schon diese acht Regeln beantworten die Frage, warum sich eine frühzeitige Planung der Nachfolge lohnt. Das ‚Lebenswerk Unternehmen‘ ist mit so viel Arbeit und Verzicht verbunden, dass auch der letzte Schritt ebenso einwandfrei wie gewinnbringend vollzogen werden sollte.

Anmerkung der Redaktion: Das Nachfolgemagazin der Zeitschrift ORGANISATOR befasst sich jährlich mit aktuellen Fragen rund um die Nachfolgeplanung in KMU. Die Ausgabe 2021 ist in Vorbereitung.

EPFL und Groupe Mutuel lancieren Startup-Accelerator für FemTech

Anlässlich des Weltfrauentags lancieren der Versicherer Groupe Mutuel und der EPFL Innovation Park gemeinsam einen Startup-Accelerator, um Technologien für die Gesundheit der Frau zu fördern. Mit "Tech4Eva" kommt es zu einer Premiere in der Schweiz.

Frauen forschen für Frauen: Die EPFL und die Groupe Mutuel lancieren einen Startup-Accelerator für FemTech-Unternehmen. (Bild: Pixabay.com)

Viele gesundheitsbezogene Produkte, Dienstleistungen und Technologien sind häufig nicht für Frauen konzipiert. Es gibt jedoch viele Bereiche, die spezifische Lösungen für Frauenthemen erfordern, wie beispielsweise Schwangerschaft, Menstruation, Fruchtbarkeit oder Menopause. In der Schweiz und in Europa beschäftigen sich nur sehr wenige Unternehmen und Start-ups mit diesen Themen. Die EPFL und die Groupe Mutuel möchten die Entwicklung dieser Startups fördern und sie durch den Innovation Park der EPFL und eine hochwertige Begleitung unterstützen. Unter dem Titel „Tech4Eva“ wurde nun ein Startup-Accelerator lanciert. Darin sind Auswahlprogramme, Workshops und Coaching geplant, um ein Geschäftsmodell zu entwickeln und die Ausreifung von neuen Technologien für die Gesundheit der Frau zu fördern.

Startup-Accelerator für Schweizer und europäische Start-ups

Ein Auswahlkomitee wird maximal 15 Start-ups bestimmen, die in dieser ersten Saison unterstützt werden. Ziel ist es, sich mit Themen rund um die Gesundheit der Frau hinsichtlich Prävention, Begleitung und Behandlung zu befassen. Tech4Eva konzentriert sich auf innovative Lösungen in Bereichen wie Schwangerschaft, Fruchtbarkeit, Menstruation, Menopause, psychische Gesundheit und Familienleben. Die Produkte und Dienstleistungen, die von den ausgewählten jungen Unternehmen entwickelt werden, sind auf technologische Lösungen wie Apps, Internetplattformen, Diagnosetools, therapeutische Hilfsmittel oder die von künstlicher Intelligenz (KI) unterstützte Präventivmedizin ausgerichtet. Das Programm wird 9 Monate dauern und steht Unternehmen aus der Schweiz und Europa offen.

Eine Win-Win-Partnerschaft

Die gewählten Start-ups profitieren von einem der besten Gesundheitssysteme in Europa. Dank des Netzes der EPFL Innovation Park und ihrem Inkubator La Forge erhalten sie Zugang zu internationalen Kollaborationen und Investoren. Bei der Groupe Mutuel können sie zudem an Pilotprojekten arbeiten und haben mit einem der führenden Schweizer Krankenversicherer Zugang zu einem dynamischen Markt. Die EPFL Innovation Park und die Groupe Mutuel sind von der Notwendigkeit der neuen Technologien für die Frau überzeugt und sprechen von einer „Win-Win-Partnerschaft“: «Leider werden Frauenthemen bei der Entwicklung von technologischen Lösungen hinsichtlich Gesundheit oft vergessen. Mit dieser Partnerschaft möchten wir diese Lücke in der Schweiz schliessen», erklärt etwa Thomas Boyer, CEO der Groupe Mutuel. «Wir freuen uns, mit der Groupe Mutuel zusammenarbeiten zu können, um mit einem Förderprogramm für FemTech-Startups dazu beizutragen, die Produktivität und Kreativität von 50 Prozent der Bevölkerung zu fördern», ergänzt Jean-Philippe Lallement, Exekutivdirektor im EPFL Innovation Park.

Quelle: Groupe Mutuel

Veranstaltungsbranche: Umsatz mehr als halbiert wegen Corona

Was nach gesundem Menschenverstand schon logisch erscheint, zeigt jetzt eine grosse Branchen-Umfrage deutlich: Ein Jahr, nachdem Covid-19 auch in der Schweiz das Leben auf den Kopf gestellt hat, steht die hiesige Event- und Veranstaltungsbranche mit einem Bein über dem Abgrund.

Leere Sitze allenthalben: Wegen Covid-19 wurde das Jahr 2020 für die Veranstaltungsbranche zu einem „annus horribilis“. (Bild: Expo Event)

Der Branchenverband Swiss LiveCom Association Expo Event hat in Zusammenarbeit mit den Partnerverbänden svtb und Tectum unter seinen Mitgliedern eine Umfrage durchgeführt. Damit wollten die Verbände sich selbst und den Behörden einen repräsentativen Überblick der Lage verschaffen. Dabei haben die Geschäftsinhaberinnen/-inhaber und leitende Angestellte von 153 Unternehmen verbindliche Auskünfte gegeben, und zwar zu Umsatzzahlen, zur Mitarbeitenden-Situation, zu Projektaussichten, zum Bezug von Hilfsmassnahmen und zu zahlreichen weiteren relevanten Themen.

Veranstaltungsbranche mit grossem Verlust an Bruttowertschöpfung

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Krisenjahr 2020 sind es gemäss der Umfrage über 17’000 Projekte, die der Veranstaltungsbranche abgesagt wurden. Daraus resultierte ein Umsatzeinbruch von 57%, was 3,19 Mia. CHF entspricht. Rund 4’460 Arbeitsplätze gingen im Jahr 2020 verloren. Verteilt über die gesamte Veranstaltungsbranche, haben etliche Unternehmen ihren Betrieb eingestellt oder sich komplett neu orientiert. Durch den Wegfall von Messen, Events und Kongressen entsteht in der Bruttowertschöpfung ein Loch von 10 Mia CHF.

Antworten der Umfrage-Teilnehmenden auf die Frage: Wie beurteilen Sie den Geschäftsgang Ihres Unternehmens im Schnitt in den Jahren 2019 und 2020? Und wie lautet Ihre Prognose für das Jahr 2021? 0 = schlecht / 10 = sehr gut (Grafik: Expo Event)

Weitere Absagen drohen

Alle Resultate der Umfrage würden aufzeigen, wie sehr das Überleben der meisten Unternehmen aus der Veranstaltungsbranche davon abhängt, ob im Covid-19-Gesetz ein Schutzschirm für Corona-bedingte Absagen verankert wird, wie es in der Medienmitteilung der beteiligten Verbände heisst. Denn auch mit einem Ende der Pandemie sei ein Ende des Notstands für viele Firmen noch lange nicht in Sicht. Über 70% der Umfrageteilnehmenden hätten beispielsweise einen Covid-19-Kredit beantragt, dessen Abzahlung noch Jahre dauern werde. Hinzu komme, dass auch die potenziellen Auftraggeber über künftige Aktivitäten keine Sicherheit abgeben können und wollen, was die seit nun einem Jahr herrschende Planungsunsicherheit noch bestimmt bis weit ins Jahr 2022 verlängern wird.

Schutzschirm gefordert

Aufgrund der aktuellen epidemiologischen Situation und dem aktuellen Schweizer Impfplan gehen die Branchenverbände davon aus, dass es auch 2021 und 2022 zu vielen Absagen kommen wird. Damit stehen weiterhin Tausende von Arbeitsplätzen auf dem Spiel, wenn nicht ein Schutzschirm Abhilfe schafft.

Quelle: Expo Event

Weibliche Führungskräfte in der Schweiz weiter auf dem Vormarsch

Die Schweizer Wirtschaft hat sich in Bezug auf Gender Diversity nachhaltig bewegt und ist im Generationenprojekt von der Sensibilisierungsphase definitiv in der Bewusstseinsphase angekommen. Dies zeigen die Zahlen des jüngsten schillingreports, der weibliche Führungskräfte allmählich auf der Überholspur sieht.

Die Kurve zeigt in der Schweiz weiter nach oben: Noch nie gab es so viele weibliche Führungskräfte. (Bild: Pixabay.com)

Noch nie gab es in der Schweiz so viele weibliche Führungskräfte wie heute: Gemäss dem 16. schillingreport steigt der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen erstmals um 3 Prozentpunkte (+ 30 %) von 10 % auf den neuen Höchststand von 13 %. Die Zahl der weiblichen CEOs erhöht sich gleichzeitig von 3 auf 5 – und wird im laufenden Jahr auf 8 zunehmen. Der öffentliche Sektor beschäftigt im Topkader bereits 21 % Frauen.

Gender Diversity ist ins Bewusstsein aufgerückt

Der Vormarsch weiblicher Führungskräfte werde dadurch unterstrichen, dass die grössten Arbeitgeber zuletzt jede vierte vakante Geschäftsleitungsposition (26 %) mit einer Frau besetzten (Vorjahr 21 %), stellt der Report fest. So habe der öffentliche Sektor für 29 % der Vakanzen im Topkader eine Frau berufen. In den Verwaltungsräten der 100 grössten Arbeitgeber legte der Frauenanteil gemäss der Untersuchung von 23% auf 24% zu. „Nach einer langen Phase der Sensibilisierung betreffend Gender Diversity sind die meisten Unternehmen in der Bewusstseinsphase angekommen“, stellt der schillingreport 2021 fest. Sie hätten nun erkannt, wie zentral eine eigene
Pipeline mit weiblichen Talenten für den Geschäftserfolg sei. So ging die Zahl jener Unternehmen, die keine Frau in der Geschäftsleitung haben, jüngst nochmals deutlich auf 42 % (Vorjahr 47 %) zurück. Bis zur Akzeptanzphase – in der Berufungen von Frauen in die Geschäftsleitung so alltäglich sind wie jene von Männern – dürften noch etliche Jahre vergehen. «Nicht umsonst spreche ich immer von einem Generationenprojekt», so Herausgeber Guido Schilling.

Expertise nimmt zu

Die diesjährige Ausgabe des schillingreport wertet erstmals die Zusammensetzung der Verwaltungsräte nach Fachkompetenz aus. Hier zeigt
sich, dass die Mitglieder mit einem operativen General-Management-Hintergrund mit 61 % deutlich überwiegen, während 39 % der Mitglieder die Unternehmens-Governance mit ihrer Expertise sicherstellen. 54 % der Verwaltungsrätinnen haben Governance-Expertise, ihre männlichen Kollegen zu zwei Dritteln (66 %) einen General-Management-Hintergrund.

Mehr weibliche Führungskräfte in Schlüsselfunktionen

Frauen bekleiden immer mehr Schlüsselfunktionen: 52 % (Vorjahr 39 %) der neuen weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder übernahmen eine umsatz- resp. ergebnisrelevante Rolle. Lediglich 48 % (Vorjahr 61 %) übernahmen eine Service-Rolle wie etwa Human Resources oder Legal. Bei den bestehenden weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern sind knapp zwei Drittel (65 %) für Service-Funktionen zuständig. «Das
Engagement der Unternehmen, Frauen für umsatz- und marktbezogene Geschäftsleitungsfunktionen zu gewinnen, ist auch in meinem Geschäftsalltag stark spürbar», sagt Schilling. «Deshalb rate ich den jungen Frauen und Männern immer, sich im Kerngeschäft des Unternehmens zu entwickeln und Erfahrungen im Ausland zu sammeln, wenn sie eine Laufbahn ins Topmanagement anstreben.» Hinzu kommt, dass Diversity allgemein Unternehmen widerstandsfähiger macht, wie eine andere Studie jüngst nachgewiesen hat.

Quelle: Guido Schilling AG

Rivella ist bester Arbeitgeber der Schweiz

Einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der «Handelszeitung» und «Le Temps» zufolge ist Rivella bester Arbeitgeber der Schweiz. In Rothrist, dem Hauptsitz des schweizweit bekannten Getränkeherstellers, ist die Freude über diese Auszeichnung gross.

Gemäss einer Befragung der Handelszeitung und „Le Temps“ ist die Rivella AG bester Arbeitgeber der Schweiz. (PPR/Rivella)

Jährlich ermittelt das internationale Markforschungsunternehmen Statista zusammen mit der Handelszeitung und Le Temps die besten Arbeitgeber der Schweiz. In der grossangelegten Studie wurden zwischen Mai und Juni 2020 tausende Arbeitnehmende befragt. Zusammen mit den Votings auf den beiden Medienportalen  gingen über 200’000 Bewertungen ein. Die Getränkeherstellerin Rivella hat es auf Rang 1 der Liste der 250 besten Arbeitgeber der Schweiz geschafft und verwies den Aufzugs-Hersteller Schindler und die Schweizer Paraplegiker-Gruppe auf die Ehrenplätze.

Offene Kommunikation in herausfordernden Zeiten

Die Freude in Rothrist, dem Sitz des Schweizer Familienunternehmens, ist riesig. «Dass uns unsere Mitarbeitenden und Arbeitnehmende anderer Firmen aus der Konsumgüterbranche so gute Noten erteilen, zeigt uns, dass wir in den letzten Jahren und auch während Corona einiges richtig gemacht haben», ist Markus Krienbühl, HR-Leiter von Rivella, überzeugt. Aufgrund des Lockdowns und der damit verbundenen Schliessung der Gastronomie und Absage von unzähligen Veranstaltungen musste Rivella bereits im Frühling für ein paar Wochen Kurzarbeit anmelden. Die Mitarbeitenden hätten unter anderem die offene, transparente und regelmässige Kommunikation sehr geschätzt, ist Krienbühl überzeugt.

Stärkung der Arbeitgebermarke intern und extern

In der Befragung überdurchschnittlich gut abgeschnitten habe Rivella in den Bereichen «Bezahlung», «Miteinander» sowie «Bedingungen und Ausstattung», wie es heisst. Wegen des Lohnes allein nehme aber keiner den Weg nach Rothrist auf sich, ist Markus Krienbühl überzeugt: «Wir bezahlen branchenübliche Löhne. Vielmehr ist es das Gesamtpaket, das es ausmacht», so der HR-Chef. Man habe in den letzten Jahren viele Anstrengungen unternommen, sich als Arbeitgeberin noch besser zu positionieren und die Arbeitgebermarke intern und extern zu stärken, teilt Rivella weiter mit. Damit hätte man erreicht, das Unternehmen als Arbeitgeberin zu dynamisieren, die emotionale Bindung der Mitarbeitenden zu stärken und den Kulturwandel zu unterstützen. Die Führungs- und Unternehmenskultur sei auf der Basis von Vertrauen, Wertschätzung und Respekt gezielt weiterentwickelt worden. «Dies alles mit dem Ziel, als Arbeitgeber attraktive und zeitgemässe Arbeitsbedingungen anbieten zu können», so Markus Krienbühl zusammenfassend.

Bester Arbeitgeber der Schweiz bleiben

Die grosse Herausforderung wird es nun sein, auch für künftige Generationen von Arbeitnehmenden als Arbeitgeberin attraktiv zu sein. Damit dies so ist, investiert die Rivella AG nach eigenen Angaben viel in ihre Mitarbeitenden, in neue Arbeitsformen und eine gelebte WIR-Kultur.

Quelle: Rivella AG

Das «New Normal» in Familienunternehmen, Teil 5: Drive und Spirit

Letzter Teil der Artikelserie zum Thema "New Normal" in Familienunternehmen: Die Autoren zeigen, wie der in der Krise gezeigte Drive und Spirit für die Zukunft bewahrt werden kann.

Mit Drive und Spirit weiter in eine nachhaltige Zukunft: „Corona-Aktivitäten“ sollen intern als „Rollenvorbilder“ aufbereitet werden. (Bild: Pixabay.com)

Wie verändert die Corona-Pandemie unsere Unternehmens- und Arbeitswelt? In einer «Rückwärts-Prognose» suchen wir erste Antworten. Hier Teil 5 zum Thema: Glaubwürdiges Familienunternehmen ist nachhaltig krisenresistent.

Mit Drive und Spirit durch die Krise

Wir waren begeistert, wie agil und mutig im März 2020 das eher bodenständige Familienunternehmen Trigema aus Burladingen in Deutschland unter Führung des Patriarchen Wolfgang Grupp seine Textil-Produktion innerhalb kürzester Zeit von T-Shirts auf Gesichtsmasken umstellte. Wie Jägermeister Alkohol für die Herstellung von Desinfektionsmittel spendete. Hansgrohe ganze Duschtrucks für Obdachlose in Ballungszentren schickte. Und wie das New Yorker Familienunternehmen D’Addario den klaren Film seiner EVANS Trommelfelle für Schlagzeuger in medizinische Gesichtsschutzmasken umfunktionierte – und in nur wenigen Tagen seine originären Stärken nutzte, um neben dem Geschäft für Musikzubehör ein völlig neues Geschäft für medizinische Notwendigkeiten aufzubauen.

Ich frage mich, wie viel Gewinn die Grupp-Familie, als Eigentümerin von Trigema, durch das neue Geschäft mit Gesichtsmasken mittlerweile erzielen konnte. Ich denke, er wird beträchtlich sein – vor allem, weil das Geschäft mit Masken immer noch stark wächst. Gesichtsmasken sind heute, im Sommer 2022, angesagte Modeaccessoires und aus dem alltäglichen Strassenbild nicht mehr wegzudenken. Wir alle haben uns an sie gewöhnt. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Farben, Mustern und Formen. Viele – vor allem junge Menschen – nutzen sie, um ihre Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen.

Den guten Namen im Sinn

Unter dem Druck der Corona-Krise haben wir, wie viele andere Familienunternehmen auch, deutlich mehr soziale Verantwortung übernommen und dabei ungeahnte Fähigkeiten im Improvisieren an den Tag gelegt. Und damit sind wir rückblickend sehr gut gefahren!

Diesen auf das Hier und Jetzt ausgerichteten – aber auf Nachhaltigkeit angelegten – unternehmerischen Drive und Spirit möchten wir nicht wieder verlieren. Wir wollen ihn in unseren Mitarbeitenden, Führungskräften und unserer Gremienarbeit auf Dauer erhalten. Wenn möglich sogar ausbauen, zum Beispiel indem wir unsere Corona-Aktivitäten jetzt intern als «Rollenvorbilder» aufbereiten und sie auf andere Handlungsfelder bei uns im Unternehmen übertragen.

Vor diesem Hintergrund haben wir uns verwundert die Augen gerieben, wie ungeschickt und unsensibel für die öffentliche Stimmungslage der Grosskonzern Adidas im April 2020 versuchte, sich vor den Mietzahlungen zu drücken – und dafür einen unglaublichen «Shitstorm» kassierte. Und wie trotz dieses warnenden Beispiels im weiteren Verlauf des Jahres immer wieder andere Unternehmen als «Krisengewinnler» negativ aufgefallen sind und sich ihre Reputation gehörig ramponiert haben. Unglaublich, wie schnell man seinen guten Ruf mit falschen Entscheidungen schwächen kann. Und wie massiv das dann auch auf die Zahlen im Geschäft durchschlägt.

Für uns war schon zu Beginn der Corona-Krise klar: Wenn sich die Sensibilität und Aufmerksamkeit im Publikum erhöht, müssen wir mit Argusaugen auf unsere Marke – verstanden als unser «positives Vorurteil» im Markt – achten. In Krisenzeiten kann sich jede unternehmerische Entscheidung schnell zu einem «Markengau» hochschaukeln und einen empfindlichen Teil des Vertrauenskapitals zerschlagen, welches wir als unerlässlich und entscheidend für die Zukunftsfähigkeit unseres Familienunternehmens ansehen.

Das Geschäftsmodell nachhaltig anlegen

Zum Glück konnten wir durch tatkräftiges Handeln glaubhaft zeigen, dass uns als Familienunternehmer die soziale Verantwortung für die Gemeinschaft wichtig ist.

Sicherlich hat uns dabei auch geholfen, dass wir unser Geschäftsmodell schon immer sauber, transparent und nachhaltig angelegt hatten. Basierend auf gelebten Werten. Und ausgerichtet auf das ehrliche Schaffen von substanziellem Mehrwert für unsere Kunden, unsere Mitarbeitenden, die Umwelt und uns als Eigentümer. In unserem Haus existieren keine systematischen Missstände, bei denen wir befürchten müssten, dass sie eines Tages einmal an das Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden könnten. Vor einer plötzlichen, durch die Krise hervorgerufenen «Image-Kernschmelze» – wie dies dem deutschen Fleischproduzenten Tönnies aus Gütersloh im Juni 2020 widerfahren ist – sind wir bestmöglich geschützt.

Dass wir heute gerade aufgrund unserer konservativen und auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Geschäftsführungs-Kultur erheblich auch als Arbeitgebermarke profitieren und in den letzten Monaten vielversprechende neue Mitarbeitende mit progressivem «Mindset» einstellen konnten, war so nicht absehbar und auch nicht beabsichtigt. Es ist aber ein schöner Nebeneffekt, der uns darin bestärkt, in Zukunft weiterhin unseren Werten treu zu bleiben und unseren Weg konsequent weiterzugehen.

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Autoren:

Christian Schiede berät und begleitet seit dem Jahr 2003 Unternehmerfamilien und Familienunternehmen dabei, Zusammenhalt zu stärken, Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und Werte zu sichern. Kontakt: www.schiede.comschiede@shpadvisors.com

Bastian Schneider unterstützt seit 2000 Unternehmer:innen und Management-Teams dabei, ihre Marken von innen zu stärken und aus dieser Perspektive heraus ihre Organisationen und ihr Geschäft in die Zukunft zu führen. In mehr als 30 Branchen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz. Kontakt: www.brandleadership.chbastian.schneider@brandleadership.ch

Workaholismus: Süchtig nach immer noch mehr Arbeit

Erfüllung, Entfaltung und Lebensgrundlage auf der einen Seite. Überforderung, Burnout und Workaholismus auf der anderen: Arbeit hat nicht nur zahlreiche Formen und Facetten, sondern auch vielfältige Ausprägungen und Konsequenzen. Doch was, wenn aus dem, was eigentlich die Existenz sichert, eine Sucht wird? Woran merkt man, ob man betroffen ist? Und welche Handreichungen gibt es dann? Oder noch besser: Was kann jeder tun, um diesen Zustand rechtzeitig zu vermeiden?

Workaholismus – was kennzeichnet Arbeitssüchtige? Diese Menschen zeigen typisches Suchtverhalten, brauchen immer mehr von einer Sache, um über den Tag zu kommen. (Foto: AdobeStock)

Die Bedeutung von Arbeit hat im persönlichen Wertesystem jedes Individuums unterschiedliche Gewichtung: So arbeiten die einen, um zu leben also den Lebensunterhalt zu finanzieren. Andere wiederum leben, um zu arbeiten. Das ist alles per se weder gut noch schlecht und auch nicht in jedem Fall selbstbestimmt gewählt. Für jeden Menschen hat Arbeit daher eine andere Sinnhaftigkeit.

Arbeit ist etwas Gutes, viel arbeiten ist in unserer Gesellschaft ebenfalls und größtenteils positiv besetzt. Nicht zwingend geht das mit Überforderung oder sogar einem möglichen Burnout einher. Wer oft und viel tätig ist, kann das durchaus lustvoll tun und erfährt dadurch Erfüllung. Selbst wenn die Gefahr von Workaholismus bei denen lauert, die überdurchschnittlich viel tun, ist dieser Begriff eher positiv konnotiert. Erst die Steigerung dessen führt zur eigentlichen Arbeitssucht und die Grenze zu einer Erkrankung rückt näher. Was kennzeichnet Arbeitssüchtige? Es sind Menschen, die typisches Suchtverhalten zeigen, also immer mehr von einer Sache brauchen, um über den Tag zu kommen. So sind sie in der damit verbundenen Dauerschleife gefangen: Ihr gesamtes Selbstwertgefühl fußt auf ihrer Arbeit, daher sind sie nicht mehr in der Lage, sich von ihr abzugrenzen, arbeiten zwanghaft und leben einem ausgeprägten Perfektionismus.

Wo lauert der Workaholismus?

Die Menschen in der modernen Gesellschaft arbeiten viel mehr als die Generationen davor in früheren Jahrhunderten. Mit der Aufklärung kam ein modernes Versprechen auf, das sich über die industrielle hin zur digitalen Revolution bis zur Globalisierung erstreckte: Die Menschen werden von der Arbeit befreit. Bis heute ist es eine Zusicherung geblieben. Tatsächlich wurden zwischenzeitlich grobe, manuelle oder repetitive Arbeiten an Maschinen oder in die IT-Welt ausgelagert. Erstaunlich allerdings bleibt, dass sich der Mensch – kaum hat er sich der körperlich schweren Arbeit entledigt – die Unfreiheit mit Arbeitssucht wieder zurückholt.

Arbeitssucht ist eine Form von Abhängigkeit. Man kann nicht mehr ohne Arbeit sein und entwickelt ein hohes Verlangen nach der Tätigkeit und der entsprechenden Anerkennung dadurch. Leistungssucht ist ein Teil dessen, man will sich selbst etwas beweisen. Workaholismus wird als ein exzessives Bedürfnis nach Arbeit beschrieben. In diesem Zustand verlieren wichtige, andere Lebensbereiche an Bedeutung. So brechen allmählich soziale Kontakte ab und der Zwang, sich über die Arbeit zu definieren, steigt weiter. Die Spirale setzt sich in Gang und wie bei jeder Sucht muss zur Befriedigung die Dosis ständig erhöht werden. Das kann schlussendlich in Krankheiten münden. Wer permanent mehr als 50 Stunden pro Woche arbeitet, kommt dem Workaholismus bereits sehr nahe.

Geltungs-, Leistungs- und Arbeitssucht

Die Ursachen für Arbeitssucht sind oft in übertriebenem Engagement zu finden. Häufig betroffen sind vor allem Führungskräfte und Selbstständige, die sich derart ins Zeug leben und anhand von Erfolgen und Ergebnissen, Zuspruch und weiteren Aufträgen oder Projekten eine hohe Befriedigung erleben. Bleibt das eine vorübergehende Phasen und findet man einen entsprechenden Ausgleich, ist das durchaus positiv zu sehen. Risikoreich wird es allerdings dann, wenn dieses hohe Engagement eng mit dem persönlichen Wertesystem und der Manifestation des Selbstwertgefühls verknüpft ist. Wer seinen eigenen Wert an die Arbeitsleistung koppelt, ist schneller von Arbeitssucht betroffen. Aus dem Zwang, alles perfekt machen zu wollen, um sich selbst und anderen gegenüber wertvoll zu erscheinen, geht die Fähigkeit verloren, Wesentliches vom Unwesentlichen zu trennen. Um überhaupt noch alles zu erledigen, gibt es Sonderschichten in der Nacht und Mehrarbeit am Wochenende.

Dass jemand überhaupt zu so einer Form der Sucht neigt, erklären Therapeuten anhand von Erziehung, Vererbung, der persönlichen Lebensgeschichte und der sozialen Umstände, auch Einflüsse der Gesellschaft spielen eine Rolle. Doch anhand welcher Symptome erkennen Sie Arbeitssucht?

  • Sie denken immer mehr, auch außerhalb der Arbeitszeit, an Ihre Arbeit.
  • Sie überlegen sich, wo Sie noch mehr Zeit für Ihre Arbeit beschaffen können und opfern dafür Freizeit, Hobby und soziale Kontakte.
  • Sie entwickeln einen hohen Grad an Perfektionismus und verlieren die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen.
  • Sie spüren, dass Sie im Grunde zu viel arbeiten.
  • Sie machen eine saubere Planung und stellen fest, dass Sie immer mehr Zeit mit Arbeiten verbringen, als Sie es sich vorgenommen haben.
  • Aus Zeitgründen schieben Sie übergeordnete Aufgaben vor sich her, was Sie noch mehr unter Druck setzt.
  • Sie vergessen Termine und können sich das nicht erklären.
  • Sie ärgern sich über Ihre Umstände und erfahren Schuldgefühle oder erste Anzeichen von Depression.
  • Sie entwickeln körperliche Entzugssymptome, wenn Sie sich nicht der Arbeit widmen können (WLAN-freie Zonen, Krankheit, Urlaub mit der Familie usw.).
  • Sie haben Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen und erhöhen das Arbeitspensum, um allem und allen gerecht zu werden.
  • Sie verfolgen verbissen Ziele oder Pläne, die Sie um jeden Preis durchsetzen wollen.

 Tipps gegen aufkommenden Workaholismus

Wenn Sie erkennen wollen, ob Sie gefährdet sind, dann braucht es im ersten Schritt Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Zeigen sich regelmäßig erste Symptome? Es ist ein Unterschied, ob Sie in einem Projekt vier Wochen fast rund um die Uhr arbeiten oder ob Sie über einen Zeitraum von mehreren Monaten oder Jahren die entsprechenden Verhaltensweisen an den Tag legen. Beginnen Sie mir einer verbindlichen Arbeitsplanung für sich selbst:

  • Weihen Sie Freunde und Familie ein und erlauben Sie, explizit darauf angesprochen zu werden, wenn Sie zu viel arbeiten.
  • Seien Sie sehr rigide mit Freizeitterminen, also nehmen Sie den Fußballabend mit Ihren Freunden und die Geburtstagsfeier Ihres Kindes genauso pflichtbewusst wahr wie Ihre Geschäftstermine.
  • Schalten Sie mobile Geräte am Abend aus und schaffen Sie sich Zeitinseln, in denen Sie nicht arbeiten.
  • Lernen Sie, Vertrauen zu anderen zu haben – das schafft die Möglichkeit, zu delegieren.
  • Lernen Sie, Ihr Selbstwertgefühl nicht ausschließlich von der Arbeit abhängig zu machen.

 

 

Über den Autor
Stefan Häseli ist Kommunikationstrainer, Keynote-Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Der Kommunikationsexperte begleitet seit Jahren zahlreiche Unternehmen bis in die höchsten Vorstände von multinationalen Konzernen. Er doziert an Universitäten und Fachhochschulen im Themenfeld Kommunikation. Als Experte nimmt er im Radio und TV-Stationen immer dann Stellung, wenn Kommunikation irgendwo auf der Welt gerade eine entscheidende Rolle spiel, wie beispielsweise die ersten Wochen „Donald Trump“ oder der Blick auf das Kommunikationsverhalten von Boris Johnson.

https://stefan-haeseli.com/ 

Schweizer FinTech-Markt: Der Wachstums-Motor stottert

Der Schweizer FinTech-Markt ist im Jahr 2020 zwar ein weiteres Mal gewachsen. Allerdings ist dieses Wachstum der Branche etwas ins Stocken geraten, wie die FinTech-Studie der Hochschule Luzern zeigt.

Die Schweizer FinTech-Branche hat sich in den letzten Jahren von einem Nischenmarkt zu einem relevanten Anbieter von innovativen Lösungen für die Schweizer Finanzindustrie entwickelt. Die Mehrheit der Unternehmen bietet dabei Lösungen im Bereich des Investment Management und der Bankeninfrastruktur an. Ihre Geschäftsmodelle basieren überwiegend auf Technologien aus den Bereichen der Prozessdigitalisierung, Automatisierung und Robotics. Auch im letzten Jahr ist dieser Schweizer FinTech-Markt gewachsen: Zum Ende des Jahres 2020 waren insgesamt 405 Schweizer FinTech-Unternehmen in der Schweiz ansässig. Das entspricht einem Anstieg von 23 Unternehmen (plus sechs Prozent) gegenüber dem Jahr 2019. Dies zeigt eine aktuelle Untersuchung der Hochschule Luzern.

Schweizer FinTech-Markt: Wachstum verlangsamt sich

Trotz der ansteigenden Anzahl an FinTech-Unternehmen mit Sitz in der Schweiz gibt es im Jahr 2020 auch erste Anzeichen für eine Verlangsamung der Entwicklung des Sektors. «Seit 2015 war die Wachstumsrate noch nie so tief», sagt Thomas Ankenbrand, Studienleiter und Dozent für Banking and Finance an der Hochschule Luzern. Weitere Indikatoren, die auf eine Verlangsamung der Schweizer FinTech-Branche hindeuten, sind der sinkende Median der Gesamtkapitalisierung der Unternehmen und der konstant bleibende Median der Mitarbeitendenzahl. Ein Blick auf die Belegschaft der Schweizer FinTech-Unternehmen zeigt zudem: Der Anteil ihrer Mitarbeitenden, die nicht in der Schweiz, sondern im Ausland stationiert sind, steigt kontinuierlich an. Ende 2020 machte diese Gruppe bereits mehr als einen Drittel aller Beschäftigten von Schweizer FinTech-Unternehmen aus.

Der Schweizer FinTech-Markt ist im Jahr 2020 ein weiteres Mal gewachsen, die Wachstumsgeschwindigkeit gerät allerdings ins Stocken. Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Schweizer FinTech-Branche. (Grafik: Hochschule Luzern)

Die guten Bedingungen in der Schweiz verschlechtern sich tendenziell

Die Schweiz steht im internationalen Vergleich bezüglich der vorherrschenden Rahmenbedingungen für FinTech-Unternehmen weiterhin gut da, wie aus dem FinTech-Hub-Ranking der HSLU-Studie hervorgeht. «Die Bedingungen haben sich in den letzten Jahren aber im Vergleich zu den anderen führenden FinTech-Ökosystemen tendenziell verschlechtert», erläutert Ankenbrand. Dies trifft insbesondere auf soziale und wirtschaftliche Umweltfaktoren zu. Eine weiterführende Analyse zeigt, dass die Qualität des Umfeldes einen klar positiven Zusammenhang mit der Grösse eines FinTech-Sektors aufweist. «Diesen Rahmenbedingungen Sorge zu tragen ist nicht nur für die ansässige FinTech-Branche, sondern auch für die Schweizer Finanzindustrie insgesamt von Bedeutung», so der FinTech-Experte.

FinTech kommt langsam in der realen Welt an

Ein großer Teil der Volumina, sei es im Zahlungsverkehr, bei Krediten oder Investitionen, wird immer noch von traditionellen Finanzinstituten und einzelnen etablierten FinTech-Unternehmen abgewickelt. Dabei zeigt sich, dass Schweizer Banken im Laufe der Zeit effizienter geworden sind. Allmählich wird der Effekt der Digitalisierung deutlich. Dies ist unter anderem auf FinTech-Lösungen zurückzuführen, welche gemäss den Erkenntnissen der Studie mehrheitlich auf das Business-to-Business-Geschäft abzielen, was auch innovative Lösungen für etablierte Banken einschliesst. Generell haben traditionelle Finanzinstitute die verwalteten Volumina steigern können, während sie ihre Kosten stabil hielten. «Diese Entwicklung spiegelt sich jedoch nicht auf der Ertragsseite wider», so Thomas Ankenbrand. Das deute laut den Studienautoren darauf hin, dass die gewonnenen Effizienzgewinne direkt an die Kundinnen und Kunden weitergegeben werden.

Open Banking realisiert sich über Plattformen

Angetrieben durch den Druck auf Geschäftsmodelle, durch technologische Fortschritte, veränderte Kundenbedürfnisse und regulatorische Anforderungen gilt Open Banking, bei dem Banken und Drittanbieter gewisse Daten beziehungsweise Dienstleistungen miteinander austauschen, als bedeutender Trend in der Finanzbranche. Eine in der Studie präsentierte Umfrage unter IT-Verantwortlichen bei Schweizer Banken zeigt jedoch, dass der Druck zur Öffnung von Bankschnittstellen wie auch der Bedarf an entsprechenden Lösungen, insbesondere im Business-to-Consumer-Bereich, relativ gering ist. Weitere Hinderungsgründe für die Implementierung von Open-Banking-Lösungen sind die hohen Kosten und Aufwände sowie Bedenken in Bezug auf die IT-Sicherheit und die fehlende Standardisierung. Letzteres ist, zumindest teilweise, darauf zurückzuführen, dass Open Banking in der Schweiz vom Markt getrieben und nicht wie in der Europäischen Union über verbindliche Richtlinien (PSD2) verordnet ist. Daher haben sich verschiedene Plattformen herausgebildet, die den sicheren und standardisierten Austausch von Daten und Dienstleistungen ermöglichen. Diese Plattformen werden auch zunehmend von den Banken genutzt, insbesondere im Firmenkundengeschäft.

«Skin in the game matters»

Die Risikokapitalaktivität stellt den Indikator mit der höchsten Bedeutung im FinTech-Hub-Ranking dar. Diesbezüglich ist die Schweiz grundsätzlich gut aufgestellt. Indikatoren dafür sind das Wagniskapitalvolumen, das in den FinTech-Sektor investiert wird, sowie die von Schweizer FinTech-Unternehmen wahrgenommenen geringen Schwierigkeiten bei der Aufnahme neuer Finanzmittel. Total konnte der Sektor im Jahr 2020 rund 260 Millionen Schweizer Franken an neuem Kapital aufnehmen. Auch für die einzelnen Unternehmen ist die Gesamtkapitalisierung von Bedeutung. Diese weist neben den Erlösen und der Anzahl der Mitarbeitenden einen signifikanten Zusammenhang mit der Bewertung eines FinTech-Unternehmens auf, was aus einer quantitativen Analyse in der Studie hervorgeht.

Quelle: Hochschule Luzern

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