COVID-19 rückt „finanzielles Wohlbefinden“ von Arbeitnehmern in den Fokus

Die Studie "Future of Pay" des HR-Dienstleisters ADP rückt das "finanzielle Wohlbefinden" von Arbeitnehmenden und die damit verbundenen Herausforderungen für Arbeitgeber zunhemend in den Fokus.

Steven van Tuijl, General Manager Deutschland und Polen von ADP. (Bild: zVg)

 

Das finanzielle Wohlbefinden von Arbeitnehmern ist ein entscheidender Faktor für die Leistungsfähigkeit und hat somit einen direkten Einfluss auf das Unternehmen, darin sind sich 98 % der Arbeitgeber einig. Vor allem wirkt sich die finanzielle Lage von Mitarbeitern auf den Umsatz aus, wie 53 % der Arbeitgeber angeben, auf das Engagement (62 %) und auf die Produktivität (67 %). Dies geht aus der Studie „Future of Pay“ des HR-Dienstleisters ADP hervor. Die Corona-Krise und der erwartete Wirtschaftsabschwung rücken das finanzielle Wohlbefinden von Arbeitnehmern und die damit verbundenen Herausforderungen für Arbeitgeber zunehmend in den Fokus.

Massnahmen, die über reine Gehaltszahlungen hinausgehen

Die Tatsache, dass sich das wirtschaftliche Wohlbefinden auf das Gesamtwohl der Arbeitnehmer auswirkt und daher ein dringliches Thema ist, erkennt die Mehrheit der europäischen Arbeitgeber (76 %) an. 72 % der Arbeitgeber sind der Meinung, dass sie sich für die finanzielle Situation der Arbeitnehmer interessieren sollten. Knapp zwei Drittel der Unternehmen (64 %) sind überzeugt, dass das Angebot von finanziellen Hilfsmitteln, wie beispielsweise Apps, die Einblick in Finanzdaten geben, oder Tools zur Budgetierung und Nachverfolgung von Geld, dazu beitragen, Spitzenkräfte zu gewinnen.

Auch die Arbeitnehmer sind von der Bedeutung des finanziellen Wohlbefindens überzeugt. Eine grosse Mehrheit (59 %) der europäischen Arbeitnehmer ist der Meinung, dass Arbeitgeber sich für dieses Thema interessieren sollten und ein fast gleicher Anteil (62 %) würde gerne für ein Unternehmen arbeiten, das sich für die finanzielle Lage der Mitarbeiter tatsächlich interessiert. 30 % der Arbeitnehmer geben an, dass sich die Verfügbarkeit von Tools zur Unterstützung der Finanzverwaltung auf ihre Entscheidung zur Annahme einer Stelle auswirken würde. Sie halten diesen Vorteil für ebenso attraktiv wie verschiedene Vergütungsmöglichkeiten außerhalb des Zyklus oder die Arbeit im Home Office.

Nicht nur das finanzielle Wohlbefinden, sondern demographische und generationsbezogene Trends und Vorlieben im Allgemeinen wirken sich auf die von Arbeitnehmern bevorzugte Vergütungsweise aus. Beispielsweise würden 68 % der Millennials persönliche Daten an den Gehaltsabrechnungsdienstleister weitergeben, um Unterstützung in der Finanzverwaltung zu erhalten – eine Altersgruppe, die bis zum Jahr 2025 75 % aller Erwerbstätigen weltweit ausmachen wird. Bei der Generation X liegt die Bereitschaft zur Weitergabe personenbezogener Daten bei 52 % und bei den Babyboomern nur bei 32 %.

Die Bedeutung des finanziellen Wohlbefindens nimmt zu

Laut Steven van Tuijl, General Manager Deutschland und Polen von ADP, ist es an der Zeit, das finanzielle Wohlbefinden von Arbeitnehmern in den Fokus zu rücken: „Es ist klar, dass Menschen mit Sorgen um ihre finanzielle Situation anfälliger für Stress und sogar für körperliche Gesundheitsprobleme sind. Die aktuelle Krisensituation und die drohende Wirtschaftsrezession erhöhen die Einkommensbedenken. Daher ist es wichtig, dass die Arbeitgeber nicht nur auf das finanzielle Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter achten, sondern auch verschiedene Vergütungsoptionen anbieten, um sie in diesem Bereich bestmöglich zu unterstützen. Die Studie zeigt, dass dies schon vor der aktuellen Krise notwendig war. Doch die Dringlichkeit hat zugenommen“.

www.de-adp.com

 

 

Wasserstoff: Zukunft ist Gegenwart

Mit der Eröffnung der weltweit ersten Avia Wasserstoff-Tankstelle in St. Gallen wurde in der Schweiz nach Coop in Hunzenschwil (seit 2016) die zweite öffentliche Tankstelle in Betrieb gesetzt. An der Station in St. Gallen hat Bertrand Piccard das Startzeichen «für einen ökologischen Kreislauf, der den Strassenverkehr auf einen vielversprechenden Weg in Richtung Energiewende führen soll», gegeben.

Für die Wasserstoff-Tankstelle St. Gallen gab Bertrand Piccard das Startzeichen für den Betrieb.Bis Ende 2020 werden auf der Achse Bodensee – Genfersee öffentliche Wasserstoff-Tankstellen in St. Gallen (SG), Rümlang (ZH), Hunzenschwil (AG), Zofingen (AG), Bern (BE) und Crissier (VD) in Betrieb sein. Die Umwelt Perspektiven berichten in der aktuellen Ausgabe (UP 2020_02) ausführlich über die Vorteile von Wasserstoff-angetriebenen Lastern. An der neuen Wasserstoff-Tankstelle in St. Gallen gibt es den grünen Wasserstoff für Nutzfahrzeuge (350 bar) und Personenwagen (700 bar). Die Osterwalder St. Gallen AG bietet den grünen Wasserstoff als erste Tankstelle mit der Bezeichnung H2 Zero an. Kollegen von autosprint.ch waren vor Ort und haben die wichtigsten Entwicklungen zusammengefasst.

Einzigartige Leistung der Privatwirtschaft

Bertrand Piccard: «Was die Schweizer Privatwirtschaft da schafft, ist weltweit einzigartig. Einige glaubten, die Wasserstoffindustrie sei eine reine Utopie. Die Schweiz aber beweist, dass sich elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge und Personenwagen mit sauberem Wasserstoff betanken und ohne CO2-Emissionen fahren lassen.»

Elektrisch angetriebene Lastwagen
Nach einer mehrjährigen Pilotphase fahren die Mitglieder des Fördervereins H2 Mobilität Schweiz und ihre Partnerunternehmen das neue Elektro-Mobilitätssystem in der Schweiz hoch.
Dieses ermöglicht den CO2-freien Betrieb von elektrisch angetriebenen Nutzfahrzeugen und Personenwagen, die mit grünem Wasserstoff als Energiespeicher unterwegs sind.

So funktioniert das Mobilitätssystem
Hydrospider, Hyundai Hydrogen Mobility (HHM), der Förderverein H2 Mobilität Schweiz und H2 Energy bauen derzeit in der Schweiz die emissionsfreie Elektromobilität auf. Die Grundlage dazu liefert ein Ökosystem, das verschiedene Akteure in einem System vereint.

Jeder Bereich dieses Kreislaufs, von der Energiequelle über die Produktion bis zum Einsatz im Elektrofahrzeug, funktioniert ohne CO2-Emissionen.

Herstellung ausschliesslich der Schweiz
Der geschlossene Kreislauf beginnt mit der Produktion von grünem Wasserstoff durch die Hydrospider AG. Vorab erfolgt dies in einer Produktionsanlage beim Alpiq Wasserkraftwerk Gösgen (SO).
Der Wasserstoff wird ausschliesslich mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Energien (Wasser, Sonne, Wind) in der Schweiz hergestellt – und ist somit emissionsfrei und klimafreundlich. Dabei handelt es sich um vollständig grünen Wasserstoff.

1600 Brennstoffzellen-Elektro-Trucks
Hyundai Hydrogen Mobility AG importiert bis 2025 bis zu 1600 Brennstoffzellen-Elektro-Trucks. Wasserstoff-Versorgung, Aufbau der Nutzfahrzeuge, Infrastruktur und Tankstellennetz für die ersten 50 Hyundai Xcient Fuel Cell Lastwagen sind vorbereitet. Die 36 Tonnen Anhängerzüge sollen noch vor Ende 2020 auf den Schweizer Strassen unterwegs sein.
Die Mitglieder des Fördervereins H2 Mobilität Schweiz setzen die Nutzfahrzeuge ein und bauen die landesweite Betankungsinfrastruktur mit 350 bar und 700 bar auf (für Nutzfahrzeuge und Personenwagen).

Vorteile der Wasserstoff-Elektromobilität
Hyundai und Toyota bieten in der Schweiz bereits heute serienmässige Elektro-Personenwagen an, die mit Wasserstoff betankt werden.
Vorteile der Wasserstoff-Elektromobilität: lokale und unabhängige Produktion, emissionsfreie Mobilität (Wasserdampf anstatt Abgase), Antrieb mit Elektromotor (leise und effizient), rasches Betanken (Vergleich mit konventionellen Fahrzeugen) und eine hohe Reichweite.
Die Zukunft ist in diesen Tagen schon Gegenwart.

h2mobilitaet.ch

 

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Studie: Kaufverhalten ändert sich – Chance für nachhaltige und lokale Marken

Die neue Studie des Capgemini Research Institutes „Konsumgüter und Einzelhandel: Wie Nachhaltigkeit die Verbraucherpräferenzen grundlegend verändert" zeigt: Nachhaltigkeitsaspekte beeinflussen heute das Konsumverhalten von mehr als der Hälfte der Bevölkerung: Mehr als die Hälfte der Verbraucher (52 Prozent) geben an, dass sie eine emotionale Bindung an nachhaltige Produkte oder Organisationen pflegen.

Trotz der Absicht, nachhaltig zu sein, klafft eine Lücke zwischen dem, was die Verbraucher glauben zu wissen, und dem, was sie tatsächlich von Nachhaltigkeit verstehen. (Bild: Unsplash)

Die Studie „Konsumgüter und Einzelhandel: Wie Nachhaltigkeit die Verbraucherpräferenzen grundlegend verändert“ belegt: Handel und Hersteller haben inzwischen die Vorteile verinnerlicht, die Nachhaltigkeit für ihre Kundenbeziehungen hat: 77 Prozent geben an, dass Nachhaltigkeit zu mehr Kundentreue führt, während 63 Prozent bestätigen, dass sie den Markenumsatz erhöht.

Trotz der Absicht, nachhaltig zu sein, klafft jedoch eine Lücke zwischen dem, was die Verbraucher glauben zu wissen, und dem, was sie tatsächlich von Nachhaltigkeit verstehen: 78 Prozent der Verbraucher sind sich nicht bewusst, dass man 1000 Liter Wasser braucht, um einen Schokoriegel herzustellen und 68 Prozent wissen nicht, dass ein durchschnittlicher Burger zu mehr Emissionen führt, als eine Autofahrt von 15 km mit dem SUV. Nahezu 68 Prozent der Verbraucher, die diese Produkte gekauft haben, waren bereit, ein nachhaltigeres Produkt zu kaufen, sobald sie die Probleme mit der Nachhaltigkeit verstanden.

Das heisst, es ist nötig, den Verbrauchern mehr Informationen zur Nachhaltigkeit zur Verfügung zu stellen. Dieses Ergebnis unterstreicht die Bedeutung von Marken, die die Nachhaltigkeitsagenda vorantreiben.

Wissenslücken zu Nachhaltigkeit bei Verbrauchern und Unternehmen

Diese Wissenslücke besteht jedoch auch bei Einzelhändlern und Herstellern, die glauben, dass ihre Käufer mehr wissen als sie selbst. Gut zwei von drei Führungskräften (67 Prozent in Deutschland, 65 Prozent international) geben an, dass ihre Verbraucher ihre Nachhaltigkeitsinitiativen sehr gut kennen. Jedoch gibt jeder zweite Verbraucher an (46 Prozent in Deuschland, 49 Prozent international), dass er keine Informationen hat, um die Nachhaltigkeitsangaben von Produkten zu überprüfen.

Fast die Hälfte sagt offen, dass sie den Nachhaltigkeitsangaben von Produkten nicht trauen (41 Prozent der Deutschen, sowie 44 Prozent aller Befragten). In der Schweiz gelten ähnliche Verhältnisse, was den Benchmarkt anbetrifft.

Die meisten Unternehmen kratzen beim Thema Nachhaltigkeit nur an der Oberfläche

Spezialisierte CPR-Organisationen geben im Durchschnitt 1,9 Prozent ihrer Einnahmen für Nachhaltigkeitsinitiativen aus. Die durchschnittliche Investition beläuft sich wertmässig auf fast 34 Millionen Dollar und sie zögern, mehr auszugeben – fast 80 Prozent der Organisationen nennen die Auswirkungen auf Gewinnspannen oder Kostenüberschreitungen als Herausforderung bei der Skalierung von Nachhaltigkeitsinitiativen. Für fast drei von vier Organisationen haben gemäss der vorliegenden Studie (siehe Textende) andere Themen Priorität.

Drei von vier (75 Prozent) der CPR-Organisationen geben an, dass sie über eine Strategie, sowie die Infrastruktur und Ressourcen verfügen, um die Bemühungen um Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Wenn es jedoch darum geht, unternehmensweite, effektive Initiativen umzusetzen, ist dies weniger als einem Viertel der Organisationen gelungen. Die am häufigsten skalierten Initiativen sind faire Arbeitspolitik und sichere Arbeitsbedingungen. 48 Prozent der Unternehmen geben an, in diesen Bereichen ein gewisses Niveau erreicht zu haben. Im Gegensatz dazu wird nachhaltige IT, bei der es darum geht, den CO²-Fußabdruck digitaler Prozesse zu reduzieren (z. B. die Energieeffizienz in Rechenzentren), nur um 18 Prozent gesteigert.

Obwohl die Pandemie die Kreislaufwirtschaft wieder in den Mittelpunkt rückt, haben nur 18 Prozent der Führungskräfte in Initiativen zur Kreislaufwirtschaft investiert und nur 35 Prozent planen, in den nächsten drei Jahren in diesem Bereich zu investieren.

Pia Heidenmark Cook, Chief Sustainability Officer bei der Ingka Group zu der auch Ikea Deutschland gehört, sagt: „Ich denke, eine Herausforderung, vor der viele Organisationen stehen, ist das Veränderungsmanagement. Viele Organisationen haben den Eindruck, dass Nachhaltigkeit teurer ist. Sie erkennen jedoch nicht, dass Initiativen wie Abfallreduzierung oder Energieeffizienz ihre Betriebskosten senken. Daher würde ich sagen, dass die wichtigste Herausforderung, die der Nachhaltigkeit im Wege steht, das Veränderungsmanagement ist – das Aufzeigen des Business Case, warum es Sinn ergibt und Menschen zu beeinflussen und zu inspirieren, damit sie verstehen, warum es einen Unterschied macht.”

Die vollständige Studie steht hier zum Download für Sie bereit: https://www.capgemini.com/de-de/news/studie-herz-nachhaltigkeit-gluecklich-verbraucherpraeferenzen-veraendert/

 

Über die Studie

Der Report „Konsumgüter und Einzelhandel: Wie Nachhaltigkeit die Verbraucherpräferenzen grundlegend verändert“ befragte 7.500 Verbraucher aus den USA, Grossbritannien, Schweden, Spanien, Frankreich, Indien, Italien, den Niederlanden und Deutschland (11 Prozent). Darüber hinaus wurden 750 Unternehmen aus der Branche befragt (Deutschland: 12 Prozent), zusätzlich zu Einzelinterviews mit zahlreichen Führungskräften. Mehr Details zur Methodik gibt es auch im Appendix der Studie.

1,5 Milliarden Menschen werden vom Wasser aus den Bergen abhängig sein

Weltweit hat sich der Wasser-Verbrauch in den letzten hundert Jahren fast vervierfacht, viele Regionen können ihren Bedarf nur dank Zuflüssen aus den Bergen decken. In 30 Jahren wird gar ein Viertel der Tieflandbevölkerung vom Wasser der Gebirgsregionen abhängig sein. Nur eine nachhaltige Entwicklung kann diese Funktion der Berge als Wassertürme der Erde sicherstellen.

Der Rosegbach im Oberengadin ist Teil des Donaueinzugsgebietes, wo über ein Drittel der 46 Millionen Tieflandbewohner vom Wasser aus dem Gebirge abhängen. (Bild: Daniel Viviroli)

Wasser ist eine der Schlüsselressourcen der Zukunft: Viele Tieflandregionen auf der ganzen Welt sind von den Zuflüssen aus Berggebieten abhängig, nicht zuletzt auch wegen der stark angestiegenen Bewässerung in der Landwirtschaft. Eine Studie unter der Leitung der Universität Zürich quantifiziert erstmals diese Abhängigkeit, indem sie Wasserangebot und -verbrauch in den Tiefländern den Zuflüssen aus den Gebirgen gegenüberstellt. Basierend auf einem hochauflösenden globalen Modell liefert die Studie rund um den Globus detaillierte Informationen über die Abhängigkeit von den Wasserressourcen der Gebirge. Die Analysen wurden flächendeckend mit Hilfe eines regelmässigen Rasters durchgeführt und anschliessend für jedes Flusseinzugsgebiet mit einer Fläche von über 10.000 km2 miteinander verglichen. Dies ermöglicht sehr differenzierte Einblicke in die jeweiligen regionalen Unterschiede und Besonderheiten.

Abhängigkeit steigt trotz sinkendem Pro-Kopf-Verbrauch

«Bisher konzentrierte man sich vor allem auf die Flussgebiete, die in den Hochgebirgen Asiens entspringen», sagt Daniel Viviroli vom Geographischen Institut der Universität Zürich. «Doch auch in vielen anderen Regionen sind landwirtschaftlich intensiv genutzte Gebiete sehr abhängig vom Wasser aus den Berggebieten. Dies ist etwa im Nahen Osten und in Nordafrika sowie in Teilen von Nordamerika, Südamerika und Australien der Fall», ergänzt der Erstautor.

Diese Abhängigkeit ist seit den 1960iger Jahren massiv gestiegen – trotz einer effizienteren Wassernutzung und sinkendem Pro-Kopf-Verbrauch. Waren damals nur 7 Prozent der Tieflandbevölkerung substanziell von den Beiträgen der Gebirge abhängig, werden es Mitte dieses Jahrhunderts 24 Prozent sein. Das entspricht rund 1,5 Milliarden Menschen in den Tieflandgebieten. Besonders im Fokus stehen dabei etwa die Einzugsgebiete von Ganges-Brahmaputra-Meghna, Yangtze und Indus in Asien, von Nil und Niger in Afrika, Euphrat und Tigris im Nahen Osten sowie des Colorado in Nordamerika. Für ihre Berechnungen gingen die Forschenden von einem mittleren Szenario aus, was das Bevölkerungswachstum sowie die technologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung betrifft.

Funktionierende Ökosysteme und Klimaschutz

«Damit die Gebirge auch weiterhin als Wassertürme der Erde dienen können, braucht es eine nachhaltige Entwicklung. Es sollte ein zentrales Interesse der Tieflandbewohner sein, diese Funktion der Gebirge zu sichern», sagt Viviroli. Beispielsweise sollen landwirtschaftliche Übernutzung verhindert und funktionierende Ökosysteme sichergestellt werden. Daneben spielt der Klimaschutz eine entscheidende Rolle: Wegen steigender Temperaturen treten die Schmelzwasserspitzen aus schneebedeckten Gebirgen schon heute teilweise mehrere Wochen früher auf und sind damit für die Sommerlandwirtschaft weniger gut nutzbar. Es werden daher Anpassungen des Wassermanagements notwendig sein, gegebenenfalls auch neue Infrastruktur wie etwa Dämme und Kanäle.

«Technische Lösungen gehen jedoch mit grossen ökologischen Beeinträchtigungen einher, und manche Flüsse wie beispielsweise der Indus haben zudem kaum noch Ausbaupotential», sagt Viviroli. Für die Zukunft werde es entscheidend sein, dass Tiefland- und Bergregionen trotz politischer, kultureller, sozialer und wirtschaftlicher Unterschiede eng zusammenarbeiten.

www.media.uzh.ch

Abbildung 1: Überall auf der Welt sind Gebirge wichtige «Wassertürme» für die angrenzenden Tiefländer. (Bild: UZH)

Literatur

Daniel Viviroli, Matti Kummu, Michel Meybeck, Marko Kallio, Yoshihide Wada:Increasing dependence of lowland populations on mountain water resources. Nature Sustainability 2020. DOI: 10.1038/s41893-020-0559-9

4aqua will dem Wasser eine auf Fakten basierte Stimme geben

Kürzlich hat sich die Interessengemeinschaft 4aqua zusammengeschlossen. Ausgewiesene Fachleute und WissenschaftlerInnen, die sich tagtäglich mit Fragen des Gewässerschutzes und der Wasserversorgung befassen, möchten auf die Gewässerbelastung "selbst im Wasserschloss Schweiz" hinweisen.

Während in den letzten 50 Jahren Milliarden Franken in die Siedlungsentwässerung investiert und Verbesserungen erzielt wurden, besteht im Schutz der Landwirtschafts-Gewässer noch viel Luft nach oben. (Bild: Unsplash)

4aqua will dem Wasser eine auf Fakten basierte Stimme geben und macht darauf aufmerksam, dass sich in den letzten Jahren zunehmend ein Graben entwickelt zwischen der Siedlungsentwässerung und dem landwirtschaftlichen Gewässerschutz.

Während bei der Siedlungsentwässerung und der Abwasserreinigung sehr viel investiert und verbessert wurde, hat die Landwirtschaft noch enormen Handlungsbedarf: Der Einsatz von Nährstoffen und Pestiziden ist nach wie vor deutlich zu gross und sehr problematisch für unsere Gewässer und unser Trinkwasser.

4aqua unterstützt daher die Trinkwasserinitiative und fordert vom Parlament wirksame Massnahmen.

Politisches Vakuum und gewichtiger Handlungsbedarf

Gegenwärtig erhalten rund eine Million Menschen im Schweizer Mittelland pestizidbelastetes Trinkwasser, welches die Lebensmittelanforderungen nicht erfüllt. Die Schweizer Landwirtschaft verfehlt seit Jahren alle gesetzlich verbindlichen Umweltziele. Mit dem Nationalen Pflanzenschutzmittel-Aktionsplan wird zwar erfreulicherweise versucht, die Situation zu verbessern. Es wird aber in Kauf genommen, dass die Hälfte der heute belasteten Gewässerabschnitte weiterhin belastet bleiben. Trotzdem bleibt die Fachwelt weitgehend still, da es nicht zu den Aufgaben der Mitarbeitenden in wissenschaftlichen und öffentlichen Institutionen gehört, sich politisch zu äussern.

Weil auch der Trinkwasserverband SVGW und der Gewässerschutzverband VSA auf politische Parolen verzichten, fehlt zum Schutz der Gewässer eine deutlich wahrnehmbare Stimme der Fachwelt. Diese Lücke will 4aqua füllen.

Klimawandel wird Trinkwasser- und Gewässerbelastung verschärfen

Als Interessengemeinschaft, die allen Fachleuten mit Kompetenzen im Wasserbereich offen steht, will 4aqua den Eintrag von Pestiziden und anderen Schadstoffen in die Gewässer deutlich reduzieren, damit die Schweizer Gewässer wieder einen naturnahen, artenreichen Zustand erlangen und Trinkwasser ohne aufwändige Aufbereitung aus lokalen Grundwasserressourcen gewonnen werden kann.

Für 4aqua ist klar: Weiter wie bisher ist keine Option. Denn der Klimawandel wird die bereits akuten Wasserqualitätsprobleme weiter verschärfen. Trockene Sommermonate führen zu geringeren Wasserführungen der Gewässer. Bei gleichen Stoffeinträgen wie bisher, verschlechtert sich die Wasserqualität allein dadurch weiter.

Asymmetrischer Gewässerschutz verhindert Fortschritte

Während in der Abwasserreinigung in den letzten 50 Jahren Milliarden Franken investiert und nennenswerte Verbesserungen im Gewässerschutz erzielt wurden, werden in der Schweizer Landwirtschaft jährlich mehrere Milliarden Franken an Subventionen ausbezahlt, ohne dass die Gewässerbelastung durch die Landwirtschaft genügend reduziert werden konnte.

Während mit einer weiteren Reinigungsstufe auf den Abwasserreinigungsanlagen mit erheblichem Aufwand Mikroverunreinigungen aus den Siedlungsabwässern eliminiert werden, gelangen durch die konventionelle Landwirtschaft Pestizide direkt in die Umwelt und in unsere Gewässer. Überdies bleibt die Problematik der Nährstoffüberschüsse aus der Landwirtschaft bis jetzt ungelöst.

Um diese Asymmetrie im Schweizer Gewässerschutz zu korrigieren, bekennt sich die Fachgruppe 4aqua zur Trinkwasserinitiative. Viele LandwirtInnen beweisen bereits heute, dass nachhaltige Produktionsformen bestehen und funktionieren. Diesen Systemen gehört aus Sicht 4aqua die Zukunft.

Reform der Pestizid-Zulassung und -Verwendung

4aqua ist auch bereit, andere Lösungen zu unterstützen, die zu einer deutlichen Verbesserung der Wasserqualität führen, wie beispielsweise die von der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerats (WAK-S) eingereichte parlamentarische Initiative «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren». Allerdings bedarf diese Initiative substanzieller Verbesserungen. Dazu fordert 4aqua eine Lenkungsabgabe auf Pestiziden, pestizidfreie Zuströmbereiche für Trinkwasserfassungen, das Verbot für besonders kritische Wirkstoffe sowie eine Reform des Zulassungsverfahrens für Pflanzenschutzmittel.

4aqua setzt grosse Hoffnungen in die zuständige ständerätliche Kommission, welche am 2./3. Juli wichtige Landwirtschaftsgeschäfte beraten wird. 4aqua will diesen Prozess faktenbasiert begleiten und arbeitet auf drei Ebenen: Beratung und Information von ParlamentarierInnen für deren politische Arbeit, Bedienung der Medien mit fachlichen Statements sowie Massnahmen in der Öffentlichkeit.

Die Interessensgemeinschaft 4aqua wurde vor knapp zwei Monaten ins Leben gerufen und umfasst bereits über 60 Fachleute und WissenschaftlerInnen. Die Website https://www.4aqua.ch ging am 30. Juni online. 

Energiewende – Knonauer Amt auf Kurs

2010 lancierte die Standortförderung das Schwerpunktprojekt "EnergieRegion Knonauer Amt". Seither hat sich der Anteil der Erneuerbaren am Verbrauch mehr als verdoppelt und liegt mit 26,7 Prozent deutlich über dem Schweizer Wert.

Die „Smart Flower“ – ein Geschenk von Jürg Widmer, Liestal, für zehn Jahre EnergieRegion Knonauer Amt. (Bild: Presseportal)

Das Knonauer Amt ist eine Agglomerations-Region. Trotz hohem Siedlungsdruck ist es den 14 Gemeinden gelungen, den ländlichen Raum weitgehend zu erhalten. Bezüglich Anteile der Baugebietsfläche und Bevölkerungsdichte hat das Knonauer Amt die die tiefsten Werte im Kanton Zürich nach dem Weinland. Die wirtschaftlichen Aspekte sind erfreulich: Arbeitsstätten, die Zahl der Beschäftigten, Steuerertrag und Steuerkraft stiegen seit 2010 deutlich. Die Wertschöpfung profitierte. So lösten Energieprojekte jährlich 6 Mio. Franken Auftragsvolumen fürs Gewerbe aus. Das durch Wärmepumpen-Heizungen eingesparte Heizöl spart rund 13 Mio. Franken pro Jahr ein und macht unabhängiger vom Ausland.

Ziel 2020 bereits übertroffen

80 Prozent des Strom- und Wärmeenergiebedarfs 2050 will das Säuliamt durch selbst produzierte, erneuerbare Energie decken. 2020 sollten es 23 Prozent sein. Die Zahlen per Ende 2019 weisen erfreuliche 26,7 Prozent aus – mehr als das Doppelte des Schweizer Werts.

Die vielen Aktivitäten und kommunikativen Massnahmen zahlen sich aus. Regionale Energieberatung für Hausbesitzer und Betriebe, vom BFE unterstützte Projekte und vor allem regelmässige Kommunikation. Allein im regionalen Anzeiger erscheinen 2-4 Beiträge pro Woche zum Thema Energie und Umwelt. Alle Gemeinden, die Wirtschaft und der Grossteil der Bevölkerung stehen hinter den Zielen der „EnergieRegion Knonauer Amt“. Man ist überzeugt: die Energiewende ist zu schaffen. (Quelle: Presseportal)

skyguide steigert Energieeffizienz um über 40 Prozent

Die Schweizer Flugsicherung skyguide trägt zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen der Luftfahrt bei und verbessert gleichzeitig ihre eigene Umweltleistung. So hat skyguide zwischen 2006 und 2019 die Energieeffizienz um 40,5 Prozent gesteigert.

skyguide hat sich in den letzen Jahren zu einem nachhaltigen Unternehmen entwickelt. (Bild: skyguide)

 

Als bundesnahes Unternehmen verpflichtet sich skyguide gegenüber dem Bund, durch operative Verbesserungen die Emissionen des Luftverkehrs sowie den eigenverantworteten Energieverbrauch zu reduzieren. Dazu investiert skyguide am Boden in Effizienzmassnahmen und in der Luft in eine verbesserte Verkehrsabwicklung bei gleichbleibend hoher bzw. steigender Sicherheit.

 

Die Schweizer Flugsicherung skyguide leitet Flugzeuge möglichst direkt an ihr Ziel, um den Treibstoffverbrauch und Treibhausgase im Flugverkehr zu reduzieren. Deshalb hat das Unternehmen ein Netz direkter Flugrouten über der Schweiz entwickelt, das Wartezeiten der Flugzeuge verringert sowie diverse technische Systeme verbessert. Dieser optimierte Anflugverkehr am Flughafen Zürich spart jährlich 700t Kerosin, 2100t CO2-Emissionen und 90% der Wartezeit von Flugzeugen in der Luft ein. Daraus resultiert neben einer beträchtlichen Einsparung beim Treibstoffverbrauch auch eine bessere Planung.

 

Auch die Satellitennavigation ist heute umweltverträglicher: Sie ermöglicht Flugwege unabhängig von bodengestützten Anlagen und somit eine flexiblere Routenführung. Dies führt zu effizienteren Flugrouten und zu weniger Kerosinverbrauch, CO2- und Lärmemissionen. Bis heute hat skyguide bereits über 200 satellitengestützte Anflugverfahren umgesetzt. Einige konventionelle landgestützte Navigationssysteme können auf diese Weise deaktiviert werden.

 

Zur Kommunikation zwischen Flugverkehrsleitenden und Piloten betreibt skyguide ein Funksystem mit 700 Sprechfunkgeräten und 46 Sende- und Empfangsstationen. Das 2012 gestartete Projekt „Smart Radio“ zur Erneuerung des gesamten Hauptfunksystems wird nun 2021 abgeschlossen. Die Funkausrüstung der neusten Generation verbessert die Energieeffizienz ebenfalls markant. Im Vergleich zu den bisherigen Geräten verbraucht sie 30% weniger Energie und spart damit bis zu 200MWh Strom pro Jahr ein.

 

Auch bei der Büroinfrastruktur setzt skyguide auf energieoptimierte Systeme: Sei dies im Bereich der IT, der Beleuchtung oder beim Papierverbrauch. So hat sich skyguide 2019 beispielsweise dank der Digitalisierungsstrategie sowie Geräten mit neuster Technologie und höherer Energieeffizienz mit durchschnittlich 6kg Papier pro Person und Jahr gegenüber Vorjahr deutlich verbessert. Dadurch senkte skyguide den Energieverbrauch in diesem Bereich um 89%, was einer jährlichen Einsparung von 30MWh entspricht.

 

„Wir sind stolz, dass wir unsere Hausaufgaben auch im Bereich Energie und Klima von Jahr zu Jahr erfolgreich lösen und die strategischen Vorgaben des Bundes erfüllen“, sagt Alex Bristol, CEO von skyguide. „Zudem blicken wir auch in die Zukunft und haben uns gegenüber dem Bund verpflichtet, die Effizienz des Luftverkehrs weiter zu steigern – unter Beibehaltung eines hohen Sicherheitsniveaus.“

 

 

Weitere Informationen finden sich unter:

www.skyguide.ch/wp-content/uploads/2020/06/VBE_Jahresbericht_2019_DE.pdf 

www.skyguide.ch/de/company/environment/  

www.vorbild-energie-klima.ch

Neues Forschungszentrum für Klimaforschung in Davos

Der Kanton Graubünden und die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL gründen ein neues Forschungszentrum mit bis zu 40 Mitarbeitenden in Davos. Ab Januar 2021 sollen darin gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragen zu Klimawandel, Extremereignissen und Naturgefahren im Gebirgsraum erforscht werden. Die ETH Zürich beteiligt sich mit zwei Professuren.

Das neue Forschungszentrum in Davos fördert wichtiges Wissen über das Kilma im alpinen Raum und bietet innovative Lösungen für einen wirkungsvollen Umgang mit Naturgefahren. (Bild: ETH)

Das neue Forschungszenrum ist von hoher Bedeutung, denn der globale Klimawandel schreitet voran – darin sind sich führende Wissenschafterinnen und Wissenschafter weltweit einig. Dies beeinflusst Wetterextreme und Naturereignisse im Alpenraum besonders stark, denn hier fällt die Erwärmung doppelt so hoch aus wie im globalen Durchschnitt. Die Folge können Überschwemmungen, Murgänge und Hangrutsche sowie lange Trockenheitsperioden im Sommer sein. Solche Ereignisse können soziale und wirtschaftliche Folgen haben, wie etwa der Bergsturz und die anschliessenden Murgänge in Bondo im Bergell gezeigt haben.

Deshalb hat die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, die mit ihrem WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF und rund 140 Mitarbeitenden bereits in Davos verankert ist, zusammen mit der Bündner Regierung nach Wegen gesucht, um den Themen Klimawandel und Naturgefahren im Alpenraum zusätzliches Gewicht zu verleihen. Auch die ETH Zürich beteiligt sich am Aufbau eines international ausstrahlenden Forschungszentrums in Davos. Die entsprechenden Finanzierungsentscheide haben alle Beteiligten bis Anfang Juni getroffen.

Zwei neue Professuren und 40 neue Arbeitsplätze

«Wir brauchen neues Wissen und innovative Lösungen für einen wirkungsvollen Umgang mit Naturgefahren. Nur so können Menschen in Gebirgsräumen leben und nachhaltig wirtschaften», erklärte Jürg Schweizer, Leiter SLF anlässlich der Medienkonferenz vom 12. Juni 2020, an welcher die Kooperation erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Das geplante Zentrum soll sechs Forschungsgebiete und darin zwei neue Professuren umfassen, die von der WSL und der ETH Zürich gemeinsam getragen werden. «Unsere international profilierte Klima- und Umweltforschung bietet Gewähr, dass die zwei geplanten Doppelprofessuren mit der WSL von einem starken Netzwerk profitieren. Gleichzeitig vertiefen wir das Wissen über die Auswirkungen des Klimawandels auf das für die Schweiz zentrale Berggebiet», sagte ETH-Präsident Joël Mesot.

Während in der einen Professur alpine Massenbewegungen und Permafrost erforscht werden sollen, widmet sich die zweite Professur den Auswirkungen des Klimawandels auf die Bergregionen. Weitere Forschungsthemen sind Frühwarnung, Gebirgsökologie und Schutzwald sowie Risikokommunikation und Resilienz, also die Fähigkeit mit Naturgefahren umzugehen sowie die Verwundbarkeit zu reduzieren. Langfristig sollen in dem neuen Zentrum bis zu 40 neue Arbeitsplätze entstehen.

72 Millionen Franken für die ersten zwölf Jahre

Die Basisfinanzierung für die ersten zwölf Jahre von 2021 bis 2032 beträgt pro Jahr rund sechs Millionen Franken. Davon trägt der Kanton Graubünden jährlich zwei Millionen, die WSL drei Millionen und die ETH Zürich beteiligt sich mit jährlich einer Million Franken. Diese Mittel sichern den Grundbetrieb, mögliche Wachstumspläne sollen ab 2023 über Drittmittel finanziert werden.

Das Forschungszentrum wird noch dieses Jahr formell gegründet und nimmt am 1. Januar 2021 seinen Betrieb als Teil der WSL auf. Es wird in den Räumen des SLF in Davos angesiedelt, wo diesen Sommer die Arbeiten an einem Erweiterungsbau starten. «Die WSL ist regional verankert und forscht seit langem zu Gebirgsthemen wie Lawinen oder Steinschlag. Sie ist bei den Anwenderinnen und Anwendern der Forschungsresultate anerkannt, was für den Wissenstransfer zentral ist», betonte WSL-Direktor Konrad Steffen.

Erste Massnahme der Innovationsstrategie Graubünden

Das Zentrum wird eine erste sichtbare Massnahme im Rahmen des Regierungsprogramms 2021-24 und untermauert die im letzten Jahr verabschiedete Innovationsstrategie Graubünden. «Der Forschungsstandort Davos wird durch die Schaffung von bis zu vierzig hochqualifizierten Stellen nachhaltig ausgebaut», erklärte der Vorsteher des Departements für Volkswirtschaft und Soziales, Regierungsrat Marcus Caduff. Damit soll der Wissens- und Technologietransfer für die regionale Wirtschaft und die kantonale Verwaltung gestärkt werden – verbunden mit dem konkreten Anspruch, Graubünden, aber auch andere Gebirgsregionen, als attraktive, lebenswerte und sichere Lebensräume zu erhalten.

Das Forschungszentrum ist aber nicht nur aus Innovationssicht relevant für Graubünden, sondern es unterstützt auch die Umsetzung der kantonalen Hochschul- und Forschungsstrategie. Regierungsrat Jon Domenic Parolini, Erziehungs-, Kultur und Umweltschutzverantwortlicher in der Bündner Regierung betonte: «Das neue Forschungszentrum leistet einen wichtigen gesellschaftlichen, volkswirtschaftlich und bildungspolitischen Beitrag zur Weiterentwicklung unseres Kantons.»

Weitere News und Informationen über das Forschungsstandort der ETH in Davos

Plastik-Recycling: Migros startet Offensive

Für die Migros sei es nicht weniger als eine «neue Ära im Bereich Nachhaltigkeit». Die grösste Detailhändlerin der Schweiz führt neu einen Sammelsack ein, mit dem praktisch alle Plastik-Verpackungen gesammelt werden können. Damit soll der Plastik-Kreislauf geschlossen werden.

Plastik
In der Schweiz werden jährlich eine Million Tonnen Kunststoffe verbraucht. Das entspricht 125 Kilogramm pro Kopf. 80 Prozent der Abfälle landeten bisher in der Kehrichtverbrennungsanlage. (Bild: zVg)

Die Migros wird ab dem 29. Juni erste Sammelstellen in Migros-Filialen aufbauen. Start macht die Genossenschaft Migros Luzern. Ende August werden die Genossenschaften Genf, Neuenburg-Freiburg, Waadt und Wallis hinzukommen. Der orange Riese geht davon aus, dass bis 2021 sämtliche Migros-Genossenschaften die Plastiksammelstellen anbieten.

Zum Start sind bei den teilnehmenden Genossenschaften nicht alle Filialen an Bord, auch weil teilweise bauliche Massnahmen nötig sind. Partnerfirmen wie Migrolino und Voi sind ebenfalls Teil des Projekts.

Eigenschaften den neuen Sacks im Detail 

Der Sammelsack besteht zu 85 Prozent aus recycelten Rohstoffen und ist in drei Grössen (17, 35 und 60 Liter) erhältlich. Kostenlos ist er allerdings nicht. Der Preis liegt zwischen 90 Rappen und 2,50 Franken. Gewinn macht die Migros damit aber nicht.

PET-Flaschen werden weiterhin separat gesammelt. Die Migros nimmt auch Plastik-Abfälle von anderen Detailhändlern zurück. Eine Zusammenarbeit mit Coop und Co. besteht aktuell nicht.

Nicht erwünscht sind auch Flaschen mit Inhalt oder stark verschmutze Verpackungen. Ziel ist, dass 70 Prozent des gesammelten Plastiks wiederverwendet werden kann.

Industrielle Wiederverwendung 

Wie die Migros in einer Medienmitteilung schreibt, wurden für das Projekt führende Kunststoffrecycler der Schweiz eingespannt. Das gesammelte Material wird erst durch die Firma Innorecycling sortiert. Anschliessend rezykliert Innoplastics den Kunststoff und produziert Granulate.

Diese sollen wiederum in der Migros-Industrie verwendet werden. So entstehen aus altem Plastik neue Verpackungen für Migros-Produkte.

Fahrzeug-Lebenszykluskosten: Abfallsammelfahrzeuge, Aufbaukehrmaschinen und Antriebssysteme

Leider musste das Seminar "Berechnen der Fahrzeug-Lebenszykluskosten" durch die kommunalwirtschaft.eu mehrmals verschoben werden. Jetzt stehen neue Termine an. Am 16. Juli rechnet man in einem Kurs über Kommunalfahrzeuge Punkt für Punkt aus, wie hoch die Lebenskosten eines jeweiligen Fahrzeugs sind.

Das Online-Seminar „Berechnen der Fahrzeug-Lebenszykluskosten“ findet nun doch statt. (Bild: Unsplash)

Ob Abfallsammelfahrzeuge, Abfallbehälter, Aufbaukehrmaschinen und Antriebssysteme – überall dreht es sich um die Fahrzeug-Lebenszykluskosten. Wer sich noch für alternative Antriebe interessiert, kann sich am 22. Juli mit den Vor- und Nachteilen der neuen Antriebssysteme befassen. Eine gute Vorbereitung ist schon das zweistündige Online-Seminar Wasserstofftechnologien am 23. Juni. Es informiert über Eigenschaften, Erzeugung und Transport.

Seminar zum Fahrzeugaufbau 

Die Teilnehmer des Online-Seminars „Befähigte Person gemäß DGUV Vorschrift 70 (Sachkundiger)“ lernen die Betriebssicherheit von Abfallsammelfahrzeugen zu beurteilen. Nach der Teilnahme an diesem Lehrgang können sie als Sachkundiger einen Fahrzeugaufbau mit Presswerk und Lifter eigenständig prüfen.

Identsysteme schaffen Ordnung und haben eine Lenkungswirkung. Sie spüren alle Abfallbehälter auf, die „schwarz“ an den Strassen stehen. Es sind oft unglaublich viele. Gebührenrechtliche und technische Hintergrundinformationen erhalten Sie am 15. Juli live im Internet. Unterflursysteme sind platzsparend, barrierearm und tragen zu einem ästhetischen Umfeld bei.

Zwar gilt die Anschaffung von Unterflursystemen als teuer, doch sie verspricht auch viele Einsparungen. Was Sie erwarten können,  wird im online-Seminar am 20. Juli geklärt.

Für die Fahrer von Aufbaukehrmaschinen bieten die kommunalwirtschaft.eu im Sommer noch Schulungen am 30. Juni in Herne und am 14. Juli in Hannover an. Die dreitägige Ausbilder‐Fortbildung Berufskraftfahrerqualifikation findet vom 5. bis zum 7. Oktober in Berlin statt. Für Gesprächsstoff wird schon allein die Novelle des Gesetzes sorgen.

Online-Seminar „Berechnen der Fahrzeug-Lebenszykluskosten“

KPMG Studie: Nachhaltige Geldanlagen

Das Thema Nachhaltige Geldanlagen hat in der Finanzbranche im Zuge der Klimadebatte markant an Bedeutung gewonnen, und auch die Coronakrise hat diese Entwicklung nicht gebremst – im Gegenteil. Finanzdienstleister lancieren immer häufiger Produkte, die neben finanziellen auch hohen ökologischen und sozialen Ansprüchen genügen sollen. Es gibt jedoch auch schwarze Wolken am Wirtschaftshorizont. Nach wie vor fehtl es an verbindlichen und einheitlichen Standards.

Nachhaltige Anlagen sind zurzeit beleibt, doch nicht überall akzeptiert: Viele Finanzinstitute und Pensionskassen offerieren noch klassische Portfolios. (Symbolbild: Unplash)

Nachhaltige Geldanlagen werden von Bankkunden und Investoren immer stärker nachgefragt. So hat das Volumen für nachhaltige Anlagen in der Schweiz in den letzten Jahren stark zugenommen. Ein Blick auf die Zahlen von Swiss Sustainable Finance (SSF) zeigt, dass sich das Anlagevolumen von 2014 bis 2018 verzehnfacht hat (von CHF 71 Mrd. auf CHF 717 Mrd.). Davon sind rund 90 Prozent des Volumens den institutionellen Anlegern zuzurechnen. Wie die neuste KPMG-Studie «Clarity on Sustainable Finance» jedoch zeigt, fehlen einheitliche Standards zur Messbarkeit und Berichterstattung im Nachhaltigkeitsbereich weitgehend. Dies führt dazu, dass die Finanzinstitute selbst entscheiden, ob und wie sie Nachhaltigkeitsüberlegungen in ihr Geschäftsmodell integrieren wollen. Entsprechend höchst unterschiedlich ist der Umgang der Finanzinstitute mit dem Thema Nachhaltigkeit. Dies führt für Anleger zu einer unzureichenden Vergleichbarkeit der als „nachhaltig“ angepriesenen Anlagen. Das im Zuge der Coronakrise gestiegene Bewusstsein für die Fragilität unseres Wirtschaftssystems dürfte dazu führen, dass nicht-finanziellen Marktrisiken verstärkt Beachtung geschenkt wird.

Regulierung als treibende Kraft

Weltweit setzt sich bei vielen Marktakteuren zusehends die Erkenntnis durch, dass die Kapitalmärkte selber nicht in der Lage sind, Kapital so zu allozieren, dass die Erreichung der Klimaziele unterstützt wird. Regulierung ist in diesem Zusammenhang notwendig, um die Marktineffizienzen zu bereinigen. Die Europäische Union setzt mit ihrem «Action Plan on Sustainable Growth» sowie dem «European Green Deal» aktuell den weltweit ambitioniertesten und umfangreichsten Plan zur Regulierung in diversen Sektoren um. Dabei will die EU über die Bereinigung von Marktineffizienzen bewusst eine Lenkungswirkung erzielen. Die Finanzindustrie nimmt bei der Finanzierung der Transition zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem eine Schlüsselrolle ein. Aufgrund der befürchteten, irreversiblen Folgen der Klimaerwärmung fokussiert sich die EU in erster Linie auf die Beschränkung des CO2-Ausstosses und die Einhaltung von Umweltvorgaben. Obwohl noch nicht klar ist, inwiefern die Coronakrise die Klimaagenda beeinflussen wird, scheint die europäische Politik an ihrer Stossrichtung und ihrem Zeitplan festzuhalten.

In der Schweiz beobachtet der Gesetzgeber die Entwicklungen in der EU, plant jedoch (noch) keine verbindliche Regulierung im Finanzbereich. «Aktuell sehen wir im Markt sehr viele Nachhaltigkeitsinitiativen bei den Finanzinstituten, was grundsätzlich positiv ist. Diese Vorhaben orientieren sich jedoch wahlweise an Selbstregulierungen, Regulierung in einzelnen Bereichen oder lehnen sich an die EU-Regulierung an, was zu einem ‚Patchwork‘ an verschiedenen Umsetzungsvarianten führt», erklärt Philipp Rickert, Leiter Financial Services von KPMG. «Aufgrund der globalen Natur der Finanzmärkte und der starken Verflechtung zwischen der Schweizer und der europäischen Finanzindustrie gehen wir davon aus, dass die EU-Regulierung zumindest in ihren Grundzügen schliesslich auch in der Schweiz zum Marktstandard wird.» Dies nicht zuletzt deshalb, da die kommende EU-Regulierung in diversen Bereichen extraterritoriale Wirkung entfaltet: Finanzunternehmen in der Schweiz, die beispielsweise Dienstleistungen an Kunden in der EU erbringen oder europäische Anlagefonds verwalten, können in den Anwendungsbereich der EU-Regulierung fallen und müssen diese mindestens teilweise auch anwenden.

Einheitlicher Standard fehlt nach wie vor

Damit die Regulierungsbestrebungen effektiv greifen, kommt den Daten und der Berichterstattung eine besondere Rolle zu. Transparenz ist in diesem Zusammenhang essenziell für das Funktionieren von Sustainable Finance. Es braucht vollständige und verlässliche Nachhaltigkeitsinformationen, damit Finanzierungsentscheidungen entsprechend gefällt werden können. Im Zentrum stehen dabei Informationen, die sich an den sog. ESG-Kriterien orientieren (Environment, Social, Governance). Die unzureichende Verfügbarkeit, Verlässlichkeit und Vollständigkeit dieser Informationen ist aber ein Grundproblem, welches sich nicht kurzfristig lösen lässt.

Viele Finanzinstitute und Pensionskassen arbeiten zwar daran, mehr nachhaltigkeitsrelevante Informationen offenzulegen. Allerdings fehlt es an verbindlichen Standards bzw. es gibt zu viele unterschiedliche «Standards». Dies führt einerseits dazu, dass in gewissen Bereichen verlässliche Daten noch gar nicht verfügbar sind, welche für das Treffen von nachhaltigen Anlageentscheiden notwendig sind. Andererseits sind fehlende Standards auch ein Grund dafür, dass Unternehmen nicht immer alle relevanten Informationen ausweisen, die für die Destinatäre oder Investoren von Bedeutung wären. Aufgrund der Sensibilität gerade auch der jüngeren Generationen gegenüber Nachhaltigkeitsaspekten dürfte der Druck auf die Institute weiter zunehmen, die ESG-Kriterien transparent nach aussen auszuweisen.

Zudem ist das Interesse an den bisher weniger beachteten sozialen und Governance-Faktoren nicht zuletzt infolge der Coronakrise grösser geworden. So hat die aktuelle Krise die Fragilität der Wertschöpfungsketten vieler Industrien offengelegt. Dabei hat sich gezeigt, dass Unternehmen, die grossen Wert auf Sicherheit und Gesundheit von Mitarbeitenden, Kunden und Geschäftspartnern gelegt haben und über klare und effiziente Entscheidungsprozesse verfügten, schneller auf die Corona-Schutzmassnahmen reagieren und ihre Geschäftsmodelle anpassen konnten.

Pascal Sprenger, Partner von KPMG und Spezialist für regulatorische Fragen im Finanzsektor, geht davon aus, dass die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen in nicht zu ferner Zukunft Marktstandard sein wird und diese Informationen – wie in anderen Bereichen längst etabliert – von unabhängigen Dritten geprüft werden.

Digitalisierung allein reicht nicht aus

Da die Integration von Nachhaltigkeitsinformationen in die Unternehmenstätigkeit sehr datenintensiv ist, dürfte die Digitalisierung der Sustainable Finance weiter Schub verleihen. Nicht zuletzt deshalb, weil die jüngeren Kundengenerationen Transparenz erwarten, ohne sich durch Unmengen Daten zu kämpfen. Dazu Sprenger: «Die Finanzinstitute tun gut daran, sich bei der Berichterstattung an ihre Kunden mehr an den Benutzeroberflächen von modernen Internetplattformen zu orientieren als an traditionellen Formen der Berichterstattung».

Regulierung und Technologie werden jedoch für den Erfolg eines Unternehmens im Nachhaltigkeitsbereich nicht ausreichen. Insbesondere die Unternehmenskultur ist unverzichtbare Basis eines glaubwürdigen Nachhaltigkeitsprogramms jedes Unternehmens. Die KPMG-Studie zeigt denn auch, dass Finanzinstitute vor allem in den Bereichen der Definition des Unternehmenszwecks und der individuellen Verantwortlichkeit grossen Nachholbedarf haben. Insbesondere da verbindliche Standards und einheitliche Begrifflichkeiten fehlen, ist die Konsistenz zwischen Unternehmenskultur, Strategie und Nachhaltigkeitskonzept eines Finanzinstituts für dessen Glaubwürdigkeit unerlässlich.

Greenwashing als Reputationsrisiko

«Wir beobachten, dass die meisten Finanzinstitute einen stufenweisen Ansatz zur Implementierung ihrer Sustainable-Finance-Programme verfolgen. Aufgrund der grossen Kundennachfrage ist beispielsweise ‘Sustainable Investing‘ typischerweise ein Bereich, dem die Institute früh grosse Bedeutung beimessen. Dieses Vorgehen kann allerdings zu Widersprüchlichkeiten innerhalb der Bank führen und von der Öffentlichkeit als Corporate Greenwashing wahrgenommen werden. Die damit einhergehenden Reputationsrisiken sind in Zeiten von Social Media nicht zu unterschätzen», erklärt Sprenger. Er plädiert dafür, Nachhaltigkeit nicht als regulatorisches Problem zu betrachten, sondern als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie.

Mehr zur aktuellen KPMG Studie „Clarity On Sustainable Finance“ finden sie hier 

Im Namen der Nachhaltigkeit: nach dem Lockdown zu schnell hoch?

Vertragen sich Nachhaltigkeit und die aktuellen länderübergreifenden Wirtschaftsziele? Die bisher Schwache Produktivität, mangelnde Strukturreformen und die gleichzeitige schwere Belastung der Angebots- und Nachfrageseite durch Covid-19 machen Prognosen schwierig.

 

Die optimistischen Erwartungen der Märkte und die tatsächliche wirtschaftliche Lage, bei der es aktuell darauf ankommt, klaffen auseinander. (Bild: Unsplash)

„Und trotzdem“ (wie es in Charles Aznavours berühmten Lied „Et pourtant“ heisst) könnten einzelne Länder im Namen der Nachhaltigkeit Abstimmungen treffen, die Europäische Union ihre Integration mit neuem Elan vorantreiben, die Themen Solidarität und Koordination in Angriff nehmen oder mehr Föderalismus wagen. Ein Argument für einen Aufschwung: „Nachdem sich Europa fast zwanzig Jahre überwiegend mit sich selbst beschäftigt hat, könnte der deutsch-französische Plan dem alten Europa im Wettlauf um Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität neues Leben einhauchen“, schreibt Laurent Denize, Global co-CIO bei ODDO BHF Assset Management. Die Expertin weiss jedoch, dass vom Wort zur Tat es noch ein langer Weg ausmachen könnte.

Hohe und anhaltende Arbeitslosigkeit

Die optimistischen Erwartungen der Märkte und die tatsächliche wirtschaftliche Lage, bei der es aktuell darauf ankommt, die Arbeitslosigkeit insbesondere in den USA einzudämmen, driften weiter auseinander. Leider besteht das Risiko, dass sich der Arbeitsmarkt sehr viel langsamer erholt als die Produktion, da die besonders von den Kontaktbeschränkungen betroffenen Sektoren auch die meisten Menschen beschäftigen. In den USA steuert das Freizeit- und Gaststättengewerbe nur 4 Prozent zum Wachstum bei, beschäftigt jedoch 11 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung. Der US-Einzelhandel kommt auf 5 bzw. 10 Prozent. Wenn beide Sektoren nur mit halber Kraft laufen (gemessen am Niveau vor Ausbruch der Pandemie), sinkt die Produktion um 4,5 Prozent, die Beschäftigung jedoch um 10,5 Prozent.

Umgekehrt tragen wenig betroffene Sektoren kaum zur Beschäftigung, aber viel mehr zum Wachstum bei: Die Finanzwirtschaft etwa kommt auf nur 6 Prozent der Arbeitsplätze, aber auf 19 Prozent des Wachstums. Im IT Sektor arbeiten 2 Prozent der Erwerbstätigen, die 5 Prozent des Wachstums erwirtschaften, heisst es im Market Flash von ODDO.

Die Zentralbanken könnten eine Depression verhindern

Läuft die Wirtschaft trotz Kontaktbeschränkungen wieder an – weil die Politik oder aber die Menschen selbst es so wollen – könnte sich das Wachstum erholen, ohne dass der Arbeitsmarkt mitzieht. In diesem Fall bliebe den Zentralbanken keine andere Wahl, als ihre extrem expansive Geldpolitik fortzusetzen oder sogar auszubauen. Sind das nun schlechte Nachrichten? Nicht unbedingt, denn der steigende Zufluss von „Zentralbankgeld“ hat die Bewertungen an den Finanzmärkten auf neue Höchststände getrieben.

Kurzfristige Verlustrisiken

„Kurzfristig sehen wir einige Abwärtsrisiken für die Kapitalmärkte. Dafür könnten unter anderem neue Spannungen zwischen China und den USA sorgen, eine Eskalation in Hongkong oder aber, ausgelöst durch die Lockerungsmassnahmen, eine zweite Pandemiewelle. Aktuell erleben die USA zudem erhebliche Unruhen und politische Turbulenzen. Doch all diese Risiken müssen einer Normalisierung der Märkte für Risikoaktiva keineswegs im Weg stehen. Dafür sprechen aus unserer Sicht vier Gründe“, resümiert Laurent Denize:

  • Eine bislang noch nicht in Fahrt gekommene grosse Rotation in Aktien
  • Schnelle und flexible Eingriffe der Zentralbanken zur Behebung von Finanzierungsproblemen der Unternehmen
  • Strukturelle Veränderungen im Liquiditäts-und Zinsumfeld
  • Die schrittweise Lockerung der Eindämmungsmassnahmen, die voraussichtlich auch eine wirtschaftliche Erholung nach sich ziehen wird.

Vor diesem Hintergrund kommt es in den nächsten Monaten weniger auf die Gewichtung von Risikoaktiva an als auf ihre Auswahl (Sektor, Stil, Region).

www.oddo-bhf.com/de

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