Umweltbelastung Feinstaub

Aktuelle Grenzwerte für Feinstaub in der Luft orientieren sich an Masse und Grösse der Partikel. Für die Gesundheit ist zwar die Masse des Staubs wichtig, es kommt aber auch auf dessen Zusammensetzung an. Forscher der Empa haben jetzt das schädigende Potential von Feinstaub in der Schweiz und in China analysiert.

Schädliche Schwebestoffe wie beispielsweise Metalle wie Cadmium und Arsen oder Russteilchen kommen nicht nur in China vor. (Bild: Unsplash)

Wer an einem trüben Tag plötzlich von einem unkontrollierbaren Hustenanfall geschüttelt wird, leidet womöglich an den Folgen einer zu hohen Feinstaubbelastung der Luft. Atembeschwerden, Kreislaufkrankheiten oder gar Lungenkrebs können durch die winzigen Partikel ausgelöst werden. Schwebestoffe, die vom Menschen verursacht werden, enthalten beispielsweise Russ, Metalle und synthetische Nanopartikel. Um die Luftqualität strenger zu kontrollieren, gilt seit dem 1. Juni 2018 in der Schweiz die neue verschärfte Luftreinhalteverordnung (LRV).

Diese legt zusätzlich zu PM10 einen zweiten Grenzwert, PM2.5, für noch feinere Schwebestoffe fest. Beide Werte orientieren sich an der Masse der Partikel bis zu einem gewissen Grössenlimit – also 10 beziehungsweise 2.5 Mikrometer Durchmesser. Forscher der Empa haben nun in einer aktuellen Studie gezeigt, dass noch weitere Werte wichtige Aussagen über das schädigende Potenzial von Feinstaub ermöglichen.

Luftproben aus China und der Schweiz

Jing Wang und sein Team aus dem Empa-Labor «Advanced Analytical Technologies» untersuchten hierzu Luftproben aus der Schweiz und aus China. Zwar schnitt die Luftqualität der Metropole Peking erwartungsgemäss schlechter ab als die Proben aus der Schweiz. Mit ihren detaillierten Analysen deckten die Forscher jedoch auch auf, dass sich die Zusammensetzung des Feinstaubs sehr stark unterscheidet. «Betrachtet man etwa das sogenannte oxidative Potenzial des Feinstaubs, war der Effekt vergleichbarer Partikelbelastungen in manchen Schweizer Proben grösser und somit folgenreicher als in China», sagt Wang. Das oxidative Potenzial ist eines der Masse für die schädigende Wirkung des Feinstaubs, da aggressive Substanzen im Körper oxidativen Stress und Reaktionen der Immunabwehr auslösen.

Beteiligt an diesen gesundheitsschädigenden Eigenschaften der Schwebestoffe sind beispielsweise Metalle wie Cadmium und Arsen oder Russteilchen. In China zeigten grosse Mengen an ultrafeinen Arsenpartikeln ein gesundheitliches Risiko der Luft an. Proben aus dem Zürcher Vorort Dübendorf enthielten dagegen auffallend viele Eisenpartikel im 10-Mikrometerbereich. «Die Eisenpartikel stammen vom Abrieb der nahegelegenen Eisenbahnstrecke», so der Forscher. Gemeinsam mit Kupfer und Mangan trug der Eisenstaub in der Dübendorfer Luftprobe zum oxidativen Potenzial der Proben bei.

Ein weiterer Schweizer Wert fiel den Empa-Forschern auf: Die Luftprobe eines Schweizer Bauernhofs schnitt zum Beispiel schlechter ab als jene von einer belebten Strasse mitten in Peking, zumindest was die Belastung mit bestimmten Bakterienprodukten betraf. Dass derartige Endotoxine in der Umgebung von Kuh und Co. gehäuft in der Luft vorkommen, ist bekannt. Vor allem für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann von den biologischen Schwebstoffen aber ein gesundheitliches Risiko ausgehen. Besonders die ultrafeinen Schwebestoffe vom Bauernhof waren mit bakteriellen Endotoxinen belastet.

«Die Auswirkungen von Schwebstoffen auf die Luftqualität und Gesundheit lassen sich nicht allein anhand der Masse von inhalierbaren Partikeln beurteilen», sagt der Analytiker. «Kennt man aber die Zusammensetzung des Feinstaubs, kann ein regional angepasster Gesundheitsschutz umgesetzt werden.» Andernfalls laufe man Gefahr, die regionale Feinstaubbelastung zu unterschätzen oder Massnahmen zu ergreifen, mit denen die Gesundheitsrisiken nicht gesenkt werden. Jing Wang und sein Team erarbeiten nun weitere Grundlagen für umfassendere Feinstaubanalysen. Ziel soll es sein, gefährliche Komponenten leichter identifizieren und gesundheitlichen Gefahren mit optimierten Strategien vorbeugen zu können.

Mehr zum obigen Thema und einzelen Messbereichen finden Sie hier 

 

 

Nebenwirkungen sind ein gesellschaftliches Problem

Rund 200.000 Menschen sterben in Europa jährlich an den Folgen von Nebenwirkungen – Ein Münchner Startup will das ändern. Über die Online- Plattform Nebenwirkungen.eu können sich Menschen über Nebenwirkungen von Medikamenten informieren und ihren eigenen Verdachtsfall schnell, einfach und zentral melden.

gesellschaftliches Problem

Die Zahlen bezüglich Nebenwirkungen sind alarmierend: Sechs Millionen Menschen in Deutschland zeigen nach der Einnahme von Medikamenten Probleme. Doch da der Meldeprozess aktuell sehr umständlich ist, werden pro Jahr nur etwa 28.000 Fälle gemeldet.

„Nebenwirkungen sind ein grosses gesellschaftliches Problem. Meldungen von Patienten sind sehr wichtig, um die Arzneimittelsicherheit zu verbessern“, sagt Gründerin Friderike Bruchmann. „Je früher und häufiger Nebenwirkungen gemeldet werden, umso besser und zielgerichteter können Medikamente verschrieben und weitere Nebenwirkungen vermieden werden.“

Ein grosser Vorteil der Plattform: Nebenwirkungen.eu ermöglicht Menschen mit Nebenwirkungen, diese einfach, schnell und pseudonymisiert, das heißt ohne Weitergabe persönlich identifizierbarer Daten, an den jeweiligen Hersteller zu melden, sowie sich über bereits bekannte Nebenwirkungen zu informieren. Gleichzeitig können Pharmahersteller über die Plattform Rückfragen an Patienten stellen.

„Hierbei agieren wir als eine Art Firewall zwischen Patient und Hersteller, um den Identitätsschutz der Patienten zu gewährleisten“, so Bruchmann. „Unser Ziel ist, den unmittelbaren Austausch zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen zwischen Patient, Arzt und
Pharmahersteller herzustellen und so die Arzneimittelsicherheit signifikant für alle Beteiligten zu steigern.“

Der Service von www.nebenwirkungen.eu ist für den Nutzer komplett kostenfrei.

Studie über Arbeitsstunden im Alter: über 40-Jährige sind am effektivsten, wenn sie 25 Stunden arbeiten

Eine Studie der Universität Melbourne unterstreicht einmal mehr, dass hohe Arbeitspensen unter Umständen problematisch sein könnten. Bei Arbeitnehmern ab 40 Jahren sinkt die Effektivität bereits ab 25 Arbeitsstunden pro Woche.

Eine sehr hohe Wochenarbeitszeit kann negative Effekte auf die kognitiven Fähigkeiten von Männer und Frauen hervorrufen. (Bild: depositphotos)

Arbeitsstunden und -pensen nach Altersstufe sind zurzeit wieder ein grosses Thema. Nicht nur die Schweiz, auch andere Länder planen, das Renteneintrittsalter anzuheben. Grund ist die demografische Entwicklung: Es gibt zumindest in Industrienationen immer mehr ältere Menschen. Eine Studie der Universität Melbourne hat nun herausgefunden, dass dies unter Umständen problematisch sein kann. Bei Arbeitnehmern ab 40 Jahren sinkt die Effektivität bereits ab 25 Arbeitsstunden pro Woche.

Gemessen wurden bei der Studie der Faculty of Business & Economics der Uni Melbourne die kognitiven Fähigkeiten von 3.500 Arbeitnehmerinnen und 3.000 Arbeitnehmern über 40 Jahre (die Studie geht jedoch schon aufs Jahr 2016 zurück). Demnach stimulierte die Arbeit die Hirn-Aktivitäten der Arbeitnehmer am effektivsten, wenn diese 25 Stunden pro Woche arbeiten. Bei dieser Arbeitszeit waren die positiven Effekte auf die kognitiven Fähigkeiten der über 40-Jährigen am grössten.

Bei einer Arbeitszeit von über 30 Stunden pro Woche nahmen die positiven Effekte der Arbeit ab. Eine Regel-Arbeitszeit von 40 Wochenstunden sei zwar geeignet, um normale kognitive Fähigkeiten zu erhalten, effektiv ist dies aber nicht mehr. Bei Arbeitszeiten von 55 oder mehr Stunden pro Woche sank die geistige Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer sogar rapide, und zwar unter das Niveau von Ruheständlern oder Arbeitslosen. Man könnte auch sagen: Ab 40 schadet zu viel Arbeit der geistigen Gesundheit.

Kognitive Fähigkeiten

Laut den Forschern sind hier zwei Mechanismen am Werk. Zum einen kann Arbeit die kognitiven Fähigkeiten stimulieren, andererseits sorgt Arbeit auch für Ermüdung und Stress. Laut der Studie scheint es nun so zu sein, dass je älter ein Arbeitnehmer ist, desto weniger stress-resistent sie werden. Will heissen: Um die positiven Effekte der Arbeit voll auszuschöpfen und möglichst effektiv zu arbeiten, wäre bei älteren Arbeitnehmern eine niedrigere Wochen-Arbeitszeit sinnvoll. Bei Männern über 40 kann sogar eine Wochenarbeitszeit von über 30 Stunden negative Auswirkungen auf die geistige Gesundheit haben – jedenfalls laut den Tests aus der Studie, die vom Jahr 2016 stammt.

Die Gründe für die Zusammenhänge zwischen kognitiven Fähigkeiten und Wochenarbeitszeit bei älteren Arbeitnehmern hat die Studie nicht erforscht. So wäre noch zu klären, ob und wie sich Teilzeit-Jobs auswirken, wie geistig oder körperlich anspruchsvoll eine Arbeit ist oder wie viel Urlaub oder freie Tage sich jemand zwischendurch nehmen kann. Auch ist noch nicht erforscht, ob es länderspezifische Unterschiede gibt. (Quelle: Meedia)

 

Einen weiterführender Link zu den „Working Papers“ (Studienseite) der Universität Melbourne finden Sie hier

 

UN-Nachhaltigkeitsagenda Agenda 2030: Ziele partnerschaftlich umsetzen

Der Bundesrat hat heute den Länderbericht 2018 «Die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung durch die Schweiz» verabschiedet. Die Analyse zeigt, dass die Schweiz die Grundüberzeugung der UN-Nachhaltigkeitsagenda – die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Staat und Zivilgesellschaft – in vielen Bereichen seit Jahren erfolgreich lebt. economiesuisse begrüsst den Länderbericht mehrheitlich.

economiesuisse ist überzeugt: eine institutionelle Verankerung der Sustainable Development Goals (SDGs) ist auch wichtig in der Schweizer Politik.

Mit der UN-Nachhaltigkeitsagenda (Agenda 2030) ist es gelungen, einen gemeinsamen Rahmen für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Akteure zu skizzieren. Der vom Bundesrat veröffentlichte Länderbericht verdeutlicht, dass die Schweiz diesbezüglich auf gutem Weg ist. In vielen Bereichen kooperieren Unternehmen und Staat oder Unternehmen und Zivilgesellschaft bereits erfolgreich und haben so Lösungen mit Modellcharakter etabliert; darunter das duale Bildungssystem, die Sozialpartnerschaft oder das vergleichsweise stabil finanzierte Vorsorgesystem.

Die Schweiz braucht den internationalen Vergleich nicht zu scheuen und belegt in wichtigen Bereichen wie Umweltschutz, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Lebensqualität und nachhaltiges Wirtschaften Spitzenplätze.

Verankerung der SDGs in der globalen Politik

economieuisse ist überzeugt, dass eine institutionelle Verankerung der Sustainable Development Goals (SDGs) in der Schweizer Politik nötig ist. Im Kontext des achten SDG-Ziels (SDG 8), welches menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum zum Ziel hat, wird besonders sichtbar, dass Wirtschaft und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sind. Denn die UN-Nachhaltigkeitsziele liegen im eigenen Interesse der Wirtschaft: Wo Armut schwindet und Rechtssicherheit wächst, wachsen Märkte.

Dies führt zu Wohlstand, Frieden durch Handel und Investitionen. Mit ihrem Engagement im Rahmen von internationalen Institutionen wie der WTO, OECD, Weltbank und dem IWF trägt die Schweiz international zu SDG 8 bei, indem sie sich beispielsweise dafür einsetzt, den Marktzugang für Entwicklungsländer zu verbessern. Die Schweizer Wirtschaft setzt sich darüber hinaus stark gegen protektionistische Bestrebungen ein.

Unternehmen übernehmen Mitverantwortung

Die Anzahl der Schweizer Unternehmen, welche die SDGs in ihre Strategie und damit ins Kerngeschäft integrieren, steigt kontinuierlich. Doch nach wie vor gilt es, die Agenda 2030 in weiten Kreisen der Wirtschaft bekannter zu machen, die vielfältigen unternehmerischen Chancen aufzuzeigen und eine wirksame Berichterstattung über das von Unternehmen Geleistete zu fördern. economiesuisse unterstützt diese Sensibilisierungs- und Umsetzungsarbeit aktiv.

Kooperationen intensivieren

Letztlich, so economiesuisse, gilt es festzuhalten, dass die Linie zwischen einer Überregulierung und den Bemühungen, die Wirtschaft in ihrer Eigenverantwortung zu stärken, sehr fein ist. Hier sind beide Partner in der Pflicht: Der Staat darin, dass er den Unternehmen maximale Freiheit in der Umsetzung gewährt, und die Firmen, indem sie ihre Verantwortung wahrnehmen. Gefragt sind Strategien und Umsetzungen, nicht juristische Auseinandersetzungen. Denn ohne Mitwirkung des Privatsektors und ohne unternehmerische Lösungen sind die globalen Herausforderungen nicht zu bewältigen.

Mehr Reflektionen zu diesem Thema finden Sie unter diesem Link von economiesuisse

Die „By Maria“-Stiftung setzt da an, wo die Schuhe drücken

Schuhe sind die grosse Leidenschaft von Catalina Jossen Cardozo. Jedoch nicht für den Gebrauch oder als begehrte Sammlerobjekte – vielmehr entwickelt die Master-Absolventin und Jungforscherin eine Online-Plattform, die kolumbianische Schuhmacher mit Designern und Kunden zusammenbringt.

Catalina Jossen Cardozo in ihrem Schuh-Atelier. (Bild: HSLU Magazin)

Rund 55 Millionen Paar Schuhe werden jährlich in Kolumbien produziert und in die ganze Welt exportiert. Damit gehört die Schuhproduktion zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des südamerikanischen Landes. Aufgrund der zunehmenden Konkurrenz aus China steigt jedoch der Druck – vor allem auf die vielen kleinen Werkstätten. «Für die läuft es alles andere als gut», sagt Catalina Jossen Cardozo.

Sie muss es wissen: Sechs Jahre lang hat die gebürtige Kolumbianerin als selbstständige Unternehmerin und Beraterin in der Branche gearbeitet.

Nachhaltig und fair

Der Liebe wegen zog Catalina Jossen Cardozo 2014 in die Schweiz und entschied sich für ein Master- Studium am Departement Design & Kunst der Hochschule Luzern. Von Anfang an war ihr klar, dass sie sich in ihrer Master-Thesis der Schuhindustrie ihres Heimatlandes widmen wollte, aber nicht als Designerin von schicker Fussbekleidung. «Im Zentrum stand für mich die Frage: Wie kann ich Kleinproduzenten, Designer und Endkunden miteinander verbinden und eine nachhaltige Schuhproduktion fördern?», so die 35-Jährige.

Ihre Idee: Eine Online- Plattform inklusive 3D-Baukasten, mit der Designerinnen und Designer Schuhe entwerfen und in Kolumbien in kleiner Auflage und hochwertiger Handarbeit produzieren lassen können. Endverbraucher erwerben die grösstenteils massgearbeiteten Produkte zu einem vernünftigen Preis, und die kolumbianischen Schuhmacher erhalten einen fairen Lohn und werden direkt am Verkaufserlös beteiligt.

Erst Master-Arbeit, dann Forschungsprojekt

Für ihre Arbeit namens «By Maria» erhielt Catalina Jossen Cardozo im letzten Jahr eine Auszeichnung für herausragende Absolventen der Hochschule Luzern. Überzeugt war auch das Gremium von «Bridge»: Das neue Förderprogramm des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) richtet sich an junge Forschende, die ihre Erkenntnisse zu konkreten Anwendungen oder Dienstleistungen weiterentwickeln.

101 Ideen wurden bei der ersten Ausschreibung eingegeben und elf – darunter «By Maria» – ins Programm aufgenommen. Ein Grund für den Entscheid: Das Konzept von Catalina Jossen Cardozo hat auch Potenzial für traditionelle Handwerksindustrien in der Schweiz, die generell stärker im Mittel- bis Hochpreissegment angesiedelt sind.

Eine Stiftung für Schuhmacher

Dank des Bridge-Programms kann die Jungforscherin ihre Arbeit mit einem kleinen internationalen Team fortführen. «In Bogotá veranstalteten wir Workshops mit interessierten Schuhmachern. Wir analysierten, wie sie ihre Arbeit bisher organisieren, welche Materialien sie zur Verfügung haben und was sie an zusätzlicher Ausrüstung oder Know-how benötigen.» Um die Schuhmacher vor Ort besser unterstützen zu können, wurde die «By Maria»-Stiftung gegründet.

Diese stellt beteiligten Werkstätten kostenlos Gerätschaften zur Verfügung und übernimmt sogar Sozialleistungen für die Mitarbeitenden der Kleinbetriebe. «Uns ist es wichtig, dass diese das Ganze nicht als blosses Geschenk sehen», betont Jossen Cardozo. Daher verpflichten sich die Schuhmacher, sich längerfristig im Projekt zu engagieren und regelmässig an kostenlosen Weiterbildungen teilzunehmen. «Schliesslich soll der Endkunde hochwertige Produkte erhalten.»

Nachhaltigkeitskonzept testen

Nicht nur die Bedürfnisse der Schuhmacher, sondern auch jene von Designern und Käufern wurden in Workshops eruiert, denn: «Wenn sie nicht überzeugt sind, dann kommt das Tool nie zum Fliegen», sagt Catalina Jossen Cardozo. Wie kann beispielsweise die gesamte Palette von Einzelteilen eines Schuhs – Sohlen, Absätze, verschiedene Obermaterialen oder Verschlüsse – attraktiv präsentiert werden?

Wie die Anleitungen zur Vermessung eines Fusses oder ganz generell die Kommunikationswege im Tool auf ansprechende und verständliche Art gestaltet sein? Laut Jossen Cardozo bewege man sich hier zwischen hohem Design-Anspruch und bescheidenen finanziellen Möglichkeiten. Schwierig sei es gewesen, dies einem IT-Spezialisten zu vermitteln, erinnert sich Jossen Cardozo.

«Lange hat es gedauert, bis wir jemanden für die Programmierung der Plattform fanden, der verstanden hat, dass wir uns noch ganz am Anfang befinden und es nicht sicher ist, ob und wann sich damit wirklich Geld verdienen lässt.» Um einen Online-Shop à la Zalando geht es auch nicht: «Für uns ist zunächst einmal zentral zu überprüfen, ob unser Konzept überhaupt funktioniert.

Erst wenn wir Erfahrungen gesammelt haben, können wir die Website ausbauen und dann auch ein 3D-Tool für Designer programmieren lassen», so Jossen Cardozo. Dem Praxistest schreitet sie nun strammen Schrittes entgegen: Noch dieses Jahr sollen die Testversion der Plattform online und die ersten Schuhe «Made by Maria» in Produktion gehen.

Weitere Informationen unter: www.bymaria.ch

CSEM zieht positive Bilanz und eröffnet Wettbewerb

In Anerkennung seiner Tätigkeit als Forschungs- und Technologieunternehmens erhielt das CSEM 2017 mehrere prestigeträchtige Auszeichnungen. Als Schlüsselfigur der Digitalisierung lanciert das CSEM zudem mit der Digital Journey einen Wettbewerb, der den Schweizer KMUs den Einstieg in die Welt der Digitalisierung erleichtern soll.

CSEM positive Geschäftsentwicklung 2017
Hinni, ein Schweizer Unternehmen, vernetzt herkömmliche Hydranten mit High-Tech. (Bild: CSEM)

Das private Non-Profit-Entwicklungszentrum CSEM mit Hauptsitz in Neuenburg zieht ein positives Resümee über das vergangene Geschäftsjahr 2017. Laut Medienmitteilung gab besonders eine erfreuliche Entwicklung für industrielle Tätigkeiten des CSEM.So wurden zum Beispiel die Auszeichnungen des Partnerunternehmens AVA als bestes Schweizer Startup des Jahres oder die Verleihung des internationalen „Prix Hermès de l’Innovation“ 2017 besonders gewürdigt. Ebenso gab es Aufschwung auf der technischen Seite, etwa für ein in den USA prämiertes autonomes Miniatur-Bildverarbeitungssystem.

Claude Nicollier, Präsident des Verwaltungsrates des CSEM, zeigt sich über die grosse Nachfrage an Innovation erfreut: „Nehmen Sie das automatische, drahtlose Reifendruckmesssystem, das unsere Teams zusammen mit Meggitt entwickelt haben. Dank dieser Entwicklung konnte unser Freiburger Partner seine Wettbewerbsfähigkeit steigern und sein Endkunde seinerseits kostspielige und zeitaufwändige manuelle Kontrollen vermeiden.“

Gefragte Dienste

„Sagt uns ein Kunde, dass er dank der Zusammenarbeit mit uns internationale Ambitionen hegen kann, ist das für uns die schönste Anerkennung“, ergänzt Mario El-Khoury, CEO des CSEM. So geschehen beim Unternehmen Hinni, das mit Unterstützung des CSEM den Schritt in Richtung Digitalisierung vollzogen habe und herkömmliche Hydranten in ein vernetztes Überwachungssystem einbinde, um frühzeitig Lecks in Wassernetzen zu orten.

Getreu seiner Aufgabe habe das an fünf Standorten in der Schweiz vertretene Forschungs- und Technologieunternehmen seine Kompetenzen in den Dienst der Unternehmen gestellt, heisst es. Es verzeichnete demnach einen starken Anstieg seiner Industrieumsätze, ein Trend, der auch im Jahr 2018 anhalte.

CSEM Digital Journey für Schweizer KMUs

Das CSEM wünsche sich noch viel mehr solcher Initiativen und starte deshalb einen Wettbewerb für Schweizer KMUs namens „CSEM Digital Journey“, heisst es in der Aussendung weiters. „Die Digitalisierung stellt für diese Unternehmen eine besondere Herausforderung dar, da sie nicht unbedingt über das notwendige Knowhow verfügen, um gewinnbringend einzusteigen“, erklärt El-Khoury.

„Indem wir sie auf eine digitale Reise einladen, wollen wir bei den KMUs, die das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft bilden, eine Dynamik schaffen“, so der CEO des CSEM. Interessierte Betriebe können auf einen Katalog von Technologien zurückgreifen und ihre Ideen bis zum 10. September einreichen. Eine Expertenjury wählt das vielversprechendste Projekt aus, dessen Entwicklung vom CSEM gezielt mit Arbeiten im Wert von CHF 100’000 begleitet wird.

Neues Mitglied im Verwaltungsrat

Anlässlich der Generalversammlung von 2018 haben die Aktionäre des CSEM die Jahresrechnung 2017 gutgeheissen. Die Aktionäre haben darüber hinaus ein neues Mitglied in den Verwaltungsrat gewählt, und zwar Gemeinderat Fabio Bongiovanni, der als Nachfolger von Olivier Arni die Stadt Neuchâtel vertritt.

Als nicht gewinnorientiertes Unternehmen wird das CSEM den Jahresüberschuss von 383’523 Franken in seine Forschungsaktivitäten reinvestieren.

 Der Name des Gewinner-Unternehmens der ersten „CSEM Digital Journey“ wird am 7. November 2018 anlässlich des 4. CSEM Business Days bekannt gegeben. Partner dieses Wettbewerbs ist Swissmem.

www.csem.ch/digitaljourney

Empa analysiert „Wasserphänomene“

Mittels eines neuen Wasserkanals geht die Empa in Dübendorf meteorologischen Phänomenen nach. Die Welt wird wärmer, insbesondere die Städte sollten sich auf steigende Temperaturen gefasst machen. Diese Prognose verlangt nach Massnahmen. Doch zuerst muss man die genauen Ursachen und deren Wirkungen verstehen.

Bemerkenswerterweise geht der Fokus der neuen Empa-Einrichtung stark auf die Hitze als Folge des Klimawandels ein. (Bild: zVg)

Der Wasserkanal in der Empa Dübendorf ist sechs Meter lang, ein Meter breit und 0,6 Meter hoch. Der mit grün leuchtender Flüssigkeit gefüllte Acrylglaskorridor schwebt zwischen zwei mächtigen blauen Gehäusen, welche für Strömung und Umlauf sorgen. Die Anlage steht in ihrer Halle wenige Schritte entfernt vom grösseren Windkanal, welcher der Empa schon seit 2010 zur Verfügung steht.

Für die Untersuchung dynamischer Vorgänge in der Atmosphäre ergänzt ihn das neue Prüf- und Messgerät. So kann beispielsweise die Wirkung des Auftriebs zwischen Bauvolumen im Wasserkanal besser simuliert werden, es lassen sich auch Modelle in kleinerem Massstab verwenden, die eine grössere Umgebung repräsentieren.

Meterologische Phänomene

Die Bewegungen über und zwischen der soliden Masse lassen sich dank einem Laser-Messsystem erfassen und registrieren: Winzige Partikel und ein fluoreszierender Farbstoff werden ins Wasser gemischt. Der Laserstrahl beleuchtet die Partikel – fotografiert von einer Kamera, die zwei Bilder hintereinander aufnimmt.

Die gewonnenen Erkenntnisse bestehen in der Flussgeschwindigkeit und der Strömungsrichtung, wie man es auch von aerodynamischen Versuchen kennt, ausserdem wird mit diesem Verfahren auch die Temperaturverteilung sichtbar.

Die Versuche sind einer von vielen Mosaiksteinen, anhand derer das Empa-Forschungsteam gemeinsam mit verwandten Instituten der ETH Zürich meteorologischen und klimatischen Ereignissen auf die Spur kommen möchte. Untersucht werden zudem auch die Wirkung der Beschaffenheit von Oberflächen, der Vegetation, des Schattens etc. Das Ziel sind griffige, verbindliche Aussagen zu Naturphänomenen in unserer Umwelt.

Dass der Weg zu ihnen sehr schwierig ist, belegten kurze Fachreferate, die anlässlich der Wasserkanal-Eröffnung gehalten wurden. Forschende operieren mit Modellen, Messresultaten und Simulationen. Die Atmosphäre ist oft schwer einzugrenzen, Beobachtungen können je nach Detailtiefe oder «Auflösung» verschiedene Fakten liefern oder eben auch unterschlagen.

Die Allgemeinheit, welche die Forschung und die teuren Geräte finanziert, darf erwarten, dass neu erarbeitetes Wissen auf diesem Gebiet in die Regelwerke der Regional- und Städteplanung einfliesst. Es sollte uns zeigen, welche Bauweisen, Planungskonzepte und Aussenraumgestaltungen an spezifischen Orten ein angenehmes Klima fördern und der Verschwendung von Kühlenergie Einhalt gebieten.

Bemerkenswerterweise liegt der Fokus stark auf der Hitze als Folge des Klimawandels. Der Umgang mit Kälte oder Durchzug im Stadtraum schient im Vergleich geradezu vernachlässigbar.

www.empa.ch

Unfallprävention: Was sagt das Sicherheitsbarometer?

Der Strassenverkehr in der Schweiz zeugt von einer guten Unfallprävention. Das zeigt das Sicherheitsbarometer 2018 der bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung. Dieses legt auch offen, wo Verbesserungspotenzial besteht: Fussgänger, Velofahrer und Kinder profitieren noch zu wenig von der Unfallprävention. Finanzielle Anreizsysteme wären ein möglicher Ansatz, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen.

Der Unfallbarometer der Schweiz zeugt von positiven Entwicklungen. Gleichwohl sind nach wie vor einzelne Verkehrsteilnehmer auf Schweizer Strassen gefährdeter. (Bild: zVg)

Immer weniger Tote und Schwerverletzte – heisst es in einer Analyse zur Schweizer Unfallprävention. Die erfreuliche Entwicklung im Schweizer Strassenverkehr gehe weiter, insbesondere für die Autofahrer. Dies zeigt das neue bfu-Sicherheitsbarometer.

Allerdings gibt es auch Schwachpunkte: Töfffahrer, Velofahrer und Fussgänger sind auf den Strassen gefährdeter als in mehreren vergleichbaren Ländern. Kinder kommen bei Verkehrsunfällen in der Schweiz übermässig oft zu Schaden, gemessen an anderen europäischen Staaten.

Nachholbedarf beim Vollzug

Viele Präventionsstrategien werden in der Schweiz schon sehr gut umgesetzt. Das Niveau der Fahrausbildung und Nachschulungskurse ist hoch. Die gesetzlichen Vorschriften sind gut ausgestaltet. In manchen Bereichen könnte aber mehr kontrolliert werden. So ist die Schweiz etwa beim Fahren unter Alkoholeinfluss kein gutes Beispiel: 4 von 10 Autofahrern geben an, im letzten Jahr mindestens einmal alkoholisiert gefahren zu sein. Diesbezüglich steht die Schweiz innerhalb Europas schlecht da.

Verhalten übers Portemonnaie steuern

Hoffnungen setzt die bfu in finanzielle Anreizsysteme. Solche Präventionsinstrumente werden in der Schweiz noch zurückhaltend eingesetzt. Eine von vielen Möglichkeiten sind Versicherungsprämien, die das persönliche Fahrverhalten berücksichtigen. Auch reduzierte Motorfahrzeugsteuern für Autos mit guten Sicherheitssystemen – etwa Notbremsassistenten – erscheinen sinnvoll.

Alle angeschnallt?

Wenn ein Unfall passiert, lassen sich tragische Folgen oft durch die richtigen Schutzmassnahmen vermeiden. Dazu gehören Sicherheitsgurte und Velohelme. Laut bfu-Sicherheitsbarometer schnallen sich 95% der Autolenker in der Schweiz an. Bei den Rücksitzpassagieren sind es 84%; im mehrjährigen Vergleich werden es immer mehr.

Schnell unterwegs ohne Helm

Erstmals zeigt das Sicherheitsbarometer die Helmtragquote für E-Bikes: Auf schnellen E-Bikes, auf denen die Helmtragpflicht gilt, sind 83% der Lenker mit Helm unterwegs, Tendenz steigend. Bei den weniger schnellen E-Bikes (ohne Helmobligatorium) stagniert der Wert bei 66%. Aus Sicht der Verkehrsteilnehmer ist dies zu wenig: Eine deutliche Mehrheit würde ein Velohelm-Obligatorium für alle E-Bikes befürworten. Auch bei gewöhnlichen Velos besteht Verbesserungspotenzial: 46% tragen einen Helm. Dieser Wert hat sich in letzter Zeit kaum verändert.

Das bfu-Sicherheitsbarometer beschreibt jährlich das Niveau der Verkehrssicherheit in der Schweiz und seine Entwicklung

http://www.bfu.ch

Leise Windenergie: neue Technik aus der Tierwelt übernommen

Und plötzlich redet man über leise Windenergie: Dabei bezieht man sich auf die Tier-, genauer gesagt auf die Vogelwelt. Kämme, die an die Flügel von Windenergieanlagen angebracht werden, die quasi den Flügeln von Vögeln abgeschaut wurden, resultieren in eine Geräuscheabnhame von mehreren Dezibel.

Den Flügel von Vögeln abgeschaut sind die Flügel von Windenergieanlagen jetzt standardmässig „gefiedert, sprich mit Kämmen versehen. (Bild: CC0 Creative Commons)

Leise Windenergie war immer ein Politikum. Bisher gab es im Windenergie-Bereich immer wieder technische Hindernisse in der Entwicklung. Wenn der Wind an der Hinterkante der Flügel von Windenergieanlagen „abreisst“, entstanden Windturbulenzen, die trotz Einhaltung der Lärmschutzverordnung bei stärkeren Winden störende Geräusche verursachen.

Hersteller haben dieses Problem schon vor einiger Zeit erkannt und forschten auf verschiedenen Ebenen, um es zu beheben. Daraus hervorgegangen ist u. a. eine Art „Gefieder“, sprich Kämme, die den Flügeln von Vögeln abgeschaut wurden.  „Die Abnahme der Geräusche beträgt durchschnittlich 3 Dezibel. Bei einer Strasse wäre das vergleichbar mit einer Halbierung des Strassenverkehrs“, erklärt Xavier Falourd, Akustiker bei der Prona SA, der die Messungen durchführte.

Wie eine Halbierung des Verkehrs
Messungen an den beiden Anlagen in St. Brais im Berner Jura vor und nach der Nachrüstung im Juli 2017 haben gezeigt, dass auch mit einer Nachrüstung eine deutliche Verbesserung erzielt wird:

„Die Geräuschmessungen vor und nach Anbringung der Kämme haben ergeben, dass sich die Lärmbelastung um 2 bis 4 Dezibel verringert hat“, erklärt Xavier Falourd. „Das sind durchschnittlich 3 Dezibel bei einem Windaufkommen von über sechs Metern pro Sekunde auf der Höhe der Gondel“, führt der Fachmann für Akustik weiter aus. Bei einem niedrigeren Windaufkommen sind Windenergieanlagen kaum hörbar.

Doch selbst bei starken Winden ist es jederzeit möglich, unter den Anlagen im normalen Plauderton ein Gespräch zu führen.

Wissenschaftlich belegt
Die Anlagen in St. Brais erfüllten schon bei der Inbetriebnahme 2009 die strengen Anforderungen der Lärmschutzverordnung. Aufgrund der besonderen topografischen Lage waren sie im Dorf bei starken Winden aber trotzdem hörbar. Aus Rücksicht auf die Bevölkerung reduzierte die Eigentümerin, die Bürgerbeteiligungsgesellschaft ADEV Windkraft AG, jedoch die Leistung der Anlagen nachts.

„Wir sind sehr erfreut, dass wir endlich eine Lösung für alle Beteiligten gefunden haben und dass die deutliche Verbesserung mit den wissenschaftlichen Messungen von Prona SA nachgewiesen werden konnte!“, erklärt Andreas Appenzeller, Vorsitzender der Geschäftsleitung der ADEV Windkraft AG. Die Anlagen können jetzt rund um die Uhr ohne Einschränkung Strom produzieren und sind insbesondere bei starken Winden nun noch leiser.

Mehr über die Vereinigung zur Förderung der Windenergie und deren Projekte finden Sie unter http://www.suisse-eole.ch

 

Im Bild ein Flügel einer der neuen Windenergieanlagen auf dem Mont Juvent. Ältere Anlagen können mit solchen Kämmen nachgerüstet werden. (Bild: Reto Rigassi)

 

 


 

 

 

Klimastiftung Schweiz unterstützt KMU

Die Klimastiftung Schweiz unterstützt acht grössere Klimaschutz-Projekte von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Dies hat der Stiftungsrat an seiner Frühjahrs-Sitzung entschieden. Er blickt gleichzeitig auf zehn Jahre Klimastiftung Schweiz zurück.

Seit Januar 2008 verlangt das CO2-Gesetz eine Abgabe auf Brennstoffe. Ein Teil der Abgaben fliesst zurück an die Wirtschaft. (Bild: Klimastiftung Schweiz)

Über 1400 KMU haben in den letzten 10 Jahren den Unterstützungsgeldern der Klimasiftung Schweiz profitiert. Mit 420’000 Franken unterstützt nun die Stiftung weitere Unternehmen. So unterstützt die Stiftung neu Projekte zur besseren Steuerung von Heizungen oder zur Vermeidung von Einweg-Geschirr. Diese und drei weitere Innovationen sollen die Schweiz klimafreundlicher machen. Auch drei grosse Projekte zum Energiesparen im eigenen Betrieb konnte der Stiftungsrat bewilligen. Dabei geht es insbesondere um Verbesserungen bei Wärme und Isolation in mittelgrossen Betrieben.

Bei der Stiftungsratssitzung der Klimastiftung Schweiz in Winterthur wurde es einmal mehr sichtbar: Klimaschutz betrifft fast alle Lebensbereiche.

Zehn Jahre Klimastiftung Schweiz 

Die Klimastiftung Schweiz hat mit ihrem Engagement das Ziel, sowohl den Klimaschutz als auch die KMU in der Schweiz und in Liechtenstein zu unterstützen. Sie wurde kurz nach der Einführung der CO2-Lenkungsabgabe gegründet und wird dieses Jahr zusammen mit der Abgabe zehn Jahre alt. 27 grosse Dienstleister wie Banken, Versicherungen und Berater spenden der Stiftung Geld, das sie durch die Rückerstattung der CO2-Abgabe erhalten. Stiftungs- und Beirat bestehen aus Fach- und Führungspersonen aus den Partnerfirmen.

Einfache Antragsprozesse auch für kleine KMU 

Das Geld – bis jetzt 18 Millionen Franken – vergibt die Stiftung grösstenteils an KMU, die Produkte im Bereich des Klimaschutzes entwickeln und solche, die im eigenen Betrieb Energie sparen. Die meisten Projekte bewegen sich im Rahmen der standardisierten Fördermassnahmen der Stiftung. Diese Anträge werden online gestellt und innert einem Monat durch die Geschäftsstelle beantwortet. Über Innovationen und grössere oder aussergewöhnliche Projekte entscheidet der Stiftungsrat in seiner halbjährlichen Sitzung. «Als unabhängige Stiftung können wir unsere Antragsprozesse einfach und unbürokratisch gestalten und so auch kleine KMU effizient fördern», sagt Vincent Eckert, Geschäftsführer der Stiftung.

Neben den Projekten unterstützt die Stiftung auch Unternehmen, die mit dem Bund eine freiwillige Zielvereinbarung zum Energiesparen eingehen. Seit 2017 engagiert sich die Klimastiftung Schweiz zudem für die Verjüngung bestimmter Waldstücke, damit diese weiterhin CO2 aufnehmen können. Dabei arbeitet sie mit Wald Schweiz und der Konferenz der Kantonsförster zusammen.

http://www.klimastiftung.ch

 

 

Gefährlicher Einheitsmix bei Blaualgen in Seen

Die Zusammensetzung der Blaualgen in den Seen am Alpenrand wird seit fast 100 Jahren immer gleichförmiger. Profiteure der Klimaerwärmung und des zeitweiligen Nährstoffüberangebots sind dabei vor allem Arten, die sich sehr schnell an Veränderungen anpassen können und potentiell giftig sind. Zu diesem Befund kommt ein Team von Forschenden unter Leitung der Eawag dank der Untersuchung von DNA aus Sedimentkernen.

Eine Untersuchung der EAWAG sieht gefährliches Potential durch Blaualgen in Schweizer Gewässern. (Bild: zVg)

Baualgen, oder fachlich korrekt Cyanobakterien, sind anpassungsfähige Organismen. Sie gehören im See zur untersten Stufe des Nahrungsnetzes. Noch vor rund 100 Jahren lebte in jedem See eine eigene, charakteristische Vielfalt von ihnen. Eine heute von Forscherinnen und Forschern aus der Schweiz und Frankreich in der Zeitschrift Nature – Ecology and Evolution veröffentlichte Studie zeigt nun, dass diese Unterschiede von See zu See immer kleiner werden – vom Bodensee bis zum Genfersee, vom Hallwilersee bis zum Lago Maggiore.

Sedimentkerne aus 10 Seen
Aus 10 Seen haben die Wissenschaftler Sedimentkerne entnommen, in den datierbaren Ablagerungen der letzten 100 Jahre das Erbgut (DNA) der Blaualgen analysiert und die Daten statistisch ausgewertet. So konnten sie verfolgen, wie die Zahl der genetisch differenzierbaren «Arten» zwar in einigen Seen gestiegen ist, die Zusammensetzung über alle Seen betrachtet aber immer uniformer wird. Der Anteil seltener, nur in wenigen Seen angetroffener Arten und Artengruppen geht seit 1950 zurück, der Anteil häufiger Arten hat sich vervierfacht.

Klimawandel und Überdüngung als Hauptgründe

Die Studie deckt zwei Hauptgründe auf für diesen Trend: steigende Temperaturen und die Überdüngung vieler Seen in den 1960er und 1970er Jahren. Die höheren Temperaturen führen zu länger anhaltenden Phasen, in denen die Seen nicht durchmischt werden weil warmes, leichteres Oberflächenwasser nicht in die Tiefe sinkt. Davon hat zum Beispiel im Zürichsee die Burgunderblutalge Planktothrix rubescens profitiert. Sie ist bei den Wasserversorgern nicht beliebt, denn sie kann rote Algenteppiche bilden – daher der Name – und ist potentiell toxisch. «Generell scheinen diejenigen Arten zu den Profiteuren zu gehören, die ihre vertikale Position im See aktiv beeinflussen und auch mit weniger Licht leben können», sagt Marie-Eve Monchamp, die Erstautorin der Studie, «und genau unter diesen Arten sind viele toxisch.» Nebst der Burgunderblutalge gehören auch Microcystis-Arten und die invasive Art Dolichospermum lemmermannii dazu. Letztere war bisher vor allem von Seen nördlich der Alpen bekannt, macht sich nun aber auch im Süden breit.

Kaum Trendwende trotz Umweltveränderungen
Interessant ist, dass der Trend zur Gleichförmigkeit weitergeht trotz des Rückganges der hohen Phosphorwerte ab Mitte der 1970er Jahre. Die Autorinnen und Autoren führen das unter anderem darauf zurück, dass generell die Umweltbedingungen von See zu See immer weniger variieren. Auch seien die Temperaturdifferenzen zwischen den Seen südlich und nördlich der Alpen geringer 1/2 Eawag: Das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs geworden. Und schliesslich seien die Konzentrationen von Stickstoff, dem zweiten wichtigen Nährstoff, seit den 1970er Jahren nahezu unverändert hoch geblieben.

Diese Studie entstand im Rahmen des Projektes «The impact of cyanobacterial blooms triggered by nutrient pollution on aquatic environments in the context of climate change», das vom Schweizerischen Nationalfonds SNF unterstützt wurde (Nr. 142165) .

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Wasserzins bleibt bis 2024 unverändert

Ursprünglich wollte der Bundesrat den Wasserzins senken. Das Wasserzinsmaximum soll jetzt doch bis Ende 2024 auf dem bisherigen Stand bleiben und wie bisher maximal 110 Franken pro Kilowatt Bruttoleistung (Fr./kWbr) betragen. Das hat der Bundesrat am 23. Mai 2018 entschieden.

Eine neue Regelung für den Wasserzins soll erarbeitet werden, sobald die künftigen Rahmenbedingungen klarer ersichtlich sind. Abbildung: Grimselsee in den Berner Alpen. (Bild: depositphotos)

Mit der Regelung des neuen Wasserzinses hält der Bundesrat fest, dass erst ein Wasserzinsmodell erarbeitet werden soll, sobald die Grundzüge des neuen Strommarktes, die in der bevorstehenden Revision des Stromversorgungsgesetzes definiert werden, bekannt sind.

In der Vernehmlassung zur Revision des WRG schlug der Bundesrat vor, das Wasserzinsmaximum für drei Jahre auf 80 Fr./kWbr zu senken. Ebenfalls stellte er ein danach einzuführendes, flexibles Wasserzinsmodell sowie eine Herabsetzung des Wasserzinses nur für defizitäre Kraftwerke zur Diskussion.

Verheerendes Ergebnis der Vernehmlassung

Die zur Diskussion gestellte Flexibilisierung des Wasserzinses wurde in der Vernehmlassung begrüsst, aber als verfrüht beurteilt. Zudem: Den Grund für die Defizite in der Wasserkraftbranche sieht die Mehrheit der Kantone und Gemeinden nicht im Wasserzins, sondern in politischen und unternehmerischen Fehlentscheiden, wie der Bundesrat weiter festhält.

Der Grossteil der Strombranche bezeichnet die heutige Regelung – starres Wasserzinsmodell und Finanzierung durch die Produzenten in einem teilgeöffneten Markt – als Systemfehler. Sie spricht sich deshalb für die sofortige Einführung einer flexiblen Wasserzinsregelung aus sowie für eine solidarische Finanzierung von Teilen oder des ganzen Wasserzinses.

Gebirgskantone: sachlich und politisch richtig

Angesichts des für den Bundesrat schlechten Vernehmlassungsergebnisses kommt die Landesregierung zum Schluss, die bestehende Situation beizubehalten und gleichzeitig eine neue Regelung an die Hand zu nehmen, sobald die künftigen Rahmenbedingungen klarer sind.

Dazu gehören die laufenden Arbeiten zur Revision des Stromversorgungsgesetzes. Dabei geht es um die Strommarktöffnung, aber auch das geplante Stromabkommen mit der EU. Der Bundesrat beauftragt das Uvek bereits jetzt verschiedene neue Wasserzinsmodelle zu analysieren und weiterzuentwickeln. (Quelle: srf)

http://www.srf.ch

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