Gefahrloses Auslaufen des Gletschersees ermöglichen
Der Gletschersee auf der Plaine Morte bedroht das obere Simmental. Um ein weiteres, unkontrolliertes Auslaufen zu verhindern, erstellt die Gemeinde Lenk ein Entwässerungssystem. Die Mobiliar unterstützt die Notmassnahmen mit 130 000 Franken.
Redaktion
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20. Juni 2019
Mit gezielten Massnahmen gegen Gletscherabflüsse kann der Talboden besser vor Überschwemmungen geschützt werden. (Bild: Mobiliar)
Auf einer Höhe von 2700 m.ü.M. befindet sich der Plaine-Morte-Gletscher – allmählich bildet sich hier ein Gletschersee. Der Plateaugletscher liegt in den Berner Alpen und grenzt unmittelbar südlich an den Kanton Wallis.
Durch das Schmelzen des Gletschers kann oberflächliches Schmelzwasser nicht mehr ins Wallis entwässern. So entstand der Gletschersee «Faverges». Dieser kann sich in kurzer Zeit entleeren, wobei das Wasser in Richtung Lenk ausbricht. Dort führt es zu sehr hohen Abflüssen in der Simme.
«So schön die weite Gletscherlandschaft der Plaine Morte ist, so gefährlich sind die unkontrollierten Ausläufe des Gletschersees», sagt Bernhard Bigler, Generalagent der Generalagentur Spiez. «An der Lenk musste man einige Male erfahren, wie unberechenbar dieser See sein kann. Unsere Gesellschaft ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und das Hochwasserschutz-Projekt mit 130 000 Franken zu unterstützen».
Notmassnahmen im Gange
Das Projekt sieht eine Begrenzung des maximalen Seevolumens vor. Es handelt sich beim Projekt um eine Notmassnahme. Die Bauarbeiten sind voraussichtlich im Frühsommer abgeschlossen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund zwei Millionen Franken.
Mit den Massnahmen kann der Talboden besser vor Überschwemmungen geschützt werden. «Das Simmental lebt stark vom Tourismus. Man denke nur an die Campingplätze und die zahlreichen touristischen Einrichtungen. Deshalb wäre bei einem grossen, unkontrollierten Ausfluss des Gletschersees sogar mit Personenschäden zu rechnen», erklärt Berhard Bigler.
Seit dem Juli 2011 brach der Faverges-See des Plaine-Morte-Gletschers jährlich im Sommer aus. Im Simmental gab es Überflutungen. Beim Ereignis 2018, der See lief innert 24 Stunden aus, entstanden Schäden in der Höhe von 2.5 Millionen Franken.
Da sich der Gletschersee in Zukunft noch vergrössern wird, drohen noch grössere Abflüsse. Ohne entsprechende Präventionsmassnahmen müsste also mit grossen Schäden gerechnet werden.
Swiss Sustainable Finance legt an Jubiläumsanlass Schwergewicht auf nachhaltigen Schweizer Finanzplatz
Swiss Sustainable Finance (SSF) feierte in Bern das fünfjährige Bestehen und beleuchtete am Jahresanlass verschiedene Treiber für die zunehmende Integration von Nachhaltigkeit in Finanzdienstleistungen. Eine rekordhohe Zahl von über 200 Besuchern erfuhr von Bundespräsident Ueli Maurer, wo er die Hauptansatzpunkte für einen nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Finanzplatz Schweiz sieht.
Redaktion
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20. Juni 2019
Sven Gentner, Leiter Asset Management bei der EU Kommission, ging auf die in dieser Woche publizierten Berichte zu den EURegulierungen für nachhaltige Finanzen ein. (Bild: zVg)
Die Jahreskonferenz von Swiss Sustainable Finance (SSF), welche am 19. Juni 2019 in Bern stattgefunden hat, bestätigte einmal mehr die Wichtigkeit der Nachhaltigkeit für die Schweizer Finanzbranche.
Bundespräsident betont Verantwortung der Branche für mehr Nachhaltigkeit
So unterstrich Bundespräsident Ueli Maurer in seiner Rede die zunehmende Bedeutung nachhaltiger Finanzdienstleistungen für die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes. Bei der Umsetzung entsprechender Massnahme sieht er die Branche in der Hauptverantwortung, auch wenn diese auf klare Rahmenbedingungen und Definitionen angewiesen sei.
Europäische Regulierung wirkt auch auf Schweizer Anbieter
Die Innovationskraft Schweizer Start-Ups wurde in den Präsentationen von drei Jungunternehmen belegt, die mit ihren Produkten allesamt zu einer klimaverträglicheren Wirtschaft beitragen. In der anschliessenden Diskussion mit den Geschäftsleiterinnen von Innosuisse und EIT Climate KIC sowie einem Start-Up-Investor wurden vermehrte Gefässe für Startup-Investments als wichtiger Faktor für die Förderung von Jungunternehmen identifiziert. Sven Gentner, Head Asset Management bei der DG FISMA der Europäischen Kommission, gab einen zeitnahen Einblick in die jüngst veröffentlichten Berichte zu den EU-Regulierungen für nachhaltige Finanzen und machte klar, dass diese auch Schweizer Finanzdienstleister direkt betreffen würden, zumindest wenn sie grenzüberschreitend tätig seien. Vertreter institutioneller Anleger und der Geschäftsführer der Swiss Funds & Asset Management Association (SFAMA) debattierten die Rolle des Gesetzgebers in der Schweiz und waren der Ansicht, freiwillige Massnahmen seien die erste Wahl.
SSF Mitgliederzahl hat sich seit Gründung verdoppelt
SSF zählt mit 128 Mitgliedern doppelt so viele wie bei der Gründung – und 28% mehr als im Vorjahr. Besonders erfreulich war die Zuwachsrate in der Kategorie «Asset Owners», kamen doch in den letzten 12 Monaten 5 Vertreter dieser Kategorie neu dazu. Mit der Wahl der drei neuen Mitglieder Giovanni Vergani, Pensionskasse der Stadt Lugano, als Vertreter für Asset Owner, Dominique Habegger, de Pury Pictet Turrettini & Cie., als Vertreter für Asset Manager und Vincent Kaufmann, Ethos, als Vertreter für Service Provider, gewinnt der SSF-Vorstand wichtiges Know-How hinzu.
Das Schweizer Forschungs- und Entwicklungszentrum CSEM treibt gemeinsam mit der Industrie die Digitalisierung voran. 2018 war ein durchwegs erfolgreiches Jahr. Die grösste Herausforderung bleibt, weibliche Mitarbeitende zu finden.
Redaktion
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17. Juni 2019
Um der Nachfrage aus der Industrie gerecht zu werden, hat das CSEM sein Personal aufgestockt. (Bild: CSEM)
Äusserst gefragte Technologien, immer mehr Mandate aus der Industrie und ein breitgefächertes Portfolio – auf dem Papier ist beim CSEM alles im grünen Bereich. Dies zeigt die Bilanz des Geschäftsjahres, die das Unternehmen anlässlich seiner Generalversammlung zieht. Der Ertrag aus Industriemandaten hat um über 8 Prozent zugenommen. Seinem Status als nichtgewinnorientiertes Unternehmen entsprechend, hat das CSEM ein Ergebnis nahe des Break-Even erreicht.
Auch nach jahrelangem Engagement dafür, mehr Frauen für technische Berufe zu begeistern, beträgt der Frauenanteil am CSEM bloss 15 Prozent. Das Unternehmen wird sich jedoch weiterhin dafür einsetzen, mehr Frauen in die technische Forschung und Entwicklung zu bringen.
Geschlechtergleichheit im Jahr 2150?
Alle Anzeichen stehen auf Erfolg, wären da nicht die Schwierigkeiten bei der Rekrutierung, insbesondere von Frauen. Das CSEM sucht Talente, die der Schweizer Industrie zu mehr Innovation verhelfen. 49 neue Mitarbeitende hat das CSEM 2018 eingestellt, um der grossen Nachfrage seitens der Wirtschaft nachzukommen. Darunter sind gerade einmal 8 Frauen. Damit beträgt der Frauenanteil im Bereich Forschung und Entwicklung nur 15 Prozent. Im Jahr 2000 waren es 9 Prozent.
Geht es in diesem Tempo weiter, wird es bis 2150 dauern, bis Geschlechtergleichheit erreicht ist.
Erstes Unternehmen in der Schweiz mit «Equal-Salary»-Zertifizierung
Das CSEM hat jedoch schon früh Massnahmen ergriffen, um für mehr Gleichberechtigung zu sorgen und bei Frauen das Interesse für technische Berufe zu fördern. 2003 eröffnete das Unternehmen die erste betriebsinterne Kinderkrippe im Kanton Neuenburg. Vier Jahre später erhielt das CSEM als erstes Schweizer Unternehmen die «Equal-Salary»-Zertifizierung. Dass im Jahr 2019 die Geschlechterdurchmischung noch nicht weiter fortgeschritten ist, beschäftigt das Unternehmen sehr stark und es wird eifrig darüber nachgedacht, wie man mehr Ingenieurinnen für sich gewinnen könnte.
Eine digitale und durchmischte Gesellschaft
Es geht nicht nur darum, den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen. Dafür zu sorgen, dass Frauen in technischen Berufen auf allen Stufen vertreten sind, ist auch eine wichtige gesellschaftliche Herausforderung. «Frauen müssen sich unbedingt an der Gestaltung der Digitalisierung beteiligen. Ansonsten bleiben sie bei neuen Technologien auf der Strecke», warnt Andrea Dunbar, die beim CSEM den Bereich «Embedded vision systems» leitet.
Als Beispiel nennt sie die medizinische Forschung, die lange Zeit eine reine Männerdomäne war. «Das Resultat davon waren Medikamente, die vor allem an Männern getestet wurden und bei Frauen teilweise weniger wirksam waren.»
Iran als Vorbild
Um seine Mission als Brücke zwischen Forschung und Industrie erfolgreich weiterzuführen, rekrutiert das CSEM auch oft im Ausland. Dabei hat es festgestellt, dass Frauen andernorts mehr Interesse an der Technik haben. «Vor einigen Jahren gehörte ich der Delegation des damaligen Bundespräsidenten bei einem Besuch im Iran an», erzählt Mario El-Khoury, CEO des CSEM. «Bei der Besichtigung einer prestigeträchtigen technischen Universität beindruckte es mich sehr, in den Laboren auf unzählige Forscherinnen zu treffen.» Und er fügt an:
« Schulen müssen unbedingt noch mehr dafür tun, um Mädchen für technische Berufe zu begeistern. In der Kindheit und der Jugend werden die Weichen für die Berufswahl gestellt.» Das CSEM wird weiterhin Massnahmen ergreifen, um das Interesse von Frauen an Technik zu fördern, zum Beispiel mit Sensibilisierungsprogrammen wie Lyva Tech. Ziel ist, aufzuzeigen, dass Technik keine reine Männerdomäne ist und dadurch dafür zu sorgen, dass Geschlechtergleichheit schon lange vor 2150 Realität ist.
Das CSEM 2018
2018 hat das CSEM rund 200 Unternehmen auf dem Weg zur Innovation begleitet – in den meisten Fällen im Bereich Digitalisierung. Der Ertrag aus Industriepartnerschaften hat um 8,2 Prozent zugenommen. Eine Senkung von Bundesbeiträgen führte zu einem leichten Rückgang des Gesamtertrags, der sich auf CHF 82,1 Mio. beläuft.
Um der Nachfrage aus der Industrie gerecht zu werden, hat das CSEM sein Personal aufgestockt. Dadurch nahmen die Personalausgaben um rund 3 Prozent zu. Am Jahresende betrug die Anzahl Mitarbeitender an den fünf Standorten in der Schweiz 470 Personen. Das CSEM, ein nichtgewinnorientiertes Unternehmen, hat einen leichten Ertragsüberschuss generiert.
Um die Schweizer KMU mehr für die Digitalisierung zu begeistern, hat das CSEM zum ersten Mal die CSEM Digital Journey durchgeführt. Bei diesem Wettbewerb, der 2019 erneut stattfindet, winkt dem Gewinnerunternehmen technologische Unterstützung des CSEM. 2018 war ausserdem gekrönt vom zweiten Sieg in Serie des Unternehmens AVA beim Schweizer Start-up-Wettbewerb. Das CSEM steht dem Zürcher Start-up mit seinem Fachwissen zum Monitoring von Körperparametern zur Seite. Die Zusammenarbeit wird weiterverfolgt.
Die Forscherinnen und Forscher des CSEM arbeiten ausserdem aktiv an neuen Technologien, die Schweizer Unternehmen in Zukunft zu Wettbewerbsvorteilen verhelfen sollen. 38 neue Patente sind 2018 zu den 200 Patenten der 35-jährigen Unternehmensgeschichte hinzugekommen. Das CSEM hat zudem die Koordination des europäischen Projekts MacQsimal übernommen, das die Europäische Union lanciert hat, um Entwicklungen im Bereich der Quantentechnologie zu beschleunigen.
Das Jahr 2019 hat gut begonnen: mit vollen Auftragsbüchern. Die Schweizer Industrie investiert weiterhin in Innovationen, um in einem enorm kompetitiven Umfeld konkurrenzfähig zu bleiben.
Weitere Informationen über das CSEM im Jahr 2018: Jahresbericht
Die EHL Swiss School of Tourism and Hospitality (SSTH) führte am 6. Juni 2019 den ersten Swiss Medical Spa & Hospitality Think Tank durch. Anlässlich des eintägigen Forums trafen sich führende Branchenexperten, Wissenschaftler und Studierende in Passugg, um den Status quo zu erarbeiten.
Redaktion
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17. Juni 2019
Der Tagungsort des ersten Swiss Medical Spa Hospitality & Think Tanks: Die EHL Swiss School of Tourism and Hospitality in Chur-Passugg. (Bild: EHL Swiss School of Tourism and Hospitality)
Am ersten Swiss Medical Spa & Hospitality Think Tank ging es darum über Best-Practice-Beispiele nachzudenken und Zukunftspotenziale auszuloten, die sich aus der Kombination neuer Medizin- und Spa-Trends in der Hospitality-Branche ergeben. Selbstpflege und Wohlbefinden rücken heute immer mehr in den Vordergrund. Dadurch steigt die Nachfrage nach medizinischen Dienstleistungen im Hospitality- und Tourismusbereich.
Hohes Wachstum
Laut dem Global Wellness Institute wird für den Wellness-Tourismus bis 2022 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 7,5 Prozent erwartet. 58 Prozent dieser weltweiten Gesundheitsausgaben entfallen auf den Bereich Wellness – ein Markt also, der durchaus Aufmerksamkeit verdient. Dabei erwarten heutige Gäste ein ausgewogenes Paket – von präventiven Ansätzen im Interesse der allgemeinen Gesundheit wie Ernährung und Fitness, Life-Coaching oder Stressmanagement bis zu einem Umfeld, das eine schnelle Genesung von einer bestimmten Erkrankung ermöglicht.
«Das Wachstum im globalen Medical Spa-Markt wird durch steigende Zahlen im Bereich der ästhetischen Medizin und der kosmetischen Behandlungsmöglichkeiten sowie durch das Wachstum bei Wellness-Trends in den Industrieländern befördert. Ein weiterer Treiber dürfte die Zunahme des Medizintourismus in Wachstumsmärkten wie Indien, China und Brasilien sein», sagte CV Wijeratne, Head of Spa & Wellness Management Major an der SSTH.
Im weiteren Verlauf der Tagung zeigten verschiedene Redner auf, dass auch bei traditionellen medizinischen Behandlungen eine wachsende Nachfrage nach Hospitality-Expertise und -Talenten spürbar ist. Dr. Peter Yesawich von der Brown Legacy Group erklärte, dass hinter dem «Mother Standard®», wie er in den Cancer Treatment Centers of America® praktiziert wird, die konsequente Ausrichtung auf das gastronomische Erlebnis beziehungsweise auf die Patientenerfahrung stehe. Im Sinne dieses ganzheitlichen Ansatzes, der das Gästeerlebnis an jedem Kontaktpunkt optimieren will, hat Lisa Clarke von der Wirtschaftsförderungsagentur des Destination Medical Centers die Infrastruktur der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, erneuert. Die Klinik selbst geniesst einen exzellenten Ruf, verfügte bislang aber nicht über Gastgeber, die den Patienten zwischen den Behandlungen einen sicheren Zufluchtsort und eine zugängliche, ansprechende Umgebung bieten konnten, um deren körperlichen und emotionalen Belastungen zu verringern.
Weitere Beiträge an der der Thinktank-Tagung stammten von namhaften Experten wie:
Dr. Radesh Palikurthi, Universität Memphis: «Bevorzugte Gesundheits- und Wellnesstourismus-Destinationen amerikanischer Konsumenten: Eine Trade-off-Analyse der wesentlichen Entscheidungsfaktoren»
Dr. Ali Poorani, Universität Delaware: «Hospitality-Associates für Forschung & Ausbildung: Marketing und sensorische Auswertung»
Dr. Frederick J. De Micco, Universität Delaware und CV Wijeratne, SSTH: Präsentation aktueller Forschungsergebnisse und Expertenpanel «Bridging Healthcare to Hospitality (H2H)»
Im Rahmen des Expertenpanels diskutierten die Referenten die wichtigsten Triebkräfte für Veränderungen und Chancen in den Bereichen Gesundheit, Spa und Wellness, Medizin und Hospitality sowie mögliche Elemente eines entsprechend ausgerichteten Lehrplans.
Michael Hartmann, Managing Director der SSTH, hat für den Studiengang der/des Hôtelière-Restauratrice/Hôtelier-Restaurateur HF die Hauptfachoption Spa- und Wellness-Management entwickelt. Dieser Fokus vermittelt nicht nur operative Managementkompetenzen, sondern stärkt gezielt Soft Skills. «Menschen suchen Erlebnisse und wollen, dass alle ihre Sinne angeregt werden. Sie wollen, dass wir auf ihren Kindheitserinnerungen aufbauen. Dies ist für den Gesundheits- und Wellnesstourismus besonders relevant, da die Gäste sehr spezifische Erwartungen und Bedürfnisse haben. Medizin und Hospitality verbinden deshalb ihre Kompetenzen, um Patienten und Gästen ein in allen Belangen qualitativ hochwertiges Erlebnis zu bieten.» Der affektive, wissenschaftliche Ansatz der SSTH-Lehrmethode garantiert, dass die Studierenden diese Erwartungen in der Praxis erfüllen: Sie üben Selbstreflexion, erlangen Unabhängigkeit, entwickeln Selbstsicherheit und schärfen Empathie sowie Professionalität, bevor sie ihre Rolle als «Regisseure» in dieser neuen Hospitality-Landschaft übernehmen.
Über die EHL-Gruppe
Die EHL Group mit Sitz in Lausanne, Schweiz, umfasst ein Portfolio aus verschiedenen Unternehmenseinheiten, die auf Ausbildungen und Innovationen im internationalen Hospitality-Management spezialisiert sind:
Die EHL Ecole hôtelière de Lausanne ist seit ihrer Gründung im Jahr 1893 das Sinnbild für schweizerische Gastfreundschaft. In ihrer bis heute wegweisenden Ausbildung für die Hotellerie und den Hospitality-Sektor leistet sie Pionierarbeit. Das Ergebnis ist eine einzigartige, globale Gemeinschaft mit 25’000 Hospitality-Führungskräften und Studierenden aus 120 Ländern.
Als führende Hospitality-Management-Fachhochschule bietet die EHL Studiengänge für begeisterte, talentierte und ambitionierte Studierende an – auf ihren Campus in Lausanne und Passugg ebenso wie online.
Die Schule rangiert in den QS- und CEO-Weltranglisten auf Platz 1. Ihr Restaurant «Berceau des Sens» ist das weltweit einzige Ausbildungsrestaurant mit einem Michelin-Stern.
Die EHL Swiss School of Tourism and Hospitality (Chur-Passugg) zählt seit 50 Jahren zu den führenden Hotel- und Hospitality-Management-Schulen für Hotelfachkräfte. In einem kürzlich renovierten, aus dem 19. Jahrhundert stammenden Kurhotel in Passugg, Graubünden, bietet sie Schweizer sowie internationalen Studierenden aus 20 Ländern schweizerisch akkreditierte Ausbildungen auf Berufs- sowie Hochschulniveau an.
EHL Advisory Services ist das grösste Schweizer Hospitality-Beratungsunternehmen mit Expertise in der Entwicklung von Bildungsmodellen, in der Qualitätssicherung für Lernzentren sowie in der strategischen und operativen Beratung von Unternehmen, insbesondere in der Umsetzung einer Benchmark-Servicekultur für Unternehmen innerhalb und ausserhalb der Hospitality-Branche. EHL Advisory Services verfügt über Niederlassungen in Lausanne, Peking, Shanghai sowie Neu-Delhi und hat in den letzten 40 Jahren Mandate in mehr als 60 Ländern übernommen.
8. Zermatt Summit: „Neue Geschäftsmodelle erobern die Welt“
Der Zermatt Summit will die Referenz für ethisches Wirtschaften in einer globalisierten Welt sein, neben dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos, wo sich führende Unternehmen und Politiker treffen, um hauptsächlich über "business as usual" zu diskutieren.
Redaktion
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13. Juni 2019
Zwischen Davos und Porto Allegre besteht eine Lücke, die der Zermatt Summit schliessen will. (Bild: zVg)
Vom 12. bis 14. September 2019 findet zum achten Mal der Zermatt Summit in Zermatt in der Schweiz statt. «Entrepreneurship to serve the common good» heisst das diesjährige Konferenzthema. 25 global tätige UnternehmerInnen wie beispielsweise Alisée de Tonnac, die kürzlich vom Forbes Magazine als eine der führenden «Social Entrepreneur under 30» nominiert worden ist oder Giuseppe Lavazza, der als erster Kaffeemarktführer im 2015 zu 100% kompostierbare und biologisch abbaubare Kaffeekapseln auf den Markt brachte, zeigen in ihren Keynotes und als Panelteilnehmer, wie sie durch Innovation mit der traditionellen Logik des Mainstreamgeschäfts brechen.
Am hochkarätigen Wirtschaftsgipfel werden über 150 Wirtschafts- und Meinungsführer aus der Schweiz, Europa und Übersee erwartet. Eines der erklärten Ziele des Zermatt Summit ist: Das klassische Wirtschaftsmodell, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht, muss transformiert werden – inspiriert von der Natur und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Menschen.
Radikaler Wandel gefordert
Es braucht einen radikalen Abschied von der seit der Industrialisierung vorherrschenden Wegwerfwirtschaft. Der Zermatt Summit erklärt an konkreten Beispielen aus der Spitzentechnologie und dem modernen Unternehmertum, dass dieses Modell in unserem sich ständig verändernden Klima keinen Sinn macht. Die im Rahmen der Konferenz erarbeiteten Projekte fördern nicht nur eine neue Kreislaufwirtschaft, sondern schaffen Multi-Einkommensströme, die die Unternehmen von bestehenden Kerngeschäftsmodellen entkoppeln und sie zu mehr Stakeholder-orientierten Organisationen machen.
Weitere Informationen zum Programm und Ticketverkauf erhalten Sie unter www.zermattsummit.org
Geothermie: Immer mehr Wärme aus dem Untergrund
Geothermie ist eine Erfolgsgeschichte. Seit 2000 hat sich die geothermische Wärmeproduktion mehr als verdreifacht. Bei der oberflächennahen Geothermie gehört die Schweiz gar zur Weltspitze. Häuser, Quartiere, Industrieanlagen lassen sich wirtschaftlich mit Erdwärme beheizen und kühlen. Geothermie ist ein Schlüssel für eine klimafreundliche Energieversorgung.
Redaktion
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13. Juni 2019
Um den CO2-Austoss von Gebäuden zu senken, setzen immer mehr Private sowie Städte und Gemeinden auf Geothermie. (Symbolbild: Unsplash)
Wird von Geothermie gesprochen, denken die meisten an Basel und St. Gallen – und an die leichten Erdbeben. Das war 2006 und 2013. Doch Geothermie ist viel mehr als das. Geothermie ist eine Erfolgsgeschichte.
Mit Hochdruck forschen Gewiss, es gilt zu differenzieren: tiefe, mitteltiefe und untiefe Geothermie. Bei der tiefen Geothermie wird vier bis fünf Kilometer in den Untergrund gebohrt, um die dortige Hitze zur Stromproduktion respektive zum Heizen zu nutzen. Basel und St. Gallen waren solche Projekte. Die dazu nötige Technologie ist bekannt, aber nicht flächendeckend erprobt. In der Schweiz sind rund 50 Wissenschafter der ETH und verschiedenster Universitäten an der Arbeit, um die Technologie rasch voranzubringen.
Häuser und Quartiere heizen und kühlen Ganz anders die mitteltiefe Geothermie. Mit bewährter Technologie – seit Jahrzehnten im Einsatz – wird in Tiefen von 500 bis 2000 Wasser angebohrt, um damit Gebäude, Gewächshäuser, Thermalbäder, Gewerbe- und Industrieanlagen oder ganze Quartiere zu heizen und zu kühlen. Auch Fabriken können mit Prozesswärme versorgt werden. In Riehen (BS) etwa speist Erdwärme ein Fernwärmenetz. Ein Ausbau ist geplant. Weitere erfolgreiche Anlagen gibt es auch in Kreuzlingen (TG), Schlattingen (TG), Kloten (ZH), Bassersorf (ZH), Zurzach (AG), Davos (GR), Saillon (VS), Lavey-les-Bains (VD), Yverdon-les-Bains (VD) oder Genf.
«Bei der mitteltiefen Geothermie», sagt Willy Gehrer, Präsident von Geothermie-Schweiz und Präsident der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW), «ist das Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft! Ich bin überzeugt, dass die finanzielle Förderung des Bundes in den nächsten Jahren noch einen Boom auslösen wird. Dieser zeichnet sich schon heute ab.» Tatsächlich: «Seit ihrer Einführung Anfang Januar 2018 stossen die Förderbeiträge auf lebhaftes Interesse», weiss Nicole Lupi, beim Bundesamt für Energie (BFE) für die Geothermie-Förderung zuständig.
Weltspitze bei untiefer Geothermie Bei der untiefen Geothermie schliesslich gehört die Schweiz sogar zur Weltspitze. Die untiefe oder oberflächennahe Geothermie reicht bis ca. 500 Meter Tiefe. Mit der dortigen Wärme lassen sich Ein- und Mehrfamilienhäuser, Hotels, Büros oder Gewerbe- und Industriebetriebe heizen und kühlen. In der Schweiz sind vor allem Erdwärmesonden weit verbreitet. Die Anwendung ist äusserst vielfältig. Selbst Flughafenterminals (Dock E des Flughafens Zürich-Kloten) nutzen Erdwärme. Und: Sogar Weichen und Strassen lassen sich mit Erdwärme enteisen. Die SBB testet mit Erdwärme gespiesene Weichenheizungen.
Geothermie ist Klimaschutz Um den CO2-Austoss von Gebäuden zu senken, setzen immer mehr Private sowie Städte und Gemeinden auf Geothermie. Das zeigt sich auch in der Statistik. Von 2000 bis 2017 ist die Wärmeproduktion aus Geothermie in der Schweiz um 348 Prozent gewachsen, von 1186 auf 4130 Gigawattstunden. Die Wärmeproduktion aus Erdwärmesonden stieg gar um 485 Prozent. Mit den 4130 Gigawattstunden Erdwärme hat die Schweiz 1’065’000 Tonnen CO2 eingespart. Das ist soviel, wie alle Lenker eines Neuwagens in der Schweiz im Jahr 2017 ausgestossen haben.
Ungebremstes Wachstum der Erdwärme-Nutzung – ohne jährliche Wettereinflüsse (Quelle: Geothermie-Schweiz)
Tag des Windes: Potenzial von Windenergie für klimaneutrale Energiezukunft
Am 15. Juni am "Tag des Windes" soll weltweit auf die Bedeutung von Windkraft hingewiesen werden. Leider reichen die derzeitigen Rahmenbedingungen für den Ausbau von Erneuerbaren Energien für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens nicht aus. Ein gutes Energiebeispiel stünde so nahe: Windräder.
Redaktion
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13. Juni 2019
Am Tag des Windes dreht sich alles um alternative Energien. Allerdings hätten Länder wie Österreich und die Schweiz noch Luft nach oben. (Symbolbild: Unsplash)
Der Tag des Windes soll sich nicht nur um schöne Wolken drehen. Bereits 14 Prozent des europäischen Stromverbrauchs wurden im letzten Jahr durch Windenergie gedeckt (Quelle: IG Windkraft). Damit ist Windenergie die stärkste aller erneuerbaren Energieformen und einer der grössten Leistungsträger für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens. Der Tag des Windes am 15. Juni soll weltweit auf diese Bedeutung aufmerksam machen.
Windräder decken 11 Prozent des österreichischen Strombedarfs
In Österreich wurde im letzten Jahr durch 1.313 Windräder so viel umweltfreundlicher Strom erzeugt wie über 1,9 Mio. heimische Haushalte verbrauchen. Diese Windkraftanlagen können jährlich rund 7 Mrd. kWh erzeugen. Das entspricht 11 Prozent des Strombedarfs des gesamten Landes und 4,3 Mio. Tonnen CO2, die vermieden werden können (Quelle: IG Windkraft). Die meisten neu installierten Anlagen haben eine Leistung über 3 MW, was einer Jahresproduktion von über 6 GWh entspricht.
Für Privatpersonen rechnen sich Windkraftanlagen im Gegensatz zu Photovoltaikanlagen derzeit noch nicht.
In Österreich wie in der Schweiz ist das volle Potenzial von Windkraft noch nicht ausgeschöpft. Im europäischen Vergleich (kumulative Kapazität von Windkraftanlagen in GW) belegt Österreich nur den 14. Platz, während Deutschland auf Platz 1 ist (Quelle: WindEurope).
Grosses Potenzial für Wirtschaftsstandort
„Die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens ist mit den derzeitigen Rahmenbedingungen auf europäischer und österreichischer Ebene nicht realisitsch“, stellt Energieexperte DI Dr. Roland Kuras fest. „Es müssen hier stärkere Anreizstrategien zur Steigerung des Ausbaus erneuerbarer Energie und genauso zur Steigerung von Energieeffizienz gesetzt werden.“
Die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen sorgt nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht für positive Effekte. Das zeigt eine Untersuchung von vierzehn Wissenschaftlern der LUT University sowie Energy Watch Group. Der Studie zufolge ist ein kompletter Ausstieg aus fossilen Brennstoffen bis 2050 mit einem Windkraftanteil von 32 Prozent in Europa realistisch. Einen weiteren Vorteil sehen die Forscher darin, dass 1,5 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen würden.
Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzt (EAG), das derzeit in Planung ist, soll den Ausbau und die Förderung von Windkraft, Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft beschließen. Dessen Begutachtung ist bis auf Weiteres verschoben worden.
Technologien vor allem für die Speicherung von Windkraft gefragt
„Österreich hat jetzt die Chance sich durch den sinnvollen Ausbau der Technologien rund um Windkraft gemeinsam mit anderen europäischen Ländern als internationale Know-How Plattform zu etablieren“, ergänzt Kuras. Dazu zählt auch die Nachfrage nach neuen Speichertechnologien wie die Speicherung des Windes über Wasserkraftwerke, Power-to-Gas oder Batterienspeicher.
Neubauten werden heute in der Schweiz überwiegend mit einer Wärmepumpe zur Erzeugung von Heizwärme und Warmwasser ausgerüstet. Bei der Erneuerung von Bestandsbauten kommt in rund jedem vierten Fall ein derartiges Gerät zum Einsatz. Wärmepumpen sind damit die bevorzugte Alternative zu fossil befeuerten Gas- und Ölheizungen.
Dr. Benedikt Vogel, im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE)
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7. Juni 2019
FHNW-Forscher Ralf Dott (Bild) und seine Kollegen haben Wärmepumpensysteme nicht nur mit Simulationen, sondern auch im Labor der Fachhochschule in Muttenz untersucht. Dort ist eine Luft/Wasser-Wärmepumpe (6 kWth), ein PV-Anlage (5 kWp) und eine Batterie (5.9 kWh) installiert. (Bild: B. Vogel)
Die Fachhochschule Nordwestschweiz in Muttenz (BL) hat nun untersucht, wie die Wärmeproduktion mit Wärmepumpen durch Sonnenenergie unterstützt werden kann.
Im Mai 2017 haben die Stimmberechtigten dem neuen Energiegesetz zugestimmt. Sie votierten damit für mehr erneuerbare Energien und eine bessere Energieeffizienz. Politische Weichenstellungen entfalten ihre Wirkung in der Regel nach und nach. Im Bereich der Wärmepumpen sind positive Effekte unterdessen greifbar. Wärmepumpen nutzen die in der Luft, dem Erdreich und im Grundwasser enthaltene Wärme, um – unter Verwendung von elektrischem Strom zum Antrieb eines Verdichters – Heizwärme und Warmwasser, aber auch Kühlenergie bereitzustellen. Da sie ohne die fossilen Energieträger Öl und Gas auskommen, entsprechend sie den Zielsetzungen der aktuellen Energiepolitik.
Der Verkauf von Wärmepumpen hat nach dem Abstimmungsjahr 2017 deutlich zugenommen: In der Schweiz wurden 2018 knapp 22’000 Wärmepumpen abgesetzt, rund 10% mehr als im Vorjahr. Das ist bemerkenswert, denn seit dem Rekordjahr 2008 (20’670) hatten die Verkäufe tendenziell abgenommen. „Man kann diese Trendwende wohl nicht auf ein einzelnes Ereignis zurückführen“, sagt Stephan Peterhans, Geschäftsführer der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz (FWS), „doch die politische Diskussion um das Energie- und das CO2-Gesetz haben der Nutzung der Wärmepumpen neuen Schub verliehen. Hinzu kommt, dass mittlerweile praktisch alle Kantone Förderprogramme für Wärmepumpen haben.“
Im Jahr 2018 (orange) hat der Verkauf von Wärmepumpen gegenüber 2017 (blau) um fast 10% zugenommen. Der Absatz von Öl- und Gasheizungen war rückläufig. Grafik: FWS
Mit Solarstrom betrieben
Wärmepumpen basieren auf einer bewährten Technologie. Das Potenzial mit Blick auf eine nachhaltige Energieversorgung ist aber noch nicht ausgeschöpft. So kann für den Betrieb von Wärmepumpen ergänzend zu Strom aus dem Netz auch direkt Solarstrom eingesetzt werden. Welche Bedeutung dem Solarstrom dabei zukommen kann, lässt sich mit einem realitätsnahen Beispiel zeigen: Familie Huber braucht in ihrem Einfamilienhaus (150 m2 Wohnfläche) für Heizwärme und Warmwasser jährlich 10’000 kWh Wärme. Die Wärme wird mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe (7 kW Heizleistung) erzeugt, unter Einsatz von 3000 kWh Strom. Das Haus der Hubers ist mit einer Photovoltaik-Anlage (5 kWp) ausgerüstet, die jährlich 5000 kWh liefert, und einer Batterie mit 5 kWh Kapazität. Der erneuerbare Strom wird immer dann zum Betrieb der Wärmepumpe herangezogen, wenn es möglich ist, daneben aber auch für den Haushaltsstrom (Jahresbedarf: 3000 kWh) genutzt.
Die Zahlen zeigen: Die relativ kleine PV-Anlage produziert über das Jahr gesehen mehr Strom, als die Wärmepumpe verbraucht. Da der Solarstrom aber nicht immer zu den Zeiten produziert wird, wenn die Wärmepumpe gewöhnlich in Betrieb ist, läuft die Wärmepumpe der Familie Huber oft mit Netzstrom. Was heute üblich ist, lässt sich durch ein Energiemanagementsystem ändern: Mit einer intelligenten Regelung könnte man den Eigenverbrauch von PV-Strom steigern, indem man die Betriebszeiten der Wärmepumpe auf Zeiten mit PV-Ertrag legt. Was solche Energiemanagementsysteme bewirken und von welchen Randbedingungen sie beeinflusst werden – das hat nun ein Team des Instituts Energie am Bau (IEBau) der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) untersucht. Die vom Bundesamt für Energie unterstützte Studie wurde Ende 2018 abgeschlossen.
Intelligente Steuerung senkt Netzbezug
Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung: Wird die Wärmepumpe durch intelligente Regelung dann betrieben, wenn PV-Strom produziert wird, kann der Bezug von Netzstrom im Haus insgesamt durch den geänderten Wärmepumpen-Betrieb um bis zu 3 Prozentpunkte vermindert werden. Auf diesem Weg steigt der Eigendeckungsgrad durch PV-Strom von 47 auf 50%. Mit Bezug zum oben genannten Beispiel bedeutet das in absoluten Zahlen: Statt 2820 kWh stammen neu 3000 kWh der 6000 kWh Strom, die der Haushalt über das Jahr hinweg braucht, aus der PV-Anlage.
„Aus Sicht des Stromkunden ist eine Reduktion des Netzbezugs um 3% relativ wenig und schafft keinen wirksamen monetären Anreiz“, sagt Studienleiter Ralf Dott und ergänzt: „Anders präsentiert sich die Lage aus anderen Blickwinkeln, beispielsweise aus Sicht des Netzbetreibers: Steigert eine grosse Zahl von Haushalten den Eigenverbrauch, kann daraus eine spürbare Entlastung des Verteilnetzes resultieren.“ Nach Aussage des FHNW-Forschers ist die Studie aussagekräftig für Einfamilienhäuser, aber auch für kleinere Mehrfamilienhäuser mit bis zu zehn Wohneinheiten. In Häusern mit mehreren Wohnparteien ist die Steigerung des Eigenverbrauchs tendenziell einfacher und grösser, weil das Warmwasser dank der Vielzahl der Nutzer über die Zeit hinweg ausgeglichener gebraucht wird, sagt Dott.
Die ausführliche Version des Fachartikels «Wärmepumpe folgt dem Lauf der Sonne» ist abrufbar auf www.bfe.admin.ch/ec-wp-kaelte (siehe Rubrik ‹Wärmepumpen und Kälte›)
Daten der viertägigen Messkampagne eines Heizsystems, dessen Wärmepumpe unter anderem mit Solarstrom gespeist wird:
Die oberste Grafik zeigt, dass die PV-Anlage während der Nachmittagsstunden mehr Strom erzeugt, als im Haushalt gebraucht wird (rote Kurve). Ein Teil dieses Stroms wird dann zum Betrieb der Wärmepumpe genutzt (blaue Kurve). Die mittlere Grafik zeigt, dass die PV-Anlage in den Nachmittagsstunden Strom ins Netz einspeist – und dies auch dann noch, wenn der PV-Strom für den Betrieb der Wärmepumpe genutzt wird.
(Grafik: Schlussbericht LEWASEF)
Warum weltweit zu viel Trinkwasser nutzlos versickert
Der Mangel an Trinkwasser ist oftmals hausgemacht. Betroffen sind insbesondere Entwicklungsländer, wo oft mehr als die Hälfte des Trinkwassers durch Leckagen und Diebstahl verloren geht.
Der Mangel an Trinkwasser ist in vielen Regionen der Welt ein existenzbedrohendes Problem. Die Ausweitung der Wasserproduktion, die oftmals (beispielsweise durch Talsperren, den Bau von zusätzlichen Grundwasserpumpen, Flusswasserentnahmen oder Meerwasserentsalzungsanlagen) als erste Maßnahme umgesetzt wird, ist aber erst dann sinnvoll, wenn man die zum Teil gigantischen Verluste im Leitungsnetz reduziert. „Diese Verluste sind vielfach ein Hauptgrund für die unzureichende Wasserversorgung“, sagt Keno Strömer vom Institut für Umwelttechnik und Management (IEEM) an der Universität Witten/Herdecke (UW/H).
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierten Verbund-Forschungsprojekts „WaLUE“ (Water Losses in Urban Environment) war es das Ziel der Wittener Forscher, Lösungskonzepte für eine bessere Wasserversorgung in indischen Städten zu entwickeln. Nach fünf Jahren Forschungs- und Umsetzungsarbeit wurde das Projekt nun erfolgreich abgeschlossen.
Die Wissenschaftler entwickelten dazu Konzepte zur Reduzierung von Wasserverlusten durch Ortung und Abdichtung von Leckagen sowie ein nachhaltiges Geschäftsmodell für städtische Wasserversorger. „Der schlechte Zustand und die mangelhafte Wartung der Versorgungsleitungen führt zu erheblichen Verlusten von nicht selten deutlich über 50 Prozent auf dem Weg zum Endverbraucher“, erläutert Keno Strömer. „Durch Mängel an Bauqualität und mangelhafte Wartung werden die Kosten der Wasserlieferung am Ende teurer. Durch eine Verbesserung lässt sich also nicht nur wertvolles Trinkwasser einsparen, sondern auch Energie, zum Beispiel für Wasserpumpen, Bau- und Personalkosten.“
Wie eine Qualitätsverbesserung mit an die Landesverhältnisse angepassten Technologien und Managementkonzepten erreicht werden kann, hat das IEEM nun in einem Handbuch auf Englisch, Deutsch, Hindi und Tamil veröffentlicht. Darin werden digital unterstützte Technologien und Konzepte zur Wasserverlustreduzierung vorgestellt, die im Rahmen des Forschungsprojekts erstmals in der indischen Stadt Tiruvannamalai umgesetzt wurden.
Am Vorhaben beteiligt waren als deutsche Industriepartner mit Tochtergesellschaften in Indien der Wasserdienstleister REMONDIS Aqua, der Pumpenhersteller WILO SE, Dorsch Consulting und Seba KMT. Wissenschaftspartner war das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Auf der indischen Seite wurde das Projekt wissenschaftlich durch die Anna-University in Chennai begleitet. Die Projektleitung lag beim IEEM unter der Leitung von Prof. Dr. mult. Karl-Ulrich Rudolph.
Erschwert wurde das Vorhaben dadurch, dass der international etablierte Ansatz zur Berechnung der Wassermengen (Wasserbilanz der International Water Association IWA) auf Grund regionaler Gegebenheiten nicht angewendet werden konnte. „Ein wichtiger Erfolg des Projektes bestand deshalb darin, die für Industrieländer entwickelte Wasserbilanz zu erweitern und an den indischen Wassersektor anzupassen“, erläutert Prof. Rudolph.
Auch die Messgeräte und Software zur Ortung von undichten Stellen im Kanalnetz mussten erst an die Gegebenheiten der indischen Kanalisation angepasst werden.. „Sowohl im technologischen als auch im Managementbereich konnten wir moderne und fallspezifisch geeignete, digitale Systemkomponenten installieren und austesten, die im Sinne eines Gesamtsystems miteinander harmonieren bzw. verknüpft sein müssen.“
In weiten Teilen Indiens funktioniert die öffentliche Wasserversorgung nur wenige Stunden am Tag. Dass zu wenig Wasser vorhanden ist, ist die Kehrseite des dynamischen Wirtschaftswachstums, das einen steigenden Wasserbedarf mit sich bringt. Verschärft wird die Entwicklung durch den globalen Klimawandel. Die Projektergebnisse und deren Umsetzung fanden in Indien deshalb großen Anklang. Die positive Resonanz wurde auch an der grossen Anzahl von etwa 80 hochrangigen Teilnehmern am Abschlussworkshop deutlich, darunter 54 Vertreter indischer Stadtwasserbetriebe.
„Der Abschlussworkshop hat gezeigt, dass die Wasserverlustreduktion für viele indische Städte ein wichtiges Thema darstellt und zur Lösung der Wasserproblematik in Indien nachhaltigeren Erfolg verspricht als lediglich den Fokus auf eine Erhöhung der Wasserproduktion zu legen“, resümiert Strömer. „Dabei ist es gleichgültig, ob das vergleichsweise preisgünstig, etwa durch Grundwasserbrunnen, oder durch großen Aufwand wie etwa bei der Meerwasserentsalzung geschieht.“ Auf dem Workshop wurde zudem das WaLUE-Handbuch vorgestellt. Es ist das wichtigste Hilfsmittel, mit dem das Konzept in der Wissenschaft und vor allem auch in der Praxis in weiteren Regionen verbreitet werden soll. Aus diesem Grund wurde die gesamte Vorgehensweise, die Ausgestaltung der technischen Komponenten sowie deren Anpassungen, die eingesetzte Software sowie das Betriebs-, Organisations- und Finanzmodell exakt dokumentiert. Das Handbuch wird auf Anfrage gerne als Softcopy bereitgestellt und kann auf der WaLUE-Homepage heruntergeladen werden.
Aber auch für viele Industrieländer gibt es zum Thema Wasserverlustreduzierung noch viel zu tun. Deshalb hat das EU-Parlament entschieden, dass die EU-Mitgliedsstaaten bis zum 31. Dezember 2022 nationale Zielvorgaben zur Reduzierung von Wasserleckagen setzen, die dann bis zum 31. Dezember 2030 erreicht sein sollen. Bei der internationalen Normungsorganisation (ISO) ist derzeit die ISO 24528 ‚Water Loss‘ in Arbeit, weil nicht zuletzt in den trinkwasserarmen Südländern weit höhere Wasserverluste zu verzeichnen sind als beispielsweise in deutschen Leitungsnetzen (wo im Bundesdurchschnitt lediglich ca. 7 Prozent und bei besonders guten Wassernetzen wie etwa von REMONDIS Aqua oder Gelsenwasser zum Teil weniger als 3 Prozent verloren gehen).
Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.600 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung. Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
Klimawandel: Sedimentablagerungen erhöhen Methangas aus Stauseen
Forscherinnen und Forscher des Labors für Wasser und Umwelt (LWU) der TH Köln haben zusammen mit der DB Sediments GmbH einen Prototypen entwickelt, der Methangas aus Stauseen absaugt, das dort über Sedimente angereichert und in die Atmosphäre freigesetzt wird.
Redaktion
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5. Juni 2019
In Feldversuchen der TH Köln wurden die Ursachen der steigenden Methanemission in Stauseen untersucht: Sinkende Wasserspiegel führen zu einer Erhöhung der Methanemission. Ein Prototyp saugt nun Methangas aus Stauseen ab. Dadurch wird weniger Methangas in die Atmosphäre freigesetzt. (Foto: Eric Zimmermann, TH Köln)
Das Forschungsprojekt „Methanelimination aus Stauseen“ (MELIST) wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE.NRW) gefördert. Das Forscherteam der TH Köln hat interessante Verfahren entwickelt, um die Freisetzung von Methangas einzudämmen.
Methan für Klimaerwärmung verantwortlich
Methan gehört neben Kohlendioxid (CO2) und Stickstoff zu den natürlichen Treibhausgasen, die für die Klimaveränderung verantwortlich sind. Dabei ist Methan 28-mal so schädlich wie CO₂, seine Lebenszeit in der Atmosphäre mit zwischen neun und 15 Jahren aber deutlich kürzer. Neben natürlichen Quellen wie Sümpfe und Wälder sind zunehmend auch anthropogene Quellen wie Viehzucht, Reisfelder, und Mülldeponien für die in den letzten zwölf Jahren stark gestiegenen Methanwerte in der Atmosphäre verantwortlich.
Wie signifikant der Methanausstoss durch Stauseen ist, wird derzeit von verschiedenen Forscherteams weltweit untersucht, darunter auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des LWU: „Bereits der eher kleine Stausee Olsberg an der Ruhr, mit einem Speichervolumen von 72.000 Kubikmeter, setzt in einem Jahr so viele Methanblasen frei, wie ein Pkw auf einer Million Fahrkilometern“, sagt Yannick Dück, Doktorand der TH Köln und Koordinator des Forschungsprojekts MELIST.
Organische Bestandteile von Sedimentablagerungen in Stauseen wie beispielsweise Blätter werden durch Bakterien zersetzt, wodurch Methan entsteht. Intensivierte Landwirtschaft oder Waldrodungen erhöhen die Biomasse in Stauseen. Das Methan löst sich im Wasser mit gelöstem Sauerstoff, um anschliessend in der Atmosphäre zu CO₂ zu oxidieren.
Hochdrucksauger für Sedimentablagerungen
Kernstück des im Forschungsprojekt MELIST unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Jokiel entwickelten Prototyps ist ein Hochdrucksauger für Sedimentablagerungen und darin befindliche Methanblasen, die an einer schwimmenden Plattform installiert ist. Diese Plattform fährt kontinuierlich und weitestgehend automatisiert über einen Stausee. Dabei werden die Sedimente aufgewirbelt und zusammen mit dem Methangas aufgenommen. Dieses Wasser-Sediment-Gas-Gemisch wird auf der Plattform getrennt und das Gas durch eine Vakuumpumpe abgesaugt. Abschliessend wird das Sediment dem Fliessgewässer unterhalb des Staudamms wieder zugeführt.
MELIST beinhaltet neben der Prototyp-Entwicklung auch Feldversuche auf den nordrhein-westfälischen Stauseen Urfttalsperre und Olsberg: Das Team der TH Köln unternahm im Zeitraum von November 2016 bis März 2017 kontinuierliche Messungen der Methanemission, untersuchte potentielle Einflussfaktoren und mögliche Methan-Hot Spots der Stauseen. Die Emissionsmessungen ergaben, dass Änderungen des Wasserspiegels einen Einfluss auf die Freisetzung der im Sediment befindlichen Methanblasen haben. Fällt der Wasserspiegel, verringert sich der Wasserdruck und Methanblasen können leichter aufsteigen. Das Ergebnis ist relevant für die sich abzeichnenden klimatischen Veränderungen: Langanhaltende Trockenperioden wie beispielsweise im Rekord-Hitzesommer 2018, durch die der Pegel sinkt, erhöhen demnach die Methanproduktion. „Steigende Temperaturen wie sie durch den Klimawandel zu erwarten sind, werden die Methanproduktion begünstigen“, sagt Yannick Dück.
In einem neu entwickelten Gefrierkernverfahren wurden ausserdem Sedimentproben aus unterschiedlichen Stauseetiefen in zwei Stauseen entnommen und in einem Computertomographen untersucht. Das Verfahren ermöglicht die Entnahme von ungestörten, gashaltigen Sedimentproben. Bei bisherigen Verfahren werden Proben durch einen sich verringernden Wasserdruck und Temperaturänderung der Probe negativ beeinträchtigt „Die gefrorenen Sedimentkerne geben uns Rückschlüsse auf Sedimentschichtungen und die Tiefe, in denen Methanblasen zu finden sind. Das sind wichtige Informationen für die Lösung und Aufnahme von Sedimentablagerungen: Wie tief muss man das Sediment erodieren, um das Gas möglichst vollständig aufzunehmen? Wie oft muss man den Stausee befahren? Und wie viel Energie wird benötigt um das Sediment abzutragen? Die Ablagerungen sind in jedem Stausee unterschiedlich“, sagt Dück.
Im nächsten Schritt soll die kontinuierliche Trennung von Sediment und Gas optimiert werden. Dazu ist ein Folgeprojekt geplant, an dem auch Forscherinnen und Forscher des Lehr- und Forschungszentrums :metabolon beteiligt sind. Sie werden untersuchen, ob und in welcher Form das den Stauseen entnommene Methan energetisch genutzt werden kann.
Klimawandel kostet angeblich Wirtschaft 970 Mrd. Dollar
Die 215 führenden Konzerne der Welt beziffern das wirtschaftliche Risiko des Klimawandels auf das eigene Geschäft laut einer Umfrage des Carbon Disclosure Project (CDP) auf über 970 Mrd. Dollar. Besonders besorgniserregend ist der Umstand, dass die befragten Unternehmen den Grossteil der prognostizierten Kosten bereits in den kommenden fünf Jahren anfallen sehen.
Um den wirtschaftlichen Impact des Klimawandels zu untersuchen, hat konkret das Carbon Disclosure Project (CDP) Daten und Einschätzungen von beinahe 7.000 Unternehmen gesammelt und entsprechend ausgewertet. Zu den Big Playern gehören weltumspannende Grossunternehmen wie Apple und Microsoft, Lebensmittelriese Nestlé, Chemiegigant BASF, Bayer, die Allianz, BMW oder auch Adidas.
Nicht mehr rentable Geschäftszweige
Der Klimawandel wird von den Managern verstärkt als grösste Herausforderung dieses Jahrhunderts angesehen. Wegen erwartbarer höherer Preise für die Emission von Treibhausgasen und damit einhergehender gesetzlicher Regulierungen sehen viele Unternehmen immer stärkere finanzielle Belastungen auf sich zukommen. Laut den CDP-Berechnungen könnte dies für die Grossen 500 Mrd. Dollar bedeuten.
Abschreibungen auf nicht mehr rentable Geschäftszweige sollen dem CDP zufolge 250 Mrd. Dollar ausmachen. CDO wurde im Jahr 2000 als Non-Profit-Organisation gegründet.
Mehr zu den Studien des Carbon Disclosure Projects (in Englisch) finden Sie hier
Swiss Sustainable Finance: Ungebrochenes Wachstum
Gemäss der Schweizer Marktstudie Nachhaltige Anlagen 2019 von Swiss Sustainable Finance (SSF) waren per Ende 2018 in der Schweiz bereits 716,6 Milliarden CHF nachhaltig angelegt. Die ungebremste Zunahme von 83% lässt sich darauf zurückführen, dass immer mehr institutionelle Anleger auf nachhaltige Anlagestrategien setzen und auch zahlreiche Asset Manager Nachhaltigkeitsaspekte standardmässig in ihre Prozesse integrieren.
Redaktion
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3. Juni 2019
Swiss Sustainable Finance (SSF) stärkt die Positionierung der Schweiz als globaler Markt für nachhaltige Finanzen. (Symbolbild: unsplash)
Die neueste Swiss Sustainable Fiance Studie zeigt, dass die sich abzeichnenden regulatorischen Anforderungen und ein verstärkter gesellschaftlicher Dialog über Klimarisiken und andere globale Herausforderungen die Nachfrage nach Schweizer Nachhaltigkeitsporfolios beschleunigen.
Nachhaltiges Fondsvolumen verdoppelt sich
Nachhaltige Anlagefonds wuchsen mit 102% am deutlichsten, was in erster Linie auf eine vermehrte systematische Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das Asset Management zurückzuführen ist. Mit 190,9 Mrd. CHF machen nachhaltig verwaltete Fonds nun 18.3% des Fondsmarkts aus – so viel wie noch nie zuvor. Auch die von institutionellen Anlegern selbst verwalteten nachhaltigen Anlagen haben mit 91% massiv zugenommen, vor allem getrieben durch neu an der Studie beteiligte Pensionskassen und Versicherungen. Die nachhaltig verwalteten institutionellen Gelder im Umfang von 455,0 Mrd. CHF entsprechen nun bereits 31% des gesamten von Schweizer Pensionskassen und Versicherungen gehaltenen Assets. Bei den nachhaltigen Mandaten fiel die Zunahme von 22% auf 70,8 Mrd. CHF etwas moderater aus. Insgesamt haben sich 77 Organisationen – und damit 11 mehr als im Vorjahr – an der Befragung beteiligt.
Institutionelle Investoren als Haupttreiber der Entwicklung
Banken und Asset Manager verwalten einen Anteil von 37% aller nachhaltigen Vermögen in der Schweiz, während die von Institutionelle Investoren selbst verwalteten nachhaltigen Anlagen zwei Drittel dieser Gelder ausmachen. „Der Anteil der von institutionellen gehaltenen Vermögen liegt mit 88% noch deutlich höher, sind doch wesentliche Teile der von Banken und Asset Managern verwalteten Vermögen ebenfalls in institutioneller Hand“, erklärt SSF-Geschäftsleiterin Sabine Döbeli. ESG-Integration ist der Anlageansatz, der am häufigsten Anwendung findet. „Da auch Ausschlüsse viel wichtiger geworden sind wurde das normenbasierte Screening auf Platz drei verwiesen“, erläutert Prof. Timo Busch, Senior Fellow am Center for Sustainable Finance and Private Wealth, Universität Zürich, der die Studie wissenschaftlich begleitet hat. Der Anteil nachhaltiger Immobilienanlagen ist erneut gestiegen und macht nun mit 24.2% den grössten Anteil aller nachhaltig verwalteter Assets aus, gefolgt von Aktien mit 21.3%. Unternehmens- und Staatsanleihen schliessen mit Anteilen von 19.9% bzw. 14.4% an.
Klimaschutz und UNO-Nachhaltigkeitsziele im Fokus
Die Risiken des Klimawandels beschäftigen sowohl Produktanbieter wie auch institutionelle Anleger. „25 Anbieter haben Produkte mit einem spezifischen Bezug zum Klimawandel im Angebot, wobei Investitionen in Klimalösungen als die wichtigste Strategie von 84% der Antwortenden verfolgt wird“, erklärt Jean Laville, stellvertretender Geschäftsleiter von SSF. An zweiter Stelle stehe die Messung des CO2-Fussabdrucks von Portfolios (76% der Anbieter von Klimaprodukten). Im Rahmen von Engagement ist Klimawandel sowohl für institutionelle Anleger wie auch für Asset Manager ein wichtiges Thema. Der Anteil der Vermögensverwalter, die Produkte mit einem spezifischen Bezug zu den UNO-Nachhaltigkeitszielen im Angebot haben, ist von 38% auf 51% gestiegen. Offenbar haben verschiedene Anbieter die vormals deklarierten Pläne umgesetzt.
EU-Aktionsplan beschäftigt auch Schweizer Player
Der EU-Aktionsplan zur Finanzierung eines nachhaltigen Wachstums führte zur Ausarbeitung von verschiedenen Gesetzesvorlagen, von denen einige bereits verabschiedet sind oder kurz davorstehen, wie eine Übersicht im Marktbericht zeigt. Dies beschäftigt natürlicherweise auch Schweizer Anbieter, sind doch viele von Ihnen grenzüberschreitend tätig. Aber auch institutionelle Anleger betrachten die Entwicklungen in Europa mit Interesse, wie die beiden Interviews mit den Direktoren des Pensionskassenverbands ASIP und des Schweizerischen Versicherungsverbands illustrieren. In der Schweiz gab es in den vergangenen Legislaturen ebenfalls vermehrt politische Vorstösse zu nachhaltigen Anlagen. Auch ohne heute schon bestehende gesetzliche Vorgaben erwarten sämtliche Studienteilnehmer ein Wachstum des nachhaltigen Anlagevolumens von 15% oder mehr für das laufende Jahr.
Spezialisiertes Fachwissen als Wettbewerbsvorteil
Sabine Döbeli zieht ein positives Fazit: „Das deutliche Wachstum im Schweizer Markt nachhaltiger Anlagen ist Ausdruck davon, dass es immer mehr zum Standard wird, Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen bei Anlageentscheiden zu berücksichtigen. Die Schweiz verfügt bei nachhaltigen Anlagen über spezialisiertes Fachwissen, was ihr im zunehmenden Wettbewerb um Kunden von Nutzen sein wird.“