Das Modul17: Hochhäuser auf Holzklötzchen-Basis

Forscher der Hochschule Luzern haben das Modul17, ein nachhaltiges Konzept für Hochhäuser aus stapelbaren Holzmodulen entwickelt. Sie können flexibel an verschiedene Nutzungen angepasst werden.

Ein Rendering Bild der Hochschule Luzern. Das Hochhaus besteht aus verdichtenden Holzmodulen. (Bild: innosuisse)

Modul17, Hochhäuser auf Holzklötzchen-Basis – wie soll denn das gehen? Hochhäuser in einer Holz- oder Holzhybridbauweise – Holz und andere Materialien – können eine umweltverträgliche Lösung darstellen, weil sie den Ausstoss von Kohlendioxid für den Bau des Gebäudeparks senken. Im von Innosuisse unterstützten Projekt «HolzHybridHochHaus. Typologie für Hochhäuser in Holz-Hybridbauweise zur urbanen Verdichtung» haben Forschende der Hochschule Luzern das Potenzial von Holzhybridhochhäusern für die Städte der Zukunft untersucht und mit dem Modul17 ein Konzept entworfen, mit dem sich diese hochflexibel gestalten lassen.

17 mal 17 Meter

«Wir stellen mit dem Modul17 einen Baukasten zur Verfügung, den man immer wieder benutzen kann, ohne dass die so entstehenden Hochhäuser alle gleich aussehen», sagt Projektleiter Frank Keikut vom Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur (CCTP) der Hochschule Luzern. Das Modul17 besteht zu fast 90 Prozent aus Holz und bietet auf einem Grundriss von 17 mal 17 Metern – daher der Name – und mit einer Höhe von etwa 14.5 Metern sowohl vertikal als auch horizontal eine hohe Nutzungsflexibilität über seinen gesamten Lebenszyklus. Damit ist es maximal effizient, anpassungsfähig auch in prägnanten städtebaulichen Strukturen und darüber hinaus horizontal und vertikal ausgesprochen flexibel. «Sogar ein nachträglicher Umbau eines Bürohauses in ein Wohnhaus oder umgekehrt ist mit dem Modul 17 möglich», erklärt Keikut.

 Ein stapelbares Modul

Jedes einzelne Modul wird in den Ecken von vier «Megastützen» gehalten, die die vertikalen Lasten tragen und die Gebäudetechnik in einem Hohlraum in ihrem Innern verbergen. Direkt unter der Decke des Moduls leitet ein «Megageschoss», bestehend aus raumhohen Fachwerkträgern, die Vertikallasten auf die Megastützen weiter. Dadurch ist der gesamte Grundriss stützenfrei und kann als «Free Space» frei gestaltet werden. Eine «Megadecke» in Holzbetonverbund-Bauweise trennt die Module voneinander ab und sorgt zusammen mit ausserhalb des Moduls liegenden Treppenhäusern aus Stahlbeton für die horizontale Aussteifung. Der entwickelte Systembaukasten erlaubt, dass das Modul17 in der Horizontalen erweitert und vertikal gestapelt werden kann. So bietet es beliebig viele Kombinationsmöglichkeiten.

Für Wohnungen, Schwimmbäder oder Büros

Innerhalb jedes einzelnen Moduls können Zwischenwände und -decken frei gesetzt werden; etwa für eine Nutzung als Gewerbehalle oder Schule ohne oder mit nur einer Zwischendecke, als dreistöckiges Büromodul mit zwei oder als viergeschossiges Wohnmodul mit drei Zwischendecken. Gleichzeitig erlaubt die Struktur eine freie Gestaltung der Fassade; von Ganzglas- bis zur wohnhaustypischen Lochfassade ist vieles realisierbar. Das macht das Modul17 sehr flexibel, so können Schwimmbäder oder Grossraumbüros genauso realisiert werden wie Tagungs- oder Konzertsäle. Anhand eines etwa 130 Meter hohen Prototyps aus insgesamt 58 Modulen haben die Forschenden in Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der Praxis die Erkenntnisse validiert und die Praxistauglichkeit nachgewiesen. Um das ganze Spektrum der Möglichkeiten von Holzhybrid-Hochhäusern aufzuzeigen, haben die Forschenden – ein interdisziplinäres Team aus Architektinnen, Brandschützern, Bauökonominnen, Holzbauern und Gebäudetechnikerinnen – das Modul17 und den Prototypen in verschiedenen Stadtstrukturen getestet und hinsichtlich Statik, Gebäudetechnik, Produktion, Montage, Wirtschaftlichkeit und möglichen Finanzierungweisen untersucht.

Holzhäuser als Kohlenstoffspeicher

Erst seit der Revision der Brandschutzverordnung im Jahr 2015 können in der Schweiz Holzhochhäuser geplant und gebaut werden. «Endlich ist Holz aus Brandschutzsicht den anderen Baumaterialien gleichgestellt», sagt Keikut. Das Verhalten von Holz im Brandfall sei dank moderner Technologie längst ein simulierbarer, berechenbarer und kontrollierbarer Prozess. Keikut: «Es gibt keine wesentlichen Unterschiede im Brandschutz im Vergleich zu herkömmlichen Baustoffen.» Damit kann das Potential von Holz nun auch im Hochhausbau genutzt werden. «Holz ist die nachhaltigste aller Ressourcen die dem Bau zu Verfügung steht», sagt Keikut. Zur Produktion ist keine Energie notwendig; Kiefern, Fichten oder Buchen wachsen von allein; auch die Verarbeitung erfolgt relativ energiearm. Gleichzeitig bindet der Baustoff CO2. Ein Holzhaus ist laut Keikut faktisch ein Kohlenstoffspeicher.

Verkürzte Bauzeit dank Vorfabrizierung

Zudem sind Holzbauten leichter als Beton- oder Stahlbauten. Auch lässt sich das Material millimetergenau verarbeiten und vorfertigen. Die Verlagerung der Arbeit von der Baustelle in die Fertigungshalle, die im Zuge der Digitalisierung für viele Bauweisen Standard wird, hat im Holzbau bereits lange Tradition. «Das verkürzt die Bauzeit nicht selten um bis zu 50 Prozent und ermöglicht, die Bauabläufe exakt zu timen, was sich letztlich auch in den Baukosten niederschlägt», rechnet Keikut vor. Zudem ist Holz ein ästhetisch ansprechender Baustoff. «Es kommt mit einer sinnlichen Komponente auf die Welt. Sein Geruch, seine Oberfläche – es wäre schade, die zu verstecken.»

Publikation «Modul17. Hochhaustypologie in Holzhybridbauweise» 

Am Projekt beteiligt waren die Kompetenzzentren Typologie & Planung in Architektur (CCTP) (Projektleitung) und Konstruktiver Ingenieurbau (CCKI) der Hochschule Luzern und die Wirtschaftspartner Künzli Holz AGBurkhalter Sumi Architekten GmbHMakiol Wiederkehr AGb+p baurealisation agVadea AGLignum HolzwirtschaftHolzbau SchweizVereinigung kantonaler Feuerversicherungen VKFGraubündner KantonalbankProf. Quick und Kollegen – Ingenieure und Geologen GmbH.

Das Forschungsprojekt «HolzHybridHochHaus – Typologie für Hochhäuser in Holzhybridbauweise zur urbanen Verdichtung» wurde durch Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung gefördert. 

Die Forschenden haben die Ergebnisse des Projekts «HolzHybridHochHaus», das von der «Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsforschung» unterstützt wird, in einer Publikation zusammengefasst. Sie ist soeben im vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich erschienen. 

Keikut, Frank und Sonja Geier: Modul17. Hochhaustypologie in Holzhybridbauweise, vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich 2019, 124 S. Fr 36.00.
ISBN 978-3-7281-3979-5

Auch als eBook erhältlich, Bestellmöglichkeit hier.

Alpiq und Mercedes liefern Speicherlösungen für alte Batterien aus Elektrofahrzeugen

Alpiq und Mercedes-Benz Energy spannen zusammen, um alten Autobatterien ein zweites Leben zu verschaffen. Die beiden Unternehmen haben eine Vereinbarung getroffen, ein Speichersystem für gebrauchte E-Fahrzeug-Batterien zu entwickeln.

 

Moderne Batteriespeicher von Alpiq Digital Solutions. (Bild Alpiq Digital Solutions)

Alpiq bietet industriellen Anwendern einen Stromspeicher an, der auf alten Autobatterien aufbaut. Die Speichereinheit verfügt über eine Leistung von 1,5 Megawatt. Die Batterien werden von Mercedes-Benz Energy geliefert.

Alpiq wiederum plant das Energiemanagementsystem, installiert es und konfiguriert die Software, heisst es in einer Mitteilung des Lausanner Energieunternehmens.

Skalierbare Energie 

Das System erlaubt es industriellen Anwendern, Lastspitzen zu senken, das Netz zu stabilisieren und erneuerbare Energien zu integrieren. Eine einzelne Speichereinheit verfügt über eine Leistung von 1,5 Megawatt und eine Bruttokapazität von 1,4 Megawattstunden. Sie kann aufskaliert werden.

Alpiq nutzt bereits heute grosse stationäre Batteriespeicher. Diese steuert es mit Künstlicher Intelligenz. So betreibt das Unternehmen seit April 2019 einen Batteriespeicher mit einer Leistung von 1,2 Megawatt für das Elektrizitätswerk Maienfeld

Vereinte Kräfte für ein «Zweites Batterieleben»

Als zusammengeschlossenes Speichersystem leisten solche Batterien einen wesentlichen Beitrag zur Energieeffizienz und Senkung der Lastspitzen von Industrieunternehmen sowie zur Netzstabilisierung und Integration von erneuerbaren Energien. Mit dieser ganzheitlichen Betrachtung der Elektromobilität tragen Alpiq und Mercedes-Benz Energy zu einem verantwortungsvollen Umgang der wertvollen, in einem Elektrofahrzeug verbauten Ressourcen bei.

Weitere Informationen zum Batteriespeicher des Elektrizitätswerks Maienfeld finden Sie hier.

Vollständig abbaubare Hygienetücher

Mondi Ascania bringt Hygienetücher auf den Markt, die vollständig aus Zellulose bestehen und biologisch abbaubar sind. Das Tuch besteht aus drei Lagen. Die Bestandteile stammen aus zertifizierter Herstellung.

Hygienetücher Mondi Ascania
Das Vliessmaterial ist vollständig biologisch abbaubar. (Bild: Mondi Ascania)

Mondi Ascania macht Hygienetücher biologisch abbaubar. Die neue dreilagige Linie verwendet 100 Prozent Zellulose, darunter auch Viskose und Zellstoff. Diese Materialien werden in zertifizierten Prozessen zusammengefügt..

Die abbaubaren Hygienetücher selbst werden nicht gewoben, wie die deutsche Tochter des britisch-österreichischen Verpackungsherstellers in einer Mitteilung schreibt.

Effiziente Herstellung  

Das Vliessmaterial ist vollständig biologisch abbaubar. Die neuen Hygienetücher bestehen aus drei Lagen und können auf einer einzigen Anlage hergestellt werden.

Mondi präsentiert seine biologisch abbaubaren Hygienetücher an der Index 2020. Die internationale Messe für Vliesstoffe findet vom 31. März bis zum 2. April in Genf statt. Die Serienproduktion ist ab 2021 vorgesehen.

Mehr Info (auf English) über Mondi Ascania finden Sie hier

Standaktion „Plastikfreier Badener Markt“

Das Projekt „Plastikfreier Badener Markt“ will in seiner jetzigen Phase auch die Marktbesuchenden für das Plastikproblem sensibilisieren. In diesem Rahmen werden die Besuchenden aufgefordert, am nächsten Samstag ihre Taschen, Tüten und Beutel mitzubringen und bedrucken zu lassen.

Das Projekt „Plastikfreier Badener Markt“ ist eines von drei Preisträgern des Badener Umweltpreises 2019. (Bild: Stadt Baden)

Das Projekt „Plastikfreier Badener Markt“ verfolgt das Ziel, „langfristig eine nachhaltige und funktionale Mehrweg-Alternative zu den Plastiksäcken auf dem Badener Markt zu etablieren“, wie es in einer Medienmitteilung der Stadt Baden heisst. Aktuell befindet sich das Projekt noch im Ausarbeitungsprozess, in welchem verschiedene Ansätze geprüft werden.

Teil dieses Prozesses ist auch die Sensibilisierung „auf verschiedenen Ebenen und damit auch bei den Marktbesuchenden“. Dazu dient eine Aktion, die am Samstag, den 7. März, zwischen 8 Uhr und 11.30 Uhr stattfindet. Die Besuchenden des Badener Marktes werden dabei aufgefordert, ihre Taschen, Tüten und Beutel mitzubringen, da die nachhaltigste Tasche diejenige sei, „die Sie schon haben“.

Am Stand gegenüber dem Löwenbrunnen in der Weiten Gasse können diese Taschen dann mit der Marktfrau, dem Logo des Badener Marktes, bedruckt werden.

Badener Umweltpreis 2019

Das Projekt „Plastikfreier Badener Markt“ ist eines von drei Preisträgern des Badener Umweltpreises 2019. Ziel des Projekts ist es, langfristig eine nachhaltige und funktionale Mehrweg-Alternative zu den Plastiksäcken auf dem Badener Markt zu etablieren. Derzeit befindet sich das Projekt im Ausarbeitungsprozess, in dem verschiedene Alternativen geprüft werden. Zu diesem Prozess gehört auch, dass eine Sensibilisierung auf verschiedenen Ebenen und damit auch bei den Marktbesuchenden ansetzt. Daher starten wir mit der Aufforderung, die eigene Tasche zum Einkauf mitzubringen.

Die Standaktion findet am Samstag, dem 7. März zwischen 8.00 und 11.30 Uhr gegenüber dem Löwenbrunnen in der Weiten Gasse statt. Am Stand können Marktbesuchende selbst mitgebrachte Taschen mit der Marktfrau, dem Logo des Badener Marktes, bedrucken lassen.

Motionen für eine umweltverträglichere Abfallwirtschaft

Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerats hat eine Reihe von Motionen angenommen, die einen ressourcenschonenderen Umgang mit Abfällen einfordern. Dabei sollen bei Bauprojekten möglichst Recyclingstoffe eingesetzt sowie oxo-abbaubare Kunststoffe verboten werden.

Eine weggeworfene PET-Flasche ist und bleibt Abfall. (Symbolbild: Unplash)

Beim Übergang zu einer umweltverträglicheren Abfallwirtschaft solle der Bund als Vorbild vorangehen, schreibt die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerats (UREK-S) in einer Mitteilung zur ihrer Tagung am 17. Februar. Auf ihr habe die UREK-S „mit klarer Mehrheit“ mehrere Motionen mit dieser Stossrichtung angenommen, heisst es dort weiter.

Massnahmen gegen Littering 

Konkret wurde eine Motion vom damaligen Nationalrat Peter Schillinger (FDP/LU) mit neun zu zwei Stimmen und einer Enthaltung gutgeheissen. In der Motion 19.4296 fordert Schillinger, dass Bund, Kantone und Gemeinden wann immer möglich wiederverwertetes Baumaterial bei Projekten der öffentlichen Hand einsetzen.

Den Motionen von Nationalrat Jaques Bourgeois (FDP/FR) und Isabelle Chevalley (GLP/VD) schloss sich die UREK-S laut Mitteilung sogar einstimmig an. In der Motion 19.4100 erläutert Bourgeois, der Bund solle „wirksame Fördermassnahmen gegen das Liegenlassen oder Wegwerfen von Kleinabfall“ ergreifen können und fordert entsprechende Gesetzesänderungen ein. Die Motion 19.4182 von Chevalley spricht sich für ein Verbot von oxo-abbaubaren Kunststoffen aus.

Sie zerfallen zwar schneller als herkömmliche Kunststoffe, setzen dabei aber Mikroplastik frei, wird in der Mitteilung zur Begründung erläutert.

Investitionen von Privatpersonen fördern die Abholzung

Reiche Privatpersonen investieren zunehmend in den Agrarsektor. Das heizt den Anbau von pflanzlichen Rohstoffen an, die sich für die menschliche Ernährung, für die Industrie und als Tierfutter eignen. Dieser Kapitalfluss trägt direkt zur Entwaldung im globalen Süden bei, insbesondere in den Tropen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Centre for Development and Environment (CDE) der Universität Bern.

In der Provinz Salta, Argentinien, wird Wald für die Sojaproduktion abgeholzt. (Bild: Rodrigo Montani)

Eine der wichtigsten Ursachen für die Entwaldung ist die Investition von Privatpersonen in die Ausdehnung der Anbauflächen – vor allem in tropischen Regionen. Abholzung setzt nicht nur Kohlenstoff frei, sondern führt auch zum Verlust von Artenvielfalt und Ökosystemen und schmälert deren lebenswichtige Funktionen.

Eine besonders wichtige Rolle spielen dabei sogenannte Flex-Crops – landwirtschaftliche Produkte wie Soja, Palmöl oder Zuckerrohr, die sowohl der menschlichen Ernährung als auch der Futtermittelproduktion oder industriellen Zwecken dienen. Bisherige Untersuchungen ergaben, dass allein der Anbau von Ölpflanzen wie Palmöl oder Soja für etwa einen Viertel der Emissionen verantwortlich ist, die weltweit wegen der Abholzung von Wäldern entstehen. Der Boom von Flex-Crops geht auf verschiedene globale sozio-ökonomische Entwicklungen zurück; eine davon ist die steigende Ungleichheit. Bislang weitgehend unerforscht blieb dabei der Einfluss von Investitionen extrem reicher Privatpersonen.

Mehr Reichtum führt zum Anstieg von Flex-Crop-Anbauflächen

Eine neue Studie, die von Graziano Ceddia am Centre for Development and Environment (CDE) der Universität Bern durchgeführt wurde, untersuchte erstmals, wie sich die Landwirtschaftsinvestitionen von Superreichen auf die Ausdehnung von Flex-Crops im globalen Süden auswirkt. Die Studie, die sich über den Zeitraum von 1991-2014 auf 21 Länder in Lateinamerika und Südostasien konzentriert, belegt: Die Zunahme des Vermögens von reichen Privatpersonen korreliert stark mit dem Zufluss ausländischer Direktinvestitionen in die Landwirtschaft in diesen beiden Weltregionen – und führt damit zur Ausdehnung der Anbauflächen von Flex-Crops.

Gleichzeitig zeigte sich, dass die globalen Investoren von der Erwartung hoher Renditen solcher Kapitalanlagen angezogen wurden. «Privatinvestoren legen ihr Kapital im Agrarsektor im globalen Süden an, weil die Erträge traditioneller Investitionen zurückgegangen sind», so Studienautor Graziano Ceddia.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Vermögenskonzentration bei reichen Privatinvestoren eine entscheidende Rolle bei der Ausdehnung der landwirtschaftlich genutzten Fläche im globalen Süden spielt und damit direkt zur Entwaldung beiträgt. Gemäss der Studie, die nun in Nature Sustainability publiziert wurde, hat während des untersuchten Zeitraums ein Anstieg des Vermögens der Superreichen um 1 Prozent zu einer Ausweitung der Flex-Crop-Anbauflächen um 2,4 bis 10 Prozent geführt.

Verteilung des Vermögens noch wichtiger als Verteilung von Einkommen

«Die Studienresultate verdeutlichen, dass es wichtig ist, die Auswirkungen von Ungleichheit auf die Umwelt zu untersuchen und sich dabei nicht nur auf die Verteilung der Einkommen zu konzentrieren, sondern auch auf die Verteilung der Vermögen», sagt Graziano Ceddia. Denn erst grosse Vermögen ermöglichten private Investitionen im Landwirtschaftssektor im grossen Stil. Und Reichtum sei viel ungleicher verteilt als Einkommen. «Die Studie macht augenfällig, dass die Ungleichheit dringend verringert werden muss, wenn man Umweltrisiken minimieren will.» Ausserdem müsse die Forschung zu den Zusammenhängen zwischen Vermögensverteilung, Investitionen und Umweltzerstörung intensiviert werden.

 

Centre for Development and Environment (CDE)

Das CDE ist das Schweizerische Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung. Als eines der strategischen Zentren der Universität Bern ist es beauftragt, nachhaltige Entwicklung gesamtuniversitär in Forschung und Lehre zu verankern. In Abstimmung mit den globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 erarbeitet das CDE Lösungsansätze und stösst Transformationsprozesse an, welche die Gewinne und Risiken der Globalisierung fairer verteilen, die natürlichen Ressourcen schonen und das Wohlergehen auf der Welt fördern. Das CDE beschäftigt rund 100 Mitarbeitende aus 25 Disziplinen und ist in fünf Regionen des globalen Südens sowie in der Schweiz und in Europa aktiv. Das CDE realisiert derzeit 74 Projekte. Ein wichtiger Teil der Aufgaben des CDE sind Lehre und Ausbildung. Das CDE bietet Lehrangebote im Bereich nachhaltiger Entwicklung auf Bachelor-, Master-, Doktorats- und Nachdiplomstufe mit derzeit über 500 Studierenden an.

Mehr Informationen zum CDE

 

Angaben zur Publikation:

Ceddia M.G.: The super-rich and cropland expansion via direct investments in agriculture. Nature Sustainability, 24. Februar 2020, https://www.nature.com/articles/s41893-020-0480-2

 

 

BioFach: 50’000 Kunden und keiner da zum Reden

Etwa 50.000 Menschen besuchen die Nürnberger Weltleitmesse BioFach am 12. bis 15. Februar 2020, doch am Stand der Firma Reckhaus treffen sie auf niemanden. Der "Insektentöter und Insektenretter" wolle nicht rumstehen, sondern handeln, verlautet die Standbeschriftung.

 

Der Biozidhersteller und Insektenflächenbauer Reckhaus lässt 2020 seinen Stand auf der Weltleitmesse BioFach in Nürnberg unbesetzt. „Wir stehen hier nicht rum, wir handeln“, schreit der leere Stand den Besuchern entgegen.

„Wir wollen lieber unsere Philosophie verdeutlichen, statt Produktdetails zu erklären“, so Dr. Hans-Dietrich Reckhaus, Initiator von Insect Respect und Geschäftsführender Gesellschafter der Reckhaus GmbH & Co. KG. Er selber sei diese Woche in Frankfurt statt in Nürnberg, um dort Kooperationspartnern zu erklären, warum er nicht in Nürnberg ist. Mit seinem Insect Respect Team organisiert er die nächsten grossen Tagungen für Insekten, bereitet Publikationen vor und plant die nächsten insektenfreundlichen Flächen.

In einem Brief an die Besucher, der am Stand 7-214 zu lesen ist, beschreibt Reckhaus, dass Insekten unabdingbar für ein gutes Leben auf der Erde seien: 40% aller Insektenarten sind gefährdet, in manchen Regionen ist ihre Zahl bereits um 80% zurückgegangen.

„Es ist Zeit zu handeln, statt zu reden“, so der Appell, und jeder könne mitmachen: Mit Insektenflächen auf ungenutzten Zufahrten, auf dem Lagerhallendach, im Industriegebiet. Jeder Quadratmeter zählt.

Weniger Konsum als Messebotschaft
Es könne nicht um immer mehr Konsum von Produkten gehen, so Reckhaus. Vielmehr müsse man als Unternehmer vor den ökologischen und sozialen Auswirkungen seiner
Produkte warnen. Reckhaus hat in der Konsequenz den Warnhinweis „Produkt tötet wertvolle Insekten“ auf seine Produkte aufgebracht – als erster Biozidhersteller weltweit.

Reckhaus strebt daher einen neuen Umgang mit Insekten an. Auslöser für den Unternehmenswandel und das weltweit einzigartige Ausgleichsmodell war der Dialog und die mehrmonatige Zusammenarbeit mit den Schweizer Konzeptkünstlern Frank und Patrik Riklin. Sie konfrontierten Dr. Hans-Dietrich Reckhaus 2011 mit der Frage: Wie viel Wert hat eine Fliege für dich als Insektenkiller? Ihre Forderung: Retten statt töten.

Die daraus entstandene Gegenstrategie mündete in einen Transformationsprozess und in die Entwicklung von „Insect Respect“. Den Höhepunkt bildete die gemeinsame Kunstaktion „Fliegen retten in Deppendorf“ (2012), die ein ganzes Dorf mobilisierte und eine Stubenfliege mit dem weltweit ersten Flugticket für ein Insekt in den Wellness-Urlaub ins Schloss Elmau führte. Heute agiert Reckhaus an vorderster Front der Insekten-Lobby, schreibt Bücher über das ambivalente Verhältnis von Mensch und Insekt, plant seine Mitarbeiter zu Landschaftsgärtnern umzuschulen und transformiert eine ganze Branche.

Hintergrund: Insekten

Ohne Insekten überlebt die Menschheit nicht

Es ist höchste Zeit, Insekten zu respektieren – gerade weil man sie manchmal bekämpft. Die Tiere übernehmen viele wertvolle Funktionen. Edward Wilson, der renommierte amerikanische Entomologe,
hat errechnet, dass die Menschen ohne Insekten nur wenige Monate überleben könnten. Doch Zahl und Vielfalt der Insekten sinken dramatisch: Über 40 % der Arten sind im Bestand gefährdet und 5 %
ausgestorben. In manchen Gebieten des deutschsprachigen Raums ist ihre Anzahl um bis zu 80 % zurückgegangen. (s. z.B. Studie in PLOS One)

Zehn gute Gründe, Insekten zu respektieren
1. Ökosystem: Insekten geben der Natur mehr Widerstandskraft.
2. Bestäubung: Insekten halten die Pflanzenwelt am Leben.
3. Kreislauf: Insekten sind ein wichtiger Teil der Nahrungskette.
4. Futter und Essen: Insekten sichern die Welternährung.
5. Hygiene: Insekten befreien uns von «Müll».
6. Böden: Insekten machen unsere Erde fruchtbar.
7. Kleidung: Insekten sind für die Textilproduktion unentbehrlich.
8. Industrie: Insekten produzieren Chemikalien.
9. Medizin: Insekten heilen.
10. Forschung: Insekten sind wissenschaftlich äusserst wertvoll.

http://www.insect-respect.org

Anteil der Erneuerbaren nimmt zu

Der Anteil von erneuerbarem Strom in Schweizer Steckdosen legt weiter zu. So ist er 2018 im Vergleich zum Vorjahr von 68 Prozent auf 74 Prozent gestiegen. Neben der Wasserkraft können dabei auch andere erneuerbare Stromarten zulegen.

Die neuen erneuerbaren Energieträger konnten zulegen und ihren Anteil am Liefermix von 7,2 Prozent auf 7,85 Prozent erhöhen. 91 Prozent davon stammen aus Schweizer Produktion. (Bild: Unsplash)

Das Bundesamt für Energie (BFE) hat die Daten zum Schweizer Strom-Liefermix veröffentlicht. Damit ist der Strom aus der Steckdose gemeint, nicht nur Strom, der in der Schweiz produziert wird. Denn die Schweiz exportiert nicht nur Strom, sie importiert ihn auch. Bei einem Teil dieses importierten Stroms ist die Herkunft nicht überprüfbar. Dieser Anteil ist jedoch 2018 im Vergleich zum Vorjahr von 16,1 Prozent auf 6,3 Prozent gesunken.

Produktionsmix ist nicht gleich Liefermix
In der Schweiz wird Strom zu 55.4% aus Wasserkraft, zu 36.1% aus Kernkraft, zu 2.8% aus fossilen und knapp 6% aus erneuerbaren Energien produziert (= Schweizer Produktionsmix 2018). An die Schweizer Steckdosen wird aber nicht nur Strom aus Schweizer Produktion geliefert: Es herrscht ein reger Handel mit dem Ausland, bei dem Strom exportiert und importiert wird. Deshalb stimmt der Schweizer Produktionsmix nicht mit der durchschnittlichen Zusammensetzung des gelieferten Stroms (= Schweizer Liefermix) überein.

Um über den Liefermix jedes Stromversorgers Transparenz zu schaffen und den Konsument/innen so einen informierten Entscheid für ein bestimmtes Stromprodukt zu ermöglichen, sind die schweizerischen Stromversorgungsunternehmen seit 2005 gesetzlich verpflichtet, Herkunft und Zusammensetzung des gelieferten Stroms offenzulegen. Die Deklaration erfolgt jeweils rückwirkend, basierend auf den Daten des vorangegangenen Kalenderjahres. Seit 2006 müssen diese Zahlen allen Kundinnen und Kunden mit den Stromrechnungen bekanntgegeben werden. Seit 2013 werden die Daten zusätzlich auf der Internet-Plattform www.stromkennzeichnung.ch veröffentlicht.

Im Berichtszeitraum lag der Anteil von Erneuerbaren im Liefermix bei 74 Prozent, nach 68 Prozent im Vorjahr. Die Wasserkraft aus Grosswasserwerken stellt hier mit 66 Prozent (Vorjahr: 60,5 Prozent) den überwiegenden Teil. 76 Prozent davon sind in der Schweiz produziert worden, 2017 waren es noch 80 Prozent. Aber auch die neuen erneuerbaren Energieträger Sonne, Wind, Biomasse und Kleinwasserkraft konnten zulegen und ihren Anteil am Liefermix von 7,2 Prozent auf 7,85 Prozent erhöhen. 91 Prozent davon stammen aus Schweizer Produktion.

Den zweitgrössten Anteil am Liefermix hat jedoch die Kernkraft. Hier wurden nach 15,1 Prozent im Jahr 2017 für das Jahr 2018 insgesamt 17,3 Prozent registriert. 99,8 Prozent dieser Kernkraft stammen aus der Schweiz. Fossile Energieträger haben 2018 einen Anteil von 1,7 Prozent erreicht, Strom aus Abfällen einen Anteil von 0,95 Prozent.

ETH Zürich: Artenvielfalt rechnet sich

Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich wollen herausgefunden haben, dass Heu von Wiesen mit einer hohen Artenvielfalt ertragreicher als Heu von Wiesen mit Monokultur ist. Zudem schützt Biodiversität besser vor Ausfällen in Dürre- oder Überschwemmungsjahren.

 

Wenn Landwirte die Artenvielfalt auf ihren Wiesen und Weiden fördern, können sie höhere Umsätze erzielen. (Bild: Unsplash)

Eine Gruppe von Forschern in den Bereichen Agrarwissenschaften, Ökologie und Ökonomie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) und weiteren Universitäten hat sich mit der Wirtschaftlichkeit von Artenvielfalt im Grasland beschäftigt, informiert die ETH in einer Mitteilung.

„Biodiversität gilt oft als nicht rentabel, aber wir zeigen: doch, sie kann sich rechnen“, wird Nina Buchmann, Professorin für Graslandwissenschaften der ETH, dort zitiert.

Biodiversität ist auch eine Art Risikoversicherung

Konkret haben die in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlichten Forschungen der interdisziplinären Gruppe von Wissenschaftlern ergeben, dass der Ertrag des Heus einer Wiese mit 16 Pflanzenarten höher ausfällt als bei Heu, das von einer Wiese mit nur einer Pflanzenart stammt. Dadurch lasse sich auch das Einkommen in der Milchwirtschaft steigern, wird in der Mitteilung erläutert. „Diese Umsatzsteigerung ist vergleichbar mit dem Unterschied der Erträge zwischen extensiv und intensiv genutzten Wiesen“, wird Studien-Erstautor und ETH-Doktorand Sergei Schaub dort zitiert.

In der Mitteilung heben die Forscher zudem einen weiteren Vorteil der Artenvielfalt hervor. „Die Biodiversität ist auch eine Art Risikoversicherung“, meint Buchmann. Weil Pflanzenarten unterschiedlich auf Umweltphänomene wie Trockenheit oder Überschwemmungen reagieren, können die einzelnen Arten entsprechende Ernteausfälle teilweise kompensieren. „Die Erträge werden über die Zeit stabiler“, erläutert Buchmann.

Klimawandel gefährdet Energieversorgung

Der Klimawandel könnte die Energieversorgung der Schweiz gefährden. Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne schlagen Alarm: nachhaltige Energiesysteme werden nicht auf künftige klimabedingte Risiken ausgerichtet.

 

Europe from space at night with city lights showing European cities © Nasa

 

Der Klimawandel birgt enorme Versorgungsrisiken. Ein neues Simulationsmodell der EPFL macht das deutlich. Neue, nachhaltige Energiesysteme sind meist für heutige Klimaverhältnisse konzipiert. Klimabedingte Risiken werden bei ihrer Entwicklung kaum berücksichtigt. Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) haben dies zum Anlass genommen, eine stochastisch robuste Simulationsmethode zu entwickeln. Sie zeigt, dass die künftige Energieversorgung in Gefahr ist.

„Wir haben beobachtet, dass die heutigen Energiesysteme so konzipiert sind, dass sie sehr anfällig für extreme Wetterereignisse wie Stürme und Hitzewellen sind“, wird Dasun Perera vom Labor für Solarenergie und Bauphysik der EPFL (LESO-PB) in einer Mitteilung zitiert. Zudem würden Klimaschwankungen zu erheblichen Schwankungen bei der Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen in die Netze sowie bei der Energienachfrage führen.

Bisher habe niemand versucht, die beiden Themen Klimawandel und Energieproduktion ganzheitlich zu verbinden. „Wenn wir nichts unternehmen, werden unsere derzeitigen Energiesysteme die Nachfrage nicht mehr decken können“, so Jean-Louis Scartezzini, Leiter des LESO-PB an der EPFL.

Die Forschenden wandten ihre Methode auf 30 schwedische Städte an. Dabei berechneten sie 13 Szenarien für den Klimawandel. Sie stellten fest, dass unter extremen Bedingungen der stündliche Bedarf an Heizung und Kühlung im gesamten derzeitigen Wohngebäudebestand des Landes zwischen 50 und 400 Prozent über dem historischen 20-Jahres-Durchschnitt liegt. Die Ergebnisse gelten für weite Teile Mitteleuropas.

Sie wurden jetzt in der Zeitschrift „Nature Energy“ veröffentlicht.

Treibhausgasemissionen des Schweizer Industriesektors höher als angenommen

Die Treibhausgasemissionen des Schweizer Industriesektors liegen jährlich um rund 600'000 Tonnen CO2-Äquivalente höher als bisher angenommen. Grund dafür ist eine bisher unbekannte Lachgasquelle aus der Produktion des Chemie- und Pharmaunternehmens Lonza AG.

Die Schweiz wird ausländische Zertifikate abgeben, um ihre internationalen Klimaziele für den Zeitraum von 2013-2020 dennoch zu erreichen. (Bild: Lonza Hochhaus Basel)

Die Lachgasemissionen der Lonza von rund 600’000 Tonnen CO2-Äquivalenten (CO2-eq) pro Jahr machen rund 1 Prozent des jährlichen Treibhausgasausstosses der Schweiz aus. Das Unternehmen hat diese im Frühjahr 2018 bei einer Kontrollmessung am Produktionsstandort in Visp (VS) festgestellt und anschliessend dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) gemeldet. Das BAFU konnte daraufhin in einem unabhängigen Gutachten die Quelle des Lachgases nachweisen. Die Lonza ist in das Schweizer Emissionshandelssystem (EHS) eingebunden und muss dem Bund neu auch für diese Emissionen die nötigen Emissionsrechte oder, in begrenztem Umfang, ausländische Zertifikate abgeben.

Das klimaschädliche Lachgas entsteht bei der Produktion des Vitamins Niacin. Die Produktionsanlage der Lonza ist seit 1971 in Betrieb. Lachgasemissionen sind nicht in der Luftreinhalte-Verordnung geregelt. Aus diesem Grund hat die Lonza diese im Rahmen der Vitamin-Produktion nicht untersucht. Die Lonza hat sich gegenüber dem BAFU verpflichtet, bis spätestens Ende 2021 einen Katalysator einzubauen, der diese Emissionen um mindestens 98 Prozent vermindert. Die dafür notwendigen Schritte hat das Unternehmen eingeleitet.

Auswirkung auf die Klimaziele der Schweiz

International hat sich die Schweiz unter dem Kyoto-Protokoll verpflichtet, ihre Emissionen im Durchschnitt zwischen 2013-2020 um 15,8 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Aufgrund internationaler Regeln kann der Ausgangswert für 1990 nicht rückwirkend angepasst werden. Die zusätzlichen rund 600’000 Tonnen CO2-eq pro Jahr müssen deshalb während der gesamten Verpflichtungsperiode ausgewiesen werden und wirken sich negativ auf die Erreichung der Klimaziele der Schweiz aus.
Um das Ziel des Kyoto-Protokolls dennoch zu erreichen, wird die Stiftung Klimarappen ausländische Zertifikate im Umfang von 5 Mio. Tonnen CO2 erwerben und dem Bund übertragen. Die Stiftung wird dafür einen Teil des nach Erfüllung ihrer vertraglichen Pflichten verbliebenen Stiftungsvermögens verwenden. Das nationale Verminderungsziel im CO2-Gesetz beträgt im Jahr 2020 20 Prozent gegenüber 1990. Dieses Ziel, das ausschliesslich mit Massnahmen im Inland erreicht werden muss, verschärft sich nun um 600’000 Tonnen CO2-eq.

Wie wird das nationale Treibhausgasinventar erstellt?
Das Treibhausgasinventar ist eine umfassende Emissionsstatistik nach den Vorgaben der Klimakonvention der Vereinten Nationen. Die Treibhausgasemissionen aus der Nutzung fossiler Energieträger (z.B. Kohle, Erdöl, Erdgas) werden aus dem Energieverbrauch gemäss der Gesamtenergiestatistik des Bundesamtes für Energie berechnet. Treibhausgasemissionen aus grossen Industrieanlagen, wie dies bei den Lachgasemissionen der Lonza der Fall ist, werden durch die betroffenen Unternehmen selber erhoben und im Rahmen ihrer jährlichen Berichterstattung dem BAFU gemeldet. Das Treibhausgasinventar für das Jahr 2018 wird im April 2020 veröffentlicht.

Links:

Künstliche Intelligenz für eine nachhaltige Welternährung

ABB und Microsoft sind in Sachen Künstliche Intelligenz (KI) und nachhaltige Lieferketten auf den Lachs gekommen. Norway Royal Salmon (NRS) ist ein führender Anbieter von nachhaltigem Lachs und verkauft davon jährlich rund 70‘000 Tonnen. Dies entspricht einer Million Lachsmahlzeiten pro Tag – an 365 Tagen im Jahr.

In den rauen und zuweilen gefährlichen Gebieten der nördlichsten Regionen Norwegens hat es sich NRS zum Ziel gemacht, die Sicherheit seiner Mitarbeiter zu erhöhen, die Betriebskosten zu senken und die Nachhaltigkeit der skandinavischen Aquakultur in den Vordergrund zu stellen. (Bild: ABB)

Im Rahmen eines Pilotprojekts zur Analyse von Lachs anhand künstlicher Intelligenz (KI) haben ABB und Microsoft gemeinsam mit NRS eine Lösung entwickelt, um hochwertige Lebensmittel sicher und umweltfreundlicher herzustellen. Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass NRS die Effizienz und Sicherheit seiner Mitarbeitenden erhöhen kann, da diese nun nicht mehr so häufig auf offener See arbeiten müssen. Die neue Technologie wirkt sich auch auf die CO2-Bilanz aus, da nun weniger Aktivitäten erforderlich sind und eine bessere Haltung von Fischen ermöglicht wird. Damit trägt die Technologie zu saubereren Meeren und einer höheren Effizienz bei.

«Der Schwerpunkt von Norway Royal Salmon lag schon immer auf einer intensiven Forschung sowie auf Entwicklung, Kooperation und Innovation», sagte Arve Olav Lervag, COO Farming, NRS. «Um die Nachhaltigkeit kontinuierlich zu verbessern und die Sicherheit unserer Mitarbeitenden zu erhöhen, haben wir gemeinsam mit ABB und Microsoft innovative Lösungen entwickelt, mit denen wir in jeder Hinsicht mehr erreichen können.»

ABB und Microsoft haben eine Technologie für die visuelle Objekterkennung per Fernsteuerung implementiert. Dies ermöglicht die Schätzung von Biomasse und die Zählung des Fischbestands. Mit dieser Technologie wird das Lachswachstum überwacht und die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden von NRS verringert. Gleichzeitig verschafft sich das Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil, da wichtige Daten aus der Lachszucht erfasst werden.

Mit Unterwasserkameras werden Aufnahmen von den Lachsfischen in ihren Fischbecken gemacht, die mehrere Kilometer von der Küste entfernt im offenen Meer treiben. Da das Videomaterial mit künstlicher Intelligenz kombiniert wird, können die Lachse automatisch gemessen und gezählt werden.

 

 

Aquakultur soll revolutioniert werden

«ABB setzt sich voll und ganz für eine nachhaltige Zukunft ein. Hier nutzen wir künstliche Intelligenz, um die Aquakultur zu revolutionieren und dieses Versprechen einzulösen», sagte Guido Jouret, Chief Digital Officer bei ABB. «ABB Ability überwacht die Gesundheit und Entwicklung von Fischen, senkt die Umweltbelastung auf ein Minimum und verringert die Betriebskosten. Auf diese Weise verhelfen wir NRS zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit.»

Die Lösung basiert auf der Cloud von Microsoft Azure und auf ABB Ability, womit ABB ihr umfassendes Fachwissen zur Verfügung stellt, das Geräte, Edge und Cloud umfasst. Auf diese Weise ermöglichen wir unseren Kunden besseren Zugang zu Wissen und erlauben ihnen, mehr Projekte besser umzusetzen.

«ABB, Microsoft und NRS haben bei diesem Projekt äusserst innovativ zusammengearbeitet», sagte Christian Bucher, Global AI Specialist, Microsoft. «Alle Projektbeteiligten haben sich konsequent für eine nachhaltige Welternährung stark gemacht. Nur dank der Innovationen und Lösungen, welche die technischen Teams gemeinsam mit dem Kunden entwickeln, können wir maximale Vorteile erzielen. Zwischen der Ideenfindung bis zur Installation der Lösung vor Ort lagen nur wenige Monate.»

www.abb.com

 

get_footer();