Tag des Waldes: Biodiversität steht im Zentrum am 21. März 2020
Am 21. März findet der traditionelle Tag des Waldes unter dem Motto «Biodiversität» statt. Der Tag wurde von der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) 1970er Jahren als Reaktion auf die globale Waldvernichtung ins Leben gerufen. In der Schweiz werden rund 1,28 Millionen Hektaren Wald gepflegt und bewirtschaftet.
Brigitt Hunziker Kempf
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20. März 2020
In den letzten drei Jahren und auch bereits im 2020 haben Borkenkäfer und Stürme im Forst gewütet. Die kahlen Schadflächen bieten Biodiversitäts-Massnahmen eine Chance, sagt Förster Christian Bottlang. (Bild: zVg)
Nicht nur am Tag des Waldes kümmert sich Christian Bottlang um das Waldbild in seinem Forstrevier. Rund 80 Hektaren, dies sind zehn Prozent der gesamten Revierfläche, wurden bis anhin im Waldgebiet von den Borkenkäfern und Sturmereignissen tangiert. Allerdings, auf den am stärksten betroffenen Waldstücken gedieh meist ein Reinbestand an gepflanzten Fichten, häufig von Privatwaldbesitzern vor Generationen gepflanzt. Die Bäume standen in Reih und Glied, eng nebeneinander wachsend. Die Fichten leiden in den letzten Jahren zunehmend unter der Trockenheit. Die flachgründigen Wurzeln können den Stamm und die Krone nicht genügend mit Wasser versorgen.
Über Borkenkäfer & Co.
Die Bäume sind geschwächt und dadurch anfällig auf Schäden, unter anderem auf Borkenkäfer und Stürme. „Ist der Borkenkäfer einmal in einem solchen Reinbestand angelangt, geht es schnell“, weiss Förster Christian Bottlang. Der Rindenbrüter bohrt sich in die Rinde, legt dort seine Eier ab und ernährt sich vom Bast, wodurch der Baum in der Regel abstirbt. Die befallenen Bäume müssen schnellstmöglich gefällt und aus dem Wald transportiert werden. Das heisst, zurzeit werden betroffene Flächen geräumt und die dadurch freistehenden, verbleibenden Baumbestände sind anfälliger für weitere Schäden, beispielsweise Sturmschäden. Die Forstleute wissen schon längst darum.
Auf den Flächen, die Christian Bottlang als langjähriger Förster im Revier selber bewirtschaftet und formt, gehören reine Fichtenbestände schon länger der Vergangenheit an. „Ich setze, wie viele meiner Berufskollegen, auf Diversität, auf Naturverjüngung und pflege die Waldflächen regelmässig in Abständen von fünf bis zehn Jahren.“ Dank Artenreichtum und Pflege sind die Waldflächen robuster und gesünder. Das Risiko für Schäden ist deutlich geringer.
Pionierbäume fördern, Neophyten bekämpfen
In Privatwald-Flächen ist der Förster als Berater unterwegs. Eine eigentliche Bewirtschaftungspflicht existiert für die Waldbesitzer gemäss dem Waldgesetz nicht. Sie haben Pflichten einzuhalten, wie zum Beispiel das Kahlschlagverbot, die Wiederbestockungspflicht im Schutzwald, die Verwendung von standortgerechten Pflanzen oder die Anzeichnungspflicht durch den Forstdienst bei geplanten Holzschlägen. Waldbesitzer, die in ihrem Wald hauptsächlich auf die Fichte – sie war und ist heute noch eine wichtige Baumart für die heimische Sägeindustrie und Baubranche – gesetzt haben, haben es zurzeit schwer. „Gewisse Waldeigentümer sind wahrlich geschockt. Auf ihren Flächen stehen zum Teil beinahe keine Bäume mehr“, so Christian Bottlang. Die kahlen Flächen sind nun aber auch klar eine Chance, dies für den Wald und für dessen Biodiversität. Dieser Ansicht ist auch die Abteilung Wald des Amts für Landschaft und Natur des Kantons Zürich.
„Auf den Schadflächen soll eine zukunftsfähige, standortgerechte, vielfältige und ökologisch wertvolle Bestockung aus Naturverjüngung entstehen“, erklärt der Kantonsforstingenieur, Konrad Nötzli. Die bestehende Richtlinie zur Förderung der Jungwaldpflege im Kanton Zürich wurde ergänzt und nun können auf Schadflächen zusätzliche Förderungsbeiträge gesprochen werden. Die Waldbesitzer erhalten zehn Franken pro Are, wenn sie die Kahlflächen im Sinne der Vorgaben pflegen und hegen. So sind zum Beispiel Pioniergehölze, das sind unter anderem Birken, Weiden, Pappeln, zu fördern. Diese Weichlaubhölzer stabilisieren den Waldboden, die Humusschicht, bereichern die Artenvielfalt von Flora und Fauna und lassen die vom Wald selber definierte Verjüngung dank genügend Licht gedeihen. Christian Bottlang hilft den Flächen auch mit zusätzlich gut überlegten, kleinflächigen Bepflanzungen zum Beispiel von Eichen.
Die kleinen Bäumchen schützt er mit Holzgattern – natürlich mit Holz aus dem eigenen Revier – vor Wildverbiss. „Wir haben bereits total 70 Kilometer Dachlatten für die Gatter im ganzen Revier verwendet.“ Da und dort entdeckt man auf der Naturverjüngung auch wieder die Fichte. „Auf gewissen Flächen gedeiht die gesamte Baumpalette, auch die Weisstanne findet ihren Platz.“ Der Artenreichtum freut den Förster sehr.
Gemäss Richtlinie des Amtes müssen die Schadflächen, die mittels Beiträge unterstützt werden, durch die Waldbesitzer in fünf aufeinander folgenden Jahre intensiv begleitet werden. Dem Förster ist klar: „Wir brauchen Geduld, haben aber nun die Möglichkeit auf den Schadflächen, einen Zukunft gerichteten, artenreichen Wald wachsen zu lassen. Einen Wald, der auch für die Herausforderung rund um den Klimawandel gewappnet ist.“
Tag des Waldes
Am 21. März findet der traditionelle Tag des Waldes unter dem Motto «Biodiversität» statt. Der Tag wurde von der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) 1970er Jahren als Reaktion auf die globale Waldvernichtung ins Leben gerufen. In der Schweiz wächst auf rund 1,28 Millionen Hektaren Wald. Diese Fläche wird von rund 5‘000 Fachleuten der Forstwirtschaft gepflegt und bewirtschaftet. Fast die Hälfte der in der Schweiz vorkommenden Tiere und Pflanzen sind auf den Wald angewiesen, das sind ungefähr 20’000 Arten. Dank einer naturnahen, fachmännischen Waldbewirtschaftung bleibt die wertvolle Biodiversität erhalten, dies trotz der vielschichtigen Anforderungen an den heutigen multifunktionalen Wald.
Mehr zur „Waldpolitik“ des Bundesamtes für Umwelt BAFU finden Sie hier
Werde Bünzli und rette die Welt
Pünktlich zum «Internationalen Tag des Recyclings» am 18. März 2020 lüften wir das Geheimnis rund um die Teaser-Plakatkampagne «Werde Bünzli». Mit der neuen crossmedialen Kampagne (Plakat, TV, Online, Social Media) soll der Nutzen des Recyclings aufgezeigt und gutes – um nicht zu sagen «bünzlihaftes» – Recyclingverhalten bestätigt werden.
Redaktion
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18. März 2020
Auf www.werde-bünzli.ch kann man sich einem Bünzli-Test unterziehen. (Bild: swissrecycling)
Seit rund einer Woche hängen in der ganzen Schweiz Plakate mit der Botschaft «Werde Bünzli» und «Bünzli retten die Welt». Dahinter steckt die Dachorganisation der Schweizer Recycling-Systeme Swiss Recycling. Mit der neuen crossmedialen Kampagne, die Plakate, TV, Online und Social Media umfasst, soll der Nutzen des Recyclings aufgezeigt und gutes – um nicht zu sagen «bünzlihaftes» – Recyclingverhalten bestätigt werden.
«Auch wenn die Schweiz im europäischen Vergleich zu den Spitzenreitern im Recyceln gehört, so gibt es immer noch Potenzial», erklärt Patrik Geisselhardt, Geschäftsführer von Swiss Recycling. «Eine kontinuierliche Sensibilisierungsarbeit ist wichtig, um nachhaltig noch mehr Menschen zum Recyceln zu bewegen».
Rezyklierter Song und hochkarätige Regie
Für die Kampagne stellte die Schweizer Band Baby Jail freundlicherweise ihren Song «Tubel Trophy» zur Verfügung. Dieser wurde in Zusammenarbeit mit HitMill mit anderen Musikern neu eingespielt und erzählt jetzt die Geschichte eines Klimaschutz-ignoranten, der immer noch glaubt, Klimaerwärmung sei «Fake-News».
Für die Umsetzung des TV-Spots zeichnet der Schweizer Filmemacher und Regisseur Michael Steiner verantwortlich.
Bünzli-Landingpage
Auf Werde-bünzli.ch kann man sich einem Bünzli-Test unterziehen. Der Test soll auf humorvolle Weise zeigen, wie ausgeprägt das eigene Recyclingverhalten ist und wie man sich noch weiter verbessern kann. Zudem kann man sich zum Bünzlitum bekennen. Ausserdem ist die Plattform ein Marktplatz für Recycling-Produkte: Hier findet man Anbieter und Produkte von rezyklierten Materialien und Wertstoffen. Interessierte können nach Produktegruppen suchen oder einfach durch den Markt scrollen und Unternehmen und Produkte kennen lernen. Zum Kauf von den Produkten wird man via Marktplatz zum Anbieter geleitet.
Dank Recycling: Wohnenergie für fast 800’000 Personen
Weltweiter Klimaschutz ist unter anderem dank Greta Thunberg und der Klimaschutz-Bewegung «Fridays for Future» so aktuell wie nie zuvor. Mit einer Ökobilanz kann der konkrete Nutzen der Schweizer Recycling-Systeme aufgezeigt werden: Das Recycling hierzulande erreicht einen Umweltnutzen, der einem Wohnenergiebedarf von 790`000 Personen entspricht – das sind die Bewohner von Zürich, Basel, Bern und Luzern zusammen. Swiss Recycling leistet Sensibilisierungsarbeit, denn die Wiederverwertung schont Ressourcen, spart Energie, reduziert die CO2-Belastung und schafft Sekundär-Rohstoffe.
Für die Kampagne „Werde Bünzli“ wurde zudem die «Tubel Trophy» der Schweizer Band Baby Jail «rezykliert» Beim TV-Spot Regie geführt hat der bekannte Schweizer Filmemacher Michael Steiner.
Helfen Sie mit, bünzlihaftes Recyclingverhalten zu stärken, und übernehmen, teilen und streuen Sie die Inhalte am 18. März am «Internationalen Tag des Recyclings».
Spannendes Eintauchen in die Bünzli-Welt wünscht das Swiss Recycling-Team
Waldabholzungen, Corona und Fledermäuse: Zur Entstehung einer ansteckenden Epidemie
Seit die Urwälder weltweit gerodet werden, warnen uns Experten vor der Zerstörung der Umwelt und der «natürlichen DNA» der Zivilisation. Im November 2019 betonte zum Beispiel ein National Geographic Artikel («Deforestation is leading to more infectious diseases in humans»), dass eine tödliche Pandemie ausbrechen könnte.
Michael Merz, Chefredaktor UmweltPERSPEKTIVEN
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16. März 2020
Wenn es darum geht, die Verbreitung von Coronaviren einzudämmen, wird es noch wichtiger, die Menschen über menschengemachte Umweltrisiken (z. B. zwischen Mensch und Tier) aufzuklären. Symbolbild: Unsplash
Die COVID-19-Pandemie (umgangssprachlich auch «Coronavirus-Pandemie», «Corona-Krise» beschrieben) ist ein Ausbruch der neuartigen AtemwegserkrankungCOVID-19 (oder „Covid-19“, für Corona virus disease 2019). Bereits im Januar 2020 wurden erste Ansteckungen ausserhalb der Volksrepublik China gemeldet, doch erst seit dem 11. März 2020 geht die Weltgesundheitsorganisation WHO offiziell von einer Pandemie (der ersten seit der Pandemie H1N1 2009/10) aus.
«1997, als Rauchwolken über den Regenwäldern Indonesiens hingen, weil ein Gebiet von etwa der Grösse Pennsylvanias verbrannt wurde um Platz für die Landwirtschaft zu schaffen – wobei die Brände durch die Dürre weiter verschlimmert wurden – konnten die im Dunst erstickten Bäume keine Früchte mehr produzieren. Hierdurch fanden die ansässigen Fledermäuse für ihre Nahrungssuche keine andere Möglichkeit, anderswohin zu fliegen und eine tödliche Krankheit mit sich zu tragen», beginnt der Artikel der freischaffenden Wissenschaftsjournalistin Katarina Zimmer, welcher am 22. November 2019 über National Geographic veröffentlicht wurde.
Zimmer schreibt, dass sich darauf hin Fledermäuse in malaysischen Orchideenbäumen versteckten. Schweine seien plötzlich krank geworden. Möglicherweise assen sie heruntergefallene, verdorrte Früchte, an denen die Fledermäuse zuvor herumnibbelten. Malaysische Bauern hätten von diesen Früchten probiert.1999 stellte man bei 265 Menschen eine gefährliche Hirnentzündung fest, wobei 105 Menschen am so genannten Nipah Virus den Tod erlitten haben.
Gleich mehrere Forscher weisen darauf hin, dass das Nipah Virus nur eine von vielen ansteckenden Krankheiten aus solchen Regionen darstellt, wo seit Jahrzehnten massiv gerodet wird. Diverse wissenschaftlich belegte Studien gehen von einem Kausalzusammenhang zwischen Waldabholzungen und einer komplexen Kaskade von Ereignissen aus, die schliesslich krankheitserregende Viren in jede Ecke der Welt befördern.
Moskitostiche und menschengemachte «Multiplikatoren»
In einer komplexen Analyse von Satelliten- und Gesundheitsdaten, die vor kurzem in der Zeitschrift «Proceedings of the National Academy of Sciences» veröffentlicht wurde, berichtete Erin Mordecai von der MacDonald und der Stanford Universität über einen signifikanten Einfluss der Abholzung des Amazonasbeckens auf die Übertragung von Malaria – dies in Übereinstimmung mit einigen früheren Untersuchungen.
Es sind zwar Hochschätzungen, doch die Ausmasse leuchten ein: Zwischen 2003 und 2015 registriert man einen jährlichen Anstieg des Waldverlustes um 10 Prozent. Die Malariafälle sind in dieser Zeit jährlich um 3 Prozent angestiegen. In einem Jahr der Studie wurde beispielsweise ein zusätzliches Stück gerodeter Wald von 618 Quadratkilometern (1’600 Quadratkilometer) – das entspricht fast 300’000 Fussballfeldern – mit zusätzlichen 10’000 Malariafällen in Verbindung gebracht.
Dieser Effekt war im Waldinneren am stärksten ausgeprägt gewesen. Hier seien die Waldflächen noch intakt, wobei an deren Rändern die Mücken einen feuchten Lebensraum besiedeln.
„Weil die von Bäumen gesäumten Mückenlichtungen verschwinden, könnten Ansteckungen in urbanen Gebieten steigen.“
Andere Untersuchungen, so etwas jene der Epidmiologin Amy Vittor am Emerging Pathogens Institute der Universität von Florida, zeigen: Entlang der abgeholzten Waldränder bildet sich ein idealer Lebensraum für die Brut der Mücke Anopheles darlingi, dem wichtigsten Überträger der Malaria im Amazonasgebiet.
Durch sorgfältige Untersuchungen im peruanischen Amazonasgebiet fand Vittor eine höhere Anzahl von Larven in warmen, teilweise schattigen Tümpeln, die sich neben in den Wald geschnittenen Strassen und Trümmern bildeten. „Das waren die Orte, an denen Anopheles darlingi sich wirklich gerne aufhalten“, erinnert sich die Forscherin.
Angesichts des anhaltenden Brandes im Amazonasgebiet im Jahr 2019 liessen diese Ergebnisse nichts Gutes ahnen. Daten, die im November 2019 veröffentlicht wurden, zeigen, dass 2019 im Amazonasgebiet ein Fläche zerstört wurde, das zwölfmal so gross wie New York City ist. Allerdings kann an solchen niedergemähten Orten kein Regenwasser von Bäumen und Pflanzen regeneriert werden.
Konklusion: Fledertiere als Überträger der CoV-Krankheit?
Die im April 2018 publizierte Arbeit mit dem Titel «Bats, Coronaviruses, and Deforestation: Toward the Emergence of Novel Infectious Diseases?» (Quelle: US National Library of Medicine / National Institutes of Health) von Aneta Afelt, Roger Frutos und Christian Devaux stellt einen klaren Bezug zwischen Fledermäusen, Waldrodungen und Coronaviren her. Aufgrund der sich entwickelnden Landnutzung siedeln sich Fledermauspopulationen in Gebieten an, die näher an menschlichen Behausungen liegen (Reuter et al., 2016).
Die Forscher differenzieren jedoch zwischen Mensch und Tier:
«Obwohl menschliches Blut in der Nahrung von D. ecaudata-Fledermäusen in Brasilien gefunden wurde (Ito et al., 2016), was darauf hinweist, dass sich Fledermäuse von Menschen ernähren können, ist dies eine Ausnahme. Darüber hinaus gibt es, vielleicht mit Ausnahme des Australischen Fledermaus-Lyssavirus (ABLV) und des Duvanhage-Virus, keinen eindeutigen Fall einer direkten Übertragung des Virus von Fledermäusen auf den Menschen (Tignor et al., 1977; Hanna et al., 2000; Paweska et al., 2006).»
Die Experten meinen sogar, dass Fledermäuse nützlicher sind, als viele annehmen. Fledermäuse helfen etwa, Obstbäume zu bestäuben (Whittnaker et al., 1992; Kelm et al., 2008) und sie würden auch die Insektenpopulationen eindämmen helfen (Leelapaibul et al., 2005; Kalka et al., 2008). Heutzutage werden jedoch in Asien gegen 56 Fledermausarten von einkommensschwachen Populationen gejagt und verzehrt (Mildenstein et al., 2016). Sie werden auch in der traditionellen Medizin (Walker, 2005; Ashwell und Walston, 2008) und in landwirtschaftlichen Betrieben zur Herstellung von Guano Dünger verwendet (Chhay, 2012; Thi et al., 2014).
Die Analysen der oben erwähnten Forschenden unterstreichen jedoch, dass es bereits vor dem SARS-Ausbruch 2002 mehrere CoV-Übertragungsereignisse zwischen Fledermäusen, Zibetkatzen und Menschen stattgefunden hätten (Zheng et al., 2004). In ihrer Publikation heisst es zum Beispiel: «Das biologische Problem der Virusentstehung hat sich nicht grundlegend geändert, jedoch steigt die Wahrscheinlichkeit des Auftretens des Risikos aufgrund von Umwelt-Belastungen und -Veränderungen.»
Anthropization und Auftretens von Krankheiten
Unter Anthropization oder Anthropisierung (aus dem Englischen übersetzt) versteht man in der Geographie und Ökologie die Umwandlung von Freiflächen, Landschaften und natürlichen Umgebungen durch menschliches Handeln. Unter «anthropische Erosion» wird etwa der Prozess menschlichen Handelns, welches das Terrain und den Boden verschlechtert, beschrieben.
Ländliche Gebiete sind durch eine grosse Vielfalt von Landschaften gekennzeichnet, die Häuser, Scheunen, Felder, Obstgärten und Wälder unterschiedlicher Dichte umfassen. Es wird allgemein angenommen, dass Entwaldung und Anthropisierung zum Verschwinden von Arten führen können. Dies ist allerdings nicht immer wahr, wenn neue Umgebungen einen akzeptablen Lebensraum für eine grosse Anzahl von Tieren bieten und beispielsweise eine höhere Diversität von Fledermäusen begünstigen.
Darüber hinaus ziehen Hauslichter nachts eine grosse Anzahl von Insekten an, die eine leichte Beute für insektenfressende Fledermäuse darstellen. Häuser und Scheunen bieten höhlenbewohnenden Fledermäusen Unterschlupf, während Obstgärten und Felder frugivore Fledermäuse anziehen. Dieser attraktive Effekt der anthropisierten Umgebung auf Fledermäuse mit unterschiedlichen biologischen Bedürfnissen führt zu einer höheren Konzentration und Biodiversität von Fledermausviren (Han et al., 2015; Plowright et al., 2015; Reuter et al., 2016; Lacroix et al., 2017a,b; Walsh et al., 2017; Afelt et al., 2018).
Dies erhöht das Risiko der Übertragung von Viren durch direkten Kontakt, Haustierinfektionen oder Kontamination durch Urin oder Kot. Denn Fledermäuse erzeugen ebenso Viren neben menschlichen Behausungen (Plowright et al., 2015; Afelt et al., 2018). Weil CoVs (siehe Infobox „Neuartige Fledermaus-CoV-Krankheit“) in erster Linie Erreger von Tierkrankheiten sind, besteht das Risiko des Auftretens von Krankheiten sowohl bei Haustierkrankheiten als auch bei Krankheiten des Menschen.
Tier-übertragene Viren: ein historischer Feind mit einer glänzenden Zukunft
Das neuartige Coronavirus wird als SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2) bezeichnet. Die von dem Virus ausgelöste Atemwegserkrankung heisst COVID-19 (Coronavirus disease 2019).
In jüngster Zeit sind grössere Infektionen des Menschen durch Fledermausviren dokumentiert worden, obwohl sie möglicherweise schon früher in der Geschichte aufgetreten sind. Coronaviren (CoVs abgekürzt) wurden meist mit Tierkrankheiten in Verbindung gebracht, wobei Vieh und Haustiere als Zwischenträger für die Übertragung auf den Menschen fungierten.
Etwa 4,4 Prozent der Ratten, die auf drei Lebendmärkten in der Region des Mekong-Deltas in Vietnam verkauft wurden, und 22 Prozent der Fledermäuse, die in drei Fledermausfarmen beprobt wurden, trugen CoV, was ein hohes Mass an Tierkontamination darstellt (Berto et al., 2017). Bevor SARS-CoV und MERS-CoV beim Menschen auftraten, wurden die vier bekannten menschlichen CoVs (HCoV-HKU1, HCoV-229E, HCoV-NL63 und HCoV-OC43) als endemisch und verantwortlich für leichte bis mittlere Atemwegserkrankungen während mehr als drei Jahrzehnten gemeldet.
Es gibt Hinweise darauf, dass Alpha-CoVs der Fledermaus Hipposideros caffer ruber gemeinsame Vorfahren mit menschlichem HCoV-229E haben (Pfefferle et al., 2009) und dass ein verwandtes Virus gefangene Alpakas (Vicugna pacos) infizierte, während ein anderes verwandtes Virus Kamele infizierte (Corman et al., 2016).
Darüber hinaus zeigt HCoV-NL63, das in 9,3 Prozent der Proben von Personen gefunden wurde, die wegen Atemwegserkrankungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Es bestehen also Sequenzähnlichkeiten zwischen Fledermaus (Perimyotis subflavus) CoV ARCoV.2 und angesteckten Menschen, während HCoV-NL63 sich in Zelllinien aus der Lunge von dreifarbigen Fledermäusen vermehren kann (Huynh et al., 2012).
MERS-CoV ist sowohl mit Fledermaus-CoV HKU4 (bei Tylonycteris-Fledermäusen) als auch mit Fledermaus-CoV HKU5 (bei Pipistrellus-Fledermäusen) eng verwandt. Insgesamt veranschaulichen diese Daten die komplexe Dynamik der CoV-Zirkulation zwischen Fledermäusen und Wild- oder Haustieren (Rind, Schwein) vor der Kreuzung mit dem Menschen.
Fledermäuse müssen jedoch nicht unbedingt an Primärinfektionen der Menschen beteiligt sein. Allerdings, so schreiben Aneta Afelt, Roger Frutos und Christian Devaux in ihrer 2018 veröffentlichten Studie mit dem Titel «Bats, Coronaviruses, and Deforestation: Toward the Emergence of Novel Infectious Diseases?»:
«Anders verhält es sich mit dem Auftreten eines neuartigen Erregers innerhalb der immunologisch aktiven menschlichen Population. In einem solchen Fall ist das Risiko grosser Epidemien bei gleichzeitig hoher Mortalität sehr hoch. Einmal an den Menschen angepasst, können CoVs sich weiterentwickeln, um einen effizienteren Intra-Spezies-Übertragungsmodus zu entwickeln. Während der SARS-Ausbrüche in Taiwan und Toronto waren bestimmte Personen sehr effizient bei der Übertragung von SARS-CoV und wurden als „Superspreader“ bezeichnet (McDonald et al., 2004).
Insgesamt 83,2 Prozent der Übertragungsereignisse standen in epidemiologischem Zusammenhang mit fünf „Superspreadern“, die alle eine bei der ersten medizinischen Konsultation diagnostizierte Lungenentzündung hatten.
Resumée (zur Verbreitung von Coronaviren)
Da der zunehmende Einfluss menschlicher Aktivitäten auf die Ökosysteme wahrscheinlich nicht nachlassen wird, ist es notwendig, die CoV-Überwachung bei Wildtieren, Rindern, Haustieren und Menschen zu verstärken, um die Dynamik der Übertragung zwischen den Arten besser zu verstehen und die Risikobewertung, Frühwarnung und Intervention zu verbessern (Devaux, 2012).
Leider ist das Problem der durch Fledermäuse übertragenen Viren nicht auf CoVs beschränkt. Von den 60 Virusspezies, die mit Fledermäusen assoziiert sein sollen, sind 59 RNA-Viren, die möglicherweise für das Auftreten und Wiederauftreten von Infektionskrankheiten beim Menschen verantwortlich sein könnten (Brook und Dobson, 2015).
Steht nun jedoch das Risiko für das Auftreten von Krankheiten in direktem Zusammenhang in der Verbreitung von Fledermausarten? Mehrere Beispiele sind in anderen Virusfamilien zu finden. Das Hendra-Virus wurde 1994 nach dem Tod von 30 Pferden und 1 Mann in Hendra, Australien, nachgewiesen. Die wahrscheinlichste Art der Kontamination durch den Menschen waren Aerosole von kranken Pferden, die zunächst durch Urin oder amniotische Flüssigkeit von Pteropus-Fledermäusen kontaminiert wurden (Weatherman et al., 2017). Das Nipah-Virus ist ein weiteres Beispiel für die kombinierte Wirkung von Abholzung und Anziehung auf anthropisierte Umgebungen. Von der Abholzung betroffene Pteropus-Fledermäuse siedelten sich in Ställen an, wo sie das Virus auf Schweine übertrugen, die wiederum Menschen infizierten (Chadha et al., 2006).
„Es bleib offensichtlich, dass das Risiko, dass neue Viren entstehen, sehr hoch ist.“
Anthony und Kollegen haben geschätzt, dass 2018 mindestens 3’204 CoVs in Fledermäusen im Umlauf sind (Anthony et al., 2017). Unabhängig von der Genauigkeit dieser Vorhersage bleibt es offensichtlich, dass das Risiko, dass neue Viren aus Fledermäusen entstehen, wahrscheinlich sehr hoch ist. Da nun vor allem der asiatische Kontinent – neben Südamerika – zu den Regionen der Welt gehört, in denen das Bevölkerungswachstum am stärksten, hingegen die Entwaldungsrate extrem ist, erfüllt sie alle Voraussetzungen – siehe auch sanitäre Bedingen – um zum Ort des Auftretens oder Wiederauftretens von Infektionskrankheiten zu werden.
Das „One Health“-Konzept erkennt an, dass die menschliche Gesundheit mit der Tiergesundheit und der Umwelt verbunden ist. Allerdings ist die Weltbevölkerung mit so einigen Problemen konfrontiert, was die Zunahme der städtischen Population, die Abnahme der landwirtschaftlichen Nutzflächen und die vielerorts schlecht gesteuerte Urbanisierung anbetrifft.
Ein asiatischer Bauer löscht in der Nähe des Urwalds „Abfall“. Feuer und Rauch, aber auch ein im Staub enthaltener Kot von Fledermäusen könnte möglicherweise durch die Luft verbreitet werden. (Bild: Unsplash)
Infobox:
Neuartige Fledermaus-CoV-Krankheit
Coronaviren (CoV) wurden schon längere Zeit mit diversen Tierkrankheiten in Verbindung gebracht, so zum Beispiel zeigen Vögel infektiöse Corona-Ansteckungen, doch gibt es auch bei Rindern die Atemwegsinfektion (BRD-BCoV), Kälberdurchfall, bei Schweinen und Hunden SDCV, PEDV, SECD, bei Feline, bei Tieren aus der Familie der Katzen Darmerkrankungen oder die infektionöse Peritonitis (Saif, 2014).
Bei den Menschen gab es schon immer Influenza-Wellen und gewöhnlichen Erkältungen. Allerdings trat 2002 in China SARS auf und verbreitete sich exponentiell in 29 weiteren Ländern mit einer Sterblichkeitsrate von 10 Prozent. In jüngerer Zeit wies der MERS-CoV-Ausbruch in Saudi-Arabien im Jahr 2012 eine Sterblichkeitsrate von 38 Prozent auf. Das Auftreten dieser beiden Ereignisse mit hoch pathogenen CoVs wirft ein Licht auf die Bedrohung, die von Coronaviren für den Menschen ausgeht.
Fledermäuse beherbergen viele Viren (Calisher et al., 2006), insbesondere Coronaviren, die 31 Prozent ihres Viroms ausmachen (Chen et al., 2014). Darüber hinaus zeigen Fledermäuse eine bemerkenswerte Resistenz gegen Viren (Omatsu et al., 2007; Storm et al., 2018). Das Risiko des Auftretens einer neuartigen Fledermaus-CoV-Krankheit ist daher absehbar. (mm)
Hinweis:
Forschende wiesen bereits vor Jahren auf die «Superspreader» hin
Es wird sicherlich entscheidend sein, den „Superspreadern“ besondere Aufmerksamkeit zu widmen, die sehr effizient CoVs durch die Exposition mit Atemtröpfchen übertragen, heisst es zum Beispiel in der Studie «Bats, Coronaviruses, and Deforestation: Toward the Emergence of Novel Infectious Diseases?», die im April 2018 im US National Library of Medicine / National Institutes of Health publiziert wurde. So lautet ein Abschnitt hieraus:
«Die Entstehung einer Krankheit ist ein zufälliger Prozess, und es ist daher unmöglich, die Szenarien und die Dynamik neu auftretender Infektionskrankheiten vorherzusagen. Die attraktive Wirkung anthropisierter Umgebungen auf Fledermäuse ist ein wichtiger Risikofaktor für das Auftreten neuartiger, von Fledermäusen übertragener Krankheiten sowohl bei Menschen als auch bei Tieren. Angesichts des Anteils der beschriebenen CoVs bei Fledermäusen, d. h. 31 Prozent, sollte das Risiko neu auftretender CoV-assoziierter Krankheiten in der Zukunft ernsthaft in Betracht gezogen werden.»
Wenn es vorrangig darum geht, therapeutische Optionen und Impfstoffe zu entdecken (Graham et al., 2013; Zumla et al., 2016), ist es noch wichtiger, an der Aufklärung und Sensibilisierung der Menschen für die mit der anthropisierten Umwelt verbundenen Risiken zu arbeiten.
The authors declare that the research was conducted in the absence of any commercial or financial relationships that could be construed as a potential conflict of interest.
Copyright der oben veröffentlichten Texte:
Michael Merz, UmweltPERSPEKTIVEN
Informationen zum Coronavirus für die Landwirtschaft
Die Massnahmen des Bundes zielen hauptsächlich darauf ab, die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus zu verlangsamen, damit das Gesundheitssystem möglichst gut mit den steigenden Infektionszahlen umgehen kann. Gleichwohl müssen jetzt auch die Bedingugen in Sachen Umwelt-Hygiene in landwirtschaftlichen Betrieben angepasst werden.
mm
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16. März 2020
Die landwirtschaftliche Versorgung in der Schweiz ist essentiell. In Zeiten von Covid-19 gibt es jedoch betriebliche Unsicherheiten, die nicht nur Menschen, sondern auch Tiere betreffen können. (Bild: Unsplash)
Die Landwirtschaft ist der Dreh- und Angelpunkt für die Landesversorgung. Je nach Land und Region geht man allerdings anders mit Notstand-Gesetzen um. Die Landwirtschaft ist eine kritische Infrastruktur und kann auch keine Heimquarantäne durchführen. Hier ein paar wichtige Punkte zur aktuellen Lage (Erste Quellen: Bundesamt für Landwirtschaft BAG www.blw.admin.ch ; Bundesministerum Landwirtschaft, Regionen und Tourismus www.bmlrt.gv.at )
Grundsätzlich ist festzuhalten,
– dass eine Übertragung des Coronavirus durch Menschen auf Tiere nach bisherigem Kenntnisstand nicht möglich ist.
– derzeit gibt es auch keinerlei Hinweise darauf, dass das Coronavirus durch Lebensmittel übertragen werden kann.
Das Virus kann allerdings durch den Menschen auf Oberflächen übertragen und dort nachgewiesen werden. Deshalb sind möglicherweise betroffenen Landwirtinnen und Landwirten erhöhte Hygienemassnahmen zu empfehlen. Dies unterstreichen auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA): „von landwirtschaftlichen Produkten bzw. Nutztieren geht per se keine Gefahr aus. Die allgemein gültigen Hygienebestimmungen sind einzuhalten“.
Festzuhalten ist zudem, dass aus derzeitiger Sicht kein Anlass besteht, die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln in Frage zu stellen.
Fragen und Antworten zur Land- und Forstwirtschaft
Wie wirkt sich die Ausgangssperre bzw. Verbot von Versammlungen auf landwirtschaftliche Betriebe aus? Kann man nach wie vor Feldarbeit machen?
Die Ausgangssperren und das Verbot von Versammlungen von zum Beispiel mehr als 5 Personen in Österreich gilt nicht für landwirtschaftliche Betriebe. Landwirtschaftbetriebe gelten als kritische, systemerhaltende Infrastruktur. D.h. sie können ihrer Tätigkeit möglichst uneingeschränkt nachgehen (z.B. ist Feldarbeit nach wie vor möglich). Hygienemassnahmen sind zwingend einzuhalten.
Wie sollen landwirtschaftliche Betriebe mit einem allfälligen Coronavirus-Fall am Betrieb umgehen? Was gilt für Angestellte auf landwirtschaftlichen Betrieben?
Verdachtsfälle wie auch bestätigte Infektionen sind umgehend zu melden. Die Gesundheitsbehörden können sodann verschiedene Massnahmen bis hin zu Betriebs- und Verkehrsbeschränkungen anordnen. Es ist den Empfehlungen bzw. den Anweisungen der Gesundheitsbehörde Folge zu leisten.
In einem Infektionsfall ist zu unterscheiden:
Selbstbetroffenheit (als positiv getesteter Coronavirus-Fall oder bis zu vierzehn Tagen in Quarantäne durch die Gesundheitsbehörde angewiesen) bedeutet, dass damit die Arbeitsfähigkeit eingeschränkt ist. Die Gewährleistung des Betriebsablaufs liegt in der unternehmerischen Selbstverantwortung. Hilfestellung bietet u.a. der Maschinenring (Personalleasing) und/oder weitere behördliche Unterstützungspakete.
Betroffenheit eines oder mehrerer Mitarbeiter: Durch behördliche Veranlassung kann eine Quarantänesituation auf den gesamten Betrieb ausgeweitet werden.
Betroffenheit des Betriebes durch behördliche Anweisung zur Desinfektion und/oder Vernichtung der Ware. Hier besteht die Möglichkeit der Entschädigung nach Epidemiegesetz.
Wie sieht es hinsichtlich wirtschaftlicher Schäden und Entschädigung für die landwirtschaftlichen Betriebe aus?
Grundsätzlich trägt das Risiko für wirtschaftliche Schäden der Unternehmer. Eine generelle Ersatzpflicht für sämtliche wirtschaftliche Nachteile besteht nicht. Führen jedoch konkrete behördliche Maßnahmen (z.B.: Quarantänemassnahmen) zu einer Behinderung des Erwerbes, besteht ein Anspruch auf Entschädigung gem. Epidemiegesetz.
Gibt es Beihilfen bzw. Überbrückungskredite?
Derartige Instrumente können erst nach Vorliegen konkreter wirtschaftlicher Schäden geprüft werden. Derzeit liegt der Fokus auf der Reduzierung der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus.
Was passiert mit den landwirtschaftlichen Produkten in Zusammenhang mit einer Coronaviruserkrankung am Betrieb?
Es gibt keine Fälle, bei denen nachgewiesen wurde, dass sich Menschen über den Verzehr von Lebensmitteln und das Trinken von Wasser mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. Daher: Von Lebensmitteln und Trinkwasser geht keine Gefahr durch das neuartige Coronavirus aus.
Was kann die Gesundheitsbehörde im äussersten Fall einen Betrieb anordnen?
Im äußersten Fall kann die Behörde eine Desinfektion des Betriebes anordnen.
Entschädigungen sind laut dem Epidemiegesetz vorgesehen. Der Entschädigungsanspruch ist bei der jeweiligen Bezirksverwaltungsbehörde zu stellen.
Können Tierversteigerungen weiter abgehalten werden? Dürfen landwirtschaftliche Tiere noch verkauft werden?
Ja, landwirtschaftliche Nutztiere können weiter verkauft werden. Tierversteigerungen und Tierabsatzmärkte dürfen in der gewohnten Form nicht mehr abgehalten werden. Ausnahmen sind unter der Voraussetzung möglich, dass Personenkontakte auf ein absolutes Minimum reduziert und die Vorgehensweise eng mit der Behörde abgestimmt wird. Einheitliche österreichweite Standards sind in Erarbeitung.Für den Agrarhandel gelten die aktuellen Schließungen nicht darunter zählen auch Schlachttierversteigerungen.
Wie sieht es mit der Versorgung von Futtermitteln für Nutztiere aus?
Aus derzeitiger Sicht ist aufgrund des Coronavirus kein erhöhter Bedarf bei Futtermitteln festzustellen bzw. ist keine Mangellage absehbar.
Sind von der Schliessung der Geschäfte auch Lagerhäuser bzw. der Agrarhandel (Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, sonstige Betriebsmittel etc.) betroffen?
Für den Agrarhandel (Lagerhäuser, Gartenbaubetriebe, Produzenten von Pflanzensetzlingen, Schlachttierversteigerungen und Landesproduktenhandel mit Saatgut, Futter und Düngemittel) gelten die aktuellen Schliessungen nicht.Landwirtschaftliche Betriebs,- Futtermittel und Saatgut sind für die Frühjahrssaison ausreichend vorrätig.
Aktuelle Situation in der Schweiz:
Die kantonalen Betriebshelferdienste können im Notfall, um Hilfe gebeten werden. «Viele Betriebe haben ein privates Netzwerk, auf welches sie bei kurzen Ausfällen zurückgreifen können», heisst es beim Betriebshelferdienst des Kantons Luzern. Falls es aber keine private Lösung gebe, würden die Betriebshelferdienste aushelfen. Wegen dem Coronavirus sei der Dienst aber nicht beunruhigt. «Ob wir alle Einsätze machen können, sehen wir wenn sie kommen», schreibt der Dienst. Generell seien die Dienste aber knapp an Helfern. Das sei ein schweizweites Problem. (Quelle: www.bauernzeitung.ch)
Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) beantwortet die brennendsten Fragen zum Coronavirus auf seiner Webseite. Weitere Fragen können per E-Mail an das BLW geschickt werden.
Saline de Bex: Spatenstich für mehr grüne Energie
Gestern haben die Geschäftsleitungsmitglieder der Schweizer Salinen zusammen mit dem Projektteam den Spatenstich zur Vergrösserung des Wasserkraftwerks ihrer Tochterfirma Saline de Bex vorgenommen. Die Bauarbeiten werden bis Ende 2022 dauern. Nach Abschluss wird das Wasserkraftwerk rund 50% mehr grünen Strom produzieren als bisher.
Redaktion
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12. März 2020
Von links nach rechts: Arnaud Tamborini, Betriebsleiter Saline Bex, Maël Roth, Ingenieur Bex, François Sandoz, Projektleiter, Thomas Fröhlich, Leiter Marketing und Verkauf Schweizer Salinen, Dania Aebi, Leiterin Finanzen und Controlling Schweizer Salinen, Dr. Urs Ch. Hofmeier, Geschäftsführer, Jean-Louis Meylan, Leiter Finanzen und Administration Saline de Bex, Dieter Rebmann, Leiter Salinen Bex, Schweizerhalle und Riburg (Schweizer Salinen). (Bild: zVg)
Die Schweizer Salinen, die im Besitz der 26 Kantone und des Fürstentums Liechtenstein sind, setzen sich seit Langem für eine nachhaltige und umweltfreundliche Salzproduktion ein. Für eine immer effizientere Nutzung der Energieressourcen verfolgen sie an ihren drei Standorten Bex/VD, Riburg/AG und Schweizerhalle/BL verschiedene Projekte. Die Vergrösserung des Wasserkraftwerks der Saline de Bex am Fluss Avançon, der an die Produktionsstätte grenzt, ist Teil dieses Programms.
Gestern haben die Schweizer Salinen zusammen mit dem verantwortlichen Projektteam den Spatenstich für dieses Grossprojekt vorgenommen. Der Bau des ursprünglichen Wasserkraftwerks im Jahr 1943 markierte einen Wendepunkt in der ökologischen Strategie der Saline de Bex. Der Ersatz fossiler Brennstoffe durch grünen Strom ermöglichte die umweltfreundliche Produktion des Salzes SEL DES ALPES. Die Kosten für die Vergrösserung des Kraftwerks belaufen sich auf 20 Millionen Franken.
Mehr grüne Energie im Netz
Dr. Urs Ch. Hofmeier, Geschäftsführer der Schweizer Salinen, freut sich über diesen nächsten Schritt in der Nachhaltigkeitsstrategie: «Die vergrösserte Anlage entspricht nicht nur den Bemühungen der Schweizer Salinen für eine nachhaltige Salzproduktion, sondern auch der Nationalen Energiestrategie 2050, die 2017 vom Schweizer Volk angenommen wurde.»
«Die künftige Anlage wird jährlich 15 GWh produzieren, also etwa 50% mehr als heute», fügt Jean-Louis Meylan, Verwaltungs- und Finanzdirektor der Saline de Bex, hinzu. «Dank der neuen Anlage wird der Anteil grüner Energie, die wir ins Netz einspeisen, von 4 GWh auf 9 GWh pro Jahr steigen. Das vergrösserte Kraftwerk wird vorläufig bis 2082 Strom produzieren. Dann muss die Konzession erneuert werden.»
Pierre Rochat, Stadt-Ammann der Gemeinde Bex, ist begeistert: «Wir freuen uns, dass die Schweizer Salinen ihr Wasserkraftwerk vergrössern, um mehr grünen Strom zu produzieren. Nach Abschluss der Arbeiten wird das Kraftwerk in der Lage sein, 2‘400 Haushalte mit Strom zu versorgen, was der Hälfte der Einwohner der Gemeinde Bex entspricht.».
Baustellenkalender
Die Vorbereitungsarbeiten für die Erweiterung des Wasserkraftwerks haben im Januar begonnen. Aufgrund der aktuellen Situation mit dem Coronavirus hat der gestrige Spatenstich unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Die Schweizer Salinen werden aber ein grosses Aufrichtefest vorsehen, das den Abschluss der Bauarbeiten markiert. Das Kraftwerk soll Ende 2022 in Betrieb genommen werden.
IFAT wird verschoben – neuer Termin im September 2020
Aufgrund der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus (COVID-19) in Europa und auf Basis der Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums sowie der Bayerischen Staatsregierung sieht sich die Weltleitmesse in München gezwungen, die IFAT 2020 zu verschieben.
Redaktion
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12. März 2020
Die ideellen Träger der IFAT unterstützen die Verschiebung der IFAT 2020 wegen der aktuellen Pandemie. (BIld: zVg)
„Unter den gegebenen Umständen ist es für unsere Kunden nicht vertretbar, die IFAT Anfang Mai zu starten – aus gesundheitlichen wie wirtschaftlichen Aspekten“, sagt Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München und verantwortlich für die IFAT. „Jetzt blicken wir zuversichtlich nach vorne, um gemeinsam mit der Branche eine erfolgreiche IFAT 2020 im September zu veranstalten.“
Die Entscheidung für die Verschiebung wurde von der Messe München in enger Abstimmung mit dem Executive Board des Ausstellerbeirats, mit den ideellen Trägern und unter Berücksichtigung von zahlreichen Ausstellerrückmeldungen getroffen. Der Vorsitzende des Ausstellerbeirats, dessen Executive Boards sowie Geschäftsführende Gesellschafter der Kirchhoff Gruppe, Dr. Johannes F. Kirchhoff, erklärt dazu:
„Die ideellen Träger der IFAT unterstützen die Verschiebung der IFAT 2020. Auf Basis der aktuellen Lage schätzen wir die Teilnahmebereitschaft von Ausstellern und Besuchern als zunehmend sinkend ein. Viele Unternehmen haben die Reisebedingungen für ihre Mitarbeiter massiv verschärft, dazu kommt die persönliche Verunsicherung des Einzelnen sowie die Unwägbarkeit der weiteren Entwicklung.
Damit ist der Erfolg der Messe im Mai grundlegend gefährdet. Zugleich ist die Bedeutung der IFAT für die gesamte Branche so gross, dass wir dieses Risiko nicht eingehen wollen.“
Die IFAT 2020 wird nun vom 7. bis 11. September 2020 stattfinden. Mehr Informationen hierzu finden Sie unter:
Um die Herausforderungen des Klimawandels zu identifizieren und mögliche Chancen frühzeitig anzupacken, hat die Stiftung Lebensraum Gebirge das Projekt «Klima und Wandel im Gebirge» gestartet. Begonnen wurde das Projekt anfangs Jahr mit drei Infoveranstaltungen.
Redaktion
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10. März 2020
Eine gute Sache und kostenlos: Einsichten zum Klimawandel erhalten im Herrenhaus Grafenort bei Engelberg. (Bild: zVg)
In vier Vorabendveranstaltungen werden zusammen mit verschiedenen Experten die lokalen Folgen von Naturgefahren aufgrund des Klimawandels sowie daraus resultierende mögliche Chancen erörtert.
Am Freitag 27. März eruieren die Teilnehmer der Workshops unter anderem mit Thomas Bucheli, SRF Meteo, die Meteorologischen Naturgefahren und die Klimazukunft im Alpenraum. Aber auch zu den geologische Naturgefahren, der Biodiversität und Alplandwirtschaft oder zum Thema Schutzwald wird an weiteren drei Abenden eine Bestandsaufnahme mit namhaften Fachleuten aus der Schweiz erarbeitet.
Alle interessierten Personen sind eingeladen, die Auswirkungen des Klimawandels rund um den Titlis zu diskutieren.
Die Vorabendveranstaltungen finden am Freitag 27. März, 24. April, 8. Mai und 15. Mai 2020 jeweils von 16.40 bis ca. 20 Uhr im Herrenhaus in Grafenort statt (Haltestelle zb Zentralbahn direkt vor Herrenhaus). Anschliessend wird ein Apéro offeriert und weiter diskutiert. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist jedoch notwendig, da beschränkte Platzzahl gegeben.
Freitag 27. März 2020, 16.40 Uhr Herrenhaus Grafenort Meteorologische Naturgefahren Klimazukunft im Alpenraum mit Prof. em. Heinz Wanner, Universität Bern / Josef Eberli, BAFU / Thomas Bucheli, SRF Meteo / Hans Peter Willi, ehem. BAFU
Freitag 24. April 2020, 16.40 Uhr Herrenhaus Grafenort Geologische Naturgefahren Klimarisiken in den Alpen mit Prof. em. Wilfried Haeberli, Universität Zürich / Prof. Daniel Farinotti, ETH Zürich / Dr. Cécile Pellet, Univer-sité Fribourg / Dr. Alexander Bast, SLF Davos
Freitag 8. Mai 2020, 16.40 Uhr Herrenhaus Grafenort Biodiversität + Alplandwirtschaft Biodiversität im Gebirge mit Prof. Christian Körner, GMBA, Universität Basel / Prof. Jasmin Joshi, HTR Rapperswil / Dr. Felix Herzog, Ag-roscope Zürich / Prof. Peter Duelli, WSL Birmensdorf
Freitag 15. Mai 2020, 16.40 Uhr Herrenhaus Grafenort Schutzwald Klimawandel im Gebirgswald mit Dr. Peter Brang, WSL Birmensdorf / Dr. Peter Bebi, SLF Davos / Dr. Boris Pezzatti, WSL Cadenazzo / Dr. Rainer Egloff, independent researcher
Nestlé unterzeichnet Europäischen Plastikpakt
Nestlé ist dem Europäischen Plastikpakt beigetreten. Er soll den Verbrauch von Kunststoffen reduzieren und den Übergang zur Kreislaufwirtschaft beschleunigen.
Redaktion
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10. März 2020
Nestlé verzichtet allmählich auf Plastikverpackungen und legt einen Fonds für nachhaltige Verpackung auf. (Bild: Unsplash)
Nestlé ist neues Mitglied des Europäischen Plastikpakts. „Wir freuen uns, den Europäischen Pakt zu unterzeichnen“, wird Marco Settembri, CEO für Europa, den Nahen Osten und Nordafrika, darin zitiert. „Bereits heute wird eine neue Vittel-Plastikflasche aus gebrauchten Flaschen hergestellt. Morgen wollen wir dafür sorgen, dass auch andere Verpackungen zu neuen Lebensmittelverpackungen recycelt werden können.“
Rund 80 Unternehmen, Regierungen und Nicht-Regierungsorganisationen arbeiten hier gemeinsam daran, weniger Plastik für Verpackungen zu nutzen und das Recycling zu verbessern. Ziel ist eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe. „Der Pakt wird Nestlé dabei helfen, eine zu 100 Prozent wiederverwertbare oder wiederverwendbare Verpackung zu erreichen und die Verwendung von neuen Kunststoffen bis 2025 um ein Drittel zu reduzieren“, heisst es in einer Medienmitteilung des Konzerns.
Über Baby-Nahrung und Nescafé
Entsprechend gab Nestlé in einer gesonderten Medienmitteilung die Einführung eines neuen Quetschbeutels für Babynahrung bekannt. Er wird aus nur einem Material hergestellt und ist dadurch vollständig recyclebar. „Wir haben in den USA und in Finnland mit zwei Produktvarianten begonnen und wollen die Verwendung von Einstoffbeuteln nach und nach weltweit auf unser Angebot an Babynahrungsbeuteln ausdehnen“, erklärt Thierry Philardeau, Leiter der strategischen Geschäftseinheit Ernährung.
Derzeit werde auch ein verpackungsfreies System für die Ausgabe von Tierfutter von Purina PetCare und löslichem Nescafé getestet. Erste Produkte sollen bald in Frankreich erhältlich sein. Um diesen Innovationsprozess weiter zu beschleunigen, hat Nestlé einen Fonds für nachhaltige Verpackung in Höhe von 250 Millionen Franken aufgelegt. Er fördert Start-ups, die Verpackungsinnovationen entwickeln.
Swico investiert in Elektroschrott-Recycling der Zukunft
Im aktuellen Kontext der grünen Welle setzt Swico Recycling verstärkt auf Eigenverantwortung und treibt die Innovation im Bereich Elektroschrott-Recycling voran. Mit einem Umwelt-Innovationsfonds will die Organisation Projekte fördern, die das Recycling von Digitalgeräten effizienter, umweltschonender und ertragreicher machen.
Redaktion
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10. März 2020
Für Recycler bringt der Innovationsfonds Anreize zum richtigen Zeitpunkt. (Bild: zVg)
38 Millionen Tonnen CO2-Emissionen hat Swico Recycling alleine in den letzten zehn Jahren eingespart. Mehrheitlich dank der Rückführung von Edelmetallen wie Gold, Silber und Platin aus ausrangierten Digitalgeräten in den Stoffkreislauf. Dieser ökologische Leistungsausweis ist dem freiwilligen Recycling-System zu verdanken, dem sich Hersteller, Importeure und Händler von Digitalgeräten anschliessen und welches durch den vorgezogenen Recyclingbeitrag finanziert wird.
Dennoch steht die Recyclingindustrie zunehmend unter Druck. Dies ist einerseits auf das wachsende politische Umweltbewusstsein, andererseits auf die volatilen Abnahmemärkte zurückzuführen. Das System von Swico Recycling indes steht nicht in Frage, denn es ist mit einer Rücknahmequote von 95 Prozent ausserordentlich erfolgreich. «Bei gut funktionierenden Systemen bringt zusätzliche Regulierung keinen Vorteil. Wir setzen gezielt auf Innovation», sagt Judith Bellaiche, die Geschäftsführerin von Swico Recycling. Trotz internationaler Spitzenposition dürfe die Schweiz auch im Bereich des Elektrorecyclings nicht an Innovationskraft verlieren.
Innovation als goldener Weg
Aus diesem Grund hat Swico einen Innovationsfonds ins Leben gerufen, der mit einem Teil der Recyclingbeiträge gespiesen wird. Mit dem Fonds werden Projekte finanziell gefördert, die dem Ökosystem von Swico Recycling einen Innovationsschub geben sollen. Die Projekte können in der gesamten Recycling-Kette anfallen, angefangen bei der Sammlung des Schrotts bis zur Entnahme von Wertstoffen. Die Vertragspartner von Swico können dabei auch Kooperationen mit Startups oder Forschungsstätten eingehen, um Projekte ausserhalb der üblichen Leitplanken zu ermöglichen.
Für die Recycler bringt der Innovationsfonds Anreize zum richtigen Zeitpunkt: Viele Recycling-Partner haben den Willen und das Potential für Innovationen, aber kommen im aktuellen Wettbewerbsumfeld nicht zur Umsetzung – sei es aus Mangel an Geld oder Zeit. «Eine Finanzspritze zur richtigen Zeit kann eine Idee beflügeln», ist Judith Bellaiche überzeugt.
Komplexes System
Neben dem ökologischen Nutzen bringt das freiwillige System von Swico Recycling einen hohen Mehrwert für die Konsumenten und die Gesellschaft. Einerseits stellt das dichte Netz an Rückgabestellen zusammen mit den öffentlichen und privaten Sammelstellen sowie Fachgeschäften und Grossverteilern insgesamt über 6000 Abgabemöglichkeiten zur Verfügung. Andererseits sorgt das System für die Beschäftigung von rund 1’000 Menschen im Sekundären Arbeitsmarkt.
Über den Swico Umwelt-Innovationsfonds:
Mit dem Swico Umwelt-Innovationsfonds will Swico Recycling – im Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten sowie der Hersteller und Importeure – die Quantität und die Qualität des Recyclings von IT- und Büro-Elektroaltgeräten erhöhen.
Swico Recycling fördert dazu zukunftsträchtige Recyclingprojekte mit bis zu
CHF 300’000.–. Recycling wird dabei im umfassenden Sinn der Kreislaufwirtschaft verstanden: Auch Logistik, Kontrolle oder die Verlängerung der Lebensdauer von Geräten gehören dazu. Gefördert werden können beispielsweise Projekte aus der angewandten Forschung und Entwicklung oder Pilotversuche.
Bewerben können sich Teilnehmer am Ökosystem, die in einem Vertragsverhältnis mit Swico stehen. Dabei werden Kooperationen und Allianzen mit Dritten, namentlich Startups, begrüsst. Über die Unterstützungsbeiträge entscheidet der Beirat des Swico Innovationsfonds.
Der Beirat des Swico Umwelt-Innovationsfonds setzt sich aus ausgewiesenen Experten zusammen, die in einem für den Fonds relevanten Bereich tätig sind:
Roger Gnos (Vorsitzender), Gefahrgutbeauftragter und Mitglied der technischen Kommission Swico Recycling
Heinz Böni, Leiter Swico Konformitätsbewertungsstelle SN EN 50625, Empa
Marius Schlegel, Mitglied des Swico Recycling Boards
Besteuerung der Wasserkraftwerke: Uri und SBB einigen sich
Der Kanton Uri und die SBB vertreten seit einiger Zeit unterschiedliche Rechtsauffassungen über die Besteuerung der Wasserkraftwerke. Konkreter: der Kanton Uri und die SBB konnten sich beim Steuerstreit bezüglich der Wasserkraftwerke Amsteg und Wassen einigen. Die beiden Kraftwerke gehen komplett an die SBB.
Redaktion
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9. März 2020
Das Kraftwerk Amsteg der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) ist ein Hochdruck-Laufwasserkraftwerk an der Reuss im Kanton Uri. Es bildet zusammen mit den Anlagen in Göschenen und Wassen die Reuss-Kaskade, welche ungefähr 40 Prozent des von der SBB verbrauchten Bahnstroms erzeugt. Bild: Die Schaltzentrale in Silenen. (Quelle: Wikipedia)
Die beiden Wasserkraftwerke Amsteg und Wassen befinden sich derzeit zu 90 Prozent im Besitz der SBB. Die restlichen Anteile gehören dem Kanton Uri sowie der Urner Kantonalbank. Die SBB hat bisher jährlich eine Steuerausfallentschädigung entrichtet. Die SBB fand den Betrag zu hoch, der Kanton Uri aber angemessen.
Steuern und Abgaben in den Gemeinden werden beibehalten
Um eine angemessene Steuerausfallentschädigung aufrecht zu halten, ist die Fusion der Kraftwerk Amsteg AG und Kraftwerk Wassen AG mit der SBB AG vorgesehen. Dazu verkauft der Kanton der SBB seine Aktienanteile an diesen beiden Kraftwerkunternehmen. Die Energiebezugsrechte des Kantons an den Kraftwerksproduktionen bleiben vollumfänglich gewahrt. Auf die Mitarbeitenden in den Kraftwerken hat die Fusion keine Auswirkungen.
Dank der Fusion kann die SBB Synergien schaffen, die erlauben, dass die Steuern und Abgaben der Gemeinden in angemessener Grössenordnung beibehalten werden.
Am stärksten von der Einigung profitieren die Einwohnergemeinden Silenen, Gurtnellen und Wassen. Sie sind auf die jährlichen Entschädigungszahlungen der SBB-Werke Amsteg und Wassen angewiesen. Wären die Verhandlungen gescheitert, hätten die Gemeinden einen Teil der Steuerausfallentschädigungen der letzten Jahre zurückzahlen müssen.
Konzessionsänderungen noch offen
Eine Rückzahlung hätte die Gemeinden enorm belastet. Entsprechend zeigt sich der Gemeindepräsident von Silenen, Hermann Epp, erleichtert: «Wir sind glücklich über diese Einigung. Ein Scheitern hätte unsere Gemeinde wohl in eine finanzielle Schieflage gebracht.»
Mit dem Abschluss der Rahmenvereinbarung wird ein Konsens erreicht und der Streit dauerhaft beigelegt. Das letzte Wort hat aber der Landrat. Die Abtretung der Aktien der Kraftwerk Amsteg AG und der Kraftwerk Wassen AG an die SBB AG bedingt nämlich, dass die entsprechenden Artikel in der Reusskonzession und in der Furkareusskonzession angepasst werden. Die Konzessionsänderungen sind Gegenstand einer separaten Vorlage, die der Landrat in der Mai-Session behandeln wird. Die ausführliche Botschaft an den Landrat ist im Internet unter www.ur.ch abrufbar. Kanton, SBB und die betroffenen Gemeinden hoffen, dass das Vorgehen auch die Unterstützung im Landrat findet.
Auto-Umweltliste veröffentlicht
Die Auto-Umweltliste bewertet neue Personenwagen auf ihre Umweltwirkung hin und zeigt, welche Modelle die Umwelt am wenigsten schädigen. Anfangs März ist die neue Auto-Umweltliste durch den VCS publiziert worden.
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3. März 2020
Anfangs März 2020 hat der VCS Verkehrs-Club der Schweiz die neue Auto-Umweltliste veröffentlicht. (Bild: VCS)
Die Endbewertung der Auto-Umweltliste des VCS berücksichtigt die Emissionen des Treibhausgases CO2, den Lärm, und bei Autos mit Verbrennungsmotor die Luftschadstoffe. Bei Elektroautos werden auch die Umweltschäden durch die Batterieherstellung einbezogen. In der Auto-Umweltliste 2019 schneiden Modelle mit Elektro-, Hybrid oder Gasantrieb am besten ab.
Beste Elektroautos
Hyundai Ioniq. BMW i3 und Mitsubishi i-MiEV
Beste Autos mit Verbrennungsmotor
Seat Arona 1.0 TGI Erdgas / Gaz naturel
Die News der Auto-Umweltliste mit den neuesten 4- und 5-Stern-Modellen, die im Laufe des Jahres 2020 auf den Markt kommen, erscheinen zweimal jährlich. Gleichzeitig wird die online Datenbank aktualisiert. Beides ist verfügbar unter
Legionärskrankheit: EAWAG startet Projekt zur Legionellen-Bekämpfung in Gebäuden
In der Schweiz häufen sich die Fälle der Legionärskrankheit: 582 Fälle der schweren Lungenentzündung registrierte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) im vergangenen Jahr. 2013 waren es noch halb so viele. Trotz Antibiotikabehandlung führt die Krankheit bei fünf bis zehn Prozent der Betroffenen zum Tod.
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3. März 2020
Daten des Bundesamts für Gesundheit zeigen deutlich, dass Legionellen in der ganzen Schweiz ein zunehmendes Problem darstellen. (Bild: EAWAG)
Die Erregerbakterien der so genannten Legionärskrankheit heissen Legionellen. Sie kommen unter anderem im Wasser vor. Das Einatmen von fein zerstäubten, kontaminierten Wassertröpfchen ist gefährlich. Das kann überall dort passieren, wo solche Tröpfchen entstehen: in Autowaschanlagen, Rückkühlwerken von Klimaanlagen oder industriellen Kühltürmen. Unter bestimmten Umständen allerdings können sich Legionellen auch im Trinkwasser bilden.
Dadurch werden Springbrunnen, Dampfbäder und Duschen zu einer potenziellen Infektionsquelle.
Krankheitserreger in Gebäuden
Doch wie kommen die Krankheitserreger eigentlich in die Gebäudeinstallationen? In zentralen Trinkwasseraufbereitungsanlagen, die die Gemeinden und Städte versorgen, werden die meisten Bakterien und Nährstoffe aus dem Wasser entfernt. Auch im Verteilnetz, also den Leitungen, die Trinkwasser zu den Gebäuden bringen, bleibt die Konzentration niedrig. «Doch dann wird es problematisch», erklärt Frederik Hammes von der Abteilung Umweltmikrobiologie des Wasserforschungsinstituts Eawag. Denn in Gebäuden wird Wasser erwärmt und dadurch können sich Legionellen in den Warmwasserleitungen der Hausinstallation bilden. Bei Wassertemperaturen zwischen 35 bis 40 Grad Celsius wachsen die Erreger optimal. Zwar lassen sich Legionellen abtöten, indem das Warmwasser auf 60 Grad Celsius erhitzt wird. Doch etwa an der Duschbrause wird diese Temperatur nur selten erreicht.
Hinzu kommt, dass, um Energie zu sparen, die Boiler in vielen Gebäuden unter 60 Grad bleiben. Legionellen können sich aber auch in Kaltwasserleitungen vermehren, wenn sich das Wasser regelmässig auf höhere Temperaturen erwärmt. Weitere Faktoren wie der Nährstoffeintrag über die verbauten Materialien und ein unregelmässiger oder fehlender Wasseraustausch sind ebenfalls dafür bekannt, die Vermehrung zu fördern. Viele Fragen sind jedoch noch ungeklärt: Etwa wie Legionellen-Vorkommen und Humaninfektion genau zusammenhängen oder wie Trinkwasserleitungen am effektivsten auf Legionellen untersucht werden können.
Aus diesem Grund fördern das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), das Bundesamt für Energie (BFE) und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nun das vier Jahre dauernde, multidisziplinäre Projekt «Legionellen-Bekämpfung in Gebäuden» («Legionella control in buildings» – LeCo) unter der Leitung der Eawag mit 2,5 Millionen Franken. Daran sind neben der Forschungsgruppe Trinkwassermikrobiologie von Frederik Hammes auch die Hochschule Luzern (HSLU), das Schweizerische Tropen- und Public-Health-Institut (Swiss TPH), das Kantonale Labor Zürich (KLZH) sowie die Eawag-Forschungsgruppe «Krankheitserreger und menschliche Gesundheit» unter der Leitung von Tim Julian beteiligt.
Julian, zusammen mit dem Swiss TPH, will wissen, wie viele Legionellen im Duschwasser zu wie vielen Krankheitsfällen führen. Konkret: Anhand eines mathematischen Modells wollen die Forschenden die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion bei verschiedenen Legionellen-Konzentrationen berechnen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projektes liegt in der Verbesserung der Probennahme. Denn seit 2017 ist eine Verordnung in Kraft, nach der öffentlich zugängliche Duschen nicht mehr als 1000 Legionellen pro Liter Wasser enthalten dürfen. Doch die Bakterienzusammensetzung in einer Trinkwasserinstallation variiert und macht die Beprobung aufwändig. «Um die Aussagekraft und Vergleichbarkeit der Proben zu erhöhen, müssen wir die Entnahme optimieren und standardisieren», sagt Franziska Rölli vom Institut Gebäudetechnik und Energie der HSLU.
«Eine wichtige Rolle spielt auch die Sensibilisierung und Aufklärung». Denn oft wären Fachpersonen aus der Architektur, der Fachplanung, der Sanitär-Installation und Gebäudebetrieb nicht genügend mit der Legionellen-Thematik vertraut. Deswegen legt das Projekt-Konsortium neben den Forschungsaktivitäten Wert darauf, das neu erworbene Wissen zum Beispiel in Workshops oder mittels Seminaren weiterzuvermitteln.
Wie die Gefahr durch diese Bakterien einzudämmen ist, untersucht nun ein multidisziplinäres Forschungsteam unter Leitung der Eawag in dem neu gestarteten Projekt «Legionellen-Bekämpfung in Gebäuden» (LeCo). Das Projekt dauert vier Jahre und wurde vom Bund in Auftrag gegeben.