Rückblick KMU SWISS Symposium: Vertrauen ist immer noch gut
Das KMU Swiss Symposium vom 23. März 2023 in Baden trug das Thema «Macht des Vertrauens - Manipulation versus Vertrauen!». Die 19. Ausgabe des Anlasses war wiederum gut besucht und vermochte aufzuzeigen, dass das Vertrauen in solche Netzwerk-Anlässe ungebrochen ist.

Vertrauen hat auch mit Kontinuität zu tun: Seit Anbeginn setzt Veranstalter und CEO von KMU Swiss, Armin Baumann, auf den gleichen Moderator: Hugo Bigi. Und dieser führte einmal mehr professionell durch den Anlass in der Trafohalle Baden. Das KMU Swiss Symposium scheint ein Erfolgsmodell zu sein.
Vertrauen ins Milizsystem zurückgewinnen
Allerdings scheint das Vertrauen in ein anderes Erfolgsmodell, die Schweiz, zur Zeit eher erschüttert. Ist nichts mehr sicher bei uns, nicht einmal mehr die Banken? Oder der Ukraine-Krieg: Zeigt dieser nun die Schwächen der gesamten europäischen Sicherheitspolitik auf? KKdt Thomas Süssli, Chef der Schweizer Armee, erläuterte in seinem Eröffnungsreferat die heutige Bedrohungsvielfalt. «Wir kommen in die Welt 4.0», so KKdt Süssli. Nach Imperialismus («Welt 1.0»), Kaltem Krieg («Welt 2.0») und der Zeit nach dem Untergang der Sowjetunion («Welt 3.0») dämmert erneut eine Blockbildung zwischen West und Ost mit China als neuer Supermacht herauf. Und da sind noch weitere Kräfte, die unsere Zukunft verändern werden: Urbanisierung, Demografie, Klimawandel und die 4. Industrielle Revolution mit dem Aufkommen der künstlichen Intelligenz. Alle diese vier Kräfte tragen ihre eigenen Risiken für die Sicherheit in sich. Mit der Armee verfüge die Schweiz zwar über «letztes Sicherheitselement», so Thomas Süssli. Doch zeige sich nun anhand des Ukraine-Kriegs, dass unsere Armee zwar die Kompetenz gesichert habe, es aber an einer Kriegslogistik fehle. Das benötige Investitionen in die Aufwuchsfähigkeit. Und ebenfalls bedroht sieht Thomas Süssli das Milizsystem. Er appellierte deshalb an die Wirtschaftsvertreter im Saal, das Milizsystem wieder stärker zu honorieren und verwies darauf, dass gerade die Schweizer Armee eine einzigartige Führungsausbildung ermögliche, von der auch Unternehmen profitieren könnten. «Sicherheit hat nicht mehr nur einen Wert, sondern auch einen Preis», so Thomas Süssli abschliessend.
Wie man den Glauben an den Samichlaus verliert…
Würden Sie einem Samichlaus vertrauen, der am 6. Dezember plötzlich in Ihrem Geschäft auftaucht? Das bei aller Sympathie für diesen Brauch auch mal etwas mehr Vorsicht angebracht wäre, zeigte Ivano Somaini in seinem Vortraig «Glaube mir, ich bin ein Lügner». Der Referent ist Security Analyst bei der Compass Security Schweiz AG und testet als legaler Hacker im Auftrag von Kunden Sicherheitsinfrastrukturen auf ihre Durchlässigkeit. Dabei stellt sich häufig heraus, dass die technologischen Hürden (Firewalls, Sicherheitstüren, Tresorräume u. degl.) immer schwerer zu überwinden sind. Doch oft ist der Faktor Mensch die entscheidende Schwachstelle. Und dank der vielen – zum Teil auch persönlichen – Informationen, die über Unternehmen und ihre Mitarbeitenden im Netz kursieren, lassen sich kreative Angriffsszenarien entwickeln, die häufig auch zum Erfolg führen. «Der Mensch ist leicht manipulierbar», so Somaini. Deshalb gelang es ihm auch schon mal, als Samichlaus verkleidet in ein Unternehmen einzudringen, um dort dann als «Datenklauer» sein Unwesen zu treiben. Seine Ausführungen dürften wohl etliche Teilnehmende dazu veranlasst haben, inskünftig etwas vorsichtiger im Internet zu agieren und mehr gesundes Misstrauen an den Tag zu legen.
Von Schwarmintelligenz, Leadership und Vertrauen in Marken
Lassen sich Meinungsbilder manipulieren? Nicht, wenn man auf Schwarmintelligenz setzt, wie es das Unternehmen BrainE4 mit ihrer App tut. Wie das Ganze funktioniert, erklärte Firmengründer und CEO des besagten Unternehmens Andreas Seonbuchner. Ausgehend von vorformulierten Fragestellungen werden Fragepaare definiert, die dann anschliessend von den Teilnehmenden in einem sog. «Schwarmdialog» bewertet können. Die Applikation verfügt über Mechanismen, die verhindern, dass Meinungen «gesteuert» werden können. Die teilnehmenden Dialoggruppen sind hierarchiefrei, und es gibt keine Bühne für besonders laute Stimmen. Wie das Tool funktioniert, konnten die Symposium-Besucher gleich selbst testen.
David Fiorucci, CEO von LP3 AG, erläuterte anschliessend, was ein guter Chef ausmacht. «Seit 30 Jahren erhalten wir auf diese Frage immer die gleiche Antwort: Vorbild und Vertrauen», so Fiorucci. Anhand von neun Elementen (Vision, Werte, Vorbild, Präsenz, Mitarbeitenden-Entwicklung und -Führung, Kommunikation, Gerechtigkeit, Fachkompetenz, Organisation) zeigte er die Quintessenz von Leadership auf. Alle diese Ansprüche zu erfüllen, ist natürlich schwer. Wichtig sei, so Fiorucci, deshalb auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Und diese könne letztlich auch ein Burnout verhindern.
Über das Vertrauen in Marken ging es anschliessend in Vortrag von Monique Bourquin, Präsidentin des Verbands Promarca. Eine vertrauensvolle Marke müsse heute für Einzigartigkeit und Werte stehen, einen Purpose vermitteln, sich innovationsfähig zeigen und in der Kommunikation über alle Kanäle Kontinuität aufweisen. «Auch in einer Krise muss eine Marke authentisch sein», so Bourquin. Anhand prominenter Beispiele wie Lindt oder Kambly zeigte sie zudem auf, dass Marken immer stärker auch durch persönliche Geschichten erlebbar gemacht werden.

Politik vs. Medien – und ein Unternehmer-Preis zum Abschluss
Um Vertrauen in die Medien und in die Politik debattierten in einer Podiumsdiskussion Journalist Christof Moser (Co-Gründer der Online-Zeitung «Republik») und der Aargauer Ständerat und FDP-Präsident Thierry Burkart. Über die Wichtigkeit der Rolle der Medien als «Vierte Gewalt» waren sich die beiden Diskussionsteilnehmer weitgehend einig. «Medien müssen misstrauisch sein», so Thierry Burkart. Christof Moser sieht die gigantische Informationsfülle als Risiko, dass sich immer mehr Leute daraus eine eigene Wahrheit zurechtlegen und allem, was nicht dazu passt, misstrauen. Es brauche deshalb mehr Medienkompetenz für den Kampf gegen Fake News.
Den Schlusspunkt bildete die Verleihung des Swiss Entrepreneur Awards. Dieser ging an Guido Bardelli, Verwaltungsratspräsident des Verpackungsunternehmens Bourquin SA in Oensingen. Er wurde als Unternehmer geehrt, für den nicht der Profit im Vordergrund steht und der sich immer auch für die Menschen in und um das Unternehmen eingesetzt hat und dies auch nach wie vor tut.
Das nächste KMU Swiss Symposium findet am 7. September 2023 in Brugg statt. Das Thema lautet: «Versorgungssicherheit … Der Stoff aus dem Träume sind?». Weitere Informationen: www.kmuswiss.ch