Rückblick DHDL Schweiz, 3/2: Eine Million für besseren Schlaf
Die zweite Folge der dritten Staffel von «Die Höhle der Löwen Schweiz», kurz DHDL Schweiz, brachte erstmals einen richtig grossen Deal. Auf der anderen Seite ging eine durchaus geniale Erfindung leer aus.
Der Dienstag-Abend, 2. November 2021, und wieder vor dem TV: Die zweite Folge von DHDL Schweiz stand auf dem Programm. Sie machte gleich ganz gluschtig: Marcel Paa aus Sins, Autor des Backbuchs «einfach backen» und den regelmässigen Zuschauern der CH-Media-Kanäle bekannt als Jurymitglied in der Sendung «zuckersüss & bitterzart» geht nun ebenfalls unter die Unternehmer. Er präsentierte mit «Hello Sweety» einen Süssstoff, der alle Eigenschaften des handelsüblichen Zuckers aufweist, aber 50 Prozent weniger Kalorien hat. Einer der Löwen soll mit einem Investment von 100’000 Franken gegen eine Beteiligung von 5 Prozent seinem Unterfangen auf die Sprünge helfen, so die Idee. Das Besondere: Marcel Paa hat für die Produktion von «Hello sweety» noch nicht einmal eine Firma gegründet. Das führte bei den Löwen natürlich zu etwelchen Fragezeichen. Patrick Mollet stieg dann aber trotzdem ein zu den von Marcel Paa vorgeschlagenen Konditionen. Auch Jürg Schwarzenbach bot 100’000 Franken, wollte aber eine Beteiligung von 10 Prozent. In die Vollen ging Roland Brack: 150’000 Franken für eine Beteiligung von 10 Prozent. Den Zuschlag erhielt dann aber Patrick Mollet. Er machte da wohl ein Schnäppchen, denn bis zum Schluss verschwieg der Neo-Unternehmer, dass sein Produkt bereits bei einem Grossverteiler gelistet ist…
Millionen-Deal bei DHDL Schweiz
Anna Windisch, Dominik Hollinger und Max Sieghold stehen hinter dem ETH-Spin-off «Sleepiz». Sie haben ein Gerät entwickelt, das den Schlaf kontaktlos überwacht und dabei Puls, Atmung und Körperbewegungen misst. Damit kann auf vergleichsweise einfache Weise bei Verdacht auf Schlafapnoe eine Diagnose gestellt werden, ohne dass der Patient oder die Patientin dazu ein Schlaflabor aufsuchen muss. Das Gerät kann von Hausärzten für den Hausgebrauch abgegeben werden. Über eine Software hat der behandelnde Arzt dann Zugriff auf die Messdaten. Selbstbewusst, professionell und fachlich versiert traten die drei Jungunternehmer auf: Eine Million Franken gegen 5 Prozent Firmenbeteiligung lautete ihre Investitions-Vorstellung. Alle Löwen zeigten sich angetan von «Sleepiz» und dem Potenzial im Gesundheitsbereich. Jürg Schwarzenbach stieg aus, die vier anderen, Bettina Hein, Anja Graf, Roland Brack und Lukas Speiser boten dann gemeinsam die gewünschte Million, verlangten aber eine Beteiligung von 8 Prozent. Die Jungunternehmer wollten aber nur maximal 5,5 Prozent bieten. Der Deal kam dann so zustande – «eine grosse Hausnummer», wie Löwin Bettina Hein stellvertretend konstatierte.
Das war also der bisher grösste Deal dieser Staffel. Zurück auf bzw. gleichsam unter den Boden ging es dann beim Startup «WormUp», einem Heim-Kompostierungssystem, das mit echten Würmern arbeitet. Die geruchlose Umwandlung von Bioabfall in Dünger – so lautet das Produktversprechen. Allein: Das Ganze hat durchaus seinen Preis. Für CHF 365 verkauft das Team um Sarah Steiner und Nikolai Räber die durchaus ästhetischen Kompostiersysteme, inklusive «Wurm-Starter-Set». 500’000 Franken Umsatz hätten sie 2020 damit erwirtschaftet, so die Gründer. Mit einer Investition von 340’000 Franken wollen sie weiter durchstarten. Die fünf Löwinnen und Löwen sahen die Qualitäten des Produkts durchaus. Doch sie fanden es noch zu früh für eine so hohe Investition. Ein Deal kam deshalb nicht zustande.
Mit veganem Fondue in eine Marktlücke vorstossen
Spannend für die TV-Zuschauerinnen und Zuschauer wäre bei den nächsten Gründerinnen etwas olfaktorische «augmented reality» gewesen: Ornella Lo Giusto und Katarina Skybova aus Zürich präsentierten ihr veganes Fondue «Samses». Die beiden Betreiberinnen des gleichnamigen Restaurants haben eine laktose- und nussfreie und ohne Palmöl hergestellte Rezeptur für ein käseloses Fondue entwickelt. Das Fondue schien den Geschmack aller Löwen zu treffen, die Bedingung «chli stinke muess es» sei erfüllt, stellte Bettina Hein fest. Als Fan outete sich Löwe Tobias Reichmuth. Bei aller Begeisterung störten sich die Investoren aber am Umstand, dass sich die beiden Gründerinnen wohl noch nicht so recht entscheiden konnten: Ihr Restaurant weiterführen oder voll auf die Fondue-Produktion zu setzen. Tobias Reichmuth bot dann CHF 200’000 gegen eine Beteiligung von 10 Prozent unter der Bedingung, dass Ornella und Katarina «all in» gehen. Während Jürg Schwarzenbach, Patrick Mollet und Bettina Hein ausstiegen, machte Roland Brack ebenfalls ein Angebot. Das «Bietergefecht» endete schliesslich in folgendem Deal: Tobias Reichmuth und Roland Brack stiegen gemeinsam mit insgesamt CHF 400’000 Franken ein, wollten aber eine Beteiligung von 20 Prozent. So geht also «moitié-moitié», wie der Off-Kommentar anmerkte.
Ein richtiges Produkt – aber wohl die falschen Kunden im Visier
Der polnisch-stämmige Ingenieur Dariusz Lewicki präsentierte mit seiner Partnerin Elzbieta Taborek zusammen mit dem «WC Fresher» einen Toilettenreiniger, der gleich mehrere ungeliebte Probleme anpacken soll: Das regelmässige Putzen der Kloschüssel und die chronisch zu hohen Dosen herkömmlicher Putzmittel, die hierzu verwendet werden. «Wir schicken die WC-Ente in Rente», so der launige Claim. Das neue am «WC Fresher»: Er wird direkt im Spülkasten angebracht. Bei jedem Spülgang wird die Toilettenschüssel entkalkt, gereinigt und desinfiziert. Mit 250’000 Franken gegen 25 Prozent Firmenbeteiligung will nun Dariusz Lewicki sein Produkt weiter vermarkten. Die Vorbehalte der Löwen kamen aber postwendend: Die Montage sei für «Otto Normalverbraucher» zu kompliziert. Interessant könne es aber für Spitäler oder die Hotellerie sein. Dazu brauche es aber andere Distributionskanäle. Keiner der Löwen wollte investieren, immerhin versprach Roland Brack, das Produkt ins Sortiment aufzunehmen. Die Tränen der Enttäuschung wichen dann aber der Freude, als Dariusz Lewicki und Elzbieta Taborek als «Trostpreis» einen Auftritt bei «MediaShop» überreicht bekamen.
Auch in dieser Sendung von DHDL Schweiz zeigten sich die Löwen von ihrer eher «gemütlichen» Seite; die einen oder anderen kritischen Nachfragen an die Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer gab es zwar, aber so richtig die Zähne zeigen mussten sie nicht. Geschuldet war dies wohl nicht zuletzt auch den sehr gut vorbereiteten Kandidaten, die allesamt bei ihren Pitches einen professionellen Eindruck hinterliessen. So gesehen kann man ihnen allen aus dem TV-Sessel heraus mit gutem Gewissen einen unternehmerischen Erfolg wünschen.
Interviews mit zwei Investoren bei „Die Höhle der Löwen Schweiz“ finden Sie hier, einen Rückblick zur Sendung vom 26. Oktober 2021 gibt es hier.
Informationen zu den nächsten Sendungen: https://www.3plus.tv/die-hoehle-der-loewen-schweiz