Schweizer Kunststoffindustrie: Trotz Pandemie Umsatz von CHF 14,4 Mrd. erzielt
Die Schweizer Kunststoffindustrie ist recht gut durch die pandemiebedingte Krise gekommen. Es kam nur zu geringen Umsatzeinbussen: Diese betrugen nur 5 Prozent gegenüber dem Jahr 2019.
Die Schweizer Kunststoffindustrie wird mehrheitlich durch KMU mit durchschnittlich 10 bis 40 Mitarbeitenden geprägt. Damit weist dieser Wirtschaftszweig eine typisch schweizerische Zusammensetzung auf. Die Branche besteht aus rund 800 Unternehmen mit insgesamt 33000 Mitarbeitenden. Die Betriebe der Branche sind im Dachverband KUNSTSTOFF.swiss zusammengeschlossen. Zu diesem gehören aber auch global agierende Weltunternehmen wie EMS Chemie, Sika, Geberit oder Georg Fischer, um nur einige zu nennen.
Erfreulich geringer Umsatzrückgang
Jährlich erhebt der Branchenverband der Schweizer Kunststoffindustrie seine Wirtschaftsdaten. Die jüngst präsentierten Zahlen vermittelten einen erfreulichen Eindruck: Die Branche scheint recht gut durch die pandemiebedingte Krise gekommen zu sein. So hat sie 2020 14,4 Milliarden Franken Umsatz erzielt. Das sind nur 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Entsprechend erfreut zeigten sich Verbandspräsident Silvio Ponti und Geschäftsführer Kurt Röschli: «Ein Grund dafür ist sicher die flexible Handhabung der Krise durch die Unternehmen und die ungebrochene Nachfrage nach Kunststoff genau dann, wenn Hygiene zum Hauptthema wird, denn Kunststoff schützt», betonte Silvio Ponti.
Gewinner und Verlierer der Schweizer Kunststoffindustrie
Die grösste Tranche des Branchenumsatzes – rund 67% – kommt aus der Kunststoffverarbeitung. Dort zeigt sich der Umsatzrückgang mit marginalen 1%. Bei den Rohstoffhändlern beträgt der Umsatzrückgang knapp 8% und widerspiegelt die damals noch sehr tiefen Preise. Am meisten verloren haben gemäss Umfrage die Maschinen- und Peripherie-Anbieter mit etwas über 30%. Dies zeigt eindrücklich, wie verhalten die Verarbeiter sich bezüglich Investitionen verhielten und diese aus Respekt vor der Krise sofort gedrosselt haben.
Selbstverständlich gibt es aber auch Gewinner: Zu diesen gehören Unternehmen, die Trennwände aus Plexiglas fertigten. Sie hatten einen massiven Aufschwung von rund 60% und konnten durch den plötzlichen Bedarf zum Teil kaum liefern. Hersteller von Komponenten von Beatmungsgeräten und Desinfektionsmittelbehältern waren nur durch Zusatzschichten in der Lage, die massive Nachfrage zu befriedigen. Maskenhersteller und -händler – auch Masken bestehen grösstenteils aus Kunststoffen – erlebten eine rasante Aufwärtsentwicklung.
Verpackung und Bau: Kunststoffe schützen das Klima
Mit je rund 40% Anteil sind die Segmente Verpackung und Bau nach wie vor die Bereiche, in denen Kunststoffe am meisten eingesetzt werden. Kunststoffe leisten hier einen grossen Beitrag zum Klimaschutz. Sie isolieren, sparen Energie und reduzieren Foodwaste. Der Einsatz von Kunststoff macht Transportmittel leichter, die so weniger Treibstoff benötigen. Durch die Isolation (zur Hauptsache Kunststoffe) von Gebäuden muss weniger geheizt werden. Mit geeigneten Kunststoffverpackungen werden Lebensmittel länger haltbar, und es muss weniger produziert und weniger weggeworfen werden. Auch das trägt zum Klimaschutz bei. Die Verpackung macht dabei übrigens nur 1.5 – 2% des CO2-Fussabdrucks des verpackten Produkts aus.
Die Zahlen des Branchenverbands belegen ferner: Der Einsatz von Rezyklaten legt von 8% (2019) auf 14% im 2020 zu. Dies ist den verbesserten Produktionsprozessen und dem Augenmerk der Unternehmen auf das Thema Recycling zurückzuführen. Bei einigen Unternehmen im Logistik- und Bauwesen sind Anteile von rund 30% Recyclingmaterial durchaus an der Tagesordnung, was einmal mehr die Kreislauffähigkeit von Kunststoffen unterstreicht.
Fachkräfte und Werkplatz Schweiz
Obwohl die Anzahl Firmen mit 743 im Vergleich zum Vorjahr (854) abgenommen hat, zeigt sich die Anzahl der Mitarbeitenden mit 33’029 gegenüber 33’935 erfreulich stabil, wie KUNSTSTOFF.swiss weiter mitteilt. Vor allem da dies, wie Präsident Silvio Ponti betonte, nicht vorwiegend an der Krise, sondern viel mehr am Fachkräftemangel liege. Geschäftsführer Kurt Röschli ergänzt: «Die Branche bietet viele attraktive und zukunftsträchtige Ausbildungsplätze. Denn Kunststofftechnologinnen und -Technologen sind äusserst begehrte Fachkräfte.»
In der Pandemie hat sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Schweiz als Produktionsstandort ist. Der Anteil der gelernten Fachkräfte nahm von etwas über 64% auf beinahe 69% zu, dies zu Ungunsten der Angelernten, deren Anteil abgenommen hat. Insgesamt besteht aber in der Schweizer Kunststoffindustrie weiterhin ein grosser Fachkräftemangel. So schliessen heute jährlich nur etwa 75 Lernende in Kunststoffberufen ab – Ausbildungsplätze gäbe es aber doppelt so viele.
Quelle: www.kunststoff.swiss