Unwetterschäden 2020: Bilanz gut – Schutzmassnahmen bewährt
Überschwemmungen, Rutschungen und andere Naturereignisse führten 2020 schweizweit zu Unwetterschäden in der Höhe von rund 40 Mio. Franken. Die meisten Schadenskosten entstanden während der Sommermonate durch Hochwasser infolge von Gewitter oder Dauerregen. Dies ergab die jährliche Auswertung der Unwetterschadens-Datenbank.
Das Jahr 2020 rangiert in der 49-jährigen Datenreihe unter den zehn Jahren mit den geringsten Unwetterschäden durch Hochwasser, Murgänge, Rutschungen und Sturzprozesse. Von den insgesamt knapp 40 Mio. Franken gehen 82% der Schäden auf das Konto von Hochwasser, Oberflächenabfluss und Murgängen. Schäden durch Rutschungen (10%) und Sturzprozesse (8%) entstanden vergleichsweise wenige. Ihr Anteil an den Gesamtschäden des letzten Jahres war jedoch überdurchschnittlich, wie die Eidg. Forschungsanstalt WSL schreibt.
Der grösste Teil der Schäden ereignete sich gemäss Auswertung in den Monaten Juni, Juli, August und Oktober. Die relativ geringe Schadenssumme hatte gemäss WSL hauptsächlich zwei Gründe: Einerseits gab es durch die langen Trockenperioden witterungsbedingt weniger Schäden, andererseits bewährten sich technische und organisatorische Massnahmen gegen Naturgefahren, welche Schäden verhinderten oder zumindest begrenzten.
Rund die Hälfte der Schäden an sechs Tagen
Gemäss Auswertung entstand gut die Hälfte der Schadenssumme in den Kantonen Tessin und Luzern und summierte sich an nur sechs Tagen auf. Im Tessin haben zwei Ereignisse für beträchtliche Schäden gesorgt. Am 7. Juni hätten vor allem im Bezirk Lugano Gewitterniederschläge zu überschwemmten Kellern und Strassen geführt. Weitaus grösser waren die Folgen der ergiebigen Niederschläge vom 28. und 29. August im Tessin und in den angrenzenden Gebieten des Kantons Graubünden, wie die Forschungsstelle schreibt. Es sei zu Überschwemmungen, Rutschungen und Steinschlägen gekommen. In Bissone und Gambarogno mussten mehrere Häuser evakuiert werden. Vielerorts sei es zu Unterbrüchen und Behinderungen des Strassen- und Bahnverkehrs gekommen und dutzende Personen seien von der Umwelt abgeschnitten worden.
Laut Angaben führten im Raum Luzern die heftigen Gewitter vom 26. Juni und vom 1. / 2. Juli zu grösseren Schäden meist durch Überschwemmungen aus Oberflächenabfluss. Wassermassen überfluteten Keller, Tiefgaragen und Strassenunterführungen. In der Stadt Luzern wurden im Würzenbachquartier die Wohnungen eines Mehrfamilienhauses durch die Fluten des Gerlisbergbachs verwüstet und es kam zu Verkehrsunterbrüchen wegen überfluteter Strassen. Erheblich waren die Schäden auch in Ruswil, wo mehrere Bäche über die Ufer traten, wie es in der WSL-Pressemeldung heisst.
Schutzmassnahmen bewährten sich
Anfang Oktober brachte das Tief «Brigitte» Rekordregen über die Schweiz. Angesichts der gewaltigen Niederschlagssummen hielten sich die Schäden jedoch in Grenzen. Dieser Umstand sei massgeblich den sich bewährenden Schutzmassnahmen gegen Naturgefahren und der rechtzeitigen Vorbereitung der Einsatzkräfte zu verdanken, betont die WSL. So habe man beispielsweise im Kanton Uri die Autobahn gesperrt und die hochwasserführende Reuss zwischen Attinghausen und Flüelen über die Entlastungsanlage auf die A2 gelenkt. Dadurch seien der Region grossflächige Überschwemmungen erspart geblieben. In Diesbach und Bettschwanden (GL) habe das rasche Handeln der Feuerwehr verhindert, dass sich die Geschiebemassen des hochgehenden Diesbachs durch die Dörfer wälzten. Auch in Locarno sei man vorbereitet gewesen und habe das Gebiet in Seenähe bereits am Vortag der Überschwemmungen geräumt.
Ein Todesfall
Trotz aller Schutzmassnahmen lassen sich nicht alle Unglücke verhindern. So kam im Oktober in Finhaut (VS) eine Person ums Leben, als ihr Auto von einem Steinschlag getroffen wurde. Dies war im Jahr 2020 der einzige durch die erfassten Prozesse verursachte Todesfall, wie die WSL abschliessend schreibt.
Quelle: WSL
Hohe Schadensbilanz 2021
Nur schon die Halbjahresbilanz der Unwetterschäden 2021 fallen massiv höher aus als diejenigen des ganzen Jahres 2020. Die Unwetter der letzten Tage haben laut Versicherungsangaben gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA einen Schaden von rund 200 Millionen Franken verursacht. Das seien die teuersten Schäden seit dem Jahr 2013, heisst es. (UP)