Tag des Waldes: Biodiversität steht im Zentrum am 21. März 2020
Am 21. März findet der traditionelle Tag des Waldes unter dem Motto «Biodiversität» statt. Der Tag wurde von der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) 1970er Jahren als Reaktion auf die globale Waldvernichtung ins Leben gerufen. In der Schweiz werden rund 1,28 Millionen Hektaren Wald gepflegt und bewirtschaftet.
Nicht nur am Tag des Waldes kümmert sich Christian Bottlang um das Waldbild in seinem Forstrevier. Rund 80 Hektaren, dies sind zehn Prozent der gesamten Revierfläche, wurden bis anhin im Waldgebiet von den Borkenkäfern und Sturmereignissen tangiert. Allerdings, auf den am stärksten betroffenen Waldstücken gedieh meist ein Reinbestand an gepflanzten Fichten, häufig von Privatwaldbesitzern vor Generationen gepflanzt. Die Bäume standen in Reih und Glied, eng nebeneinander wachsend. Die Fichten leiden in den letzten Jahren zunehmend unter der Trockenheit. Die flachgründigen Wurzeln können den Stamm und die Krone nicht genügend mit Wasser versorgen.
Über Borkenkäfer & Co.
Die Bäume sind geschwächt und dadurch anfällig auf Schäden, unter anderem auf Borkenkäfer und Stürme. „Ist der Borkenkäfer einmal in einem solchen Reinbestand angelangt, geht es schnell“, weiss Förster Christian Bottlang. Der Rindenbrüter bohrt sich in die Rinde, legt dort seine Eier ab und ernährt sich vom Bast, wodurch der Baum in der Regel abstirbt. Die befallenen Bäume müssen schnellstmöglich gefällt und aus dem Wald transportiert werden. Das heisst, zurzeit werden betroffene Flächen geräumt und die dadurch freistehenden, verbleibenden Baumbestände sind anfälliger für weitere Schäden, beispielsweise Sturmschäden. Die Forstleute wissen schon längst darum.
Auf den Flächen, die Christian Bottlang als langjähriger Förster im Revier selber bewirtschaftet und formt, gehören reine Fichtenbestände schon länger der Vergangenheit an. „Ich setze, wie viele meiner Berufskollegen, auf Diversität, auf Naturverjüngung und pflege die Waldflächen regelmässig in Abständen von fünf bis zehn Jahren.“ Dank Artenreichtum und Pflege sind die Waldflächen robuster und gesünder. Das Risiko für Schäden ist deutlich geringer.
Pionierbäume fördern, Neophyten bekämpfen
In Privatwald-Flächen ist der Förster als Berater unterwegs. Eine eigentliche Bewirtschaftungspflicht existiert für die Waldbesitzer gemäss dem Waldgesetz nicht. Sie haben Pflichten einzuhalten, wie zum Beispiel das Kahlschlagverbot, die Wiederbestockungspflicht im Schutzwald, die Verwendung von standortgerechten Pflanzen oder die Anzeichnungspflicht durch den Forstdienst bei geplanten Holzschlägen. Waldbesitzer, die in ihrem Wald hauptsächlich auf die Fichte – sie war und ist heute noch eine wichtige Baumart für die heimische Sägeindustrie und Baubranche – gesetzt haben, haben es zurzeit schwer. „Gewisse Waldeigentümer sind wahrlich geschockt. Auf ihren Flächen stehen zum Teil beinahe keine Bäume mehr“, so Christian Bottlang. Die kahlen Flächen sind nun aber auch klar eine Chance, dies für den Wald und für dessen Biodiversität. Dieser Ansicht ist auch die Abteilung Wald des Amts für Landschaft und Natur des Kantons Zürich.
„Auf den Schadflächen soll eine zukunftsfähige, standortgerechte, vielfältige und ökologisch wertvolle Bestockung aus Naturverjüngung entstehen“, erklärt der Kantonsforstingenieur, Konrad Nötzli. Die bestehende Richtlinie zur Förderung der Jungwaldpflege im Kanton Zürich wurde ergänzt und nun können auf Schadflächen zusätzliche Förderungsbeiträge gesprochen werden. Die Waldbesitzer erhalten zehn Franken pro Are, wenn sie die Kahlflächen im Sinne der Vorgaben pflegen und hegen. So sind zum Beispiel Pioniergehölze, das sind unter anderem Birken, Weiden, Pappeln, zu fördern. Diese Weichlaubhölzer stabilisieren den Waldboden, die Humusschicht, bereichern die Artenvielfalt von Flora und Fauna und lassen die vom Wald selber definierte Verjüngung dank genügend Licht gedeihen. Christian Bottlang hilft den Flächen auch mit zusätzlich gut überlegten, kleinflächigen Bepflanzungen zum Beispiel von Eichen.
Die kleinen Bäumchen schützt er mit Holzgattern – natürlich mit Holz aus dem eigenen Revier – vor Wildverbiss. „Wir haben bereits total 70 Kilometer Dachlatten für die Gatter im ganzen Revier verwendet.“ Da und dort entdeckt man auf der Naturverjüngung auch wieder die Fichte. „Auf gewissen Flächen gedeiht die gesamte Baumpalette, auch die Weisstanne findet ihren Platz.“ Der Artenreichtum freut den Förster sehr.
Gemäss Richtlinie des Amtes müssen die Schadflächen, die mittels Beiträge unterstützt werden, durch die Waldbesitzer in fünf aufeinander folgenden Jahre intensiv begleitet werden. Dem Förster ist klar: „Wir brauchen Geduld, haben aber nun die Möglichkeit auf den Schadflächen, einen Zukunft gerichteten, artenreichen Wald wachsen zu lassen. Einen Wald, der auch für die Herausforderung rund um den Klimawandel gewappnet ist.“
Tag des Waldes
Am 21. März findet der traditionelle Tag des Waldes unter dem Motto «Biodiversität» statt. Der Tag wurde von der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) 1970er Jahren als Reaktion auf die globale Waldvernichtung ins Leben gerufen. In der Schweiz wächst auf rund 1,28 Millionen Hektaren Wald. Diese Fläche wird von rund 5‘000 Fachleuten der Forstwirtschaft gepflegt und bewirtschaftet. Fast die Hälfte der in der Schweiz vorkommenden Tiere und Pflanzen sind auf den Wald angewiesen, das sind ungefähr 20’000 Arten. Dank einer naturnahen, fachmännischen Waldbewirtschaftung bleibt die wertvolle Biodiversität erhalten, dies trotz der vielschichtigen Anforderungen an den heutigen multifunktionalen Wald.
Mehr zur „Waldpolitik“ des Bundesamtes für Umwelt BAFU finden Sie hier