Ist eine bessere Welt in Reichweite?
Wie kann der technologische Fortschritt dazu genutzt werden, die Ungleichheit in der Welt zu vermindern? Dieser Frage ging das CSEM am 4. Oktober in Bern im Rahmen der Konferenz «Technologies for a brighter world» nach.
An der Tagung vom 4. Oktober in Bern ging es darum, wie technologische Entwicklungen zu einem Nutzen für alle werden können. Neben Forschungs- und Entwicklungsexperten des CSEMs skizzierten namhafte Persönlichkeiten wie Peter Maurer, Präsident des Internationalen Roten Kreuz (IKRK), Klaus Schönenberger, Direktor des Programms «Essential Tech» der ETH Lausanne (EPFL) und Arturo Vittori, Direktor von Warka Water, die Umrisse eines ausgewogeneren Entwicklungswegs.
«Die aktuelle technologische Beschleunigung würde einen glauben lassen, dass alles möglich ist. Es gibt jedoch eine bedeutende Ausnahme: die einer gerechteren und friedlicheren Welt.» Gleich zu Beginn steckte Mario El-Khoury, CEO vom CSEM und Organisator der Konferenz «Technologies for a brighter world», im Hotel Bellevue in Bern den Rahmen ab. Das Ziel der Veranstaltung: Neue Wege finden, um die Technologien allen zugutekommen zu lassen. Inspiration dazu lieferten zahlreiche Projekte, die bereits in Gang sind.
Benachteiligte am Fortschritt teilhaben lassen
«Ich habe leider nicht nur gute Nachrichten», warnte Peter Maurer, Präsident des IKRK. In seinem Beitrag zeigte er auf, inwiefern die Konflikte komplexer werden und sich festfahren und dadurch immer mehr Menschen in prekäre Lebensbedingungen kommen. Der ehemalige Diplomat zeigte darauf eine weniger bekannte Seite des IKRK: Das Rote Kreuz ist sich der Bedeutung der technologischen Fortschritte für seine Arbeit und eigenen Handlungsspielräume mehr als bewusst. Die Organisation nimmt diese Möglichkeiten aktiv wahr, um davon möglichst Nutzen ziehen zu können. Zusammen mit der EPFL entwickelt sie zum Beispiel eine neue Generation von Fussprothesen für die Opfer von Antipersonenminen. Das Ziel ist, eine Prothese zu einem erschwinglichen Preis anzubieten.
Von Big Data und Wassertürmen
Das Spektrum der «humanitären» Innovationen ist enorm breit. Es reicht von einer Datenbank, um Verschollene zu finden, über Wassertürme aus Bambus, die Arturo Vittori, Direktor von Warka Water präsentierte, bis zu Photovoltaik-Lösungen oder medizinische Entwicklungen des CSEM. Das waadtländische Start-up Biospectal wird zum Beispiel mit einer Erfindung vom CSEM den Bluthochdruck der Bevölkerung von Bangladesch, Tansania und Südafrika überwachen. Damit wird es möglich, diese unsichtbare Krankheit mittels Smartphone-Applikation nachzuverfolgen. Hinter dieser scheinbar einfachen Anwendung steckt eine Hightech-Lösung, die übereinen Zeitraum von zehn Jahren am CSEM entwickelt wurde.
Die Schweiz ist prädestiniert, um neue Modelle zu finden
Entwicklungsarbeit muss anders gedacht werden! Diese Feststellung erhielt breite Zustimmung. Das Programm «Essential Tech» der EPFL unterstützt in diesem Zusammenhang vielversprechende Experimente. Sie hat z. B. ein Start-up hervorgebracht, dessen Ziel es ist, Afrika mit angepassten Röntgengeräten zu versorgen. Das Unternehmen, hinter dem sowohl afrikanische als auch Schweizer Investoren stehen, sieht dafür auch gute Geschäftsaussichten in der westlichen Welt.
Denn die Schweiz hat alle Karten in der Hand, um eine Schlüsselposition bei der Erneuerung von Modellen für eine wahrhaft nachhaltige Entwicklung einzunehmen. Sie ist nicht nur an vorderster Front in Sachen Innovationen und Wiege der Genfer Konventionen, sondern auch «zentraler Finanzplatz», erinnerte Peter Maurer. Dies sei ein unerlässlicher Faktor, um technologische Fortschritte breiter zu streuen, um den Alltag deren zu verbessern, die es am nötigsten haben und sich somit in Richtung gerechtere und bessere Welt zu bewegen, auf die so viele hoffen.