Fünf Startups gewinnen den W.A. de Vigier Förderpreis
Am 31. Mai nahmen fünf Schweizer Startups den mit je 100‘000 Franken dotierten W.A. de Vigier Preis entgegen. Die ausgezeichneten Jungunternehmen verbessern das Leben von Hörgeschädigten und von Menschen mit Bewegungseinschränkungen, ebnen den Weg für die sichere Einführung von Drohnen in den Luftverkehr, bringen unübertroffen langlebige Kabel auf den Markt und erkennen bereits vor der Verschreibung, ob Medikamente wirksam sein werden oder nicht.
In der Schweiz existieren inzwischen viele Förderpreise für Startups. Der älteste und der am höchsten dotierte ist der W.A. de Vigier Förderpreis: Jährlich schüttet er CHF 500’000 an Preisgeldern (5 mal CHF 100‘000) an Jungunternehmer/innen in der Schweiz aus. Seit ihrem 29-jährigen Bestehen hat die W.A. de Vigier Stiftung insgesamt über 11 Millionen Franken Startkapital verteilt. Daraus resultierten bis heute rund 84 erfolgreiche Startups, mehrere Börsengänge, einträgliche Firmenverkäufe und vor allem zahlreiche neue Arbeitsplätze. Die Stiftung ist das Vermächtnis des im Jahre 2003 verstorbenen Solothurners William A. de Vigier, der mit seiner privaten Initiative den Grundstein für diese Form der Startup-Förderung legte.
Förderpreis gewichtet auch Persönlichkeit der/des CEO stark
Aus über 220 eingereichten Projekten wählte die Jury im Februar ihre Top 16. Diese durchliefen ein Assessment und präsentierten ihre Ideen vor dem Stiftungsrat, der anschliessend die Top 10 kürte. Nebst bahnbrechenden Produkten spielte bei der Wahl der Gewinner/innen die Persönlichkeit der/des CEO eine grosse Rolle. „Wir wollen nicht nur bahnbrechende Produkte unterstützen, sondern auch in hervorragende Menschen investieren, die eine neue Generation von Schweizer Unternehmer/innen massgebend mitprägen“, erklärt Regula Buob, Geschäftsführerin der W.A. de Vigier Stiftung. Die Top 16 durchlaufen ein Assessment und nehmen den eigenen Führungsstil im Rahmen eines vertraulichen Validierungsgespräches unter die Lupe. Die W.A. de Vigier Stiftung ist mit diesem Vorgehen einer der wenigen Förderer, die den Faktor Mensch systematisch berücksichtigen.
Die fünf Preisträgerinnen und Preisträger (alphabetisch)
- AUDATIC GmbH aus Zürich (ZH) – Bessere Performance von Hörgeräten in lauter Umgebung: Hörgeräte lassen ihre Träger in lärmigen Situationen oft im Stich. AUDATIC setzt neuste Methoden der künstlichen Intelligenz ein, um störende Hintergrundgeräusche herauszufiltern und das Hörerlebnis deutlich zu verbessern. Ob im Restaurant, unterwegs oder beim Geschäftstreffen: Hörgerätenutzer können dank der Technologie von AUDATIC wieder mit mehr Freude und Selbstbewusstsein an Gesprächen teilnehmen.
- inVoli aus Renens (VD) – Sichere Integration von Drohnen in den Luftverkehr: Zusammenstösse zwischen Drohnen und Flugzeugen werden zunehmend zur Gefahr. inVoli bietet die Infrastruktur für eine sichere Integration von unbemannten Flugobjekten in den bestehenden Luftverkehr. Die Technologie des Waadtländer Startups will Daten zur Flugverkehrslage zugänglich machen und Beteiligte sowie die Flugkörper selbst mit den notwendigen Instrumenten ausrüsten, um die Lüfte sicherer und effizienter zu nutzen.
- Myoswiss AG aus Zürich (ZH) – Tragbare Muskeln für Menschen mit Bewegungseinschränkungen: Myoswiss entwickelt den Myosuit: Eine Kleidungsschicht aus tragbaren Muskeln, die alltägliche Aktivitäten unterstützt. Die Lösung kombiniert Robotik und funktionelle Textilien in einem bequemen Produkt, das weniger als fünf Kilogramm wiegt. Neuartige Algorithmen gekoppelt mit Sensorik und Aktorik kontrollieren die unterstützenden Kräfte während den Bewegungen des Nutzers.
- nanoleq GmbH aus Zürich (ZH) – Eine neue Generation von Kabeln: Kabel sind anfällig. Dies ist z.B. bei medizinischen Geräten oder Fabrikrobotern ein Problem. nanoleq entwickelte eine fundamental neue Art von Kabeltechnologie. Unter mechanischer Belastung weist das FlexOne Kabel des Zürcher Startups eine bis zu hundertmal höhere Lebensdauer auf als ein Standardkabel und behält seine hohe Flexibilität. Die Zielmärkte von nanoleq liegen in der Medizinaltechnik, in high-end Audioanwendungen und in der Robotik.
- SUN bioscience aus Lausanne (VD) – 3D-Zellkulturen für effektivere Behandlungsentscheide: SUN bioscience bringt eine Plattform für standardisierte organoide 3D-Zellkulturen auf den Markt, die patientenspezifische Tests für die direkte Wirksamkeit von Behandlungen erlauben. Heutige Methoden, die auf Biomarkern beruhen, sind oft unzureichend verlässlich. Die Lösung von SUN bioscience optimiert Medikationsentscheidungen und vermeidet unwirksame Therapien. Dies ermöglicht milliardenschwere Einsparungen im Gesundheitswesen.
Weitere Startups in den Top 10
Fünf weitere Startups haben es in der „Endausmarchung“ für den Förderpreis in die Top 10 geschafft. Es sind dies (alphabetisch):
- ACUBE Technology AG aus Nidau (BE) – Zugang per Smartphone anstatt via Tickets und Badges: Das Handling von Billetten, Badges und Garagentor-Handsendern ist sowohl für den Nutzer wie auch für den technischen Dienst mühsam und aufwändig. ACUBE nutzt für einfachere Zugänge und automatische Bezahlung das Smartphone. Dank der Kombination aus einem patentierten Ortungssystem mit einer App gehören verlegte Tickets und peinliche Arm-Ausstreck-Manöver vor der Parkhausbarriere bald der Vergangenheit an.
- AgroSustain GmbH (VD) – Bio-Fungizide für nachhaltige Landwirtschaft: Produzenten von Landwirtschaftserzeugnissen stehen unter Druck. Um Ernte- und Lagerungsverluste zu vermeiden, werden chemische Fungizide eingesetzt, die sich negativ auf die Biodiversität sowie unsere Gesundheit auswirken. AgroSustain entwickelt ökologische Präventions- und Behandlungsprodukte gegen ein breites Spektrum von Pilzerregern. Interessant sind diese für die Lagerung, für die Holzwirtschaft, Gärtner und Landwirte.
- hemotune AG aus Zürich (ZH) – Revolutionäres Blutreinigungsverfahren bei Sepsis: Das Verfahren von hemotune kann schwer zugängliche Giftstoffe aus dem Blut entfernen. Eigens entwickelte magnetische Nanoteilchen binden sich an die Giftstoffe und können nachfolgend magnetisch abgetrennt werden. In einem Zusatzgerät zur Dialysemaschine werden diese Nanoteilchen mit dem Blut vermischt und mitsamt den Giftstoffen wieder entfernt. Die erste Anwendung wird zur Entfernung von Endotoxinen bei akuter Blutvergiftung entwickelt.
- Sensoryx AG aus Zürich (ZH) – Gefühlsechteres Eintauchen in die virtuelle Welt: Bisher mussten Nutzer störende Steuerelemente in den Händen halten anstatt direkt mit der virtuellen Welt interagieren zu können. VRfree ist ein mobiles 3D-Trackingsystem, das Hände und Finger vollumfänglich im Cyberspace abbildet und ein buchstäblich greifbares Eintauchen in die virtuelle Welt ermöglicht. Diese Lösung kombiniert verschiedene Sensortypen und bietet eine realitätsidentische, mobile Bewegungserfassung ohne Verzögerung.
- Touchless Automation GmbH aus Biel (BE) – Kontaktloses Handling von Mikrokomponenten: Touchless Automation bietet innovative Lösungen für jede Industrie, die Mikrokomponenten verarbeitet. Sobald die sensiblen Mikrokomponenten berührt werden, besteht die Gefahr des Verkratzens, der Verschmutzung oder sonstiger Beschädigungen. Die Lösung des Bieler Startups kann Komponenten aller Materialien bewegen – völlig kontaktfrei.
Lebendiger Unternehmergeist in der Schweiz
An Unternehmergeist fehlt es in der Schweiz nicht – und die W.A. de Vigier Stiftung zeigt sich entsprechend erfreut darüber. „In der Schweiz wurden im vergangenen Jahr 43‘000 neue Firmen gegründet. Als W.A. Stiftung dürfen wir einen Bruchteil der besten Unternehmen näher begutachten. Daraus dann die Top 10 bzw. fünf Gewinner/innen auszuwählen ist ein echtes Privileg und gleichzeitig fast unmöglich, denn auf dem Olymp bewegen sich einfach mehr als nur deren zehn!“, so Alain Nicod, Stiftungsratsmitglied der W.A. de Vigier Stiftung.
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