Konstante Aktivität im Schweizer M&A-Markt
Der Schweizer M&A-Markt entwickelte sich gemäss einer Untersuchung von KPMG in den vergangenen sechs Monaten konstant. Das Transaktionsvolumen nahm im Vergleich zum Vorjahr zwar um 7% ab, wobei die Anzahl Transaktionen auf hohem Niveau nahezu unverändert blieb.
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Im ersten Halbjahr 2017 verringerte sich die Anzahl Firmentransaktionen gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur unwesentlich von 164 auf 160. Insgesamt ging der Wert aller Transaktionen mit USD 69.3 Mrd. um 7% zurück (2016: USD 74.2 Mrd.), wobei für das hohe letztjährige Transaktionsvolumen in erster Linie die Akquisition von Syngenta durch die China National Chemical Corporation verantwortlich war. Für das zweite Halbjahr ist aufgrund der anhaltenden finanzpolitischen Unsicherheiten mit keiner starken Zunahme an Transaktionen zu rechnen.
Eine gewichtige Grosstranskation prägte das bisherige M&A-Jahr 2017: Der US-amerikanische Pharmazie- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson kündigte im Januar an, das Schweizer Biotechnologieunternehmen Actelion für USD 30 Mrd. zu übernehmen. Dies, nachdem erste Gespräche im Dezember 2016 noch gescheitert waren. Nach der Übernahme von Syngenta durch die China National Chemical Corporation 2016 ist dies bereits die zweite Grosstransaktion im Schweizer M&A-Markt innerhalb eines Jahres. Der Deal reiht sich in die fünf grössten Schweizer Transaktionen aller Zeiten ein.
Private-Equity-Aktivitäten und Firmenzukäufe im Ausland
Grundsätzlich bleiben die Aussichten für die globale Wirtschaft positiv. Auch das momentan noch günstige Zinsumfeld sorgt für verfügbares Geld für M&A-Aktivitäten. Besonders Private-Equity-Investoren, welche typischerweise einen hohen Fremdkapitalanteil ausweisen, profitieren zurzeit davon. So hat der Schweizer M&A-Markt auch im ersten Halbjahr 2017 relevante Private-Equity-Aktivitäten erlebt: Von den zehn grössten Transaktionen wiesen gleich drei einen Private-Equity-Käufer auf.
Durch den anhaltend starken Schweizer Franken bleiben Firmenzukäufe im Ausland weiterhin attraktiv. Diese stellen seit jeher eine wichtige strategische Komponente für Schweizer Unternehmen dar, welche damit ihre Absatzmärkte und ihr Produktportfolio diversifizieren können.
Chinesischer Investitionsappetit hält an
Die chinesischen M&A Aktivitäten haben sich zwar insbesondere aufgrund der neuen gesetzlichen Kapitalexportgesetzgebung in China ein wenig verlangsamt, sind im internationalen Vergleich aber immer noch stark. Der chinesische Appetit auf Investitionsmöglichkeiten hält entsprechend auch in der Schweiz weiter an. Besonders aktiv im hiesigen Markt tritt die HNA Group auf: Die Unternehmensgruppe hat in Vergangenheit mit Gategroup, SR Technics und Swissport bereits drei Schweizer Firmen akquiriert. Im ersten Halbjahr 2017 sorgte die HNA Group gleich für zwei weitere essentielle Transaktionen: Die Chinesen beteiligen sich neu für USD 1.4 Mrd. mit 17% am Reise-Detailhändler Dufry, und übernehmen für einen Betrag von USD 775 Mio. die Mehrheit an der Erdöl- und Logistiksparte von Glencore, wobei es letztere Transaktion nur knapp nicht in die Top 10 geschafft hat.
Finanzpolitische Unsicherheiten als einschränkender Faktor
Die Finanzpolitische Entwicklung bleibt momentan einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf das Transaktionsgeschäft: Trotz zwischenzeitlicher Beruhigung bremsen die geopolitische Instabilität und die Entwicklungen in der EU und den USA den Akquisitionswillen von Unternehmen. Besonders der Brexit mit seinen noch unklaren wirtschaftlichen und rechtlichen Auswirkungen auf den M&A-Markt bleibt ein Unsicherheitsfaktor. «Trotz positiver wirtschaftlicher Entwicklungen und hohem Aktivitätsniveau ist aufgrund der finanzpolitischer Unsicherheit und möglicher Zinswende kurzfristig kein starkes Wachstum im nationalen und internationalen M&A-Markt zu erwarten», schätzt Patrik Kerler, Leiter M&A von KPMG Schweiz, die Lage ein.
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Quelle: KPMG Schweiz