Digitalisierung: KMU leiden unter Kapitalmangel für Investitionen

Aktuelle Umfragen von Swissmechanic/FHS St.Gallen und Ernst & Young bestätigen Kapitalmangel als grösste Hürde der KMU-Digitalisierung. Engagement und Umsetzungswille hinsichtlich Digitalisierung haben das Limit erreicht, 17% können nicht mehr investieren. Einfach, weil dafür kein Geld mehr da ist.

Digitalisierung – wie etwa die Entwicklung von Robotern – kostet Geld, doch KMU leiden unter Kapitalmangel. (Foto: PD / Swissmechanic / Marc-Steffen Unger)

Umfragen von Swissmechanic/FHS St.Gallen und Ernst & Young bestätigen den Kapitalmangel als grösste Hürde der KMU-Digitalisierung. Nichtsdestotrotz zeigen Schweizer KMU ein überdurchschnittliches Engagement und einen überdurchschnittlichen Umsetzungswillen, wenn es um Digitalisierung und Industrie 4.0 geht, wie es in einer jüngst veröffentlichten Mitteilung heisst. Über 70 % der Schweizer Industrieunternehmen hätten Prozessoptimierung und Automation bereits umgesetzt, über 63 % würden weitere Innovationen forcieren, besagt die Befragung. Motivation sei bei vielen KMU der schiere Überlebenswille und der Kampf um Margen in einem sehr gut aufgestellten Umfeld „Extra Helvetia“: Der Euro wird durch eine expansive Geldpolitik immer günstiger, die Nachbarländer fördern aktiv die eigene Industrie, dort steigen Exporte, Umsatz und – im Gefolge der erzielten Gewinne – die Reinvestitionen. Das internationale Marktmachtgefüge verschiebt sich zu Ungunsten der Schweizer Elektro-, Metall- und Uhrenindustrie sowie des Schweizer Maschinenbaus. „Hier, auf dem internationalen Schlachtfeld der Digitalisierung, kämpft das Schweizer KMU sozusagen mit einem Sackmesser gegen eine gut gerüstete Übermacht“, schreibt Swissmechanic.

Eingeschränkte Investitionsmöglichkeiten wegen Kapitalmangel

Die aktuellen Umfrageergebnisse von Swissmechanic/FHS St.Gallen und die von Ernst &Young zeigen alle die gleiche Lage der Industrie-KMU Schweiz: Die Unternehmer sind an sich willens und technisch in der Lage, digitalisierte Prozesse zu implementieren. Jedoch sind ihre Investitionsmöglichkeiten derart eingeschränkt, dass sie ihr Digitalisierungspotential trotzdem pessimistisch einschätzen. Nach zwei schwachen Export- und Ertragsjahren durch den starken Franken sind die Reserven aufgebraucht und die Budgets für Neuinvestitionen erschöpft. In der Umfrage, die Swissmechanic zusammen mit der FHS St.Gallen durchführte und woran 200 Mitgliedsunternehmen von Swissmechanic teilnahmen, bezeichnen 51 % ihre Ertragslage als „nicht befriedigend“. 40 % haben Schwierigkeiten bei neuen Geschäftsmodellen und Strategien, weitere 42 % bei der Digitalisierung und Automatisierung der Produktion. Genau hier, bei den Kernstücken der Digitalisierung, liegen für KMU die grössten Hindernisse. Denn hier ist eine weitere Optimierung sehr kostenintensiv bzw. das verarbeitende Gewerbe hat immanent hohe Investitionskosten bei der Digitalisierung und Automation der Produktion.

Dieser Befund findet im Ernst & Young-Unternehmensbarometer 2017 Unterstützung. Auf die Frage, ob die Industrieunternehmen den Wunsch hätten, mehr zu investieren, antworteten 31 % mit Ja. Weiter gaben 17 % aller Industrieunternehmen – KMU wie Grossunternehmen – an, dass sie aufgrund von Kapitalmangel nicht (mehr) in die Digitalisierung investieren können.

Digitalisierung auf den Boden gebracht

Somit scheitert die weitere Inangriffnahme der Digitalisierung für viele KMU an der Verfügbarkeit von Investitionskapital. Ein teurer Neuerwerb von Maschinen und die Aufrüstung bereits bestehender Maschinen und Anlagen sind längst überfällig. Dafür sind robuste Massnahmen nötig, sonst wird die Chance der Digitalisierung für die Schweizer KMU verpasst.

Swissmechanic führt deshalb am 14.09.2017 den Business Day in der Messe Luzern durch. Namhafte Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Finanzen, Fintech und Industrie 4.0 werden dort über das Thema „Digitalisierung auf den Boden gebracht“ diskutieren. Es geht dabei um Innovation, die Finanzierung und die konkrete Umsetzung der Digitalisierung für KMU. Über die Lösungsansätze referieren und debattieren auf dem Podium: Gerhard Pfister (Präsident CVP Schweiz), Ruedi Noser (Ständerat FDP), Prof. Dr. Peter Jaeschke (FHS St.Gallen), Otto Hofstetter (Hofstetter AG), Dr. Niklas Kramer (Sandvick AG) und Roland Goethe (Goethe AG, Präsident Swissmechanic Schweiz), Patrick Berhalter (Berhalter AG), Prof. Dr. Christian Thiel (FHS St.Gallen), Christian Frei (InspiredView Ltd), Andreas Rauch (GF), Alwin Meyer (Swisspeers) und viele mehr.

Weitere Informationen zum Business Day: www.swissmechanic-businessday.ch.

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