Was Naturereignisse kosten
Sintflutartige Regenfälle, tennisballgrosse Hagelkörner, heftige Stürme, Erdrutsche: Die Schweiz ist aufgrund ihrer topographischen Lage immer wieder schweren Unwettern ausgesetzt. Die daraus entstehenden Schäden sind zum Teil immens, wie der Naturereigniskalender der Allianz Suisse zeigt.
Das Wetter der vergangenen Wochen zeigte sich in der Schweiz nicht gerade von der freundlichen Seite: teilweise heftige Unwetter und Überschwemmungen haben in einigen Ortschaften nicht nur die Bevölkerung und Rettungskräfte in Atem gehalten – auch die Schäden für die Versicherer gingen in die Millionen. Allein die Allianz Suisse rechnet durch den Hagelsturm „Elvira“ Ende Mai und das Sturmtief „Friederike“ Anfang Juni mit rund 3’000 Schadenfällen und einer Schadensumme von rund 10 Millionen Franken.
Zwar war das Schadenausmass bei weitem nicht so gross wie in vielen Teilen Deutschlands, Frankreichs oder Österreichs – aber nach dem Unwetter ist auch in der Schweiz wieder vor dem nächsten Unwetter. Denn das Klima ist hierzulande stark von den Alpen als wichtigster Wetterscheide Mitteleuropas mit grossen klimatischen Unterschieden auf engem Raum geprägt. Die Folge sind schwere Gewitter mit zum Teil tennisballgrossen Hagelkörnern, sintflutartige Regenfälle und schwere Stürme, die gerade auch in den Sommermonaten oftmals ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Dabei sticht der Juni 2016 im Zehnjahresvergleich gar nicht einmal so besonders heraus, obwohl er als einer der feuchtesten Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gilt. Das zeigt der Naturereigniskalender der Allianz Suisse, für den die Schadenzahlen der vergangenen zehn Jahre analysiert wurden.
Hagelzüge und Überschwemmungen sind am teuersten
Seit 2006 hat die Allianz Suisse laut Schadenstatistik rund 200’000 Schadenfälle zu verzeichnen gehabt, die durch Naturereignisse wie Hagel, Überschwemmungen, Sturm, Blitz, Lawinen und Erdbeben verursacht wurden. Die Schadensumme belief sich dabei auf insgesamt rund 640 Millionen Franken, wovon fast exakt die Hälfte auf Hagelereignisse (rund 320 Millionen Franken bei 96’000 Schadenfällen) fiel, Überschwemmungen schlugen mit rund 170 Millionen Franken bei 42’000 Schadenfällen zu Buche. Mit deutlichem Abstand folgen Schäden, bei denen Sturm (rund 55 Millionen Franken bei 17’000 Schadenfällen) und Blitz (rund 32 Millionen Franken bei 21’000 Schadenfällen) die Hauptrolle spielten. Am Ende der Rangliste stehen Erdbebenschäden mit einem Schadenaufwand von 120’000 Franken bei 51 Schadenfällen in den vergangenen zehn Jahren.
Und ein Blick auf den Kalender verrät: Vor allem die Jahre 2009 und 2013 waren für die Allianz Suisse im Zehnjahresvergleich die schadenintensivsten – mit versicherten Schäden von jeweils mehr als 85 Millionen Franken. „Durch die Klimaerwärmung wird die Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre immer grösser – deshalb rechnen wir künftig mit einer weiteren Zunahme von schweren Unwettern“, erklärt Markus Deplazes, Leiter Schaden der Allianz Suisse.
Juli ist Rekordmonat
Mehr als ein Drittel der Naturereignisse treten allein im Juli auf, das Tessin und der Kanton Bern sind am häufigsten betroffen
Diese schweren Unwetter treten dabei am häufigsten dann auf, wenn Herr und Frau Schweizer es sich am wenigsten wünschen – in den Sommermonaten Juni und Juli, auf die mehr als die Hälfte der Naturereignisse fallen (rund 110’000). Und wer sich schon auf einen erfrischenden Sprung in den See bei hochsommerlichen Temperaturen freut: die Wahrscheinlichkeit für ein Unwetter ist im Juli aufgrund der zahlreichen Wärmegewitter am grössten – mit insgesamt 70’000 Naturereignissen belegt der Juli bei der Allianz Suisse den einsamen Spitzenplatz. Die an Naturereignissen schadenärmsten Monate sind im langjährigen Vergleich übrigens der November (ca. 4’700 Schadenfälle), der Februar (ca. 6’200 Schadenfälle) und der Oktober (ca. 6’500 Schadenfälle).
Und was die Schadenstatistiken noch verraten: die meisten Schadenfälle durch Naturereignisse werden der Allianz Suisse aus den Kantonen Bern und Tessin gemeldet (jeweils ca. 25’000 Schadenfälle), gefolgt von Zürich (ca. 23’000 Schadenfälle). Das aus Versicherersicht erfreuliche Schlusslicht bildet in dieser Kantons-Rangliste der Kanton Appenzell Innerrhoden mit nur 86 Schadenfällen seit 2006 – er ist allerdings mit rund 16’000 Einwohnern auch der bevölkerungsärmste Kanton der Schweiz.
(Quelle: Allianz Suisse)