„IFZ Sustainable Investments Studie 2018“ über nachhaltige Fonds
die «IFZ Sustainable Investments Studie 2018» der Hochschule Luzern belegt, dass nachhaltige Investmentfonds prozentual dreimal so schnell wie der Gesamtmarkt wachsen. Die Vermögen nachhaltiger Publikumsfonds im Schweizer Vertrieb sind über das vergangene Jahr um 44 Prozent auf 157 Milliarden Franken gestiegen. Schweizer Anlegern stehen heute 423 Fonds zur Verfügung, die neben finanziellen Kriterien auch solche der Sozial- und Umweltverträglichkeit berücksichtigen.
Der Studienleiter der der „IFZ Sustainable Investments Studie 2018“ Manfred Stüttgen beobachtet eine Tendenz: «Themenfonds greifen meist zeitgenössische Debatten auf, gegenwärtig Umweltthemen wie den Klimawandel oder soziale Herausforderungen wie den demographischen Wandel», sagt Stüttgen. Themenfonds mit einem Fokus auf Umwelt und Klima wachsen überproportional.
Sie profitieren von der Nachfrage nach grünen Obligationen (Green Bonds). Diesen Fonds sind über 1 Milliarde Franken Neugeld zugeflossen. Auch das Angebot an Fonds mit einem sozialen Thema wie Demographie, Generationengerechtigkeit oder Geschlechterdiversität wird breiter. Diese Fonds sind im Vergleich zu anderen Themenfonds (z. B. Wasser) noch relativ jung.
Nachhaltige Anlagen gelten als erfolgreiche Innovation und erreichen eine immer breitere Investorenbasis: Die Anzahl an nachhaltigen Publikumsfonds steigt im Vergleich zum Vorjahr von 336 auf 423 Fonds (+26 Prozent). Die darin verwalteten Vermögen wachsen von 109 auf 157 Milliarden Franken (+44 Prozent). Das zeigt die Studie des Instituts für Finanzdienstleitungen Zug IFZ der Hochschule Luzern, die nachhaltige Investmentfonds mit öffentlicher Vertriebszulassung in der Schweiz analysiert.
21 Milliarden Franken Neugeld
Investoren bevorzugen vermehrt Fonds, die neben finanziellen Kriterien auch ökologische, soziale oder governance-spezifische Faktoren berücksichtigen. Von den 8’788 Publikumsfonds mit Schweizer Vertriebszulassung werden 423 Fonds gemäss der Studie als nachhaltig bezeichnet. Bestehende nachhaltige Fonds haben über die Beobachtungsdauer 21 Milliarden Franken Neugeld angezogen. Das entspricht einem Nettomittelzufluss von rund 20 Prozent. Relativ zum Fondsvermögen ziehen damit nachhaltige Fonds doppelt so viel Neugeld an wie der Gesamtmarkt aller Publikumsfonds in der Schweiz.
Schweizer Fondsanbieter sind besonders aktiv
Die 423 Fonds werden von 119 Fondsanbietern offeriert. Unter den zehn grössten Instituten mit den höchsten verwalteten Vermögen in nachhaltigen Publikumsfonds rangieren auch vier Schweizer (siehe Abbildung 2). Schweizer Anbieter markieren ausserdem mit neu lancierten nachhaltigen Fonds vermehrt Präsenz: Zehn lokale Institute haben über das Berichtsjahr mehr als zwei neue Nachhaltigkeitsfonds aufgesetzt. Neben einer Grossbank zählen dazu ausgewählte Kantonalbanken und Schweizer Asset Manager.
Passive Fonds werden relevanter
Von den 423 nachhaltigen Fonds haben aktiv verwaltete Fonds weiterhin ein deutliches Übergewicht (siehe Abbildung 4). Passive Fonds machen lediglich 10 Prozent aus, die Wachstumsraten sind allerdings beachtlich: Passive nachhaltige Fonds verzeichnen Neugeld-Zuflussraten in der Höhe von 33 Prozent. Dies ist signifikant höher als bei passiv gemanagten konventionellen Fonds. Obwohl Banken und Fondsanbieter die Angebotspalette passiver nachhaltiger Fonds über das vergangene Jahr um fast 50 Prozent erweitert haben, ist dieses Angebot weiterhin beschränkt.
Ausschlusskriterien, Positivselektion und normbasiertes Screening sind häufig
Ein entscheidendes Abgrenzungskriterium nachhaltiger Fonds ist die im Anlageprozess umgesetzte Nachhaltigkeitsstrategie. Meist werden verschiedene Strategien miteinander kombiniert: 78 Prozent der 423 nachhaltigen Fonds schliessen aus ökologischen, sozialen oder governance-spezifischen Erwägungen gewisse Anlageobjekte aus, wie etwa Produzenten bestimmter Waffen (Ausschlusskriterien). 64 Prozent wählen Anlageobjekte aus, die sozial-ökologische Kriterien wie Umweltschutz besonders gut erfüllen (Positivselektion). 61 Prozent der Fonds prüfen ihre Investments auf die Einhaltung internationaler Standards wie dem Global Compact der Vereinten Nationen (normbasiertes Screening).
Kein Konsens zur Beurteilung der Nachhaltigkeitsleistung
Die Studie zeigt, wie «Nachhaltigkeit» von Unternehmen gemessen und beurteilt werden kann. Oft ist man sich in der Praxis uneinig über die «richtigen» Beurteilungskriterien. Rating-Agenturen leisten hier Hilfestellung, um die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu beurteilen.
Wirkung der Fonds schwierig zu messen
«Derzeit ist es noch schwer, die Wirkung nachhaltiger Fonds zu messen», sagt Manfred Stüttgen. Fondsanbieter versuchen aber, mit sogenannten Impact Fonds diesem Erfordernis nachzukommen: Sie wollen die soziale und ökologische Wirkung messen und ausweisen. Nicht nur für Fondsanbieter ist ein transparentes Nachhaltigkeits-Reporting von Bedeutung. Auch für Pensionskassen werden messbare Nachhaltigkeits-Kennziffern aufgrund von Risiko-Erwägungen im Anlageprozess immer relevanter.
Auf die Umsetzung von Nachhaltigkeitskriterien im Investmentprozess von Schweizer Pensionskassen geht die Studie anhand von Praxisbeispielen ausführlich ein.
Die «Sustainable Investments Studie 2018» kann unter ifz@hslu.ch für 190 Franken bestellt werden. Eine digitale Version der Studie steht hier zur Verfügung.