Schweiz stürzt im Klimaschutz-Ländervergleich ab

Beim Climate Change Performance Index (CCPI), dem Klimaschutz-Ländervergleich, belegt die Schweiz nur noch Platz 22. Mit dem Ausscheiden aus den Top 20 gehört die Schweiz nicht mehr zu jenen Ländern, die im Kampf gegen die Klimaerhitzung als effizient gelten.

Drohen Klimaschutz-Massnahmen zerschlagen zu werden? Die Schweiz jedenfalls hat im Klimaschutz-Ländervergleich sieben Plätze verloren. (Bild: Pixabay.com)

Überall belegt die Schweiz Spitzenplätze: Bei der Innovationskraft, bei der steuerlichen Belastung, bei der Wettbewerbsfähigkeit usw. Eher unrühmlich wirkt dagegen die Klassierung, welche unser Land beim Klimaschutz belegt: Innerhalb eines Jahres verliert die Schweiz beim Climate Change Performance Index (CCPI) sieben Plätze. Die EU oder auch Länder wie Ägypten oder Malta rangieren inzwischen weiter vorne. Der von der Umweltorganisation Germanwatch, dem NewClimate Institute und dem Climate Action Network herausgegebene Climate Change Performance Index (CCPI) bewertet die Klimaschutzbemühungen von 59 Ländern und der gesamten Europäischen Union. Sie alle gehören zu den grössten Emittenten weltweit. Eine aktuelle Rangliste wird jedes Jahr zum Zeitpunkt der UN-Klimakonferenz vorgestellt. Dieses Jahr belegen Dänemark, Schweden und Chile die vordersten Ränge 4, 5 und 6. Die ersten drei Plätze werden nicht vergeben, da keines der berücksichtigten Länder die notwendigen Anstrengungen unternimmt, um die globale Erwärmung maximal auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Greenpeace: Schweiz drückt sich vor Klimaschutz

Das wenig berauschende Abschneiden der Schweiz ist Wasser auf die Mühlen von Umweltorganisationen. «Der Absturz der Schweiz überrascht mich nicht», sagt Georg Klingler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace Schweiz. «Die Schweiz kommt den mit dem Pariser Übereinkommen eingegangenen Verpflichtungen nicht nach und tut nicht genug, um ihre Emissionen im In- und Ausland zu reduzieren. Unser Land befindet sich auf einem Pfad, der zu einer globalen Erwärmung von 3 Grad führt. Das hat schwerwiegende Folgen, denn bereits eine globale Erwärmung von mehr als 1,5 Grad gefährdet die Grundrechte aller Menschen im Land. Ich hoffe, dass dies ein Weckruf für den Bundesrat ist, damit er die Bemühungen um den Klimaschutz in allen Aspekten rasch verstärkt. Das Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit (indirekter Gegenentwurf zur Gletscher-Initiative) muss es uns ermöglichen, unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern unverzüglich zu verringern.»

Politik betreibt Greenwashing

Greenpeace kann der Schweizer Umwelt- und Klimapolitik derzeit wenig Gutes abgewinnen, wie schon unmittelbar im Vorfeld der laufenden COP27-Konferenz in Sharm El-Sheik kommuniziert wurde. Besonders schockierend sei die Logik des Bundesrates, die Klimaschutzbemühungen in der Schweiz mit im Ausland durchgeführten Massnahmen zu beschönigen, so Greenpeace. «Die Schweiz hat in Vergangenheit bereits sehr viele Treibhausgase ausgestossen. Unser Land hat aufgrund unserer Konsumgewohnheiten einen sehr hohen Pro-Kopf-Ausstoss, und unser Finanzplatz investiert weiterhin weltweit in Kohle, Öl und Gas. Wir müssen daher klar dafür sorgen, dass die Emissionen im Ausland reduziert werden. Diese Reduktionen dürfen aber keinesfalls die in der Schweiz nötigen Massnahmen ersetzen. Die aktuelle Politik ist nichts anderes als Greenwashing.»

Bisher enttäuschende COP27

Stellt man das Ranking in Bezug zur Klimakonferenz COP27, passt das Abschneiden der Schweiz gut ins Gesamtbild. Bisher hat die Konferenz nämlich noch wenig Zählbares gebracht. Als Bremser zeigen sich immer wieder auch die Industrienationen. Laut dem UN-Emissionslückenbericht werden die globalen Emissionen im Jahr 2022 voraussichtlich einen neuen Rekordwert erreichen, nachdem sie 2021 aufgrund der Pandemie kurzzeitig gesunken waren. Im Climate Action Tracker-Bericht wird hervorgehoben, dass der Anstieg des Flüssiggasverbrauchs infolge der Energiekrise, die durch den Ukraine-Krieg noch verschärft wurde, sich wahrscheinlich negativ auf den Übergang zur Klimaneutralität auswirken dürfte. Hinzu kommt, dass mangels strengerer Vorschriften und formaler Kohlenstoffpreise öffentliche und private Akteure verstärkt auf Kompensationsmassnahmen und freiwillige Initiativen zum Kohlenstoffhandel setzen. Eine Reihe afrikanischer Länder rief etwa die African Carbon Markets Initiative ins Leben, die bis 2030 jährlich 300 Millionen Emissionsgutschriften im Wert von 6 Milliarden Dollar produzieren soll. Und mit grossem Aufsehen verkündete Vella auf der COP27 den einmilliardsten Kohlenstoffkredit. Diese Initiativen mögen viel guten Willen zeigen, lenken aber von der eigentlichen Dekarbonisierung ab.

Quellen: Greenpeace / Voxia Communication

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