WEF Artikel: Covid-19 wirkt sich auf urbane Planung aus

Die Epidemiologin Oni Tolullah argumentiert in einem Beitrag auf der Seite des Weltwirtschaftsforums (WEF), dass eine Neuausrichtung der Stadtplanungsentscheidungen die Anfälligkeit für Krankheiten verringern und die Gesundheit verbessern würde.

Eine Stadt wie Paris: als man noch ohne Covid-19 durch die Arrondissements kurvte. (Bild: Unsplash)

Die Covid-19-Pandemie, erklärt die Epidemiologin Tolullah Oni in einem aktuellen Fachbeitrag auf der Seite des WEF , habe das Bewusstsein für die erheblichen Mängel in der städtischen Infrastruktur geschärft. Auch die mangelnde Aufmerksamkeit, die den Wechselwirkungen zwischen menschlicher Gesundheit, natürlichen Systemen und der urbanen Umwelt geschenkt werde, werde immer deutlicher. Obwohl die Gesundheit des Planeten von diesen Faktoren bestimmt werde.

Zur „anfälligen“ Infrastruktur 

Der Fokus habe zu sehr auf Sicherung von Wohlstand und Ernährung gelegen, was zu stärkerer Motorisierung in den Städten geführt habe, ohne Rücksicht darauf, dass es auch Raum für körperliche Betätigung in sauberer Luft geben müsse. Die Bauweise der Häuser bisher erhöhe das Risiko von Krankheitsübertragungen. „Wir können und müssen es besser machen, indem wir ein mutiges neues Investitionsprogramm für die Gesundheit des Planeten auf den Weg bringen“, schreibt Tolullah Oni, Clinical Senior Research Associate an der Universität Cambridge und Honorarprofessorin an der Universität Kapstadt.

Die Epidemiologin von der Universität Cambridge fordert einen globalen Marshallplan für planetare Gesundheit. Sie gehört zu den Young Global Leadern des Weltwirtschaftsforums.

Konkrete Initiativen 

Im besten Fall stellt nach Ansicht von Oni das Versäumnis, die negativen Auswirkungen der heutigen urbanen Umwelt entschieden anzugehen, eine verpasste Gelegenheit dar, gesunde Gemeinschaften zu ermöglichen. Im schlimmsten Fall trägt es aktiv zum Krankheitsrisiko und zur Krankheitsübertragung bei. Als Beispiel für negative Auswirkungen einer verfehlten Wohnungspolitik führt sie die erhöhte Corona-Sterblichkeit unter der ärmeren Bevölkerung in Grossbritannien an.

Obwohl mehrere globale philanthropische Initiativen durchaus auch mit Erfolgen versucht hätten, die Gesundheit in den Städten zu verbessern, brauchten die heutigen fehlerhaften Systeme einen grundlegenderen Wandel. Oni: „Einfach ausgedrückt: Die Welt braucht einen neuen Marshallplan für die planetarische Gesundheit – ähnlich wie einen New Deal für die Erholung nach einer Pandemie.“

Regierungen und Sektoren 

Regierungen wie der Privatsektor seien gefordert, politische Entscheidungsträger müssten handeln und bessere Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Menschen, etwa in den Grossstädten, solle nicht als Folge ihrer wirtschaftlichen Erfolge, sondern von vornherein als Ziel einer neuen urbanen Planung angesehen werden. Solche Ansätze gebe es bereits, von Bhutan im Himalaya mit seinem Glücksfaktor in der Messung des Bruttoinlandproduktes bis zu Neuseeland, wo eine sogenannte Wellbeing Economy angestrebt werde.

„Hier könnten multilaterale Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen (MDFI), wie die Afrikanische und die Asiatische Entwicklungsbank, helfen“, schreibt Oni. Als nichtkommerzielle Organisationen, die Kapital für wirtschaftliche Entwicklungsprojekte in einem breiten Spektrum von Mitgliedsstaaten bereitstellen, seien solche Institutionen in einer einzigartigen Position, um durch Auflagen bei der Kredit- und Mittelvergabe das Schema nach Art des Marshallplans voranzutreiben.

Zum Artikel in English von Tolullah Oni auf der Seite des Weltwirtschaftsforums

 

Die Epidemiologin Tolullah Oni am World Economic Forum. (Bild: Wikipedia)
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