Leise Windenergie: neue Technik aus der Tierwelt übernommen

Und plötzlich redet man über leise Windenergie: Dabei bezieht man sich auf die Tier-, genauer gesagt auf die Vogelwelt. Kämme, die an die Flügel von Windenergieanlagen angebracht werden, die quasi den Flügeln von Vögeln abgeschaut wurden, resultieren in eine Geräuscheabnhame von mehreren Dezibel.

Den Flügel von Vögeln abgeschaut sind die Flügel von Windenergieanlagen jetzt standardmässig „gefiedert, sprich mit Kämmen versehen. (Bild: CC0 Creative Commons)

Leise Windenergie war immer ein Politikum. Bisher gab es im Windenergie-Bereich immer wieder technische Hindernisse in der Entwicklung. Wenn der Wind an der Hinterkante der Flügel von Windenergieanlagen „abreisst“, entstanden Windturbulenzen, die trotz Einhaltung der Lärmschutzverordnung bei stärkeren Winden störende Geräusche verursachen.

Hersteller haben dieses Problem schon vor einiger Zeit erkannt und forschten auf verschiedenen Ebenen, um es zu beheben. Daraus hervorgegangen ist u. a. eine Art „Gefieder“, sprich Kämme, die den Flügeln von Vögeln abgeschaut wurden.  „Die Abnahme der Geräusche beträgt durchschnittlich 3 Dezibel. Bei einer Strasse wäre das vergleichbar mit einer Halbierung des Strassenverkehrs“, erklärt Xavier Falourd, Akustiker bei der Prona SA, der die Messungen durchführte.

Wie eine Halbierung des Verkehrs
Messungen an den beiden Anlagen in St. Brais im Berner Jura vor und nach der Nachrüstung im Juli 2017 haben gezeigt, dass auch mit einer Nachrüstung eine deutliche Verbesserung erzielt wird:

„Die Geräuschmessungen vor und nach Anbringung der Kämme haben ergeben, dass sich die Lärmbelastung um 2 bis 4 Dezibel verringert hat“, erklärt Xavier Falourd. „Das sind durchschnittlich 3 Dezibel bei einem Windaufkommen von über sechs Metern pro Sekunde auf der Höhe der Gondel“, führt der Fachmann für Akustik weiter aus. Bei einem niedrigeren Windaufkommen sind Windenergieanlagen kaum hörbar.

Doch selbst bei starken Winden ist es jederzeit möglich, unter den Anlagen im normalen Plauderton ein Gespräch zu führen.

Wissenschaftlich belegt
Die Anlagen in St. Brais erfüllten schon bei der Inbetriebnahme 2009 die strengen Anforderungen der Lärmschutzverordnung. Aufgrund der besonderen topografischen Lage waren sie im Dorf bei starken Winden aber trotzdem hörbar. Aus Rücksicht auf die Bevölkerung reduzierte die Eigentümerin, die Bürgerbeteiligungsgesellschaft ADEV Windkraft AG, jedoch die Leistung der Anlagen nachts.

„Wir sind sehr erfreut, dass wir endlich eine Lösung für alle Beteiligten gefunden haben und dass die deutliche Verbesserung mit den wissenschaftlichen Messungen von Prona SA nachgewiesen werden konnte!“, erklärt Andreas Appenzeller, Vorsitzender der Geschäftsleitung der ADEV Windkraft AG. Die Anlagen können jetzt rund um die Uhr ohne Einschränkung Strom produzieren und sind insbesondere bei starken Winden nun noch leiser.

Mehr über die Vereinigung zur Förderung der Windenergie und deren Projekte finden Sie unter http://www.suisse-eole.ch

 

Im Bild ein Flügel einer der neuen Windenergieanlagen auf dem Mont Juvent. Ältere Anlagen können mit solchen Kämmen nachgerüstet werden. (Bild: Reto Rigassi)

 

 


 

 

 

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