Schweiz vom Klimawandel stark betroffen
Ob zwei oder drei Grad mehr: Diese anscheinend kleine Differenz hat auf die Schweiz massive Auswirkungen.
Am 2. März diskutierte der Nationalrat die Ratifikation des Pariser Klimaabkommens. Die Umsetzung hat für die Schweiz eine grössere Bedeutung als für viele andere Länder, denn die Auswirkungen der Klimaerwärmung sind hierzulande massiv.
Dieses Abkommen der Vereinten Nationen hat zum Ziel, den durchschnittlichen weltweiten Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Nach Möglichkeit wird sogar ein maximaler Anstieg von 1,5 Grad Celsius angestrebt. Dieses Ziel kann jedoch nur mit einem drastisch verringerten CO2-Ausstoss erreicht werden.
Viel weniger Schnee, 10-mal mehr Tropennächte, 3-mal mehr Hitzetage
Der Bericht «Brennpunkt Klima Schweiz. Grundlagen Folgen und Perspektiven» von ProClim der Akademie der Naturwissenschaften zeigt auf, dass die Schweiz von der Klimaänderung überdurchschnittlich stark betroffen ist. Im Vergleich zum globalen Mittel stieg hier die Jahresdurchschnittstemperatur in den letzten 150 Jahren mit 1,8 Grad Celsius etwa doppelt so stark an. Wird das «2-Grad-Ziel» des Pariser Abkommens erreicht, bedeutet dies für die Schweiz eine Erwärmung gegenüber vorindustrieller Zeit von insgesamt 3 bis 3.5 Grad bis Ende Jahrhundert. Werden nicht genug Anstrengungen unternommen und steigt die globale Temperatur zum Beispiel um 3 Grad, würden die Jahresmitteltemperaturen hierzulande bis Ende des Jahrhunderts um 4 bis 5 Grad ansteigen.
Die Erwärmung hat markante Folgen beispielsweise für die Gesundheit: Beim Erreichen des 2-Grad-Zieles («2-Grad-Welt») rechnen Klimaforschende im Mittelland bis 2085 mit durchschnittlich etwa 5 Tropennächten (heute 1-2) und 15-20 Hitzetagen (heute 10-15) pro Jahr. Bei einer globalen Erwärmung von 3 Grad («3-Grad-Welt») werden es dagegen 15 bis 20 Tropennächte und rund 30 bis 40 Hitzetage sein, bei gleichzeitig höheren Maximaltemperaturen.
Auch für den Schneetourismus hat eine stärkere Erwärmung spürbare Folgen: Die Schneefallgrenze würde in der 3-Grad-Welt bis 2085 gegenüber heute um rund 500 Höhenmeter steigen statt um 250 Meter wie in der 2-Grad-Welt und die mittlere Schneehöhe um rund 60% statt 30% abnehmen. Auch die Schneesaison würde markant kürzer.
Dies sind nur einige Beispiele von zahlreichen Auswirkungen des Klimawandels in der Schweiz, wie sie im Bericht «Brennpunkt Klima Schweiz» ausführlich beschrieben sind.
Internationale Aktionen gefragt
Gerade weil die Schweiz im internationalen Vergleich besonders stark vom Klimawandel betroffen ist, ist für sie global koordiniertes Handeln wichtig. Nur so kann der Klimawandel eingedämmt werden. Durch eine Zusammenarbeit mit der Staatengemeinschaft kann die Schweiz mit ihrem international guten Ruf
und ihrer Innovationskraft mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass sich Wohlstand und Klimaschutz vereinbaren lassen.
Nationalratskommission gibt «go»
Das internationale Übereinkommen von Paris verpflichtet alle Staaten, national freiwillig festgelegte Ziele zur Minderung des Treibhausgasausstosses einzureichen und im Inland Massnahmen zu ergreifen, um diese Ziele auch zu erreichen. Die von den Staaten bisher eingereichten Ziele genügen allerdings noch bei weitem nicht aus, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen.
Das 2-Grad-Ziel bedeutet, dass die Treibhausgasemissionen in der 2. Hälfte des 21. Jahrhunderts auf Null zurückgehen müssen. Für die Schweiz hat der Bundesrat nun das Ziel einer Senkung bis 2030 um 50 Prozent formuliert, im Vergleich zu 1990. Die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates hat das Übereinkommen bereits am 31. Januar 2017 diskutiert und in dieser Form zur Ratifikation freigegeben. Allerdings möchten zwei Minderheiten das Übereinkommen zwar ratifizieren, aber mit einem Minderungsziel von 40 respektive 60 Prozent. Eine weitere Minderheit beantragt, nicht auf die Vorlage einzutreten. Klar ist: Je weniger die Schweiz ihren Treibhausgasausstoss bis 2030 reduziert, desto stärker schiebt sie das Problem auf künftige Generationen.
Text: Akademien Schweiz